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Gewichtskraft und Masse

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Kapitel 1<br />

<strong>Gewichtskraft</strong> <strong>und</strong> <strong>Masse</strong><br />

1.1 Begriserklärung <strong>und</strong> Denitionen<br />

Im täglichen Leben bestimmt man die <strong>Masse</strong> eines Körpers, indem man ihn auf eine Waage<br />

legt <strong>und</strong> feststellt, wie viele Kilogramm er wiegt. Dabei nutzt man die Tatsache, dass die<br />

<strong>Masse</strong> eines Körpers umso grösser ist, je schwerer der Körper ist. Dies zeigt, dass im Alltag<br />

meistens nicht zwischen <strong>Masse</strong> <strong>und</strong> Gewicht unterschieden wird 1 .<br />

Abbildung 1.1: Beispiel zweier <strong>Masse</strong>n; einmal versucht ein Gewichtheber eine <strong>Masse</strong> zu<br />

beherrschen; einmal ein Astronaut einen Satelliten im Weltraum. Welche Rolle spielen in<br />

beiden Bildern die <strong>Masse</strong> bzw. die <strong>Gewichtskraft</strong>?<br />

Abbildung 1.1 zeigt zwei Beispiele, bei denen die <strong>Masse</strong> bzw. das Gewicht eine Rolle<br />

spielt. Der Gewichtheber muss einen schweren Körper stemmen; die <strong>Gewichtskraft</strong> zieht<br />

dabei alle Körper Richtung Erdmittelpunkt. Je grösser die zu stemmende <strong>Masse</strong>, um so<br />

grösser ist auch die <strong>Gewichtskraft</strong>. Der Astronaut sieht sich einem Satelliten grosser <strong>Masse</strong><br />

gegenüber. In diesem Fall ist der Satellit gewichtslos 2 . Will der Astronaut den Satelliten<br />

bewegen oder drehen, muss er gegen die <strong>Masse</strong> (Trägheit) ankommen.<br />

1 Frage: Was ist leichter, 1 kg Federn oder 1 kg Blei?<br />

2 In einer Erdumlaufbahn wirkt immer noch die <strong>Gewichtskraft</strong> auf einen Körper; diese wird allerdings<br />

durch andere Kräfte kompensiert (z.B. die Fliehkraft), so dass ein Körper schwerelos erscheint. Siehe hierzu<br />

auch Tabelle 1.4 auf Seite 7<br />

1


2 KAPITEL 1. GEWICHTSKRAFT UND MASSE<br />

Die <strong>Masse</strong> m eines Körpers ist ein Maÿ für die Trägheit des Körpers. Sie wird in<br />

der SI-Einheit kg ausgedrückt. Die <strong>Masse</strong> eines Körpers kann durch Vergleich<br />

mit bekannten <strong>Masse</strong>n mit einer Balkenwaage gemessen. Siehe ebenfalls die<br />

Denition des Urkilogramms.<br />

Das Gewicht (oder <strong>Gewichtskraft</strong>) F G eines Körpers auf der Erde ist die Kraft,<br />

mit der dieser Körper von der Erde angezogen wird. Das Gewicht eines Körpers<br />

wird in Newton (N) ausgedrückt.<br />

1.2 Die Fallbeschleunigung<br />

1.2.1 Versuchsbeschreibung<br />

Mit einem Kraftmesser wird der Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Gewichtskraft</strong> F G <strong>und</strong> <strong>Masse</strong> m ermittelt. Hierzu<br />

werden die <strong>Masse</strong>n der einzelnen <strong>Masse</strong>stücke<br />

(10 g <strong>und</strong> 50 g) mit einer Waage überprüft <strong>und</strong> an<br />

den Kraftmesser gehängt. Die <strong>Gewichtskraft</strong> wird am<br />

Kraftmesser abgelesen.<br />

1.2.2 Messergebnisse<br />

Die mit der Waage gemessenen <strong>Masse</strong>n werden in der ersten Spalte der Tabelle 1.1 eingetragen.<br />

Die am Kraftmesser abgelesenen Gewichtskräfte werden in der zweiten Spalte<br />

eingetragen. Notiere die Messgenauigkeit der Waage <strong>und</strong> des Kraftmessers.<br />

m (kg)<br />

F G (N)<br />

Mittelwert:<br />

Tabelle 1.1: Messwerte der <strong>Gewichtskraft</strong> in Abhängigkeit von der <strong>Masse</strong><br />

Vergleiche die Werte der beiden ersten Kolonnen. Berechne den Quotient aus <strong>Gewichtskraft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Masse</strong> <strong>und</strong> trage die Werte in der dritten Kolonne ein.


