03.11.2013 Aufrufe

direkt intern - Die kfd

direkt intern - Die kfd

direkt intern - Die kfd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>direkt</strong><br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Kölner Projekt Familienpatinnen:<br />

Bewährungsprobe bestanden<br />

„Würde“: <strong>kfd</strong>-Sommerakademie mit<br />

Prof. Elisabeth Schüssler Fiorenza<br />

Rot-Grüne Minderheitsregierung in<br />

NRW: Krafts Quotenkabinett<br />

Wenig Chancen für neuen<br />

Ethik-Beirat des Bundestages<br />

Frauen in kommunalpolitischen<br />

Spitzenpositionen kaum vertreten<br />

Nach dem Leipziger PID-Urteil:<br />

Bioethischer Burgfrieden ist dahin<br />

Studie: 100 Prozent Strom aus<br />

erneuerbaren Quellen möglich<br />

„Führungskräfte-Monitor 2010“:<br />

Nichts Neues in den Chefetagen<br />

Mit Maria Jepsen verliert die<br />

Evangelische Kirche die 2. Bischöfin<br />

Missbrauchsskandal: McKinsey<br />

empfiehlt eine neue Synode<br />

Bischof Bode spricht sich für mehr<br />

Fraueneinfluss in der Kirche aus<br />

Nr. 08/09<br />

Aug./Sept. 2010<br />

Informationsdienst<br />

der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands


2<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

„Projekt FamilienPatinnen“ des <strong>kfd</strong>-Diözesanverbandes Köln:<br />

<strong>Die</strong> Idee hat die Alltagsprobe bestanden<br />

<strong>Die</strong> Zahlen sprechen für sich: Familienpatinnen haben in den<br />

letzten drei Jahren 75 Familien mit insgesamt mehr als 160<br />

Kindern zur Seite gestanden. Das geht aus dem Abschlussbericht<br />

der <strong>kfd</strong>-Stiftung St. Hedwig zu diesem vom <strong>kfd</strong>-Diözesanverband<br />

Köln initiierten „Projekt FamilienPatinnen“<br />

hervor. Er wurde am 13. Juli der Presse vorgestellt. Damit hat<br />

sich die ehrenamtliche Begleitung von Familien, die dringend<br />

Hilfe für die Bewältigung des Alltag brauchen, bewährt.<br />

(BT) Nicht für jede werdende Mutter<br />

oder Familie sind Schwangerschaft<br />

und Geburt Grund zur uneingeschränkten<br />

Freude. <strong>Die</strong> Zahl der<br />

Ratsuchenden, darunter viele alleinstehende<br />

Mütter mit Migrationshintergrund,<br />

wächst und damit auch die<br />

Anzahl derer, die von den alltäglichen<br />

Anforderungen, die kleine Kinder und<br />

das Leben mit der Familie stellen,<br />

überfordert sind. <strong>Die</strong>se Erfahrungen<br />

jedenfalls machen die Mitarbeiterinnen<br />

der kirchlichen Beratungsstellen<br />

„esperanza“.<br />

Esperanza gehört mit zu den Kooperationspartnern<br />

der <strong>kfd</strong>-Stiftung<br />

St. Hedwig, die das „Projekt Familien-<br />

Patinnen“ vor gut drei Jahren auf den<br />

Weg gebracht hat. 78 Frauen wurden<br />

für die Aufgabe der Familienpatin<br />

geschult und auf ihren wöchentlichen<br />

ehrenamtlichen Einsatz in den Familien<br />

vorbereitet, der zwischen sechs<br />

Wochen und 2,5 Jahren dauerte.<br />

<strong>Die</strong> meisten Familienpatinnen sind<br />

selbst Mütter und Großmütter und<br />

profitieren bei ihrem Einsatz von der<br />

eigenen Lebenserfahrung. Sie treffen<br />

oft auf alleinerziehende Mütter oder<br />

unterstützungsbedürftige Familien<br />

mit neugeborenen oder mehreren<br />

kleinen Kindern, denen sie zunächst<br />

aufmerksame Gesprächspartnerinnen<br />

sind. Vor allem kennen sie sich mit<br />

praktischen Fragen aus, beispielsweise<br />

mit der Organisation des Haushaltes,<br />

dem Umgang mit Krisen oder mit Themen<br />

wie Hygiene und Rechtsfragen.<br />

„Es geht ganz klar um die Unterstützung<br />

und Stärkung der Mutter. Das<br />

ist per Vertrag eindeutig definiert und<br />

grenzt die Aufgaben auch unmissver-<br />

ständlich gegen die eines Babysitters<br />

oder einer Haushaltshilfe ab“, erklärt<br />

die Bonner Beraterin Anita Zart-<br />

Schulz. Esperanza arbeite schon lange<br />

mit Ehrenamtlichen zusammen und<br />

sei sehr froh, mit der Familienpatin<br />

ein zusätzliches Beratungsangebot für<br />

Schwangere machen zu können, ergänzt<br />

Ulrike Schubert, Geschäftsführerin<br />

des SkF im Rhein-Erft-Kreis.<br />

Beide Frauen loben die <strong>kfd</strong> als<br />

Ideengeberin dieses Vernetzungsprojektes,<br />

das an die von Bund und Ländern<br />

finanzierten Modellprogramme<br />

wie „Frühe Hilfen durch soziale Frühwarnsysteme“<br />

anschließen will und<br />

sich als Präventivmaßnahme versteht.<br />

„Sinn dieses Projektes war es, eine<br />

Idee anzuschieben und möglichst viel<br />

Öffentlichkeit damit zu erreichen, um<br />

auch andere Träger für ein solches<br />

sinnvolles Vorhaben zu begeistern und<br />

mit ins Boot zu holen. Und das ist uns<br />

gelungen“, resümiert <strong>kfd</strong>-Geschäftsführerin<br />

Ursula Sänger-Strüder. Obwohl<br />

das Projekt für den Diözesanverband<br />

Ende März bereits offiziell endete,<br />

wird die Stiftung St. Hedwig mit<br />

weiteren Zuwendungen dafür sorgen,<br />

dass die Initiative, die sich als tragfähiges<br />

Netz für alle Beteiligten erwiesen<br />

hat, sowohl in der Stadt Bonn als auch<br />

im Rhein-Erft-Kreis weiterlaufen kann.<br />

Am 1. Juli gestorben:<br />

<strong>Die</strong> <strong>kfd</strong> trauert um<br />

Luzia Moormann<br />

(bro) Nicht einmal fünf Jahre Ruhestand<br />

waren der langjährigen<br />

Geschäftsführerin des <strong>kfd</strong>-Bundesverbandes<br />

vergönnt: Luzia Moormann<br />

ist am 1. Juli im Alter von 66<br />

Jahren nach längerer Krankheit in<br />

Düsseldorf gestorben. Nach dem<br />

Studium hatte die Diplomkauffrau<br />

zunächst in der freien Wirtschaft gearbeitet.<br />

1978 wurde sie Geschäftsführerin<br />

des damaligen <strong>kfd</strong>-Zentralverbandes<br />

– 34 Jahre jung und als<br />

erste Frau in dieser Position. Nach<br />

Umstrukturierungen im Verband<br />

und in der Bundesgeschäftsstelle<br />

war sie zuletzt Abteilungsleiterin.<br />

<strong>kfd</strong>-Diözesanverband Hildesheim will schulen:<br />

„Bibelerzählerinnen“ gesucht<br />

(PM) <strong>Die</strong> Bibel lebt davon, dass sie erzählt<br />

wird. Durch die mündliche Weitergabe<br />

biblischer Geschichten können<br />

ihre Lebensweisheiten mit dem Leben<br />

der Menschen heute in Verbindung gebracht<br />

und nutzbar gemacht werden.<br />

Angelehnt an Märchenerzählerinnen<br />

plant der <strong>kfd</strong>-Diözesanverband Hildesheim,<br />

Frauen zu befähigen, anderen<br />

Menschen biblische Geschichten<br />

nahezubringen. Das Projekt steht in<br />

Zusammenhang mit der Ausstellung<br />

„Mitten im Leben“, die 2011 in der<br />

Hildesheimer Jakobikirche zu sehen<br />

sein wird. Im Mittelpunkt stehen die<br />

Geschichten der biblischen Frauen, die<br />

auch in der Ausstellung zu sehen sind,<br />

z. B. Sara, Miriam, Rut und Noomi,<br />

Maria und Elisabeth, Maria Magdalena<br />

und die kanaanäische Frau.<br />

Das Projekt startet am 29./30. Oktober.<br />

Im Anschluss daran sollen sich<br />

Gruppen bilden, die selbstständig<br />

weiterarbeiten können. Im Laufe des<br />

Projektes lernen die Teilnehmerinnen,<br />

sich die Hintergründe der jeweiligen<br />

Bibelstelle zu erschließen durch Exegese<br />

und feministische Bibelauslegung.<br />

Und sie gehen den Fragen nach:<br />

Wie werden Geschichten lebendig<br />

erzählt? Wie finde ich meinen eigenen<br />

Erzählstil? Wie kann ich die jeweilige<br />

Geschichte auch bildlich darstellen,<br />

anderen erfahrbar machen?<br />

Mehr Informationen im Netz: www.<br />

bit.ly/dpnzoE<br />

August/September 2010


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

<strong>kfd</strong>-Sommerakademie mit Elisabeth Schüssler Fiorenza<br />

Würde: Ein kleines Wort<br />

mit großer Bedeutung<br />

Das Thema „Würde“ stand<br />

im Mittelpunkt der diesjährigen<br />

Sommerakademie<br />

des <strong>kfd</strong>-Bundesverbandes<br />

vom 1. bis 4. Juli in Mainz.<br />

Hauptreferentin war Elisabeth<br />

Schüssler Fiorenza,<br />

Harvard-Professorin und feministische<br />

Befreiungstheologin<br />

der ersten Stunde.<br />

<strong>Die</strong> inzwischen über 70-Jährige begeisterte<br />

die Teilnehmerinnen mit<br />

ihren klaren Analysen, Methoden<br />

und ihrer Persönlichkeit. Anhand von<br />

„Hermeneutischen Tanzschritten“<br />

wurden biblische, kirchliche und literarische<br />

Texte kritisch untersucht und<br />

gesellschaftliche und kirchliche Herrschaftsverhältnisse<br />

aufgedeckt.<br />

Dass die Vision einer Ekklesia der<br />

Frauen (Kirche als Nachfolgegemeinschaft<br />

von Gleichgestellten) nur mit<br />

einem radikal-demokratischen Verständnis<br />

lebbar ist, wurde auch im guten<br />

und wertschätzenden Miteinander<br />

während der Sommerakademie erfahrbar.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmerinnen brachten<br />

