Pflegemaßnahmen Wangerooge Heide - Nationalpark Wattenmeer
Pflegemaßnahmen Wangerooge Heide - Nationalpark Wattenmeer
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<strong>Pflegemaßnahmen</strong> <strong>Wangerooge</strong><br />
<strong>Heide</strong> – Kleingewässer - Neophyten<br />
Norbert Hecker, März 2011
<strong>Heide</strong> – Kleingewässer - Neophyten<br />
Die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung hat zur Pflege zahlreicher Kleingewässer, der <strong>Heide</strong><br />
und zur Neophytenbeseitigung auf <strong>Wangerooge</strong> ein Konzept erarbeitet, auf dessen<br />
Grundlage vom 24.01.2011 bis zum 07.02.2011 <strong>Pflegemaßnahmen</strong> durchgeführt<br />
wurden.<br />
Die übergeordneten Ziele für alle Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur<br />
Entwicklung für Arten und Lebensräume im <strong>Nationalpark</strong> ergeben sich aus §2 des<br />
Gesetzes über den <strong>Nationalpark</strong> Niedersächsisches <strong>Wattenmeer</strong> (NWattNPG)<br />
Danach sollen im <strong>Nationalpark</strong><br />
• die besondere Eigenart der Natur und Landschaft der Wattregion vor der niedersächsischen<br />
Küste einschließlich des charakteristischen Landschaftsbildes<br />
erhalten bleiben und vor Beeinträchtigungen geschützt werden,<br />
• die natürlichen Abläufe in diesen Lebensräumen fortbestehen und<br />
• die biologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten im Gebiet des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
erhalten werden.
Bei allen von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung geplanten Maßnahmen müssen deshalb<br />
der Erhalt<br />
• der natürlichen und naturnahen Lebensräume sowie ihrer Regenerations- und<br />
Selbstregulationsfähigkeit,<br />
• der den Lebensraum prägenden hohen natürlichen Dynamik,<br />
• der wattenmeertypischen Strukturen und Funktionen,<br />
• eines artenreichen Tier- und Pflanzenbestandes und<br />
• die Rückführung gestörter bzw. beeinträchtigter Bereiche in Richtung<br />
natürlichen Entwicklung im Vordergrund stehen.<br />
Die vom 24.01.2011 bis 07.02.2011 durchgeführten Maßnahmen dienen<br />
• dem Schutz der Küstendünen-<strong>Heide</strong> aus Besenheide und<br />
• der Rückführung gestörter Dünen in Richtung dieses prioritären FFH-<br />
Lebensraumes sowie<br />
• der Erhaltung und Wiederherstellung nährstoffarmer Kleingewässer zum<br />
Schutz der Kreuzkröte im Sinne der niedersächsischen Artenschutzstrategie
• Die „ Küstendünen aus Besen-<strong>Heide</strong>“ auf <strong>Wangerooge</strong> sind im <strong>Nationalpark</strong> in ihrer<br />
räumlichen Ausdehnung und Ausprägung einzigartig. Die <strong>Heide</strong> war bis zu Beginn des<br />
20. Jahrhundert in ihrer Entwicklung begünstigt, da Dünen bis zu dieser Zeit weniger<br />
stark festgelegt waren und eine relativ hohe natürliche Dynamik mit einem hohen<br />
Anteil an offenen, vegetationsfreien Flächen vorhanden war. Heute fehlt der <strong>Heide</strong> die<br />
notwendige natürliche Dynamik. Neophytische Gehölze wie die Kartoffelrose, die im 19.<br />
Jahrhundert auf die Inseln gebracht wurde, erlangen dadurch einen Vorteil und breiten<br />
sich in den naturraumtypischen FFH-Lebensraumtypen Graudüne, Küstendünenheide,<br />
Küstendünengebüsch aus Kriech-Weide und Sanddorn und sogar in der oberen<br />
Salzwiese aus.<br />
• Die zahlreichen Kleingewässer sind<br />
- ehemalige Eisteiche, die bis ca. 1950 der Eisgewinnung im Winter zur Einlagerung in<br />
Kellern zum Kühlen von Lebensmitteln dienten oder<br />
- Bombentrichter, die bei Luftangriffen am Ende des 2. Weltkrieges entstanden sind.<br />
Die Bereiche, in denen <strong>Pflegemaßnahmen</strong> zur Förderung der Besen-<strong>Heide</strong> und der<br />
Kreuzkröte durchgeführt wurden, liegen<br />
• in der <strong>Heide</strong> westlich des Dorfes und<br />
• im Grünland des Ostinnengrodens östlich der Kläranlage
Die Maßnahmen werden in den<br />
nachfolgenden Karten und Fotos dargestellt.