1.2. DIE FALLBESCHLEUNIGUNG 3<br />

1.2.3 Das m − F G -Diagramm<br />

Im folgenden Diagramm wird die <strong>Gewichtskraft</strong> F G in Abhängigkeit von der <strong>Masse</strong> m aufgetragen.<br />

Achte auf eine korrekte Beschriftung der Achsen.<br />

✻<br />

✲<br />

Nachdem die Messpunkte eingetragen sind, wird eine Ausgleichsgerade durch die Messpunkte<br />

gelegt. Diese soll möglichst nahe an allen Messpunkten liegen.<br />

Bestimmung der Steigung p der Geraden:<br />

p = ∆F G<br />

∆m<br />

= F G2 − F G1<br />

m 2 − m 1


4 KAPITEL 1. GEWICHTSKRAFT UND MASSE<br />

1.2.4 Beobachtungen <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

Sowohl aus der Messtabelle, als auch aus dem Diagramm lassen sich folgende Schlussfolgerungen<br />

ziehen:<br />

• wird die <strong>Masse</strong> verdoppelt, verdoppelt sich auch die <strong>Gewichtskraft</strong>; wird die <strong>Masse</strong><br />

verdreifacht, verdreifacht sich auch die <strong>Gewichtskraft</strong>; u.s.w.<br />

• der Quotient aus <strong>Gewichtskraft</strong> <strong>und</strong> <strong>Masse</strong> ergibt (n?herungsweise) eine Konstante;<br />

• die graphische Darstellung der <strong>Gewichtskraft</strong> in Abhängigkeit von der <strong>Masse</strong> ist eine<br />

Gerade, die durch den Ursprung verläuft (Ursprungsgerade).<br />

Aus diesen Beobachtungen kann man schluÿfolgern, daÿ die <strong>Gewichtskraft</strong> proportional<br />

zur <strong>Masse</strong> ist; d.h.: F G ∼ m. Anders ausgedrückt:<br />

F G<br />

m = konst = g<br />

F G = m · g (1.1)<br />

g: ortsabhängige Konstante; Fallbeschleunigung<br />

g = 9.81 N kg<br />

(1.2)<br />

Einheit der Fallbeschleunigung<br />

[g] = [F G]<br />

[m]<br />

= N kg<br />

Die Einheit der Fallbeschleunigung ist also N/kg 3 . Der genaue Wert für Mitteleuropa<br />

beträgt: g = 9.81 N/kg. Dies bedeutet, dass eine <strong>Masse</strong> von einem Kilogramm in Mitteleuropa<br />

eine <strong>Gewichtskraft</strong> von 9.81 N hat.<br />

3 Die Krafteinheit Newton (N) ist eine zusammengesetzte Einheit. 1 N = 1 kg · m .Führt man die<br />

s 2<br />

Rechnung 1 N = 1 kg·m<br />

kg s 2·kg = 1 m durch, stellt man fest, dass dies der Einheit einer Beschleunigung<br />

s<br />

entspricht. Daher rührt auch der Name 2 Fallbeschleunigung


1.3. DIE FALLBESCHLEUNIGUNG 5<br />

1.3 Die Fallbeschleunigung<br />

Die Fallbeschleunigung, beziehungsweise die <strong>Gewichtskraft</strong> beschreibt, wie stark ein Körper<br />

von einem Himmelskörper z.B. von der Erde angezogen wird. So hat ein Körper der <strong>Masse</strong><br />

m eine geringere <strong>Gewichtskraft</strong> auf dem Mond als auf der Erde. Die Fallbeschleunigung<br />

hängt von der <strong>Masse</strong> <strong>und</strong> vom Radius des jeweiligen Planeten ab 4 . Die Fallbeschleunigung<br />

auf dem Mond beträgt nur 1/6 der Erdbeschleunigung. Somit ist sie von Himmelskörper<br />

zu Himmelskörper unterschiedlich. In folgender Tabelle 1.2 ist die Fallbeschleunigung für<br />

