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Kooperatives Lernen - Pädagogische Hochschule Salzburg

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VORWORT<br />

-<br />

- i~j-ieauf deren Individualitat und weniger Wert auf Gehorsam ~lnd Unterordnung (Fend<br />

:(188,S. 113fi.). Nicht wenige Lehrerinnen und Lehrer nehrnen das Verhalten heutiger<br />

~lnderals ,,weniger nornliert" sowie ,,schlechter vorhersehbar" wahr und beklagen eine<br />

Zunahme auffalligen Schiilerverhaltens" (Juryens 1996, S. 26).<br />

In einer gegenlaufigen Diskussionslinie werden die sozialen Kompetenzen der Lehrainnen<br />

und Lehrer selbst thematisiert - ein bisher wenig beachteter Aspekt ihrer Prore~sionalitat.Lehrer<br />

mussen heute sehr komplexen Anforderungen geniigen. Sie miissen<br />

2inerseits ,, Umgangsformen und Verhaltensreqeln durchsetzen", urn Anspruchen an ihre<br />

..<br />

:\lassenfiihrung sowie an den Leistungszuwachs der Kinder gerecht zu werden, sie sollen<br />

mdererseits ,,moglichst viel Rucksicht auf die Individualitat und psrchische Befindlich-<br />

~eitder einzelnen Schiiler neh~nen" und ,, ohne implizite Abqualifizierung " auf ein ,, sehr<br />

3reites Verhaltensspektrum von Kindern" reagieren (Jurgens 1996, S. 291. Dies gelingt<br />

:lei weitem nicht allen. So stellt Bohnsack fest, dass ,,die Kompetenz" von Lehrerinnen<br />

llnd Lehrern ,,auf diesem Gebiet [...I zwar individuell verschieden" sei, oft aber auch<br />

-chlichtweg fehle, so dass sie ,,oft an Widerstantlen von oder Problemen mit SchiilerIn-<br />

:len scheitern, alternative Lehr-Lernverfahren verfriiht aufgeben und bekehrt zu traditi-<br />

~nellehrerzentrierten oder gar autoritaren Praktiken zuruckkehren" (Bohnsack 1996,<br />

5. 66). Das Umcjehen nlit Heterogenitat - und damit ist ja nicht nur das Leistungsspektrunl<br />

gemeint - scheint vielen Padagoginnen und Padayogen schwer zu fallen. Ein Ergebnis,<br />

dils PISA wriederum rnit Blick auf die so genannten Optirnalklassen - jenen Klassen, in<br />

c!enen abnehmende Leistungsunterschiede zwischen den <strong>Lernen</strong>den be] einem insyesamt<br />

iiberdurchschnittlich hohen Lernzuwachs zu verzeichnen sind - bestatigt hat.<br />

GemaR der Philosophie Nor111 Greens sind Lehrende imrner zugleich auch - kooperativ<br />

- <strong>Lernen</strong>de. Beispielsweise, indem sie genleinsam !lerausfinden, was in ihrem ganz<br />

alltaglichen Unterricht gut ist und wo Veranderungen, etlva andere Arbeitsformen,<br />

lnethodische oder mediale Anreicherungen zu hoherer Lernmotivation und -effektivitat<br />

fuhren konnen. Beim Kooperativen <strong>Lernen</strong> geht es nicht urn Lehrerkritik oder gar Lehrerschelte,<br />

sondern um konsequentes Enrichment. Und um eine Kultur der gegenseitiyen<br />

Unterstiitzung. Insofern kann kooperatives <strong>Lernen</strong> kaum auf das je eiqene Klassenzimnler<br />

beschrankt bleiben, sondern sollte zumindest im Laufe der Zeit die gesamte Schule<br />

erfassen. <strong>Kooperatives</strong> <strong>Lernen</strong> ist keine Disziplin fur Einzelkampfer . . .<br />

Studien zu den huswirkungen von Lehrerverhalten a~lf die Sozialstruktur von Schulergruppen<br />

haben u. a. ergeben, dass ,,Errnutigung, Geduld, Achtung und Hilfe der<br />

Lehrerinnen und Lehrer (. . .) die Entwicklung einzelner Schuler und den Umgang" insofern<br />

fordern, ,,als ,4ngste ab- und Selhstvertrauen zunahmen, sich weniger Ablehnung<br />

und mehr Gegenseitigkeit zeigte" (Petillon 1982, S. 442). Gelingt es Lehrern nicht, eine<br />

solche wrertschatzende Haltung geyenuber ihren SchulerInnen einzunehmen, unterstiitzen<br />

sie darnit - unbewusst - Ausgrenzungsprozesse. Zudem bestatigt ein Blick auf<br />

die zahlreichen amerikanischen Untersuchungen zum Cooperative Learning, dass ,,das<br />

blone Zusammenbringen von Schulerinnen und Schiiler zu Gruppen weder fachlich noch<br />

sozial notwendig zu positiveren Ercjebnissen fiihrt als konkurrenzorientierte Lernprozesse"<br />

(Bohnsack 1996, S. 651.). Aus diesem Grund wird auf Gruppenbildungsprozesse und<br />

eine unterstutzende Feedback-Kultur heim Kooperativen <strong>Lernen</strong> viel Wert gelegt - und<br />

zunachst auch Zeit investiert.

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