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BioEDIT 7-10: Vererbungslehre - Fastbot

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518 Lebewesen in ihrer Umwelt<br />

<strong>Vererbungslehre</strong><br />

1. Grundlagen und Gesetzmäßigkeit der Vererbung<br />

1.1. Versuche zur Vererbung<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

I. MENDELs Versuchsobjekt, die Gartenerbse<br />

MENDEL hat sein Versuchsobjekt offenkundig nach sorgfältigen Überlegungen ausgewählt. Er konnte<br />

beim Samenhändler Erbsen in unterschiedlichen Formen und Farben billig kaufen. Erbsen sind Selbstbefruchter,<br />

was MENDEL bei vielen seiner Kreuzungen nutzte. Die Kreuzung zweier verschiedener Pflanzen<br />

ist mit relativ einfacher Technik möglich. Die problemlose Kultur, der kurze Generationszyklus und<br />

die hohe Nachkommenzahl sind genauso Vorteile wie die leicht zu unterscheidenden Merkmale.<br />

Unter den verschiedenen Merkmalen wählte MENDEL die folgenden sieben für seine Untersuchungen<br />

aus und züchtete diese zunächst für zwei Jahre lang weiter, bis er sicher sein konnte, dass die ausgewählten<br />

Sorten in bezug auf ihre Merkmale reinrassig waren:<br />

1.<br />

2.<br />

runde oder runzlige<br />

reife Samen<br />

gelbe oder grüne<br />

Keimblätter<br />

3. violette oder weiße Blüten<br />

(graue oder weiße ) Samenschale<br />

4.<br />

Hülsen<br />

gewölbt oder<br />

eingeschnürt<br />

5.<br />

grüne oder gelbe<br />

unreife Hülsen<br />

6.<br />

axiale Hülsen und Blüten<br />

entlang dem Stängel<br />

endständige Hülsen und Blüten<br />

an der Spitze des Stängels<br />

lange 7.<br />

Sprossachse<br />

(180-2<strong>10</strong> cm)<br />

kurze<br />

Sprossachse<br />

(20-30 cm)<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Blütenbau und künstliche Bestäubung<br />

der Erbsenblüte<br />

Fahne<br />

Flügel<br />

Schiffchen<br />

Kelch<br />

Schiffchen<br />

Staubgefäße<br />

Narbe<br />

Fruchtknoten mit<br />

Samenanlagen<br />

Samenanlage<br />

Kelchblatt<br />

Arbeitsblatt 2: Kreuzung einer gelbsamigen mit<br />

einer grünsamigen Erbsenrasse<br />

1. Man sät grüne und gelbe Samen getrennt aus. Aus<br />

den ausgesäten Samen wachsen die Elternpflanzen<br />

heran. Man bestäubt die Narben der Pflanzen, die aus<br />

den gelben Samen entstanden sind, mit Blütenstaub,<br />

der aus den grünen Samen hervorgegangenen Pflanzen.<br />

Die heranreifenden Hülsen enthalten nur gelbe<br />

Samen.<br />

2. Die gelben Samen sind Embryonen, die nach der<br />

Aussaat zu F 1<br />

-Pflanzen heranwachsen.<br />

Biologie 76 194


Biologie heute © 1998 Schroedel Verlag GmbH, Hannover<br />

<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Blütenbau und künstliche Bestäubung der Erbsenblüte<br />

Benenne die bezifferten Blütenteile!<br />

519<br />

Noch nicht voll entwickelte Blüte<br />

Biologie 76 194


520 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Kreuzung einer gelbsamigen mit einer grünsamigen Erbsenrasse<br />

Biologie heute © 1998 Schroedel Verlag GmbH, Hannover<br />

P = Parentalgeneration (Elterngeneration), F 1<br />

= 1. Filialgeneration (1. Tochtergeneration)<br />

1. Beschreibe die dargestellte Kreuzung zweier Erbsenrassen und ihr Ergebnis!<br />

2. Erkläre, weshalb die Samen in den Hülsen der P-Generation die erste Tochtergeneration<br />

darstellen!<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

521<br />

1.2. Erbbild und Erscheinungsbild<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

1. Monohybride Erbgänge<br />

MENDEL fand bei der Auswertung seiner Kreuzungen<br />

mit verschiedenen Erbsenrassen für die F 2<br />

-Generationen<br />

von fünf monohybriden Erbgängen folgende<br />

Zahlen:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

428 Pflanzen mit<br />

grünen Hülsen<br />

787 Pflanzen mit<br />

langer Blütenachse<br />

6022 Pflanzen mit gelben<br />

Keimblättern<br />

882 Pflanzen mit einfach<br />

gewölbten Hülsen<br />

651 Pflanzen mit achsenständigen<br />

Blüten<br />

152 Pflanzen mit<br />

gelben Hülsen<br />

277 Pflanzen mit<br />

kurzer Blütenachse<br />

2001 Samen mit grünen<br />

Keimblättern<br />

299 Pflanzen mit eingeschnürten<br />

Hülsen<br />

207 Pflanzen mit endständigen<br />

Blüten<br />

2. Intermediärer Erbgang<br />

Die Wunderblume wird als Zierpflanze benutzt. Die<br />

Blütenfarben rot und weiß werden intermediär vererbt.<br />

Ein Züchter hat einen großen Bestand reinrassig<br />

rotblühender, reinrassig weißblühender und rosablühender<br />

F 1<br />

-Pflanzen für die Züchtung.<br />

Wegen der in Mode gekommenen Farbe rosa muss<br />

er möglichst schnell tausende von rosablühenden<br />

Pflanzen gewinnen.<br />

Aufgaben:<br />

a) Welche Kreuzungsmöglichkeiten hat er?<br />

b) Fertige für alle Kreuzungsmöglichkeiten Erbschemata<br />

an und entscheide dann, mit welcher<br />

Kreuzung er am schnellsten eine große Zahl rosablühender<br />

Pflanzen erzielt (Symbole: r = rot, w =<br />

weiß)<br />

Lösungen:<br />

Aufgabe: Nenne jeweils das dominante und das<br />

rezessive Merkmal. Berechne das Zahlenverhältnis<br />

für jede der fünf Kreuzungen.<br />

a)<br />

r r<br />

1 2 3 4<br />

w w r r r w w w r w r w r w<br />

Lösung:<br />

b)<br />

1.<br />

2.<br />

dominant<br />

grüne Hülsen<br />

lange Blütenachse<br />

: rezessiv<br />

: gelbe Hülsen<br />

: kurze<br />

: Blütenachse<br />

Verhältnis<br />

2,82 : 1<br />

2,84 : 1<br />

P<br />

r r<br />

1<br />

w w P<br />

Geschlechtszellen<br />

F 1<br />

r<br />

r w<br />

r<br />

r w<br />

w<br />

r w<br />

w<br />

r w<br />

Geschlechtszellen<br />

F 1<br />

r r<br />

r r<br />

r w<br />

r r<br />

r w<br />

r r r w<br />

2<br />

r w<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

gelbe Samen<br />

gewölbte Hülsen<br />

achsenständige<br />

Blüten<br />

: grüne Samen<br />

: eingeschnürte<br />

: Hülsen<br />

: endständige<br />

: Blüten<br />

3,01 : 1<br />

2,95 : 1<br />

3,14 : 1<br />

3<br />

4<br />

P w w r w P r w r w<br />

Ge-<br />

Geschlechtszellen<br />

w w r w schlechts-<br />

r w r w<br />

F 1 w r w w w r zellen<br />

w w F 1 r r r w w r w w<br />

Mit der Kreuzung rotblühende X weißblühende<br />

Pflanzen erreicht der Züchter sein Ziel am schnellsten,<br />

denn die Nachkommen aus dieser Kreuzung<br />

blühen alle rosa. Alle anderen Kreuzungen ergeben<br />

nur jeweils zur Hälfte rosa Pflanzen.<br />

Biologie 76 194


522 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

B Zusatzinformationen<br />

I. Dominanzbeziehungen sind unterschiedlich<br />

Vollständige Dominanz liegt vor, wenn ein heterozygotes Individuum trotz seines genetischen Unterschieds<br />

denselben Phänotyp zeigt wie das homozygote Individuum. Ein Beispiel wäre eine rotblühende<br />

Pflanze, bei der die beiden Genotypen Aa und AA phänotypisch übereinstimmen. MENDEL beobachtete<br />

bei den sieben Genpaaren der Erbse vollständige Dominanz. (Die einzige Ausnahme bildet das Merkmal<br />

Blütezeit, wofür seine Versuche unvollständig sind.)<br />

Man darf davon ausgehen, dass MENDEL die zu untersuchenden Merkmale sorgfältig ausgewählt hat,<br />

denn das Verhältnis zwischen Dominanz und Rezessivität variiert und ist nicht immer eindeutig.<br />

Bei dem intermediären Phänotyp der Wunderblume spricht man von unvollständiger Dominanz. Die F 1<br />

-<br />

Individuen sind rosa. Tatsächlich muss in solchen Fällen unvollständiger Dominanz der Phänotyp der<br />

F 1<br />

-Individuen nicht genau zwischen den Phänotypen der Eltern liegen. Er kann mehr zu dem einen oder<br />

mehr zu dem anderen Elternteil neigen.<br />

Die abgebildete „phänotypische Skala“ zeigt mögliche Dominanzverhältnisse.<br />

Phänotypische Skala<br />

B 1 B 1 B 2 B 2<br />

B 1 B 2<br />

B 1 B 2<br />

B 1 B 2<br />

bedeutet hier<br />

B 1 ist dominant<br />

bedeutet hier<br />

keine Dominanz;<br />

Kodominanz<br />

(z. B. Blutgruppe AB)<br />

bedeutet hier<br />

B 2 ist dominant<br />

B 1 B 2 B 1 B 2<br />

bedeutet hier<br />

B 1 unvollständig dominant<br />

bedeutet hier<br />

B 2 unvollständig dominant<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Dominant-rezessiver Erbgang bei<br />

der Erbse<br />

Arbeitsblatt 2: Kreuzung zweier Erbsenbastarde<br />

der F1<br />

1. Kombinationsquadrat<br />

G<br />

G<br />

g<br />

g<br />

Geschlechtszellen<br />

Geschlechtszellen<br />

G<br />

g<br />

F 1<br />

G<br />

G G G g<br />

F2<br />

Genotyp der F 1<br />

: G g<br />

Phänotyp der F 1<br />

: gelb<br />

G g G g G g G g<br />

g<br />

G g g g<br />

2. Genotypisches Zahlenverhältnis: GG : Gg : gg =<br />

1/4 : 2/4 : 1/4.<br />

Phänotypisches Zahlenverhältnis: gelb : grün =<br />

3/4 : 1/4.<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

523<br />

Arbeitsblatt 3: Intermediärer Erbgang der<br />

Wunderblume<br />

Arbeitsblatt 5: Dominant-rezessiver Erbgang bei<br />

Schnecken<br />

Geschlechtszellen<br />

r<br />

r<br />

w<br />

w<br />

Geschlechtszellen<br />

U U u u<br />

F 1<br />

Genotyp<br />

U u U u U u U u<br />

F 1<br />

Kombinationsquadrat<br />

Genotyp<br />

r<br />

w<br />

r<br />

w<br />

r<br />

w<br />

r<br />

w<br />

Geschlechtszellen<br />

U<br />

u<br />

Phänotyp<br />

rosa rosa rosa rosa<br />

Arbeitsblatt 4: Kreuzung zweier F1-Bastarde der<br />

Wunderblume<br />

F 2<br />

U<br />

U U U u<br />

Genotyp<br />

1. a) Kombinationsquadrat<br />

Geschlechtszellen<br />

r<br />

w<br />

u<br />

U u u u<br />

Genotyp<br />

F 2<br />

r<br />

w<br />

r r r w<br />

rot<br />

rosa<br />

r w w w<br />

rosa<br />

weiß<br />

2. Genotypisches Zahlenverhältnis: rr : rw : ww =<br />

1/4 : 2/4 : 1/4.<br />

Phänotypisches Zahlenverhältnis: Rot : rosa : weiß =<br />

1/4 : 2/4 : 1/4.<br />

Arbeitsblatt 6: Münzenversuch zur Kombination<br />

der Gene<br />

1. Die Strichliste ergibt annähernd das genotypische<br />

Zahlenverhältnis SS : Ss : ss = 1/4 : 2/4 : 1/4,<br />

das phänotypische Zahlenverhältnis schwarz : weiß<br />

= 1/4 : 3/4.<br />

2. Es handelt sich um einen monohybriden, dominant-rezessiven<br />

Erbgang.<br />

3. Die <strong>10</strong>0 Würfe mit ihren Kombinationen symbolisieren<br />

die F 2<br />

-Generation.<br />

4. Für zwei Genpaare benutzt jeder Schüler ein<br />

Zehnpfennig- (Ss) und ein Fünfpfennigstück (Gg).<br />

Anmerkung: Addiert man die mittels Strichlisten<br />

gewonnenen Werte aller Gruppen der Klasse, so<br />

erkennen die Schüler, dass man sich bei einer steigenden<br />

Zahl von Würfen immer deutlicher dem<br />

erwarteten Zahlenverhältnis annähert. Die Schüler<br />

sollen erkennen, dass es sich bei den Vererbungsgesetzen<br />

um statistische Gesetze handelt.<br />

Biologie 76 194


524 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Dominant-rezessiver Erbgang bei der Erbse<br />

