Spieltheorie
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6 Mechanismusdesign<br />
Anzahl Wähler 39 14 5 42<br />
Erster in Präferenzliste A A C C<br />
Zweiter in Präferenzliste C C A A<br />
Also hat Anton in der zweiten Runde nun 53 Erstpräferenzen, während Claus 47 Erstpräferenzen<br />
hat. Anton gewinnt also die Wahl.<br />
Ein Nachteil dieses Verfahrens ist, dass ”<br />
Kompromisskandidaten“ keine Chance haben. In<br />
Beispiel 84 wäre Berta eine solche Kandidatin, da sowohl für eine Mehrheit der Wähler<br />
(nämlich 61 von 100) Anton ≺ i Berta als auch für eine Mehrheit der Wähler (nämlich 58<br />
von 100) Claus ≺ i Berta gilt. Damit wäre Berta eine gute Kompromisskandidatin, obwohl<br />
sie nur bei wenigen Wählern auf dem ersten Platz steht.<br />
6.4.4 Condorcet-Methoden<br />
Definition 85 (Condorcet-Methoden). Bei Condorcet-Methoden gibt jeder Wähler eine<br />
Präferenzliste ab und ein Kandidat gewinnt, wenn er beim paarweisen Vergleich von<br />
Kandidaten immer eine Majorität hat.<br />
In Beispiel 84 gewinnt Kandidatin Berta alle paarweisen Vergleiche (61 zu 39 gegen Anton<br />
und 58 zu 42 gegen Claus), wäre also bei einem Condorcet-Verfahren gewählt.<br />
Der Hauptnachteil von Condorcet-Methoden ist, dass es wegen des Condorcet-Paradoxons<br />
nicht immer einen Sieger gibt. In diesem Fall wendet man spezielle Methoden, wie etwa die<br />
Copeland-Methode, an, bei der gezählt wird, wie oft ein Kandidat in paarweisen Vergleichen<br />
gewinnt, und der Kandidat, bei dem diese Anzahl am höchsten ist, gewinnt. Auch hier sind<br />
noch unentschiedene Situationen möglich. In den beiden folgenden Abschnitten wollten wir<br />
zwei weitere Condorcet-Methoden betrachten.<br />
6.4.5 Schulze-Methode<br />
Bei der Schulze-Methode handelt es sich um eine Verfeinerung der Condorcet-Methode.<br />
Sie wird in vielen Open-Source-Projekten zur internen Entscheidungsfindung eingesetzt.<br />
Sei d(X, Y ) die Anzahl der paarweise Vergleichen zwischen X und Y , bei denen X gewonnen<br />
hat. Die Schulze-Methode basiert auf Pfaden C 1 , . . .,C n zwischen Kandidaten X und Y<br />
mit der Stärke z. Dabei ist die Stärke einer Kette die ihres schwächsten Gliedes, genauer:<br />
C 1 , . . .,C n ist ein Pfad der Stärke z von X nach Y , wenn<br />
1. C 1 = X<br />
2. C n = Y<br />
3. d(C i , C i+1 ) > d(C i+1 , C i ) für alle i = 1, . . .,n − 1<br />
4. d(C i , C i+1 ) ≥ z für alle i = 1, . . .,n − 1 und es existiert ein j, so daß d(C j , C j+1 ) = z.<br />
Wir definieren dann p(X, Y ) = z als das maximale z, so dass es einen Pfad der Stärke z von<br />
X nach Y gibt, und p(X, Y ) = 0, falls kein Pfad von X nach Y existiert.<br />
Der Schulze-Gewinner ist der Condorcet-Gewinner, falls ein solcher exisiert, sonst ist ein potentieller<br />
Gewinner ein Kandidat A, für den gilt, dass p(A, X) ≥ p(X, A) für alle Kandidaten<br />
X ≠ A.<br />
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