ihre Visionen kreativ zu Papier und<br />

diskutierten, wie diese Visionen zu<br />

realisieren sind.<br />

<strong>Die</strong> systematische Theologin und<br />

Lehrstuhlinhaberin Saskia Wendel<br />

(Köln) bot einen philosophisch-anthropologischen<br />

Zugang zu der Frage, was<br />

die Würde des Menschen ausmacht.<br />

Ihr Ansatz: <strong>Die</strong> „Selbstvertrautheit“<br />

begründet die Würde des Menschen. In<br />

der Tatsache, dass kein anderer Mensch<br />

so fühlen kann, wie ich mich fühle, liegt<br />

die Einmaligkeit und Subjektivität und<br />

damit die Würde eines jeden einzelnen<br />

Menschen als leib-seelische Einheit.<br />

<strong>Die</strong> Ethikerin und Privatdozentin<br />

Monika Bobbert (Heidelberg) stellte<br />

Patientenverfügungen vor – ihre Chancen<br />

und auch Schwierigkeiten gerade<br />

angesichts der neuen Gesetzeslage.<br />

Verschiedene Patientenverfügungen<br />

wurden kritisch diskutiert, Voraussetzungen<br />

geprüft und die <strong>kfd</strong>-Positionen<br />

in der Broschüre „Leben bis zuletzt“<br />

(2009) in die Diskussion mit einbezogen.<br />

– Im Herbst werden Unterlagen<br />

zur Sommerakademie ins <strong>kfd</strong>-Extranet<br />

eingestellt. „Leben bis zuletzt“ kann<br />

hier kostenlos bestellt werden: www.<br />

<strong>kfd</strong>-bundesverband.de/shop.html<br />

Monika Altenbeck<br />

Grenzüberschreitung:<br />

<strong>kfd</strong> entsetzt über<br />

Leipziger PID-Urteil<br />

(PM) Mit Bestürzung hat die <strong>kfd</strong> das<br />

Urteil des Bundesgerichtshofs in<br />

Leipzig zur Kenntnis genommen,<br />

das die Selektion von Embryonen<br />

nach künstlicher Befruchtung<br />

straffrei stellt. Das Verfahren der<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />

ist nach dem deutschen Embryonenschutzgesetz<br />

verboten. „Mit dem<br />

Freispruch eines Mediziners, der in<br />

mehreren Fällen die PID zur genetischen<br />

Auswahl von außerhalb des<br />

Mutterleibes erzeugten Embryonen<br />

angewandt hat, werden hier klare<br />

ethische Grenzen überschritten“,<br />

empört sich <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Maria Theresia Opladen.<br />

Und weiter: „Eltern wünschen<br />

sich gesunde Kinder. Aber genau wie<br />

Spätabbrüche nach Pränataldiagnostik<br />

bedeutet PID eine Selektion<br />

von menschlichem Leben. Sie leistet<br />

einmal mehr der Ausgrenzung<br />

behinderter Menschen in unserer<br />

Gesellschaft Vorschub.“ Gleichzeitig<br />

wachse der Druck auf Eltern, nur<br />

gesunde Kinder zur Welt zu bringen.<br />

Opladen: „Alle Kinder sind ein Geschenk<br />

Gottes, und es gebietet die<br />

Würde des Menschen, sie so anzunehmen,<br />

wie sie zur Welt kommen.<br />

Der Gesetzgeber ist jetzt aufgefordert,<br />

hier klare Grenzen zu ziehen.“<br />

3<br />

Kurz notiert<br />

Eine starke Gemeinschaft I<br />

Unter dem Motto „Unsere <strong>kfd</strong> – Eine<br />

starke Gemeinschaft“ steht die 2. bundesweite<br />

Aktionswoche vom 25. September<br />

bis 2. Oktober. Alle <strong>kfd</strong>-Gruppen<br />

sind aufgerufen, in dieser Zeit eine<br />

Seite im geplanten 30 Kilo schweren<br />

„Mega-Buch“ zu füllen und sich online<br />

auf der großen <strong>kfd</strong>-Deutschlandkarte<br />

zu platzieren. Mehr im Netz: www.aktionswoche2010.<strong>kfd</strong>-bundesverband.de/<br />

home.html<br />

Eine starke Gemeinschaft II<br />

Der <strong>kfd</strong>-Diözesanvorstand Freiburg ist<br />

beim Diözesantag mit Erzbischof Robert<br />

Zollitsch eine Wette eingegangen:<br />

Beteiligen sich mindestens 111 der 694<br />

<strong>kfd</strong>-Pfarrgruppen im Erzbistum an der<br />

bundesweiten <strong>kfd</strong>-Aktionswoche? Der<br />

<strong>kfd</strong>-Diözesanvorstand meint Ja. Wenn er<br />

gewinnt, lädt Zollitsch eine ausgeloste<br />

Gruppe und den Vorstand ins Ordinariat<br />

ein. Andernfalls deckt der Vorstand dem<br />

Erzbischof den Tisch mit nachhaltig erzeugten<br />

Produkten aus der Region.<br />

„<strong>kfd</strong> – konsum-fair-durchdacht“<br />

<strong>Die</strong> <strong>kfd</strong> hat ein Modellprojekt zum Thema<br />

Klimaschutz gestartet. In zwei Modulen<br />

(am 4. und 5. Oktober 2010 und vom 28.<br />

Februar bis 2. März 2011) bereiten sich<br />

die Teilnehmerinnen auf ihren persönlichen<br />

Beitrag zum Klimaschutz in ihrem<br />

verbandlichen Handlungsfeld vor. Teilprojekte<br />

werden zwischen März und<br />

September 2011 realisiert und in der<br />

Abschlussveranstaltung am 8. und 9.<br />

September 2011 präsentiert und zur<br />

weiteren Verbreitung dokumentiert.<br />

Jubiläumskollekte tut Gutes<br />

Jeweils 1.540 Euro für die Frauenhäuser<br />

in Kaiserslautern und Speyer übergaben<br />

jetzt Vertreterinnen des <strong>kfd</strong>-Diözesanverbandes<br />

Speyer. <strong>Die</strong> Geldspenden<br />

wurden gesammelt beim großen Festgottesdienst<br />

des Diözesanverbandes<br />

anlässlich seines 50-jährigen Bestehens<br />

am 12. Juni. Zum Jubiläumsfest kamen<br />

mehr als 1.500 Besucherinnen.<br />

August/September 2010


4<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Rot-grüne Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen:<br />

Hannelore Krafts Quotenkabinett<br />

Ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik: In<br />

Nordrhein-Westfalen stehen jetzt zwei Frauen an der Spitze<br />

einer Landesregierung. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (49,<br />

SPD) verweist stolz auf ein geschlechterparitätisch besetztes<br />

Kabinett und hat mit Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (53,<br />

Bündnisgrüne) einen weiblichen "Vize". Der Frauenanteil im<br />

neuen Landtag stagniert aber mit 49 von 181 bei 27 Prozent.<br />

(bro) Neben Kraft und Löhrmann sitzen<br />

drei SPD-Frauen und eine Vertreterin<br />

der Grünen mit sechs Männern<br />

(fünf von der SPD) am Kabinettstisch.<br />

<strong>Die</strong> 56-jährige gelernte Lehrerin Ute<br />

Schäfer (SPD) verfügt bereits über<br />

ministerielle Erfahrung: Von 2002 bis<br />

2005 war sie Schulministerin. Jetzt<br />

steht sie dem Ministerium für Familie,<br />

Kinder, Jugend, Kultur und Sport vor.<br />

Neue Ministerin für Innovation,<br />

Wissenschaft und Forschung ist Svenja<br />

Schulze. <strong>Die</strong> Germanistin und Sozialwissenschaftlerin<br />

war in der letzten<br />

Legislaturperiode Sprecherin der SPD-<br />

Landtagsfraktion für Umwelt, Verbraucherschutz<br />

und Landwirtschaft.<br />

Mit 40 Jahren ist sie das jüngste Kabinettsmitglied.<br />

Aus Berlin nach Düsseldorf wechselte<br />

Dr. Angelica Schwall-Düren. Von<br />

Haus aus Gymnasiallehrerin und Familientherapeutin,<br />

war sie bislang Stellvertretende<br />

Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion<br />

für Angelegenheiten<br />

der Europäischen Union. <strong>Die</strong> 62-Jährige<br />

leitet das Landesministerium für<br />

Bundesangelegenheiten, Europa und<br />

Medien.<br />

Zum grünen Urgestein gehört Barbara<br />

Steffens, Ministerin für Gesundheit,<br />

Emanzipation, Pflege und Alter.<br />

<strong>Die</strong> Chemikerin (48) war seit dem Jahr<br />

2000 Landtagsabgeordnete.<br />

Noch vier Jahre länger bei den Grünen<br />

und fünf Jahre länger im Landtag<br />

ist die neue Stellvertretende Ministerpräsidentin<br />

Sylvia Löhrmann. <strong>Die</strong><br />

Gesamtschullehrerin leitet das Ministerium<br />

für Schule und Weiterbildung.<br />

Ihre neue Chefin Hannelore Kraft ist<br />

Diplom-Ökonomin und hat als Unternehmensberaterin<br />

und Projektleiterin<br />

gearbeitet, ehe sie 2000 in den Landtag<br />

kam. Von April 2001 bis November<br />

2002 war sie Ministerin für Bundesund<br />

Europaangelegenheiten, danach<br />

bis 2005 Ministerin für Wissenschaft<br />

und Forschung.<br />

Noch ein Blick auf die Staatssekretärsebene:<br />

Hier ist man mit drei<br />

Frauen neben zwölf Männern weit von<br />

jeder Quote entfernt. In der Presse fand<br />

vor allem die Staatssekretärin für Integration<br />

im Ministerium für Arbeit, Integration<br />

und Soziales Beachtung: <strong>Die</strong><br />

41-jährige Sozialdemokratin Zülfiye<br />

Kaykin war bis Mai Geschäftsführerin<br />

einer Moschee-Begegnungsstätte.<br />

Kristina Schröder:<br />

Familienleistungen<br />

auf dem Prüfstand<br />

(KNA) <strong>Die</strong> Bundesregierung will die<br />

Wirkung aller familienpolitischen<br />

Leistungen prüfen. Bundesfamilienministerin<br />

Kristina Schröder<br />

sagte der „Süddeutschen Zeitung“,<br />

in einem mehrjährigen Prozess werde<br />

untersucht, ob die Leistungen<br />

des Staats die frühkindliche Bildung,<br />

die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf und die Wahlfreiheit der<br />