Das Erbschema zeigt die Kreuzung einer gelbsamigen mit einer grünsamigen Erbsenpflanze.<br />

Vervollständige das Erbschema, indem du die Buchstabn G und g (Symbole für die Erbanlagen)<br />

in die Chromosomensymbole in Geschlechtszellen und Körperzellen einsetzt! Färbe die Samen<br />

mit Buntstiften!<br />

P<br />

gelb<br />

grün<br />

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G<br />

G<br />

g<br />

g<br />

P<br />

P<br />

Bestäubung<br />

Geschlechtszellen<br />

F 1<br />

Genotyp der F 1<br />

Farbe der F 1<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Kreuzung zweier Erbsenbastarde der F 1<br />

Die gekreuzten Erbsenpflanzen gehören zu einer F 1<br />

-Generation, die aus der Kreuzung einer reinrassig<br />

gelbsamigen Pflanze mit einer reinrassig grünsamigen Pflanze gewonnen wurde (G = gelb,<br />

g = grün).<br />

1. Vervollständige das Erbschema, indem du die Buchstaben G und g in die Chromosomensymbole<br />

der Geschlechtszellen und Körperzellen einsetzt! Färbe die Samen mit Buntstiften!<br />

2. Gib das genotypische und das phänotypische Zahlenverhältnis der F 2<br />

an!<br />

F 1<br />

gelb<br />

gelb<br />

525<br />

G<br />

g<br />

G<br />

g<br />

F 1<br />

Kombinationsquadrat<br />

Bestäubung<br />

Geschlechtszellen<br />

F 2<br />

Genotypisches Zahlenverhältnis<br />

Phänotypisches Zahlenverhältnis<br />

Biologie 76 194


526 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Intermediärer Erbgang der Wunderblume<br />

Beim intermediären Erbgang stehen die Nachkommen in der F 1<br />

zwischen den Eltern.<br />

Vervollständige das Erbschema, indem du die Buchstaben r und w (Symbole für die Erbanlagen)<br />

in die Chromosomensymbole in Geschlechtszellen und Körperzellen einsetzt! Färbe die Blütenblätter<br />

mit Buntstiften!<br />

P<br />

rot<br />

weiß<br />

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r r w w<br />

Geschlechtszellen<br />

F 1<br />

Genotyp<br />

Phänotyp<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Kreuzung zweier F 1<br />

-Bastarde der Wunderblume<br />

Das Kreuzungsschema zeigt die Kreuzung zweier F 1<br />

-Pflanzen der Wunderblume, die in bezug auf<br />

das Merkmal Blütenfarbe mischerbig sind (r = rot, w = weiß).<br />

1. Vervollständige das Erbschema, indem du die Buchstaben r und w (Symbole für die Erbanlagen)<br />

in die Chromosomensymbole in Geschlechtszellen und Körperzellen einsetzt! Gib die Farben der<br />

Blüten der F 2<br />

an!<br />

2. Nenne genotypisches und phänotypisches Zahlenverhältnis der F 2<br />

!<br />

F 1<br />

527<br />

rosa<br />

rosa<br />

r w r w<br />

Kombinationsquadrat<br />

Geschlechtszellen<br />

Farbe<br />

F 2<br />

Farbe<br />

Genotypisches Zahlenverhältnis<br />

Phänotypisches Zahlenverhältnis<br />

Biologie 76 194


528 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 5: Dominant-rezessiver Erbgang bei Schnecken<br />

Vervollständige das Erbschema, indem du die Buchstaben U und u (Symbole für die Erbanlagen)<br />

in die Chromosomensymbole in Geschlechtszellen und Körperzellen einsetzt!<br />

P<br />

Geschlechtszellen<br />

ungebändert<br />

U U u u<br />

gebändert<br />

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F 1<br />

Genotyp<br />

Kombinationsquadrat<br />

Geschlechtszellen<br />

Genotyp<br />

F 2<br />

Genotyp<br />

Schneide die entsprechenden Schnecken aus und klebe sie in die Kästchen!<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 6: Münzenversuch zur Kombination der Gene<br />

Materialien und Geräte: Zehnpfennigstücke, Papier und Bleistift.<br />

Durchführung: Führe den Versuch zusammen mit deinem Platznachbarn durch. Jeder nimmt ein<br />

Zehnpfennigstück. Es symbolisiert eine Urgeschlechtszelle. Die Zahl steht für das Gen S (schwarze<br />

Haarfarbe beim Kaninchen - dominant), der Zweig auf der anderen Seite der Münze steht für das<br />

Gen s (weiße Haarfarbe beim Kaninchen - rezessiv). Beim Werfen kommt entweder S oder s nach<br />

oben zu liegen, was eine Spermazelle mit dem Gen S oder eine mit dem Gen s symbolisiert. Bei<br />

deinem Platznachbarn werden entsprechend S- oder s-Eizellen symbolisiert. Werft eure beiden<br />

Münzen gleichzeitig hoch. Die beiden obenliegenden Gene stellen zusammen eine befruchtete<br />

Eizelle dar.<br />

1. Notiere die Genkombinationen von <strong>10</strong>0 Würfen in einer Strichliste.<br />

Ermittelt daran das genotypische Zahlenverhältnis von SS : Ss : ss und das phänotypische<br />

Zahlenverhältnis von schwarz : weiß.<br />

529<br />

2. Notiert, um welchen Erbgang es sich handelt.<br />

3. Welche Generation stellen die <strong>10</strong>0 Genkombinationen dar?<br />

4. Überlegt, wie man den Versuch ausbauen könnte, um die Kombination mit zwei Genpaaren<br />

(S-schwarz, s-weiß und G-glatthaarig, g-angorahaarig) durchzuführen.<br />

a) Strichliste für die Genkombinationen<br />

SS Ss ss<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

Biologie 76 194


530 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

1.3. Kann man Erbanlagen kombinieren?<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

1. Züchung von Kaninchen<br />

Ein professioneller Kaninchenzüchter hat unter seinen<br />

reinrassigen Kaninchen Tiere, die ein glatthaariges<br />

weißes Fell haben und solche, deren Fell angorahaarig<br />

und schwarz ist. Wegen der großen Nachfrage<br />

möchte er weiße, angorahaarige Tiere züchten.<br />

(Glatthaarig, G ist dominant über angorahaarig, g<br />

und schwarz, S ist dominant über weiß, s.)<br />

Aufgabe: Zeige an Hand eines Erbschemas, wie die<br />

Zucht der gewünschten Tiere erfolgt:<br />

Lösung:<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Dihybrider Erbgang bei der Erbse<br />

1. 2. Tochtergeneration (F 2<br />

)<br />

G R<br />

G r g R g r<br />

G R<br />

G G R R<br />

G G R r<br />

G g R R<br />

G g R r<br />

G r<br />

G G R r<br />

G G r r<br />

G g R r<br />

G g r r<br />

P<br />

F 1 G g S s<br />

G g S s<br />

G G s s g g S S<br />

Geschlechtszellen<br />

G s G s g S g S<br />

g R<br />

g r<br />

G g R R<br />

G g R r<br />

G g R r<br />

G g r r<br />

g g R R<br />

g g R r<br />

g g R r<br />

g g r r<br />

G S G s g S g s<br />

F 2<br />

G S<br />

G s<br />

g S<br />

g s<br />

G G S S G G S s G g S S G g S s<br />

G G S s G G s s G g s s G g s s<br />

G g S S G g S s g g S S g g S s<br />

G g S s G g s s g g S s g g s s<br />

2. Zahl der Genotypen: 9.<br />

3. Zahlenverhältnis der Phänotypen:<br />

gelb/rund : gelb/runzlig : grün/rund : grün/runzlig<br />

= 9/16 : 3/16 : 3/16 : 1/16.<br />

1/16 der F 2<br />

-Tiere ist angorahaarig und weiß. Diese<br />

Tiere werden dann durch Inzucht weitergezüchtet:<br />

F 2<br />

g g s s g g s s<br />

F 3 g g s s g g s s g g s s g g s s<br />

Geschlechtszellen<br />

g s g s g s g s<br />

B Zusatzinformationen<br />

–<br />

4. In der Diagonalen von oben links nach unten<br />

rechts stehen die doppelt reinerbigen Genkombinationen.<br />

Von ihnen entsprechen zwei der P-Generation.<br />

Zwei sind neu entstandene Rassen.<br />

Arbeitsblatt 2: Genkombination beim dihybriden<br />

Erbgang im Modellversuch<br />

1. Die Genkombinationen von <strong>10</strong>0 F 2<br />

-Pflanzen werden<br />

nach sorgfältigem Notieren ausgezählt.<br />

2. 16<br />

3. 9<br />

4. Das Zahlenverhältnis der Phänotypen gelb/rund<br />

: gelb/runzlig : grün/rund : grün/runzlig wird annähernd<br />

bei 9 : 3 : 3 : 1 liegen.<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

531<br />

Arbeitsblatt 3: Neuzüchtung bei Rindern<br />

1. Die Merkmale „baun“ und „gescheckt“ werden<br />

rezessiv vererbt.<br />

Arbeitsblatt 4: Dihybrider Erbgang<br />

bei der Fruchtfliege<br />

1.<br />

2.<br />

<br />

SE<br />

<br />

SE Se sE se<br />

SSEE SSEe SsEE SsEe<br />

Se<br />

SSEe<br />

SSee<br />

SsEe<br />

Ssee<br />

sE<br />

SsEE<br />

SsEe<br />

ssEE<br />

ssEe<br />

se<br />

SsEe<br />

Ssee<br />

ssEe<br />

ssee<br />

3. Die Rassen mit schwarzem und geschecktem Fell<br />

sowie mit braunem und einfarbigem Fell sind neu entstanden.<br />

2. Zahl der Genotypen: 9.<br />

3. Phänotypisches Zahlenverhältnis: (normalflüglig/beborstet)<br />

: (normalflüglig/borstenlos) : (stummelflüglig/beborstet)<br />

: (stummelflüglig/borstenlos) =<br />

9 : 3 : 3 : 1<br />

Biologie 76 194


532 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Dihybrider Erbgang der Erbse<br />

Die Kreuzung einer reinrassigen Erbsenpflanze, deren Samen grün und runzlig sind, mit einer<br />

anderen, deren Samen gelb und rund sind, ergibt in der ersten Tochtergeneration durchweg gelbe,<br />

runde Samen. Kreuzt man die aus diesen Samen hervorgehenden F 1<br />

-Pflanzen des Genotyps GgRr<br />

untereinander, so erhält man die F 2<br />

-Generation mit vielen verschiedenen Genotypen. (R = rund,<br />

r = runzlig, G = gelb, g = grün)<br />

1. Vervollständige das Kombinationsquadrat! Setze die Symbole für den Genotyp und für den<br />

Phänotyp in die Kästchen ein. Färbe die Erbsen mit Farbstiften!<br />

2. Tochtergeneration (F 2<br />

)<br />

G<br />

R<br />

G r g R g r<br />

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G<br />

R<br />

G G R R<br />

G<br />

r<br />

g<br />

R<br />

g<br />

r<br />

G g r r<br />

2. Zahl der Genotypen:<br />

3. Zahlenverhältnis der Phänotypen:<br />

4. Die Diagonale von links oben nach rechts unten zeigt:<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Genkombination beim dihybriden Erbgang im Modellversuch<br />

Materialien und Geräte: 4 Bechergläser (0,5 l), <strong>10</strong>0 gelbe, <strong>10</strong>0 grüne, <strong>10</strong>0 schwarze und <strong>10</strong>0 weiße<br />

Kunststoffperlen, Bleistift und Papier.<br />

Führe mit deinem Platznachbarn folgenden Versuch durch: Nehmt jeder 2 Bechergläser (0,5 l).<br />

Gebt jeder in das eine 50 gelbe und 50 grüne, in das andere 50 schwarze und 50 weiße Kunststoffperlen.<br />

Die Perlen symbolisieren: gelb = G, gelbe Samenfarbe, grün = g, grüne Samenfarbe,<br />

schwarz = R, runde Samenform, weiß = r, runzlige Form.<br />

Jeder nimmt aus seinen beiden Gläsern, ohne hinzusehen, eine Kugel. Jeder von euch simuliert so<br />

die Kombination der Gene bei der Geschlechtszellenbildung und zwar, der eine für weibliche, der<br />

andere für männliche Geschlechtszellen. Die vier Möglichkeiten sind: GR, Gr, gR und gr. Durch<br />

