Elektrizitätslehre & Magnetismus
Elektrizitätslehre & Magnetismus
Elektrizitätslehre & Magnetismus
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Elektrizität<br />
und<br />
<strong>Magnetismus</strong><br />
Impulse S. 199-266<br />
"Setz dich hin vor die Tatsachen wie ein kleines Kind, und sei bereit, alle vorgefassten<br />
Meinungen aufzugeben, folge demütig der Natur, wohin und zu welchen Abgründen sie<br />
dich auch führen mag, denn sonst erfährst du nichts." T.H. Huxley<br />
Viele wichtige Erkenntnisse über Elektrizität und <strong>Magnetismus</strong> verdanken wir der Barockzeit,<br />
als elektrische Experimente ein beliebtes Vergnügen bei Hofe waren und so manches<br />
glanzvolle Fest durch geheimnisvolle Experimente belebten. Mit der Entdeckung der ersten<br />
elektrischen Batterie (Alessandro Volta, 1801) wurden viele Experimente<br />
möglich, so dass das 19. Jahrhundert die Zeit der Entdeckungen<br />
auf diesen zwei Gebieten wurde. Die Forschung auf diesen Gebieten<br />
hatte weitreichende Folgen auf unser Verständnis der Natur. Fragen wie<br />
„Was ist Licht?“ oder „Woraus besteht Materie?“ konnten beantwortet<br />
werden.<br />
Die meisten technischen Entwicklungen, die unseren Alltag stark bestimmen, wären ohne<br />
Verständnis von Elektrizität und <strong>Magnetismus</strong> nicht möglich (gewesen).<br />
1. Elektrische Ladung und Kräfte<br />
Impulse S. 205-207, 232<br />
In jedem Körper gleicht in der Regel die positive Ladung der Atomkerne die negative Ladung<br />
der Elektronenhülle aus. Der Körper ist _______________________.<br />
Mit dieser Vorstellung lassen sich alle elektrischen Experimente erklären, wenn man annimmt,<br />
dass Ladungen zwar von einem Körper auf den anderen übergehen können, aber<br />
weder entstehen noch verschwinden können (d.h. in einem abgeschlossenen System ist<br />
die elektrische Ladung konstant).<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 1
1.1. Reibungselektrizität<br />
Beim Aneinanderreiben verschiedener Materialien wird durch die verschiedenen Elektronegativitäten<br />
der Materialien ein Ladungsaustausch erzeugt, Elektronen werden übertragen<br />
(siehe Atomphysik-Skript: „Katzenfellversuch“). Der eine Körper hat nun einen Elektronenüberschuss,<br />
der andere einen Elektronenmangel.<br />
Alltagsbeispiele: Beim Kämmen oder Pullover ausziehen (vor allem im Winter), statische<br />
Aufladung einer Klarsichtfolie,...<br />
Beim Anfassen eines leitenden Gegenstandes können sich die Ladungen wieder neutralisieren<br />
- ungleichnamige Ladungen ziehen sich ja an -, sie springen vom einen auf den<br />
anderen Körper über („äs putzt eim eis“).<br />
1.2. Coulombsches Gesetz<br />
Zwischen zwei punktförmigen Körpern mit Ladungen Q 1 und Q 2 im Abstand r wirkt die<br />
Coulombkraft (siehe Atomphysik-Skript). Die Einheit der Ladung ist das Coulomb (C).<br />
1 Q1 ⋅Q2<br />
FC = ⋅<br />
2<br />
4 ⋅<br />
π ⋅<br />
ε<br />
r<br />
Aufgaben:<br />
1) a) Wie ändert sich die Masse eines Metalles, wenn es positiv elektrisch geladen wird?<br />
b) Welche Massenänderung resultiert, wenn die Ladung 1 C beträgt?<br />
2) Drei Ladungen sind gemäss nebenstehender<br />
Skizze angeordnet. Die Ladungen betragen<br />
Q 1 = 1 C, Q 2 = 2 C, Q = 3 C.<br />
a) Berechnen Sie die beiden Kräfte F 1 und F 2 ,<br />
die die Ladungen Q 1 resp. Q 2 auf Q ausüben.<br />
b) Berechnen Sie die resultierende Kraft auf Q.<br />
0<br />
Q<br />
2<br />
2m<br />
Q<br />
1m<br />
Q<br />
1<br />
Lösungen von S. 2:<br />
1) a) Masse nimmt ab (e - weg) b) Anzahl Elektronen N = Q/e → m = N⋅m e =5.7⋅10 -12 kg<br />
2) F 1 = 2.7⋅10 10 N, F 2 = 1.35⋅10 10 N (=1/2⋅F 1 ) → F res = 3⋅10 10 N (mit Pythagoras)<br />
1.3. Das Elektroskop<br />
Impulse S. 206<br />
Ein einfaches Anzeigegerät für elektrische Ladungen ist<br />
das Elektroskop. Es beruht auf der Abstossung gleichnamiger<br />
Ladungen: Eine isoliert durch das Gehäuse geführte<br />
Stange besitzt einen Zeiger. Wird elektrische Ladung<br />
aufgebracht, so sind Stange und Zeiger gleichnamig geladen.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 2
Exp.: aufgeladene Person<br />
Exp.: Faradaybecher<br />
1.4. Influenz - Polarisation<br />
„Grossräumige“ Ladungsverschiebungen in Metallen durch den Einfluss von äusseren Ladungen<br />
nennt man Influenz, „kleinräumige“ Verschiebungen in Isolatoren bezeichnet man<br />
als Polarisation.<br />
Exp.: Influenz bei Leitern (Metallen), Bsp: Elektroskop<br />
Exp.: Polarisation bei Isolatoren, Bsp: Papier, (reines) Wasser<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 3
1.5. Das elektrische Feld<br />
Impulse S. 230ff<br />
„Wissen ist Macht ! Wir wissen nichts, macht nichts !“<br />
Im Jahre 1687 hatte Isaac Newton die Planetenbewegung mit Hilfe des Gravitationsgesetzes<br />
erklärt. Danach ziehen sich zwei Massen stets mit einer Kraft an, die dem Quadrat<br />
ihrer Entfernung umgekehrt proportional ist. Seinen Zeitgenossen schien diese Tatsache<br />
interessant, aber unverständlich. Wie konnten zwei Massen über eine sehr grosse<br />
Entfernung eine Kraft aufeinander ausüben, ohne einander zu berühren?<br />
Eine derartige Fernwirkung schien allen Erfahrungen des Alltags zu widersprechen. Etwa<br />
100 Jahre später zeigte Coulomb, dass sich auch elektrische Ladungen durch eine ähnlich<br />
fernwirkende Kraft gegenseitig beeinflussen.<br />
Michael Faraday gelang es schliesslich um die Mitte des 19. Jahrhunderts, die Fernwirkung<br />
durch eine physikalisch befriedigendere Idee zu ersetzen: Die Wirkung eines<br />
FELDES<br />
Exp.: Griesskörner in Öl in der Nähe eines geladenen Körpers<br />
Resultat: Eine elektrische Ladung verändert den sie umgebenden Raum. Diese Veränderung<br />
des Raumes nennen wir das elektrische Feld. Das elektrische Feld ist die Ursache<br />
der auftretenden Coulombkraft. Das elektrische Feld hat in jedem Raumpunkt einen bestimmten<br />
Betrag und eine bestimmte Richtung. Die Feldlinien zeigen in die Richtung der<br />
ausgeübten Kraft. Die Dichte der Feldlinien zeigt die Feldstärke (Grösse der Kraft) an<br />