verschiedene Himmelskörper angegeben.<br />

Himmelskörper g(m/s 2 )<br />

Sonne 274 Mars 3.93<br />

Merkur 3.7 Jupiter 25.9<br />

Venus 8.87 Saturn 9.28<br />

Erde 9.81 Uranus 9.01<br />

Mond 1.62 Neptun 1.6<br />

Tabelle 1.2: Fallbeschleunigung an der Oberäche einiger Himmelskörper<br />

Abbildung 1.2: Astronaut mit Gepäck auf der Mondoberäche.<br />

Ein Astronaut hat eine durchschnittliche <strong>Masse</strong> von 80 kg. Hinzu kommt der Raumanzug<br />

mit dem Lebenserhaltungssystem (PLSS: Protable Life Support System) mit einer<br />

<strong>Masse</strong> von ebenfalls etwa 80 kg. Somit beträgt die Gesamtmasse 160 kg. Auf der Erde entspricht<br />

diese <strong>Masse</strong> einer <strong>Gewichtskraft</strong> von 1600 N. Da die Fallbeschleunigung auf dem<br />

Mond nur ein sechstel der Erdfallbeschleunigung beträgt, ist die <strong>Gewichtskraft</strong> auf dem<br />

Mond 270 N. Es ist allerdings falsch zu behaupten, dass die Gesamtmasse des Astonauten<br />

auf dem Mond nur 27 kg beträgt, da die <strong>Masse</strong> unabhängig vom Ort ist.<br />

4 Dieser Zusammenhang lässt sich unter Verwendung des Gravitationsgesetzes von Newton beweisen,<br />

wobei:<br />

F = G m1m2<br />

r 2<br />

G: Gravitationskonstante; m i: <strong>Masse</strong> des Planeten bzw. des Körpers; r: Abstand zwischen dem Mittelpunkt<br />

beider Körper


6 KAPITEL 1. GEWICHTSKRAFT UND MASSE<br />

Die Fliehkräfte<br />

Unterschiedliche Fallbeschleunigungen ndet man nicht nur auf verschiedenen Himmelkörpern.<br />

Auch auf der Erde unterliegt die Fallbeschleunigung geringen Schwankungen<br />

(Tabelle 1.3). Man erkennt, dass die Fallbeschleunigung am Nord- bzw. Südpol einen maximalen,<br />

am Äquator einen minimalen Wert hat.<br />

Erde g (N/kg)<br />

Nord-, Südpol 9.83<br />

Mitteleuropa 9.81<br />

Äquator 9.78<br />

Tabelle 1.3: Fallbeschleunigungen auf der Erde<br />

Die Erde dreht sich in etwa 24 St<strong>und</strong>en 5 um ihre eigene Achse. Hierbei wirken, wie auf<br />

jedem Karussell Fliehkräfte (siehe Abb. 1.3). Diese sind vom Zentrum der kreisförmigen<br />

Bewegung nach aussen gerichtet <strong>und</strong> nehmen mit zunehmender Geschwindigkeit zu. Ein<br />

Körper, der sich am Äquator bendet bewegt sich mit einer höherern Bahngeschwindigkeit<br />

als ein Körper, der sich auf einem höheren Breitengrad bendet. Auf eine sich am Äquator<br />

bendende <strong>Masse</strong> wirkt also eine grössere Fliehkraft, als auf einen Körper, der sich auf<br />

einem höheren Breitengrad bendet. Die nach aussen gerichtete Fliehkraft führt zu einer<br />

Verringerung der <strong>Gewichtskraft</strong>; also zu einer Verringerung der Fallbeschleunigung.<br />

Abbildung 1.3: Darstellung der zurückgelegten Strecken auf der Erdoberäche für ein bestimmtes<br />

Zeitintervall. Je grösser die Bahngeschwindigkeit, um so grösser die radial nach<br />

aussen gerichtete Fliehkraft.<br />

5 Für eine Drehung der Erde um 360 ◦ braucht die Erde 23 h 56 min <strong>und</strong> 4 s (siderischer Tag); nicht<br />

zu verwechseln mit den 24 h, innerhalb deren die Sonne wieder an der gleichen Stelle am Himmel steht<br />

(synodischer Tag).