Zusammenschieben eurer vier Kugeln symbolisiert ihr eine Befruchtung. (Achtung: Lasst eure<br />

Kugeln jeweils auf eurer Seite. Ihr sollt sie nachher wieder in die Gläser tun, aus denen sie stammen!)<br />

Die vier Kugeln symbolisieren nun den Genotyp einer F 2<br />

-Pflanze. Nachdem ihr die Kugeln<br />

jeweils in das Glas zurückgegeben habt, aus dem sie genommen wurden, schüttelt ihr die Gläser<br />

gut durch.<br />

533<br />

1. Notiert die Genkombinationen von <strong>10</strong>0 F 2<br />

-Pflanzen, die ihr auf die beschriebene Weise<br />

„erzeugt“, in einer Strichliste.<br />

Strichliste für die Genkombinationen:<br />

Genotyp: GGRR<br />

2. Da es vier Möglichkeiten für die weiblichen und vier Möglichkeiten für die männlichen<br />

Geschlechtszellen gibt, beträgt die Zahl der möglichen Kombinationen:<br />

3. Die Anzahl der Genotypen beträgt:<br />

4. Das phänotypische Zahlenverhältnis für die <strong>10</strong>0 Pflanzen lautet:<br />

Biologie 76 194


534 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Neuzüchtung bei Rindern<br />

1. Die Kreuzung eines reinrassigen Rindes mit einfarbigem und schwarzem Fell mit einem reinrassigen<br />

Rind, dessen Fell braun und gescheckt ist, ergibt in der 1. Tochtergeneration (F 1<br />

) durchweg<br />

Rinder mit einfarbigem und schwarzem Fell. Welche Merkmale werden rezessiv vererbt?<br />

2. Kreuzt man aus dieser F 1<br />

-Generation Tiere mit dem Erbbild SsEe untereinander, so erhält man<br />

in der F 2<br />

-Generation Tiere mit verschiedenen Erbbildern (S = schwarz, s = braun, E = einfarbig,<br />

e = gescheckt). Vervollständige das Kombinationsquadrat! Setze die Symbole für das Erbbild und<br />

das Erscheinungsbild in die Kästchen ein!<br />

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<br />

<br />

SE Se sE se<br />

SE<br />

Se<br />

sE<br />

se<br />

3. Welche neuen Rassen sind entstanden?<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Dihybrider Erbgang bei der Fruchtfliege<br />

Die Kreuzung einer reinrassig normalflügligen, beborsteten Fruchtfliege (Genotyp F F B B ) mit einer<br />

reinrassig stummelflügligen, borstenlosen Form (Genotyp f b<br />

f b ) ergibt in der F 1-Generation durchweg<br />

normalflüglige, beborstete Fliegen mit dem Genotyp F B<br />

f b .<br />

Aus der Kreuzung der F 1<br />

-Tiere untereinander erhält man die F 2<br />

-Generation mit vielen verschiedenen<br />

Genotypen.<br />

1. Vervollständige das Kombinationsquadrat der F 2<br />

, indem du die entsprechenden Symbole für<br />

den Genotyp und für den Phänotyp in die Kästchen einsetzt!<br />

2. Zähle die Genotypen aus!<br />

3. Ermittle das Zahlenverhältnis der Phänotypen!<br />

535<br />

Zu 1.<br />

Zu 2. Zahl der Genotypen:<br />

Zu 3. Phänotypisches Zahlenverhältnis:<br />

Biologie 76 194


536 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

1.4. Die stoffliche Natur der Erbanlagen<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

1. Die Strickleiter als DNA-Modell<br />

Die Bausteine der Erbsubstanz, der Desoxyribonucleinsäure,<br />

sind Phosphorsäuremoleküle, Zuckermoleküle<br />

und die vier organischen Basen Thymin<br />

Adenin, Cytosin und Guanin. Das DNA-Modell von<br />

WATSON und CRICK gleicht einer gedrehten<br />

Strickleiter.<br />

Aufgabe: Beschreibe den Aufbau der Strickleiter<br />

indem du die folgenden Fragen beantwortest:<br />

a) Aus welchen Bausteinen bestehen die Holme?<br />

b) Wie sind die Srossen aufgebaut?<br />

c) Wie viele verschiedene „Sprossensorten“ gibt es?<br />

2. Stelle aus den verschiedenfarbigen Kunststoffperlen<br />

eines DNA-Steckmodells ein Teilstück der<br />

Doppelhelix her.<br />

Lösung:<br />

a) Die Holme bestehen aus einander abwechselnden<br />

Zucker- und Phosphorsäuremolekülen.<br />

b) Die Sprossen bestehen aus den Basen Thymin<br />

Adenin, Cytosin und Guanin. Jeweils zwei Basen bilden<br />

eine Sprosse.<br />

c) Da nur bestimmte Basenpaarungen möglich sind,<br />

gibt es vier „Sprossensorten“: Thymin-Adenin, Adenin-Thymn,<br />

Cytosin-Guanin und Guanin-Cytosin.<br />

B Zusatzinformationen<br />

–<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Modell der DNA<br />

Das Arbeitsblatt enthält alle Symbole zum modellhaften<br />

Aufbau der DNA-Kette. Damit kann modellhaft<br />

eine identische Verdoppelung der DNA gelegt<br />

werden.<br />

2. Die Umsetzung der genetischen Information<br />

Entsprechend den Informationen auf den DNA-<br />

Abschnitten werden die Eiweißstoffe im Zellplasma<br />

aufgebaut.<br />

Aufgabe: Fertige unter Zuhilfenahme deines Biologiebuches<br />

ein Fließschema, das die Schritte der<br />

Umsetzung der genetischen Information darstellt.<br />

Lösung:<br />

Im Zellkern<br />

Anfertigung von Kopien der DNA-Abschnitte mit<br />

den Eiweißrezepten. Kopien ähneln der DNA.<br />

▼<br />

Sie gelangen durch die Kernhülle ins Zellplasma.<br />

Ribosomen<br />

Kopien gleiten am Ribosom vorbei.<br />

▼<br />

Triplett für Triplett wird abgelesen.<br />

▼<br />

Trägerstoffe tragen die Aminosäuren heran.<br />

▼<br />

Die entsprechenden Eiweißstoffe werden aufgebaut.<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Modell der DNA<br />

Schneide die Symbole aus! Färbe sie entsprechend der Farbgebung im Schülerband mit Buntstiften!<br />

Lege mit ihrer Hilfe verschiedene DNA-Ketten!<br />

C<br />

G<br />

T<br />

A<br />

C<br />

G<br />

T<br />

A<br />

C<br />

G<br />

T<br />

A<br />

C<br />

G<br />

T<br />

A<br />

537<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

C<br />

T<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

G<br />

A<br />

Biologie 76 194


538 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

1.5. Vom Gen zum Merkmal<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

–<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Von der Erbinformation zum Eiweiß<br />

A Im Zellkern ist die Erbsubstanz (DNA) gespeichert.<br />

Von ihr wird eine Kopie, die Boten-RNA ,<br />

angefertigt. Dies geschieht durch Basenpaarung mit<br />

freien Nucleotiden . Die Boten-RNA verlässt durch<br />

Poren in der Kernmembran den Zellkern und gelangt<br />

ins Zellplasma.<br />

B An den Ribosomen findet die Eiweißsynthese<br />

statt. Dazu lagern sich mit Aminosäuren beladene<br />

Träger-RNAs an entsprechende Tripletts der<br />

Boten-RNA an .<br />

C Triplett für Triplett wird abgelesen und jeweils eine<br />

Aminosäure an das entstehende Eiweißmolekül<br />

angeknüpft .<br />

D Die Träger-RNAs werden abgespalten, sodass<br />

nunmehr ein Eiweißmolekül vorliegt.<br />

Arbeitsblatt 2: Eiweißsynthese<br />

Die Entschlüsselung der Eiweiß-Biosynthese ist ein<br />

sehr schweres und abstraktes Thema. Das Arbeitsblatt<br />

soll es auch für schwächere Schülerinnen und<br />

Schüler „begreifbar“ machen. Die Lehrkraft kann<br />

Kopien des Arbeitsblattes ausgeben und von den<br />

Schülern auf Karton aufkleben lassen.<br />

Nun werden die Symbole ausgeschnitten, und der<br />

in der Abbildung 2 (S. 349) dargestellte Vorgang kann<br />

in einzelnen Phasen „nachgelegt“ werden. Zur Ergänzung<br />

fehlender Symbole kann das Arbeitsblatt<br />

„Modell der DNA“, (S. 537) mitverwendet werden.<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Von der Erbinformation zum Eiweiß<br />

Beschreibe den in der Abbildung dargestellten Vorgang!<br />

539<br />

Biologie 76 194


540 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Eiweißsynthese<br />

Schneide die Symbole aus und male sie bunt an! Lege den Vorgang der Eiweißsynthese gemäß<br />

Abbildung 2 (S. 349) nach!<br />

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A<br />

A-<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

541<br />

1.6. Zusammenspiel von Erbgut und Umwelt<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

–<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Untersuchung zur fließenden<br />

Modifikabilität<br />

1. –<br />

Arbeitsblatt 2: Versuch mit dem GALTONschen<br />

Zufallsapparat<br />

1. In dem mit Glas verkleideten Kasten sorgt oben<br />

eine trichterförmige Verengung dafür, dass eingeworfene<br />

Kugeln durch eine Öffnung genau in der<br />

Mitte herunterfallen. Darunter sind mehrere Nagelreihen<br />

so angeordnet, dass die nebeneinanderstehenden<br />

Nägel jeweils gleichen Abstand haben. Die<br />

Nägel einer Reihe stehen zu den Nägeln der darüberliegenden<br />

Reihe stets auf Lücke. Unten im<br />

Apparat sind mehrere Schächte gleicher Größe angebracht.<br />

2. Beispiel einer Verteilung der Kugeln im Zufallsapparat<br />

2. Mögliches Beispiel einer ermittelten Variationskurve<br />

Anzahl der Bohnensamen<br />

Biologie 76 194


542 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Modifikation beim<br />

Wasserhahnenfuß<br />

1. A: Schwimmblatt, B: Tauchblatt<br />

2. Das Erbgut des Wasserhahnenfußes lässt unterschiedliche<br />

Variationen für die Blattform zu. Damit<br />

sind die Blätter optimal an ihren Lebensraum angepasst.<br />

Die flächig ausgebildeten Schwimmblätter halten<br />

den Spross aufrecht und lassen das Wachsen der<br />

Blütentriebe über die Wasseroberfläche hinaus zu.<br />

Bei den Tauchblättern bieten die zerschnittenen,<br />

fadenförmigen Blattspreiten dem strömenden Wasser<br />

wenig Widerstand. Die größere Oberfläche<br />

erleichtert den Gasaustausch.<br />

Arbeitsblatt 4: Löwenzahn ist „wandelbar“<br />

Da die beiden Stecklinge von einer Pflanze stammen,<br />

besitzen sie das gleiche Erbgut. Die unterschiedlichen<br />

Wuchsformen sind also Modifikationen.<br />

Die Hochgebirgs-Modifikation ist kleinwüchsig,<br />

behaart und mit langer Pfahlwurzel ausgestattet. Sie<br />

stellt eine Standortmodifikation als Anpassungserscheinung<br />

an extreme Bedingungen des Hochgebirges<br />

(Kälte, Wind, Wasserarmut) dar.<br />

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Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Untersuchung zur fließenden Modifikabilität<br />

Materialien und Geräte: Bohnensamen einer Sorte (reine Linie); Lineal, Schublehre; Bleistift.<br />

1. Die Samen variieren in ihrer Länge (z.B. von 5 bis 20 mm). Miss mit deinem Platznachbarn<br />

<strong>10</strong>0 Samen mit der Schublehre oder dem Lineal aus. Ordnet sie in Klassen von 5, 6, 7, 8, ...<br />

20 mm, in dem ihr die vorgegebene Tabelle zunächst als Strichliste benutzt und später die Anzahl<br />

Bohnen jeder Größenklasse festhaltet.<br />

Tabelle der Messwerte<br />

Länge der<br />

Samen<br />

5<br />

mm<br />

6<br />

mm<br />

7<br />

mm<br />

8<br />

mm<br />

9<br />

mm<br />

<strong>10</strong><br />

mm<br />

11<br />

mm<br />

12<br />

mm<br />

13<br />

mm<br />

14<br />

mm<br />

15<br />

mm<br />

16<br />

mm<br />

17<br />

mm<br />

18<br />

mm<br />

19<br />

mm<br />

543<br />

20<br />

mm<br />

Strichliste<br />

Eigene Zahlen<br />

Zahlen aller<br />

Gruppen<br />

(Summe)<br />

2. Stellt euren Befund grafisch dar, indem ihr die Anzahl Bohnen der verschiedenen Größenklassen<br />

in das vorgegebene Koordinatensystem eintragt. Verbindet die erhaltenen Punkte zu einer<br />