Exp.: Feldlinienbilder einiger Ladungsverteilungen<br />
1 2 3<br />
4 5 6<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 4
1.5.1. Die elektrische Feldstärke E<br />
Die elektrische Feldstärke E r ist der Quotient aus der Kraft F, r die ein geladenes Teilchen<br />
am betrachteten Ort erfährt und seiner positiven Ladung q.<br />
r<br />
r<br />
E<br />
F [ E]<br />
1 N r r<br />
= =<br />
q<br />
C<br />
oder F = q⋅E<br />
Aufgaben:<br />
1) Die Ladung q 1 = 1.0 nC erfährt im elektrischen Feld E 1 die Kraft F 1 = 0.1 mN, die Ladung<br />
q 2 = 3.0 nC im Feld E 2 die Kraft F 2 = 0.2 mN. Berechnen Sie beide Felder.<br />
2) Zeichnen Sie die E - Felder folgender Anordnungen:<br />
a)<br />
b)<br />
+<br />
-<br />
+ -<br />
+<br />
+<br />
Metall<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
-<br />
Exp.: Elektronen im elektrischen Feld (Fernsehröhre)<br />
(Impulse S. 238)<br />
Exp.: Faraday-Käfig (mit Radio)<br />
Exp.: elektrische Rauchgasreinigung<br />
2. Die elektrische Stromstärke I<br />
Impulse S. 208<br />
Eine Pipeline liefert einen Ölstrom der Stärke 2 Tonnen Öl je Sekunde. Dabei ist es<br />
gleichgültig, ob das Öl aus einer engen Öffnung schnell oder aus einer weiten langsam<br />
fliesst. Entsprechend gibt man die Stärke I (Intensität) des elektrischen Stromes durch die<br />
in 1 s durch einen Leiterquerschnitt fliessende Ladung Q (Quantität) an.<br />
I =<br />
Q<br />
t<br />
[ ]<br />
I = C s = Ampère = A<br />
Lösungen von S. 5:<br />
1) E 1 =F 1 /q 1 = 10 5 N/C, E 2 = F 2 /q 2 = 0.67⋅10 5 N/C<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 5
Einige Stromstärken aus dem Alltag:<br />
- elektr. Armbanduhr: 0.001 mA - Glühlampe: 0.07 bis 0.7 A<br />
- Bügeleisen: 2 bis 5 A - E - Lok: 1000 A<br />
- Blitz: 100'000 A - Grenzstromstärke: 50 mA<br />
Aufgabe:<br />
1) Durch einen dicken Metalldraht mit Querschnitt 10 mm 2 fliessen in 5 s 3 C an Ladung.<br />
Durch einen dünneren Draht mit 5 mm 2 Querschnittsfläche fliessen in 7 s 4.5 C. Wie<br />
gross sind die jeweiligen Stromstärken?<br />
3. Die elektrische Spannung U<br />
Impulse S. 209<br />
Man sagt zwischen den Polen von Steckdosen herrsche Spannung. Dies zeigt sich an einem<br />
Bandgenerator, wenn Ladung überspringt und in einem Blitz Energie freisetzt. Diese<br />
Energie steht offensichtlich zusammen mit der Ladung auf Abruf bereit - wie in einer gespannten<br />
Feder, die ebenfalls Energie speichert. Wie man eine Feder spannt wissen Sie;<br />
wie erzeugt man aber einen elektrischen Spannungszustand?<br />
Exp.: Elektroskop und Kondensator<br />
Besteht zwischen Körpern Spannung, so<br />
steht elektrische Energie auf Abruf bereit.<br />
Spannung entsteht, wenn man entgegengesetzte<br />
Ladungen unter Arbeitsaufwand<br />
trennt. Die Energie wird frei wenn, Strom<br />
fliesst.<br />
W = q U<br />
Definition: U = W q = E ⋅ d U = J C = V (Volt) oder ⋅<br />
Die Spannung 1 V bedeutet dann, dass beim Transport der Ladung 1 C vom elektrischen<br />
feld die Arbeit 1 J verrichtet wird.<br />
Lösungen von S. 6:<br />
1) I = Q/t → I 1 = 0.6 A, I 2 = 0.64 A<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 6
4. Der elektrische Stromkreis<br />
Impulse S. 202<br />
Elektrische Stromkreise sind immer geschlossen !<br />
„Quelle“:<br />
„Verbraucher“:<br />
„Transportsystem“:<br />
wandelt nicht-elektrische Energie in elektrische Energie um<br />
Bsp: Batterie, Kraftwerk, Solarzellen<br />
wandelt elektrische Energie in nicht-elektrische Energie um<br />
Bsp: Kochplatte, Glühbirne, Elektromotor<br />
so zu wählen, dass möglichst geringe Verluste auftreten<br />
Symbole:<br />
a) b)<br />
c) d)<br />
e) f)<br />
Einfacher Stromkreis:<br />
Der Stromkreislauf lässt sich mit einem<br />
Wasserkreislauf vergleichen. Der Pumpe,<br />
die Druck erzeugt, entspricht die Batterie,<br />
die Spannung („elektr. Druck“) erzeugt.<br />
Analog verhalten sich die Verbraucher:<br />
Dem Wasserrad entspricht die Glühbirne.<br />
Etwas komplizierter:<br />
Das Messgerät der Stromstärke (Ampèremeter)<br />
wird in den Stromkreis eingefügt,<br />
es misst den Stromdurchfluss.<br />
Das Messgerät der Spannung (Voltmeter)<br />
wird ausserhalb (parallel) des Stromkreises<br />
angebracht, es misst die „elektrische<br />
Druckdifferenz“ (=Spannung).<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 7
4.1. Serieschaltung / Parallelschaltung von Spannungsquellen<br />
Exp.: Serie- und Parallelschaltung von Batterien mit Lampe als Verbraucher<br />
4.1.1. Serieschaltung<br />
Schaltet man mehrere Spannungsquellen hintereinander, dann entspricht das im mechanischen<br />
Fall, dass mehrere Pumpen hintereinandergeschaltet werden.<br />
Im mechanischen Fall kann eine grössere Höhe überwunden werden (grösserer Druck).<br />
Im elektrischen Fall entsteht eine grössere Spannung (Addition der Einzelspannungen).<br />
Die Lampe brennt heller, weil ein grösserer Strom fliesst.<br />
4.1.2. Parallelschaltung<br />
Schaltet man mehrere Spannungsquellen nebeneinander, dann entspricht das im mechanischen<br />
Fall, dass mehrere Pumpen nebeneinandergeschaltet werden.<br />
Im mechanischen Fall kann nicht eine grössere Höhe überwunden werden. Jede Pumpe<br />
muss aber weniger Arbeit verrichten, damit gleichviel Wasser durchs Wasserrad fliesst. Im<br />
elektrischen Fall bleibt die Spannung gleich, die einzelnen Batterien werden weniger beansprucht.<br />
Es fliesst gleichviel Strom durch die Lampe wie bei einer Batterie.<br />
4.2. Das Ohm'sche Gesetz<br />
Impulse S. 214ff<br />
Wie hängen eigentlich Spannung und Stromstärke voneinander ab?<br />
Um die Stromstärke in einer Wasserleitung zu steigern, kann man, statt den Rohrquerschnitt<br />
zu vergrössern, auch den Druckunterschied zwischen den Rohrenden erhöhen.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 8
Wenn der Wasserdruck in der Leitung zunimmt, so fliesst bekanntlich ein stärkerer Wasserstrahl<br />
aus dem geöffneten Hahn. Gilt diese Abhängigkeit auch im elektrischen Fall?<br />
Exp.: Abhängigkeit von Strom und Spannung<br />
Strom- und Spannungsmessungen über einem Verbraucher<br />