Familien stärken. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

würden bis 2013 vorliegen. Bis dahin<br />

sollen außerdem für 35 Prozent<br />

der unter Dreijährigen Kitaplätze<br />

zur Verfügung stehen. <strong>Die</strong>ses Ziel zu<br />

erreichen sei wichtig, da ab August<br />

2013 Eltern einen Rechtsanspruch<br />

auf einen Platz hätten, so Schröder.<br />

Sie rief dazu auf, das Angebot des<br />

Elterngeldes noch stärker zu nutzen<br />

als bisher. Insbesondere Vorgesetzte<br />

sollten davon Gebrauch machen.<br />

Bundestag debattierte fast zwei Stunden lang:<br />

Religionsfreiheit ist allen heilig<br />

(epd) Der Bundestag hat sich für einen<br />

weltweiten Schutz der Religionsfreiheit<br />

ausgesprochen. In einer fast zweistündigen<br />

Debatte waren sich die Fraktionen<br />

am 8. Juli in Berlin allerdings<br />

uneinig in der Frage, ob der Schutz<br />

von Menschen christlichen Glaubens<br />

im Mittelpunkt der Forderungen stehen<br />

sollte. Regierungsfraktionen und<br />

Opposition wollen sich in ihren Beratungen<br />

nach der Sommerpause bemühen,<br />

einen gemeinsamen Antrag zur<br />

Religionsfreiheit zu verabschieden.<br />

Der Vorsitzende der Unionsfraktion<br />

Volker Kauder verwies darauf,<br />

dass in mehr als 60 Staaten die Religionsfreiheit<br />

eingeschränkt oder nicht<br />

vorhanden sei. Christen würden am<br />

häufigsten verfolgt. Er sei dafür, dass<br />

in Deutschland Moscheen gebaut<br />

werden dürften. „Aber ich erwarte das<br />

Gleiche von allen anderen Ländern<br />

in der Welt“, sagte Kauder. Christen<br />

müssten etwa in der Türkei ebenso<br />

Kirchen bauen dürfen wie Muslime<br />

Moscheen in Deutschland errichten<br />

dürften. Bundesaußenminister Guido<br />

Westerwelle forderte, die Religionsfreiheit<br />

auch in Deutschland in vollem<br />

Umfang umzusetzen. Er bezeichnete<br />

sie zudem als zentralen Teil der<br />

aktiven Menschenrechtspolitik der<br />

Bundesregierung. „Wenn Millionen<br />

Christen weltweit ihren Glauben nicht<br />

leben dürfen, wollen wir dazu nicht<br />

schweigen“, so der Minister.<br />

<strong>Die</strong> Oppositionsfraktionen unterstützten<br />

die Forderungen, kritisierten<br />

aber die Fokussierung auf verfolgte<br />

Christen. Über Menschenrechtsverletzungen<br />

dürfe nicht unter quantitativen<br />

Aspekten gesprochen werden,<br />

betonte der menschenrechtspolitische<br />

Sprecher der SPD, Christoph Strässer.<br />

Wenn andere verfolgte religiöse Minderheiten<br />

am Rande gelassen würden,<br />

sei die deutsche Menschenrechtspolitik<br />

nicht glaubwürdig.<br />

August/September 2010


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

5<br />

Regierungsfraktionen gegen „geschlossene Zirkel“:<br />

Wenig Chancen für neuen<br />

Ethik-Beirat im Parlament<br />

Der Bundestag wird in dieser<br />

Wahlperiode wohl keinen<br />

Ethik-Beirat einrichten.<br />

Ein Gruppenantrag von<br />

SPD, Grünen und Linken<br />

wurde am 1. Juli abgelehnt.<br />

Er wird noch in den Ausschüssen<br />

des Parlaments<br />

beraten, hat aber nach Einschätzung<br />

von Abgeordneten<br />

wenig Erfolgsaussichten.<br />

(epd) In der vergangenen Wahlperiode<br />

hatte der Bundestag parallel zum<br />

Deutschen Ethikrat einen neunköpfigen<br />

parlamentarischen Ethik-Beirat<br />

einberufen. Vorsitzender war der SPD-<br />

Forschungspolitiker René Röspel. 2008<br />

nahmen der Deutsche Ethikrat und der<br />

Ethik-Beirat die Arbeit auf. Der Beirat<br />

sollte Anregungen, Wünsche und Aufträge<br />

aus dem Bundestag entgegennehmen<br />

und an den Ethikrat weiterleiten.<br />

Wegen der Bundestagswahl beendete<br />

der Ethikbeirat 2009 seine Arbeit<br />

und übergab einen Tätigkeitsbericht.<br />

Röspel hatte Anfang des Jahres eine<br />

Initiative gestartet, um erneut einen<br />

Ethik-Beirat einzurichten.<br />

Das stößt bei Union und FDP jedoch<br />

auf Ablehnung. <strong>Die</strong> notwendigen<br />

Debatten gehörten nicht in einen<br />

geschlossenen Zirkel, sondern in alle<br />

zuständigen Fachausschüsse und Beratungen<br />

der Fraktionen, erklärte der<br />

gesundheitspolitische Sprecher der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens<br />

Spahn. <strong>Die</strong> Diskussion über ethische<br />

Fragen der Entwicklung und Anwendung<br />

in der modernen Medizin müsse<br />

sowohl in der Öffentlichkeit als auch<br />

im Parlament geführt werden.<br />

<strong>Die</strong> Vergangenheit habe gezeigt,<br />

dass die Mehrzahl der Themen aufgrund<br />

ihrer hohen Komplexität meist<br />

in der Zuständigkeit mehrerer Fachausschüsse<br />

liege. Zudem solle die<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Ethikrat intensiviert werden, empfahl<br />

Spahn. Zu dieser Zusammenarbeit habe<br />

der Ethik-Beirat in der vorigen Legislaturperiode<br />

zu wenig beigetragen,<br />

um ihn erneut einzurichten.<br />

Sachverständige vor dem Familienausschuss:<br />

Teilzeit führt zu Nachteil auf Dauer<br />

(hib) Immer mehr Frauen in Deutschland<br />

sind erwerbstätig, allerdings<br />

steigt die Arbeitszeit der einzelnen<br />

Frauen nicht. Das sagte Professor<br />

Gerhard Bosch, Mitglied der Sachverständigenkommission<br />

Gleichstellung,<br />

am 7. Juli im Familienausschuss des<br />

Bundestages bei der Präsentation<br />

eines Zwischenberichts zur Erstellung<br />

des Ersten Gleichstellungsberichts der<br />

Bundesregierung. Er soll bis Dezember<br />

2010 vorliegen. Ein Wechsel in Teilzeitarbeit<br />

sei ein „Nachteil auf Dauer“, da<br />

es den wenigsten Frauen gelinge, später<br />

wieder Vollzeit zu arbeiten.<br />

<strong>Die</strong> Kommission werde aus solchen<br />

Erkenntnissen „handlungsorientierte<br />

Empfehlungen zur Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern in der Lebensverlaufsperspektive<br />

entwickeln“,<br />

sagte deren Vorsitzende Professorin<br />

Ute Klammer. Empirisch untersucht<br />

würde die Frage, wie es mit der Gleichstellung<br />

in der Praxis aussehe und wie<br />

die Politik mögliche Defizite beheben<br />

könne. Als Beispiel nannte Klammer<br />

die ungleiche Bezahlung von Frauen<br />

und Männern. Der Erste Gleichstellungsbericht<br />

werde dazu konkrete<br />

Verbesserungsvorschläge machen.<br />

Deutschland könne es sich nicht länger<br />

leisten, Frauen gut auszubilden<br />

und ihnen dann, etwa nach einer Auszeit<br />

für die Kinder, den Wiedereinstieg<br />

zu erschweren. Weitere Themen des<br />

Berichts sollen auch der Einfluss von<br />

Rollenbildern und -stereotypen auf<br />

das Recht sein, „der vor allem in rechtlichen<br />

Regelungen zu Familie und Ehe<br />

mitprägend ist“, so Klammer.<br />

Namen<br />

Kerstin Griese<br />

<strong>Die</strong> 43-Jährige zieht als Nachrückerin<br />

für die in die NRW-Landesregierung<br />

gewechselte Angelica<br />

Schwall-Düren wieder in den Bundestag<br />

ein. Ihm gehörte sie bereits<br />

von 2000 bis 2009 an, davon sieben<br />

Jahre als Vorsitzende des Familienausschusses<br />

und ab 2006 Beauftragte<br />

ihrer Fraktion für Kirchen<br />

und Religionsgemeinschaften.<br />

Barbara John<br />

<strong>Die</strong> langjährige Ausländerbeauftragte<br />

des Berliner Senats, jetzt<br />

Vorstandsmitglied des Paritätischen<br />

Gesamtverbandes, wurde<br />

neue Beiratsvorsitzende der Antidiskriminierungsstelle<br />

des Bundes.<br />

Er berät die Stelle bei der Vorlage<br />

von Berichten und Empfehlungen<br />

an den Deutschen Bundestag und<br />

kann auch zu wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen eigene Vorschläge<br />

unterbreiten.<br />

Iveta Radicová<br />

Als erste Frau in diesem Amt ist sie<br />

seit Anfang Juli Ministerpräsidentin<br />

der Slowakischen Republik. <strong>Die</strong><br />

53-jährige Soziologieprofessorin<br />

führt eine bürgerliche Koalition an.<br />

Annette Widmann-Mauz<br />

<strong>Die</strong> Parlamentarische Gesundheits-<br />

Staatssekretärin und CDU-Politikerin<br />

hat am 13. Juli einen Runden<br />

Tisch „Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf im Gesundheitswesen“<br />

einberufen. Rund 60 Prozent der<br />

Berufsanfänger im ärztlichen Bereich<br />

und 80 Prozent der Krankenhausmitarbeiter<br />

sind Frauen.<br />

Marwa El-Sherbini<br />

Ein Jahr nach der Ermordung der<br />

Ägypterin im Dresdner Landgericht<br />

ist dort am 1. Juli eine Gedenktafel<br />

enthüllt worden. Mehr als 200<br />

Menschen gedachten mit einer<br />

Schweigeminute der schwangeren<br />

31-Jährigen, die während eines<br />

Prozesses niedergestochen wurde.<br />

August/September 2010


6<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Frauenanteil in kommunalpolitischen Spitzenpositionen sinkt weiter:<br />