Variationskurve.<br />

Anzahl der Bohnensamen<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

<strong>10</strong><br />

5<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 mm<br />

Länge der Bohnensamen<br />

Biologie 76 194


544 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Versuch mit dem GALTONschen Zufallsapparat<br />

Materialien und Geräte: Zufallsapparat; Glas- oder Schrotkugeln; Bleistift.<br />

1. Beschreibe den Apparat möglichst genau!<br />

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2. Lass die Kugeln in den Zufallsapparat fallen! Zeichne anschließend auf, wie sich die Kugeln<br />

in den Schächten verteilt haben (Stufendiagramm)! Wiederhole den Versuch mehrfach und zeichne<br />

erneut! Für 4 Versuche (4 Zeichnungen) sind die Schächte unten vorgegeben.<br />

1 2<br />

3 4<br />

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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Modifikationen beim Wasserhahnenfuß<br />

545<br />

1. Beschrifte die Blätter des Wasserhahnenfußes!<br />

2. Beschreibe die Form der Blätter und deute sie als Anpassungserscheinungen!<br />

Biologie 76 194


546 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Löwenzahn ist „wandelbar“<br />

Aus einer Löwenzahnpflanze wurden 2 Stecklinge geschnitten. Steckling wuchs in der Ebene<br />

auf. Steckling wurde auf eine Hochgebirgswiese gepflanzt.<br />

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Beschreibe die unterschiedlichen Wuchsformen der beiden Stecklinge und gib eine Vermutung<br />

über den Grund ihres unterschiedlichen Aussehens ab!<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

547<br />

2. Vererbung beim Menschen<br />

2.1. Wie untersucht man Erbanlagen beim Menschen<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

1. Untersuchungsmethoden der Genetiker<br />

Die Vererbungsforschung setzt für Pflanzen und<br />

Tiere andere Untersuchungsmethoden ein als für den<br />

Menschen.<br />

Aufgaben:<br />

a) Begründe das unterschiedliche Vorgehen!<br />

b) Erkläre, warum die Zwillingsforschung in der<br />

Humangenetik eine wichtige Rolle spielt!<br />

Lösungen:<br />

a) Kreuzungsversuche, Auslese, Ausmerzung und<br />

Weiterzüchtung, die man bei Pflanzen und Tieren<br />

einsetzt, verbieten sich beim Menschen aus ethischen<br />

Gründen. (Der Lehrer wird eventuell darauf hinweisen,<br />

dass es inhumane Versuche dieser Art gegeben<br />

hat.) Humangenetische Methoden sind z.B. Familien-<br />

und Zwillingsforschung.<br />

b) Untersuchung und Vergleich gemeinsam oder<br />

getrennt aufgewachsener eineiiger und zweieiiger<br />

Zwillinge führt wegen der vollständigen Erbgleichheit<br />

eineiiger Zwillinge zu wichtigen Erkenntnissen.<br />

B Zusatzinformationen<br />

I. Aus der Geschichte der Humangenetik<br />

Schon den Naturphilosophen des Altertums fiel das gehäufte Auftreten von bestimmten Merkmalen in<br />

Familien auf. Der bedeutende Arzt Hippokrates (460–377) hatte die Vorstellung, dass alle Körperteile<br />

eine Art Saft zur Vererbung beisteuerten. Platon (427–347) ging davon aus, dass Vater und Mutter gleichermaßen<br />

an der Übertragung der Merkmale beteiligt sind.<br />

DE MAUPERTUIS (1698–1759) berichtete als erster von einer familiären Polydactylie (überzählige Finger).<br />

Der englische Arzt J. ADAMS (1756–1818) kann als Begründer der Humangenetik gelten. Er wusste<br />

bereits, dass<br />

– es dominante und rezessive Merkmale gibt,<br />

– durch Inzucht die Häufigkeit rezessiver Erbleiden steigt,<br />

– Erbkrankheiten sich in verschiedenen Altersstadien manifestieren können,<br />

– erbliche Krankheitsdispositionen bestimmter Umweltbedingungen bedürfen, um manifest zu werden,<br />

– Erbleiden behandelt werden können, wenn man die auslösenden Faktoren zurückdrängen kann.<br />

C. F. NASSE (1778–1851) erklärte 1820 die Bluterkrankheit als geschlechtsgebundenen Erbgang.<br />

J. G. MENDEL (1822–1884) veröffentlichte 1865 seine „Versuche über Pflanzenhybriden“. Er war durch<br />

die Auswertung quantitativ ausreichenden Materials zur Aufstellung von Gesetzmäßigkeiten gekommen.<br />

FRANCIS GALTON (1822–1911) untersuchte die Vererbung von Begabungen, führte Familien- und<br />

Zwillingsforschung ein und erarbeitete mit seinem Schüler K. PEARSON Grundlagen für die statistische<br />

Analyse von Erbvorgängen.<br />

Methoden der Humangenetik. Die von der Humangenetik heute genutzten Methoden sind: Familienforschung<br />

(Genealogie), Zwillingsforschung, Massenstatistik, Populationsgenetik sowie cytologische und<br />

molekularbiologische Methoden.<br />

Zwillinge. Auf durchschnittlich 85 Geburten kommt eine Zwillingsgeburt. Auf 3 bis 4 Zwillingsgeburten<br />

kommt eine Geburt eineiiger Zwillinge.<br />

Die bewusst vereinfachte Abbildung 3 auf Seite 358 zeigt prinzipiell richtig, dass eineiige Zwillinge auf<br />

eine einzige befruchtete Eizelle zurückgehen. Das Geschehen ist aber komplizierter. Eineiige Zwillinge<br />

entstehen durch die Spaltung der Frucht, die aus einer befruchteten Eizelle hervorgegangen ist. Beim<br />

Menschen sind auch eineiige Mehrlinge, sogar Fünflinge bekannt. Man kann also annehmen, dass bis<br />

zum 6-Zellstadium durch Spaltung lebensfähige Mehrlinge entstehen können. Spätere Teilungen führen<br />

nur dann zu lebensfähigen eineiigen Zwillingen, wenn die Teilung in Längsrichtung erfolgt. Die meisten<br />

eineiigen Zwillinge entstehen durch Bildung zweier Embryoblasten in der befruchteten Eizelle. Auch die<br />

Bildung zweier Primitivknoten auf dem Keimschild, dessen Aufspaltung und die Trennung von Morulazellen<br />

in zwei Komplexe kann zu eineiigen Zwillingen führen. Die entstehenden Zwillinge sind in allen<br />

Fällen eineiig, weshalb sie in ihrem Genotyp identisch sind.<br />

Zweieiige Zwillinge entstehen aus zwei Eiern eines Follikels eines Eierstocks oder beider Eierstöcke. Sie<br />

werden von verschiedenen Spermien befruchtet. Genotypisch entsprechen sie also normalen Geschwistern.<br />

Zweieiige Zwillinge haben eigene Placenten, jeweils ein eigenes Chorion und ein eigenes Amnion.<br />

Das ist allerdings kein grundsätzliches Unterscheidungsmerkmal! Bei sehr früher Trennung haben nämlich<br />

auch eineiige Zwillinge separate Chorien und Amnien.<br />

(Angaben nach Mergenthaler, Biologie des Menschen)<br />

Biologie 76 194


548 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

II. Zwillingsforschung und Streitpunkt Intelligenz<br />

Menschen unterscheiden sich nicht nur in ihren körperlichen, sondern auch in ihren geistigen Merkmalen.<br />

Auch hier wirken Erbgut und Umwelt zusammen. Ein Streitpunkt ist immer wieder die Frage: Wie<br />

stark ist Intelligenz erblich bedingt? Einige Genetiker gehen von einem hohen erblichen Anteil aus.<br />

Zugleich meinen sie, dass Unterschiede der IQ-Werte von Farbigen und Weißen auf genetischen Unterschieden<br />

beruhen.<br />

Andere Vererbungsforscher heben jedoch hervor, dass durch Kultur und Umwelt bedingte Unterschiede<br />

tiefgreifende, unbekannte Auswirkungen haben. Eindeutige Antworten gibt es nicht. Schon die Frage,<br />

was ist Intelligenz, ist nicht eindeutig zu beantworten. Zum intelligenten Verhalten bedarf es bestimmter<br />

geistiger Fähigkeiten. Man versucht, sie mit sogenannten IQ-Tests zu messen. IQ-Tests, mit denen man<br />

den Intelligenzquotienten (IQ) eines Menschen ermittelt, überprüfen mittels zu lösender Aufgaben<br />

bestimmte geistige Fähigkeiten, wie z.B. Merkfähigkeit, sprachlichen Ausdruck, schlussfolgerndes Denken,<br />

Abstraktionsvermögen und Zahlenverständnis. IQ-Tests werden standardisiert, indem der Durchschnittswert<br />

der Bevölkerung bestimmt wird. Nun zeigt sich, dass dieser Wert in den Industrienationen<br />

alle zehn Jahre um drei Punkte steigt. Ein normales Testergebnis von 1950 würde heute zum Ergebnis<br />

„wenig bis minderbegabt“ führen. Dieser Anstieg der Testintelligenz wird auf schulische Ausbildung, also<br />

auf Umwelteinflüsse zurückgeführt.<br />

Zwillingsforschung belegt dagegen den erblichen Anteil. Bei eineiigen Zwillingen zeigt sich die größte<br />

Übereinstimmung in den IQ-Werten unter allen Verwandten. Heutige Schätzungen gehen davon aus, dass<br />

etwa 50% der Intelligenz erbbedingt sind.<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Dominant-rezessiver Erbgang<br />

beim Menschen<br />

1.<br />

Arbeitsblatt 2: Klärung des Erbgangs<br />

glatthaarig/kraushaarig bei vorliegendem<br />

Familienstammbaum (I)<br />

1. Annahme: Kraushaar ist rezessiv<br />

2. und 3. Kraushaar wird nicht rezessiv vererbt, denn<br />

bei Annahme von Rezessivität für Kraushaarigkeit<br />

wäre der Phänotyp und damit der Genotyp der Tochter<br />

der Familie 4 (Generation B) nicht zu erklären.<br />

2. 50% haben den Genotyp Ss und 50% den Genotyp<br />

ss; bei der Hälfte der Nachkommen sind die<br />

Zähne vorhanden, bei der anderen Hälfte fehlen sie.<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

549<br />

Arbeitsblatt 3: Klärung des Erbgangs<br />

glatthaarig/kraushaarig bei vorliegendem<br />

Familienstammbaum (II)<br />

1. Annahme: Kraushaar ist dominant<br />

2. und 3. Kraushaar wird dominant vererbt, denn<br />

bei Annahme von Dominanz für Kraushaarigkeit ist<br />

der Stammbaum widerspruchsfrei zu erklären.<br />

Arbeitsblatt 4: Vererbung der Augenfarbe<br />

ı ı<br />


550 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 5: Familienstammbaum für PTH-Schmeckfähigkeit<br />

1.<br />

2. Nichtschmecker sind reinerbig „ss“. Karl kann nur das Gen „s“ weitergeben. Wolfgang muss als Reinerbiger<br />

das eine Gen „s“ von Anna geerbt haben. Da sie Schmecker ist, ist ihr Erbbild also „Ss“<br />

3. Jürgen hat das Erbbild „Ss“ oder „SS“. Seine Mutter ist mischerbig, kann also „s“ oder „S“ weitergeben.<br />

Beim Vater sind ebenfalls beide Möglichkeiten denkbar. Im Fall der Reinerbigkeit könnte er nur „S“ weitergeben.<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Dominant-rezessiver Erbgang beim Menschen<br />

Das Fehlen der oberen seitlichen Schneidezähne wird beim Menschen dominant vererbt:<br />

S = Schneidezähne fehlen, s = Schneidezähne vorhanden.<br />

1. Ergänze im Stammbaum die fehlenden Genotypen und Phänotypen! Es können auch mehrere<br />

Genotypen auftreten.<br />

551<br />

2. Untersucht man bei einer großen Anzahl von Elternpaaren mit den Genotypen ss und Ss die<br />

Nachkommen, so zeigen sich die folgenden Zahlenverhältnisse:<br />

genotypisch:<br />

phänotypisch:<br />

Biologie 76 194


552 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Klärung des Erbgangs glatthaarig/kraushaarig bei vorliegendem<br />

Arbeitsblatt 2: Familienstammbaum (I)<br />

Für das Merkmal glatthaarig/kraushaarig in einer Familie wurde der folgende Stammbau aufgestellt<br />

(die verschiedenen Ehen wurden durchnummeriert):<br />

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Um den Erbgang aufzuklären, nimm zunächst an, das Merkmal Kraushaarigkeit würde rezessiv<br />

vererbt. Das Gen für Kraushaar hätte dann das Symbol k, das für Glatthaar das Symbol K.<br />

