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Reudnitzer Chronik<br />

von<br />

Erhard Rohleder<br />

Herausgegeben<br />

vom Heimat- und Geschichtsverein <strong>Mohlsdorf</strong> e.V.


Reudnitzer Chronik<br />

von<br />

Erhard Rohleder<br />

Herausgegeben<br />

vom Heimat- und Geschichtsverein <strong>Mohlsdorf</strong> e.V.<br />

2004


Erhard Rohleder<br />

18.07.1913 in Reudnitz geboren<br />

1928 Friseurlehre in Greiz<br />

1931 Friseurgeschäft in Reudnitz<br />

1952 Friseurmeisterprüfung<br />

Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein <strong>Mohlsdorf</strong> e.V.<br />

2004<br />

Satz: G. Richter<br />

Druck: Seidel S-Druck, Gottesgrün<br />

4


Die Rohleder Chronik<br />

Von dem Reudnitzer Erhard Rohleder wurde die Chronik in Text und Bild verfasst<br />

und der Gemeinde überreicht.<br />

Sie umfast den Zeitraum der erstmaligen Nennung von Reudnitz bis zum Jahr<br />

1990.<br />

In Liebe zu seinem Ort Reudnitz sammelte er die einzelnen Daten und Ereignisse<br />

und faste sie zu seiner Chronik zusammen. Um diese Arbeit einem breiteren<br />

Interessenkreis zugänglich zu machen, wurde sie in die Schriftenreihe des<br />

Heimat- und Geschichtsvereines <strong>Mohlsdorf</strong> e.V. aufgenommen und in ihre<br />

ursprünglichen Form und Inhalt belassen.<br />

Inhalt<br />

Der Ort<br />

Der Name von Reudnitz 2<br />

Die Sorben 10<br />

Die Rittergüter 12<br />

Das Schulwesen der Gemeinde Reudnitz 21<br />

Die Schulgeschichte 21<br />

Die Lehrer bzw. Schulleiter 33<br />

Reudnitz nach dem ersten Weltkrieg 35<br />

Reudnitz ab 1918 35<br />

Die Gefallenen des 2. Weltkrieges 40<br />

Die Bürgermeister 41<br />

Die Silvesternacht anno 1633 in der Neudeckmühle 43<br />

Das Handwerk 46<br />

Handwerk und Gewerbe 48<br />

Reudnitzer Beinamen 51<br />

Der Letzte Nachtwächter von Reudnitz 53<br />

Die Holzkohlebrenner 54<br />

Die Entstehung unseres heutigen Parks 56<br />

Man schrieb das Jahr 1945 62<br />

Die große Wende 77<br />

Das Gesundheitswesen in unseren Ort 79<br />

100 Jahre Kirchweih des Kirchspieles Hermannsgrün 81<br />

Ordnung - 100 Jahrfeier der Herrmannsgrüner Kirche 85<br />

Anlage<br />

- Brief Staatsarchiv Weimar / Greiz 88<br />

- Schreiben des Ortschronisten Steinpleis 49<br />

- Karte Rohleder Anlage<br />

5


Reudnitz !<br />

Du mein Heimatland,<br />

liegst an der Grenze<br />

zu Sachsen und Reußenland.<br />

Der Aubach ist dein Gewässer,<br />

klar und rein, fliest er durch<br />

Auen und Wiesen,<br />

Erlen stehen am Bachrand,<br />

und grüßen.<br />

Sorben und Ritter,<br />

waren deine Gründer,<br />

und heute sind wir deine Kinder.<br />

Feuer und Wasser,<br />

Krieg und Revolutionen,<br />

hast du standgehalten<br />

in allen Situationen.<br />

Jugend sei stolz auf deinem Ort,<br />

bewahre das Erbe und pflege es fort.<br />

Schöner noch soll die Heimat werden,<br />

Helft mit, denn ihr habt Frieden,<br />

Frieden auf Erden!<br />

6


Sitz der Gemeinde Reudnitz - Seit: 1936<br />

Postkarte Reudnitz Kr. Greiz<br />

7


Der Name von Reudnitz.<br />

Nicht alleine der Ort hieß so, nein, es gab auch sogar ein Geschlecht<br />

von Reudnitz (Rudenitz), aus welchem viele Glieder in Urkunden<br />

als Zeugen der Voigte von Plauen und besonders der Herren zu<br />

Greiz genannt werden.<br />

Dieses Geschlecht mag Jahrhunderte hindurch seinen Sitz zu<br />

Reudnitz gehabt haben. Wenn auch in keiner der Urkunden, in<br />

denen Angehörige des Geschlechts vorkommen, als Wohnsitz<br />

Reudnitz ausdrücklich angegeben wird, so kann man es doch aus<br />

dem Jnhalt einiger schließen. So lange die Ritter auf dem Gute, nach<br />

welchem sie den Namen führten, saßen, findet man sie in den<br />

Urkunden in der Regel mit dem Namen von Reudnitz.<br />

Die “von Reudnitz“, deren urkundliche Erwähnung geschieht, sind:<br />

1333, April 13 Lupold von Rudnicz<br />

1355, März 4 Kunlin von Reudenicz<br />

1358, August 27 Jan von Rudenicz<br />

1367, August 21 Heinz von Rudenicz<br />

1384, Juni 20 Der alte Löppold. von Reudnitz<br />

1401, Nov. 24 Chunratt von Rewdenicz, d. Junge<br />

1422, Mai 28 Claus von Rudeniez<br />

1438, April 17 Conrad. von Rudenicz zu Steinpleis<br />

1440 wurde Ritter Hans Rumpf zu<br />

Steinpleis der Besitzer von<br />

Reudnitz.<br />

Wilhelm von Rumpf, wohl des ersten Sohnes, verkaufte<br />

1462 durch seinen Vormund, Hans von Wolfersdorf,<br />

dringender Schulden halber, den Rittersitz an Hans von<br />

Volkstedt (Kauf- u. Wehrbrief über Reudnitz am Montag<br />

nach Exaudi vor den Pfingstheil. Tagen anno 1462) u.<br />

wurde damit belehnt (Lehnbrief Heinrichs, Reuß von<br />

Plauen, für Hans von Volkstedt, erteilt am Montag nach<br />

Exaudi anno 1462.<br />

8


So war Reudnitz, zu derer Zeit, eins der wichtigsten Rittersitze in<br />

der ganzen Umgebung. Viele Nachfolger hat es gehabt, teils durch<br />

Vererbung oder Verkauf. Der letzte Rittergutsbesitzer von Ober-<br />

Reudnitz war Arthur von Geldern-Crispendorf, gest. am 7. April<br />

1962.<br />

Der letzte Rittergutsbesitzer von Unter-Reudnitz war August<br />

Hermann, gest. am 3.Juli 1937. Sein Sohn Rudolf Hermann führte<br />

es bis 1945 weiter.<br />

1945 wurden beide Rittergüter in Volkseigentum überführt und<br />

aufgeteilt.<br />

500 Jahre gab es die Rittergüter in Reudnitz, in der Zeit von 1440 -<br />

1945.<br />

Reudnitz wird 1440 das erste Mal urkundlich erwähnt, in welchem<br />

Jahre Ritter Hans Rumpf als Besitzer genannt wird. Doch ist der Ort<br />

schon viel älter. Wie uns schon der Name "Reudnitz" verrät, ist er<br />

sorbischen Ursprungs. Im 6. Jahrhundert zogen nach dem<br />

Zusammenbruch des Thüringer Königreiches die Sorben, ein<br />

slawischer Stamm, in unsere Heimat ein. Sie fanden ausgedehnte<br />

Wälder vor, in denen der Aubach eine günstige Verkehrsmöglichkeit<br />

von Ost nach West bot. An den früheren Reichtum<br />

unserer Heimat, an Wald, erinnert uns noch der Name "Reudnitz"<br />

selbst, der sicher aus reuden, roden entstanden ist, dann aber auch<br />

verschiedene Ortsteile von Reudnitz, z.B. Eichberg, Fuchsloch,<br />

Haardtberg (Haardt = Wald). Und sollte uns nicht auch die Sauhut<br />

daran erinnern? Warum trieb der Gemeindehirt die Schweine<br />

gerade in diese Gegend? Vielleicht gab es dort ausgedehnte<br />

Eichenhaine, in denen die Schweine ihre Lieblingsspeise fanden.<br />

Die sorbischen Dörfer waren rund gebaut. Die Häuser standen im<br />

Kreise um den Dorfteich herum, mit der Giebelseite nach ihm<br />

gerichtet. Wenn wir das in Betracht ziehen, dann wird der älteste<br />

Teil von Reudnitz, und somit das eigentlich Dorf, der sogenannte<br />

Winkel, gewesen sein, wohin man zuerst gelangt, wenn man von<br />

9


der Sauhut herein kommt. Dort, wo jetzt auf dem freien Platz die<br />

Gärten sind, war der ehemalige Dorfteich, und jetzt noch stehen die<br />

Häuser um diesen “Teich“ herum. Die ganze Dorfanlage war mit<br />

einer dichten Hecke umgeben.<br />

Links das Herrenhaus vom ehemaligen<br />

Rittergut Unter-Reudnitz und dem Brauteich.<br />

Rechts das Haus von Rose die ehemalige<br />

Gaststätte Schwedenkönig<br />

Der ehemalige Dorfteich im Winkel, wurde<br />

1912 zugeschüttet.<br />

Die Sorben waren Heiden und verehrten in Hainen ihre Götter<br />

(Naturkräfte). Ihnen errichteten sie hier Götzenbilder und opferten<br />

Tiere, bisweilen auch Menschen.<br />

Ob die Reudnitzer Sorben nicht in Gottesgrün, früher Götzengrün,<br />

ihre Kultstätte besaßen? Die Sorben betrieben Ackerbau und<br />

Viehzucht. Imkerei, Jagd und Fischzucht waren ihre<br />

Lieblingsbeschäftigungen. Ihre Pflüge waren ganz einfache<br />

hölzerne Hakenpflüge und konnten die Erde nur oberflächlich<br />

aufreißen. Bonifatius nennt sie ein schmutziges und hässliches<br />

Volk, rühmt aber ihre Mäßigkeit und Gastfreiheit und Liebe zu<br />

Gesang und Tanz. Sie galten als listig und verschlagen. Es fehlte<br />

ihnen der Gemeinsinn und das Zusammenhalten im Kampf gegen<br />

den gemeinsamen Gegner. An der Spitze der Gemeinde stand der<br />

Stammesälteste. Weberei, Töpferei und die Schmiedekunst war den<br />

slawischen Volksstämmen schon bekannt.<br />

10


Der Versammlungsort aller Sorben aus unserer näheren Umgebung<br />

war jedenfalls die Spornburg, die dort, wo jetzt das Gut an der<br />

<strong>Mohlsdorf</strong>-/Greizer Straße liegt, gestanden hat. Der Name kommt<br />

