03.11.2013 Aufrufe

download - Mohlsdorf

download - Mohlsdorf

download - Mohlsdorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der letzte Nachtwächter von Reudnitz<br />

In jedem Dorf war es früher in der Ordnung, dass es einen<br />

Nachtwächter gab, der in der Nacht für die Gemeinde seines Ortes<br />

wachte. Ob für Feuer, Wasser oder Einbrüche, stets war er der<br />

Mann, der sein Auge und Ohr überall hatte. So war es auch in<br />

unserer Gemeinde Reudnitz. Es war der alte Wetzels Franz, ein<br />

großer Mann mit Vollbart. Von Beruf war er Leinenweber, aber der<br />

Verdienst war zu der Zeit sehr gering und so suchte er sich noch eine<br />

Nebenbeschäftigung. Wenn er von der Arbeit kam, dann schlief er<br />

bis 9.00 Uhr abends. Um 10.00 Uhr ging dann sein Dienst los. Seine<br />

Ausrüstung war ein großer langer Mantel, eine Mütze, die er weit<br />

über die Ohren ziehen konnte, ein Paar Handschuhe fehlten auch<br />

nicht. Dazu seinen Stock, die Laterne und die Stechuhr hatte er<br />

umgehängt. So zog der Nachtwächter jeden Tag pünktlich auf, ob<br />

Sonn- oder Feiertag, ob Sommer oder Winter, so machte er sich auf<br />

zu seiner Runde im Dorf. Zur Kontrolle, dass er auch wirklich seine<br />

Runde machte, waren an den Ortsausgängen kleine<br />

Kastenschlösser angebracht, meistens an Gebäuden, die an der<br />

Straße lagen. Darin lag dann ein Schlüssel und mit diesem Schlüssel<br />

mußte er seine Stechuhr stechen. Am anderen Tag mußte er dann<br />

aufs Gemeindeamt und mußte seine Stechuhr vorlegen. Hier wurde<br />

dann das Papierzifferblatt herausgenommen und so konnte man<br />

genau feststellen, zu welcher Uhrzeit er den Kontrollpunkt<br />

angelaufen hatte.<br />

Noch heute sind zwei von den Kontrollschlössern erhalten,<br />

allerdings stark verrostet.<br />

Eines ist draußen bei Tungers in der Werdauer Straße, das andere bei<br />

Dietzens am Pfeifersberg (Straße des Friedens). Die<br />

Straßenbeleuchtung war zu der Zeit spärlich, nur ab und zu brannte<br />

mal eine Lampe und so tappste der alte Nachtwächter oft in der<br />

Dunkelheit dahin. Kein Wunder, daß er dann in der Dunkelheit so<br />

manches betrachten konnte. Vor allem die Liebespaare machten<br />

ihm oft den größten Spaß, wenn er sie überraschen konnte. Aber<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!