1. Vervollständige den Stammbaum, indem du alle Genotypen angibst! Manchmal kommen für<br />

eine Person mehrere Genotypen in Frage!<br />

– Kraushaar<br />

2. Kraushaar wird rezessiv vererbt, denn:<br />

3. Kraushaar wird nicht rezessiv vererbt, denn:<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Klärung des Erbgangs glatthaarig/kraushaarig bei vorliegendem<br />

Arbeitsblatt 2: Familienstammbaum (II)<br />

Für das Merkmal glatthaarig/kraushaarig in einer Familie wurde der folgende Stammbau aufgestellt<br />

(die verschiedenen Ehen wurden durchnummeriert):<br />

553<br />

Um den Erbgang aufzuklären, nimm jetzt an, das Merkmal Kraushaarigkeit würde dominant vererbt.<br />

Das Gen für Kraushaar hätte dann das Symbol K, das für Glatthaar das Symbol k.<br />

1. Vervollständige den Stammbaum, indem du alle Genotypen angibst! Manchmal kommen für<br />

eine Person mehrere Genotypen in Frage!<br />

– Kraushaar<br />

2. Kraushaar wird dominant vererbt, denn:<br />

3. Kraushaar wird nicht dominant vererbt, denn:<br />

Biologie 76 194


554 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Vererbung der Augenfarbe<br />

1. Sippentafel<br />

Erbanlagen: = Augenfarbe blau = Augenfarbe braun<br />

Großeltern<br />

Eltern<br />

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Kinder<br />

2. Erbgang<br />

Vervollständige den Erbgang!<br />

Erbanlagen: B = Augenfarbe braun; b = Augenfarbe blau<br />

B B b b<br />

b<br />

B<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 5: Familienstammbaum für PTH-Schmeckfähigkeit<br />

Phenylthioharnstoff (PTH) schmeckt manchen Menchen bitter; andere schmecken ihn dagegen<br />

nicht. Das Merkmalspaar PTH-Schmeckfähigkeit/PTH-Geschmacksblindheit ist erblich. Das<br />

Schmecker-Gen ist dominant.<br />

1. Trage die Symbole für die Erbbilder ein! (Für manche Personen kommen zwei Erbbilder in<br />

Frage.) Erbanlagen: S = Schmecker; s = Nichtschmecker<br />

ss<br />

Ss<br />

555<br />

2. Begründe unten stehende Aussagen!<br />

Karl und Wolfgang sind Nichtschmecker. Daraus folgt, dass Anna den Genotyp Ss hat. Begründung:<br />

3. Welches Erbbild hat Jürgen? Begründe!<br />

Biologie 76 194


556 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

2.2. Die Chromosomen des Menschen<br />

2.3. Mädchen oder Junge – die Chromosomen entscheiden<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

I. Chromosomensätze von Tieren (Chromosomenzahlen im diploiden Satz)<br />

Säuger<br />

Menschenaffen 48<br />

Pavian 42<br />

Makak 44<br />

Kapuzineraffe 54<br />

Rhesusaffe 42<br />

Schwein 38<br />

Schaf 54<br />

Igel 48<br />

Amphibien<br />

Grasfrosch 26<br />

Kreuzkröte 22<br />

Axolotl 28<br />

Vögel<br />

Amsel 80<br />

Graugans 80<br />

Reiher 68<br />

Reptilien<br />

Alligator 32<br />

Kreuzotter 36<br />

Zauneidechse 38<br />

Fische<br />

Guppy 18<br />

Goldfisch 94<br />

Karpfen <strong>10</strong>4<br />

Aus FLINDT, Biologie in Zahlen, Fischer, Stuttg.<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Das Geschlecht wird vererbt<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Das Geschlecht wird vererbt<br />

Ergänze Autosomensätze (A) und Geschlechtschromosomen (X, Y), wo sie in der Zeichnung<br />

fehlen!<br />

557<br />

Biologie 76 194


558 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

2.4. Blutgruppen sind Vererbungssache<br />

2.5. Die Erforschung von Erbkrankheiten<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

–<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Die Vererbung der Blutgruppen<br />

3. Es handelt sich um einen X-chromosomalgebundenen<br />

Erbgang. Das Gen für Rotgrünblindheit liegt<br />

auf dem X-Chromosom. Trägt das X-Chromosom des<br />

Mannes das krankmachende Gen, so kommt die<br />

Krankheit zur Ausprägung, denn es wirkt kein Normal-Gen<br />

entgegen. Das Y-Chromosom trägt kein entsprechendes<br />

Gen. Frauen mit einem Gen für Rotgrünblindheit<br />

sind nicht rotgrünblind, denn das Gen<br />

für Farbtüchtigkeit auf dem zweiten X-Chromosom<br />

ist dominant. Diese Frauen können aber das defekte<br />

Gen weitergeben. Sie sind „Überträgerinnen“.<br />

4. Mr. SCOTTS Mutter ist farbtüchtig, aber sie ist<br />

„Überträgerin“. Neben einem Chromosom mit dem<br />

Normalgen hat sie eines mit dem defekten Gen, denn<br />

die von der Anomalie betroffene Schwester ist homozygot<br />

für das defekte Gen. Sie hat sowohl vom Vater<br />

als auch von der Mutter ein Chromosom mit dem<br />

defekten Gen bekommen.<br />

Arbeitsblatt 3: Vererbung einer Missbildung<br />

(Kurzfingrigkeit)<br />

1.<br />

Arbeitsblatt 2: Der Brief des Mr. SCOTT<br />

1.<br />

Mr. Scott<br />

2. Im Verhältnis 1:1.<br />

3. Alle Kinder wären heterozygot kurzfingrig.<br />

2. Rotgrünblindheit.<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

559<br />

Arbeitsblatt 4: Die Bluterkrankheit –<br />

ein X-chromosomaler Erbang<br />

Biologie 76 194


560 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Die Vererbung der Blutgruppen<br />

Zeige, welche Blutgruppe die Kinder der drei Elternpaare (, , ) jeweils haben können und<br />

welche Blutgruppen für das Elternpaar in Frage kommen!<br />

Ergänze dazu in den Stammbäumen den jeweiligen Genotyp bzw. Phänotyp!<br />

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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Der Brief des Mr. SCOTT<br />

In einem Brief, den Mr. SCOTT im Mai 1777 an Mr. WHISSON schrieb, heißt es:<br />

... Es ist ein altes Familienleiden: mein Vater hat genau dieselbe Anomalie; meine Mutter und eine<br />

meiner Schwestern konnten alle Farben fehlerfrei sehen, meine andere Schwester und ich in der<br />

gleichen Weise unvollkommen; diese letzte Schwester hatte zwei Söhne, beide betroffen, aber sie<br />

hat eine Tochter, die ganz normal ist. Ich habe einen Sohn und eine Tochter und beide sehen alle<br />

Farben ohne Ausnahme; so ging es auch ihrer Mutter; meiner Mutter Bruder hatte denselben Fehler<br />

wie ich, obgleich meine Mutter, wie schon erwähnt, alle Farben sehen konnte.<br />

Ich kenne kein Grün in der Welt; eine rosa Farbe und ein blasses Blau sehen gleich aus, ich kann<br />

sie nicht unterscheiden. Ein kräftiges Rot und ein kräftiges Grün ebenfalls nicht, ich habe sie oft<br />

verwechselt, aber Gelb und alle Abstufungen von Blau erkenne ich absolut richtig und kann Unterschiede<br />

bis zu einem erheblichen Grad von Feinheit erkennen; ein kräftiges Purpur und ein tiefes<br />

Blau verwirren mich manchmal.<br />

561<br />

Ich habe meine Tochter vor einigen Jahren einem vornehmen und würdigen Mann vermählt; am<br />

Tage der Hochzeit kam er in einem neuen Mantel aus bestem Stoff in mein Haus. Ich war sehr<br />

gekränkt, dass er (wie ich glaubte) in Schwarz kam. Aber meine Tochter sagte, die Farbe sei sehr<br />

vornehm; es seien meine Augen, die mich trögen. Er war ein Rechtskundiger und trug einen feinen<br />

weinroten Anzug, der für meine Augen so schwarz ist, wie alles Schwarz, das je gefärbt wurde ...<br />

1. Stelle nach dem Lesen des Briefes einen Familienstammbaum auf! Berücksichtige dabei alle<br />

im Brief des Mr. Scott erwähnten Personen. Wähle dazu die folgenden Symbole:<br />

rotgrünblind , farbtüchtig .<br />

2. Wie heißt diese Anomalie?<br />

3. Erkläre den Erbgang.<br />

4. Welchen Genotyp haben Mr. SCOTTs Mutter und seine von der Anomalie betroffene Schwester?<br />

Begründe deine Entscheidung!<br />

Biologie 76 194


562 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 3: Vererbung einer Missbildung (Kurzfingrigkeit)<br />

Die Kurzfingrigkeit oder Brachydaktylie ist eine dominant vererbte Missbildung. Der 1905 von<br />

dem englischen Arzt FARABEE aufgestellte Familienstammbaum ist hier im Ausschnitt abgebildet.<br />

(K = Kurzfingrigkeit, k = normale Finger<br />

1. Ergänze im Stammbaum die fehlenden Genotypen und Phänotypen!<br />

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2. In welchem Verhältnis treten im Stammbaum Kurzfingrige zu Normalfingrigen auf?<br />

3. Welches Verhältnis von kurz- zu normalfingrigen Kindern wäre in der Generation 2 zu erwarten,<br />

wenn ihre Mutter (Generation 1) homozygot für Kurzfingrigkeit wäre?<br />

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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Die Bluterkrankheit – ein X-chromosomaler Erbgang<br />

Beim Bluter ist die Gerinnungszeit des Blutes verlängert. Durch ein verändertes Gen ist ein Gerinnungsfaktor<br />

ausgefallen. Bluter können bei an sich harmlosen Verletzungen verbluten. Der Ausschnitt<br />

aus dem Stammbaum des europäischen Adels zeigt, wie die Bluterkrankheit vererbt wird.<br />

Trage die X- und Y-Chromosomen in den Stammbaum ein. Benutze für das Chromosom mit dem<br />

Bluter-Gen das Symbol X B .<br />

563<br />

Biologie 76 194


564 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

2.6. Sie brauchen unser Verständnis und ihre Hilfe<br />

2.7. Ein Chromosom zuviel – schlimme Folgen<br />

2.8. Familienberatung ist wichtig<br />

2.9. Verantwortung des Menschen gegenüber seinen Nachkommen<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

–<br />

B Zusatzinformationen<br />

I. Pränatale Diagnostik<br />

Heute gibt es neben der Fruchtwasserpunktion oder Amniozentese weitere Verfahren pränataler Diagnostik.<br />

Während bei der Amniozentese die wenigen gewonnenen Zellen zunächst vermehrt werden müssen<br />

und Analyseergebnisse deshalb erst nach ca. zwei Wochen vorliegen, erhält man bei der Chorionzottenpunktion<br />

die ersten Ergebnisse schon nach etwa sechs Stunden. Bei diesem Verfahren wird<br />

unter Ultraschallkontrolle aus der Plazenta Chorionzottenmaterial abgesaugt. Die enthaltenen Teilungsstadien<br />

fetaler Zellen werden zur Chromosomenanalyse benutzt. Leider treten bei diesem Verfahren häufiger<br />

