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luag a! Ausgabe 1 (pdf) - Vlbg. KH-Betriebsgesellschaft

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Auch in der neuen Heimat Vorarlberg schlägt Richard Bauers (Freizeit-)Herz für die Berge.<br />

Wobei: Wirklich neu ist die neue Heimat für den Tiroler nicht, liegen doch hier die Wurzeln<br />

seiner Familie. Im Interview erzählt Bauer, der seit September 2011 der Neurochirurgie am<br />

L<strong>KH</strong> Feldkirch vorsteht, was ihm noch am Herzen liegt: von der Wirbelsäulenchirurgie über<br />

Kapazitätserweiterungen im OP-Bereich bis zum guten Risiko- und Qualitätsmanagement.<br />

Primar Bauer, Sie sind ein Tiroler<br />

mit Vorarlberger Wurzeln. Wie<br />

stark sind diese Wurzeln denn?<br />

Nun, meine Eltern sind gebürtige Vorarlberger.<br />

Als mein Vater dann aber nach<br />

Innsbruck ging, um zu studieren, blieb<br />

er dort – und meine Mutter mit ihm. Bei<br />

mir ist es nun eben umgekehrt: Ich bin<br />

ein Tiroler, bin dort aufgewachsen, habe<br />

in Innsbruck studiert, einige Jahre an der<br />

Universitätsklinik gearbeitet und lebe<br />

nun in Vorarlberg. Irgendwie pendelt das<br />

in unserer Familie wohl immer so hin<br />

und her. Ich war aber schon als Kind relativ<br />

oft hier und habe sogar einmal ein<br />

Jahr in Frastanz gewohnt. Und die Vorarlberger<br />

Verwandtschaft ist auch nicht<br />

gerade klein. So gesehen sind die Wurzeln<br />

doch recht stark.<br />

Und die Wurzeln der Familie Bauer liegen<br />

ja auch in der Medizin.<br />

Das stimmt. Mein Großvater war circa<br />

von 1950 bis 1970 Gemeindearzt in<br />

Frastanz und mein Vater ist ebenfalls<br />

Mediziner. Ob das jetzt eine Familiensa-<br />

che ist, weiß ich nicht. Das hat sich halt<br />

so ergeben.<br />

Seit September des letzten Jahres leiten<br />

Sie die Abteilung für Neurochirurgie<br />

am L<strong>KH</strong> Feldkirch. In welchem Bereich<br />

wollen Sie denn Akzente setzen?<br />

Mein Vorgänger Univ. Prof. Dr. Rössler<br />

fokussierte sich, gemäß der Wiener<br />

Schule, auf Erkrankungen des Gehirns.<br />

Dies wird natürlich auch weiterhin ein<br />

Schwerpunkt bleiben, schließlich ist es<br />

die Kernkompetenz der Neurochirurgie.<br />

Ich möchte aber einen zusätz lichen Fokus<br />

auf die Wirbelsäulenchirurgie legen,<br />

was wohl daran liegen mag, dass Innsbruck<br />

eher wirbelsäulenlastig ist (Anm.:<br />

Bauer war zuvor stationsführender OA<br />

an der Universitätsklinik für Neurochirurgie<br />

Innsbruck). Es ist mir also ein Anliegen,<br />

die chirurgische Versorgung in<br />

diesem Bereich aus- oder vielmehr aufzubauen<br />

– von Bandscheibenvorfällen<br />

über Wirbelkanalengstellen bis hin zu<br />

spinalen Tumoren. Gleichzeitig wird es<br />

aber auch insgesamt notwendig sein, die<br />

Kapazitäten im OP-Bereich zu erweitern<br />

und die Abteilung zu vergrößern.<br />

Sie wollen die operative Tätigkeit steigern?<br />

Durch den zusätzlichen Fokus auf die<br />

Wirbelsäulenchirurgie wird sie wohl ansteigen.<br />

Das heißt aber nicht, dass immer<br />

gleich operiert werden muss. Im Gegenteil:<br />

Gerade bei Erkrankungen der Wirbelsäule<br />

ist es sehr wichtig, dass zuerst<br />

konservativ austherapiert wird. Bringt<br />

das keine Besserung, soll eine OP in Erwägung<br />

gezogen werden.<br />

Das heißt: Zuerst soll der Physiotherapeut<br />

ran und erst dann, sofern erforderlich,<br />

der Chirurg?<br />

Die Kooperation mit Physiotherapeuten<br />

ist sicherlich wichtig und wird hier<br />

im Haus auch sehr gut gepflegt. Der erste<br />

Ansprechpartner muss aber immer<br />

der praktische Arzt sein, der eine präoperative<br />

Therapie einleitet. Natürlich<br />

gibt es bestimmte Kriterien, wie beispielsweise<br />

Lähmungen, die eine sofortige OP<br />

Zur Person<br />

Primar Mag. Dr. Richard Bauer<br />

Geboren am 24.1.1968 in Innsbruck<br />

Facharzt für Neurochirurgie<br />

Management-Zusatzausbildungen:<br />

Magister der Gesundheitswissenschaften &<br />

Qualifizierter Klinischer Risikomanager<br />

Seit 1.9.2011 Leiter der Abteilung<br />

