Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe

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<strong>Sekundäre</strong><br />

<strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong>


<strong>Sekundäre</strong> <strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong><br />

Synonyme:<br />

• secondary plant products<br />

• phytochemicals<br />

• phytoprotectants<br />

• veraltet: anti-nutritive Nährstoffe


<strong>Sekundäre</strong> <strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong><br />

• im sog. „sekundären“ Stoffwechsel gebildet<br />

• in geringen Konzentrationen vorhanden<br />

• meist (auch) „pharmakologische“ Wirkungen<br />

• zahlreiche chemisch unterschiedliche<br />

Verbindungen


<strong>Sekundäre</strong> <strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong><br />

Einteilung nach Watzl/Leitzmann<br />

• Carotinoide<br />

• Polyphenole<br />

• Saponine<br />

• Phytosterole<br />

• Phytoöstrogene<br />

• Glucosinolate<br />

• Terpene<br />

• Protease-Inhibitoren<br />

• Sulfide


<strong>Sekundäre</strong> <strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong><br />

• Aufnahme aus Mischkost:<br />

‣ ca. 1.5 g/d<br />

‣ 5.000 – 10.000 verschiedene Substanzen<br />

• In Abhängigkeit von der Aufnahmemenge<br />

‣ gesundheitsschädliche (toxische)<br />

‣ gesundheitsfördernde (präventive)<br />

Effekte


<strong>Sekundäre</strong> <strong>Pflanzeninhaltsstoffe</strong><br />

• Potentiell gesundheitsfördernde Wirkungen:<br />

‣ antikanzerogen<br />

‣ antioxidativ<br />

‣ immunmodulierend<br />

‣ entzündungshemmend<br />

etc…<br />

Cave!: Effekte bisher überwiegend in vitro gezeigt !


Initiation<br />

Aktivierung<br />

Kanzerogen<br />

Bindung an<br />

die DNA<br />

DNA-<br />

Reparatur<br />

Prokanzerogen<br />

keine<br />

Reparatur<br />

Deaktivierung<br />

gehemmte<br />

mutierte<br />

DNA<br />

Promotion<br />

Hemmung<br />

aufgehoben<br />

Tumorentwicklung<br />

Krebs<br />

ehemmte<br />

mutierte<br />

DNA<br />

fortbestehende<br />

Hemmung<br />

ntipromotoren<br />

keine<br />

Tumorentwicklung<br />

ntipromotoren<br />

kein Krebs<br />

Progression


Prokanzerogen<br />

Phenolsäure<br />

Kanzerogen<br />

Initiation<br />

Zelle mit<br />

DNA-Schäden<br />

Promotion<br />

(Radikale, Hormone,<br />

Fettsäuren)<br />

Tumor<br />

Phenolsäuren<br />

Sulfide<br />

Flavonoide<br />

Protease-Inhibitoren<br />

Glucosinolate<br />

Carotinoide<br />

Flavonoide<br />

Monoterpene<br />

Phytosterin<br />

Protease-Inhibitoren<br />

Sulfide<br />

Lignane<br />

Indole<br />

Isoflavonoide


Carotinoide<br />

• weit verbreitete Farbstoffe<br />

• nach Aufnahme Speicherung im Fettgewebe (ca.<br />

80%) und in der Leber (ca. 10%)


Carotinoide


Carotinoide<br />

in vitro/im Tierexperiment gezeigte Wirkungen:<br />

• antioxidativ<br />

• immunstimulierend<br />

• verminderte Häufigkeit lichtinduzierter Tumore<br />

• hemmen auf Mutagenese<br />

• verhindern Zellkernschädigung


Carotinoide und Krebs


Carotinoide und Krebs<br />

• Mögliche Mechanismen:<br />

‣ Initiation: Hemmung von Phase-I-Enzymen<br />

‣ Promotion: antioxidative Wirkung (pO 2 )<br />

‣ Kontrolle der Zellvermehrung<br />

‣ Beeinflussung der Zelldifferenzierung<br />

‣ Immunologische Wirkung<br />

• Cave!: Studien mit isoliertem ß-Carotin führten zu<br />

gegenteiligen Ergebnissen


Phytosterole<br />

• In höheren Pflanzen vorkommende<br />

Fettbegleitstoffe mit Steroidstruktur<br />

• Unterscheiden sich untereinander und von<br />

(tierischem) Cholesterol nur in der Seitenkette<br />

• Aufnahme: 150 – 400 mg/d


Phytosterole


Phytosterole - Vorkommen<br />

• In fettfreien Pflanzenteilen von<br />

‣ Gemüse (Keimlingen) 1 - 100 mg/100g<br />

‣ Obst 2 - 30<br />

‣ Getreide 1 - 200<br />

‣ Saaten/Nüsse 20 - 710<br />

Weihrauch & Gardner, 1978


Phytosterole<br />

• Absorptionsrate: ca. 5%; konkurrieren mit<br />

Cholesterol um den Transport<br />

• Nach Aufnahme Einbau in Lipoproteine (HDL)<br />

• Ausscheidung über die Galle<br />

• Phytosterolämie: erbliche Stoffwechselkrankheit<br />

(Speicherung von P.; Bildung von Xanthomen an<br />

Händen und Füßen)