Eine Merkel macht noch keinen Sommer<br />

Frauen sind gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in allen<br />

kommunalpolitischen Führungspositionen in deutschen<br />

Großstädten nach wie vor unterrepräsentiert. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt das zweite Genderranking, das ein politikwissenschaftliches<br />

Forschungsteam an der Fernuniversität in<br />

Hagen (Prof. Dr. Lars Holtkamp, Dr. Elke Wiechmann und Jan<br />

Pfetzing) im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung erstellt hat.<br />

(PM/bro) Das Forschungsteam hat<br />

hierfür die Internetseiten der Großstädte<br />

erfasst, statistisch ausgewertet<br />

und fehlende Daten durch Vor-Ort-<br />

Recherchen ergänzt. Fazit: Je wichtiger<br />

Ämter in der Kommunalpolitik werden,<br />

desto stärker ist die Unterrepräsentanz<br />

von Frauen. <strong>Die</strong> neuen Zahlen<br />

belegen außerdem, dass der Frauenanteil<br />

in politischen Spitzenpositionen<br />

seit 2008 – als das erste Genderranking<br />

erstellt wurde – zum Teil deutlich sank.<br />

Stagniert der Frauenanteil unter<br />

allen Ratsmitgliedern in deutschen<br />

Großstädten bei 33 Prozent, so sinkt<br />

ihr Anteil auf dem Oberbürgermeisterposten<br />

um fünf Prozent auf nur<br />

noch 12,7 Prozent. Der Frauenanteil<br />

sank ebenfalls bei den Ausschussvorsitzenden<br />

(von 25,9 Prozent in<br />

2008) auf 22,4 Prozent und bei den<br />

Fraktionsvorsitzenden von 20,6 auf<br />

18,9 Prozent. Einzig auf der Dezernentenebene<br />

zeigt sich ein positiver<br />

Saldo – hier stieg der Frauenanteil von<br />

18,5 auf 19,9 Prozent. Besonders stark<br />

gesunken sind die Frauenanteile bei<br />

der SPD in nahezu allen Positionen.<br />

<strong>Die</strong> Quote scheine hier sehr deutlich<br />

an Bedeutung zu verlieren, kommentiert<br />

das Forschungsteam. Auch aus<br />

dem neuen Genderranking ist die Stadt<br />

Frankfurt am Main als Siegerin hervorgegangen.<br />

Dort sind 40 Prozent der<br />

Ratsmitglieder und der Dezernenten<br />

weiblichen Geschlechts. Neben einer<br />

Oberbürgermeisterin kann die Stadt<br />

auch damit punkten, dass der Hälfte<br />

aller Ausschüsse Frauen vorsitzen.<br />

Tabellenletzte bleibt – wie bereits<br />

im Genderranking 2008 – die Stadt<br />

Salzgitter. Im Kommunalparlament<br />

dieser Großstadt sind nur 17,0 Prozent<br />

Ratsmitglieder weiblich. Bei den Fraktionsvorsitzenden,<br />

Dezernenten, wesentlichen<br />

Ausschussvorsitzenden und<br />

auf dem Bürgermeisterstuhl ist nicht<br />

eine Frau ausfindig zu machen.<br />

Lars Holtkamp: „<strong>Die</strong> Kanzlerschaft<br />

von Angela Merkel kann nicht darüber<br />

hinwegtäuschen, dass wir von<br />

der Gleichberechtigung in der Politik<br />

immer noch sehr weit entfernt sind.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die<br />

Großstädte im Gegenteil sogar den<br />

Rückwärtsgang eingelegt haben.“<br />

Mehr Details der Studie im Netz:<br />

www.bit.ly/bM4xos<br />

Mehr als 9 Millionen:<br />

Babyjahre steigern<br />

meist Frauenrenten<br />

(PM) Bei rund 9,4 Millionen Renten<br />

werden Zeiten der Kindererziehung<br />

in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

berücksichtigt. Von der<br />

Anrechnung profitieren zu rund 97<br />

Prozent Frauen und nur rund drei<br />

Prozent Männer. Hierauf weist die<br />

„Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund“ hin. Für Geburten bis 1991<br />

werden das erste Jahr, für Geburten<br />

ab 1992 die ersten drei Jahre nach<br />

der Geburt angerechnet. <strong>Die</strong> Berechtigten<br />

werden so gestellt, als<br />

würden sie jeweils das Durchschnittseinkommen<br />

aller Versicherten<br />

in Höhe von zurzeit rund 32.000<br />

Euro im Jahr verdienen. Für ein Jahr<br />

Kindererziehung ergibt sich – so<br />

die „Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund“ – aktuell eine monatliche<br />

Rentensteigerung von bis zu 27,20<br />

Euro in den alten und 24,13 Euro in<br />

den neuen Bundesländern.<br />

Müttergenesungswerk ruft nach der Politik:<br />

Kassen drücken sich um Mütterkuren<br />

(KNA) Immer seltener bewilligen<br />

Krankenkassen Kuren für Mütter und<br />

Mutter-Kind-Erholungsmaßnahmen.<br />

<strong>Die</strong> Ablehnung durch die Kassen stieg<br />

von 27 Prozent im Jahr 2008 auf 31<br />

Prozent in 2009, teilte die Geschäftsführerin<br />

des Müttergenesungswerks<br />

(MGW), Anne Schilling, in Berlin mit.<br />

<strong>Die</strong>se Quote sei alarmierend hoch.<br />

„<strong>Die</strong> Mütter sind zum Spielball der<br />

Krankenkassen geworden, weil sie<br />

keine Lobby haben und man bei ihnen<br />

leicht sparen kann“, bemängelte Schilling.<br />

Sie bewertete die Ablehnungspraxis<br />

der Kassen als „gesetzeswidrig“.<br />

Seit 2007 sei der Rechtsanspruch auf<br />

Mutter-Kind-Kuren gesetzlich verankert.<br />

„Trotzdem versuchen die Krankenkassen,<br />

die Anträge der Frauen<br />

abzulehnen“, so Schilling.<br />

Häufig werde die Ablehnung damit<br />

begründet, dass noch nicht alle ambulanten<br />

Maßnahmen ausgeschöpft<br />

seien, erläuterte sie. Dabei schreibe das<br />

Gesetz den Vorrang stationärer Hilfe<br />

für Mütter fest. „Hier wird auf Kosten<br />

der Mütter gespart, die oft nicht mehr<br />

die Kraft haben, lange Widerspruchswege<br />

zu gehen.“<br />

Von der Politik fordert das Müttergenesungswerk<br />

eine stärkere Kontrolle<br />

der Krankenkassen. Dazu könne eine<br />

Pflicht zur Berichterstattung beitragen.<br />

Zudem seien klarere Regelungen<br />

zur Anwendung des Gesetzes notwendig.<br />

Zugleich ermutigt das MGW kranke<br />

Mütter ausdrücklich, Anträge auf<br />

medizinische Maßnahmen zu stellen<br />

und im Falle einer Ablehnung Widerspruch<br />

einzulegen. In jedem zweiten<br />

Fall werde dem stattgegeben.<br />

Das Müttergenesungswerk, das in<br />

diesem Jahr 60 Jahre alt wird, hat rund<br />

1.400 Beratungsstellen in Deutschland<br />

und vermittelt pro Jahr etwa 115.000<br />

Mütter- und Mutter-Kind-Kuren. Zu<br />

den MGW-Trägern gehört die Katholische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung,<br />

in der sich auch die <strong>kfd</strong><br />

engagiert.<br />

August/September 2010


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

7<br />

Nach dem Leipziger Urteil zur Präimplantationsdiagnostik:<br />

Der bioethische Burgfrieden ist dahin<br />

Ein Urteil zur Präimplantationsdiagnostik (PID) stößt eine<br />

neue Debatte über den Lebensschutz an: Der Bundesgerichtshof<br />

in Leipzig entschied am 6. Juli, dass die Selektion von<br />

Embryonen nach künstlicher Befruchtung unter bestimmten<br />

Bedingungen nicht strafbar ist. <strong>Die</strong> Reaktionen auf das Urteil<br />