Resultat:<br />
Definition des Widerstandes R:<br />
Spannung U = Widerstand R ⋅ Stromstärke I<br />
U = R ⋅ I R = V A = 1 Ohm = 1 Ω<br />
Aufgabe:<br />
1) Eine Glühlampe werde an 220 V angeschlossen. Es fliesst ein Strom von 0.4 A. Welchen<br />
Widerstand hat die Glühlampe?<br />
4.3. Der elektrische Widerstand R<br />
Impulse S. 214-219<br />
Wir untersuchen, von welchen Parametern der elektrische Widerstand abhängen könnte:<br />
Drahtlänge l ?<br />
Drahtdurchmesser ∅ ?<br />
Resultat:<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 9
Daraus ergibt sich für den Widerstand:<br />
R<br />
= ρ ⋅<br />
l<br />
A<br />
mit ρ: spezifischer Widerstand<br />
Lösung von S. 9:<br />
1) R = 550 Ω<br />
Aufgaben:<br />
1) Ein Widerstand von 30 Ω soll aus Konstantandraht mit dem Querschnitt 1.5 mm 2 hergestellt<br />
werden. Wie viele Meter Draht sind notwendig?<br />
2) Ein Eisendraht von 8 m Länge hat einen Widerstand von 20 Ω. Welchen Durchmesser<br />
hat er?<br />
Exp.: Wärmewirkung des elektrischen Stromes - Glühbirne, Sicherung<br />
„Wienerli“ einmal anders zubereitet...<br />
Exp.: Gültigkeit des Ohm'schen Gesetzes (R konst. → I ∼ U) → Draht heizen<br />
Impulse S. 216: Heiss- und Kaltleiter<br />
Aufgabe: Warum brennt eine Glühlampe meistens beim Einschalten durch?<br />
4.4. Die Arbeit und Leistung des elektrischen Stromes<br />
Impulse S. 212<br />
Welche Arbeit wird vom elektrischen<br />
Strom eigentlich verrichtet?<br />
Meistens fällt die freigesetzte Energie in Form von Wärme an (Kochplatte, Tauchsieder,<br />
Glühlampe,...).<br />
Aus der Definition der Spannung wissen wir:<br />
W = U⋅<br />
Q = U⋅ I⋅<br />
t<br />
Daraus lässt sich leicht die Leistung des elektrischen Stromes ableiten:<br />
P = W t<br />
U⋅ I⋅<br />
t<br />
= = U⋅<br />
I<br />
t<br />
Lösungen von S. 10:<br />
1) R = ρ⋅l /A → l = 91.8 m (ρ aus Fundamentum, A in m 2 umrechnen)<br />
2) R = ρ⋅l /A und A = r 2 ⋅π → r → ∅ = 2⋅r = 0.23 mm<br />
"Es gibt nur eine Gewissheit, nämlich dass wir keine Gewissheit<br />
haben können, und deshalb gibt es auch die Gewissheit nicht,<br />
dass wir keine Gewissheit haben können." Samuel Butler<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 10
Aufgaben:<br />
1) Durch einen 50 Ω-Widerstand fliessen 1.8 A. Berechnen Sie die umgesetzte Leistung.<br />
2) Darf man einen 30 Ω-Widerstand an 220 V anschliessen, wenn er für eine Höchstbelastung<br />
von 650 W hergestellt wurde?<br />
3) Wie funktioniert eine Sicherung? Wofür setzt man Sicherungen ein?<br />
4) Auf jedem elektrischen Gerät sind die Betriebsspannung und die Leistungsaufnahme<br />
angegeben. Auf einer Glühlampe steht 220 V, 60 W.<br />
a) Berechnen Sie die Stromstärke und den Widerstand der Glühlampe.<br />
b) Welche Energie wird „verbraucht“, wenn wir die Lampe 8 h brennen lassen ? Wie<br />
viel kostet der Bezug dieser Energie, wenn 1 kWh 20 Rp. kostet?<br />
c) Der tägliche Energiebedarf eines „Durchschnittsmenschen“ beträgt ca. 10'000 kJ.<br />
Wie viel kostet dieser Energiebedarf in Form elektr. Energie?<br />
5) Es wird eine feste Betriebsspannung U (Bsp: 230 V) gewählt. Wie muss der Widerstand<br />
einer Kochplatte gewählt werden, damit deren Leistung möglichst hoch wird?<br />
„Die Fähigkeit, uns zu wundern, ist das einzige, das wir brauchen,<br />
um gute Philosophen zu werden.“ aus Sofies Welt<br />
4.5. Die Kirchhoff'schen Gesetze<br />
Impulse S. 220<br />
R 2<br />
1<br />
I 2<br />
I 3<br />
U 0<br />
R 3<br />
Lösungen von S. 11:<br />
1) Aus U = R⋅I und P = U⋅I → P = 162 W (oder P = R⋅I 2 = U 2 /R)<br />
2) Nein; P = 1.6 kW (wie 1))<br />
4) a) P = U⋅I → I = 0.27 A, U = R⋅I → R = 807 Ω<br />
b) W = 1'728'000 J = 480 Wh = 0.48 kWh, Kosten ≈ 10 Rp.<br />
c) 1kWh = 3.6⋅10 6 J → 2.8 kWh kosten 56 Rp.<br />
5) R möglichst klein, damit Stromstärke möglichst gross<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 11
4.5.1. Aus 2. Kirchhoff'schem Gesetz folgt…<br />
für Serieschaltung von Widerständen (Verbrauchern):<br />
R 1 R 2<br />
Geg: U 0 , R 1 , R 2 , R 3<br />
U 0<br />
I<br />
R 3<br />
Welcher Ersatzwiderstand R würde zum selben Strom I führen ?<br />
Es gilt:<br />
U 0<br />
R<br />
I<br />
Der Ersatzwiderstand R einer Serieschaltung von Widerständen R i berechnet<br />
sich nach R = ∑ R i<br />
(Summe aller Widerstände).<br />
i<br />
4.5.2. Aus 1. Kirchhoff'schem Gesetz folgt…<br />
für Parallelschaltung von Widerständen (Verbrauchern):<br />
U 0<br />
I<br />
Geg: U 0 , R 1 , R 2 , R 3<br />
R 1 R 2 R 3<br />
Welcher Ersatzwiderstand R würde zum selben Strom I führen ?<br />
Es gilt:<br />
U 0<br />
R<br />
I<br />
Der Ersatzwiderstand R einer Parallelschaltung von Widerständen R i berechnet<br />
sich nach 1 R = 1<br />
∑ .<br />
i R i<br />
Aufgaben:<br />
1) Ein Widerstand von 50 Ω und einer von 40 Ω werden parallel geschaltet. Wie gross ist<br />
der resultierende Widerstand R res ?<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 12
2) Berechnen Sie den Gesamtwiderstand in der folgenden Schaltung:<br />
U 0<br />
6 Ω 4 Ω<br />
5 Ω<br />
8 Ω<br />
3) Gegeben sind die drei Widerstände R 1 = 10 Ω, R 2 = 20 Ω und R 3 = 30 Ω. In einem<br />
Stromkreis müssen alle drei Widerstände eingesetzt werden. Welche maximale und<br />
welche minimale Gesamt-Stromstärke kann dabei auftreten, wenn die Spannungsquelle<br />
des Stromkreises eine feste Spannung von 40 V besitzt?<br />
4) Eine elektrische Kochplatte enthält zwei Heizdrähte (Widerstände), die mit dem Umschalter<br />
einzeln, parallel oder in Serie geschaltet werden können. Beide Heizdrähte haben<br />
denselben Widerstand. Welche Schaltung ergibt die kleinste, welche die mittlere<br />
und welche die grösste Leistung der Kochplatte?<br />
5) Wie sind im Haushalt die verschiedenen Geräte (Lampen, Fernseher,...) geschaltet?<br />
Weshalb? Was kann passieren, wenn viele Geräte gleichzeitig eingeschaltet sind?<br />
6) Betrachten Sie folgenden Stromkreis:<br />
a) Wie gross wird die Stromstärke I?<br />
b) Wie gross ist die Stromstärke durch den 10 Ω-<br />
Widerstand?<br />
c) Welche Spannung fällt über dem 4 Ω Widerstand<br />
ab?<br />
