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Geschichte des GIBZ.pdf - Knowledge Factory

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Universität Zürich<br />

Stefan Rickli<br />

KM3b: Qualitative Forschungsmethoden - Historische und textanalytische Verfahren HS 2009 / FS 2010<br />

der deutschen Sprache und eines Lehrers der Zeichenzunft [...] Bedacht genommen werden soll“<br />

(Zuger Zeitung 14. Mai 1830).<br />

9<br />

4.4 Volksabstimmung: Pro und Contra<br />

Die Umsetzung <strong>des</strong> Planes der öffentlichen Knabenlehranstalt der Stadtgemeinde Zug sah weit<br />

mehr vor als nur die Gründung einer Zeichnungsschule und erforderte den Zuspruch der Bürgergemeindeversammlung.<br />

Diese versammelte sich am 1. Mai 1830 zur Abstimmung. Die Gegner<br />

hatten einige Argumente vorzutragen. Die Älteren sahen nicht ein, weshalb das alte Schulgebäude<br />

plötzlich unzweckmässig sein soll und es einen Anbau brauche. Sie brachten das „Gesetz der Beharrung<br />

in Anwendung [...] und verwarfen das Neue, weil es neu war“ (Zuger Zeitung 14. Mai<br />

1830). Andere erklärten den neuen Plan für unausführbar und ein „Phantasiegebilde seiner Urheber“<br />

(Zuger Zeitung 14. Mai 1830). Es gab auch pädagogische Argumente gegen den neuen Plan.<br />

Es wurde befürchtet, der Stoff sei zu ausführlich und eine Verarbeitung nicht möglich. Es „leide<br />

die Einfalt <strong>des</strong> kindlichen Gemüthes, je mehr man die Aufmerksamkeit <strong>des</strong> Menschen auf das<br />

Aeussere und Sinnfällige hinlenke, <strong>des</strong>to mehr ziehe man seine Gedanken von dem Höheren und<br />

Göttlichen ab“ (Zuger Zeitung 14. Mai 1830). Schlussendlich gab es auch die Meinung konservativer<br />

Kräfte „es dürfte hinter dem Ganzen eine zu liberale [...] Tendenz verborgen liegen, und hielt<br />

[es] ein für allemal sicherer das trojanische Pferd ausser den Mauern zu lassen“ (Zuger Zeitung<br />

14. Mai 1830). Insbesondere das Landvolk 6 war gegen die Einführung <strong>des</strong> Planes. Sie sahen die<br />

Notwendigkeit der Neuerungen nicht gegeben und besuchten die Schule weniger als die Einwohner<br />

der Stadt. „Nachdem am Versammlungsorte für und wider den Gegenstand lange ausführlich<br />

ernst, mitunter auch hizig, gesprochen war, ward endlich zur Abmehrung [Abstimmung: S.R.]<br />

geschritten (Zuger Zeitung 14. Mai 1830). Es ergab sich kein deutliches Mehr und auch die zweite<br />

Abstimmung ergab kein klares Ergebnis. Die Gemüter erhitzten sich abermals und „da alle Versuche<br />

zur Beruhigung [...] fruchtlos blieben, und der fortdauernde Tumult jede fernere Verhandlung<br />

unmöglich machte, so erklärte der Präsident die Gemeinde als geschlossen, und entfernte sich“<br />

(Zuger Zeitung 14. Mai 1830). An der später durchgeführten ordentlichen Maigemeinde versuchte<br />

eine Minderheit die Genehmigung <strong>des</strong> Protokolls der turbulenten Versammlung vom 1. Mai 1830<br />

zu verhindern. Sie blieben erfolglos und so oblag es „dem Stadtrath und der Schulcommission [...]<br />

den neuen Plan [...] soweit es die bewilligten Mittel erlauben, in’s Leben zu rufen (Zuger Zeitung<br />

14. Mai 1830).<br />

5. Die Umsetzung <strong>des</strong> Planes der öffentlichen Knabenlehranstalt<br />

Der Schulplan wurde nie in seiner Gesamtheit umgesetzt. Nach einer sechsjährigen provisorischen<br />

Gültigkeit wurde er 1836 für definitiv erklärt, 1948 revidiert und bereits zwei Jahre später wieder<br />

beschnitten (vgl. Mühle 1931, S.42). Es scheint als seien lediglich die Neuerungen in Bezug auf<br />

die Zeichnungsschule vorangetrieben worden. Bereits am 18. September 1830 überreichte die<br />

Schulkommission dem Stadtrat „[...] einen Entwurf der neu zu entrichtenden Zeichnungsschule<br />

und bemerkt zugleich, es seien nun dem Lehrer drei Stunden wöchentlichen Unterrichts mehr<br />

eingebunden um an Sonn- und Feiertagen für Handwerkslehrjungen und Gesellen Schule zu halten<br />

und <strong>des</strong>sen Gehalt erhöht“ (PdSZ 18. September 1830). Der Entwurf für die öffentliche<br />

Zeichnungsschule wurde durch den Stadtrat bewilligt (vgl. PdSZ 18. September 1830). Die Umsetzung<br />

der Zeichnungsschule erforderte die Anstellung einer zusätzlichen Lehrperson. Die Stelle<br />

wurde ausgeschrieben und kurze Zeit später überreichte die Schulkommission dem Stadtrat die<br />

Prüfungsergebnisse von Wilhelm Moos, welcher sich als Kandidat für die Zeichnungsschule bewarb.<br />

Sie war der Ansicht, dass sich Wilhelm Moos als Zeichnungslehrer eignet und erwartete<br />

vom Stadtrat, dass diese die Genehmigung zur Anstellung erteile. Daraufhin wurde Wilhelm<br />

6 Als „Landvolk“ werden hier diejenigen Leute bezeichnet, welche innerhalb der Stadtgemeinde Zug auf dem<br />

Land lebten.

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