fielen unterschiedlich aus. Jetzt ist die Politik gefordert.<br />

(KNA) Der Richterspruch hat eine Art<br />

bioethischen Burgfrieden zunichte<br />

gemacht. Bisher galt der Gentest bei<br />

im Reagenzglas erzeugten Embryonen<br />

zwar als verboten, doch ausdrücklich<br />

fand sich dazu nichts im Gesetz. Weder<br />

das Embryonenschutzgesetz noch das<br />

Gentechnik-Diagnostikgesetz erwähnt<br />

die neue Forschungsmethode. <strong>Die</strong> PID<br />

ermöglicht es, bei künstlich erzeugten<br />

Embryonen (In vitro Fertilisation) vor<br />

dem Einsetzen in die Gebärmutter<br />

einer Frau genetische Merkmale herauszufinden.<br />

Entwickelt wurde die<br />

Methode, um „kranke“ von „gesunden“<br />

Embryonen im Reagenzglas zu<br />

unterscheiden und der Frau nur die<br />

„gesunden“ einzupflanzen. Schwere<br />

Erbschäden oder Erkrankungen<br />

sollten ausgeschlossen werden.<br />

Doch die Praxis ließ die unerwünschten<br />

Merkmale, so zeigt es sich<br />

in vielen anderen europäischen Ländern,<br />

schnell ausweiten. Auch möglicherweise<br />

behinderte Kinder werden<br />

aussortiert. Darin sehen die Kritiker-innen<br />

die große Gefahr einer Selektion<br />

von menschlichem Leben.<br />

<strong>Die</strong> Empörung über das Urteil ist in<br />

Kirchen und christlichen Kreisen groß.<br />

Ungewöhnlich scharf meldet sich der<br />

Präsident des Zentralkomitees der<br />

deutschen Katholiken, Alois Glück, zu<br />

Wort. Er fordert ein gesetzliches Verbot<br />

der PID und widerspricht damit der<br />

FDP-Bundesjustizministerin Sabine<br />

Leutheusser-Schnarrenberger, die keinen<br />

Grund für eine Gesetzesinitiative<br />

sieht. Glück: „Bei der Anwendung der<br />

PID geht es nicht einfach um die Realisierung<br />

individueller Kinderwünsche.<br />

Eine individualistische Ethik verkennt<br />

völlig, welche Konsequenzen damit für<br />

den Lebensschutz und letztlich auch<br />

für unser gesellschaftliches Selbstverständnis<br />

verbunden sind.“ Auch die<br />

<strong>kfd</strong> reagierte bestürzt (siehe Beitrag<br />

„<strong>kfd</strong> entsetzt über Leipziger PID-Urteil“<br />

auf Seite 3 dieser Ausgabe).<br />

In Berlin herrscht in dieser Frage<br />

große Uneinigkeit. Ulrike Flach (FDP)<br />

will die PID generell zulassen und<br />

kündigte eine entsprechende Initiative<br />

an. Ihre Partei hatte bereits 2003 einen<br />

Gesetzentwurf zur Lockerung der PID<br />

vorgelegt. <strong>Die</strong> Grünen wünschen ein<br />

Fortpflanzungsmedizingesetz mit einer<br />

möglicherweise eingeschränkten<br />

Zulassung der PID. <strong>Die</strong> Unions-<br />

Fraktionsvize Ingrid Fischbach (CDU)<br />

spricht von „Nachbesserungen“, während<br />

der bayrische Gesundheitsminister<br />

Markus Söder klar für ein Verbot<br />

eintritt: „Das geht an den Kern unseres<br />

christlichen Weltbildes. Deshalb gibt<br />

es keine Kompromisse.“ Von der SPD<br />

ist noch keine Positionierung bekannt.<br />

Einzelne sprechen für ein PID-Verbot.<br />

Große Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement:<br />

Gesellschaft profitiert von Älteren<br />

(KNA/bro) <strong>Die</strong> Alternsforscherin<br />

Ursula Lehr sieht eine wachsende<br />

Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements<br />

von älteren Menschen.<br />

Mittlerweile seien – bei steigender Tendenz<br />

– 60 Prozent aller Senioren und<br />

Seniorinnen freiwillig tätig, erklärte<br />

die frühere Bundesministerin.<br />

In einer immer älter werdenden Gesellschaft<br />

hätten 60-Jährige noch ein<br />

Viertel des Lebens vor sich. Viele Ältere<br />

fühlten sich noch sehr fit, wüssten<br />

aber nicht, wo sie ihre Erfahrungen<br />

am besten einbringen könnten. <strong>Die</strong><br />

„modernen“ Senioren und Seniorinnen<br />

schätzen nach den Worten der<br />

Alternsforscherin ihre Freiheit von terminlichen<br />

Bindungen im Ruhestand.<br />

Es gebe aber viele Bereiche, in denen<br />

sie sich flexibel einsetzen könnten. Als<br />

Beispiele nannte Lehr die Nachbarschaftshilfe<br />

für andere Ältere, die zum<br />

Beispiel nicht mehr so gut laufen können,<br />

oder den Hausaufgabendienst bei<br />

Nachbarskindern. Bewährt habe sich<br />

auch, dass Senioren und Seniorinnen<br />

Schulabgänger-innen in den ersten Berufsjahren<br />

begleiten.<br />

Lehr wandte sich dagegen, Ältere<br />

nur als Risikofaktoren für die künftige<br />

Lebensqualität in den Kommunen<br />

zu betrachten. Stattdessen müssten<br />

sie als wertvolle Ressource geschätzt<br />

werden, die das Zusammenleben aller<br />

bereicherten. <strong>Die</strong> Alternsforscherin<br />

äußerte sich zum Auftakt des 2. Zukunftssymposiums<br />

„Perspektiven<br />

einer Gesellschaft des langen Lebens“<br />

mit 150 Fachleute aus Alternsforschung,<br />

Stiftungen, Wirtschaft und<br />

Politik über die Entwicklung des<br />

Freiwilligen-Engagements von älteren<br />

Menschen. – Mehr im Netz: www.stiftungen.org/index.php?id=203<br />

Nicht nur aus Pflicht:<br />

Männer pflegen am<br />

liebsten ihre Liebste<br />

(KNA) Immer mehr Männer engagieren<br />

sich in der häuslichen Pflege.<br />

Lag ihr Anteil vor 20 Jahren etwa<br />

bei 17 Prozent, so sind es heute 28<br />

Prozent, wie die Zeitschrift „Senioren<br />

Ratgeber“ berichtet. Vor allem,<br />

wenn es um die Lebensgefährtin gehe,<br />

würden Männer die Pflege übernehmen,<br />

so Altersforscher Manfred<br />

Langehennig von der Fachhochschule<br />

Frankfurt. Das sei in der<br />

Regel eine sehr bewusste Entscheidung:<br />

„Aus Liebe“ oder „Weil die<br />

Ehe so gut ist“. <strong>Die</strong> Gerontopsychologin<br />

Susanne Zank von der Universität<br />

Siegen beobachtete zudem,<br />

dass Männer sich durch die Pflege<br />

weniger belastet fühlten als Frauen.<br />

Sie bekämen aber auch mehr gesellschaftliche<br />

Anerkennung.<br />

August/September 2010


8<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Umweltbundesamt stellt „realistische“ Studie vor:<br />

In 40 Jahren nur noch saubere Energie?<br />

<strong>Die</strong> Stromversorgung in Deutschland lässt sich laut einer<br />

Studie des Umweltbundesamtes bis 2050 bereits mit heutiger<br />

Technologie vollständig auf erneuerbare Energien umstellen.<br />

Voraussetzung sei, dass der Strom sehr effizient genutzt und<br />

erzeugt werde, so der Präsident des Amtes, Jochen Flasbarth,<br />

am 7. Juli. Dafür müssten die Speicherkapazitäten und Stromnetze<br />

deutlich ausgebaut und alle Einsparmöglichkeiten in<br />

Industrie und Privathaushalten voll ausgeschöpft werden.<br />

(epd) Das vom Fraunhofer-Institut<br />

für Windenergie und Energiesystemtechnik<br />

durchgerechnete Szenario<br />

eines Energie-„Regionenverbundes“<br />

innerhalb Deutschlands sei kein „Wolkenkuckucksheim,<br />

sondern sehr realistisch“,<br />

betonte Flasbarth beim Vorstellen<br />

der Studie „Energieziel 2050:<br />

100% Strom aus erneuerbaren Quellen“.<br />

Das Modell basiere ausschließlich<br />

auf derzeit verfügbaren Technologien,<br />

lege das aktuelle Konsum- und Verbrauchsverhalten<br />

der Deutschen und<br />

ihren heutigen Lebensstil zugrunde<br />

und sieht die Bundesrepublik auch in<br />

40 Jahren noch als hoch entwickeltes<br />

Industrieland.<br />

„<strong>Die</strong> Versorgungssicherheit auf dem<br />

heutigen hohen Niveau kann auch<br />

mit erneuerbaren Energien jederzeit<br />

gewährleistet werden“, so Flasbarth.<br />

<strong>Die</strong> unterschiedlichen Energieträger<br />

wie Wasserkraft, Windkraft, Geothermie<br />

oder Solarkraft könnten sich<br />

ergänzen und durch ein ausgebautes<br />

„Lastmanagement“ auch jederzeit die<br />

bundesweite Vollversorgung gewährleisten.<br />

Konkret bedeute das z.B., die<br />

Windparks auch an Land weiter auszubauen<br />

und auf jedem zweiten Dach<br />

in Deutschland künftig eine Photovoltaikanlage<br />

zu montieren. Zu den Vorteilen<br />

gehöre die nachhaltige Senkung<br />

der Treibhausgas-Emissionen. Bisher<br />

sei die Stromerzeugung für über 40<br />

Prozent der ernergiebedingten deutschen<br />

Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich.<br />

Zudem könne Deutschland<br />

seine Importabhängigkeit von<br />

Kohle, Gas, Erdöl und Uran drastisch<br />

verringern, sagte Flasbarth. Derzeit<br />

beruhe die Primärenergieversorgung<br />

in der Bundesrepublik zu 70 Prozent<br />

auf Importen.<br />

<strong>Die</strong> Folgen für den Natur- und<br />

Landschaftsschutz sind den Fachleuten<br />

dabei durchaus bewusst. „<strong>Die</strong><br />

Stromerzeugung wird für alle künftig<br />

sichtbarer sein als bisher, wo sie auf<br />

bestimmte Orte wie Kraftwerke oder<br />

Braunkohle-Tagebaue begrenzt ist“,<br />

sagte Flasbarth.<br />

<strong>Die</strong> Kosten für die ökologische<br />

Umgestaltung der Energieerzeugung<br />

seien geringer als bei einem fortgesetzt<br />

ungebremsten Klimawandel. Voraussetzung<br />

für das alles seien baldige<br />

entsprechende politische Weichenstellungen,<br />

betonte der Präsident des<br />

Umweltbundesamtes. <strong>Die</strong> Studie zeige<br />

eine Möglichkeit auf, Klimaschutz und<br />

wirtschaftliche Entwicklung miteinander<br />

zu verbinden. In zwei Folgestudien<br />

will das Amt nun die alternativen<br />

Varianten lokale Versorgungs-<br />

„Autarkie“ und grenzüberschreitende<br />

„Großtechnologie“ unter Einbeziehung<br />

des Mittelmeerraums prüfen.<br />

<strong>Die</strong> Studie „Energieziel 2050: 100%<br />

Strom aus erneuerbaren Quellen“ im<br />

Netz: www.uba.de/uba-info-medien/3997.html<br />

Freiwillige gesucht:<br />

Online-Befragung<br />

zur Stromnutzung<br />

(bro) Um besser verstehen zu können,<br />

was die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien und Ökostroms in privaten<br />