12 V<br />
4 Ω 20 Ω 20 Ω<br />
4 Ω<br />
10 Ω<br />
I<br />
Lösungen von S. 12/13:<br />
1) R res = 200/9 Ω = 22.2 Ω<br />
2) R res = 11.3 Ω<br />
3) I min = 0.67 A bei R max = 60 Ω (in Serie), I max = 7.33 A bei R min = 5.45 Ω (parallel)<br />
4) Grösste: P max = 2⋅U 0 ⋅I 0 (parallel), Mittel: P mittel = U 0 ⋅I 0 (einzeln), Kleinste: P min = (U 0 ⋅I 0 )/2<br />
(in Serie)<br />
6) a) R tot = 10 Ω → I = 1.2 A<br />
b) 4 Teile von I durch R 10 , 1 Teil von I durch R 40 → I 10 = 0.96 A<br />
c) je I/2 durch 4 Ω → U = R 4 ⋅I/2 = 2.4 V<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 13
5. <strong>Magnetismus</strong><br />
Impulse S. 241ff<br />
„Ich möchte nichts als meine Ruhe haben und wissen,<br />
wie Gott diese Welt erschaffen hat.“ A. Einstein<br />
Wir alle haben gewiss schon Bekanntschaft gemacht mit jenen Eisenstücken, die die<br />
merkwürdige Eigenschaft haben, andere Eisenteile an sich zu ziehen. Man nennt sie<br />
Magnete und die damit im Zusammenhang stehenden Erscheinungen <strong>Magnetismus</strong>. Bereits<br />
im Altertum (ca. 200 v. Chr.) kannte man die magnetische Kraftwirkung von Magnetit<br />
(Eisenverbindung).<br />
Exp.: Magnet und andere Materialien - Welche Stoffe werden angezogen?<br />
Exp.: Nadel magnetisieren und entmagnetisieren<br />
Fähigkeit des Magneten, Eisen an sich zu ziehen, wirkt „ansteckend“. Man spricht deshalb<br />
von magnetischer Influenz. Die beeinflussten Nägel werden selbst zu Magneten.<br />
Verschiedene Versuche zeigen, dass der Magnet nicht an allen Stellen gleichmässig stark<br />
auf Eisen wirkt. Seine Anziehungskraft ist zu den Enden hin am stärksten, in der Mitte dagegen<br />
fast unmerklich.<br />
Die Stellen stärkster Kraftwirkung nennt man die Pole des Magneten.<br />
Exp.: Kräfte zwischen zwei Magneten<br />
Resultat:<br />
Wir benennen die beiden Pole eines Magneten mit Nord- und Südpol.<br />
Wie wird jetzt eine Kraft von einem Magneten auf einen anderen ausgeübt ? Analog wie<br />
bei der Kraft zwischen Ladungen, gebrauchen wir auch hier wieder den Begriff des Feldes<br />
(analog wie das elektrische Feld):<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 14
In der Nähe eines starken Magneten nimmt ein kleiner Probemagnet eine ganz bestimmte<br />
Richtung ein. Jedem Raumpunkt um den Magneten kann man also die Richtung des Probemagneten<br />
zuordnen. Diese Richtung wird als Richtung des magnetischen Feldes bezeichnet.<br />
Feldlinienbilder verschiedener Permanent-Magnete:<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
Regeln: 1) Magnetische Feldlinien sind immer geschlossene Linien (kein Anfang/Ende).<br />
Sie überschneiden sich nicht.<br />
2) Die Feldlinien verlaufen Aussen von Nordpol zum Südpol des Magneten, und<br />
Innen gehen sie vom Südpol zum Nordpol zurück.<br />
3) Die magn. Feldlinien überlagern sich vektoriell.<br />
5.1. Magnetfeld und Strom<br />
Impulse S. 246<br />
"Es ist der Instinkt des Verstandes, der Vernunft<br />
zu widersprechen." Jacobi<br />
Wozu beschäftigen wir uns aber mit dem Phänomen des <strong>Magnetismus</strong>, wo wir doch elektrische<br />
Phänomene betrachtet haben? Haben beide Gebiete eventuell etwas miteinander<br />
zu tun?<br />
Im Jahre 1820 entdeckte der dänische Physiker Christian Oersted folgenden Sachverhalt:<br />
Exp.: Strom und Magnete<br />
Resultat: Ströme üben __________ auf Magnete aus !<br />
Erzeugt also ein Strom auch ein Magnetfeld?<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 15
Magn. Feldlinien von stromdurchflossenen Leitern:<br />
1 2<br />
3 4<br />
<br />
Rechte-Faust-Regel: Daumen in Richtung technischer Stromrichtung (entgegengesetzt<br />
zur Bewegungsrichtung der Elektronen (= physikalische Stromrichtung)):<br />
Die restlichen Finger zeigen die Richtung des Magnetfeldes B an (oder<br />
Linke-Faust-Regel: Daumen in Richtung Elektronenfluss !!).<br />
5.2. Elementarmagnete resp. Kreisströme<br />
Die Erfahrung zeigt, dass man die Pole eines Magneten nicht voneinander trennen kann:<br />
Exp.: Teilung eines Magneten<br />
Durch die Teilung des Magneten haben wir nicht die Pole getrennt,<br />
sondern zwei neue, halb so grosse Magnete erhalten!<br />
Was passiert, wenn wir diese Halbierung kontinuierlich fortsetzen? Es zeigt sich, dass<br />
man irgendwann bei kleinsten Magnetchen, Elementarmagnete genannt, ankommt.<br />
im Magneten<br />
im unmagnetischen Eisen<br />
Damit können wir auch die Effekte „(Ent-)Magnetisieren“ und „magn. Influenz“ verstehen.<br />
Doch die Frage bleibt: Woraus bestehen diese Elementarmagnete?<br />
→ winzige atomare Kreisströme (wie bei einer Leiterschlaufe); das erklärt auch, dass<br />
Nord- und Südpol nicht trennbar sind und die Feldlinien geschlossen sind<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 16
5.3. Die Stärke und Einheit des magnetischen Feldes B<br />
Das Magnetfeld um einen langen und geraden stromdurchflossenen Leiter hängt vom Abstand<br />
r zum Leiter ab. Es gilt:<br />
r<br />
I<br />
B<br />
Magnetfeld B:<br />
µ<br />
0<br />
⋅ I<br />
B = mit µ 0 : magnetische Feldkonstante<br />
2⋅<br />
π ⋅r<br />
µ 0 = 4π⋅10 -7 Vs/Am<br />
Die Einheit des Magnetfeldes wird dadurch:<br />
B 1 Tesla =1 T<br />
[ ] =<br />
Vergleich: Das Erdmagnetfeld beträgt bei uns 0.5<br />
Gauss (1 Gauss = 10 -4 Tesla)<br />
Aufgaben:<br />
1) Durch einen Draht fliesst ein Strom von 0.5 A zu einer Tischlampe. Berechnen Sie das<br />
magnetische Feld in einem Abstand von 30 cm. Stellt man dieses Magnetfeld fest?<br />
2) In einer Hochspannungsleitung fliesst ein Strom von 2500 A. Die Leitung hängt 30 m<br />
über dem Boden. a) Wie gross ist die magn. Feldstärke am Boden? b) Wie gross ist<br />
dieser Wert prozentual zum natürlichen Erdmagnetfeld?<br />
3) Ein Kompass stellt sich parallel zum magnetischen Feld der Erde (wie die Eisenfeilspäne).<br />
Skizzieren Sie das Erdmagnetfeld.<br />
Wie muss demnach in der Erde ein Strom fliessen, damit dieses Feld entsteht?<br />
4) Wir betrachten einen Elektromagneten:<br />
Eisenkern<br />
I<br />
Durch eine Spule wird ein Strom hindurchgeschickt. Sie<br />
