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1 1. Zusammenfassung - Université de Neuchâtel

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2. Forschungsplan<br />

Forschungsstand<br />

Allgemein: Das geplante Forschungsmodul ist im weiteren Zusammenhang <strong>de</strong>r Literature and Science-Studies<br />

anzusie<strong>de</strong>ln, in <strong>de</strong>ren Rahmen in <strong>de</strong>n vergangenen rund 40 Jahren verschie<strong>de</strong>ne Zugänge zu einer avancierten<br />

Erforschung <strong>de</strong>r Wechselverhältnisse zwischen Literatur und Wissenschaft entwickelt wur<strong>de</strong>n. Einen guten,<br />

systematisieren<strong>de</strong>n Überblick über dieses weite Feld vermittelt ein ausführlicher Forschungsbericht, <strong>de</strong>n Nicolas<br />

Pethes 2003 vorlegte (Pethes 2003). In <strong>de</strong>n letzten Jahren sind neben einer ganzen Reihe von Monographien auch<br />

verschie<strong>de</strong>ne Sammelbän<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n, die die Diskussion dokumentieren (vgl. z.B. Elsner/Frick 2004,<br />

Macho/Wunschel 2004, Dotzler/Weigel 2005, Schmitz-Emans 2008, Elm 2010). Und wie virulent entsprechen<strong>de</strong><br />

Fragestellungen in <strong>de</strong>r aktuellen Literatur- und Kulturwissenschaft sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nun seit<br />

kurzem auch schon eine einschlägige Einführung mit ausführlicher Bibliographie vorliegt (Klausnitzer 2008) und dass<br />

beim Metzler-Verlag ein entsprechen<strong>de</strong>s Handbuch vorbereitet wird, welches 2012 erscheinen soll (Borgards et al.<br />

2012); ein Handbuch übrigens, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Antragssteller als Beiträger beteiligt ist.<br />

Ganz allgemein zeichnen sich die aktuellen Literature and Science-Studies durch eine ausgeprägte<br />

Sensibilität für die rhetorische Verfasstheit wissenschaftlicher Texte und die Partizipation literarischer Texte an<br />

disziplinenübergreifen<strong>de</strong>n Wissenszusammenhängen und Wissensstrukturen aus. Das zeigt sich beispielsweise im<br />

englischen Sprachraum an Arbeiten, die (seit <strong>de</strong>n 1980er Jahren) im weiteren Umfeld <strong>de</strong>s New Historicism entstan<strong>de</strong>n<br />

sind; im <strong>de</strong>utschen Diskussionszusammenhang vor allem an Studien, die (seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 1990er Jahre) unter <strong>de</strong>m<br />

Label einer „Wissenspoetik“ o<strong>de</strong>r „Poetologie <strong>de</strong>s Wissens“ vorgelegt wur<strong>de</strong>n (Vogl 1997, 1999, 2002). Bei<strong>de</strong><br />

Ansätze, sowohl <strong>de</strong>r New Historicism, für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Name Stephen Greenblatt steht, als auch die „Poetologie <strong>de</strong>s<br />

Wissens“, wie sie von Joseph Vogl auf <strong>de</strong>n Begriff gebracht wur<strong>de</strong>, können – wie auch Jürgen Links<br />

„Interdiskursanalyse“ (Link 1988) – gleichsam als Fortsetzung von Michel Foucaults Konzept einer<br />

„Wissensgeschichte“ mit literaturwissenschaftlichen Mitteln bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Die Frage freilich, wie unter <strong>de</strong>m von<br />

Foucault geleiteten Blick und im Zeichen einer „entgrenzten Philologie“ (Borgards/Neumeyer 2004) immer auch die<br />

differentia specifica <strong>de</strong>r literarischen Texte im Auge behalten wer<strong>de</strong>n kann und von welchem Wissensbegriff jeweils<br />

auszugehen ist, ist eine Quelle immer neuer Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen (vgl. z.B. Stiening 2007/ Vogl 2007) Für ein<br />

Forschungsmodul, wie das hier vorgeschlagene, heißt das, dass auf einer ganz allgemeinen Ebene genau diese<br />

grundlegen<strong>de</strong> Frage – ausgehend vom konkreten Material – immer wie<strong>de</strong>r neu gestellt wer<strong>de</strong>n soll. Damit soll in<br />

diesem Modul auch ein Beitrag zur entsprechen<strong>de</strong>n übergreifen<strong>de</strong>n Theorie<strong>de</strong>batte geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Epochenspezifisch: Die in <strong>de</strong>r <strong>Zusammenfassung</strong> angesprochene Verzeitlichung und Historisierung <strong>de</strong>r Natur fin<strong>de</strong>t<br />

seit <strong>de</strong>m ausgehen<strong>de</strong>n 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt statt. Im vorliegen<strong>de</strong>n Projekt geht es mithin um die Relation zwischen <strong>de</strong>r<br />

Literatur und <strong>de</strong>n wissenschaftlichen Disziplinen <strong>de</strong>r Geologie, Paläontologie, Zoologie und Biologie seit <strong>de</strong>r Zeit um<br />

1800 – das heißt, seit jener Zeit, da sich die genannten Disziplinen auch überhaupt erst in ihrer mo<strong>de</strong>rnen Form<br />

auszudifferenzieren begannen (Bowler/Pickstone 2009). Das Wissen über die nun im Zeichen <strong>de</strong>r Verzeitlichung<br />

gedachte Natur war noch keineswegs gefestigt; vielmehr war es Inbegriff unsicheren Wissens, und gera<strong>de</strong> diese<br />

Unsicherheit in Kombination mit <strong>de</strong>n noch unscharfen Disziplinengrenzen macht das umrissene Forschungsgebiet zu<br />

einem beson<strong>de</strong>rs lohnen<strong>de</strong>n Gegenstand für eine <strong>de</strong>zidiert literaturwissenschaftlich ausgerichtete Wissensgeschichte.<br />

Nimmt man die literaturwissenschaftliche Forschung zur Geschichte <strong>de</strong>s Verhältnisses von Literatur und<br />

Wissenschaft vom ausgehen<strong>de</strong>n 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt bis heute in <strong>de</strong>n Blick, fällt auf, dass sich die einschlägigen<br />

Untersuchungen immer wie<strong>de</strong>r auf dieselben Jahrzehnte konzentriert haben. So gibt es sowohl zur Goethezeit als auch<br />

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