Kooperatives Lernen - Pädagogische Hochschule Salzburg
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VORWORT<br />
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Bleibt die imnler wieder gestellte Frage nach dem Lern- untl Leistungszuwachs tier<br />
behinderten !vie der nicht behinderten Kinder. Die vorliegenden Studien zeigen, dass<br />
das bewusste Umgehen von LehrerInnen und Lehrern rnit Heterogenitiit zu einer angenlessenen<br />
Forderung aller Schiilerinnen und Schiiler fuhrt (Bless & Klayhofer 1991, Durnkc<br />
i993). Studien daruber, \vie sich eine konsequente Arbeit nach den1 Konzept des Kooperativen<br />
<strong>Lernen</strong>s in Integrationsklassen auf die Schulerleistungen auswirkt, liege11 clerzeit<br />
fur Deutschland noch nicht vor. Zu beobachten ist allerdings, dass in Integrationsklassen<br />
.. eine erhel~liche Reduzierung des Klilssenunterrichts . . . zuyunsten von Einzel-, Partnerund<br />
Gruppenarbeit stattgefunden" hClt (Dumke 1997, S. 344). <strong>Kooperatives</strong> <strong>Lernen</strong> konnte<br />
hier zu einer Anreicherung fuhren, die auch irn kognitiven Bereich zu noch gunstlgeren<br />
Ergebnissen fiihrt. Zudem konnte <strong>Kooperatives</strong> <strong>Lernen</strong> die Sch~velle fiir Lehrerinnen und<br />
Lehrer, sich mit integrativer Erziehung zu beschhftiyen, niedriger werden lassen, da es<br />
fur viele Alltagssituationen erprobte ui~cl ubertragbare Gestaltungsangebote macht.<br />
Leider hat sich das deutsche Biltiungssystern t~isher der integrativen Erziehung nicht<br />
ausreichend angenommen. Ein konseyuentes Akzeptieren von Heterogenitiit als Lernchance<br />
fur alle Schulerinnen und Schiiler, eine Ausbildung von Lehrkraften fur das<br />
Umgehen damit so~vie der Abschied von einer stark selektierenden Schulkultur (die sich<br />
irn internationalen Vergleich eben nicht als besonders leistungsfordernd enviesen hat]<br />
konnten Bewegung in unser erstarrtes Systern bringen.<br />
LVas bisher fehlt, sind integrative Konzepte, die das disparate professionelle und ~nethociische<br />
Konnen, das theoi-etische Wissen iiber Lehr- ~lnd Lernprozesse zusammenbringen<br />
und zu I!nterrichtskompeterlzen werden lassen. Sie entstehen derzeit u. a. an Schulen,<br />
die nach Orientierungen suchen, die sich in hTetzwerken zusammentun und - selten systematisch,<br />
dafiir aber oft erfolgreich - eine praxistaugliche uncl zukunftsfhhige Didaktik<br />
l~etreiben. Oder anders gesagt: Sie beginnen, eine neue Lernkultur zu etablieren, die<br />
u.a, kooperatives <strong>Lernen</strong> im Klassenzimmer und im Kollegium beinhaltet.<br />
So begirlnt die Diskussion um kooperatives Gruppenlernen die um den offenen Unterricht<br />
abzulosen - und zugleich begegnen wir einem Phanomen, das auch die Bewegung<br />
offener Unterricht pragte: Die schulische Praxis ist vielerorts weiter als die Erziehungswisienschaft<br />
und die Allgemeine Didaktik zur Kenntnis nehmen. Und andernorts scheint [lie<br />
- padagogische - Zeit stehen geblieben zu sein. Trotz verordneter Schulprograrnmarbeit,<br />
trotz des so genannten PISA-Schocks, der bisher letztlich nicht allzu vie1 bewirkt hat;<br />
und auch die Einfuhrung von Bildungsstandards muss ja ihre niveausteigernde Wirkung<br />
In Deutschland zunachst einmal beweisen. Ein Blick auf die Lhnder, deren Schiilerinnen<br />
und Schuler bei PISA durch ein hohes Kompetenzniveau auffielen, zeigt, dass dort keineslvegs<br />
die Standards allein zum Erfolg fuhrten.<br />
<strong>Kooperatives</strong> <strong>Lernen</strong> wie es in Durham - und nicht nur dort - praktiziert wird, ist ein<br />
~ntegrativer,entwicklungsorientierter Ansatz. Und er ist etwas anderes als dils Gruppenlernen,<br />
das viele Lehrerinnen und Lehrer mit der Benlerkung ,, . . . hatten wir doch<br />
alles schon! " abqualifizieren. Es stellt im Sinne der schulischen Qualitatsdiskussion eine<br />
..best practice" im Klassenraum wie im Lehrerzimrner dar: alltagspraktisch und methodisch,<br />
bezuglich der geforderteri kognitiven \vie sozialen Kompetenzen. Insofern ist es<br />
tdtsachlich eines fur alles . . .<br />
Dietlinde Hedwig Heclrt