kann als Magnet (beispielsweise um auf einem Schrottplatz<br />
die Eisenteile von anderen Teilen zu trennen) benutzt werden.<br />
Wieso nimmt man nicht einen Permanentmagneten?<br />
Was bewirkt der eingeführte Eisenkern?<br />
Exp.: Prinzip Drehspulinstrument<br />
(analoges Volt- oder Ampèremeter)<br />
Kommentar:<br />
Lösungen von S. 17:<br />
1) B = 3.3⋅10 -7 T<br />
2) a) B = 1.7⋅10 -5 T b) 34 %<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 17
3) Kompassnadel-Nord zeigt nach geografisch Nord → geogr. Nordpol = magn. Südpol!<br />
Strom im Erdinnern fliesst von Ost nach West → Erdmagnetfeld entspringt am Südpol<br />
und zeigt in Erde am Nordpol<br />
"Je mehr man weiss, desto weniger meint man zu wissen."<br />
5.4. Ströme im Magnetfeld<br />
Impulse S. 247-248<br />
Ströme üben Kräfte auf Magneten (durch Erzeugung eines Magnetfeldes) aus; wirken sich<br />
Magnetfelder umgekehrt auch auf Ströme aus? Oersted vermutete dies auf Grund des<br />
Wechselwirkungsgesetzes:<br />
Exp.: Leiterschaukel im Magnetfeld<br />
Durch diesen Effekt wird die Grösse des Magnetfeldes festgelegt. Es zeigt sich, dass die<br />
Kraft infolge des Magnetfeldes proportional zum Strom und zur Leiterlänge (der Schaukel)<br />
ist. Es gilt:<br />
l α: Winkel zwischen l r<br />
und B<br />
r<br />
F =I⋅ ⋅B ⋅ sin α (Betrag)<br />
Rechte-Hand-Regel:<br />
Die Richtung der resultierenden Kraft ist dabei durch die<br />
Rechte-Hand-Regel festgelegt (Daumen in Richtung der<br />
positiven Ladungsträger !). Die Kraft steht dabei immer<br />
senkrecht auf der Ebene, die durch die Stromrichtung<br />
und das Magnetfeld festgelegt wird.<br />
(oder Linke-Hand-Regel: Daumen in Richtung Elektronenfluss)<br />
Elektrische Felder wirken auf (ruhende und bewegte) Ladungen.<br />
Magnetfelder wirken nur auf Ströme (bewegte Ladungen) !<br />
5.4.1. Die Lorentzkraft<br />
Um die Kraft zu berechnen, die auf eine einzige Ladung im Leiterstück wirkt, müssen wir<br />
mit der obenstehenden Formel einige Umformungen ausführen.<br />
Damit wird die Kraft auf eine Ladung, die sogenannte Lorentzkraft F L :<br />
F = q⋅ v ⋅B ⋅ sin α (Betrag)<br />
L<br />
"Alle modernen Experimente neigen dazu, ältere<br />
Theorien zu Fall zu bringen." Jules Verne<br />
α: Winkel zwischen v r und B<br />
r<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 18
Die Lorentzkraft steht stets senkrecht zur Geschwindigkeit r v , sie ändert nur die Richtung<br />
von r v , nicht aber deren Betrag !<br />
Aufgaben:<br />
1) Zeichnen Sie in folgende Bilder ein, wie jeweils die Ladung abgelenkt wird:<br />
B<br />
B<br />
e -<br />
B<br />
p+<br />
e -<br />
2) Durch einen 10 cm langen Draht fliesst ein Strom von 3.5 A. Welche Kraft wirkt auf den<br />
Draht, wenn dieser sich einfach im Erdmagnetfeld (B = 0.5⋅10 -4 T) befindet und...<br />
a) der Strom von West nach Ost fliesst? Richtung?<br />
b) der Strom von Süd nach Nord fliesst? Richtung?<br />
3) Ein Elektron fliegt senkrecht zum Erdmagnetfeld mit einer Geschwindigkeit von<br />
500 m/s. Berechnen Sie die Kraft, die es erfährt.<br />
4) Situation: Ein Proton aus dem Sonnenwind gelangt ins Erdmagnetfeld. Welche weitere<br />
Bewegung führt das Proton in Bild 2 von Aufgabe 1 aus?<br />
Lösungen von S. 19:<br />
2) a) F = 1.75⋅10 -5 N, entgegen F G b) Keine Kraftwirkung, Stromrichtung und B parallel<br />
3) F = 4⋅10 -21 N<br />
4) Siehe Exp: Fadenstrahlrohr (Impulse S. 252) → geladene Teilchen umkreisen magn.<br />
Feldlinien, sie sind gefangen wie in einer „magn. Flasche“<br />
"Paradoxien sind nützlich, wenn man auf bestimmte Ideen<br />
5.5. Magnetische Induktion<br />
Impulse S. 257ff<br />
aufmerksam machen will." Mandell Creighton<br />
Im vorhergehenden Abschnitt haben wir gesehen, dass Magnetfelder Ströme und bewegte<br />
Ladungen beeinflussen (→Lorentzkraft: Kraft senkrecht zum Strom oder zur Bewegungsrichtung).<br />
Die bereits existierenden Ströme wurden dabei nur aus ihrer Richtung abgelenkt,<br />
der Strom wurde dabei nicht verkleinert oder vergrössert.<br />
In diesem wichtigen Abschnitt werden wir jetzt sehen, wie man durch Magnetfelder<br />
Ströme erzeugen (magn. Induktion) kann. Der Begriff des Wechselstromes wird dabei<br />
eine wichtige Bedeutung erlangen. Die Entdeckung des Prinzipes zur Erzeugung von<br />
Wechselstrom bildete den eigentlichen Durchbruch für die „Einführung“ der Elektrizität in<br />
unseren Alltag.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 19
Wie kann man einen Strom (bewegte Ladungen) erzeugen?<br />
Exp.: bewegte Leiterschaukel im Magnetfeld<br />
Beobachtung:<br />
Durch die Lorentzkraft tritt eine Ladungsverschiebung im bewegten Draht auf. Es baut<br />
sich ein elektrisches Feld im Draht auf, welches Ursache für eine messbare induzierte<br />
Spannung ist.<br />
Wir betrachten im Folgenden eine Drahtschlaufe im Magnetfeld:<br />
Exp.: Drahtschlaufe (Spule) im Magnetfeld...<br />
1) Bewegung der Schlaufe 2) Bewegung des Magneten<br />
3) Veränderung der Schleifenfläche 4) Drehung der Schleife<br />
Die festgestellten induzierten Spannungen treten nur bei _______________ auf !<br />
5.5.1. Magnetischer Feldfluss<br />
B<br />
α<br />
A<br />
B<br />
Definition: magn. Feldfluss φ<br />
r r<br />
B<br />
ΦB = A ⋅ B = A ⋅B⋅cos<br />
α<br />
Fläche A<br />
Zusammenfassung:<br />
Eine Spannung U i tritt dann in einer Leiterschlaufe auf, wenn der magn. Feldfluss durch<br />
diese Schlaufe verändert wird.<br />
Je _________ die Feldflussänderung ∆Φ B , desto _________ die induzierte Spannung U i .<br />
Je _________ die Veränderung, desto _________ die induzierte Spannung U i .<br />
Es gilt:<br />
∆Φ ΦB(nachher)<br />
− Φ<br />
B<br />
B(vorher)<br />
Ui<br />
= −N<br />
⋅ = −N<br />
N: Anzahl Windungen einer Spule<br />
∆t<br />
∆t<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 20
Aufgaben:<br />
1) Eine quadratische Leiterschlaufe mit der Kantenlänge von 10 cm steht in einem Magnetfeld<br />
von 0.3 Tesla. Die Magnetfeldlinien stehen senkrecht zur Schleifenfläche. Plötzlich<br />
wird die Schleife ruckartig gedreht, so dass die Magnetfeldlinien anschliessend parallel<br />