vielleicht von Zbor, was soviel wie Volksversammlungsort<br />

bedeutet. Sie diente jedenfalls zu politischen, gerichtlichen,<br />

geselligen und kulturellen Versammlungen sowie zu<br />

Verteidigungszwecken. Nach anderer Lesart sollen alle Slawen den<br />

gemeinsamen Namen Sporen geführt haben. Die Spornburg war<br />

eine ausgesprochene Tal- und Sumpfburg. Auch daran erkennen wir<br />

ihren sorbischen Ursprung, denn die Deutschen bauten meist<br />

Höhenburgen, wozu sich in unserer Gegend genug Gelegenheit<br />

geboten hätte. Die Spornburg, von der wir keine Überreste mehr<br />

finden, war so beschaffen wie alle Sorbenburgen. Nachdem die<br />

Sorben sich ein Weideland, das reich an Wasser- und Rohrsümpfen<br />

war, herausgesucht hatten, steckten sie dort einen runden oder<br />

viereckigen Platz ab. Darum wurde ein Graben gezogen, die<br />

ausgehobene Erde auf den freien Platz angehäuft und mit Brettern<br />

und Balken festgestampft. Nun wurde eine Mauer ausgeführt, die<br />

an der einen Seite ein Tor erhielt, von dem aus eine hölzerne Brücke<br />

über den Graben führte.<br />

Im Inneren des Wallraumes müssen wir uns eine Opferstätte<br />

errichtet denken. Einige kasemattenartig in den Wall eingegrabene<br />

Wohnräume waren wohl auch vorhanden. In den kriegerischen<br />

Zeiten wurden im Burginneren, direkt an die Mauer angelehnt,<br />

einige ärmliche Hütten und Stallungen aus Weidengeflecht, mit<br />

Lehm verdichtet, hergestellt. Das Dach dieser Hütten wurde gegen<br />

eingeworfene Feuerbrände durch Rasen geschützt. Darin wurde<br />

dann die ganze bäuerliche Bevölkerung untergebracht, während der<br />

Wächter auf dem nahen Wachtberge Ausschau nach dem Feinde<br />

halten musste und sein Herannahen durch Hornruf oder ein<br />

aufflammendes Feuer verkündete. In Friedenszeiten hingegen zog<br />

sich der Wächter ins Innere der Burg zurück. Verrichtete der<br />

Stammesälteste im Inneren der Burg die Opferung, so schaute die<br />

anwesende Bevölkerung vom Wall aus der heiligen Handlung zu.<br />

11


Daran schloss sich im Inneren des Walles ein frohes Fest bei Musik<br />

und Tanz. an.<br />

Die Wohnung und Wirtschaftsräume des Aufsichtsführenden über<br />

die Spornburg waren wohl außerhalb, vielleicht dort, wo jetzt die<br />

Baulichkeiten des Gutes sind. Die Einrichtung war auch nicht<br />

anders als die aller anderen sorbischen hölzernen, strohbedachten,<br />

hüttenartigen Häuser. Die Getreidekörner wurden der größeren<br />

Sicherheit wegen in großen, dickwandigen Töpfen in der Erde<br />

vergraben und von dort aus bei gelegentlichem Bedarf entnommen.<br />

Das Stroh aber wurde wegen der Feuersicherheit außerhalb<br />

aufbewahrt. Ein Plätzchen für die steinerne Handmühle sowie für<br />

einige steinerne Krüge, in denen der von den Bienen eingetragene<br />

Honig sowie der daraus bereitete Met aufbewahrt wurden, war<br />

vorhanden.<br />

Heinrich I. unterjochte die Sorben. Deutsche drangen wieder ein<br />

und gründeten ringsum deutsche Dörfer, so dass wohl Reudnitz die<br />

älteste Siedlung in der näheren Umgebung sein muss, denn alle<br />

unsere Nachbarorte Herrmannsgrün, Kahmer, Gottesgrün,<br />

Fraureuth, Teichwolframsdorf sind deutschen Ursprungs und<br />

jedenfalls erst nach der Vertreibung der Sorben gegründet worden.<br />

Heinrich beschenkte auch seine Kriegsleute mit slawischen Gütern.<br />

Die Nachkommen dieser Besitzer legten sich den Namen des<br />

betreffenden Gutes als Familiennamen zu. So gab es auch ein<br />

Geschlecht Reudnitz (Rudenitz). Der letzte Reudnitz auf Reudnitz<br />

war Conrad, der wahrscheinlich seinen Rittersitz zwischen den<br />

Jahren 1430 und 1438 an den oben genannten Hans Rumpf gegen<br />

Steinpleis vertauschte.<br />

Die Geschichte des Dorfes ist eng mit der Geschichte der<br />

Rittergüter Unter- und Ober-Reudnitz verknüpft. Herrschten ja in<br />

früheren Zeiten die Rittergutsbesitzer in ihrem Dorf wie ein Fürst in<br />

seinem Lande. Sie waren die höchste Behörde für die Einwohner<br />

des Ortes.<br />

12


Von den vielen Rechten der Rittergutsbesitzer nennen wir nur:<br />

1. Die Ober- und Nieder-Gerichte über Hals und Hand im Dorfe,<br />

2. die Nieder-Jagd auf sämtlichen Reudnitzer und Gottesgrüner<br />

Fluren,<br />

3. die Schaftriftgerechtigkeit auf den Grundstücken der Untertanen,<br />

4. Lehen- und Abzug-Gelder (von jedem 110 Gulden),<br />

5. völlige Frondienste,<br />

6. Erbzins.<br />

Die Untertanen mussten schwören,<br />

ihrem Herrn “treu, hold, gerichtbar und bittmäßig, fron- und<br />

dienstbar, gehorsam und gewärtig sein zu wollen, denselben vor<br />

seinem Schaden jederzeit warnen, selbst keinen zufügen, seinen<br />

Nutzen und Frommen getreulich suchen, schaffen, werben und<br />

befördern“.<br />

Die schwerste Last für die Untertanen waren wohl die Frondienste.<br />

Man muss zwischen Pferde- und Handfrönern unterscheiden. Die<br />

Pferdefröner müssen den Ackerbau zu Reudnitz mit ackern und<br />

eggen, über Winter und Sommer ganz und gar beschicken. Auch<br />

den Samen auf dem Feld und alles Getreide, so darnach erwächst,<br />

wieder in die Scheune, desgleichen den Mist aufs Feld führen, alles<br />

Heu und Grummet, so auf dem Rittergut erwächst, wohin man es<br />

heißt, einführen. Auch wenn nicht genug Heu und Stroh für die<br />

Schäferei erwächst, dasselbe anderswo holen. Auch dem Schäfer<br />

sein Brennholz auf die Schäferei führen. Holz zur Notdurft des<br />

Feuerwerks aus dem Walde führen. Getreide in die Mühle und das<br />

Mehl wieder heraus, soviel man des für die Haushaltung bedarf,<br />

führen und tragen. So Getreide übrig zu verkaufen, dasselbe zu<br />

Markt, auch so man Getreide für die Haushaltung kaufen müsste,<br />

dasselbe anhero führen und holen. Die Wolle, wohin man dieselbe<br />

verkauft, wegführen. Was man zur Notdurft der Gebäude bedarf an<br />

Holz, Steinen Ziegeln, Kalk, Bretter, Schindeln und alles andere<br />

holen und zur Stelle bringen. Ingleichen Röhren zum Röhrwasser<br />

fahren. Desgleichen müssen sie helfen Korn schneiden, aufbinden,<br />

13


Gersten, Hafer aufrechnen, Heu dürremachen und aufrechnen (aber<br />

Grummet nicht), Kraut stecken und hacken, Flachse und Hanf<br />

raufen, fimmeln und ein jeder Schock Kauten, es sei Flachs oder<br />

Hanf, brechen oder das Frongeld, als 18 Pf. dafür geben. Angezeigte<br />

Pferdefröner müssen jährlich eine Weinfuhre an die Saale machen“.<br />

(Eichel von Volkstedt hatte im Jahre 1505 einen Weinberg zu Ober-<br />

Wöllnitz an der Saale gekauft).<br />

“Die Handfröner müssen neben den Pferdefrönern alles Korn<br />

abschneiden, aufbinden, Gerste, Hafer, Heu rechnen. Das Grummet<br />

allein, ohne Zutun der Pferdefröner dürrmachen, Kraut stecken und<br />

hacken, abhauen, sieden und einstoßen, Rüben und Möhren graben,<br />

Zwiebeln, auch Flachs jäten, Hanf und Flachs raufen, fimmeln und<br />

ein jeder ein Schock Kauten brechen. Schafe scheren, 26 Klafter<br />

Scheitholz hauen, Schleifling oder Leseholz im Wald oder sonsten,<br />

soviel man über das Scheitholz für die Haushaltung bedarf, hauen<br />

und zusammenräumen. Den Hopfen abnehmen und pflocken. Zu<br />

den Gebäuden alle Handlungen, was man sie heißt, leisten. Alles<br />

Heu und Grummet, so viel dessen erbauet, auf dem Rittergut und<br />

Schafstall eintreten. Ingleichen müssen diese Fröner die Scheunen,<br />

wann man einernten will, auf den Balken räumen, desgleichen<br />

Laubholz, soviel man dessen bedürftig, hauen. Alte Zäune zum<br />

Rittergut machen, Hopfenstangen abstreichen. Brennklötz und<br />

Bauholz fällen und ausschneiden. Pferde- und Handfröner müssen<br />

mit auf die Jagd gehen bei Tag und Nacht, wann und so oft man es<br />

heißet. Ferner die Wach bestellen, wann und so oft man es begehret.<br />

Das Röhrenholz, wo man es kauft, fällen. Zum Röhrenlegen graben,<br />

auch dieselben legen helfen und andre Zulangung verrichten“.<br />

Wieviel Zeit blieb nach all dem den Untertanen für die Bestellung<br />

ihres eigenen Feldes übrig? Gar oft wurden sie von ihrer Arbeit<br />

weggerufen zu den Diensten, und sie hatten deshalb schon viel<br />

erreicht, als ihnen der Wunsch erfüllt wurde, dass sie schon am<br />

Abend vorher die Aufforderung zum Frondienst erhielten. Die<br />

Frondienste konnten auch durch Geldabgaben ersetzt werden,<br />

14


allerdings nur, wenn der Herr keiner Dienste bedurfte, und zwar<br />

mussten die Untertanen für einen Tag schneiden oder rechnen 1<br />

Groschen, für einen Tag hauen 2 Groschen bezahlen. Doch ganz<br />

umsonst wurden die Dienste nicht verrichtet. Der Herr war<br />

verpflichtet, den Frönern Essen und Trinken zu reichen. Die<br />

gewöhnliche Kost war eine Suppe oder ein Brei, Brot und Käse,<br />

wohl auch einmal ein “Zugemüse“. Als Getränk diente gewöhnlich<br />

Buttermilch. Den Pferdefrönern, die die Weinfuhre an die Saale zu<br />

verrichten hatten, wurde vom jeglichem Rittergut Ober- und<br />

Unterteil ein Laib Brot und ein Mandel Käse gereicht und gegeben,<br />

und zur Wiederkunft wird eine Mahlzeit gereicht, was dem<br />

Lehnsherrn beliebt. Beim Getreideschneiden bekamen die 22<br />

Fröner außer dem Morgen- und Mittagsbrot vier Wasserstunzen<br />

Koffent, das war eine Art Dünnbier, das zweite Gebräu, mit aufs<br />

Feld. Außer diesen Frondiensten mussten die Untertanen noch<br />

Erbzins entrichten, entweder in Geld oder in Naturalien als: Gänse,<br />

Hühner, Weihnachtsstollen, Spinnbretter. Die Ablieferungstage<br />

waren meistens Walpurgis, Michaelis und Weihnachten. Verkaufte<br />

einer der Untertanen sein Gut, so musste er “den zehnten Pfennig<br />

des Kaufgeldes zur Lehnwar geben“.<br />

Zu den Rechten des oberen Gutes gehörte auch die<br />

Braugerechtigkeit. In den Gast- und Schankwirtschaften aller<br />

Ortschaften, die unter der Ober- und Unter-Reudnitzer<br />

Gerichtsbarkeit standen, durfte nur Ober-Reudnitzer Bier<br />

geschenkt werden. Doch setzten es die Unter-Reudnitzer<br />

Reihebierschank-Berechtigten, denen der Besitzer von Ober-<br />

Reudnitz überhaupt das Bierschank-Recht strittig gemacht hatte,<br />

durch, dass sie von Heinrich XI. 1771 eine Konzessionsurkunde<br />

erhielten, wonach sie auch Unter-Greizer Bier verzapfen konnten.<br />

Die Teilung in Ober- und Unter-Reudnitz fand im Jahre 1550 statt<br />

zwischen den Brüdern Rudolf und Michel von Volkstedt dergestalt,<br />

dass Rudolf Herrmannsgrün, das schon von altersher das<br />

Rittervorwerk von Reudnitz war, und Ober-Reudnitz bekam,<br />

15


während Michel Unter-Reudnitz erhielt. Das Rittergut Ober-<br />

Reudnitz ist in dieser Zeit aus dem Kretzschmar (Gasthaus) und<br />

einigen Bauerngütern gebildet worden. Dieser Kretzschmar war die<br />

älteste Schankstätte im Dorf. Erst nach der Umwandlung dieses<br />

Gasthauses in ein Rittergut entstand eine neue Schankstätte, der<br />

Gasthof. Rudolf von Volkstedt erhielt außerdem das Pfarr- und<br />

Kirchlehen zu Herrmannsgrün, das seit dieser Zeit bei dem<br />

Rittergut Ober-Reudnitz verblieb. Doch wurden die zwei Güter<br />

schon 1602 wieder vereinigt in der Hand Balthasar Friedrich<br />

Trützschlers, des Schwiegersohns Michels von Volkstedt. Das<br />

Rittergut Herrmannsgrün wurde endgültig 1682 von Reudnitz<br />

getrennt. Im Laufe der Zeit waren die Güter Ober- und Unter-<br />

Reudnitz bald vereinigt, bald getrennt, bis schließlich die letzte<br />

Trennung im Jahre 1907 stattfand, in welchem Jahre Arthur<br />

Hermann Franz Georg von Geldern-Crispendorf Unter-Reudnitz an<br />

den gegenwärtigen Besitzer August Hermann verkaufte.<br />

Wie das ganze liebe Vaterland, so hatte auch unser Heimatort am<br />

meisten durch den 30-jährigen Krieg zu leiden. Erst in den dreißiger<br />

Jahren des 17. Jahrhunderts wurde unsere Heimat durch die<br />

zügellosen Kriegsbanden, die raubten und plünderten, mordeten<br />

und sengten, heimgesucht. Die furchtbarsten Truppendurchzüge<br />

waren die von Holk, einem Unterfeldherrn Wallensteins, im Jahre<br />

1632 von Oelsnitz über Plauen, Reichenbach nach Zwickau, wo<br />

sicher Streifen auch nach Reudnitz gekommen sind. 1633 besetzte<br />

Holk selbst Greiz und Umgebung. Im Winter 1640/41 zog Paner in<br />

Eilmärschen nach Regensburg, und sein Weg führte ihn durchs<br />

Vogtland. Greiz war darin immer eine Zufluchtsstätte für die<br />

Bewohner der umliegenden Ortschaften. Da Greiz selbst viel<br />

gelitten hatte, war es gezwungen, eine kleine Zufluchtssteuer zu<br />

erheben. Viele der Reudnitzer Gutsbesitzer liefen beim Herannahen<br />

einer Gefahr auf und davon und ließen ihr Gut herrenlos liegen. Das<br />

Richtersche Gut ist ganz ruiniert worden und blieb bis Ende des<br />

Krieges wüst liegen. Das jetzige Burkhardtsche Gut wurde 1633<br />

16


verwüstet und der Besitzer Hans Hupfer umgebracht. Nachdem das<br />

Holksche Heer abgezogen war, brach die Pest aus, die vor allen<br />

Dingen in Reudnitz, Herrmannsgrün und Gottesgrün viele Opfer<br />

forderte. Der Pfarrer Christian Zechendorf in Herrmannsgrün starb<br />

an der Pest. Auch das Zeddelsbild an dem alten Gasthaus zu<br />

Weidmannsruh deutet ein alter Chronist als Grabmal, das ein<br />

Schneider namens Zeddel aus Teichwolframsdorf seiner Tochter,<br />

die an der Pest gestorben war, errichtete. Es sei nur auf einer Säule<br />

gestanden, und erst später haben Jäger ein Dach darüber gesetzt und<br />

folgende Inschrift dazugesetzt:<br />

Des Zeddels Bild bin ich genannt,<br />

die löbliche Gegerey ist mir bekannt.<br />

Sie kommen her zu mir<br />

und suchen auf den Abschied der Wölfe ihr Quartier,<br />

trinken auch gern gutes Bier.<br />

17<br />

Anno 1695.<br />

Nach anderer Auffassung war hier ein Unterkunftsschuppen für<br />

Jäger, und die letzte Zeile wurde erst später, nachdem eine<br />

Waldschenke daraus entstanden war, hinzugesetzt. Eine<br />

Begleiterscheinung des 30-jährigen Krieges war eine furchtbare<br />

Hungersnot, die ihren Grund in den ungeheuren Abgaben während<br />

des Krieges hatte. Musste doch das Land‚das mit einem Heer belegt<br />

war, nicht nur für die Verpflegung, sondern auch für Besoldung und<br />

Bekleidung aufkommen. Nach dem Krieg lag alles öde darnieder,<br />

die Felder waren zerstampft, mit Unkraut, ja mit Dornen<br />

bewachsen. Die Höfe waren verödet, in den verlassenen Häusern<br />

hausten Füchse. Der Besitzer von Unter-Reudnitz, Hildebrand<br />

Friedrich Trützschler, bot vergebens die verlassenen und<br />

verwüsteten Güter an. Sie sollten nur um Erbzins und Frondienste<br />

überlassen werde. Erst als er die Felder selbst wieder bestellen<br />

konnte und sich bereit erklärte, noch Getreide und ein oder zwei


Stück Vieh dazuzuschlagen, fand sich für dies oder jenes Gut ein<br />

Käufer. Trotzdem konnten sich die ersten Besitzer nicht lange<br />

halten. Unter diesen Umständen war es auch nicht zu verwundern,<br />

dass nach dem Tode Hildebrand Friedrich Trützschlers 1642 der<br />

Konkurs ausbrach.<br />

Nach dem Kriege kehrte bald die Freude und Ausgelassenheit des<br />

Volkes wieder zurück. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts nahm "das<br />

liederliche Tanzen, Spielen und Saufen“ an Sonn- und Feiertagen<br />

sowie die “liederlichen Zusammenkünfte in den Rockenstuben“ so<br />

überhand, dass die Regierung zu Unter- Greiz 1728 einschreiten<br />

musste und den damaligen Besitzer und Gerichtsherrn zu Unter-<br />

Reudnitz, Christian von Watzdorf, aufforderte, Bestrafungen<br />

eintreten zu lassen. Wir können aber die Ausgelassenheit an<br />

Feiertagen wohl verstehen, denn das waren Tage, an denen die<br />

Bewohner einmal frei waren und ihr trauriges Los auf einige<br />

Stunden vergaßen, während sie sonst im strengen Dienst der<br />

Gutsherrn standen.<br />

Einen gewaltigen Aufschwung nahmen die zwei Güter unter der<br />

Bewirtschaftung des Franz Leo von Raab, der Unter-Reudnitz 72<br />

und Ober-Reudnitz 38 Jahre lang besaß bis 1876. Viele Triften und<br />

Lehden und Holzböden wurden in Feld oder Wiese umgewandelt.<br />

Doch erlebte er die einschneidendsten Änderungen in den Gerechtsamen<br />

der Güter. 1851 verlor der Rittergutsbesitzer das Jagdrecht<br />

auf fremden Grund und Boden, 1853 das Recht zur Erbteilung<br />

gewerblicher Konzessionen. In demselben Jahre werden die<br />

Frondienste abgeschafft, allerdings gegen Entschädigung. Doch<br />

eilte der Reudnitzer Besitzer dieser Verordnung voraus und löste die<br />

Spannfronen schon 1832 ab. Ebenso wurde die Schaftriftengerechtigkeit<br />

schon 1789 durch Johann Christoph von Raab<br />

aufgehoben. Gleichzeitig wurde auch die Gemeindehutung auf der<br />

18


Gänselehde, die aus wüsten, zum Rittergut Unter-Reudnitz<br />

gehörenden Feldern bestand, auf die die Gemeindemitglieder das<br />

Rindvieh und die Schweine hüten durfte, gegen Entschädigung<br />

abgeschafft. Während die Rittergutsbesitzer bisher frei von allen<br />

Abgaben waren, mussten sie seit 1854 zu den Armenversorgungslasten<br />

und zu dem Bedarf für Kirche und Schule beitragen; seit 1857<br />

auch Steuern zahlen. Doch auf der Höhe, auf die Leo von Raab das<br />

Gut gebracht hatte, blieb es nicht lange. Nach seinem Tod wurde es<br />

geteilt und Unter- Reudnitz ging dem Verfall entgegen. Und Herr<br />

von Geldern-Chrispendorf kaufte es doch am 25. Mai 1898. Nun<br />

regten sich fleißige Hände und entrissen das Rittergut Unter-<br />

Reudnitz dem vollständigen Verfall.<br />

Mündig wurde die Gemeinde erst durch die Errichtung einer<br />

gesonderten Gemeindeverwaltung im Jahre 1862. Immer war die<br />

Gemeinde bestrebt, vorwärts zu kommen und keiner anderen<br />

nachzustehen. Im Jahre 1908 wurde die Wasserleitung vollendet<br />

und Reudnitz hatte durch diese Tat gar manche größere Gemeinde<br />

überflügelt. Besonders eifrig regte es sich in der Gemeinde, als sie<br />

nach kurzer Zusammenlegung mit <strong>Mohlsdorf</strong> und Herrmannsgrün<br />

im Jahre 1924 wieder ihre Selbständigkeit erlangte. Der<br />

Wasserhochbehälter oben am Rande des sächsischen Waldes und<br />

die neue Schule legen Zeugnis davon ab. Die Gemeinde konnte sich<br />

an diese großen Aufgaben auch trotz der schweren Zeit<br />

heranwagen, weil sie in glücklichem Besitz eines ergiebigen<br />

Quellgebietes in der Neudeck war, das entwässern zu dürfen, das<br />

Streben der Stadt Greiz war. Es gebührt sich wohl, an dieser Stelle<br />

des Mannes zu gedenken, der viele Jahre hindurch die Gemeinde in<br />

so kluger und vorausschauender Weise geführt hat, Hermann<br />

Wetzel.<br />

Der Hinweis auf die neue Schule führt uns zur Betrachtung des<br />

kirchlichen und schulischen Lebens. Wir müssen beides<br />

zusammenfassen, da ursprünglich Kirche und Schule miteinander<br />

verknüpft waren. Deshalb mussten auch die Reudnitzer Kinder von<br />

19


altersher nach Herrmannsgrün zur Schule gehen, bis im Jahre 1844<br />

in Reudnitz eine Schule eröffnet wurde. Schon lange, länger als ein<br />

viertel Jahrhundert, war es der sehnlichste Wunsch der Gemeinde,<br />

ein neues Schulhaus zu besitzen. Es wurde Plan auf Plan entworfen,<br />

doch scheiterte die Ausführung immer wieder an der Platzfrage, bis<br />

der Weltkrieg den letzten großen Strich durch diese Pläne zog.<br />

Sofort nach dem Kriege wurde die Schulbaufrage wieder aufgerollt.<br />

Wieder war alle Arbeit umsonst gewesen, als am 1. Oktober 1922<br />

von Seiten der Regierung Reudnitz, <strong>Mohlsdorf</strong> und Herrmannsgrün<br />