Flächenanteile in m²<br />
Insgesamt wurden in der <strong>Heide</strong> 4875 m² bearbeitet.<br />
Pflegeflächen
Pflegeflächen<br />
Eisteiche
Pflegeflächen im Grünland in m².<br />
Insgesamt wurden 850 m² bearbeitet.
Areal 2<br />
Areal 1<br />
Areal 3
Zustand vor der Maßnahme
Durchgeführte Maßnahmen in der <strong>Heide</strong><br />
Maßnahmen
Durchgeführte Maßnahmen im Grünland<br />
Keine Maßnahme, da Grünland nicht befahrbar
Maßnahmen in der <strong>Heide</strong><br />
Areal 1 in der <strong>Heide</strong><br />
3 Kleingewässer (ehemalige Bombentrichter)<br />
Kartoffelrosen oder Kriechweiden – Kartoffelrosen – <strong>Heide</strong> - Mosaik<br />
- Abschälen des Aufwuchses incl. ca. 10 cm Oberboden mit<br />
einer Grabenräumschaufel
Areal 1<br />
Freischälen der<br />
Gewässerböschung<br />
von Kartoffelrosen-Gebüsch
Areal 1<br />
Freilegen des Rohbodens als Grundlage der<br />
<strong>Heide</strong>-Regeneration
Areal 1<br />
Abflachen der Gewässerböschung<br />
auf der Süd-, Südwest- u. Südost-Seite
Areal 1<br />
Freischälen der Gewässersohle<br />
bis zum mineralischen Grund<br />
(sofern keine Grasfrösche im Gewässer überwintern)
Areal 1<br />
Kartoffelrosen abgeschält,<br />
Abgeschälte Böschung abgeflacht,<br />
Biomasse z.T. aus Gewässersohle entnommen<br />
<strong>Heide</strong> nicht abgeschält
Areal 1<br />
Kartoffelrosen abgeschält,<br />
Gewässerböschung einseitig abgeflacht,<br />
Gewässer nicht aufgereinigt
Maßnahmen im<br />
<strong>Heide</strong>-Areal 2<br />
am 27.01.2011<br />
Verbinden von 2<br />
Gewässern durch<br />
Beseitigen des dazwischen<br />
liegenden Dammes<br />
Abschälen von<br />
Kriechweiden und<br />
Vertiefen bis zur<br />
Gewässersohle<br />
Verfüllung des deichnahen<br />
Gewässerteils mit dem<br />
Sandaushub des Dammes
• Abschälen der Vegetationsdecke<br />
• Abgraben bis zur Gewässersohle des angrenzenden Gewässers
Bautechnische Begleitung durch<br />
Kampfmittel-Sondierung
Abschälen bis zur benachbarten Gewässersohle
Verfüllen der südlichen Hälfte des<br />
vorhandenen Gewässers zur Vergrößerung<br />
des Abstandes zum Deich
Abtransport abgeschälter Kartoffelrosen oder<br />
Kriechweiden - Kartoffelrosen Mosaike<br />
incl. ca. 10 cm Oberboden zu einem örtlichen<br />
Pferdehof sowie Häckseln und Planieren auf<br />
dem Reitplatz<br />
Zustand am 01.02.2011
Areal 2 am 01.03.2011
<strong>Heide</strong>-Areal 3 vor der Maßnahme am 16.11.2010
Maßnahme <strong>Heide</strong>areal 3 am 04.02.2011:<br />
Kartoffelrosen um das gesamte Gewässer<br />
herum wurden abgeschält,<br />
Gewässerböschung z.T abgeflacht<br />
Gewässersohle nicht aufgereinigt<br />
Foto 01.03.2011
Areal 3
Areal 3
<strong>Pflegemaßnahmen</strong><br />
<strong>Wangerooge</strong><br />
Grünland im Ostinnengroden
Flächengrößen in m²<br />
Kleingewässer im Grünland sollten bei<br />
gefrorenem, befahrbarem Boden aufgereinigt<br />
werden.<br />
Der Boden war zwar in der oberen Schicht<br />
gefroren und auf den Gewässern eine 5 cm<br />
dicke Eisschicht, jedoch war das Grünland<br />
nicht befahrbar.<br />
Deswegen wurden nach der Aufreinigung des<br />
Gewässers in Nähe der Kläranlage nur noch<br />
drei randliche Gewässer aufgereinigt, bei<br />
denen ein Verladen von Aushub nicht nötig<br />
war.