1.3. DIE FALLBESCHLEUNIGUNG 7<br />

Die Form der Erde<br />

Neben den auf die Erde wirkenden Fliehkräfte spielt auch die Form der Erde eine Rolle.<br />

Die Erde ist keine perfekte Kugel, sondern an den Polen etwas abgeacht (Abb. 1.4). Man<br />

kann sie vergleichen mit einem Ellipsoid 6 . Somit bendet sich der Erdäquator etwas weiter<br />

vom Erdmittelpunkt entfernt, als die beiden Pole 7 .<br />

Abbildung 1.4: Die Erde kann näherungsweise als Kugel dargestellt werden. Berücksichtigt man<br />

die Polabplattung sowie weitere Einüsse auf das Schwerefeld der Erde, so kann diese auch als<br />

Ellipsoid bzw. als Geoid dargestellt werden.<br />

Die Höhe über dem Erdboden<br />

Die Stärke der Erdanziehungskraft hängt neben der <strong>Masse</strong> der Erde von der Entfernung<br />

zwischen Erde <strong>und</strong> Körper ab. Je weiter sich der Körper von der Erde entfernt, um so<br />

geringer ist die Anziehungskraft <strong>und</strong> somit auch die Erdbeschleunigung. Folgende Tabelle<br />

1.4 gibt einige Beispiele für die <strong>Gewichtskraft</strong> eines Körpers der <strong>Masse</strong> m = 1 kg über<br />

Erdboden an.<br />

F G (N) h (km)<br />

9.8 0<br />

3.1 5 000<br />

1.5 10 000<br />

0.2 36 000<br />

Tabelle 1.4: <strong>Gewichtskraft</strong> einer <strong>Masse</strong> von 1 kg in unterschiedlichen Höhen über dem Erdboden.<br />

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Geoidbestimmung<br />

7 Der mittlere Erdradius beträgt: R 0 = 6371 km. Der Radius am Äquator beträgt 6378 km, am Pol<br />

6357 km. Die maximale Dierenz beträgt also etwa 21 km


8 KAPITEL 1. GEWICHTSKRAFT UND MASSE<br />

Abbildung 1.5: Fallbeschleunigung g in Abhängigkeit von der Höhe über dem Erdboden.<br />

Aus der Tabelle 1.4 bzw. aus der Abbildung 1.5 ist zu erkennen, dass die Fallbeschleunigung<br />

in z.B. 10 km Höhe etwa 9.79 N/kg <strong>und</strong> in 300 km Höhe immerhin noch fast<br />

9 N/kg beträgt. In dieser Höhe umkreist die Internationale Raumstation ISS oder das<br />

Space Shuttle die Erde. Dass ein Astronaut schwerelos erscheint liegt nicht daran, dass die<br />

Anziehungskraft der Erde vernachlässigbar ist, sondern dass die <strong>Gewichtskraft</strong> des Astronauten<br />

durch die auf ihn wirkende Fliehkraft ausgeglichen wird.<br />

1.4 Das Sonnensystem<br />

Abbildung 1.6: Das Sonnensystem. Die Grössenverhältnisse sind im Massstab angegeben, jedoch<br />

nicht die Abstände.


1.5. AUFGABEN 9<br />

Bis vor einigen Jahren wurde Pluto noch als Planet aufgeführt. Seit kurzem wird er<br />

allerdings zur Kategorie der Kleinplaneten gezählt. Somit ist er vergleichbar mit Körpern<br />

aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars <strong>und</strong> Jupiter (z.B.: Ceres, Pallas, Juno, ... ) oder<br />

mit Körpern aus dem Kuiper-Gürtel, der sich jenseits des Neptuns bendet. Hier sind<br />

inzwischen Himmelskörper gef<strong>und</strong>en worden, die zum Teil gröÿer sind als Pluto!<br />

Merkur Venus Erde Mars Jupiter Saturn Uranus Neptun<br />

r (km) 2439 6052 6378 3396 70850 60000 25400 24300<br />

ρ (kg/dm 3 ) 5.4 5.2 5.5 3.9 1.4 0.7 1.3 1.8<br />

R m 57.9 108.2 149.6 227.9 778.3 1427 2870 4497<br />

T (h) 1407 5832 23.93 24.62 9.84 10.24 15.6 18.5<br />

T O 88 d 224.7 d 365.26 d 687 d 11.86 a 29.46 a 84.01 a 164.8 a<br />

Tabelle 1.5: Unser Sonnensystem in Zahlen. r: Radius; ρ: Dichte; R m : mittlere Entfernung<br />