zusammengelegt wurden. Es tauchte das Projekt einer<br />

Verbandsschule für diese Großgemeinde auf. Doch als sich<br />

Reudnitz am 1. August 1924 von dieser Großgemeinde trennte,<br />

(durch diese Trennung ging der Gemeinde der Ortsteil Fuchsloch,<br />

teilweise auch der Haardtberg verloren, ferner büßte sie die<br />

Postagentur ein, die sie seit 1890 besaß) war auch dieser Plan<br />

verworfen, und nun schritt die Gemeinde Reudnitz selbst wieder<br />

rüstig ans Werk. Jeder Einwohner trug sein möglichstes zum<br />

Gelingen dieses Werkes bei, sei es durch freiwillige Arbeiten, sei es<br />

durch Geldspenden. So bedeutete die neue Schule ein Ruhmesblatt<br />

in unserer Ortsgeschichte und der Tag der Weihe, der 11. August<br />

1928, war für jeden Reudnitzer Einwohner ein Freudentag. Leider<br />

sollte auch unsere Schule Zeugnis ablegen von der schweren Not<br />

unseres Volkes und Vaterlandes, denn trotz aller Anstrengungen der<br />

Gemeinde konnte sie nicht alle Erwartungen erfüllen und reicht<br />

nicht für einen dreiklassigen Betrieb aus. Trotzdem ist sie durch ihre<br />

wundervolle Inneneinrichtung und dadurch, dass sie nicht nur für<br />

das geistige, sondern auch für das leibliche Wohl der Bewohner in<br />

Form eines öffentlichen Bades sorgt, der Stolz eines jeden<br />

Reudnitzers.<br />

20


Das Schulwesen der Gemeinde Reudnitz<br />

Am 25. Mai 1844 wurde die erste Schulstelle zu Reudnitz<br />

gegründet. Nachdem bis dahin die Reudnitzer Kinder nach<br />

Herrmannsgrün in die Schule gehen mussten. Es war die alte Schule<br />

oben am Friedhof, die unter kirchlicher Aufsicht war. Im Anschluss<br />

an das Patronat über die Kirche wurde vom Fürsten Heinrich Franz<br />

Leo von Raab von Unter-Reudnitz für sich und seine Nachkommen,<br />

im Besitz des Rittergutes Ober- und Unter-Reudnitz das Recht<br />

verliehen, den Lehrer zu präsentieren. Die Vokation geschah hier<br />

durch das Konsistorium, während die des Pfarrers durch den Patron<br />

erfolgte.<br />

Die erste Schulstelle wurde in der Gottesgrüner Str. errichtet. Sie<br />

bestand nur aus einem einzigen Schulraum und einem Lehrer.<br />

Vormittags hatten die älteren Klassen und nachmittags die Kleinen<br />

Schule. Die zweite Schulstelle in Reudnitz wurde erst Ostern 1879<br />

eröffnet, und zwar durch Ankauf des Hauses hinten im Winkel,<br />

heute Straße des Friedens (Keßler). Auch hier war nur ein<br />

Schulraum und oben die Lehrerwohnung. Aber jetzt fielen schon<br />

zum Teil die Nachmittagsschulstunden aus. Die dritte Schulstelle<br />

1911, ein Zimmer wurde im Gasthof „Zum goldenen Löwen“<br />

gemietet. Nach dem ersten Weltkrieg zog man um in die ehemalige<br />

Brauerei, denn es war nicht angenehm, in einem Gasthaus Schule zu<br />

halten. Es war gerade zu der Zeit als in den Gasthäusern ein starkes<br />

Leben und Treiben herrschte.<br />

Unter der Bevölkerung wurde immer wieder der Wunsch geäußert,<br />

wir müssen uns eine neue Schule bauen. Ja aber woher das Geld<br />

nehmen. Es gab rührige Männer in Reudnitz, aus allen Parteien, hier<br />

waren sie sich einig. Hervorzuheben ist vor allem das Ratsmitglied,<br />

Hermann Wetzel. Er war der Eifrigste. Er ließ seine Webstühle zu<br />

Hause stehen und fuhr nach Weimar zu der damaligen Regierung, so<br />

oft, bis er den Zuschuss und die Genehmigung bekam.<br />

21


1927 war es dann soweit, der Bau konnte beginnen. Viele<br />

freiwillige Stunden wurden geleistet, jeder half mit. Am 11. August<br />

1928 war dann die feierliche Einweihung der neuen Schule. Es war<br />

ein großes Fest, ein großer Umzug mit vielen Festwagen. Auf dem<br />

Schulplatz war ein reges Treiben, das ganze Dorf war begeistert.<br />

Aber auch von auswärts waren viele Gäste gekommen, war es doch<br />

weit und breit die erste Schule, die nach dem ersten Weltkrieg<br />

gebaut wurde. Aber beim Bau wurde nicht allein an die Schule<br />

gedacht, nein auch an die Einwohner. Unten im Kellergeschoss<br />

wurden 6 Wannenbäder und Brausen eingerichtet, die den<br />

Einwohnern zur Verfügung standen, denn wer hatte zu der Zeit<br />

schon ein Bad zu Hause. Jeden Sonnabendnachmittags und<br />

Sonntag-früh wurde reichlich davon Gebrauch gemacht. Der<br />

Schulhausmann war zu gleicher Zeit auch Bademeister.<br />

1953 war dann das 25-jährige Bestehen. Auch das wurde mit einem<br />

großen Schulfest gefeiert. Das 50-jährige Jubiläum wurde nicht mit<br />

einem Festumzug und großer Schmückung und Illuminierung des<br />

Dorfes begangen, sondern durch ein von allen gesellschaftlichen<br />

Organisationen des Ortes gestaltetes Dorffest auf dem Schulplatz<br />

und endete mit einem Feuerwerk.<br />

1968 wurde dann die Schulküche eingerichtet und so musste das<br />

Bad weichen. Jetzt bekommt nun jedes Schulkind und auch viele<br />

Rentner ein gutes warmes Mittagessen.<br />

1977 wurde dann noch ein Teil an die Schule angebaut, zum Einbau<br />

der Toilettenanlagen mit Wasserspülung, das war dringend<br />

notwendig. Denn bis jetzt mussten die Schulkinder bei Wind und<br />

Wetter über den Schulhof. Aber auch das war alles leicht gesagt.<br />

Eine große Klärgrube musste als erstes errichtet werden Aber auch<br />

das wurde wieder von vielen freiwilligen Helfern geschafft. Nach<br />

50 Jahren musste auch das Dach neu gedeckt und die Essenköpfe<br />

erneuert werden. In den 50er Jahren erhielt das sozialistische<br />

Schulwesen eine neue, höhere Qualität, in dem die Schule zur<br />

polytechnischen Oberschule entwickelt wurde. Dadurch erlangten<br />

22


solche Fächer wie Werken, Schulgartenunterricht und der<br />

Unterricht in der sozialistischen Produktion große Bedeutung. Die<br />

Schule Reudnitz war auf diesem Gebiet im Kreis Greiz<br />

Schrittmacher. Ein besonderes Verdienst um den Schulgartenunterricht<br />

erwarb sich der Lehrer Rudi Keil, der, nachdem Ende der<br />

50er Jahre eine entsprechende Fläche vom Bauer Kurt Dietz<br />

erworben war, eine erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet leistete.<br />

Der Unterrichtstag in der sozialistischen Landwirtschaft, mit dem<br />

wir Ende der 50er Jahre als eine der ersten Schulen des Kreises<br />

Greiz Neuland betreten, wurde in der LPG Reudnitz, die unter<br />

Leitung des Kollegen Marschalek stand und erst im Begriff war, in<br />

ihrer gesamten Arbeit zu festigen, durchgeführt. Mit viel<br />

Engagement und Hingabe setzte sich vor allem Genossenschaftsbauer<br />

Herbert Rost für eine gute Unterweisung der Kinder ein. Der<br />

Staat stellte Anfang der 50er Jahre die Aufgabe, die Kinder<br />

werktätiger Mütter auch nachmittags gut zu betreuen.<br />

Es mussten die erforderlichen Räumlichkeiten und entsprechendes<br />

Beschäftigungsmaterial erworben werden. Durch Um- und Ausbau<br />

des Dachbodens der Schule und der noch dort von Bürgern<br />

bewohnten Räume wurden mit Beginn des Jahres 1953<br />

etappenweise 5 Räume für den Schulhort und Lehrmittelräume<br />

gewonnen.<br />

Zu den ersten erfolgreichen Erzieherinnen im Schulhort zählte die<br />

Erzieherin und ehemalige Kindergärtnerin in Reudnitz Elfriede<br />

Pfeifer.<br />

Ab 1973 wurde nur noch bis zur 6. Klasse gelehrt, die Schüler der<br />

7.‚ 8.‚ 9. und 10. Klasse gehen nach <strong>Mohlsdorf</strong>.<br />

Mit Ablauf des 8. Schuljahres findet alljährlich die Jugendweihefeier<br />

für den gesamten Gemeindeverband in der Reudnitzer<br />

Turnhalle statt.<br />

23


Bis zum 24. Mai 1844 mussten<br />

die Schulkinder von Reudnitz in<br />

diese Schule nach Herrmannsgrün<br />

gehen.<br />

Am 25. Mai 1844 wurde die<br />

erste Schulstelle in Reudnitz<br />

gegründet. Der erste Lehrer war<br />

Karl-August Reißmann aus<br />

Greiz<br />

Von 25.05.1844 - 30.09.1851<br />

24


Die zweite Schulstelle in Reudnitz. Sie wurde erst Ostern 1879 gegründet.<br />

Die dritte Schulstelle, in der alten Brauerei, 1923.<br />

Die neuerbaute 3 Klassen-Schule. Eingeweiht am 11. August 1928.<br />

25


Bauabschnitte des Schul-Neubaues von 1927-28<br />

26


Letzter Schultag in der<br />

Schule im Winkel<br />

Das vergnügte<br />

Schwarzbeerkuchen essen.<br />

27


Festzug zur Einweihung der Neuen Schule am 11.08.1928.<br />

28


Festzug zur Einweihung der Neuen Schule am 11.08.1928.<br />

29


Festzug zum 25-jährigen<br />

Jubiläum im August 1953<br />

30


Festzug zum 25-jährigen<br />

Jubiläum im August 1953<br />

31


1977<br />

Bau einer großen Kläranlage war dringend notwendig für den neuen Anbau<br />

der Wasch- und Klosettanlagen.<br />

32


Die Lehrer bzw. Schulleiter<br />

1. Karl August Reißmann aus Greiz<br />

vom 25. Mai 1844 bis 30. Sept. 1851<br />

2. Gotthardt Hartmann aus Greiz<br />

vom 12. Okt. 1851 bis l0. Dez. 1858<br />

3. Hermann Leander Macht aus Zeulenroda<br />

vom 14. Dez. 1858 bis 10. Okt. 1871<br />

4. Friedrich Louis Krebs aus Zeulenroda<br />

vom 4. Nov. 1871 bis 25. Sept. 1878<br />

5. Franz Ferdinand Kahnes Fraureuth<br />

vom 13. Okt. 1878 bis 12. Dez. 1897<br />

6. Guido Hieronymus Argus aus Greiz<br />

vom 15. April 1697 bis Ostern 1918<br />

Er war vom 18. Januar 1882 bis 14. April 1897 als zweiter<br />

Lehrer in Reudnitz angestellt.<br />

Franz Leo von Raab stiftete in seinem Testament 5oo Taler, deren<br />

jährliche Zinsen zur Anschaffung von Kleidungsstücken und<br />

Lehrmaterialien für die Ärmsten der Armen.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg<br />

7. Schulleiter Alfred Schellenberg aus Greiz<br />

von 1918 bis 1. Sept. 1928<br />

Lehrer: Oberländer und Pfeifer<br />

8. Schulleiter Oberländer aus Greiz<br />

vom 1. Sept. 1928 bis 8. Mai 1945<br />

Lehrer: Pfeifer und Ott<br />

Der Zusammenbruch des zweiten Weltkrieges war da, auch im<br />

Schulwesen. Viele Lehrer kehrten nicht mehr heim, andere wurden<br />

vom Dienst entlassen. So mussten neue Wege gesucht werden. Es<br />

wurden Neu-Lehrer eingestellt, die sich im Laufe der Zeit<br />

heranbildeten. Alte Lehrer, denen man keine politische Tätigkeit<br />

nachweisen konnte, wurden als Schulleiter eingesetzt.<br />

33


Und so ging es in der Reudnitzer Schule weiter mit<br />

9. Schulleiterin Frau Irrgang, Umsiedlerin,<br />

von Mai 1945 bis 1950<br />

10. Schulleiter Herbert Wendt, Umsiedler,<br />

von September 1950 bis September 1957<br />

11. Schulleiter Heinz Kießling aus Greiz<br />

von September 1957 bis August 1982<br />

12. Schulleiter Herr Bunkus aus Pohlitz<br />

von September 1982<br />

Für die Zeit, in der der Direktor Koll. Bunkus seinen Dienst in der<br />

Nationalen Volksarmee leistete, wurde die Kollegin Rosemarie<br />

Randig als komm.Direktor berufen.<br />

Frau Rosemarie Randig wurde am 1. November 1985 zum<br />

hauptamtlichen Direktor berufen.<br />

34


Reudnitz nach dem ersten Weltkrieg<br />

Der erste Weltkrieg war vorüber, man schrieb das Jahr 1918,<br />

Hunger und Elend war über das Land hereingebrochen. Im Herbst<br />

zeichnete sich der militärische Zusammenbruch des<br />

imperialistischen Deutschlands ab. Im Land reifte die Revolution<br />

heran. Die Arbeiterklasse kämpfte nach dem Vorbild der Großen<br />

Sozialistischen Oktoberrevolution; um eine vollständige Änderung<br />

der politischen und sozialen Machtverhältnisse. Der Kaiser und die<br />

Fürsten wurden verjagt. Die Monopolkapitalisten, die Junker, die<br />

kaiserlichen Generäle, die reaktionären Richter und Beamten<br />

blieben. Es gab zwar eine Veränderung der Staatsform, aber keinen<br />

grundlegenden Wandel der Machtverhältnisse. Der politische<br />

Kampf geht los. Auch in unserem Ort bildeten sich die Parteien<br />

KPD, SPD und die Deutschnationalen; das waren die 3<br />

Hauptparteien. Später waren es bei den Wahlen über 30 Parteien.<br />

Der Krieg hatte die Menschen geformt. Viele kamen erst spät aus<br />

der Gefangenschaft und manche Mutter mit ihren Kindern wartete<br />

vergeblich auf die bereits Gefallenen oder Vermißten.<br />

In den Fabriken drehten sich langsam wieder die Räder, es gab<br />

wieder Arbeit. Geld wurde wieder stabil, nur das gesparte Geld war<br />

restlos verloren. Es gab zwar später noch eine Aufwertung, aber das<br />

war sehr gering. Auch in unserem Ort spürte man es, dass es wieder<br />

aufwärts ging, nachdem unser Ort Reudnitz wieder eine<br />

selbständige Gemeinde wurde, denn Reudnitz, <strong>Mohlsdorf</strong> und<br />

Herrmannsgrün wurden auf Beschluss der Weimarer Regierung zu<br />

einer Großgemeinde zusammengelegt. Es war am 1.10.1922. Aber<br />

bald merkten die Reudnitzer Vertreter in der Großgemeinde, dass<br />

Reudnitz schwer benachteiligt wurde. <strong>Mohlsdorf</strong> riß alles an sich,<br />

was einmal Reudnitz gehörte. Der 2. Bürgermeister, ein Reudnitzer<br />

Ernst Dietz, konnte sich nicht durchsetzen und so kam es am<br />

1.8.1924 zur Auflösung der Großgemeinde. Die alten<br />

Ratsmitglieder aller Parteien, vor allem die der<br />

Sozialdemokratischen Partei wie Hermann Wetzel, Albin Ritter und<br />

35


Erich Vollrath nahmen das Geschick der Gemeinde wieder in die<br />

Hände. Als Bürgermeister wurde Ernst Dietz eingesetzt. Aber<br />

wegen Vertrauensbruch wurde er schnell wieder abgesetzt. Der<br />

damalige Färbereiarbeiter Hermann Künzel wurde einstimmig von<br />

allen Parteien zum Bürgermeister gewählt. Das Gemeindeamt war<br />

in der ehemaligen Brauerei untergebracht. Jetzt entwickelte sich das<br />

Leben und Treiben wieder in Reudnitz. Die Bautätigkeit ging<br />

überall los. Die Gemeinde kaufte für wenig Geld das ehemalige alte<br />

Steinbach-Bauernhaus mit den gesamten Fluren. Jetzt wurde die<br />

heutige Schulstraße eingeplant. Links und rechts von der Straße<br />

wurden die Parzellen an Bauinteressenten verkauft. Und es dauerte<br />

nicht lange, da entstand ein Haus nach dem anderen. Viele wurden<br />

nur in den Abendstunden und am Samstag oder Sonntag gebaut.<br />

Einige borgten sich das Geld von der Sparkasse, aber der Zinssatz<br />

Das Richtfest des Hochbehälters 1927.<br />

Bauleiter: Ing. Kraus, Crimmitschau. Bauausführender: August Dietz, Zimmermeister,<br />