Haushalten attraktiv macht oder<br />

hemmt, führt eine Forschungsgruppe<br />

aus Berlin, Halle und St. Gallen<br />

– gefördert vom Bundesumweltministerium<br />

– bis 30. September eine<br />

Internetbefragung durch.<br />

<strong>Die</strong> „Gemeinschaft Hausfrauen<br />

in der <strong>kfd</strong>“ macht auf diese Aktion<br />

aufmerksam und empfiehlt die<br />

Beteiligung. Hier der Link zur Befragung,<br />

für die man sich 15 bis 20<br />

Minuten Zeit nehmen muss: http://<br />

sozpsy-forschung.psych.uni-halle.<br />

de/ee/<br />

Verbraucherschützern platzt der Kragen:<br />

Härtere Regeln für Telefonwerbung<br />

(epd) Verbraucherzentralen und mehrere<br />

Bundesländer haben strengere<br />

Regeln für die Telefonwerbung gefordert.<br />

Ein Jahr nach Inkrafttreten des<br />

Gesetzes zur Bekämpfung unerlaubter<br />

Telefonwerbung müsse festgestellt<br />

werden, dass die Regeln zu kurz greifen,<br />

erklärten der Bundesverband der<br />

Verbraucherzentralen und der badenwürttembergische<br />

Verbraucherminister<br />

Rudolf Köberle (CDU) am 14. Juli in<br />

Stuttgart. <strong>Die</strong> Bürger würden von Telefonbetrügern<br />

getäuscht und in nicht<br />

gewollte Verträge gezwungen.<br />

Mit dem seit August 2009 gültigen<br />

Gesetz habe die Bundesregierung das<br />

Ziel, unerwünschte Verträge zu verhindern,<br />

nicht erreicht, sagte Köberle.<br />

Trotz drohender Geldstrafen von bis<br />

zu 50.000 Euro zeige das Gesetz „zu<br />

wenig und vor allem nicht die angestrebte<br />

abschreckende Wirkung“. <strong>Die</strong><br />

Verbraucherschutzministerkonferenz<br />

der Bundesländer, deren Vorsitz derzeit<br />

das Land Brandenburg inne hat,<br />

will sich im Herbst mit den Problemen<br />

befassen.<br />

<strong>Die</strong> Initiative für das Bundesgesetz<br />

war ursprünglich von Baden-Württemberg<br />

ausgegangen. Mecklenburg-<br />

Vorpommerns Verbraucherschutzminister<br />

Till Backhaus (SPD) forderte<br />

die Bundesregierung auf, nach der<br />

Sommerpause eine Gesetzesänderung<br />

zum besseren Schutz der Bürger-innen<br />

vorzulegen. Falls dies nicht geschehe,<br />

werde dazu eine Bundesratsinitiative<br />

gestartet.<br />

August/September 2010


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

9<br />

„Führungskräfte-Monitor 2010“ zum Geschlechterverhältnis:<br />

Weiterhin Stillstand in den Chefetagen<br />

In Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft sind Frauen<br />

weiterhin kaum vertreten. Zudem verdienen weibliche Führungskräfte<br />

weniger als ihre männlichen Kollegen. Das bestätigt<br />

einmal mehr der „Führungskräfte-Monitor 2010“ des<br />

Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin,<br />

der am 15. Juli vorgestellt wurde. Und einmal mehr auch werden<br />

Rufe nach gesetzgeberischen Konsequenzen laut.<br />

(epd) <strong>Die</strong> stellvertretende SPD-<br />

Vorsitzende und Sozialministerin in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Manuela<br />

Schwesig, fordert die Einführung<br />

einer gesetzlichen Frauenquote in<br />

deutschen Unternehmen. Ähnlich äußerten<br />

sich die Grünen und die Linke.<br />

„Vor neun Jahren hat sich die Wirtschaft<br />

selbst dazu verpflichtet, dass<br />

mehr Frauen in Führungspositionen<br />

arbeiten sollen. Aber das hat nichts<br />

gebracht“, sagte Schwesig der Tageszeitung<br />

„<strong>Die</strong> Welt“: „Wir brauchen eine<br />

gesetzliche Frauenquote“.<br />

Der Untersuchung zufolge stagniert<br />

der Frauenanteil unter den Führungskräften<br />

der deutschen Wirtschaft seit<br />

2006 bei 27 Prozent, obwohl mehr als<br />

die Hälfte der Angestellten Frauen<br />

sind. Auf der unteren Managementebene<br />

sind Frauen mit 39 Prozent am<br />

häufigsten vertreten, in den Vorständen<br />

großer Unternehmen kommen sie<br />

so gut wie gar nicht vor.<br />

„<strong>Die</strong> Frauen haben zwar bei der<br />

Qualifikation aufgeholt, treten aber<br />

auf der Stelle“, sagte die Autorin der<br />

Studie, Elke Holst. Vor allem die Familiengründung<br />

und die Zersplitterung<br />

auf dem Arbeitsmarkt wirkten sich<br />

negativ auf die Karrierechancen von<br />

Frauen aus. Holst forderte verbindliche<br />

Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils<br />

im Management. Der Frauen-<br />

anteil in Führungspositionen ist mit<br />

37 Prozent am höchsten in jüngeren<br />

Jahren, wenn noch keine Kinder vorhanden<br />

sind, und sinkt in der Kernerwerbsphase<br />

zwischen 35 bis unter<br />

55 Jahren auf ein Viertel. <strong>Die</strong> in Führungspositionen<br />

üblichen langen<br />

Wochenarbeitszeiten – bei Männern<br />

im Schnitt 48, bei Frauen 45 Stunden –<br />

lassen sich dem DIW zufolge mit Hausarbeit<br />

und Kindererziehung kaum in<br />

Einklang bringen.<br />

<strong>Die</strong> im Jahr 2001 geschlossene Vereinbarung<br />

zwischen der Bundesregierung<br />

und den Spitzenverbänden der<br />

deutschen Wirtschaft zur Förderung<br />

der Chancengleichheit könne als gescheitert<br />

angesehen werden, so das<br />

DIW. Monika Lazar, bündnisgrüne<br />

Sprecherin für Frauenpolitik, sagte, die<br />

Politik müsse endlich handeln. Zu einer<br />

gezielten Frauenförderung gehöre<br />

auch, dass bessere Betreuungsmöglichkeiten<br />

für Kinder bestehen und<br />

innovative Arbeitszeitmodelle möglich<br />

sind. Mehr zum „Führungskräfte-<br />

Monitor“ im Netz: bit.ly/aVuyUY<br />

Sind Frauen mit schlechterer Entlohnung einverstanden?<br />

Eine neue Studie sorgt für Unruhe<br />

(PM) Für Missverständnisse haben<br />

Studien des DIW Berlin und der Universitäten<br />

Bielefeld und Konstanz<br />

gesorgt. Aus der Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse wurde die Schlussfolgerung<br />

gezogen, Frauen meinten, „dass<br />

ihnen gerechterweise ein geringeres<br />

Bruttoeinkommen zusteht als Männern“.<br />

Tatsächlich wiesen die Ergebnisse<br />

der angeführten Studien auf die<br />

Folgen von Geschlechterstereotypen<br />

und der Intransparenz bei der Entlohnung<br />

hin, erklärt das Netzwerk Business<br />

and Professional Women (BPW)<br />

Germany in einer Pressemitteilung.<br />

<strong>Die</strong> Ansprüche von Frauen an ihr<br />

Einkommen seien auch aufgrund<br />

von fest verankerten Rollenbildern<br />

geringer, wonach die vornehmliche<br />

Rolle des Mannes die Versorgung der<br />

Familie ist und der Platz der Frauen<br />

zunächst im Haushalt. Als weiterer<br />

Grund wird der Mangel an Transparenz<br />

bei den Verdiensten angeführt.<br />

Frauen, die in Haushalten leben, in<br />

denen sie ihr Gehalt mit dem ihres<br />

Partners vergleichen können, haben<br />

ein deutlich höheres Ungerechtigkeitsempfinden<br />

in Bezug auf ihr Einkommen<br />

als Frauen, die alleine leben.<br />

„In der Debatte um Entgeltungleichheit<br />

ist es gefährlich, die<br />

Vermutung aufkommen zu lassen,<br />

Frauen seien selbst Schuld an ihrem<br />

geringeren Verdienst und würden<br />

sich bewusst mit weniger zufrieden<br />

geben“, betont BPW-Präsidentin<br />

Dagmar Bischof: „<strong>Die</strong> Ursachen sind<br />

vielmehr in strukturellen Benachteiligungen<br />

und in den in Deutschland so<br />

festgefahrenen Rollenstereotypen zu<br />

suchen, wonach Frauen nach wie vor<br />

lediglich als Hinzuverdienerinnen gesehen<br />

werden.“ – Mehr zur Studie „Mit<br />

zweierlei Maß gemessen – Geringere<br />

Bezahlung von Frauen wird nicht als<br />

ungerecht wahrgenommen“ im Netz:<br />

bit.ly/8ZYzVX<br />

N a m e n<br />

Ute Teichert-Barthel<br />

<strong>Die</strong> Leiterin des Gesundheitsamtes des<br />

Kreises Ahrweiler wurde neue Bundesvorsitzende<br />

des Berufsverbandes der<br />

Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst (BVÖGD). <strong>Die</strong><br />

47-jährige ist die erste Frau an der Spitze<br />

des BVÖGD, der in diesem Jahr sein<br />

60-jähriges Bestehen feiert.<br />

Christine Fuchsloch<br />

<strong>Die</strong> 45-Jährige ist ebenfalls die erste<br />

Frau in einer Position: nämlich als Präsidentin<br />

des schleswig-holsteinischen<br />

Landessozialgerichtes. <strong>Die</strong> Mutter dreier<br />

Kinder war bisher Richterin des Landesverfassungsgerichtes<br />

Brandenburg.<br />

Jakob Hein<br />

Der Oberarzt (38) ist an der Charité<br />

Berlin – bundesweit wohl einzigartig –<br />

Väterbeauftragter. Der Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft<br />

verlieh dafür jetzt die Hochschulperle.<br />

August/September 2010


10<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Ilse Junkermann ist jetzt die einzige Amtsträgerin:<br />

Evangelische Kirche verliert 2. Bischöfin<br />

Mit einem Tabubruch hatte sie begonnen, mit einem Skandal<br />

endet die Ära Maria Jepsen. <strong>Die</strong> Bischöfin, die seit 1992 die<br />