zur Leiterfläche zu stehen kommen. Während der Drehung tritt eine Spannung<br />
von 0.9 V auf. Wie lange dauerte die Drehung?<br />
2) Eine Spule (300 Windungen, 10 cm 2 Querschnittsfläche) wird so ins Erdmagnetfeld (0.5<br />
Gauss) gehalten, dass das B-Feld parallel zur Spulenachse liegt. In 0.1 s wird die Spule<br />
so gedreht, dass das Feld nun senkrecht zur Spulenachse steht. Welche induzierte<br />
Spannung tritt während der Drehung an den Spulenanschlüssen auf?<br />
3) Betrachten Sie nebenstehendes Bild.<br />
Welche Spannung U i wird bei dieser<br />
Anordnung in der Leiterschlaufe induziert?<br />
Begründung.<br />
b<br />
U i<br />
_<br />
B<br />
l<br />
_<br />
v<br />
Lösungen von S. 21:<br />
1) Φ B(vorher) = 0.003 Vs, Φ B(nachher) = 0, mit<br />
U i<br />
Φ<br />
= −<br />
B(nachher)<br />
− Φ<br />
∆t<br />
B(vorher)<br />
2) Φ B(vorher) = 5⋅10 -8 B<br />
Vs, Φ B(nachher) = 0, mit Ui<br />
= −N⋅ ∆Φ ∆t<br />
→ U i = 1.5⋅10 -4 V<br />
3)<br />
→ ∆t = 3.3 ms<br />
„Die Natur kann man beschreiben oder beobachten, aber niemals<br />
besiegen !“ Heinrich Harrer, Erstbesteiger der Eigernordwand 1938<br />
Einige weitere Anwendungen der Induktion:<br />
- Generator(Dynamo) oder Elektro-Motor: siehe nächsten Abschnitt 5.6.<br />
- Transformator: siehe Abschnitt 5.7.<br />
- Induktionskochherd:<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 21
5.6. Generator und Motor<br />
5.6.1. Generator - Erzeugung von Wechselstrom<br />
Impulse S. 260ff<br />
Der einfachste mechanische Aufbau zur Erzeugung von Wechselstrom ist die Drehung<br />
einer Leiterschleife in einem konstanten Magnetfeld (siehe früheres Experiment). Der<br />
magn. Feldfluss ändert sich ständig, es wird ein Strom induziert, der seine Stärke und<br />
Richtung periodisch ändert - ein Wechselstrom.<br />
∆ΦB<br />
Es gilt: Ui<br />
= − → für kurzeitige Veränderungen ∆t: Ui<br />
∆t<br />
Vergleichen Sie die Bilderserie im Impulse:<br />
B<br />
A<br />
α<br />
= lim∆t→<br />
0<br />
∆Φ<br />
−<br />
∆t<br />
B<br />
dΦ<br />
= −<br />
dt<br />
2 π<br />
Definition: α = ⋅ ⋅ = ω ⋅<br />
T t t<br />
Mit Umlaufszeit T und Winkelgeschwindigkeit ω<br />
Es gilt: Φ<br />
B<br />
= A ⋅B ⋅cos α = A ⋅B ⋅cos( ω⋅ t )<br />
'<br />
B<br />
B<br />
= −Φ<br />
Also: U = −Φ = −A<br />
⋅B<br />
⋅(<br />
−)sin(<br />
ω⋅ t) ⋅ω = A ⋅B<br />
⋅ω⋅sin(<br />
ω⋅<br />
t)<br />
i<br />
→ U i (t) = U(t) = U ⋅ 0<br />
sin( ω ⋅ t)<br />
Die Wechselspannung U(t) lässt sich als Funktion der Zeit darstellen:<br />
U<br />
'<br />
B<br />
T/4 T/2 3T/4 T 5T/4<br />
Zeit t<br />
Den maximalen Spannungsausschlag bezeichnet man auch als Scheitelwert der Spannung<br />
(Amplitude U 0 der Spannungsschwingung, U 0 = 2 ⋅230 V). Eine Drehung der<br />
Drahtschlaufe ergibt also gerade eine Periode der Sinusfunktion.<br />
Die Generatoren (Leiterschlaufen) für unseren Haushaltstrom drehen sich 50 Mal in der<br />
Sekunde. Der Wechselstrom hat die Frequenz von 50 Hz.<br />
„Meine Bemühungen gründen sich auf dem Glauben, dass die Welt eine<br />
völlig harmonische Struktur aufweist.“ A. Einstein<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 22
5.6.2. Wechselstrom (AC ≡ alternating current)<br />
Bei einer Rotation einer Drahtschleife in einem konstanten Magnetfeld entsteht an den<br />
Drahtschleifenanschlüssen eine sinusförmige Wechselspannung U(t).<br />
Es gilt: U(t) = U0<br />
⋅ sin( ω ⋅ t) mit U 0 : Maximalausschlag (Amplitude) der Spannung<br />
Wenn wir diese Wechselspannung U(t) an einen Widerstand R anlegen, ändert sich auch<br />
der durch R fliessende Strom - es herrscht ein Wechselstrom:<br />
Es gilt auch hier das „URI“-Gesetz:<br />
U(t) = R⋅ I(t) → U ⋅ sin( ω ⋅ 0<br />
t) = R ⋅ I(t)<br />
U(t)<br />
I(t)<br />
R<br />
U0<br />
→ I(t) = ⋅ sin( ω ⋅ t) = I0<br />
⋅ sin( ω ⋅ t)<br />
R<br />
Der Strom I(t) durch einen ohm'schen Widerstand hat also auch einen zeitlich sinusförmigen<br />
Verlauf. Analog stellt hier I 0 die Maximalstromstärke (Stromamplitude) dar.<br />
5.6.2.1. Leistung bei Wechselstrom<br />
Die momentane Leistung P wird bei Wechselstrom zeitabhängig:<br />
{ }<br />
P(t) = U(t) ⋅ I(t) = U ⋅sin( ω⋅t) ⋅I ⋅sin( ω⋅t) = U ⋅I ⋅ sin( ω⋅t)<br />
0 0 0 0<br />
2<br />
T/4 T/2 3T/4 T 5T/4<br />
Zeit t<br />
Die Leistung P(t) pulsiert also zeitlich. Eine Glühbirne die in einer Steckdose (Frequenz<br />
50 Hz) eingesteckt wird, flackert periodisch mit der Zeit. Wenn unser Auge „schnell“ genug<br />
wäre, so könnten wir es _____ Mal in der Sekunde aufblitzen sehen !<br />
Auf jedem elektrischen Gerät ist die mittlere Leistung P angegeben.<br />
Bsp: Auf einem Mixer steht: 150 W/230 V → P = 150 W bei Anschluss an U = 230 V<br />
Durch Rotation der Leiterschlaufe entsteht ein Induktionsstrom I in derselben. Auf diesen<br />
elektr. Strom I wirkt die Lorentzkraft F L , die die Rotation der Leiterschlaufe abbremsen<br />
möchte. Es muss also ständig mechanische Energie ins System reingesteckt<br />
werden. Ein Generator wandelt mechanische Energie in elektrische Energie um !<br />
Anmerkung: Oftmals wird an Stelle der Leiterschlaufe der Magnet in Rotation versetzt.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 23
„Trunken von den Fortschritten des Wissens und Könnens, die über unsere Zeit hereinbrachen,<br />
vergessen wir, uns um den Fortschritt in der Geistigkeit des Menschen zu sorgen.“<br />
Albert Schweitzer, 1923, in „Kultur & Ethik“<br />
5.6.3. Elektromotor<br />
Impulse S. 250-251<br />
Umkehrung des Generators (elektr. Energie in mech. Energie umwandeln):<br />
Der Strom durch die Schlaufe erzeugt ebenfalls ein Magnetfeld.<br />
Das Magnetfeld des Permanentmagneten versetzt die<br />
Schlaufe (durch gegenseitige Abstossung) in Rotation.<br />
→ Fazit: Die Elektromagneten müssen zeitlich richtig<br />
gepolt werden, damit aus der gegenseitigen Abstossung<br />
der Magnetfelder eine Rotation auftritt. (Betrachte<br />
unseren Elektromotor, Umpolung durch Kommutator)<br />
Prinzip eines Elektromotors: Aus einem Laborbuch eines Physikstudenten...<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 24
5.7. Der Transformator<br />