Heinrich Ruppelt, Reudnitz. Der gesamte Gemeinderat.<br />

Hermann Wetzel, Hermann Künzel, Paul Knüpfer mit seinem Sohn Reinhold, Bruno Seifert,<br />

Alfred Dassler, und weitere<br />

36


Die Pumpstation mit dem Tief-Brunnen von 49 Metern<br />

war sehr hoch, er betrug zu der Zeit 11 % - das war viel. Aber jetzt<br />

kam die Schwierigkeit mit dem Wasser. Der Druck des Wassers<br />

reichte nur bis zu Freitags, heute Linke, denn die alte Wasserleitung<br />

floß ja nur in Sickerleitungen, nicht mit Druck durch Pumpen. Der<br />

Rat der Gemeinde setzte sich zusammen. Es muß ein Hochbehälter<br />

gebaut werden. Aber woher das Geld nehmen. Da war es wieder<br />

Hermann Wetzel, der keine Ruhe ließ.<br />

Er ließ seine Webstühle zu Hause stehen und fuhr im Auftrag der<br />

Gemeinde nach Weimar zur Regierung und wurde dort vorstellig.<br />

Aber er musste mehrmals hin, bis er es dann doch schaffte und das<br />

Geld bewilligt wurde.<br />

1926/27 ging dann das Bauen los. Zuerst das Pumpenhaus in der<br />

Neudeck und dann der Hochbehälter. Viele Arbeiter wurden<br />

gebraucht, denn zu der Zeit gab es ja noch keine Bagger und<br />

Maschinen dazu, alles war Handarbeit. Aber 1928 war es dann<br />

soweit, Reudnitz hatte genügend Wasser. Aber bald machte man uns<br />

das streitig. Das Gut in der Neudeck, die Fluren waren das<br />

37


Wassereinzugsgebiet für Reudnitz, wurde durch Spekulation eines<br />

Reudnitzers, Paul Reber, an die Stadt Greiz verschachert. Greiz fing<br />

an, hinten am Wald einen Tiefbrunnen zu bohren. Und so war unser<br />

Quellwasser gefährdet. Was nun? Die Reudnitzer Pflicht-<br />

Feuerwehr mußte auf Beschluß des Gemeinderates das Gelände<br />

besetzen und die Greizer mußten aufhören mit Bohren. Jetzt ging<br />

der Kampf der Verhandlungen los bis es soweit kam, dass Greiz den<br />

Tiefbrunnen von 49 m Tiefe bauen durfte und an die Reudnitzer<br />

Gemeinde verpflichtet wurde, täglich 300 m³ Wasser kostenlos der<br />

Gemeinde zur Verfügung zu stellen.<br />

Das Wasser war geschafft. Jetzt ging es zur gleichen Zeit an den<br />

Schulbau. Die Ratsmitglieder waren zu der Zeit unermüdlich. Der<br />

Konkurrenzkampf gegenüber der Gemeinde <strong>Mohlsdorf</strong> setzte sich<br />

durch. Aber es wurde geschafft. Im August 1928 war dann die<br />

S c h u l e i n w e i h u n g . A b e r 1 9 2 9 b e g a n n d i e g r o ß e<br />

Weltwirtschaftskrise, die bis 1932 dauerte. In den Betrieben wurde<br />

die Arbeit überall weniger, die Arbeitslosenzeit begann. Es bildete<br />

sich etwas Neues in der Politik. 1931/32 merkte man was kam. Am<br />

3o. Januar 1933 war es dann soweit. Hitler wurde Reichskanzler.<br />

Die SA marschierte auch in unserem Ort auf. Der alte Gemeinderat<br />

wurde aufgelöst und die neue Partei zog ein, nur der alte<br />

Bürgermeister blieb. Wer nicht mitmarschierte, mußte sich schön<br />

ruhig verhalten.<br />

Der neue Gemeinderat wollte nun auch etwas schaffen. Und so<br />

wurde der Aubach als Arbeitsbeschaffung reguliert, so wie er heute<br />

verläuft. Denn damals ging das Bachbett direkt an der Straße<br />

entlang, wo heute das Wartehäuschen steht.<br />

Das Rittergut Ober-Reudnitz verkaufte das Gelände der heutigen<br />

Waldsiedlung 1934 an Bauinteressenten und so begann noch<br />

einmal das Bauen.<br />

Am 21.5.1935 wurde dann die Wehrpflicht ausgerufen. Wieder war<br />

38


es der Jahrgang 1914 der zuerst an der Reihe war. Aber dann waren<br />

laufend Musterungen aller Jahrgänge. Die Partei hatte jetzt ihren<br />

Höhepunkt. Es gab nur noch braune Uniformen, von den Kindern<br />

bis zu den alten Amtswaltern. Aber 1939 fing es an zu rasseln. Der<br />

Krieg war da. Immer mehr Soldaten mußten fort an die Front.<br />

Frauen wurden in die Rüstungsbetriebe verpflichtet.<br />

Lebensmittelkarten wurden 1939 eingeführt. Das heutige<br />

Feuerwehrhaus wurde noch im Rohbau fertiggestellt, aber dann war<br />

Ruhe in der Gemeinde. Der alte Bürgermeister Hermann Künzel<br />

trat altershalber zurück, es war 1940. Paul Knüpfer wurde nun<br />

Bürgermeister. Viele Todesnachrichten kamen von der Front bis es<br />

dann zu Ende ging. Am 17. April war dann Reudnitz von den<br />

amerikanischen Truppen eingenommen. Es war ein Glück, daß<br />

Reudnitz nicht zerstört wurde.<br />

Die Amerikaner zogen dann ab und die sowjetischen Truppen<br />

besetzten unser Gebiet, das war dann der 8. Mai, die endgültige<br />

Kapitulation.<br />

Der Krieg brachte in Reudnitz 54 Tote, die Opfer Hitlers waren.<br />

39


Die ehemaligen Reudnitzer Einwohner, die durch den<br />

2. Weltkrieg gefallen sind, 1939 - 1945<br />

1. Claus, Erhard<br />

28. Richter, Otto<br />

2. Dinger, Kurt<br />

29. Richter, Werner<br />

3. Dassler, Werner<br />

30. Reichelt, Andre<br />

4. Feustel, Erwin<br />

31. Rödel, Walter<br />

5. Finsterbusch, Walter 32. Riedel, Walter<br />

6. Finsterbusch, Johannes 33. Ritter, Arno<br />

7. Friedrich, Martin<br />

34. Reber, Ernst<br />

8. Flach, Herbert<br />

35. Ritter, Heinz<br />

9. Franke<br />

36. Seifert, Gerhard<br />

10. Fritsche, Paul<br />

11. Feustel<br />

12. Granert, Kurt<br />

13. Göbel, Herbert<br />

14. Hözel, Walter<br />

15. Helmrich, Herbert<br />

16. Helmrich, Willi<br />

17. Jäger, Heinz<br />

18. Künzel, Werner<br />

19. Knüpfer, Gerhard<br />

20. Leydel, Arno<br />

21. ‚Meisel, Alfred<br />

22. Mothes, Walter<br />

23. Dillner, Ernst<br />

24. Mehlhorn, Herbert<br />

25. Rohleder, Erich<br />

26. Rohleder, Erwin<br />

27. Risch, Walter<br />

37. Scharschmidt, Karl<br />

38. Steinbock, Ernst<br />

39. Steinbock, Albert<br />

40. Steinbach, Albert<br />

41. Seiler, Walter<br />

42. Seiler, Harry<br />

43. Schürer, Paul<br />

44. Scheffel, Alfred<br />

45. Scheffel<br />

46. Stiebert, Gerhard<br />

47. Täubert, Siegfried<br />

48. Trommer, Karl<br />

49. Teller, Rudi<br />

50. Teller, Kurt<br />

51. Tunger, Walter<br />

52. Winkelmann, Albert<br />

53. Vollrath, Gerhard<br />

34. Täubert, Kurt<br />

1945 wurden durch den Antifa-Ausschuss, Koppe, Arthur; Koppe,<br />

Alfred; Koppe, Alban; Müller, Lindel, Biering, 6 Unschuldige nach<br />

Buchenwald verschleppt:<br />

Reber, Franz; Reber, Paul; Zinnert, Paul und Gruschwitz, Walter<br />

Es starben in Buchenwald:<br />

Reber, Franz, Reber, Paul, Feustel, Karl, Schieblich, Karl, Zinnert,<br />

Paul, Gruschwitz, Walter<br />

40


Die Bürgermeister der Gemeinde Reudnitz<br />

Bekanntmachung vom 22. Februar 1866<br />

Einsetzung eines Gemeindevorstehers und Ausschusses in<br />

Reudnitz. Früher die Ortsrichter - einer für Ober-Reudnitz und einer<br />

für Unter-Reudnitz, die Vertreter der Gemeinde.<br />

Seit Bildung der Neugemeinde im Jahre 1862 gab es bereits einen<br />

Gemeindevorsteher in Reudnitz, Gustav Hermann Neefe, 1862 -<br />

1866. Die Bekanntmachung von 1866 bildete gewissermaßen die<br />

offizielle Bestätigung der schon vorher bestehenden Einrichtung.<br />

Die Gemeindevorsteher ab 1866 sind folgende:<br />

1. Gustav Hermann Neefe, 1862 - 1866, Besitzer von Ober-<br />

Reudnitz<br />

2. Gutsbesitzer Johann Georg Dinger, von 1866 - 1872. Ein<br />

ehemaliger Besitzer des heutigen Richters Gut.<br />

3. Gutsbesitzer Ferdinand Reinhold, 1873 - 1885. Ehemaliger<br />

Besitzer der heutigen Künzels-Burg.<br />

4. Schmiedemeister Friedrich Seifert, 1885 - 1891.<br />

Ehemaliger Besitzer der Schmiede am Bach und erster<br />

Poststellenleiter in Reudnitz seit 1890.<br />

5. Handelsmann Bernhard Granert von 1891 - 1910.<br />

Ehemaliger Besitzer des Hauses Busch, 1910 baute er sich<br />

das Haus unten am Berg, heute noch Granert/Wagner.<br />

6. Weber Friedrich Scheffel, 1910 - 20.9.1922. Besitzer an der<br />

Gottesgrüner Str., gegenüber vom Gasthof, heute Gabler.<br />

Am 1. Oktober 1922 wurden auf Beschluß der damaligen Weimarer<br />

Regierung Reudnitz, <strong>Mohlsdorf</strong> und Herrmannsgrün zu einer<br />

Großgemeinde Groß-<strong>Mohlsdorf</strong> zusammengelegt und so verlor<br />

Reudnitz die Eigenständigkeit einer Gemeinde.<br />

Reudnitz stellte zwar den 2. Bürgermeister in <strong>Mohlsdorf</strong>, es war der<br />