Geschicke der lutherischen Kirche in Hamburg leitete, ist am<br />

16. Juli zurückgetreten; zwei Jahre vor dem regulären Ablauf<br />

ihrer Amtszeit. Wenige Monate nach dem Rücktritt von Margot<br />

Käßmann verliert die Evangelische Kirche in Deutschland<br />

damit vorzeitig die zweite Bischöfin und Sympathieträgerin.<br />

(KNA/bro) Maria Jepsen (65), weltweit<br />

erste evangelisch-lutherische<br />

Bischöfin, stolperte über einen Missbrauchsskandal:<br />

Schon 1999 soll sie<br />

nach Aussage der ehemaligen Pröpstin<br />

Heide Emse über die Missbrauchsvorwürfe<br />

gegen einen Pastor aus<br />

Ahrensburg informiert gewesen sein.<br />

Dennoch unternahm sie nichts, als<br />

dieser Mann anschließend als Religionslehrer<br />

an ein Gymnasium und als<br />

Seelsorger in eine Jugendstrafanstalt<br />

versetzt wurde. Jepsen selbst betont<br />

immer wieder, sie habe 1999 zwar von<br />

der Versetzung erfahren, aber nicht<br />

von der Ursache, da es auch keine<br />

weiteren kirchlichen Ermittlungen<br />

gegeben habe. Erst in diesem Frühjahr<br />

wurde der Fall im Zusammenhang<br />

mit der Missbrauchsdiskussion erneut<br />

aufgerollt.<br />

Als Jepsen vor 18 Jahren zur Bischöfin<br />

von Hamburg gewählt und in ihr Amt<br />

eingeführt wurde, waren vor allem<br />

konservative Kreise entsetzt. Der Tübinger<br />

Missionswissenschaftler Peter<br />

Beyerhaus sprach von einer „geistlichen<br />

Katastrophe“, der Vatikan von<br />

einem „Hemmschuh“ für die Zusammenarbeit<br />

in der Ökumene, und fast 80<br />

Pfarrer drohten damit, ihre Landeskirche<br />

zu verlassen.<br />

Dass Frauen sonntags auf der<br />

Kanzel stehen dürfen, war auch für<br />

Protestanten damals noch nicht völlig<br />

selbstverständlich. Erst im Jahr zuvor,<br />

1991, hatte die evangelisch-lutherische<br />

Landeskirche von Schaumburg-<br />

Lippe als letzte der 23 evangelischen<br />

Landeskirchen in Deutschland die<br />

Frauenordination eingeführt. In der<br />

römisch-katholischen Kirche ebenso<br />

wie in den orthodoxen Kirchen ist die<br />

Priesterweihe für Frauen verboten,<br />

während bei den Protestanten neben<br />

Jepsen und Käßmann noch die mittlerweile<br />

pensionierte Lübecker Bischöfin<br />

Bärbel Wartenberg-Potter und die<br />

mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse<br />

Junkermann ins Bischofsamt gewählt<br />

wurden. Zudem wird in Deutschland<br />

auch die Evangelisch-methodistische<br />

Kirche von einer Frau, Bischöfin Rosemarie<br />

Wenner, geleitet.<br />

Jepsen setzte sich als Bischöfin für<br />

Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antidiskriminierung<br />

und Ökumene ein.<br />

Gerade nach dem 11. September 2001<br />

engagierte sie sich auch für den interreligiösen<br />

Dialog. <strong>Die</strong> oft in Pink und<br />

Rosa gekleidete feministische Theologin<br />

wandte sich in ihren Äußerungen<br />

gegen Glaubenssätze wie den von der<br />

Jungfrauengeburt Marias. Dahinter<br />

stehe eine „Abwertung der Sexualität“,<br />

erklärte sie in einem Interview. Auch<br />

manch andere Äußerung Jepsens hatte<br />

im Laufe der Jahre für Aufmerksamkeit<br />

gesorgt: So schlug die Theologin einst<br />

vor, das Kreuz, das ursprünglich ein<br />

Hinrichtungsinstrument gewesen sei,<br />

als christliches Symbol durch die Krippe<br />

zu ersetzen.<br />

<strong>Die</strong> Mutter von Jesus, dem Gottessohn oder dem Propheten:<br />

Maria eint und trennt das Christentum und den Islam<br />

August/September 2010<br />

mentlichen apokryphen Texten gibt.“<br />

Das sind Schriften zur Bibel, deren Zugehörigkeit<br />

zum Kanon in den christlichen<br />

Kirchen unterschiedlich definiert<br />

sind, zum Beispiel das Thomas-<br />

Evangelium und die Paulus-Akten.<br />

Doch ein Vergleich der Gestalt der<br />

Maria in biblischen Texten und christlicher<br />

Theologie vermittelt auch Unterschiede<br />

muslimischer und christlicher<br />

Sichtweisen. Darauf wies die<br />

islamische Theologin und Juristin Mohagheghi<br />

aus Hannover hin, Lehrbeauftragte<br />

für die Religion des Islams an<br />

der Universität Paderborn. Der Islam<br />

gebe Maria die Stellung der vollkommensten<br />

erschaffenen Frau. Keiner<br />

Frau werde im Koran mehr Beachtung<br />

geschenkt. Siebzig Koranverse würden<br />

sie benennen und als ein Modell für<br />

Maria spielt im Islam eine bedeutende<br />

Rolle als Mutter des Propheten Jesus<br />

und als auserwähltes Geschöpf Gottes.<br />

Als einzige Frau wird sie im Koran<br />

namentlich erwähnt, eine ganze Sure<br />

trägt den Namen Maryam. Das Bekenntnis<br />

zu Marias Erwählung und<br />

ihre wunderbare Mutterschaft verbinden<br />

Christen und Moslems. Über<br />

die Bedeutung Marias in christlicher<br />

Frömmigkeit und mystischer Tradition<br />

des Islams sprachen Hamideh Mohagheghi<br />

und Prof. Dr. Marie-Theres Wacker<br />

in Münster.<br />

Wacker, Leiterin der Arbeitsstelle<br />

Feministische Theologie und Genderforschung<br />

der Universität Münster,<br />

erklärte: „Ein christlicher Blick auf das<br />

Marienbild im Koran zeigt, wie viele<br />

Parallelen es besonders zu neutestaweibliche<br />

Frömmigkeit, Mutterschaft<br />

und Hingabe an Gott entwerfen.<br />

Allerdings seien Maria und ihr<br />

Sohn Jesus im Islam nur Menschen,<br />

und sie besäßen auch keine Eigenschaften,<br />

die übermenschlich gewesen<br />

wären. Maria sei nicht Mutter des<br />

Gekreuzigten, des Gottessohnes, des<br />

Auferstandenen und Erlösers, sondern<br />

Mutter eines menschlichen Gesandten,<br />

eines Propheten, der die Botschaft<br />

Gottes übermittelt habe. Obwohl in<br />

Marias Anwesenheit viele Wunder<br />

geschahen, habe mit ihrem Tod alles<br />

aufgehört. Der Islam kenne keine Marienverehrung<br />

wie das Christentum,<br />

jegliche „Anbetung“ von Menschen sei<br />

verpönt. Daran ändere auch die muslimische<br />

Verehrung Marias als Jungfrau<br />

nichts.<br />

Ursula Schmees


<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

11<br />

Weitreichende Vorschläge für die katholische Kirche:<br />

Unternehmensberater empfiehlt Synode<br />

Der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande<br />

hat den deutschen Bischöfe empfohlen, eine neue Synode einzuberufen.<br />

Den Rufen nach kirchlicher Erneuerung müssten<br />

jetzt auch Taten folgen, so der McKinsey-Direktor Mitte Juli in<br />

der Evangelischen Akademie Tutzing bei einer ökumenischen<br />

Tagung zum Problem der Kirchenaustritte. Wenn die Bischofskonferenz<br />

spätestens bei ihrer Herbstvollversammlung<br />

die Weichen stelle, könnte etwa zu Pfingsten 2011 in Fulda eine<br />

Synode oder auch ein Zukunftskongress stattfinden.<br />

(KNA) Von Mitschke-Collande forderte<br />

die Bischöfe zudem auf, in Rom auf<br />

ein drittes Vatikanisches Konzil zu<br />

drängen. Themen sollten nach Auffassung<br />

des Betriebswirts die Kontrolle<br />

und Legitimation von Macht, die Sexualmoral,<br />

die Rolle der Frau sowie<br />

der Umgang mit wiederverheirateten<br />

Geschiedenen und gemischt-konfessionellen<br />

Ehepaaren sein. Zu fragen sei<br />

aber auch, inwiefern „absolutistische<br />

Strukturen“ noch zeitgemäß seien. –<br />

Von Mitschke-Collande hat in den<br />

vergangenen Jahren mehrere deutsche<br />

Bistümer und das Sekretariat der<br />

Deutschen Bischofskonferenz bei Neustrukturierungen<br />

beraten.<br />

<strong>Die</strong> Kirchen in Deutschland stehen<br />

nach den Worten des Unternehmensberaters<br />

vor der größten Herausforderung<br />

seit 200 Jahren. Umfragen<br />

belegten, dass der Missbrauchsskandal<br />

der Kirche dauerhaft geschadet<br />

habe. Selbst Großbanken und Parteien<br />

bringe die Bevölkerung inzwischen<br />

mehr Vertrauen entgegen als der<br />

Kirche. Es sei auch nicht davon auszugehen,<br />

dass die Austrittswelle sich<br />

so bald wieder beruhige. Für das Jahresende<br />

sagte von Mitschke-Collande<br />

eine Verdopplung oder sogar Verdreifachung<br />

der Kirchenaustritte gegenüber<br />

2009 voraus. <strong>Die</strong> Krise habe den<br />

Kern der Gläubigen erfasst. Auch rund<br />

20 Prozent derer, die sich selbst als sehr<br />

gläubig einschätzten, dächten inzwischen<br />

über einen Austritt nach.<br />

Der Münsteraner Religionssoziologe<br />

Detlef Pollack rechnet damit, dass<br />

2010 zum ersten Mal seit 60 Jahren<br />

wieder mehr katholische als evangelische<br />

Christen und Christinnen in<br />

Deutschland die Kirche verlassen. Darauf<br />

deute die Entwicklung des ersten<br />

Halbjahres hin. Seit März hätten sich<br />

die Zahlen in mehreren Bistümern gegenüber<br />

2009 vervielfacht. In der evangelischen<br />

Kirche seien sie dagegen nur<br />

moderat gestiegen. Ein Zusammenhang<br />

mit den Missbrauchsskandalen<br />

sei unverkennbar. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten hätten die Austrittszahlen<br />

in der evangelischen Kirche stets über<br />

denen der katholischen gelegen, erklärte<br />

Pollack.<br />

Glaubenskongregation als oberster Kirchengerichtshof:<br />

Der Vatikan präzisiert Strafnormen<br />

(KNA/bro) Der Vatikan hat die Kirchengesetze<br />

zur Ahndung sexuellen Missbrauchs<br />

durch Geistliche verschärft<br />

und erweitert. <strong>Die</strong> neuen „Normae de<br />

gravioribus delictis“ (Normen über<br />

schwerwiegendere Delikte) wurden am<br />

15. Juli veröffentlicht und beziehen sich<br />

u.a. auch auf die „Weihe“ von Priesterinnen.<br />

Mit den Normen veröffentlicht<br />

der Vatikan erstmals vollständig<br />

die Bestimmungen für die Vorgehensweise<br />

der Glaubenskongregation in<br />

Missbrauchsfällen. <strong>Die</strong>se beruhte<br />

bisher zum Teil auf unveröffentlichten<br />

päpstlichen Vollmachten und <strong>intern</strong>en<br />

Regeln.<br />

<strong>Die</strong> schon bestehenden Normen<br />

sind in einigen Punkten verändert und<br />

präzisiert worden, entsprechen nach<br />

Vatikanangaben insgesamt jedoch weitgehend<br />

der schon bislang geübten Praxis.<br />

Durch die Publikation wolle man<br />

die bisherige Vorgehensweise der Glaubenskongregation<br />

gesetzlich verankern<br />

und öffentlich machen, um Transparenz,<br />

Klarheit und Rechtssicherheit zu<br />

schaffen, heißt es.<br />

<strong>Die</strong> versuchte Priesterweihe von<br />

Frauen wird in den Normen als<br />

„schwerwiegendere Straftat“ bezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> versuchte Weihe zieht demnach<br />