Fehlgeburten auf als nach der Fruchtwasserpunktion.<br />

Bei der Nabelschnurpunktion entnimmt man aus der Nabelschnur fetales Blut, das anschließend untersucht<br />

wird.<br />

II. Missbrauch der Eugenik im Nationalsozialismus<br />

Der folgende Auszug gibt im Originaltext wieder,<br />

wie sich der Verfasser der Abbildungen A und B<br />

die Lösungsansätze zu den Problemen vorstellt<br />

(aus Dr. B. K. Schultz: Erbkunde, Rassenkunde<br />

Rassenpflege. Lehmann Verlag, München 1934):<br />

»Die bisherige verkehrte Auffassung von Humanität<br />

hat es mit sich gebracht, dass man geistig<br />

und körperlich Minderwertigen mit einer vollkommen<br />

falschen Einstellung gegenüberstand.<br />

Man glaubte, für das Volk ganz etwas Besonderes<br />

damit geleistet zu haben, dass man derartigen<br />

Unglücklichen ein besonders menschliches und<br />

angenehmes Leben verschaffte, vergaß dabei aber<br />

in weitestem Ausmaße, gerade für die Aufzucht<br />

der wertvollen Erbstämme zu sorgen. Es wird keinem<br />

Bauern einfallen, einen verkrüppelten,<br />

schwächlichen Baum besonders zu pflegen und<br />

zu düngen und diesem allein das Sonnenlicht<br />

zukommen zu lassen, dagegen die anderen<br />

gesunden Bäume in den Schatten zu stellen. Das<br />

war aber bisher tatsächlich der Fall, denn sonst<br />

dürfte der Aufwand für körperlich und geistig<br />

Abnorme und für Verbrecher nicht so unverhältnismäßig<br />

hoch sein. Sind doch die Lebenshaltungskosten<br />

für einen Verbrecher höher als für<br />

einen Arbeiter und die für den Geisteskranken<br />

bedeutender als die für einen mittleren Beamten.<br />

Unsere Einstellung in allen diesen Fragen muß<br />

heute eine ganz andere sein als bisher. Vor allem<br />

muß die Fortpflanzung geistig oder körperlich<br />

Minderwertiger verhindert werden und muß es<br />

den wertvollen Teilen möglich sein, ein gesundes<br />

Leben zu führen und viele tüchtige Kinder aufzuziehen.<br />

Wir müssen bedenken, dass in<br />

Deutschland nicht weniger als 450 000 mit einem<br />

schweren erblichen Gebrechen behaftete Menschen<br />

gezählt werden (abgesehen von den Verbrechern),<br />

die sich bisher ungehindert fortpflanzen<br />

durften und das Volk mit etwa 700 Mill. RM.<br />

jährlich belasten...«<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

565<br />

A<br />

HOCHWERTIGE<br />

50% BEVÖLKERUNG<br />

NACH <strong>10</strong>0 JAHREN<br />

23% HOCHWERTIGE<br />

NACH 300 JAHREN<br />

Die zur Bestandserhaltung<br />

des Volkes notwendige Geburtenzahl<br />

in einer Ehe<br />

beträgt ... 3,4 Kinder<br />

MINDERWERTIGE 77%<br />

Männliche<br />

Verbrecher<br />

in Deutschland<br />

haben ............. 4,9 Kinder<br />

Auf eine<br />

kriminelle Ehe<br />

treffen heute ........... 4,4 Kinder<br />

Eltern von Hilfsschulkindern<br />

haben durchschnittlich<br />

................. 3,5 Kinder<br />

Die deutsche Familie hat<br />

im Durchschnitt nur ........................................... 2,2 Kinder<br />

In einer Familie der gebildeten<br />

Schicht sind nur ...................................... 1,9 Kinder<br />

Angenommen ein Volk bestehe aus:<br />

JE 3 KINDER<br />

JE 4 KINDER<br />

MINDERWERTIGE<br />

50% BEVÖLKERUNG<br />

Aus der Abbildung A lässt sich erkennen, wie in<br />

unverantwortlicher Weise „wissenschaftliche Statistiken“<br />

eingesetzt wurden. So soll die Abbildung<br />

A suggerieren, dass die Hauptvermehrungsrate der<br />

Bevölkerung bei „unwertem Leben“ liegt, die „wertvollen“<br />

Teile der Bevölkerung nur wenige Kinder<br />

zeugen. Dabei wurden die verschiedenen Aspekte<br />

bewusst unreflektiert nebeneinander gestellt<br />

(„männliche Verbrecher“, „kriminelle“ Ehen und<br />

sogen. „Hilfsschüler“).<br />

Ganz deutlich wird die Angst vor einem „minderwertigen<br />

deutschen Volke“ in der Abbildung B<br />

geschürt. Von einer fiktiven Annahme ausgehend<br />

soll die fürchterliche Vision eines zu 96% minderwertigen<br />

Volkes aufgebaut werden, wenn nicht<br />

rechtzeitig „Einhalt geboten“ wird.<br />

Neben dieser eindeutigen politischen Zielrichtung<br />

ist die Darstellung in höchstem Maße unwissenschaftlich<br />

und falsch:<br />

1) Der Prozentsatz z.B. erblich bedingter Krankheiten<br />

(und der damit eventuellen Vererbung) entspricht<br />

keineswegs den suggerierten Werten.<br />

2) Bei einer großen Anzahl von Erbkrankheiten<br />

kann heute durch gezielte medizinische Diagnostik<br />

und Behandlung eingegriffen werden (z.B. Diagnose<br />

und Diät bei Phenylketonurie).<br />

3) Ob sich die Ansammlung genetischer Defekte<br />

in ferner Zukunft einmal negativ auf die menschliche<br />

Gesellschaft auswirken wird, ist sehr fraglich.<br />

Nach seriösen wissenschaftlichen Berechnungen<br />

dauert es über hundert Generationen (ca. 2500<br />

Jahre!), bis sich ein defektes Gen in besorgniserregendem<br />

Maße auswirkt. In dieser Zeit ist sicher eine<br />

medizinische Lösung des Problems möglich.<br />

4) Immer weniger existieren soziologische und<br />

kulturelle Heiratsgrenzen. Dadurch können sich<br />

die Gene in einem breiten Genpool weiter verteilen<br />

und vermischen, was die Gefahr des Auftretens<br />

von rezessiv vererbten Erbkrankheiten sicher weiter<br />

vermindern kann.<br />

B<br />

4% HOCHWERTIGE MINDERWERTIGE 96%<br />

III. Die Genrübe<br />

Viren übertragen die Krankheit „Wurzelbärtigkeit“ (Rizomani) bei der Zuckerrübe. Dabei ist das Wachstum<br />

der Rübe verändert. An Stelle einer dicken Zuckerrübe erhält der Landwirt dann sehr kleine, knollenartige<br />

Gebilde, die viele Wurzelfäden (Wurzelbärte) zeigen.<br />

Durch einen Gentransfer ist es gelungen, dass Proteine erzeugt werden, die bei Befall der Rübe durch das<br />

Virus dessen RNA regelrecht einpacken. So kann die Erbinformation der Viren nicht in die Zellen eindringen<br />

und dort ihre schädigende Wirkung auslösen.<br />

Auch im Freilandversuch zeigte sich, dass dieser künstlich in die Pflanze eingebrachte Abwehrmechanismus<br />

funktioniert. Freilandversuche sind deshalb wichtig, weil Versuche im Gewächshaus nicht alle<br />

Bedingungen wie auf dem offenen Feld simulieren. Im Freiland spielen zusätzlich UV-Bestrahlung,<br />

Trockenheit, Hitze, andere Krankheiten oder andere Umweltfaktoren eine große Rolle. Erst wenn die<br />

eingebrachte Genmanipulation auch hier ihre Wirkung zeigt, kann die Pflanze mit den neuen Eigenschaften<br />

in der Landwirtschaft verwendet werden.<br />

Biologie 76 194


566 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

IV. Einschleusung von Fremd-DNA in eine Wirtszelle<br />

Um fremde DNA in einen neuen Wirtsorganismus einzuschleusen – sodass sich die DNA vermehren<br />

kann –, braucht der Molekulargenetiker geeignete Trägermoleküle, mit denen er die fremde Erbinformation<br />

in eine Zelle „einschmuggeln“ kann: Das können Viren oder die Plasmide in Bakterienzellen sein.<br />

Plasmide sind relativ kleine, ringförmige DNA-Moleküle, die in vielen Bakterien außerhalb der chromosomalen<br />

Erbmasse der Bakterienzelle vorkommen. Sie haben die Fähgkeit zur selbständigen Vermehrung<br />

in der Zelle. So lassen sich die Plasmide – aus Bakterien isoliert – gewissermaßen als „Trojanische<br />

Pferde“ einsetzen, um fremde DNA in eine Wirtszelle einzuschleusen:<br />

Der Gentechniker „schneidet“ das Plasmid an einer Stelle auf. Als „Skalpell“ verwendet er – ebenfalls aus<br />

Bakterien isoliert – Restriktions-Enzyme. Diese Enzyme erkennen bestimmte, symmetrisch auf beiden<br />

Strängen der DNA verlaufende Abfolgen von vier bis sechs Nukleotiden. Dort setzen die Restriktions-<br />

Enzyme einen Schnitt – und zwar so, dass die Schnittstelle in einem DNA-Strang um zwei bis vier Nukleotiden<br />

gegenüber der Schnittstelle im anderen DNA-Strang versetzt ist. So entstehen über einen bestimmten<br />

Bereich überstehende DNA-Einzelstränge an den Schnittstellen des aufgetrennten Plasmids. Die überstehenden<br />

Enden neigen dazu, mit den Basen des Nukleotides eines anderen einzelnen Stranges zusammenzukleben<br />

(Sticky end). Diese Eigenschaft nutzt der Gentechniker (wie beim Schneiden eines Filmes<br />

eine Szene aus einem Filmstreifen herausgeschnitten und durch eine andere ersetzt wird) zum „Ankleben“<br />

eines fremden Gens. Als „Klebstoff“ wird Enzym verwendet, die DNA-Ligase. Auf diese Weise können<br />

Spaltstücke der Fremd-DNA in das Plasmid eingefügt werden. Die Hybrid-Plasmide werden in das<br />

Wirtsbakterium – meistens das Colibakterium – eingeschleust (Transformation). Wenn die Bakterienzelle<br />

den genetischen Befehlen des eingeschleusten Plasmids gehorcht, produziert sie die „befohlenen“ Produkte<br />

und vermehrt die Plasmid-DNA mit dem fremden Gen. Den Vorgang nennt man „Gen-Klonierung“.<br />

Es entsteht ein „Klon“ gleicher Gene.<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Fruchtwasseruntersuchung<br />

Mit einer Spritze wird Fruchtwasser aus der<br />

Fruchtblase der Schwangeren entnommen.<br />

Durch Zentrifugieren werden die im Fruchtwasser<br />

enthaltenen Zellen des Fetus abgetrennt.<br />

/ Von diesen Zellen wird zu ihrer Vermehrung<br />

eine Zellkultur angelegt.<br />

Die Chromosomenuntersuchung mit dem Mikroskop<br />

zeigt, ob Chromosomenanomalien vorliegen.<br />

Arbeitsblatt 2: Gentransfer<br />

Aus Bakterien werden Plasmide als Trägermoleküle<br />

gewonnen.<br />

Ein geeignetes Enzym „schneidet“ die DNA-<br />

Stränge des Plasmids – um 4 Nukleotide versetzt<br />

– auf.<br />

Die überstehenden Enden der DNA-Stränge „verkleben“<br />

mit den Enden des einzuschleusenden<br />

Gens.<br />

Die neu gebildeten Plasmide werden in Bakterien<br />

eingeschleust.<br />

Das Bakterium produziert neue Plasmide mit dem<br />

eingeschleusten Gen.<br />

Aus den Bakterien können die neu gebildeten<br />

Plasmide gewonnen werden.<br />

Biologie 76 194


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<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Fruchtwasseruntersuchung<br />

567<br />

Beschreibe die einzelnen Schritte der Fruchtwasseruntersuchung!<br />

<br />

<br />

/<br />

<br />

Biologie 76 194


568 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Gentransfer<br />

Beschreibe die Einschleusung eines fremden Gens in ein Bakterium!<br />

a) b)<br />

Bakterium<br />

Plasmid<br />

Chromosomen DNA<br />

c)<br />

Enzym<br />

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d)<br />

einzuschleusendes Gen<br />

f)<br />

e)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

569<br />

3. Tier- und Pflanzenzüchtung<br />

3.1. Zuchtziele<br />

3.2. Züchtungsmethoden und -erfolge<br />

A Aufgaben und Versuche<br />

1. Ernährung der Weltbevölkerung<br />

Nach Angaben der UNO betrug die Weltbevölkerung:<br />

1960 1980 1985<br />

3 Milliarden 4,4 Milliarden 4,8 Milliarden<br />

die Bevölkerung Afrikas:<br />

276 Millionen 469 Millionen 553 Millionen<br />

und ihr Anteil an der Weltbevölkerung:<br />

9,2 % <strong>10</strong>,6 % 11,4 %<br />

die Bevölkerung Europas:<br />

425 Millionen 484 Millionen 492 Millionen<br />

und ihr Anteil an der Weltbevölkerung:<br />

14,1 % 11,0 % <strong>10</strong>,2 %<br />

Nach UNO-Hochrechnungen wird die gegenwärtige<br />

Weltbevölkerung in den nächsten 65 Jahren auf mehr<br />

als 9 Milliarden anwachsen.<br />

Welternährungslage 1985/86: In den Industriestaaten<br />

Überfluss, zum Teil unverkäufliche Überschüsse<br />

(EG-Lagerbestände an unverkäuflicher Butter 1985:<br />

1,2 Million t, 1987: 1,34 Millionten t; Magermilchpulver<br />

1985: 1 / 2<br />

Million t, 1987: 1,3 Millionen t), in<br />

vielen, besonders armen Entwicklungsländern, vor<br />

allem in Afrika, akute Mangellage. 1985 betrug die<br />

Zahl der hungernden Menschen ca. 400 Mill., also<br />

über 8% der Weltbevölkerung.<br />

Aufgabe: Lies das angegebene Zahlenmaterial sorgfältig.<br />

Notiere Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Welternährungslage, die dir im Zusammenhang<br />