Weber Ernst Dietz, das Haus in der Straße des Friedens, am Pfeifers<br />

Berg.<br />

41


Am 1. Oktober 1924 trennte sich Reudnitz wieder von der<br />

Großgemeinde nach schwerer Enttäuschung und bildete wieder<br />

eine selbständige Gemeinde.<br />

7. Bürgermeister wurde der ehemalige 2. - Ernst Dietz<br />

Das Gemeindeamt wurde in die ehemalige Brauerei gelegt,<br />

heute Haase. Aber es dauerte nicht lange, so wurde der<br />

Bürgermeister wegen Unstimmigkeiten abgesetzt und zum<br />

neuen Bürgermeister wurde einstimmig aller ehemaligen<br />

Parteien der<br />

8. Färbereiarbeiter Hermann Künzel gewählt, von 1925 - 1940<br />

9. Gutsbesitzer Paul Knüpfer von 1940 - 1945 auch Wald-<br />

Knüpfer genannt.<br />

10. Gewisser Beck wurde nach der Kapitulation 1945 von der<br />

damaligen amerikanischen Besatzungsbehörde eingesetzt.<br />

Aber nach Einzug der sowjetischen Besatzung wurde er<br />

abgesetzt und als Bürgermeister<br />

11. der Weber und Rentner Arthur Koppe eingesetzt,<br />

vom 15. Mai 1945 - 31 . Dez. 1945<br />

12. Glasschleifer Albert Biering vom 1. Jan. 1946 - Mai 1955<br />

13. Weberei-Angestellter Hans Schietzel,<br />

vom 1. Juni 1955 - 1. April 1970<br />

14. Schmiedegeselle und Bürgermeister von Kahmer, Horst<br />

Schreiber, wurde als gebürtiger Reudnitzer am 1.4.1970 als<br />

Bürgermeister nach einstimmigem Beschluß gewählt.<br />

Bürgermeister Horst Schreiber schied wegen Krankheit<br />

vorzeitig aus. Kein Reudnitzer stellte sich als Bürgermeister<br />

zur Wahl. Aus diesem Grund setzte der Rat des Kreises<br />

Greiz den Dipl.-Agraringenieurökonom<br />

15. Roland Riedel, geb. am 9.1.1949 in Greiz-Dölau,<br />

am 1.11 .1988 ehrenamtlich ein.<br />

Ab 1.3.1989 zum 15. Bürgermeister der Gemeinde<br />

Reudnitz.<br />

42


40 Jahre diktatorischer Einsatz der Bürgermeister, durch die SED-<br />

Partei, ist zu Ende.<br />

16. Zum neuen Bürgermeister, durch demokratische Wahl am<br />

6. Mai 1990, wurde mit großer Mehrheit Gerwin Bölke‚<br />

geb.22.10.1948 in Reudnitz, von Beruf Lehrer,zum 16.<br />

Bürgermeister der Gemeinde Reudnitz nominiert.<br />

Die Silvesternacht anno 1633 in der Neudeckmühle<br />

Düster und schwer, wie das Jahr 1633 begann, neigte es sich seinem<br />

Ende zu. Elend, Seuchen und Not verbreitend, lastend auf<br />

Deutschland die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Er<br />

verschonte niemanden und ließ keine Gegend unberührt, forderte<br />

von den Städten wie vom abgelegensten Dorf Opfer an Gut und<br />

Leben.<br />

Lag da tief versteckt im sächsisch-reußischen Grenzwald des<br />

Greizer Landes die alte Neudeckmühle unweit des Dorfes Reudnitz<br />

breit und behäbig am Waldbach und am Mühlteich, deren Wasser<br />

die wuchtigen Räder drehten, die ächzend und dröhnend das Mahlund<br />

Sägewerk trieben. Freilich, in diesen schlimmen Zeiten<br />

klapperte die Neudeckmühle nur selten; denn kein Bauer wagte<br />

seinen Acker zu bestellen, und das Korn war längst rar geworden.<br />

Unheimlich still war es oft in der alten Mühle, und nur selten zog ein<br />

Wandersmann vorüber, der, wenn er Einkehr hielt, aus der großen<br />

weiten Welt zu berichten wußte.<br />

Auch auf dem alten Neudeckmüller und seiner Familie lastet der<br />

Druck des schier endlosen Krieges. Jobst und Thomas, die beiden<br />

jüngsten Söhne, waren dem werbenden Trommelschlag der<br />

Landsknechte gefolgt. Seit drei Jahren hatte man keine Kunde mehr<br />

43


von ihnen erhalten. Der Älteste hatte vor einem Jahr die Tochter<br />

eines benachbarten Windmüllers als junge Müllerin heimgeführt.<br />

Es lebten dann noch die beiden Töchter im Hause. Ihr Leben war<br />

freilich arm an den Freuden der Jugend, denn es regierte der Krieg,<br />

so lange sie denken konnten, und es gab keine Hoffnung, dass er<br />

einmal ende.<br />

So zog wolkenverhangen der Silvestertag des Jahres 1633 herauf.<br />

Bei Anbruch des kalten Wintermorgens ging der Sohn des<br />

Neudeckmüllers mit den beiden Mühlburschen Hans Michel und<br />

Mathes Puscher aus dem nahen Reudnitz in den Wald, um Langholz<br />

für die Mühle zu fahren. Auf dem Heimweg kehrten sie zu kurzer<br />

Rast in der kleinen Waldschenke am Kreuzweg ein, die heute unter<br />

dem Namen Bildhaus bekannt ist. Hier stärkten sie sich mit Speis<br />

und Trank und horchten Förster und Waldknechte aus, was es Neues<br />

gäbe vom Krieg und vom Lauf der Welt. Nichts Erfreuliches war es,<br />

was es da zu hören gab, und schon rüsteten die Fuhrleute zum<br />

Aufbruch, als ein Jäger aus dem Greizer Wald die Wirtsstube betrat<br />

und die Schreckenskunde brachte: Ein Haufen wilder Holkscher<br />

Reiter ziehe durch die reußischen und sächsischen Wälder, um sich<br />

nach Zwickau durchzuschlagen. Es gab keine schlimmere Kunde,<br />

denn die Reiter des Grafen Holk waren gefürchtet wie die Pest.<br />

Schweigen lastete nach dieser Kunde in der verräucherten<br />

Wirtsstube, das jäh zerrissen wurde von den harten Tritten der eilig<br />

aufbrechenden Fuhrleute, die es heim trieb in die Neudeckmühle,<br />

um Haus und Hof vor der heranziehenden Schar zu sichern.<br />

Von weitem schon sahen sie den Müller vor dem Tor stehen, den<br />

Blick über die verschneiten Felder gerichtet. Die<br />

Schreckensbotschaft riß ihn aus seiner Besinnlichkeit, jagte die<br />

Leute in der Mühle auf, die in Hast das Vieh durch den Schnee in<br />

den sicheren Winterwald trieben und die geringe Habe, die ihnen<br />

der Krieg gelassen hatte, an versteckten Plätzen verbargen. Der<br />

Müller richtete alles zur Verteidigung her; denn die Menschen jener<br />

44


Zeit waren nicht gewillt, ihr Leben billig zu verkaufen, wenn es hart<br />

auf hart gehen sollte. Die Frauen gingen den Männern tüchtig zur<br />

Hand und zogen sich in die auf der Hofseite liegende Kammer<br />

zurück. Die Männer wachten in der großen Wohnstube, die nach<br />

dem Mühlenweg zu lag. Sie scharten sich um den großen<br />

Kachelofen, dessen loderndes Feuer gespenstige Schatten auf die<br />

blank gescheuerten Dielen warf, und langsam kamen die Worte von<br />

den furchtbaren Mordbrennereien dieses schrecklichen Krieges<br />

über die Lippen des Müllers:<br />

„Im August haben sie in Reudnitz den Bauer Hans Hupfer<br />

erschlagen und sein Gut verwüstet,“ brummte der alte Müller mit<br />

müder Stimme vor sich hin. „Wer weiß, was aus uns noch wird?“<br />

Noch ehe einer der Jungen antworten konnte, schlug der Wachhund<br />

an. Eilig sprang der Sohn auf und lief ans Fenster. Hufgestampfe<br />

klang an sein Ohr und das Klirren von Eisen. Als sich dann seine<br />

Augen an das Dunkel der Dezembernacht gewöhnt hatten, sah er<br />

sieben Reiter vor dem Tor, unter ihnen einen Kornett, der im<br />

Fluchen und Schimpfen den anderen voraus war. Sie hatten einen<br />

langen Ritt durch das Schneegestöber hinter sich und waren nicht<br />

willens, noch länger zu reiten. Konnte es da ein willkommeneres<br />

Quartier geben als diese alte Mühle? Sie schickten sich an, das Tor<br />

einzurennen, doch der alte Müller kam ihnen zuvor und öffnete. Die<br />

Burschen führten die Pferde in den Stall, und die Reiter drängten<br />

den Alten ungestüm zur Seite stoßend in die Stube. Der Müller, dem<br />

jeder gewaltsame Widerstand sinnlos erschien, trug auf, was Küche<br />

und Keller noch zu bieten vermochten. Dann sann er einen Plan aus,<br />

wie er die ungebetenen Gäste wieder loswerden könnte. Diese<br />

stürzten sich gierig auf Speise und Trank und sprachen, mehr als gut<br />

tat, dem starken Bier zu.<br />

Währenddessen beriet der Müller mit seinen Gesellen draußen auf<br />

dem Hof und schickte dann die beiden Burschen mit Flinten<br />

unbemerkt in den Wald. Bald begann dann auch, wie verabredet,<br />

ein tolles Schießen, das sich der Mühle immer mehr näherte. Die<br />

Reiter, trunken vom schweren Bier, taumelten empor und schrien<br />

45


nach dem Alten. Sie kannten die Sprache der Büchsen zu gut, und<br />

der Müller schürte mit ängstlichen Gebärden die Angst vor<br />

vermeintlicher Gefahr, die sich der Mühle zu nähern schien. Wie<br />

der Blitz waren die Reiter bei den Pferden und saßen auf.<br />

Schneidend fuhr die Kälte durch ihre eben erst erwärmten Glieder,<br />

doch das Schießen trieb sie voran. Noch konnte ihnen der Müller<br />

nachrufen: „Rasch, nehmt den Weg durch den Wald!“ Da fielen die<br />

Pferde schon in Galopp, und die Nacht nahm die sieben Holkschen<br />

Reiter auf, die von zwei Mühlburschen mit wütendem Schießen in<br />

die Flucht getrieben wurden.<br />

Die beiden Burschen schickten noch eine Weile ihre Kugeln den<br />

flüchtigen Reitern nach, die auf dem ihnen vom Müller gewiesenen<br />

Weg zu entkommen versuchten.<br />

Es wurde für sie ein Ritt in den Tod. Doch das wußten vorerst nur<br />

der Müller und seine Gesellen, bis die Pferde der Holkschen in den<br />

Sumpf gerieten, der den Wald hinter der Mühle unpassierbar<br />

machte und niemals zufror. Wohl versuchten die Reiter beim<br />

Erkennen der tödlichen Gefahr zu wenden, aber da war es zu spät.<br />

Das Moor gab keinen frei!<br />

Nach Frz. Reber (+)/R.Sch.<br />

Das Handwerk in Reudnitz<br />

Reudnitz war durch seine geographische Lage, die steilen Berge,<br />

bei den Fuhrmännern, die einst mit den Pferdefuhrwerken zur<br />

Leipziger Messe fuhren, bekannt. So verlor manches Pferd an den<br />

Bergen ein Eisen, oder Reifen klapperten auf den Rädern oder die<br />

Geschirre rissen. Da mußten Handwerker im Ort sein, wie<br />

Schmiede, Sattler und Stellmacher. Und das waren auch die ersten<br />

Handwerker, die wir im Ort hatten. Denn schon die zwei<br />

46


Rittergüter, Ober- und Unterreudnitz, brauchten ja diese<br />

Handwerker, sie waren auf sie angewiesen. Aber auch Schuster und<br />

Schneider durften nicht fehlen. Auch Bäcker und Fleischer<br />

gehörten zu den alten Dorfhandwerkern. Das waren praktisch die<br />

Grundhandwerker im Ort bis zum ersten Weltkrieg. Aber auch die<br />

Holzköhler wollen wir nicht vergessen, denn die gab es nirgends<br />

gleich wieder als in Reudnitz.<br />

Das waren Handwerker, die alles mit den Händen schaffen mußten.<br />

Sie hatten noch keine Maschinen, kein elektrisches Licht. Die<br />

Schmiede mußten ihren großen Blasebalg ziehen, damit das<br />

Herdfeuer loderte, um das Eisen zur Weißglut zu bringen. Die<br />

Stellmacher, oder Wanger zu der Zeit genannt, mußten alles mit der<br />

Säge oder mit dem großen Beil zurecht machen. Und doch haben sie<br />

mit dem primitivsten Handwerkszeug wahre Kunst vollbracht, über<br />

die oft heute noch gestaunt wird. Die Frauen mußten mit der<br />

Ölfunzel leuchten, oft bis in die Nacht hinein. Da gab es noch<br />

keinen 8-Stundentag. Die Rittergüter brachten abends die<br />

Pflugscharen und früh mußten sie fertig sein.<br />

Aber dann, 1908 -1910, ging eine neue Zeit im Dorf los. Der<br />

elektrische Strom wurde in jedes Haus gelegt und so kamen auch für<br />

die Handwerker die ersten Maschinen mit Motoren. Aber der erste<br />

Weltkrieg stoppte die ganze Angelegenheit wieder. Nur die<br />

Schmiede von Robert Rohleder bekam einen elektrischen<br />

Federhammer und wurde verpflichtet, für die Armee Hufeisen zu<br />

schmieden, auch das Herdfeuer wurde elektrisch betrieben. Aber<br />

auf der anderen Seite des Baches, die Schmiede von August<br />

Krauthahn, das heutige Haus von Rudolf Kanis, arbeitete noch bis<br />

1920 bis zu seinem Tode, alles mit der Hand. August Krauthahn war<br />

übrigens auch der erste Feuerwehrkommandant der damaligen<br />

Feuerwehr in Reudnitz.<br />

Man schrieb das Jahr 1918, der I. Weltkrieg war zu Ende. Not und<br />

Elend hatte der Krieg gebracht, viele standen vor dem Nichts. Wer<br />

47


geschickt war und die Fähigkeit in seinem Beruf hatte, machte sich<br />

selbständig. Die Meisterprüfung wurde ihnen damals erlassen, sie<br />

durften nur für sich arbeiten und durften keine Lehrlinge ausbilden.<br />

Aber sie sorgten für ihre Familie und weiter wollten sie ja nichts. Es<br />

waren Männer, die sich nicht von den damaligen kapitalistischen<br />

Fabrikanten mißbrauchen ließen; sie wollten ihr eigener Herr sein.<br />

Erst Hitler führte dann 1933 eine neue Handwerkerordnung ein,<br />

wonach jeder, der sich selbständig machen wollte, die<br />

Meisterprüfung ablegen mußte. Aber es konnte auch keiner mehr<br />

daran denken, sich selbständig zu machen, ein Krieg stand wieder<br />

bevor. Soldat war jetzt das Handwerk.<br />

Erst nach 1945, nach dem verlorenen Krieg, wo wieder so mancher<br />

vor einem Nichts stand, entwickelte sich so langsam wieder das<br />

Handwerk. Junge Meister übernahmen von ihren Vätern das<br />

Handwerk und führten es in alter Tradition weiter. Aber es gibt<br />

heute wenige, die sich noch selbständig machen, denn die<br />

sozialistischen Betriebe und Genossenschaften bieten ihnen<br />

bessere Verdienstmöglichkeiten und Weiterkommen.<br />

Handwerk und Gewerbe in Reudnitz,<br />

Vor dem I. Weltkrieg<br />

Schmiedemeister<br />

Schmiedemeister<br />

Schmiedemeister<br />

Stellmacher<br />

Malermeister<br />

Zimmermeister<br />

Bäcker<br />

Bäcker<br />

Bäcker<br />

Friedrich Seifert<br />

Robert Rohleder<br />

August Krauthahn<br />

Karl Rentsch<br />

Paul Seifert<br />

Heinrich Ruppelt<br />

Ernst Hecker<br />

Moritz Steinbach<br />

Franz Künzel<br />

48


Bäcker<br />

Bäcker<br />

Holzpantoffelmacher<br />

Plätterin<br />

Fleischer<br />

Fleischer<br />

Weberei<br />

Weberei<br />

Stickerei<br />

Tischler<br />

Tischler<br />

Tischler<br />

Schuhmacher<br />

Schuhmacher<br />

Schuhmacher<br />

Sattler<br />

Friseur<br />

Gärtner<br />

Gärtner<br />

Schneider<br />

Paul Künzel<br />

Franz Tunger<br />

Franz Forbrig<br />

Dekla Forbrig<br />

Franz Zeughardt<br />

Arthur Vödisch<br />

Hermann Wetzel<br />

Bernhardt Müller<br />

Paul Hähnel<br />

Franz Vollrath<br />

Max Steinbach<br />

Alfred Hertel<br />

Franz Bauer<br />

Robert Weidner<br />

Adolf Helmrich<br />

Pappe Kanis<br />

Eduard Trommer<br />

August Marx<br />

Albert Zacharias<br />

August Thümmler<br />

Otto Koppe<br />

An Krämerläden gab es:<br />

Warneck, Friedrich<br />

Schürer, Agnis<br />

Reber, Franz<br />

Richter, Otto<br />

Müller, Maria<br />

Mittenzwei, Franz<br />

Seifert, Moritz<br />

Rose, Alfred<br />

Eier, Butter, Quark: Wetzel, Ernestine<br />

Eier, Butter, Quark: Dillner, Marie<br />

Obst und Gemüse: Scheffel, Paul<br />

Schnittwaren:<br />

Dietz, Richard<br />

49


Nach dem I. Weltkrieg<br />

Schmiedemeister<br />

Schmied<br />

Stellmacher<br />

Tischler<br />

Bäckermeister<br />

Bäckermeister<br />

Bäckermeister<br />

Bäcker<br />

Schuhmacher<br />

Schuhmachermeister<br />

Maurer<br />

Maurer<br />

Fliesenleger<br />

Parkettleger<br />

Elektromeister<br />

Elektromeister<br />

Schneidermeister<br />

Schneidermeister<br />

Porzellanmaler<br />

Fahrradmechaniker<br />

Friseurmeister<br />

Zimmermeister<br />

Albert Kripfganz<br />

Oswin Rohleder<br />

Walter Gruschwitz<br />

Kurt Vollrath<br />

Walter Kunze<br />

Herbert Martin<br />

Walter Vetter<br />

Paul Tunger<br />

Albert Forbrig<br />

Willi Vollstädt<br />

August Dietz<br />

Moritz Feustel<br />

Otto Hilpmann<br />

Paul Fülle<br />

Ernst Phenn<br />

Johannes Mittenzwei<br />

Arthur Kirmse<br />

Ernst Dietz<br />

Paul Risch<br />

Arthur Lein<br />

Erhard Rohleder<br />

Johannes Ruppelt<br />

Nach dem II. Weltkrieg<br />

Bäckermeister<br />

Elektromeister<br />

Zimmermeister<br />

Maurermeister<br />

Fliesenlegermeister<br />

Friseurmeister<br />

Fleischermeister<br />

Malermeister<br />

Malermeister<br />

Walter Darkow<br />

Rainer Mittenzwei<br />

Helmut Feustel<br />

Heinz Feustel<br />

Egon Schuhmann<br />

Christine Wild<br />

Arno Rohleder<br />

Hans Seifert<br />

Kurt Kanis<br />

50


Das waren einstmals die Handwerker in Reudnitz. Inzwischen.<br />

hat ein großer Teil durch Tod, Alter oder Krankheit aufgehört.<br />

Der Stand am 1. Juli 1984 war noch folgender:<br />

Friseurmeister<br />

Zimmermeister<br />

Maurermeister<br />

Elektromeister<br />

Fliesenlegermeister<br />

Erhard Rohleder<br />

Helmut Feustel<br />

Heinz Feustel<br />

Rainer Mittenzwei<br />

Egon Schuhmann<br />

Nach der Eröffnung der Konsum-Verkaufsstelle am 1. Mai 1947<br />

ist der Bedarf für die Bevölkerung an Lebensmitteln sowie<br />

Fleisch- und Wurstwaren sichergestellt.<br />

Privater Kommissionshandel ist nur noch Bernd Rose. Die Eier-<br />

Aufkaufstelle liegt heute in den guten Händen von Günther<br />

Scheffel.<br />

Reudnitzer Beinamen<br />

Kaum in einem anderen Ort wie Reudnitz war es Mode, dass fest<br />

jeder zu seinem Familiennamen noch einen Beinamen hatte. Es war<br />

eigentlich kein Schimpfname, aber doch eine genaue Bezeichnung<br />

der betreffenden Familie, da es viele mit dem gleichen Namen gab.<br />

In den Gasthäusern am runden Tisch, wurde nur mit dem Beinamen<br />

fungiert. Wenn fremde Gäste mit am Tisch saßen, die wußten<br />

niemals, wer gemeint war, sie horchten nur. Bis sie dann später mal<br />

jemand fragten, wer heißt denn bei Euch im Dorf so und so. Aber es<br />

mußte schon ein alter Reudnitzer sein, der jeden mit seinem<br />

Beinamen kannte. Soweit sie bekannt sind, will ich sie aufzählen.<br />

So gab es folgende Beinamen:<br />

Abban<br />

Agent<br />

Ambach<br />

Asse<br />

Astel<br />

Bär<br />

Bruch<br />

Budicker<br />

51<br />

Bussel<br />

Cunz<br />

Dackel<br />

Dicke


Droll<br />

Firnis<br />

Flock<br />

Funser<br />

Gagh<br />

Gandhi<br />

Ganser<br />

Gift<br />

Glatte<br />

Gramisch<br />

Hagenbeck<br />