automatisch die Exkommunikation<br />

nach sich – sowohl für den, der die<br />

Weihe spendet, als auch für die betreffende<br />

Frau. <strong>Die</strong>s hatte die Glaubenskongregation<br />

auch schon im Dezember<br />

2007 in einem Erlass festgelegt.<br />

In erster Instanz bleibt nach Angaben<br />

des Vatikans weiterhin der jeweilige<br />

Ortsbischof zuständig. Legen die<br />

an der Weihezeremonie beteiligten<br />

Personen jedoch Berufung ein, so wird<br />

diese von der Vatikanbehörde behandelt.<br />

Im Juni 2006 waren auf einem<br />

Donau-Schiff mehrere Frauen zu<br />

römisch-katholischen „Priesterinnen“<br />

geweiht worden. Weitere „Weihen“ gab<br />

es in Nordamerika.<br />

Orthodoxe Frauen:<br />

„Theologie der<br />

Heilung“ im Fokus<br />

(KNA) Um die Suche nach einer<br />

„Theologie der Heilung“ ging es<br />

bei einer <strong>intern</strong>ationalen Begegnung<br />

von orthodoxen Frauen mit<br />

Christinnen und Christen anderer<br />

Traditionen vom 8. bis 12. Juli in<br />

Albanien. Es handelte sich um die<br />

Nachfolgetagung zu einer Reihe<br />

von interorthodoxen Frauenkonsultationen<br />

zur Rolle der Frauen<br />

in der Kirche, die 1976 begonnen<br />

hatte. In der Abschlusserklärung<br />

heißt es jetzt: Das Engagement der<br />

Frauen sei als „Heilung für alle, die<br />

leiden“ zu verstehen, „insbesondere<br />

für die Missbrauchten, diejenigen,<br />

denen Gewalt angetan wurde, für<br />

die Opfer der Armut und für alle<br />

anderen ausgegrenzten Menschen,<br />

unter denen Frauen und Kinder die<br />

schwächste und zahlenmäßig größte<br />

Gruppe sind“.<br />

August/September 2010


12<br />

<strong>direkt</strong> <strong>intern</strong><br />

Bischof Bode im Zeitungsinterview:<br />

Den Frauen mehr Macht<br />

Der Osnabrücker Bischof<br />

Franz-Josef Bode spricht<br />

sich für mehr Einfluss von<br />

Frauen in der Kirche aus.<br />

„Das Desaster, das wir im<br />

Missbrauchsskandal erlebt<br />

haben, sollte in der Tat<br />

dazu führen, die Frage der<br />

Macht und der Teilung von<br />

Macht in der Kirche radikal<br />

zu bedenken“, sagte er der<br />

Tageszeitung „Frankfurter<br />

Rundschau“ vom 21. Juli.<br />

(KNA/bro/epd) Eine geschlossene<br />

Männergesellschaft begünstige „Abnormitäten“.<br />

Er spüre auch, „was wir<br />

uns als Kirche vorenthalten, wenn wir<br />

Frauen nicht noch stärker in Leitung<br />

und Entscheidung einbeziehen“, so<br />

Bode. Der Bischof erneuerte Überlegungen<br />

zur Diakonenweihe von<br />

Frauen (siehe „<strong>kfd</strong>-<strong>direkt</strong>“ Ausgabe Juli<br />

2010). Schon heute seien sie besonders<br />

mit ihren sozial-karitativen Funktionen<br />

„sehr nah an dem, was die Kirche<br />

mit der Weihe sakramental beglaubigt“.<br />

Insgesamt sei noch viel mehr weibliche<br />

Teilhabe in der Kirche möglich,<br />

„ohne dass wir immer gleich die Frage<br />

nach der Priesterweihe für Frauen<br />

erörtern müssen“. Das römische Nein<br />

dazu bezeichnete Bode als bindend.<br />

„Ich verweise aber auch auf die Erfahrung<br />

der Kirche: Streitfragen, die über<br />

lange Zeit nicht zur Ruhe kommen,<br />

bekommen eine eigene theologische<br />

Qualität“. Er verwies auch darauf, dass<br />

die Kirche als globale Organisation<br />

keine Veränderungen im Schnelldurchgang<br />

durchsetzen könne. <strong>Die</strong>se<br />

müssten von allen Gläubigen weltweit<br />

akzeptiert werden.<br />

Als „bibo“ ist der frühere „Jugendbischof“<br />

übrigens seit Kurzem auch<br />

unter die Blogger gegangen: Im Internetauftritt<br />

seines Osnabrücker Bistums<br />

finden sich in der Kategorie „Bode<br />

bloggt“ circa im Wochenabstand<br />

Einträge von ihm. Hier geht‘s zum<br />

Blog: www.bistumsblog.de/category/<br />

bodebloggt/<br />

Im Lenkungsausschuss europäischer Laienkomitees:<br />

Neue Herausforderung für Bogner<br />

(PM) Magdalena Bogner, ehemalige<br />

Vizepräsidentin des Zentralkomitees<br />

der deutschen Katholiken und bis 2008<br />

elf Jahre lang <strong>kfd</strong>-Bundesvorsitzende,<br />

ist in Birmingham in den Lenkungsausschuss<br />

des Europäischen Forums<br />

Nationaler Laienkomitees (ELF)<br />

gewählt worden. Das Forum ist der<br />

Zusammenschluss der nationalen katholischen<br />

Laienräte in Europa.<br />

Es fördert den Austausch der Mitgliedsorganisationen<br />

über gesellschaftspolitische<br />

Fragen und Fragen,<br />

die die Pastoral sowie die Sendung der<br />

Kirche und der Gläubigen in der Welt<br />

betreffen. <strong>Die</strong> ELF-Studienversammlung<br />

vom 6. bis 11. Juli mit Delegierten<br />

aus zwölf Ländern stand unter dem<br />

Leitthema „Menschenwürde in einem<br />

sich wandelnden Europa – eine christliche<br />

Antwort“. <strong>Die</strong> Teilnehmer-innen<br />

forderten einmütig: Menschenwürde<br />

darf nicht verhandelbar<br />

sein, auch nicht in Ausnahmesituationen.<br />

Ergänzt wurde der Diskussionsaustausch<br />

durch Besuche bei Projekten<br />

in sozialen Brennpunkten der<br />

Millionenstadt Birmingham.<br />

Kurz notiert<br />

<strong>Die</strong> Zukunft der Kirche<br />

(KNA/bro) Bischöfe und katholische<br />

Laien und Laiinnen wollen gemeinsam<br />

über den Kurs der Kirche in<br />

Deutschland beraten. Vor dem Hintergrund<br />

der Missbrauchsfälle soll<br />

im November eine Tagung stattfinden,<br />

wie die Deutsche Bischofskonferenz<br />

und das Zentralkomitee<br />

der deutschen Katholiken jetzt<br />

mitteilten. Arbeitstitel: „Der Weg<br />

der Kirche in die Zukunft“.<br />

Internetsite zur Prävention<br />

(KNA) Das Bistum Trier hat am 22.<br />

Juli eine Internetseite zur Vorbeugung<br />

vor sexuellem Missbrauch<br />

freigeschaltet: www.praevention.<br />

bistum-trier.de. Sie gliedert sich in<br />

die Bereiche Basis-Informationen,<br />

Vorbeugung, Ansprechpartner bei<br />

Verdacht sowie Fachinformationen<br />

für Erzieherinnen, Lehrkräfte und<br />

Jugendleiter-innen. Das Geleitwort<br />

stammt vom Trierer Bischof Stephan<br />

Ackermann, der auch „Missbrauchsbeauftragter“<br />

der Deutschen<br />

Bischofskonferenz ist.<br />

Weiblicher Rat im Weltbund<br />

(bro) Der Lutherische Weltbund hat<br />

bei seiner Vollversammlung (20. bis<br />

27. Juli) in Stuttgart einen neuen<br />

Rat gewählt. Unter dem Vorsitz des<br />

Palästinenser-Bischofs Munib A.<br />

Junan gehören ihm 47 Mitglieder<br />

an, davon sind 26 Frauen. Aus<br />

Deutschland stammen Superintendentin<br />

Martina Berlich (Eisenach),<br />

Pröpstin Frauke Eiben (Ratzeburg)<br />

und die Jugenddelegierte Anna-<br />

Maria Tetzlaff (Greifswald).<br />

Megakirche in Sao Paulo<br />

(bro) <strong>Die</strong> brasilianische „Universalkirche<br />

vom Reich Gottes“ will aus<br />

Spendengeldern einen Nachbau des<br />

„Salomontempels“ errichten. Er soll<br />

10.000 Menschen Platz bietet.<br />

Erscheint monatlich, Doppelheft<br />

im Sommer und zum Jahreswechsel.<br />

Herausgeberin:<br />

Katholische Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands<br />

Bundesverband e. V.<br />

Prinz-Georg-Str. 44<br />

40477 Düsseldorf<br />

Internet: www.<strong>kfd</strong>.de<br />

Redaktion:<br />

Ulrike Brüne-Rottner (verantwortl.)<br />

Tel.: (02 11) 44 99 2-76, Fax: -75<br />

E-Mail: redaktion.<strong>kfd</strong><strong>direkt</strong>@<strong>kfd</strong>.de<br />

Redaktionssekretariat:<br />

Monika März<br />

Tel.: (02 11) 44 99 2-24<br />

Gesamtherstellung:<br />

Krautstein & Hampf Druck GmbH<br />

40597 Düsseldorf<br />

Download: www.<strong>kfd</strong>-bundesverband.de/publikationen/<strong>kfd</strong>-<strong>direkt</strong>.<br />

html<br />

August/September 2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!