von der Sonne; T : Rotationsperiode; T O : Umlaufzeit um die Sonne.<br />

1.5 Aufgaben<br />

1. Auf einem unbekannten Planeten wird folgende Messreihe aufgenommen:<br />

F G (N) m (kg) . . . . . .<br />

2.2 . . . . . . . . .<br />

8 2.5 . . . . . .<br />

a) Vervollständige die Messreihe.<br />

b) Zeichne das vollständige m − F G -Diagramm.<br />

c) Welche allgemeine Schlussfolgerung kann man aus der Messreihe ziehen?<br />

2. Auf dem Mond wird während einer Messreihe eine Fallbeschleunigung von 1.65 N/kg<br />

gemessen. Der genaue Wert sollte allerdings 1.62 N/kg betragen. Bestimme die absolute<br />

<strong>und</strong> relative Abweichung.<br />

3. Beträgt die Fallbeschleunigung überall auf dem Mond 1.62 N/kg?<br />

a) Welchen Einuss hat die Eigenrotation des Mondes auf die Fallbeschleunigung?<br />

Erkl?re.<br />

b) Gebe einen weiteren möglichen Gr<strong>und</strong> für die Abweichung an. Erkläre kurz.<br />

4. Wie lange braucht der Mond, um einmal um seine eigene Achse zu drehen?<br />

5. Ein Körper hat eine <strong>Gewichtskraft</strong> von 10 Newton auf einem ersten Planeten. Welche<br />

<strong>Gewichtskraft</strong> hat der gleiche Körper auf einem zweiten Planeten, wenn die Fallbeschleunigung<br />

dort 3 mal grösser als auf dem ersten Planeten ist. Das Resultat ist zu<br />

beweisen.<br />

6. Berti der Eisbär hat eine <strong>Gewichtskraft</strong> von 1200 Newton auf dem Nordpol. Er freut<br />

sich auf seine Reise zum Aquator, denn dort darf er mehr Fisch essen, ohne schwerer<br />

zu sein. Soweit zu seinen Erinnerungen aus dem Physikunterricht. Wieviel Gramm<br />

oder Kilogramm darf Berti nun mehr essen, um das gleiche Gewicht auf die Waage<br />

zu bringen? Lohnt sich die Reise? Welche <strong>Masse</strong> hätte Berti in der Schwerelosigkeit?


10 KAPITEL 1. GEWICHTSKRAFT UND MASSE


Kapitel 2<br />

Das Federgesetz<br />

Die Äste eines Baumes werden vom Wind gebogen. Der Tennisschläger wird durch den<br />

Schlag auf den Ball verformt. Beide nehmen in der Regel nach der Verformung ihre urspüngliche<br />

Gestalt an. Weitere Beispiele sind in den Abbildungen 2.1 <strong>und</strong> 2.2 1 dargestellt.<br />

Abbildung 2.1: Moderne Stäbe bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststo (GFK), <strong>und</strong><br />

haben einen Durchmesser von etwa fünf Zentimetern <strong>und</strong> sind hohl. Je nach Gewicht <strong>und</strong><br />

Kraft des Springers <strong>und</strong> der Sprunghöhe variiert die Länge <strong>und</strong> Dicke des Stabes.<br />

Abbildung 2.2: Das Bogenschieÿen beruht auf dem Prinzip eines elastischen Stabes (Bogen),<br />

der mit einer Bogensehne gespannt wird. Je stärker die Spannkraft des Bogens <strong>und</strong><br />

je länger der Auszug der Sehne ist, desto schneller, weiter, geradliniger <strong>und</strong> durchschlagskräftiger<br />

iegt der Pfeil. Die Spannkraft des Bogens variiert zwischen wenigen Pf<strong>und</strong> (bei<br />

einem Auszug von 28 Zoll) bei Kinderbögen bis über 60 Pf<strong>und</strong> bei trainierten Schützen.<br />

Man sagt, sie wurden von der Kraft elastisch verformt. Wäre jedoch eine Verformung<br />

zurückgeblieben, so wären sie von der Kraft plastisch verformt worden. Einige Körper<br />

weisen beim Einwirken einer Kraft eine elastische Verformung auf. Ein Beispiel hierfür ist<br />

die Schraubenfeder.<br />

1 1 britisches Pf<strong>und</strong> (Po<strong>und</strong>) = 0.453 kg 1 Zoll (inch) = 2.54 cm<br />

