Spieltheorie
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6 Mechanismusdesign<br />
wäre also inkonsistent. Ganz gleich, welcher der drei Kandidaten schließlich gewählt wird,<br />
es gibt immer eine Mehrheit der Wähler, die einen gemeinsamen anderen Kandidaten dem<br />
gewählten vorziehen würde.<br />
Neben der Mehrheitsentscheidung gibt es noch eine Reihe von alternativen Methoden. Dazu<br />
zählt das Borda-Wahlverfahren, bei dem jeder der m Kandidaten vom i-ten Wähler m−j<br />
Punkte erhält, wenn er ihn auf Platz j gewählt hat, wenn also der Kandidat in ≺ i an j-ter<br />
Stelle steht, und wo schließlich für jeden Kandidaten die Punkte, die er von den Wählern<br />
erhalten hat, addiert werden. Daneben gibt es das Pluralitätsverfahren, bei dem der<br />
Kandidat gewinnt, der bei den meisten Wählern auf dem ersten Platz liegt.<br />
Generelle Fragen, die sich nun stellen, sind die Frage, ob es ein ”<br />
vernünftiges“ Wahlverfahren<br />
gibt und wie resistent einzelne Verfahren gegen Manipulierbarkeit sind.<br />
6.2 Arrows Unmöglichkeitsresultat<br />
Arrow postuliert die folgenden Eigenschaften für soziale Wohlfahrtsfunktionen:<br />
1) Totale Einstimmigkeit: Für alle ≺ ∈ L gilt F(≺, . . .,≺) = ≺.<br />
1’) Partielle Einstimmigkeit: Für alle ≺ 1 , ≺ 2 , . . .,≺ n , ≺ ∈ L mit F(≺ 1 , . . .,≺ n ) = ≺<br />
folgt aus a ≺ i b für alle i = 1, . . .,n, dass auch a ≺ b gilt.<br />
2) Nicht-diktatorische Entscheidung: Ein Wähler i heißt Diktator für eine soziale<br />
Wohlfahrtsfunktion F, falls für alle Ordnungen ≺ 1 , . . .,≺ n ∈ L gilt, dass F(≺ 1 , . . .,≺ i ,<br />
. . .,≺ n ) = ≺ i . F heißt nicht-diktatorisch, falls es keinen Diktator für F gibt.<br />
3) Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen (UIA): Ob a ≺ b gilt, sollte nur<br />
von den Präferenzen der Wähler zwischen a und b abhängen, d. h. für alle ≺ 1 , . . .,≺ n ,<br />
≺ ′ 1, . . .,≺ ′ n ∈ L muss gelten: Falls ≺ = F(≺ 1 , . . .,≺ n ) und ≺ ′ = F(≺ ′ 1, . . .,≺ ′ n) und<br />
a ≺ i b gdw. a ≺ ′ i b für alle i = 1, . . .,n, so impliziert dies, dass a ≺ b gdw. a ≺′ b.<br />
Bemerkung 74. Partielle Einstimmigkeit (1’) impliziert totale Einstimmigkeit (1), aber<br />
nicht umgekehrt.<br />
Proposition 16. Aus totaler Einstimmigkeit und Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen<br />
folgt partielle Einstimmigkeit.<br />
Beweis. Seien ≺ 1 , . . . , ≺ n ∈ L gegeben mit a ≺ i b für alle Wähler i. Sei ≺ = F(≺ 1 , . . .,≺ n ).<br />
Betrachte ≺ ′ 1, . . . , ≺ ′ n mit ≺ ′ i = ≺ 1 für alle Wähler i. Offensichtlich gilt mit der totalen<br />
Einstimmigkeit, dass ≺ ′ = F(≺ ′ 1, . . . , ≺ ′ n) = F(≺ 1 , . . .,≺ 1 ) = ≺ 1 . Also haben wir a ≺ ′ b.<br />
Da a ≺ i b gdw. a ≺ ′ i b gilt, folgt mit der Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen,<br />
dass auch a ≺ b gdw. a ≺ ′ b gelten muss. Da wir wissen, dass a ≺ ′ b gilt, muss auch a ≺ b<br />
gelten.<br />
Lemma 17 (Paarweise Neutralität). Die soziale Wohlfahrtsfunktion F erfülle (totale bzw.<br />
partielle) Einstimmigkeit und Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen. Seien ≺ 1 , . . .,≺ n<br />
und ≺ ′ 1 , . . .,≺′ n zwei Präferenzprofile mit a ≺ i b gdw. c ≺ ′ i d für alle i = 1, . . .,n. Dann gilt<br />
a ≺ b gdw. c ≺ ′ d, wenn ≺ = F(≺ 1 , . . .,≺ n ) und ≺ ′ = F(≺ ′ 1, . . .,≺ ′ n).<br />
Beweis. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit gelte a ≺ b (sonst benenne die Kandidaten<br />
a und b um) und b ≠ c (sonst benenne a und c sowie b und d um). Wir konstruieren ein<br />
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