<strong>Pflegemaßnahmen</strong> <strong>Wangerooge</strong>
Schwarzer, organischer<br />
Schlamm und Beton<br />
ausbaggern<br />
Schilf bis zum mineralischen Grund ausbaggern -<br />
(einseitig zur Minimierung von Fahrspuren)<br />
Deponieren des<br />
Gewässeraushubs<br />
Schilf und Erlen aus verlandetem<br />
Gewässer ausbaggern,<br />
Böschung<br />
abschrägen<br />
Nicht aufgereinigt, um weitere<br />
Schäden durch Fahrspuren am<br />
Grünland zu vermeiden
Aufreinigen des Gewässers bis zum mineralischen Grund
Fast vollständig verlandetes und<br />
kaum Wasser führendes Gewässer<br />
mit Schilf und Erlenaufwuchs
Verlandetes, verbuschtes Gewässer nach der Ausbaggerung
Bunkerrest in einem von<br />
Faulschlamm geprägten<br />
Gewässer
Faulschlamm und<br />
verrottendes Gras wird<br />
ausgehoben<br />
Maßnahme muß im Sommer bei niedrigem Wasserstand ergänzt werden
Maßnahme muß im Sommer bei niedrigem Wasserstand ergänzt werden
Fazit Grünland<br />
Fazit der Gewässeraufreinigung im Grünland:<br />
• Eine Frostperiode garantiert nicht die Befahrbarkeit von Grünland<br />
• Im Winter sind die Wasserstände in den Gewässern zu hoch<br />
• Eine trockene Phase im Sommer nach der Brut der Grünland-Vögel,<br />
der Samenreife der meisten Grünlandpflanzen und niedrigen<br />
Wasserständen ist die geeignetste Zeit für das Aufreinigen von Gewässern<br />
• Das Aufreinigen der Gewässer muss deswegen im Sommer fortgesetzt werden.<br />
Knabenkraut und Klappertopf auf der Grünlandfläche Anfang Juli
Fazit <strong>Heide</strong><br />
Neophytenbekämpfung:<br />
Die maschinelle Neophytenbekämpfung in <strong>Heide</strong>flächen kann sinnvollerweise im<br />
Winter durchgeführt werden, wenn wenige Gäste auf der Insel sind.<br />
Die Gewässeraufreinigung zur Förderung der Kreuzkröte sollte jedoch im Sommer<br />
bei niedrigen Wasserständen erfolgen, da im Winter in den Gewässern mit<br />
überwinternden Grasfröschen zu rechnen ist .<br />
Das Abplaggen von Eisteich-Sohlen zur Förderung von Pionierarten wie des<br />
Strandlings sollte nur in trockenen Phasen im Sommer unmittelbar bis zum<br />
mineralischen Grund und nicht tiefer erfolgen. Kriechweiden- und Schilf-Wurzeln<br />
sind dabei vollständig zu entfernen. Die Sohle sollte in Teilbereichen temporär<br />
trocken fallen können.
Anzustrebende Ziele<br />
Zurückdrängen der Kartoffelrose in der <strong>Heide</strong><br />
Fördern und Verjüngen der <strong>Heide</strong><br />
Zwergflachs<br />
Fördern von Zielarten<br />
Kreuzkröte<br />
Strandling<br />
Wiederherstellen von nährstoffarmen<br />
z.T. temporären<br />
Kreuzkröten-Gewässern