Halbemeter<br />

Hecht<br />

Holzer<br />

Infantrie<br />

Kanienchen<br />

Kanter<br />

Katel<br />

Katzenbussel<br />

Knopf<br />

Koter<br />

Krall-Bulle<br />

Kreuzotter<br />

Kreuzschnabel<br />

Lack<br />

Lampel<br />

Leim<br />

Luftabdrücker<br />

Mast<br />

Mauba<br />

Meck<br />

Mobs<br />

Mohr<br />

Mond-Schnarcher<br />

Neger<br />

Noa<br />

Nussert<br />

Nut<br />

Onkel<br />

Östreicher<br />

Pabst<br />

Pat<br />

Patz<br />

Pfiff<br />

Satz<br />

Schlogzieher<br />

Schlumber<br />

Schmied<br />

Schmulk<br />

Schnapper<br />

Schnickel<br />

Schnuckel<br />

Schnupp<br />

Schreikarl<br />

Schwalb<br />

Schwarze Engel<br />

Seemann<br />

Spanel<br />

Stadtrat<br />

Steifer<br />

Straßenlaus<br />

Strich<br />

Struhpopel<br />

Stülpner<br />

Stutz<br />

Tangelsack<br />

Tatsch<br />

Uhlan<br />

Uhrmacher<br />

Vierpfenger<br />

Wems<br />

Wirtsriemer<br />

Wood<br />

Zwiebler<br />

Es waren alles R e i n i. t z e r ‚ wie der Volksmund sagt, die in Freud'<br />

und Leid und in der Not stets zusammenhielten und sich immer für<br />

ihren Ort einsetzten, wenn es sein mußte.<br />

52


Der letzte Nachtwächter von Reudnitz<br />

In jedem Dorf war es früher in der Ordnung, dass es einen<br />

Nachtwächter gab, der in der Nacht für die Gemeinde seines Ortes<br />

wachte. Ob für Feuer, Wasser oder Einbrüche, stets war er der<br />

Mann, der sein Auge und Ohr überall hatte. So war es auch in<br />

unserer Gemeinde Reudnitz. Es war der alte Wetzels Franz, ein<br />

großer Mann mit Vollbart. Von Beruf war er Leinenweber, aber der<br />

Verdienst war zu der Zeit sehr gering und so suchte er sich noch eine<br />

Nebenbeschäftigung. Wenn er von der Arbeit kam, dann schlief er<br />

bis 9.00 Uhr abends. Um 10.00 Uhr ging dann sein Dienst los. Seine<br />

Ausrüstung war ein großer langer Mantel, eine Mütze, die er weit<br />

über die Ohren ziehen konnte, ein Paar Handschuhe fehlten auch<br />

nicht. Dazu seinen Stock, die Laterne und die Stechuhr hatte er<br />

umgehängt. So zog der Nachtwächter jeden Tag pünktlich auf, ob<br />

Sonn- oder Feiertag, ob Sommer oder Winter, so machte er sich auf<br />

zu seiner Runde im Dorf. Zur Kontrolle, dass er auch wirklich seine<br />

Runde machte, waren an den Ortsausgängen kleine<br />

Kastenschlösser angebracht, meistens an Gebäuden, die an der<br />

Straße lagen. Darin lag dann ein Schlüssel und mit diesem Schlüssel<br />

mußte er seine Stechuhr stechen. Am anderen Tag mußte er dann<br />

aufs Gemeindeamt und mußte seine Stechuhr vorlegen. Hier wurde<br />

dann das Papierzifferblatt herausgenommen und so konnte man<br />

genau feststellen, zu welcher Uhrzeit er den Kontrollpunkt<br />

angelaufen hatte.<br />

Noch heute sind zwei von den Kontrollschlössern erhalten,<br />

allerdings stark verrostet.<br />

Eines ist draußen bei Tungers in der Werdauer Straße, das andere bei<br />

Dietzens am Pfeifersberg (Straße des Friedens). Die<br />

Straßenbeleuchtung war zu der Zeit spärlich, nur ab und zu brannte<br />

mal eine Lampe und so tappste der alte Nachtwächter oft in der<br />

Dunkelheit dahin. Kein Wunder, daß er dann in der Dunkelheit so<br />

manches betrachten konnte. Vor allem die Liebespaare machten<br />

ihm oft den größten Spaß, wenn er sie überraschen konnte. Aber<br />

53


auch bei den Wirtshäusern legte der Franz sein Ohr an und so<br />

konnte er manches mithören, was drinnen diskutiert wurde. So<br />

manchen Spätheimgänger traf er in der Nacht, die mit ihm dann<br />

noch etwas plauderten. So erzählte er ihnen dann meistens von den<br />

Sternen. Sein Ausspruch war dann meistens: “To äh Stern und to äh<br />

Stern und to äh ganzes Trampele.“<br />

Nach seinem Tod gab es dann keinen Nachtwächter mehr und so<br />

hatte der Ort wieder ein altes Original weniger.<br />

Die Holzkohlenbrenner von Reudnitz.<br />

In Reudnitz, wo einst die Meiler rauchten. Hier wurde bis in die<br />

20er, 30er Jahre unseres Jahrhunderts Holzkohle gemeilert. Es gab<br />

zwei Besitzer, Seifert-Malz, und Tunger. Das ganze Vogtland wurde<br />

damals durch sie mit Holzkohle beliefert. Vor allem die<br />

Schützenfeste in Greiz, Plauen, Reichenbach, Werdau und<br />

Zwickau. Aber auch kleine Vereine, die Sommerfeste veranstalteten,<br />

holten ihre Holzkohle in Reudnitz.<br />

Die Arbeit war sehr schwer, das Holz mußte im Wald selbst gerodet,<br />

aufgerissen u. angefahren werden. Dann wurde der Meiler mit Holz<br />

aufgebaut, mit Reisig abgedeckt und mit Erde angeworfen. Nun erst<br />

konnte das Holz angebrannt werden. Wir waren als Kinder oft noch<br />

dabei, und es war für uns eine Freude, wenn wir mit Feuer anlegen<br />

durften.<br />

So rauchte der Meiler einige Tage. Der ganze Ort war dadurch oft<br />

mit einem würzigen Reisiggeruch durchzogen. Ab und zu kam es<br />

vor, dass der Meiler brannte. Dann mußte schnell mit Wasser aus<br />

dem nahe gelegenen Bach gelöscht werden. Wenn alles gut<br />

durchgekohlt war, wurde der Meiler geöffnet und die Holzkohle<br />

konnte abkühlen. Sie wurde dann in Säcke gefüllt, abgewogen und<br />

mit dem Pferdefuhrwerk fortgefahren.<br />

Der alte Mann auf dem Bild hieß Heinrich Seifert, aber keiner im<br />

Ort sagte Seifert, es war der Aestels-Heinrich. Er hatte den Namen<br />

dadurch bekommen, dass, wenn der Meiler aufgesetzt war und mit<br />

Reisig abgedeckt wurde, dann sagte der alte Heinrich: To noch a<br />

Astel nah, to noch a Astel. Und so hatte der alte Heinrich mit seinem<br />

Molli den Namen.<br />

54


So wurde der Holzkohlen-Meiler mit Holz aufgesetzt.<br />

Und so rauchte er 8 Tage lang. Vorn der alte Heinrich mit seiner<br />

Tochter Ida und Rosa Pfeifer.<br />

55


Die Entstehung unseres heutigen Parks<br />

Am 5. September 1881‚vier Monate vor seinem Tod, kaufte der<br />

Rittergutsbesitzer Hermann Neef von Karl-Friedrich Feustel dessen<br />

Haus und Gartengrundstück, Parzelle 119 (4 ar. und 91 qm für<br />

1950,- M). Dieses Grundstück grenzte an den Hausgarten des<br />

Neefschen Gutes und war diesem an der Straßenseite vorgelagert.<br />

Das Haus Feustel wurde alsbald nach dem Tode Neefs 1882<br />

abgetragen. Das Grundstück wurde mit dem ganzen Hof vereinigt<br />

und alles zu einer kleinen Parkanlage umgestaltet. Auch die<br />

Kastanienbäume vor dem Tor wurden zu der Zeit gepflanzt. Sie<br />

stehen nun schon über hundert Jahre.<br />

Artur von Geldern kaufte am 12. Mai 1896 vom Holzkohlenbrenner<br />

Heinrich S e i f e r t einen an das Areal, welches Neef 1881 von<br />

Feustel erworben hatte, und an den alten Hausgarten des ganzen<br />

Hofes angrenzenden Trennstückes, die Parzellen 109 und 113<br />

(Wiese, Feld, Steinbruch, Anger, Weg und Grasgarten) insgesamt<br />

5297 qm für 5100, - M. Grundbucheintragung v.12 Mai 1896, Blatt<br />

29. Das neu erworbene Grundstück wurde mit dem vorgenannten zu<br />

einer Gesamtfläche von 9028 qm vereinigt und zu einer Parkanlage<br />

umgewandelt.<br />

Parkgärtner aus Dresden gestalteten den Park. Es wurden Wege<br />

angelegt, Bäume und Hecken gepflanzt und in der Mitte vom Park<br />

ein schöner Pavillon errichtet. Unten im ehemaligen Steinbruch<br />

wurde ein Springbrunnen gebaut. Er wurde von dem Überlauf der<br />

Pferdetränke oben in Hof versorgt. Es war immerhin ein<br />

Höhenunterschied von ca. 20 m und so sprudelte der Springbrunnen<br />

Tag und Nacht. Es war ein herrlicher Anblick. Die Gesamt-<br />

Unkosten betrugen zu der Zeit 10.000,- M.<br />

Für uns Kinder war der Park ein schönes Spielgelände. Wir durften<br />

uns bloß von dem Herrn v. Geldern nicht erwischen lassen. So<br />

haben sich die Zeiten geändert. Heute gehört der Park uns allen, und<br />

wir wollen stolz sein, dass so ein kleiner Ort einen Park besitzt.<br />

Schön ist er erst jetzt geworden, durch das Aufstellen von Parkbänken<br />

und das Errichten eines Sandkastens mit Turngeräten für unsere<br />

Kleinen.<br />

56


Die späteren Nachkommen werden es mal gar nicht glauben, dass<br />

so ein tiefer Steinbruch da gewesen ist. Denn mit dem Abbruch der<br />

Rittergutsscheune am 24.4.1982 ging das Zuschütten los. Dann<br />

wurde es als Müllablagerung frei gegeben. Für die Eigenheimbauer<br />

draußen in der Waldsiedlung war es das richtige Loch. Es wird nicht<br />

lange dauern, ist alles eingeebnet, und keiner weis noch etwas vom<br />

ehemaligen Steinbruch. Aber auch der Park ist dadurch viel größer<br />

geworden und eine neue Anlage wird entstehen. Vielleicht ein<br />

schöner Rosengarten. Wollen wir das Beste hoffen, dass unsere<br />

Nachkommen den Park noch schöner gestalten und erhalten.<br />

Der Eichberg, ein Ortsteil von Reudnitz<br />

Sauhut mit dem Röhrenacker, der heutigen<br />

Gartenanlage „Hummelsberge“<br />

57


Das ehemalige Herrenhaus in unserem heutigen Park<br />

Das ehemalige Bauernhaus Dassler<br />

58


Die ehemalige Schankstätte im Rittergut Ober-Reudnitz ist also<br />

bei weitem die älteste im Dorf, sie bestand 1550 vielleicht schon<br />

Jahrhunderte lang. Erst, nachdem aus dem alten Kretschmar und<br />

Unsere Turnhalle, nach dem Anbau von 1931<br />

59


Das einzige Haus in Reudnitz mit Treppenaufgang von außen<br />

Ein Bild von 1932, wo der Bach bis an die Straße ging, der dann 1934<br />

verlegt wurde. Heute steht dort das Wartehäuschen und befindet sich<br />

die schöne Grünanlage.<br />

60


Ehemaliger Lindenaufgang und<br />

Toreinfahrt zum Rittergut Unter-<br />

Reudnitz.<br />

Grabmahl von Oskar Leo. Er<br />

wollte auf dem ehemaligen<br />

Hopfenacker beerdigt sein.<br />

Ehemaliges Spritzenhaus der Feuerwehr von Reudnitz<br />

61


Man schrieb das Jahr 1945<br />

Der zweite Weltkrieg war aus. Viel Not und Elend hatte er gebracht.<br />

Die Lebensmittel-versorgung war zusammengebrochen, der Krieg<br />

hatte alles aufgezehrt, es gab Hunger. Jeder mußte sehen, wo er<br />

etwas bekam. Schlimm war es für die Frauen und Mütter, wo der<br />

Mann oder der Vater gefallen oder in Gefangenschaft war. Sie<br />

mußten bei den Bauern betteln um ein Stück Brot oder um ein paar<br />

Kartoffeln, denn die Kinder schrien zu Hause vor Hunger. Wer<br />

etwas zu tauschen hatte, tauschte es gegen Lebensmittel ein. Die<br />

Bauern wollten kein Geld, das hatten sie genug, sie wollten nur<br />

Wertsachen. Wer noch gut auf den Beinen war, fuhr sogar bis hinauf<br />

nach Mecklenburg, nur um etwas zum Essen zu holen, denn Hunger<br />

tat weh. Für die Gemeindeverwaltungen war es schwer, sie waren<br />

vollkommen machtlos. Dazu kamen noch die vielen Flüchtlinge aus<br />

dem Sudetenland, Schlesien und Ostpreußen. Es war eine richtige<br />

Völkerwanderung. Mit Handwagen, Pferdefuhrwerken, ganze<br />

Trecks kamen an. Jeder wollte eine Unterkunft haben, ein Dach<br />

über dem Kopf, denn sie waren oft tagelang unterwegs gewesen. In<br />

jedem Haus mußte noch eine Familie aufgenommen werden. Aber<br />

so langsam kam doch wieder Ordnung in das ganze Elend. Die<br />

Parteien organisierten sich wieder, sie setzten sich zusammen und<br />

berieten, was zu machen sei. Die Kommunistische Partei und die<br />

Sozialdemokratische Partei vereinigten sich am 9.8.1946 zu einer<br />

Partei, zur SED. Die CDU folgte. Jetzt war der Anfang in allen<br />

Verwaltungen da. Wenn es auch hier und dort noch Schwierigkeiten<br />

gab, aber sie wurden überwunden. Denn es gab immer wieder<br />

Personen in den Verwaltungen und Gemeinden, die die Not für sich<br />

ausnützten, und sich ein schönes Leben machten, während der<br />

größte Teil der Bevölkerung noch in Armut lebte. Aber jetzt kam die<br />

Währungsreform. Das Geld. wurde wertlos. Mancher Bauer trug<br />

sein gehamstertes Geld, das er den Hungernden abgenommen hatte,<br />

mit dem Rucksack auf das Gemeindeamt, es war nichts mehr wert.<br />

Jeder Bürger bekam Umtauschgeld von nur 40,- M. Nach dem<br />

Abbruch und Austeilung des Rittergutes Unter-Reudnitz wurden 11<br />

62


Neubauernstellen gegründet. Das Waldstück „Kleine Kiefer“<br />

wurde abgeforstet und urbar gemacht und aufgeteilt in Parzellen.<br />

Auch das große Stück rechts der Teichwolframsdorfer Straße<br />

wurde ebenfalls in viele kleine Felder aufgeteilt. Freilich, die ein<br />

Feld bekamen, mußten sich plagen, aber sie hatten zu essen, sie<br />

hielten sich ein Schwein, hielten großes Schlachtfest, während die<br />

anderen immer noch Hunger litten. Aber nach der Enteignung der<br />

Großbetriebe und Überführung in Volkseigentum ging es langsam<br />

wieder aufwärts. Die Räder drehten sich wieder, es gab wieder<br />

Arbeit. In den Familien wurde wieder Geld. verdient, sie konnten<br />

wieder etwas kaufen, wenigstens die Grundnahrungsmittel.<br />

Die erste Gemeinde- u. Kreistagswahl wurde am 8.9.1946<br />

durchgeführt.<br />

Albert Biering wurde erster Bürgermeister, Hermann Scheffel<br />

stellvertretender Bürgermeister, Albin Ritter Ratsvorsitzender.<br />

Nachdem sich der erste Gemeinderat zusammensetzte und beriet,<br />

wurde der erste Kindergarten, in dem ehemaligen Steinbachschen<br />

Bauernhaus, was Gemeindeeigentum war, in der Schulstraße, am<br />

1.9.1946 eröffnet. Es war ein großer Fortschritt und Erleichterung,<br />

vor allem für die alleinstehenden Mütter. Sie konnten unbesorgt auf<br />

Arbeit gehen‚ denn ihre Kinder waren in bester Obhut bei der ersten<br />

Kindergärtnerin, Elfriede Neudeck-Pfeifer.<br />

Am 1.5.1947 wurde die erste Konsum-Verkaufsstelle in Reudnitz<br />

eröffnet. Zuerst in dem ehemaligen Schnittwarengeschäft Richard<br />

Dietz, dann Umzug in die ehemalige Gaststätte Schwedenkönig,<br />

wo sie auch heute noch ist. Der Milchverkauf wurde im<br />

Feuerwehrhaus durchgeführt. Die erste Konsumverkaufsstelle für<br />

Fleischwaren in der ehemaligen Fleischerei Vödich, dann später in<br />

der Fleischerei Zeughardt - Kuhn, auch die ist heute noch darin.<br />

Der Sport, aus den ehemaligen Mitgliedern des Turnvereins, schloß<br />

sich zu einer Sportgemeinschaft zusammen.<br />

63


Auch aus den ehemaligen drei Gesangsvereinen Turnersängerchor,<br />

Männergesangsverein u. Germania bildete sich der Volkschor unter<br />

der Leitung von Lehrer Rudi Keil. Erster Chorleiter aber war Lehrer<br />

Martin Pfeifer.<br />

Und so formierte sich das Gesellige wieder. Sport und Volkschor<br />

brachten wieder Schwung unter die Einwohner‚ und so vergaß<br />

mancher seine Sorgen und das Leid. Tanz und Theatervorstellungen<br />

wurden durchgeführt.<br />

In unserem Ort ging es eigentlich schnell wieder aufwärts, jeder<br />

packte mit an.<br />

Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am<br />

7.10.1949 gab den Höhepunkt in allen Verwaltungen und<br />

Organisationen, jetzt zog überall Ordnung ein.<br />

Erste Wahl zur Volkskammer am 15.10.1950. Auch die Gründung<br />

der Nationalen Front, wo sich alle Parteien und Organisationen zu<br />

einer Einheit zusammenschlossen, die zum Wohle der Einwohner<br />

beraten und beschließen, ging der Aufbau im Ort zügig voran.<br />

1953 wurde die erste Schwesternstation und Arztpraxis eröffnet.<br />

Schwester Ruth und Dr. med. Günther Schmidt waren die<br />

Leitenden.<br />

Im August 1953 wurde das große 25-jährige Schuljubiläum<br />

durchgeführt. Auf dem Schulplatz wurde das große Fest<br />

veranstaltet. Alt und Jung waren dabei und bei bester Stimmung.<br />

Viele alte ehemalige Schulkameraden trafen sich zu einem<br />

Wiedersehen. Das ganze Fest lag unter der Leitung von<br />

Schuldirektor Heinz Kießling.<br />

1908 wurde die erste Turnhalle in Reudnitz gebaut, vom damaligen<br />

Turnverein “Concordia“. 1912 wurde das Wirtschaftsgebäude<br />

angebaut. 1930 die Turnhalle nach rechts angebaut und eine Bühne<br />

nach hinten. Das geschah alles für das 50-jährige Jubiläum des<br />

Turnvereins 1931.<br />

64


Die Turnhalle reichte bis jetzt zur Zufriedenheit aus. Aber jetzt<br />

entwickelte sich der 1923 gegründete Handballsport so, dass die<br />

Turnhalle für den Hallen-Handball zu klein war. Es wurde beraten<br />

und diskutiert innerhalb des Vorstandes, was tun. Woher das Geld<br />

nehmen? Es wurde mit dem Kreis- und Bezirkssport-Komitee<br />

verhandelt, ja sogar mit Berlin. Endlich war es soweit, die ersten<br />

50.000,-M wurden uns durch Lotto-Gelder bewilligt. Der Anfang<br />

war da, aber das reichte nicht aus. Der ganze Ort beteiligte sich<br />

durch Aufbaustunden daran. Erst schon beim Abbruch der alten<br />

Halle, und dann wieder beim Aufbau. Jeder, der eine Maurerkelle<br />

zu Hause hatte, mauerte mit. Es war oft ein richtiger<br />

Ameisenhaufen, jeder half mit. 1954 war es dann geschafft. Weitere<br />

25.000,- M wurden noch einmal bewilligt, das Werk war vollbracht,<br />

die Halle konnte eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben<br />

werden. Heute ist sie eine der größten und schönsten Hallen im<br />

ganzen Kreis und darüber hinaus. Groß-Veranstaltungen wie<br />

Jugendweihen, Sängertreffen, Schulsport und Kreisausscheidungskämpfe;<br />

alles findet hier statt. Jetzt aber unterliegt das gesamte<br />

Hallenausmaß der Gemeinde Reudnitz, jetzt sind sie der Träger,<br />

nicht mehr der Sport. Viele Orte beneiden uns um die schöne Halle.<br />

Ob das heute die Jugend noch einmal fertigbringen würde?<br />

1954 wurde die erste Omnibus-Linie, Greiz - Fraureuth eröffnet.<br />

Zuerst durch die Firma Singer, dann übernahm sie der Kraftverkehr.<br />

Das war eine segensreiche Einrichtung für unseren Ort. Jetzt<br />

konnten die Arbeiter nach Greiz und Fraureuth mit dem Omnibus<br />

fahren. Auch für die gesamte Bevölkerung war es von großem Wert.<br />

Früher mußten alle nach <strong>Mohlsdorf</strong> zum Bahnhof laufen, bei Wind<br />

