03.11.2013 Aufrufe

Kooperatives Lernen - Pädagogische Hochschule Salzburg

Kooperatives Lernen - Pädagogische Hochschule Salzburg

Kooperatives Lernen - Pädagogische Hochschule Salzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einleitung<br />

\.\-as stellen Sie sich eigentlich vor, wenn Sie an ,,UnterrichtU denken? Irgendeine struk-<br />

-urierte und ritualisierte Forrnen des Lehrens und <strong>Lernen</strong>s in Schulen? Individualisiertes<br />

[ocler kooperatives Lenen? Mischformen? Was in einzelnen Klassenzimmern vor sich geht,<br />

ergibt bekanntlich sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder: Frontal- und Projektunter-<br />

:-icht, lehrerdominierten und schulerorientierten Unterricht, Freiarbeit und fragend-ent-<br />

-.\-ickelnde Unterrichtsgespriiche, langweilige Stunden und mitreiRende. Und manches<br />

andere. Was davon ist ,,guter" Unterricht? Und warum? Oder musste man moglicherweise<br />

ganz andere Fragen stellen?<br />

In der teils heftig und kontrovers, mit mehr Emphase als empirischer Erkenntnis getuhrten<br />

Diskussion uber den so genannten offenen Unterricht, der manchen Padagogen<br />

1,er se als ,,guterU Unterricht galt, tauchen manche Detailergebnisse erst sehr spiit auf.<br />

Etxva die 1999 erschienene Studie von Lipowsky zur Lernzeitnutzung von Schulern in<br />

offenen Lernsituationen. Zu ihren nachdenklich machenden Ergebnissen zahlt beispiels-<br />

:I-eise, dass die Schulerinnen und Schuler, die ,,ihr Lerntempo selbst bestimmen konnten<br />

:~nd alleine arbeiteten . . . ihre Lernzeit weniger aufgabenbezogen" nutzen, ,,als wenn<br />

jie in Partner- oder Gruppenarbeit mit Mitschulern interagierten oder die Zuwendung<br />

cles Lehrers im gemeinsamen Klassenunterricht mit anderen Schulern teilen mussten"<br />

I Lipowsky 1999, S. 81).<br />

Zu fragen ist wiederurn, ob nicht die positiven Effekte ,,im Personlichkeitsbereich"<br />

>owie in der Akzeptanz von Schule, Lehrern und Unterricht (GiaconialHedges 1982,<br />

.5.599), die fur offenen Unterricht ,,typischU sind, eben mit diesen nicht aufgabenbezogenen<br />

Aktivitiiten - was beispielsweise personliche Geprache meint - zu tun haben.<br />

Die Untersuchungen Goetzes zum Verhalten lernschwacher Schulerinnen und Schuler<br />

im offenen Unterricht zeigen, dass ,,Kooperation in Spielsituationen meist erfolgreich<br />

umgesetzt" wurde, aber ,,mit aufgabenbezogener Zusammenarbeit erhebliche Schwierigkeiten<br />

bestanden". Zugleich fuhlten die Schuler sich irn offenen Unterricht ,,grundsatzlich<br />

wohler" und zeigten ,,grofies Interesse an sozialen Kontakten untereinander",<br />

das sich u, a. in ,,gemeinsarnen Spielen und freien Gruppengespriichen" auRerte (Goetze<br />

2000, S. 270 f.).<br />

Was also wollen Sie unter gutem Unterricht verstehen? Einen Unterricht, der scheinbar<br />

IViderspriichliches in sich vereint? Der die Leistungsstarken fordert und zugleich den<br />

IVissensabstand zu den Leistungsschwachen verringert? Der personlichkeitsbildend wirkt<br />

und zugleich Kompetenzen fordert? Lese- und Medienkompetenz, Rechtschreib- und Problernlosekompetenz<br />

usw? Oder wollen wir bescheidener bleiben und als guten Unterricht<br />

lenen bezeichnen, der bei allen Kindern einer Klasse einen hohen Leistungszuwachs<br />

bewirkt, ohne die sozialen und kommunikativen Aspekte des <strong>Lernen</strong>s und Lehrens zu<br />

x-ernachliissigen? Wenn das so ist, kommen sie nicht umhin, sich mit kooperativem <strong>Lernen</strong><br />

zu beschaftigen.<br />

Werfen wir also einen Blick auf den Leistungsdspekt. Forschungen zu den Determinanten<br />

von Schulleistung haben - vor allem im anglo-amerikanischen Raum - eine lange<br />

Tradition. Allerdings haben sich im Nachhinein nur einige der - zahlreichen - untersuchten<br />

EinflussgroRen als aussagekraftig erwiesen (Fend 1998, S. 313). Dazu ziihlen Unter-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!