mit den Zahlen einfallen.<br />

Lösung: Die Bevölkerungsexplosion geht vor allem<br />

auf die hohen Vermehrungsraten in den Entwicklungsländern<br />

zurück. Überbevölkerung wird zu weiterem<br />

Hunger führen, obwohl schon gegenwärtig ca.<br />

400 Millionen Menschen hungern. Denkbare Maßnahmen:<br />

Geburtenregelung durch empfängnisverhütende<br />

Mittel; Umverteilung von Nahrungsmitteln;<br />

Produktionssteigerung in den Entwicklungsländern.<br />

2. Verbesserung der Ernährungslage in Mangelgebieten<br />

Die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation<br />

der UNO) stellte 1985 fest, „dass auf der Erde<br />

genügend Nahrungsmittel erzeugt werden, um theoretisch<br />

alle Menschen ausreichend zu ernähren. Dies<br />

war jedoch auch 1985 wegen der ungleichen Verteilung<br />

der Produktion nicht der Fall, vor allem auch<br />

deshalb, weil den Menschen in den Mangelgebieten<br />

der Entwicklungsländer teils wegen fehlender Devisen<br />

(zum Import von Nahrungsmitteln), teils wegen<br />

unzureichender Transport- und Lagermöglichkeiten<br />

nicht genügend Ernährungsgüter aus den Überschussregionen<br />

zur Verfügung gestellt werden konnten.<br />

Die Hauptgründe für die mangelhalfte Nahrungsmittelproduktion<br />

und -versorgung der Entwicklungsländer<br />

(...): zu geringe Produktivität der Landwirtschaft<br />

durch das Fehlen moderner Technologien<br />

und geeigneter Bearbeitungsmethoden, hochwertigen<br />

Saatguts und ausreichenden Mineraldüngers,<br />

aber auch durch leistungshemmende Agrarverfassungen,<br />

fehlende Vermarktungsmöglichkeiten, ungenügende<br />

Transportmittel u.ä. Hinzu kommen die<br />

hohen Ernte- und Nachernteverluste durch Schädlinge,<br />

Verderb, Witterungseinflüsse (wegen mangelnder<br />

Lager- und Konservierungsmöglichkeiten)<br />

sowie der weitverbreitete Rückgang der Bodenfruchtbarkeit<br />

als Folge falscher Bewirtschaftung, der<br />

Erosion, der Entwaldung usw.“<br />

Aufgabe: Notiere in Stichwörtern alle Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der Ernährungssituation der<br />