11


12 KAPITEL 2. DAS FEDERGESETZ<br />

2.1 Die Federkonstante<br />

2.1.1 Versuchsbeschreibung<br />

Eine Schraubenfeder hat ohne Einwirken<br />

einer Kraft eine natürliche Länge s 0 .<br />

Wirkt eine Kraft F auf diese Feder, so verlängert<br />

sie sich um den Betrag ∆s. In der<br />

folgenden Versuchsreihe wird der Zusammenhang<br />

zwischen der auf eine Schraubenfeder<br />

wirkenden Kraft F <strong>und</strong> der Verlängerung<br />

∆s der Feder untersucht. Als einfach<br />

zu bestimmende Kräfte werden die<br />

Gewichtskräfte von bekannten <strong>Masse</strong>n genommen.<br />

2.1.2 Messergebnisse<br />

Die Kräfte (aus F = F G = m · g) werden in der ersten Spalte der Tabelle 2.1 eingetragen.<br />

Die an einem Massband abgelesenen Verlängerungen der Schraubenfeder werden<br />

in der zweiten Spalte eingetragen. Bestimme die Genauigkeit der <strong>Gewichtskraft</strong> <strong>und</strong> der<br />

gemessenen Verlängerung.<br />

F G (N)<br />

∆s (cm)<br />

Mittelwert:<br />

Tabelle 2.1: Messwerte der <strong>Gewichtskraft</strong> in Abhängigkeit von der Verlängerung der Feder<br />

Vergleiche die Werte der beiden ersten Kolonnen. Was kann man feststellen? Berechne<br />

den Quotient aus der <strong>Gewichtskraft</strong> <strong>und</strong> der <strong>Masse</strong> <strong>und</strong> trage die Werte in der dritten<br />

Kolonne ein.


2.1. DIE FEDERKONSTANTE 13<br />

2.1.3 Das m − F G -Diagramm<br />

Im folgenden Diagramm wird die <strong>Gewichtskraft</strong> F G in Abhängigkeit von der Verlängerung<br />

der Schraubenfeder ∆s aufgetragen. Achte auf eine korrekte Beschriftung der Achsen.<br />

✻<br />

Nachdem die Messpunkte eingetragen sind, wird eine Ausgleichsgerade durch die Messpunkte<br />

gelegt. Diese soll möglichst nahe an allen Messpunkten liegen.<br />

Bestimmung der Steigung p der Geraden:<br />

✲<br />

p = ∆F<br />

∆s<br />

= F 2 − F 1<br />

s 2 − s 1


14 KAPITEL 2. DAS FEDERGESETZ<br />

2.1.4 Beobachtungen <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

Sowohl aus der Messtabelle, als auch aus dem Diagramm lassen sich folgende Schlussfolgerungen<br />

ziehen:<br />

• wird die Kraft verdoppelt, verdoppelt sich auch die Verlängerung; wird die Kraft<br />

verdreifacht, verdreifacht sich auch die Verlängerung; u.s.w.<br />

• der Quotient aus Kraft <strong>und</strong> Verlängerung ergibt (näherungsweise) eine Konstante;<br />

• die graphische Darstellung der Kraft in Abhängigkeit von der Verlängerung ist eine<br />

Gerade, die durch den Ursprung verläuft.<br />

Aus diesen Beobachtungen kann man schluÿfolgern, daÿ die Kraft F proportional zur<br />

Verlängerung ∆s der Schraubenfeder ist; d.h.: F ∼ ∆s. Anders ausgedrückt:<br />

F<br />

∆s = konst = D<br />

F = D · ∆s (2.1)<br />

Feder- oder Hooke-Gesetz<br />

D: Federkonstante; hängt von der Art der Feder ab<br />

Einheit der Federkonstante<br />

[D] = [F ]<br />

[∆s] = N cm<br />

Die Einheit der Federkonstante ist also N/cm. Beträgt die Federkonstante zum Beispiel<br />

3 N/cm, heisst das, dass eine Kraft von 3 Newton notwendig ist, um die Feder um einen<br />

cm zu verlängern.