und Wetter.<br />

1954 wurde auch durch freiwilligen Aufbau das Wartehäuschen<br />

gebaut. Zuvor mußte aber die über hundert Jahre alte Eiche<br />

weichen, denn sie stand unmittelbar an der Straße, wo jetzt die<br />

Wartehalle steht.<br />

65


Das Bauen hörte nicht auf, immer wurden neue Vorschläge<br />

eingebracht. So auch der Bau der Leichenhalle auf dem Friedhof.<br />

1956 entschloß sich der Gemeinderat dazu. Denn bis dahin mußte<br />

jeder Gestorbene zu Hause aufgebahrt und dann zum Friedhof<br />

getragen werden. Aber aus hygienischen Gründen war das nicht<br />

mehr tragbar, obwohl es hunderte von Jahren so üblich war. Die<br />

Verhältnisse zwangen aber dazu, da viele keine Raum zum<br />

Aufbahren mehr hatten. Durch Aufruf an die Bevölkerung, durch<br />

Spenden mitzuhelfen an dem Bau, war es möglich, die Leichenhalle<br />

zu bauen.<br />

1957: Der kleine Kindergarten auf der Schulstraße reichte nicht<br />

mehr aus. Der Neubauer Schilke, der vom ehemaligen Rittergut<br />

eine alte Scheune sich zum Wohnhaus ausgebaut hatte, hörte aus<br />

Altersgründen auf. Und so wurde ein schöner Kindergarten gebaut.<br />

Herrlich an der Straße gelegen, mit einem großen Spielgarten für<br />

die Kinder. Einen schöneren Platz konnte man gar nicht finden.<br />

Küche und Schlafraum, Waschraum und Toiletten - alles war da.<br />

Auch hier gab es wieder viele freiwillige Helfer, die tüchtig<br />

1957 Bau des neuen Kindergartens an der Greizer Straße<br />

66


Der fertiggestellte schöne Kindergarten<br />

mithalfen.<br />

1960: Das ehemalige Rittergut Ober-Reudnitz, das bis jetzt noch<br />

selbständig war, geriet in Verzugsschwierigkeiten, und konnte den<br />

Plan nicht mehr erfüllen und gab auf. So bildeten einige Bauern und<br />

Neubauern eine LPG, Typ I. Sie hatten noch ihr eigenes Vieh im<br />

Stall, aber die Felder wurden gemeinsam bewirtschaftet. Die<br />

damalige MTS Traktorenstation half ihnen, die Felder zu bestellen.<br />

Das war eine große Erleichterung. So ging es einige Jahre.<br />

1969: Die 1956 gebaute Leichenhalle war praktisch nur ein<br />

Notbehelf. Es konnte ja nur der Sarg aufgestellt werden, aber für die<br />

Trauergäste gab es keinen Platz, sie mußten bei Wind und Wetter,<br />

Schnee und Regen, draußen im Freien stehen, das war eine<br />

Zumutung. So entschloß sich der Gemeinderat, mit der Nationalen<br />

Front einen Anbau für die Trauergäste zu schaffen. So entstand eine<br />

würdige Leichenhalle mit ca. 100 Sitzplätzen. Auch hier trugen<br />

unsere Einwohner mit Spenden dazu bei. Denn wenn für den Ort<br />

67


etwas geschaffen wird, da sind die Reudnitzer da.<br />

1973: Die Arztpraxis, die 1953 eingerichtet wurde, war auch zu<br />

klein und unhygienisch. Es ergab sich eine Möglichkeit, mitten im<br />

Ort eine neue Praxis aufzubauen, die der heutigen Zeit entspricht,<br />

wo sich Arzt und Patienten wohl fühlen.<br />

1973: Durch Werbung und Überzeugung der noch selbständigen<br />

Bauern wurde die LPG Typ III gebildet. Freilich, es gab manchen<br />

Kampf, wer wollte schon freiwillig seine Selbständigkeit aufgeben.<br />

Der Anfang war schwer, ehe sie sich daran gewöhnten. Aber es<br />

dauerte nicht lange, da sahen es die ehemaligen Bauern ein, dass sie<br />

sich nicht mehr so plagen mussten. Aber auch ihr<br />

Monatseinkommen war gesichert. Heute haben sie Ferien, was sie<br />

früher gar nicht kannten.<br />

1976: Es machte sich bald bemerkbar, dass die alte Wasserleitung,<br />

die 1908 geschaffen wurde, bald kein Wasser mehr durch die Rohre<br />

ließ, die Rohre waren fast zu. Freiwillige Helfer fanden sich mit<br />

Unterstützung des Wasserwerkes, welches die Technik bereitstellte,<br />

um die Wasserleitung im Ort neu zu erstellen. Der erste<br />

Unter blühenden Bäumen fühlen sich die Kinder beim Spielen wohl<br />

68


Kinder mit Kindergärtnerinnen beim Spielen<br />

Der Waschraum, das schönste für die Kinder<br />

69


1977 folgte die Albert-Steinbach-Straße, Winkel u. Berggasse.<br />

Anschließend die Gottesgrüner Straße. Von dort aus durch die<br />

Felder, also hinter den Häusern der Werdauer Straße, bis zum Trafo.<br />

Von dort aus bis hinunter zur Neudeck. So besteht jetzt in Reudnitz<br />

eine direkte Ringleitung. Es wurden jetzt keine Eisenrohre mehr<br />

verwendet, sondern starke Plasterohre, wo sich kein Rost mehr<br />

ansetzen kann.<br />

1980: Durch die Instandsetzung der Wasserleitung, das Aufhacken<br />

und Ausbaggern der tiefen Gräben, für die Rohrleitungen, wurden<br />

die Straßen stark in Mitleidenschaft gezogen. So war es notwendig,<br />

die Straßen wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Zuerst die<br />

