Leseprobe PDF - S. Fischer Verlag
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zei-Revier melden. Für den Weg von fünf oder sechs<br />
Kilometern lieh sie sich ein Fahrrad, mit dem sie<br />
unverdrossen über die Landstraße holperte – die<br />
große Arletty, wenige Monate vorher noch der<br />
höchstbezahlte Star des französischen Filmes, mit<br />
gut einhunderttausend Francs pro Arbeitswoche honoriert.<br />
Erst Jahrzehnte später wurde der Autor gewahr,<br />
dass Arletty für ihre Liaison mit einem Offizier der<br />
Besatzungsmacht hart bestraft worden war. Sie hatte<br />
kein Verbrechen begangen, das gewiss nicht,<br />
noch nicht einmal ein strafbares Vergehen, doch in<br />
den Augen der Repräsentanten der Résistance hatte<br />
sie sich einer Verletzung der nationalen und republikanischen<br />
Moral schuldig gemacht, Liebe hin<br />
oder her. Die Versündigung musste geahndet werden.<br />
Die Premiere der Kinder des Olymp fand ohne sie<br />
statt. Ohne Garance, zu Deutsch das Krappblümchen,<br />
das dunkelrot blüht – in einem besonderen<br />
Rot, das in Frankreich geradezu historischen Rang<br />
besitzt, denn die Uniformhosen der Infanterie vor<br />
dem Ersten Weltkrieg waren rot – man sprach von<br />
den »Pantalons garances« (die nach dem Beginn der<br />
Kampfhandlungen prompt verschwanden, denn sie<br />
boten sich – samt dem kostbaren Inhalt – geradezu<br />
provozierend als Ziel für die Scharfschützen an).<br />
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