Impulse S. 262<br />
Für den Siegeszug der Elektrizität war vor allem die Möglichkeit ausschlaggebend, Energie<br />
in einfacher Weise übertragen zu können; Fabriken mussten nicht mehr zwingenderweise<br />
an Flüssen errichtet werden um die Wasserkraft auszunützen.<br />
Die Übertragung von elektrischer Energie mit Gleichstrom ist teilweise mit hohen Verlusten<br />
verbunden (durch ohmsche Verluste in den Leitungen); für den Siegeszug des Wechselstromes<br />
war die Möglichkeit massgebend, die Spannung mühelos transformieren zu<br />
können. Der Strom kann bei hohen Spannungen relativ verlustfrei in grosse Entfernungen<br />
übertragen werden. Der Transformator spielt also die zentrale Rolle:<br />
Magnetische Feldlinien verlaufen fast ausschliesslich<br />
im Eisenkern: → gleicher<br />
magn. Fluss<br />
Φ<br />
= Φ<br />
1 2<br />
Die Wechselspannung U 1 am Eingang induziert am Ausgang eine Wechselspannung U 2 .<br />
Eine kurze mathematische Betrachtung liefert folgendes Ergebnis:<br />
U2<br />
N2<br />
U2<br />
I1<br />
= − oder wegen Energieerhaltung: =<br />
U N<br />
U I<br />
1<br />
1<br />
Exp.: Hoch- und Runtertransformieren der Spannung<br />
1<br />
2<br />
Aufgaben:<br />
1) Ein Transformator hat auf der Primärseite 100 Windungen. Die Spannung soll von<br />
220 V Wechselspannung auf 1 kV Wechselspannung transformiert werden. Wie viele<br />
Windungen muss die Sekundärseite haben?<br />
2) Wieso kann man Gleichspannung nicht mit einem Transformator transformieren?<br />
3) Welchen Strom kann man einem Transformator sekundärseitig maximal entnehmen,<br />
wenn die Primärwicklung maximal 1 A aufnehmen kann und die Spannung von 220 V<br />
auf 2000 V hochtransformiert wird?<br />
4) Die Energie- oder Leistungsbilanz (P 1 = P 2 ) geht nicht ganz auf. Es treten Verluste beim<br />
Transformieren auf. Wodurch könnten diese Verluste entstehen?<br />
Lösungen von S. 25:<br />
1) Aus U 2<br />
N2<br />
= − → 454.5 Windungen<br />
U1<br />
N1<br />
3) Aus U 2<br />
I1<br />
= → I 2 = 0.11 A<br />
U I<br />
1<br />
2<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 25
5.8. Elektrische Energieübertragung<br />
Hochspannungsleitungen dienen der relativ niedrigverlustigen Übertragung von elektrischer<br />
Energie:<br />
U<br />
P<br />
R/2<br />
R/2<br />
Verbraucher<br />
I<br />
Weist die Fernleitung zwischen Kraftwerk und<br />
Verbraucher (Hin- und Rückweg) einen Widerstand<br />
R auf, so beträgt die Verlustleistung (Wärme)<br />
in den Leitungen P L = U L ⋅I = R⋅I 2<br />
Damit wird das Verhältnis zwischen der Verlustleistung P L und der gesamten übertragenen<br />
Leistung P:<br />
2<br />
PL<br />
R ⋅I R ⋅I U R ⋅I⋅U R<br />
= = ⋅ = = ⋅P = η ⋅P<br />
2 2<br />
P U⋅I U U U U<br />
Steigert man also die Übertragungsspannung, so verringert sich der relative Leitungsverlust<br />
! (Bei hohen Spannungen muss bei gleichbleibender Leistungsübertragung<br />
nur ein relativ kleiner Strom fliessen → eine kleine Stromstärke ergibt weniger Reibungsverluste<br />
durch die Elektronen in den Kabeln)<br />
6. Strom im Haushalt - Sicherheitsaspekte<br />
In der Schweiz ereignen sich im Durchschnitt pro Jahr 1'000'000<br />
Unfälle. Von allen Unfällen sind 750 Elektrounfälle. Vergleicht<br />
man die Unfälle mit Todesfolge, stellt man fest, dass Elektrounfälle<br />
10x häufiger tödlich verlaufen !<br />
Man ist gezwungen beim Umgang mit Strom gewisse Regeln zu<br />
befolgen. Die folgenden Abschnitte sollen gewisse dieser Verhaltensregeln beleuchten:<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 26
6.1. Wie kommt der Strom ins Haus - die Steckdose<br />
Was bedeuten diese drei Anschlüsse ?<br />
N: Neutralleiter (alt: Nulleiter), „Rückleitung“, ist geerdet<br />
L: Polleiter (alt: Phase), „Zuleitung“, führt Spannung gegen Erde<br />
PE: Schutzleiter (protection earth = Schutzerde), tritt erst im Falle<br />
eines Isolationsdefektes in einem Gerät in Kraft<br />
Exp.: Phasenprüfer, geschlossener Stromkreis mit Erdleitung<br />
6.1.1. Hinter der Steckdose<br />
Vom Ortstransformator, der die<br />
Spannung auf die 230 V runter<br />
transformiert, kommt der Strom in<br />
den Haushalt.<br />
Der Neutralleiter N ist geerdet (Er<br />
ist mit der Erde verbunden.). Die<br />
Spannung im Polleiter L wird also<br />
gegenüber der Erde gemessen.<br />
6.2. Schutz der Leitung - Sicherungen<br />
Sicherungen schützen die elektrischen Leitungen vor Überlast und Kurzschlüssen:<br />
Sicherung<br />
R ...<br />
Die Sicherung ist in Serie zu allen übrigen Verbrauchern<br />
im Haushalt geschaltet, d.h. dass die<br />
gesamte Stromstärke die Sicherung durchläuft.<br />
Von Überlastung spricht man, wenn während<br />
längerer Zeit mehr als der auf der Sicherung<br />
angegebene Nennstrom fliesst.<br />
Als Kurzschluss bezeichnet man eine direkte leitende Verbindung zwischen dem Polleiter<br />
und dem Neutralleiter. Der Strom hat einen „direkten Weg“ mit verschwindend<br />
kleinem Widerstand; er muss den Widerstand des Verbrauchers nicht passieren. Dadurch<br />
steigt die Stromstärke schlagartig unzulässig an.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 27
6.2.1. Schmelzsicherungen (veraltet)<br />
Schmelzsicherungen brennen bei<br />
Kurzschluss oder Überlastung durch.<br />
Sie müssen dann ausgewechselt<br />
werden.<br />
Aufgabe: Eine Sicherung brennt bei<br />
Ihnen (im Haushalt !) durch. Wie<br />
können Sie sofort an der Sicherung<br />
erkennen, ob ein Kurzschluss oder<br />
eine Überlastung stattgefunden hat?<br />
6.2.2. Leitungsschutzschalter<br />
Immer häufiger werden in Hausinstallationen anstelle von Schmelzsicherungen Leitungsschutzschalter<br />
eingesetzt. Leitungsschutzschalter sind selbstauslösende Schalter, die<br />
mehrfach wiederverwendet werden können. Ihre Vorteile sind: 1) Nach einer Auslösung<br />
sind sie sofort wieder einsatzbereit. 2) Es können keine falschen Ersatzsicherungen eingesetzt<br />
werden. Der Leitungsschutzschalter besitzt zwei Auslösesysteme:<br />
Bei Überlastung:<br />
→ thermischer Effekt<br />
Bei Kurzschluss:<br />
→ elektromagnetischer<br />
Effekt<br />