2.2. ELASTISCHE UND PLASTISCHE VERFORMUNG 15<br />

2.2 Elastische <strong>und</strong> plastische Verformung<br />

Für viele Körper ist bei nicht zu groÿen Kräften die Zugkraft F proportional zur Verlängerung<br />

∆s <strong>und</strong> es gilt das Federgesetz (Hooksches Gesetz). In Abb. 2.3 in Abhängigkeit von<br />

der Verlängerung für zwei unterschiedliche (elastische) Schraubenfedern dargestellt. Man<br />

erkennt, dass die Messpunkte in beiden Fällen auf einer Geraden liegen (die Kraft ist also<br />

proportional zur Verlängerung). Die Geraden weisen jedoch eine unterschiedliche Steigung<br />

(pente) auf. Eine gröÿere Steigung entspricht einer gröÿeren Federkonstante. Nach einer<br />

elastischen Verformung nimmt der Körper wieder seine ursprüngliche Form an.<br />

Abbildung 2.3: Zusammenhang zwischen Kräften <strong>und</strong> Verlängerungen bei zwei Federn.<br />

In Abb. 2.4 ist die Verlängerung für einen Kupferdraht aufgetragen. Zunächst steigt die<br />

Kraft proportional zur Verlängerung; dies entspricht der elastischen Dehnung des Drahtes.<br />

Ab einer Kraft von etwa 5 N verformt sich der Draht plastisch. Nach einer plastischen<br />

Verformung geht der Körper nicht mehr in seine Ausgangsform zurück.<br />

Abb. 2.5 zeigt die Messungen an einem Gummiband. Die Kraft <strong>und</strong> die Verlängerung<br />

sind nicht proportional zueinander. Als Folge der Kraft nimmt das Gummiband selbst<br />

bei kleinern Kraftbeträgen seine ursprüngliche Länge nicht wieder an. Wiederholt man<br />

gleich groÿe Krafteinwirkungen auf das Gummiband, so erhält man deshalb verschiedene<br />

Verlängerungen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist ein Gummiband kein guter Kraftmesser.<br />

Abbildung 2.4: Kräfte <strong>und</strong> zugehörige Verlängerungen<br />

bei einem Kupferdraht<br />

Abbildung 2.5: Kräfte <strong>und</strong> zugehörige Verlängerungen<br />

bei einem Gummiband


16 KAPITEL 2. DAS FEDERGESETZ<br />

2.3 Aufgaben<br />

1. Zeichne das ∆s − F -Diagramm für eine Feder mit der Federkonstante D = 1200N/m<br />

im Intervall von 0 cm bis 20 cm.<br />

2. Eine <strong>Masse</strong> von 700 g wird an einer Feder der Federkonstante D = 5 N/cm befestigt.<br />

Um wieviel cm verlängert sich die Feder.<br />

3. Eine Feder hat eine ursprüngliche Länge von 12 cm. Nachdem eine <strong>Masse</strong> von 150 g<br />

an ihr befestigt wurde, hat die Feder eine Gesamtlänge von 15.5 cm. Bestimme die<br />

Federkonstante.<br />

4. Ein Würfel aus Eisen mit einer Seitenlänge von 3 cm wird an einer Feder mit der Federkonstante<br />

D = 5 N/cm. Bestimme die Verlängerung der Feder, wenn die Messung<br />

am Nordpol bezw. am Äquator durchgeführt wird.<br />

5. Eine Kugel aus Eisen (7.8 kg/dm 3 ) wird an einer Feder (5 N/cm) befestigt. Auf dem<br />

Planeten Epsilon Drakulanis (12.3 N/kg) verlängert sich die Feder um 7 cm mehr<br />

als auf der Erde. Bestimme die <strong>Masse</strong> <strong>und</strong> den Durchmesser der Kugel.<br />

6. Ein Zylinder aus Aluminium, dessen Höhe 8 cm beträgt, dehnt eine Feder auf dem<br />

Mond um 5 cm. Die Feder hat im unbelasteten Zustand eine Länge von 10 cm. Die<br />

Federkonstante beträgt 10 N/cm <strong>und</strong> die Dichte des Aluminiums beträgt 2.7 kg/dm 3 .<br />

Welchen Radius hat der Zylinder?<br />

7. An einer Feder mit der Gesamtlänge von 20 cm ist eine <strong>Masse</strong> von 300 g befestigt.<br />

Werden an dieser Feder zusätzlich 100 g befestigt, verlängert sich die Feder um 3 cm.<br />

a) Bestimme die Federkonstante.<br />

b) Bestimme die Länge der Feder ohne <strong>Masse</strong>n.

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