Karl-Marx-Straße. Dann folgte die Hermann-Wetzel-Straße - vom<br />

1.3. bis 30.6.1980 die Albert-Steinbach-Straße. Sie wurde<br />

vollkommen tief ausgebaggert, neu beschottert und mit einer<br />

Teerdecke versehen. Neue Straßendecken erhielten auch die<br />

Gottesgrüner Straße, Schulstraße sowie die Straße des Friedens.<br />

1982: Die Verschönerung des Ortes kam nicht zur Ruhe. Der<br />

Aubach durch unseren Ort gab kein schönes Bild. Jetzt ging es<br />

daran, den Bach mit Wabenplatten auszulegen. Wieder waren<br />

freiwillige Helfer zur Stelle. Sie wurde zwar bezahlt, aber sie gaben<br />

immer ihre Freizeit dazu her.<br />

1982: Am 24.4. wurde mit dem Abbruch der alten Scheune nach<br />

dem Steinbruch zu, auf dem ehemaligen Rittergut Ober-Reudnitz<br />

begonnen. Sie war 1849 gebaut und jetzt baufällig. Und damit<br />

begann das Zuschütten des ehemaligen Steinbruchs. Jetzt wußten<br />

wenigstens die Eigenheimbauer in der Waldsiedlung, wo sie ihren<br />

Schutt unterbringen konnten. Es wird nicht lange dauern, ist der<br />

tiefe Steinbruch voll einplaniert, und die Nachkommen wissen<br />

nichts mehr von dem ehemaligen Steinbruch. Aber der Park wird<br />

dadurch etwas größer.<br />

1983 wurde es unbedingt notwendig, die zwei Brücken über den<br />

Aubach zu erneuern. Denn was diese zwei Brücken in den vielen<br />

70


Jahren durchgehalten haben, ist unbeschreiblich. Der viele Verkehr<br />

durch Autos, Lastzüge und Omnibusse, die alle in Richtung Greiz<br />

und Werdau rollen. Auch während des Krieges rollten die Panzer<br />

und Kriegsfahrzeuge über die Brücken. Beim Bau der Brücke<br />

Werdauer Straße stellte man die Zahl 1809 fest, die in Stein<br />

eingehauen war. Also war sie ungefähr 175 Jahre alt. Zuvor soll es<br />

nur eine Furt gewesen sein, also keine Brücke, man fuhr einfach<br />

durch den Bach. Die neue Brücke wurde vom 1.8. - 25.10.1983<br />

erstellt.<br />

Zuvor aber baute man die Brücke in der Karl-Marx-Straße, um den<br />

Verkehr in beide Richtungen aufrechtzuerhalten. Diese Brücke<br />

wurde vom 7. - 30.7.1983 erstellt. Es wurden nur die oberen<br />

Brückenträger erneuert, da die Betongrundmauern, die 1924<br />

errichtet wurden, noch in gutem Zustand waren. Alles klappte sehr<br />

gut, vor allem ohne jeden Unfall.<br />

Die Feuerwehr schlemmte, mit der Technik der LPG “Ost“, 1983<br />

den ehemaligen Brauteich und legte ihn mit Wabenplatten aus, so<br />

dass ein schönes Ortsbild entstand.<br />

71


Die abgerissene alte Brücke in der Greizer Straße<br />

Bau der großen Brücke in der Greizer Straße.<br />

Vom 1.8.1983 bis 25.10.1983 neu erstellt.<br />

72


Teil der Grünanlage am Wartehäuschen,<br />

im Hintergrund die alte abgerissene Brücke<br />

Bau der Brücke in der Karl-Marx-Straße.<br />

Vom 5.7.1983 bis 30.7.01983 neu erstellt.<br />

73


Das war das Entschlemmen des Brauteiches<br />

mit Technik und schwerer körperlicher Arbeit.<br />

74


Am 7. Oktober 1984 wurde eine Sekundär-Rohstoff-<br />

Erfassungsstelle in Reudnitz eröffnet von der Familie Wünscher,<br />

die auch gleichzeitig eine Getränke-Basar mit übernommen hat.<br />

Zuvor mußten die Altstoffe auf dem Feuerwehrplatz abgegeben<br />

werden. Jetzt ist Aufkauf die ganze Woche über.<br />

Am 23.10.1987 war eine große Festveranstaltung in der Turnhalle<br />

Reudnitz. Der ganze Ort war vertreten. Ungefähr 500 Personen<br />

waren gekommen<br />

Die Reudnitzer Gemeinde wurde ausgezeichnet mit den Titel<br />

„Schönes produktives Dorf“.<br />

Der Rat des Kreises Greiz nahm die Auszeichnung vor.<br />

Bürgermeister Schreiber und der Vorsitzende der Nationalen Front‚<br />

Eberhard Binder, übernahmen sie. Anschließend Tanz und zur<br />

Überraschung war ein großes kaltes Büffet errichtet, wo sich jeder<br />

satt essen konnte, Wein und Bier gab es ebenfalls. Es war ein<br />

schöner gelungener Abend für die Reudnitzer Einwohner.<br />

In der Zeit von 1949 - zum 40. Jahrestag der Gründung der<br />

Deutschen Demokratischen Republik am 7.10.89 - wurden in<br />

Reudnitz 9 Doppel-Eigenheime und 23 Einzel- Eigenheime gebaut.<br />

Der 40. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen<br />

Republik wurde am Vortag, am 6.10.1989, mit einer<br />

Festveranstaltung in der Turnhalle Reudnitz feierlich begangen.<br />

Mit einer Ansprache des Bürgermeisters und Auszeichnungen für<br />

verdiente Bürger des Ortes wurde der Tag bei geselligem<br />

Beisammensein beendet.<br />

75


Kinder waren immer die eifrigsten Sammler<br />

Das war der Altstoff-Aufkauf auf dem Feuerwehrplatz<br />

76


Die große Wende<br />

Es war nicht zu glauben. Kaum war die große 40-Jahr-Feier der<br />

DDR vorüber, wo Honecker noch einmal den Mund weit aufriss,<br />

dass die Mauer noch viele hundert Jahre bestehen werde. Da fing es<br />

im Volk an zu gären. Die Bürger gingen in den Städten auf die<br />

Straße, sie forderten Freiheit und keine Diktatur, sondern<br />

Demokratie. Bei uns im Ort blieb es im Verhältnis ruhig. Denn viele<br />

hatten noch Angst vor den Stasi-Spitzeln, die es auch in unserem<br />

Ort genügend gab. Denn vor jedem SED-Genossen musste man<br />

sich in Acht nehmen. Aber im Geheimen bildeten sich neue<br />

Parteien.<br />

Wie ein Wunder, am 16.10.1989, tritt der berühmte Honecker<br />

plötzlich zurück. Egon Krenz wurde sein Nachfolger. Aber am<br />

9.11.1989 wurden schon die Grenzübergänge geöffnet, die erste<br />

Freiheit war da. In Scharen fuhren die Bewohner nach dem nahe<br />

gelegenen „Goldenen Westen“. Es war eine richtige Sucht, jeder<br />

wollte Bananen kaufen, die es jahrelang bei uns nicht gab. Der<br />

Westen gab jedem DDR-Bürger zweihundert Mark zum Einkauf.<br />

Das ging bis Weihnachten 1989.<br />

An 18. März 1990 gab es dann die erste freie Wahl, denn bis dahin<br />

war alles nur Zwang. Die CDU erhielt die meisten Stimmen.<br />

Am 6. Mai 1990 war dann die erste Gemeinderatswahl. Es stellten<br />

sich 5 Listen zur Wahl.<br />

Liste 1 - der Sport u. VSK, Liste 2 - die CDU, Liste 3 - der DBD,<br />

Liste 4 - Neues Forum, Liste 5 - Einzelkandidat.<br />

Liste 1.erhielt 629 Stimmen =38,78 % = 6 Mandate<br />

Liste 2.erhielt 702 Stimmen =43,28 % = 7 Mandate<br />

Liste 3.erhielt 20 Stimmen = 1,23 % = kein Mandat<br />

Liste 4.erhielt 221 Stimmen =23,62 % = 2 Mandate<br />

Liste 5.erhielt 50 Stimmen = 3,08 % = kein Mandat<br />

77


Folgende Kandidaten wurden gewählt.<br />

Liste 1 . BSG/VKSK<br />

Liste 2. CDU<br />

Stimmen<br />

Stimmen<br />

Bölke, Gerwin 377 Rose, Bernd 232<br />

Scheffel, Günter 78 Kempe, Günter 124<br />

Michalak, H. Dieter 42 Geilert, H. J. 85<br />

Riedel ‚Roland 30 Heindel ‚Rudi 69<br />

Helmrich, Reiner 26 Wirth, Gerhard 59<br />

Riedel, Gert 23 Scheffel‚ Monika 31<br />

Reißmann, Horst 25<br />

Liste 4. Neues Forum<br />

Stimmen<br />

Irrgang, Ursula 143<br />

Linke, Günter 32<br />

Gerwin Bölke, BSG‚ wurde von den Kandidaten mit großer<br />

Mehrheit zum ersten frei gewählten Bürgermeister der Gemeinde<br />

Reudnitz gewählt. Er nahm das Amt an.<br />

Nun ging es an die Arbeit. Der Gemeinderat bildete die einzelnen<br />

Ressorts, jeder bekam seinen Auftrag. Aber der Anfang war schwer,<br />

es fehlte das Geld. Am 1. Juli 1990 kam dann die Währungsunion.<br />

Wir waren dem Bund angeschlossen‚ so auch das Geld. Unser<br />

DDR-Geld hatte keinen Wert mehr. Es wurde zu 50 % abgewertet.<br />

Es war ein schwerer Schlag. Alles Gesparte war nur noch die Hälfte<br />

wert. Die Rentner traf es am meisten. Am besten waren die dran, die<br />

Schulden hatten, denn die wurden um die Hälfte erlassen. Aber alles<br />

ging vorüber. Nur die Sparkassen hatten Hochbetrieb mit dem<br />

Umtausch, es war wirklich nicht so einfach<br />

So langsam hatten sich die Einwohner nun wieder an das normale<br />

Leben gewöhnt, es ging alles wieder seinen Lauf. Nur schlecht<br />

stellte es sich mit der Arbeit, viele müssen in Kurzarbeit oder haben<br />

keine Arbeit. Durch die „harte“ Währung kann die Ost-Wirtschaft<br />

nicht mehr florieren, denn die Ostbetriebe haben ja nur mit denen<br />

Export betrieben. So stehen viele Betriebe still, vor allem die<br />

78


Textilbetriebe. Es wird gewisse Zeit dauern, bis sich alles wieder<br />

einläuft. Sonst gab es keine weiteren Veränderungen bei uns in<br />

Reudnitz. Der Sport bekam wieder seinen alten Namen “Concordia<br />

Reudnitz“. Die Karl-Marx-Straße wurde umgetauft in Straße am<br />

Aubach, die Hermann-Wetzel-Straße heißt wieder wie früher<br />

“Burg“. Die Werdauer Straße von 2-8 erhielt einen schönen<br />

Bürgersteig.<br />

Die ehemalige Bäckerei Vetter, die noch zur SED-Zeit abgerissen<br />

wurde, wurde jetzt durch die Gemeinde schön hergerichtet und<br />

bepflanzt, und heißt jetzt „Vetters Berg“. Auch das Haus<br />

Mittenzwei, was für den Verkehr eine große Behinderung war,<br />

wurde abgerissen und diese Stelle in einen schönen Zustand<br />

versetzt.<br />

Am 2. Dezember 1990 mußten wir‚ innerhalb eines Jahres‚ zum<br />

dritten Mal zur Wahl, zur Bundestagswahl.<br />

Möge der Aufschwung bald kommen, dass wir wieder ein schönes<br />

friedliches Dorf sind. Denn nur in Frieden kann alles gedeihen.<br />

Das Gesundheitswesen in unserem Ort früher und heute<br />

Ein Gesundheitswesen im 19. Jahrhundert gab es überhaupt noch<br />

nicht. Jeder mußte mit seiner Krankheit selbst fertig werden,<br />

deshalb die große Zahl der Sterblichkeit. Wenn einer ein gutes<br />

Mittel für irgendeine Krankheit wußte, dann versuchte er zu heilen<br />

oder zu lindern. Viele Kräuter wurden zu der Zeit verwendet. Die<br />

alten Kräuterfrauen trugen vom Frühjahr bis zum Herbst die<br />

Heilkräuter ein, trockneten sie und verkauften sie dann als<br />

Heilmittel. So bildeten sich nach und nach die Heilkundigen heran,<br />

die ihre Geschäfte damit machten. Die damaligen Bader oder<br />

Barbier mußten die kleine Chirurgie beherrschen. Sie mußten<br />

Zähne ziehen, Aderlassen und Wunden versorgen.<br />

Erst als dann 1883 die Kranken- u. Sozialversicherung eingeführt<br />

wurde, entwickelte sich das Arztwesen. So kam Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts der erste Arzt nach Reudnitz. Es war Dr. med. Paul S o<br />

n n t a g. Er kam aus Dresden. Seine erste Praxis war im Restaurant<br />

Schwedenkönig, heute Rose. Sie war klein und einfach, aber es war<br />

79


wenigstens ein Arzt im Ort. Er zog deshalb nach Reudnitz, weil<br />

Reudnitz durch die Rittergüter die meisten Einwohner hatte. Die<br />

zweite Praxis richtete er sich dann unten am Berg, heute Granert,<br />

ein. Dann kaufte er sich vom Rittergut einen Bauplatz, nach<br />

<strong>Mohlsdorf</strong> zu, und baute sich selbst ein eigenes Haus mit Praxis.<br />

Das war für ihn zentraler gelegen, schon durch die Betriebe und die<br />

Eisenbahn. 1908 eröffnete er dort seine Praxis. Aber er blieb<br />

Reudnitzer, denn das gehörte noch zu Reudnitz. Es war ein richtiger<br />

Landarzt, vom Geburtshelfer, Zahnarzt und Wundarzt. Tag und<br />

Nacht war er mit seinem Auto, wir nannten es nur die Pauline‚<br />

unterwegs. Wenn die Hebamme Zacharias Hilfe brauchte, dann<br />

mußte Dr. Sonntag her. Zu der Zeit waren ja die Geburten alle zu<br />

Hause. In Greiz gab es nur ein kleines Krankenhaus. Erst nach dem<br />

I. Weltkrieg, 1920, wurde das jetzige Krankenhaus gebaut. Dr.<br />

Sonntag führte seine Praxis bis ins hohe Alter. Dann übernahm sein<br />

Sohn Hans das Erbe, aber nicht lange. Dann kam Dr. Michaelis, aber<br />

die Zeit war beschränkt für ihn.<br />

In unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat wurden nun die staatlichen<br />

Arztpraxen eingeführt. 1953 wurde das Gesundheitswesen wieder<br />

neu aufgebaut, und so auch bei uns im Ort. Die erste<br />

Schwesternstation und Arztpraxis war zwar etwas notdürftig<br />

untergebracht, aber den Kranken und alten Leuten war jetzt<br />

geholfen. Zweimal in der Woche ist Sprechstunde. Herr Dr. med.<br />

Günther Schmidt leitet als Arzt und Mensch die Praxis. Für jeden<br />

hat er ein freundliches Wort und ist dadurch beliebt in seinem<br />

gesamten Arztbereich. 1973 wurde die jetzige Station eingerichtet,<br />

die einigermaßen den Anforderungen entspricht.<br />

Die Sorge um den Menschen steht bei uns an erster Stelle, so finden<br />

Mütterberatungen und dergleichen statt, werdende Mütter werden<br />

zur Entbindung nach Greiz gebracht. Unser Staat tut alles für das<br />

Wohl der Menschheit. Unsere Vorfahren würden staunen über das<br />

heutige Sozial- und Rentenwesen in unserem Staat.<br />

80


100 Jahre Kirchweih des Kirchspiels Herrmannsgrün,<br />

Reudnitz und <strong>Mohlsdorf</strong><br />

Aber schon vorher stand ein kleines Kirchlein auf dem Friedhof, wo<br />

heute die Patronatsgruft von Geldern-Crispendorf steht. Das kleine<br />

Kirchlein, welches durch den Vertrag, am Donnerstag nach Mathaei<br />

anno 1507, zwischen dem Dompropst zu Mainz und Heinrich dem<br />

Jüngeren, Reuß v. Plauen, durch Erbtausch, erworben wurde. 1540<br />

fiel Gottesgrün, bisher eine Filiale von Beiersdorf, als ein solches zu<br />

Herrmannsgrün. Seitdem ist der Besitzer von Ober-Reudnitz Patron<br />

über die Kirche von Herrmannsgrün, mit Filiale Gottesgrün..<br />

Das Kirchlein war damals römisch-katholisch, und muß zum<br />

Kloster, was neben dem Friedhof, auf dem heutigen Grundstück<br />

von Seifert gestanden hat, gehört haben.<br />

Denn der erste Patronats-Pfarrer, seit der Reformation war römischkatholisch,<br />

und wollte die Reformation nicht annehmen und wurde<br />

deshalb seines Amtes enthoben. Es war Johann Curula (Sögel) 1533<br />

- 1574<br />

2.Caspar Schreiber geb. 1533, kam ins Amt 1574, gest. zu Greiz<br />

1607<br />

3.Petrus Tubal 1598<br />

4.Georg Zechendorf 1606, gest. 1632<br />

5.Cristian Zechendorf, des vorigen Sohn, folgte dem Vater 1630,<br />

gest.1633 an der Pest, die damals in Herrmannsgrün, Reudnitz und<br />

Gottesgrün wütete<br />

6.Justus Pfeifer aus Langensalza, 1634<br />

7.Michael Pfeifer, des vorigen Sohn, war im Amt bis 1659<br />

8.Michael Höfer, aus Schlettau (Erzgeb.) folgte 18. Dez.1659<br />

9.Mag. Friedrich Wilhelm Wolff aus Schleiz, 1681, gest.1719<br />

10.Benjamin Königsdörfer aus Kühnheide, war 7 Jahr, Substitut,<br />

folgte 1720, gest. 1747<br />

11.Johann Friedrich Huth, folgte 1747, gest.1754<br />

81


12.Heinrich Andreas Löffler, folgte 1754 gest.1798<br />

13. Mag. Johann Samuel Schindler, aus Mittelsbach gest, 1797 als<br />

Substitut.<br />

14.Friedrich Wilhelm Schorch, aus Teichwolframsdorf, gest. 4. Juni<br />

1836<br />

15.Ludwich Anton Schorch, des vorigen Sohn, 1836-1854<br />

16.Wilhelm Pornitz, 2.10.1855 - 31.12.1872<br />

17.Albin Segnitz, 1873 - 1879<br />

18.Hugo Michael Schulze aus Greiz, Kirchenrat und Konsistorial-<br />

Assessor, seit 30.11.1879 bis 1.8.1924<br />

Alle achtzehn Pfarrer haben in dem alten Herrmannsgrüner<br />

Kirchlein, dessen Entstehung weit vor der Reformation zu suchen<br />

war, ihres Amtes gewaltet, bis nach Erbauung und Einweihung der<br />

neuen Kirche. Die Grundsteinlegung war am Montag, dem 13. Juni<br />

1887 und wurde eingeweiht am Sonntag, dem 7. Juli 1889. Die<br />

Kirchengemeinde-Vertretung beschloß den Abriß des alten,<br />

ehrwürdigen, noch gut erhaltenen Denkmals aus der Vorfahrenszeit.<br />

Leider erfuhr der Hochselige Fürst Heinrich XXII., der alte,<br />

interessante Bauwerke und Naturdenkmäler stets geschätzt hat, erst<br />

davon, als der Abbruch der Kirche bereits erfolgt war. Sonst wäre es<br />

unterblieben.<br />

Der letzte Pfarrer von der alten Kirche wurde auch der Pfarrer von<br />

der neuen Kirche, Hugo Michael Schulz - 1934.<br />

19.Pfarrer Karl August Fritsch, v.1.10.1924 - 30.9.1935<br />

20.Straube, v. 1.10.1935 bis nach dem II. Weltkrieg. Bis 1953<br />

folgten nur Vertretungen.<br />

Als 21.wurde Pfarrer Zink aus Werdau eingesetzt. Der bis zum<br />

heutigen Tage noch als Rentner sein Amt begleitet.<br />

100-Jahrfeier der Kirche<br />

mit Festgottesdienst, des Kirchspiels Herrmannsgrün, Reudnitz,<br />

<strong>Mohlsdorf</strong>. am 2. Juli 1989, 14,00 Uhr.<br />

82


In der Turnhalle Reudnitz war für den gesamten Kirchenvorstand<br />

und den eingeladenen Pfarrern ein gemeinsames Mittagsessen<br />

vorgesehen.<br />

Um 14.00 Uhr erfolgte dann der Festgottesdienst. Die Kirche war<br />

überfüllt von den Kirchenmitgliedern und Gästen.<br />

Die Veranstaltung lief laut Programm gut ab.<br />

NB: Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich, der aber noch gut<br />

ausfiel. Während der Predigt löste sich oben aus dem<br />

Lampenleuchter eine Glühbirne und fiel einem Gast aus Gottesgrün<br />

auf den Kopf. Aber glücklicherweise ohne Schaden.<br />

Ausgerechnet zur 100-Jahrfeier.<br />

Das alte Kirchlein zu Herrmannsgrün.<br />

Es wurde gebaut weit vor der Reformation. 1891 wurde es abgerissen.<br />

83


Die neu erbaute Kirche. Der Grundstein wurde<br />

am 13. Juni 1887 gelegt und am Sonntag,<br />

dem 7. Juli 1889 wurde sie eingeweiht.<br />

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Ordnung<br />

des Festgottesdienstes zur 100-Jahrfeier der Kirche<br />

Herrmannsgrün - <strong>Mohlsdorf</strong><br />

am Sonntag, dem 2. Juli 1989, 14,00 Uhr<br />

1. Glocken - Orgelvorspiel - Einzug<br />

2. Abkündigungen<br />

3 Posaunenchor: “La Mantouana“ -<br />

Doppelchor von Ludovico Vadana - um 1602<br />

4. Kirchenchor: „Jauchzet Gott“ (Ps. 66) -<br />

Chorsatz von Friedrich Hönsch, Text: Heinrich Vogel<br />

5. EKG 233, 1 - 5 Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut<br />

6. Grußworte<br />

7. EKG 233, 7 + 8 Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut<br />

8. Band: Anbetungslieder<br />

9. Eingangsliturgie bis zur Epistel<br />

10. EKG 206, 1 - 3 Preis, Lob und Dank sei Gott, dem Herrn<br />

11. Lesung des Evange1iums<br />

12. Glaubensbekenntnis nach EKG 411<br />

13. Kirchenchor: „Jauchze, frohlocke du himmlischer Chor“<br />

- kleine Kantate mit Orgel, 18. Jahrh.,<br />

Komponist unbekannt<br />

14. Predigt - Oberkirchenrat Thurm, Gera<br />

15. EKG 424, 1 - 3 und 7 - 10 Großer Gott, wir loben dich<br />

16. Allgemeines Kirchengebet und Vaterunser<br />

17. Kirchenchor: „Es wandeln sich die Reiche“<br />

Chorsatz von Herbert Peter - Text: Hermann Claudius<br />

18. Schlußliturgie: Entlassung Segen<br />

19. Posaunenchor: „Jesus ist kommen“<br />

Doppelchor,1 Intrade und. Choral v. H. Weber, geb. 1917<br />

20. Orgelnachspiel<br />

Kirchenchor-Leitung: Kirchenmusikdirektor Siegfried Schadwill -<br />

Greiz - Orgel:Kirchenmusikdirektor Siegfried Schadwill und<br />

Simone Einert - Posaunenchor-Leitung; Kantor - Katechetin<br />

Josephine Nieke - <strong>Mohlsdorf</strong><br />

85


Die ehemalige Bäckerei Vetter<br />

86


Werner Kellner, Ortschronist u. Vors. des Kulturbundes 9626 Steinpleis,<br />

Körnerstr. 1<br />

Sehr geehrter Herr Rohleder,<br />

Ihre Kartenanfrage an den Rat der Gemeinde Steinpleis wurde mir vor einigen<br />

Tagen übergeben, nachdem diese zwischenzeitlich beim Rat des Kreises Werdau<br />

- siehe beil. Schreiben - wahrscheinlich geschlummert hat. Es wäre besser<br />

gewesen, die Karte gleich an den Ortschronisten. zu übergeben, denn von hier<br />

kann ich keine Auskunft Ihnen geben.<br />

Das Rittergut Obersteinpleis - (am Ortsausgang nach Zwickau gelegen), gehörte<br />

1430 einem Hauptmann aus Greiz, Hans Rumpf, dann seinem Sohn. Seit 1440<br />

der Familie von Rudenitz. 1476 ging der Besitz an die Herren von Römer über.<br />

Das Rittergut Untersteinpleis gehörte um 1430 ebenfalls dem aus Franken<br />

stammenden Hans Rumpf, der als sächsischer Lehnsmann in einer Urkunde<br />

erwähnt wird. Die Urkunde liegt in Dresden.<br />

1438 - 1444 ist der Besitzer von Untersteinpleis - unser heutiges Schloß in<br />

Steinpleis am Zusammenfluß von Pleiße und Neumarker Bach - ein Konrad von<br />

Rudenicz (Reudnitz). Aus seinen Händen übernahm das ansehnliche Lehen sein<br />

Sohn Luppold von Rudenicz.<br />

Am 28.5.1461 lässt Luppold von Rudenicz das Lehen seinem jungen Weibe<br />

Fenicke zum Leibgebinde verschreiben.<br />

Wie lange es bei Fenicke verblieb ist nicht festgehalten. Denn bis 1470 kam<br />

Untersteinpleis an einen Herrn von Carlowitz und von diesem 1470 an den<br />

Amtshauptmann Martin von Römer.<br />

Ihre Anfrage bezieht sich wahrscheinlich auf das Rittergut Ober-Steinpleis, das<br />

1440 von Konrad von Reudnitz übernommen wurde. Ob es sich dabei um einen<br />

Tausch gehandelt hat, kann aus unserer Ortschronik nicht festgestellt werden.<br />

1438 hat allerdings Konrad von Rudenicz auch das Rittergut mit Wasserburg<br />

Untersteinpleis nachweislich besessen.<br />

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben.<br />

Mit den besten Grüßen<br />

Anlage<br />

Schrb. Rat des Kreises Werdau<br />

89

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