6.3. Schutz der Personen<br />
Die Sicherung schützt die Leitungen, keinesfalls aber den Menschen !! Die Berührung des<br />
Polleiters und des Neutralleiters mit je einer Hand ist mit grosser Wahrscheinlichkeit nach<br />
tödlich ! Daher sind weitere Massnahmen zum Schutz der Menschen nötig.<br />
Gefährlich wird es für den Menschen, wenn er Teil des Stromkreises wird,<br />
er wird dann zum Verbraucher mit einem Widerstand !<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 28
Aufgaben:<br />
1) a) Sie berühren einen Viehhüterdraht und<br />
spüren einen Schlag. Wie sieht der Stromkreis<br />
aus? b) Welche Massnahmen muss<br />
man treffen, damit man beim Berühren keinen<br />
Schlag verspührt?<br />
2) Wieso ist die Berührung des Polleiters in der Steckdose lebensgefährlich? Wie sieht<br />
der Stromkreis aus? Wieso ist es mit dem Phasenprüfer ungefährlich?<br />
Gefährlich sind für den menschlichen Körper Ströme ab etwa 50 mA (Herzkammerflimmern).<br />
Der menschliche Körper hat einen Widerstand (von Hand zu Hand oder von Hand<br />
zu Fuss) von ca. 1 kΩ. Daraus ergibt sich, dass Spannungen ab ______V lebensgefährlich<br />
sind !<br />
„Wenn ein Kind Probleme schafft, müssen die Probleme beseitigt werden, nicht das Kind !“<br />
6.3.1. Isolationsfehler an einem Gerät - Fehlerstrom<br />
Ein Isolationsfehler an einem Haushaltgerät ist ein oft auftretender Gefahrenbereich. Die<br />
Polleiter-Anschlussleitung bekommt durch einen Defekt (Isolation am Kabel durchgescheuert,<br />
Abnutzung,...) irgendwie Kontakt mit dem Gehäuse des Gerätes. Diese Gefahr<br />
ist „hinterlistig“: Dem Gerät sieht man von Aussen nicht an, dass es „defekt“ ist, es<br />
funktioniert noch einwandfrei, aber das Gehäuse steht unter Spannung!<br />
Wenn ein Mensch das Gerät berührt,<br />
fliesst ein Strom durch seinen Körper zur<br />
Erde. Diesen Strom, der in vielen Fällen<br />
viel kleiner als der Betriebsstrom des Gerätes<br />
ist, nennt man Fehlerstrom.<br />
Fragen:<br />
1) Warum entsteht kein Kurzschluss?<br />
2) Wieso funktioniert das Gerät (Bsp: Bügeleisen) noch?<br />
3) Warum spricht die vorgeschaltete Sicherung nicht an (auch nicht beim Berühren)?<br />
6.3.2. Der Schutzleiter<br />
Ausweg aus diesem Dilemma bietet (teilweise) der Schutzleiter. Das Gehäuse des Gerätes<br />
wird dabei mit einem dritten Kabel (gelb/grün) mit der Schutzleiteranschlussbuchse der<br />
Steckdose verbunden; man verwendet also ein 3-poliges Anschlusskabel.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 29
Der Schutzleiter (grün/gelb) ist „hinter“ der<br />
Steckdose mit dem Neutralleiter (blau) und<br />
der Erde verbunden.<br />
Fragen:<br />
1) Was passiert wenn der Defekt auftritt?<br />
2) Welche Geräte haben 2-/ 3-polige Anschlüsse (vgl. Sie die Gehäuse der Demonstrationsgeräte<br />
und der Geräte, die Sie zu Hause vorfinden?<br />
Gefährlich ist ein Defekt (Isolationsfehler) im Gerät also nur dann, wenn am<br />
Gehäuse Metallteile vorhanden sind, welche den Fehlerstrom zum menschlichen<br />
Körper ableiten könnten (Kunststoffgehäuse leitet ja nicht).<br />
Geräte mit zweipoligem Anschluss sind (in der Regel) sogenannte sonderisolierte Geräte.<br />
Innerhalb des Gehäuses ist eine zusätzliche Isolationsschicht angebracht, so dass keine<br />
Spannung aufs Gehäuse gelangt.<br />
Sonderisolierte Geräte werden mit einem doppelten Quadrat gekennzeichnet.<br />
→ Gefahr mit sonderisolierten defekten Geräten beim Arbeiten in feuchter Umgebung !<br />
Der Schutzleiter erfüllt schon eine recht gute Schutzfunktion, allerdings unterbricht er den<br />
Stromkreis erst, wenn der Fehlerstrom den Nennwert der vorgeschalteten Sicherung erreicht<br />
hat: Die Ströme sind für den Menschen zu gross und die Abschaltzeiten zu lang.<br />
Die beste Schutzwirkung bietet der sogenannte...<br />
6.3.3. Fehlerstromschutzschalter (FI - Schutzschalter)<br />
Der FI - Schutzschalter ist im Alltag die wirksamste Schutzmassnahme für die Gefahren<br />
des elektrischen Stromes. Er schützt Personen und Tiere, aber auch vor Bränden. Seine<br />
Schutzwirkung ist viel grösser als diejenige des Schutzleiters: Er schaltet bereits bei wenigen<br />
mA Fehlerströmen nach kurzer Zeit den Stromkreis aus.<br />
Das Prinzip beruht auf dem Gesetz, wonach im störungsfreien Betrieb eines elektrischen<br />
Gerätes der zufliessende Strom gleich gross ist wie der abfliessende.<br />
Der FI - Schutzschalter stellt Fehlerströme fest, er misst die Differenz zwischen dem zufliessenden<br />
und abfliessenden elektrischen Strom; sobald ein bestimmter Fehlerstrom<br />
überschritten ist, unterbricht er den Stromkreis.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 30
Exp.: FI - Schutzschalter<br />
Bei welchem Fehlerstrom spricht er an? Nach welcher Zeit schaltet er ab?<br />
Die allenfalls auftretenden Fehlerströme sollten bezüglich Grösse und Dauer für den Menschen<br />
ungefährlich sein, aber: Siehe untenstehende Aufgabe!<br />
6.3.3.1. Aufbau und Funktionsweise eines FI - Schutzschalters<br />
Aufgaben:<br />
„Lache - und die Welt lacht mit Dir. Schnarche -<br />
und Du schläfst alleine...“ frei nach Sprüche 17 22<br />
1) Wieso spricht der FI - Schutzschalter bei Überlastung (Brandgefährdung) nicht an?<br />
2) Überlegen Sie sich eine zweite lebensgefährliche Situation mit einer Steckdose, bei<br />
welcher der FI - Schalter nicht anspricht.<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 31
6.3.4. Situationsbeispiele<br />
Die folgenden Bilder stellen Situationen dar, wie sie im Alltag anzutreffen sind. Sie repräsentieren<br />
nicht nur schlimme Fälle, sondern weisen bloss auch auf Gefahren hin.<br />
- Welche Situationen sind un-/gefährlich, können gefährlich werden, warum?<br />
- Was wäre eine mögliche Schutzmassnahme? Würde ein FI - Schalter Schutz bieten?<br />
1 2 3<br />
4 5 6<br />
7 8 9<br />
„Für die Zukunft wünsche ich<br />
mir, dass wir eine haben!“<br />
„Wer nicht über die Zukunft nachdenkt,<br />
wird nie eine<br />
„Erfinden wir die Zukunft !“<br />
haben.“<br />
<strong>Elektrizitätslehre</strong> und <strong>Magnetismus</strong> 32