Weststrate & Meijer, 1998


Hendriks, Weststrate, Van Vliet & Meijer, 1999


Phytosterole<br />

Aus in vitro Studien abgeleitet:<br />

• Antikanzerogene Wirkung (in hohen<br />

Konzentrationen)<br />

• Einfluss auf Zellzyklus<br />

• Einfluss auf Stoffwechselprozesse<br />

In vivo ???


Saponine<br />

• Wasserlösliche, oberflächenaktive Pflanzenstoffe<br />

• Bilden schäumende, seifenähnliche Lösungen<br />

• Schmecken stark bitter<br />

• Bestehen aus lipophilem Aglykon-Rest (Steroide<br />

oder Triterpene) und einem hydrophilen KH-Rest


Aufnahme bei Mischkost: ca. 10 mg/d<br />

Vegetarier: ca. 110-240 mg/d


Saponine<br />

• Nach Verzehr nur sehr geringe Absorption<br />

• Reichern sich in den Epithelzellen des<br />

Gastrointestinaltraktes an<br />

⇒ Reizerscheinungen, Husten, Niesreiz; Übelkeit,<br />

Erbrechen<br />

• Bei vorgeschädigter Mucosa: Aufnahme größerer<br />

Mengen ⇒ Hämolyse<br />

• Therapeutisch: Schleimlöser


Saponine<br />

in vitro<br />

• Antikanzerogene Wirkung (in hohen Konzentrationen)<br />

‣ Hemmung der Proliferationsrate (Dickdarm)<br />

‣ Hemmung des Wachstums von Tumorzellen<br />

‣ Hemmung der DNA-Synthese<br />

• Antimikrobielle Wirkung<br />

• Immunmodulierende Wirkung<br />

In vivo:<br />

‣ Bindung primärer Gallensäuren<br />

Dosis DOSIS ????<br />

‣ Cholesterolsenkende Wirkung


Glucosinolate<br />

• Schwefelhaltige sekundäre Pflanzenstoffe<br />

• Ca. 100 natürliche Formen sind bekannt<br />

• Entstehen aus freien Aminosäuren<br />

• Struktur: Glucoseeinheit, schwefelhaltige Gruppe<br />

mit Aglykonrest und Sulfatgruppe<br />

• Stechender Geruch und scharfer Geschmack<br />

• Gärungsprozesse reduzieren Gehalt (bis - 60%)


exikon der<br />

rnährung


Aufnahme bei Mischkost: ca. 40 mg/d<br />

Vegetarier: ca. 110 mg/d


Glucosinolate<br />

• Beim Zerkauen des LM wird pflanzeneigene ß-<br />

Thioglucosidase freigesetzt<br />

⇒ Abbau<br />

• Ausscheidung von Stoffwechselprodukten über<br />

Faeces und Urin


Lexikon der Ernährung


Glucosinolate<br />

in vitro<br />

• Antikanzerogene Wirkung (in hohen Konzentrationen)<br />

‣ Effekte in der Initiationsphase<br />

‣ Hemmung von Phase-I-Enzymen<br />

‣ Induktion von Phase-II-Enzymen<br />

• Antimikrobielle Wirkung<br />

• Antooxidative Wirkung<br />

In vivo:<br />

‣ thyreotoxisch, hepatotoxisch


Polyphenole<br />

• Chemische Grundstruktur Phenol<br />

• Im Pflanzenreich ubiquitär<br />

(Farbpigment, Schutz)<br />

• Mikroflora des Dickdarms<br />

baut Polyphenole teilweise<br />

ab/um


Polyphenole


Polyphenole<br />

• OH-Gruppen verantwortlich für die<br />

gesundheitsfördernden Wirkungen<br />

• in vitro bzw. Tierexperiment:<br />

‣ Hemmung von Phase-I-Enzymen<br />

‣ Induktion von Phase-II-Enzymen<br />

‣ Wechselwirkungen mit DNA, Hemmung der<br />

Zellproliferation<br />

‣ Modulation des Immunsystems/antioxidative Effekte


Polyphenole<br />

• in vivo:<br />

‣ Hemmung der Bildung von heterozyklischen Aminen<br />

‣ Inhibitor der Nitrosaminbildung<br />

DOSIS ????