Menschen in den Mangelgebieten, die dir beim<br />

mehrmaligen Lesen des Textes einfallen.<br />

Lösung: Maßnahmen: Schaffung außerlandwirtschaftlicher<br />

Arbeitsstätten (Erhöhung der Kaufkraft);<br />

Steigerung der Produktion ausführbarer Waren (Steigerung<br />

der Devisen für Nahrungsmittel-Importe);<br />

Verbesserung der Transportmittel (Verteilung entsprechend<br />

Erfordernissen); Ausbau von Lagerkapazitäten.<br />

Steigerung der Nahrungsmittelproduktion durch<br />

Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft: Einführung<br />

moderner Technologien; Verbesserung der<br />

Anbau- und Bearbeitungsmethoden; Verwendung<br />

hochwertigen Saatguts (wobei der Fehler nur eine<br />

oder wenige Sorten anzubauen, vermieden werden<br />

muss); ausreichende Düngung des Bodens (auch mit<br />

Mineraldünger), Anwendung angemessener Erntemethoden<br />

(Geringhalten der Verluste); Schutz vor<br />

Schädlingen (vor und nach der Ernte, z.B. Biologische<br />

Schädlingsbekämpfung und Konservierung);<br />

Schutz vor Witterungseinflüssen (entsprechende Lagerung);<br />

Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit (Fruchtwechsel,<br />

Brache, Erosionsschutz, Walderhaltung).<br />

Entwicklungshilfe muss vor allem längerfristige<br />

Maßnahmen zur Selbsthilfe bewirken.<br />

3. Auslesezüchtung<br />

Die von einem Bohnenfeld geernteten Samen zeigen<br />

unterschiedliche Längen, z.B. von <strong>10</strong> bis 19 mm.<br />

Durch Auslesezüchtung sollen Pflanzen mit besonders<br />

großen Samen gewonnen werden.<br />

Aufgaben: a) Beschreibe, wie du als Züchter vorgehen<br />

würdest.<br />

b) Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein,<br />

damit du Erfolg hast. (Berücksichtige bei deinen<br />

Überlegungen, was du über Modifikationen weißt.)<br />

Lösungen: a) Nur die größten Samen werden ausgewählt<br />

und ausgesät. Von den Pflanzen, die aus<br />

ihnen hervorgehen, wählt man wieder nur die größten<br />

Samen als Saatgut aus usw.<br />

Biologie 76 194


570 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

b) Die Züchtung von Bohnenpflanzen mit besonders<br />

großen Samen gelingt nur dann, wenn die Samen,<br />

von denen man ausgeht, verschiedenen reinen Linien<br />

angehören, wenn also die unterschiedliche Länge<br />

der Samen erblich ist. Handelt es sich dagegen nur<br />

um Modifikanten, dann streuen die Samen der Folgegenerationen<br />

genauso in ihrer Länge, wie die der<br />

Ausgangsgeneration. Die phänotypische Varianz<br />

eines Merkmals setzt sich aus der genetischen und<br />

der umweltbedingten Komponente zusammen. Nur<br />

die erste spielt für die Auslesezüchtung eine Rolle.<br />

4. Wie eine Kulturpflanze entsteht<br />

Die Züchtung der gelben Süßlupine ist ein Beispiel<br />

für das Entstehen einer Kulturpflanze aus der Wildform.<br />

Aufgabe: Erkläre deinen Mitschülern in einem<br />

Referat, welche für den Menschen wichtigen Merkmale<br />

bei der Züchtung der Kulturformen der Lupine<br />

eine Rolle gespielt haben. Benutze dazu die Bilder<br />

1 bis 8 der FWU-Diareihe <strong>10</strong>02021: Entstehung<br />

einer Kulturpflanze - Mais und Lupine.<br />

Lösung: Kulturpflanzen entstanden als Ergebnis des<br />

Eingreifens des Menschen in das Evolutionsgeschehen.<br />

Die Lupinenzüchtung verdeutlicht, wie in wenigen<br />

Jahrzehnten unter dem Einfluss von Genmutationen<br />

aus einer Wildform eine Kulturpflanze entstand.<br />

Die kultivierten Lupinen wurden zunächst für<br />

die sogenannte Gründüngung genutzt. Die Pflanzen<br />

wurden, nachdem sie ausgewachsen waren, untergepflügt,<br />

um dem Boden Stickstoff und Humus zuzuführen.<br />

Da eine möglichst große Gründüngermasse<br />

erwünscht war, erfolgte durch den Landwirt eine<br />

Auslese der hochwüchsigen Mutanten.<br />

Der hohe Eiweißgehalt der Pflanzen führte zu dem<br />

Wunsch, sie als Futterpflanze zu verwenden. Dem<br />

standen die Bitterkeit und Giftigkeit durch den Alkaloidgehalt<br />

im Wege. Der Züchter v. SENGBUSCH ging<br />

davon aus, dass es von der Lupine – wie bei anderen<br />

Schmetterlingsblütlern auch – alkaloidfreie Mutanten<br />

geben müsste. Unter Berücksichtigung der niedrigen<br />

Mutationsrate ging er von einem außerordentlich<br />

umfangreichen Pflanzenmaterial aus. Unter<br />

Tausenden von Pflanzen wurde die erste alkaloidarme<br />

Mutante gefunden. Bei der gelben Lupine sind<br />

z.B. drei rezessive Genmutationen für die starke<br />

Reduzierung des Alkaloidgehaltes verantwortlich.<br />

Als man die Süßlupine durch Auslesezüchtung als<br />

Futterpflanze für Tiere gewonnen hatte, suchte man<br />

nach Mutanten mit weiteren, wünschenswerten Eigenschaften:<br />

z.B: Platzfestigkeit der Hülsen, Schnellwüchsigkeit,<br />

Weichschaligkeit der Samen.<br />

Anmerkung: Bei der Beschreibung der Vorteile, die<br />

die Kulturpflanze gegenüber der Wildform für den<br />

Menschen hat, sollte deutlich werden, dass viele dieser<br />

Eigenschaften für die Pflanze eine verschlechterte<br />

Anpassung an das Leben in der freien Natur bedeuten.<br />

So ist die alkaloidhaltige Wildform vor Tierfraß<br />

sicher besser geschützt als die bitterstofffreie Kulturpflanze.<br />

5. Kombinationszüchtung einer neuen Pflanze<br />

Ein Züchter hat zwei Lupinensorten: A – eine alkaloidfreie<br />

Süßlupine mit leicht platzenden Hülsen; B<br />

– eine Pflanze mit dem Bitterstoff, aber platzfesten<br />

Hülsen. Das erwünschte Merkmal liegt in beiden<br />

Pflanzen reinerbig vor. Die Sorte A ist als Viehfutter<br />

geeignet, ihre Samen lassen sich aber nur mit großen<br />

Verlusten ernten. Die Sorte B ist als Viehfutter ungeeignet,<br />

aber erntefreundlich. Der Züchter möchte<br />

beide Eigenschaften (ohne Bitterstoff, platzfest) in<br />

einer Sorte vereinen. Bei einem Kreuzungsversuch<br />

erhielt er in der 1. Tochtergeneration bittere Pflanzen<br />

mit platzenden Hülsen.<br />

Aufgabe: Erkläre das weitere Vorgehen des Züchters.<br />

Stelle ein Erbschema auf. Benutze darin die entsprechenden<br />

Anfangsbuchstaben der Eigenschaften.<br />

Das dominante Merkmal wird jeweils als<br />

großer Buchstabe geschrieben, das entsprechende<br />

rezessive Merkmal als kleiner Buchstabe. In welchem<br />

Zahlenverhältnis kann er die gewünschte<br />

Form erwarten?<br />

Lösung: B - bitter; b – ohne Bitterstoff<br />

P – platzend; p – platzfest.<br />

In der F 2<br />

erhält der Züchter folgendes Verhältnis:<br />

bitter bitter bitterstoff- bitterstoffplatzend<br />

platzfest frei/ frei/<br />

platzend platzfest<br />

9 : 3 : 3 : 1<br />

Für 1 / 16<br />

der F 2<br />

-Pflanzen kann der Züchter die erwünschte<br />

Form erwarten.<br />

6. Inzucht birgt Gefahren<br />

Als besondere Form der Kombinationszüchtung<br />

wendet man bei Tieren die Inzucht an. So kreuzt man<br />

z.B. bei Rindern nahverwandte Tiere, wie Geschwister,<br />

miteinander. Da enge Verwandte in vielen<br />

Genen übereinstimmen, erreicht man auf diese Weise<br />

schneller die Reinerbigkeit von Anlagen. Mit der<br />

Inzucht sind aber auch Gefahren verbunden. Ein<br />

Beispiel dafür ist ein Holsteiner Bulle. Er zeigte<br />

besonders wertvolle Eigenschaften. Im Jahre 1902<br />

wurde er nach Schweden verkauft. Bereits 1930 gab<br />

es in Europa 2000 registrierte Zuchttiere, die Gene<br />

von ihm hatten. Nun stieg in dieser Zeit die Zahl haarlos<br />

geborener Kälber, die ihe Körpertemperatur nicht<br />

zu regeln vermögen und kurz nach der Geburt sterben.<br />

Sie zeigten sich homozygot für ein rezessives<br />

Gen. Ihr gemeinsamer Stammvater war, wie sich herausstellte,<br />

der genannte Holsteiner Bulle.<br />

Aufgaben: a) Erkläre den geschilderten Sachverhalt.<br />

b) Stelle ein Erbschema für ein haarloses Kalb und<br />

seine Eltern auf.<br />

Biologie 76 194


<strong>Vererbungslehre</strong><br />

571<br />

Lösungen: a) Der Stammvater, der Holsteiner Zuchtbulle,<br />

war in bezug auf das Gen für Haarlosigkeit (h)<br />

heterozygot (Hh). Das Gen für Haare (H) ist dominant.<br />

Die Inzucht führte nun zur Kreuzung heterozygoter<br />

Rinder. 1/4 ihrer Nachkommen sind in bezug<br />

auf das Gen für Haarlosigkeit homozygot (hh). Die<br />

besondere Gefahr der Inzucht liegt im Homozygotwerden<br />

rezessiver, schädlicher Gene.<br />

b)<br />

7. Heterosiszüchtung<br />

Bei dieser Züchtungsmethode geht man von der<br />

Kreuzung verschiedener Rassen von Nutzpflanzen<br />

oder Haustieren aus. Man nutzt die dabei entstehenden<br />

F 1<br />

-Bastarde (Hybride). Viele unserer ertragreichen<br />

Nutzpflanzen und Haustiere sind Ergebnisse<br />

dieser Züchtungsmethode: z.B. Tomaten, Zuckerrüben,<br />

Kürbis, Blumenkohl, viele Zierpflanzen und<br />

Forstbäume. Hühner und Schweine werden durch<br />

Gebrauchskreuzung gezüchtet. (So nennt man die<br />

Heterosiszüchtung in der Tierzüchtung.)<br />

Aufgabe: Stelle in einem Referat die Vorgehensweise<br />

bei dieser Züchtungsmethode dar und<br />

berücksichtige die besonderen Schwierigkeiten.<br />

Nutze als Beispiele den Mais und das Huhn. Verwende<br />

die folgenden FWU-Diareihen und ihre Beiblätter:<br />

<strong>10</strong>02021 Entstehung einer Kulturpflanze:<br />

Mais und Lupine, ab Bild 9; <strong>10</strong>00682 Hühnerrassen<br />

– Legerassen, Bild 9: Zuchtschema einer<br />

Gebrauchskreuzung.<br />

Lösung: Man gewinnt durch Inzucht weitgehend<br />

homozygote Individuen, erzeugt also Rassen oder<br />

reine Linien. Die Kreuzung zweier solcher Nutzpflanzenrassen<br />

ergibt dann F 1<br />

-Bastarde. Sie wachsen<br />

oft kräftiger und sind leistungsfähiger als ihre Eltern.<br />

Man spricht vom luxurierenden Wachstum oder vom<br />

Heterosiseffekt. Er hängt wohl mit der Heterozygotie,<br />

d.h. dem Zusammentreffen zweier verschiedener<br />

Allele von Erbanlagen zusammen und scheint um so<br />

stärker, je mehr homozygote Allelpaare bei den<br />

Eltern vorlagen.<br />

Die besonderen Schwierigkeiten dieser Methode<br />

sind dadurch bedingt, dass der Heterosiseffekt nur<br />

die F 1<br />

-Generation betrifft und in den Folgegenerationen<br />

wieder schwindet. Aus diesem Grunde müssen<br />

die F 1<br />

-Bastarde, die Nutzpflanzen, immer wieder<br />

neu aus den reinen Rassen gewonnen werden. Die<br />

Zuchtpflanzen müssen also neben den Nutzpflanzen<br />

ständig weiter gezüchtet werden.<br />

An den Beispielen Mais und Huhn lassen sich die<br />

dabei zu erreichenden Leistungssteigerungen gut verdeutlichen.<br />

Anmerkung: Beim Mais lässt sich die Steigerung<br />

durch Doppelhybride zeigen.<br />

8. Zuchtziel Schädlingsbeständigkeit<br />

Von der Kartoffelpflanze ernten wir die Knollen. Das<br />

sind unterirdische, verdickte Sprossteile mit Speicher-,<br />

Überwinterungs- und Vermehrungsfunktion.<br />

Hat sich nun eine Sorte als anfällig gegen bestimmte<br />

Schädlinge, z.B. gegen Nematoden (Rundwürmer)<br />

erwiesen, die in der Knolle Cysten erzeugen und<br />

damit Qualität und Ertrag mindern, so wird die Züchtung<br />

einer neuen Sorte erforderlich. Nematodenbeständigkeit<br />

findet man ursprünglich nur bei Wildformen<br />

der Kartoffel. Ausgangspunkt für den Züchter<br />

sind also eine Kulturform der Kartoffel und eine<br />

nematodenbeständige Wildform.<br />

Aufgabe: Überlege und notiere, in welchen Schritten<br />

der Züchter zu einer solchen Sorte gelangen<br />

könnte. Berücksichtige, dass die Kartoffel sich<br />

sowohl vegetativ durch Knollen als auch sexuell<br />

durch Samen fortpflanzen kann.<br />

Lösung: Durch die vegetative Fortpflanzung der<br />

Knollen wird jeweils das gleiche Erbgut weitergegeben.<br />

Im gegebenen Fall muss sexuell fortgepflanzt<br />

werden. Kulturform und Wildform werden gekreuzt.<br />

Die gewonnenen Samen lassen nicht erkennen, ob<br />

sie die gewünschte Genkombination (weitgehende<br />

Ähnlichkeit mit der Kulturform und Nematodenbeständigkeit)<br />

zeigen. Sie werden später ausgesät. Jede<br />

Pflanze wird einzeln aufgezogen. Die gewonnenen<br />

Knollen jeder Pflanze werden isoliert zu neuen Pflanzen<br />

herangezogen, wobei ein Teil in nematodenverseuchter<br />

Erde geprüft wird. Wie häufig das erwünschte<br />

Merkmal Nematodenbeständigkeit auftritt, ist<br />

davon abhängig, ob es dominant oder rezessiv vererbt<br />

wird. Durch Auslese gewinnt man dann die<br />

gewünschte Sorte.<br />

9. Zuchterfolge aus unterschiedlicher Sicht<br />

Die Züchtung von Hausschweinrassen erbrachte beachtliche<br />

Erfolge. Die Züchter erzielten eine größere<br />

Wachstumsrate, bessere Futterausnutzung und ein<br />

verbessertes Fleisch-Fett-Verhältnis. Zugleich ist<br />

aber die Stressanfälligkeit der Tiere erheblich größer<br />

geworden. Schon beim Transport muss man damit<br />

rechnen, dass Tiere infolge dieser Anfälligkeit sterben.<br />

Gegenüber der Anpassung des Wildschweins an<br />

das Leben in der freien Natur ist hier also eine Verschlechterung<br />

eingetreten.<br />

Weitere Zuchterfolge aus Tier- und Pflanzenzüchtung:<br />

Durchschnittlicher Jahresmilchertrag: Wildrind<br />

600 l, Milchkuh 4548 l; durchschnittliche Jahreslegeleistung:<br />

Wildhuhn <strong>10</strong> Eier, Legehuhn 265<br />

Eier; Spindelbrüchigkeit der Wildgersten-Ähre,<br />

Spindelfestigkeit der Kulturform der Gerste; hartschalige<br />

Samen bei der Wildform der Lupine, weichschalige<br />

Samen bei der Kulturform; Früchte mit<br />

Samen bei den Wildformen, samenlose Früchte bei<br />

manchen Kulturformen; Wildform des Leins - aufspringende<br />

Kapsel, Kulturform - geschlossene Kapsel.<br />

Aufgabe: Erkläre für die aufgeführten Beispiele,<br />

welchen Vorteil der Mensch jeweils hat. Überlege<br />

dir entsprechend für jedes Beispiel, welche Nachteile<br />

für die Wildform mit dem neuen Merkmal verbunden<br />

wären.<br />

Lösung: Beispiel – Die Spindelfestigkeit der Kultur-<br />

Gerste ist für den Menschen vorteilhaft, denn sie<br />

mindert die Ernteverluste. Die Spindelbrüchigkeit<br />

der Wildgersten-Ähre ist für die Verbreitung der<br />

Pflanze von Vorteil. Spindelfestigkeit würde ihre Verbreitungschancen<br />

mindern.<br />

Biologie 76 194


572 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

B Zusatzinformationen<br />

I. Biotechnische und gentechnische Verfahren haben die Möglichkeiten der Züchtung erweitert<br />

Zu den klassischen Züchtungsmethoden sind in jüngerer Zeit Methoden hinzugekommen, die es erlauben,<br />

unverträgliche Arten zu kreuzen. Sogar die Rekombination von DNA-Abschnitten nicht verwandter<br />

Organismen ist inzwischen möglich.<br />

So lassen sich z.B. biotechnisch aus Pollen haploide Pflanzen gewinnen, die man druch Colchicineinwirkung<br />

später diploidisiert. In den Zellkernen dieser Pflanzen liegen dann alle Allele homozygot vor,<br />

was die Auslese erwünschter Pflanzen natürlich erleichtert. Mit diesem Verfahren hat man bereits Tomaten,<br />

Reis, Raps, Sojabohnen und Tabak gezüchtet.<br />

Mit Hilfe der Gentechnik kann man nützliche Abschnitte des Erbmaterials in Pflanzen einschleusen. Man<br />

hat auf diese Weise schon eine große Zahl sogenannter transgener Pflanzen hergestellt. Solche durch<br />

Gentechnik veränderten Pflanzen können z.B. durch Toxine, die sie mittels neuer Gene erzeugen, insektenresistent<br />

sein. Andere sind gegenüber Viruserkrankungen resistent. Auch herbizidtolerante Pflanzen<br />

sind erzeugt worden. Bei einer chemischen Unkrautbekämpfung nehmen sie keinen Schaden, während<br />

nichterwünschte Pflanzen abgetötet werden.<br />

Apfel Luzerne Sojabohne<br />

Aubergine Mais Sonnenblume<br />

Baumwolle Meerrettich Spargel<br />

Blumenkohl Mohrrübe Süßkartoffel<br />

Brokkoli Papaya Tabak<br />

Erbse Pappel Tomate<br />

Erdbeere Pfeffer Walnuss<br />

Fichte Pflaume Weintraube<br />

Flachs Preiselbeere Weizen<br />

Gurke Raps Zuckermelone<br />

Himbeere Reis Zuckerrohr<br />

Kartoffel Roggen Zuckerrübe<br />

Kiwi<br />

Salat<br />

Kohl<br />

Sellerie<br />

Transgene Nutzpflanzen (Stand 1992)<br />

Diese modernen Züchtungsverfahren sind, bei aller Faszination für die, wie es scheint, unbegrenzten Möglichkeiten,<br />

umstritten. Neben irrationaler Furcht, die es gegenüber Neuerungen zu aller Zeit gegeben hat,<br />

gibt es durchaus Mahnungen von Wissenschaftlern, die auf mögliche Gefahren hinweisen. So weiß man<br />

z.B. über die Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper bei Genuss gentechnisch erzeugter Nahrungsmittel<br />

noch zu wenig. Die Herbizide oder ihre Abbauprodukte in transgenen Pflanzen könnten im<br />

menschlichen Organismus krebsauslösend oder erbgutverändernd wirken.<br />

C Lösungen zu den Arbeitsblättern<br />

Arbeitsblatt 1: Zuchtveränderungen beim Schwein<br />

1. Zunächst wurde Wert auf ein fleisch- und speckreiches<br />

Schwein gelegt. Später veränderten sich die<br />

Verbraucherwünsche hin zu fettarmem Fleisch.<br />

Durch 2 Rippen zusätzlich können mehr Koteletts<br />

verkauft werden.<br />

2. Weideschwein: Mager, hochbeinig, schlank;<br />

Weidetier, Abfallverwerter,<br />

Nahrung (gering)<br />

Arbeitsblatt 2: Heterosiszüchtung<br />

1.<br />

Chromosomenpaare des F 1<br />

-Bastards<br />

2. Zahl der fördernden Gene: 6.<br />

Speckschwein:<br />

Magerschwein:<br />

Massiger Körper, starker Fettansatz,<br />

starker Muskelansatz;<br />

Abfallverwerter, Nahrung (viel<br />

Fleisch und Fett)<br />

Starker Muskelansatz, weniger<br />

Fett, mehr Rippen bzw. Fleisch;<br />

Abfallverwerter, Nahrung<br />

(mageres Fleisch)<br />

Biologie 76 194


Biologie heute © 1998 Schroedel Verlag GmbH, Hannover<br />

<strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 1: Zuchtveränderungen beim Schwein<br />

573<br />

1. Beschreibe die Zuchtveränderungen beim Schwein im Verlauf von etwa 250 Jahren!<br />

2. Die Körpergestalt des Schweines lässt auch auf seinen Nutzen für den Menschen und seine<br />

Nahrungsbedürfnisse schließen. Welchen Nutzen erbrachten die einzelnen Zuchtstadien?<br />

Biologie 76 194


574 <strong>Vererbungslehre</strong><br />

Arbeitsblatt 2: Heterosiszüchtung<br />

Beim Mais erhält man durch den Anbau von Doppelhybriden besonders hohe Erträge. Die Doppelhybriden<br />

gewinnt man durch Heterosiszüchtung. Dazu erzeugt man zunächst durch Inzucht<br />

reinrassige Sorten. Sie sind in bezug auf viele Gene homozygot. Im zweiten Schritt werden durch<br />

eine Einfachkreuzung Einfachhybride erzeugt.<br />

Biologie heute © 1998 Schroedel Verlag GmbH, Hannover<br />

Die Rassen I und II haben jeweils 3 dominante, den Ertrag fördernde Gene auf zwei Chromosomenpaare<br />

verteilt.<br />

1. Trage die Gene für die Bastardgeneration F 1<br />

ein!<br />

2. Wieviel fördernde Gene hat die Bastardgeneration F 1<br />

?<br />

Biologie 76 194

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