Neurochirurgie am L<strong>KH</strong> Feldkirch<br />

Wohnort<br />

Wohnhaft in Feldkirch und noch in<br />

Innsbruck, bis zum Abschluss der Facharztausbildung<br />

seiner Lebensgefährtin<br />

(Dermatologie)<br />

indizieren können. Und selbstverständlich<br />

stehen wir als Neurochirurgen auch<br />

jederzeit Rat gebend zur Seite, wobei die<br />

Zusammenarbeit zwischen unserer Abteilung<br />

und den praktischen Ärzten draußen<br />

mit Sicherheit noch optimiert werden<br />

kann. Dafür muss aber sicherlich<br />

auch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet<br />

werden. Das heißt: Die Hausärzte<br />

müssen eingebunden werden, schließlich<br />

sind sie eine Art „erster Filter“ und spielen<br />

vor allem auch für die Patienten eine<br />

ganz entscheidende Rolle.<br />

Patienten sollen also eine Zweitmeinung<br />

einholen?<br />

Natürlich. Das ist im Sinne von aufgeklärten<br />

Patienten sogar sehr wichtig.<br />

Gerade bei der Wirbelsäule sollte man<br />

sich als Patient erst dann auf eine OP<br />

einlassen, wenn es wirklich notwendig<br />

ist und dazu bedarf es eben oft einer<br />

Zweitmeinung. Chirurgische Eingriffe<br />

im Bereich der Wirbelsäule sind mittlerweile<br />

schon fast ein Wirtschaftsfaktor<br />

und teilweise werden OP-Indikationen<br />

zu schnell gestellt.<br />

Sehr zum Aufblühen und zur<br />

Weiterentwicklung der Neurochirurgie<br />

haben die bildgebenden Verfahren CT und<br />

MRT beigetragen. Davor konnte man<br />

gar nicht in den Kopf hineinschauen, heute<br />

sehen wir so gut wie alles.<br />

Sie bezeichnen die Neurochirurgie als<br />

„Zukunftsfach“. Warum?<br />

Die Neurochirurgie ist ein modernes<br />

Fach, das sich erst spät als eigene Disziplin<br />

aus der Allgemeinchirurgie entwickelt<br />

hat. Sehr zum Aufblühen und zur<br />

Weiterentwicklung haben die bildgebenden<br />

Verfahren CT und MRT beigetragen.<br />

Davor konnte man gar nicht in den Kopf<br />

hineinschauen, heute sehen wir so gut<br />

wie alles. In der Folge sind natürlich auch<br />

die Behandlungsmöglichkeiten wesentlich<br />

vielseitiger geworden. Man denke<br />

nur an computergesteuerte Methoden,<br />

die heute state of the art sind. Auch diese<br />

technischen Entwicklungen machen<br />

die Neurochirurgie zu einem spannenden<br />

Fach. Hier wird sich sicherlich noch<br />

einiges tun, wobei: CT und MRT waren<br />

schon irrsinnig revolutionäre Innovationen.<br />

Sie sind auch Magister der Gesundheitswissenschaften<br />

und Qualifizierter Klinischer<br />

Risikomanager. Wie helfen<br />

diese Zusatzausbildungen bei der täglichen<br />

Arbeit?<br />

Risikomanagement kommt eigentlich<br />

aus der Luftfahrt, wo die Piloten beispielsweise<br />

schon seit Langem mit Checklisten<br />

arbeiten und ein sehr ausgeprägtes Risikobewusstsein<br />

an den Tag legen. Seit<br />

einigen Jahren wird dieses Gedankengut<br />

vermehrt in die Medizin getragen, zum<br />

Beispiel werden vor einer OP Checklisten<br />

durchgegangen, wodurch<br />

etwa Verwechslungen vermieden<br />

werden können. Auch CIRS<br />

(Anm.: Critical Incident Reporting<br />

System), das ja in allen fünf Häusern<br />

angewendet wird, ist ein<br />

Instrument, um Risiko zu minimieren<br />

und Qualität zu erhöhen.<br />

Allerdings, und das muss in diesem<br />

Zusammenhang schon auch<br />

erwähnt werden: Wenn man gutes<br />

Risiko- und Qualitätsmanagement<br />

will, braucht das auch personelle<br />

und finanzielle Ressourcen.<br />

Und was unternimmt Primar Bauer in<br />

seiner Freizeit?<br />

Ich spiele ein bisschen Gitarre. Vor<br />

allem aber tue ich das, was man in Vorarlberg<br />

machen kann und was ein Tiroler<br />

halt so tut: Ich verbringe recht viel<br />

Zeit in den Bergen, ob beim Wandern<br />

oder Bergsteigen, auf dem Mountainbike<br />

oder den Skiern. Ich denke, eine gewisse<br />

körperliche Fitness ist für jeden Chirurgen<br />

wichtig und gerade bei der Wirbelsäulenchirurgie,<br />

wo man schon mal kräftig<br />

schrauben und bohren muss.<br />

<strong>luag</strong> a Sommer/Herbst 12 19

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