Flavonoide<br />

• Untergruppe der Polyphenole, eingeteilt in 6<br />

Hauptklassen; Aufnahme: ca. 25 mg/d


Phytoestrogene<br />

• Pflanzenstoffe, die ähnliche<br />

Wirkungen im Organismus<br />

aufweisen wie körpereigenen<br />

Estrogene<br />

‣ Isoflavonoide in Leguminosen<br />

(Soja)<br />

‣ Lignane als Ausgangssubstanzen<br />

für Lignin


Phytoestrogene – Vorkommen in<br />

Lebensmitteln<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

µg/100g<br />

10<br />

1<br />

Sojabohne<br />

Kleesamen<br />

Sonnenblumenkerne<br />

Kichererbsen<br />

Mungbohnensprossen<br />

Möhren<br />

Broccoli<br />

Erdnüsse<br />

Champignons<br />

Modifiziert nach Adlerkreutz und Masur, 199


Estrogenrezeptoren – Vorkommen<br />

und Funktion<br />

α-Rezeptoren<br />

• Brustdrüse<br />

• Uterus<br />

• Leber<br />

Rel. Bindungsfähigkeit<br />

• Estradiol: 100 %<br />

• Genistein: 4 %<br />

• Daidzein: 0.1%<br />

ß-Rezeptoren<br />

• Knochen<br />

• Blutgefäße<br />

• Lunge<br />

• Urogenitaltrakt<br />

• Rel. Bindungsfähigkeit<br />

• Estradiol: 100 %<br />

• Genistein: 87 %<br />

• Daidzein: 0.5 %<br />

Kuiper et al, 1998, Ringe & Nickelsen, 1999


Phytoestrogene<br />

Diskutierte Wirkungen (epidemiologische Studien):<br />

• anticancerogen (Brustkrebsrisiko )<br />

• Unterstützung der Knochenstruktur<br />

• cholesterolsenkend


Prävention durch Ernährung –<br />

Phytoestrogene<br />

noch nicht geklärt:<br />

• physiologisch sinnvolle Menge einer täglichen<br />

Phytoestrogen-Zufuhr ?<br />

• begleitend oder alternativ zu Estrogen-<br />

Therapie?<br />

• unerwünschte Nebenwirkungen bei hoher<br />

Dosierung?


Protease-Inhibitoren<br />

• Zusammenfassende Bezeichnung für Polypeptide/Proteine,<br />

die (Verdauungs-) Proteasen hemmen<br />

‣ Kompetitive Hemmung durch Ausbildung von Disulfidbrücken<br />

zwischen Inhibitor und Enzym<br />

• Absorptionsrate (Tierversuch): ca. 10%<br />

• Ungünstige Wirkungen aus Tierversuch bekannt (z.B.<br />

Wachstumseinschränkungen); günstige Wirkungen<br />

vermutet<br />

• teilweise Denaturierung durch Erhitzen


Aufnahme bei Mischkost: ca. 350 mg/d<br />

Vegetarier: deutlich höher


Protease-Inhibitoren<br />

Diskutierte Wirkungen:<br />

• antikanzerogen<br />

• antioxidativ (Bindung freier Radikale?)<br />

• Blutglucose-regulierend


Terpene<br />

• In Pflanzen und einigen Mikroorganismen<br />

vorkommende Verbindungen (Grundbaustein<br />

Isopren); Aromastoffe<br />

CH 2<br />

CH 3<br />

C CH CH 2


Gesamtaufnahme: ??<br />

Terpene


Terpene<br />

Wirkungen im Tierversuch:<br />

• Dosisabhängige Hemmung von Magen-, Brustund<br />

Lungenkrebsbildung<br />

• Lokale Applikation verhindert Entstehung von<br />

Hauttumoren


Sulfide<br />

• (Organische) schwefelhaltige Verbindungen, die<br />

Schwefel in der Oxidationszahl -2 enthalten<br />

• Lebensmittel (Knoblauch,<br />

Zwiebeln, Lauch):<br />

Allylsulfide


exikon der<br />

rnährung


Sulfide<br />

Anticancerogene Effekte (Tier, Mensch) von<br />

sulfidhaltigen Lebensmitteln (!; z.B. Knoblauch):<br />

• Schutz vor Tumoren von Colon, Magen, Brust,<br />

Lunge<br />

‣ Hemmung der Aktivierung von Procancerogenen<br />

‣ Inhibierung von Cytochrom-P450-abhängigen Enzymen<br />

‣ Induktion von Glutathion-S-Transferase<br />

• Hemmung der Thrombocytenaggregation

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