Studie als PDF - LASA Brandenburg GmbH
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Impressum<br />
Titel:<br />
Bearbeitung:<br />
Herausgeber:<br />
Copyright:<br />
Arbeitsplatzeffekte und Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft.<br />
Eine empirische Untersuchung in ausgewählten<br />
Landkreisen <strong>Brandenburg</strong>s.<br />
SÖSTRA Sozialökonomische Strukturanalysen e. V. Berlin;<br />
Udo Papies, Peter Schreiber<br />
Landesagentur für Struktur und Arbeit (<strong>LASA</strong>) <strong>Brandenburg</strong><br />
<strong>GmbH</strong><br />
<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Juli 1998<br />
Druck:<br />
Bestellungen:<br />
Druck + Satz, Großräschen<br />
<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Postfach 900 354<br />
14439 Potsdam<br />
Tel.: (0331) 76 13 49<br />
Fax.: (0331) 76 13 99<br />
<strong>LASA</strong>-<strong>Studie</strong> Nr. 32<br />
ISBN 3-929756-29-3<br />
Schutzgebühr: DM 19,- zuzügl. Versandkosten<br />
- 3 -
<strong>LASA</strong>-<strong>Studie</strong> Nr. 32<br />
Arbeitsplatzeffekte und Arbeitsförderung<br />
in der Tourismuswirtschaft<br />
Eine empirische Untersuchung in<br />
ausgewählten Landkreisen <strong>Brandenburg</strong>s<br />
Udo Papies<br />
Peter Schreiber
In aller Kürze (Abstract)<br />
In die Beschäftigungswirkungen des Tourismus werden generell hohe Erwartungen<br />
gesetzt. Besonders in strukturschwachen Regionen soll der Tourismus beschäftigungspolitische<br />
Ausgleichsfunktionen erfüllen. In der vorliegenden Arbeit werden am<br />
Beispiel der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs und Wirkungen des<br />
Arbeitsförderungsinstrumentariums in der Fremdenverkehrswirtschaft untersucht.<br />
In den Untersuchungsregionen hat die tourismusabhängige Beschäftigung im Zeitraum<br />
1993-1996 deutlich zugenommen. In zwei dieser drei ländlichen Räume erreichen die<br />
Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs bereits einen der Landwirtschaft vergleichbaren<br />
Stellenwert. 1997 konnte die positive Beschäftigungsentwicklung nicht<br />
fortgesetzt werden. Der Rückgang der Übernachtungen und der durchschnittlichen<br />
Aufenthaltsdauer der Gäste führten in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und<br />
Prignitz zu einem Abbau von Arbeitsplätzen im Beherbergungsgewerbe und in allen<br />
drei Landkreisen zu einer Verringerung der Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe.<br />
Die Arbeitsplatzeffekte des Tourismus weisen eine Reihe qualitativer Spezifika auf, die<br />
auch die Möglichkeiten des Einsatzes von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten beeinflussen.<br />
Besonders das Gastgewerbe bietet breit gefächerte Tätigkeitsbereiche mit starken<br />
Differenzierungen im Anforderungsprofil. Neben qualifizierten<br />
Spezialistentätigkeiten sind tourismusabhängige Arbeitsplätze jedoch überwiegend<br />
wenig qualifiziert, saisonabhängig und werden unterdurchschnittlich entlohnt. Im<br />
Gastgewerbe der Untersuchungsregionen ist der bereits relativ niedrige Anteil der<br />
Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung weiter rückläufig. Besonders in<br />
Kleinbetrieben des Gastgewerbes ist die Person<strong>als</strong>truktur sehr einfach und<br />
undifferenziert. Der Anteil geringfügig Beschäftigter ist relativ hoch, ein erheblicher<br />
Teil davon auf der Stufe bzw. im Grenzbereich zu prekären<br />
Beschäftigungsverhältnissen.<br />
Trotz der Beschäftigungszunahme ist in allen drei Landkreisen in den<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen die Arbeitslosigkeit stark angestiegen.<br />
Besonders 1997 hat die Reduzierung von Arbeitsförderungsmaßnahmen zu einer<br />
starken Zunahme der Zahl der Arbeitslosen in den Hotel- und Gaststättenberufen<br />
geführt (Verdoppelung im Landkreis Prignitz). Etwa vier Fünftel der Arbeitslosen sind<br />
Frauen. Inzwischen ist die Zahl der Arbeitslosen der Hotel- und Gaststättenberufe<br />
bereits größer <strong>als</strong> die Hälfte der gegenwärtig Beschäftigten dieser Berufsgruppe. Das<br />
Arbeitskräftepotential für künftige Tourismus-Zuwachsraten ist bereits vorhanden.<br />
Arbeitskräftefreisetzungen anderer Branchen können gegenwärtig von der<br />
Tourismusbranche nicht kompensiert werden.<br />
Potentiale für eine beschäftigungswirksame Weiterentwicklung des Tourismus sind in<br />
allen drei Landkreisen vorhanden. Sie liegen vor allem in der Erhöhung der Qualität<br />
des Angebotes und in wirksameren Marketingaktivitäten. Bei einem Teil des<br />
Gastgewerbes läßt die Angebotsqualität zu wünschen übrig, weil Gewerbetreibende<br />
durch stärkere Beschäftigung von Nichtfachkräften versuchen, betriebwirtschaftlichen<br />
Problemen zu begegnen. Wirksamere Marketingaktivitäten sind der Schlüssel, um den<br />
Trend der rückläufigen Auslastung vorhandener Kapazitäten zu stoppen und damit<br />
Arbeitsplätze zu sichern.<br />
3
Das arbeitsmarktpolitische Instrumentarium hat vor allem die Entwicklung der touristischen<br />
Infrastruktur positiv beeinflußt. Eine im Gastgewerbe durchgeführte Befragung<br />
zeigt, daß Arbeitsförderung in diesem Bereich jedoch nur begrenzt in Anspruch<br />
genommen wird. Die Ursachen liegen in Informationsdefiziten und in den<br />
komplizierten Verfahrensfragen. Eine intensivere Informations- und Beratungstätigkeit<br />
wie auch eine stärker betriebsbezogene Beschäftigungspolitik können dazu beitragen,<br />
die Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr zu erhöhen. Auch ein<br />
aktiveres Engagement der Kommunen kann die Wirkung der Arbeitsförderung<br />
verstärken.<br />
4
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung 9<br />
1.1 Problemstellung und Forschungshintergrund 9<br />
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit 10<br />
1.3 Zur Methodik und Datenbasis 11<br />
2 Kurzcharakteristik der Regionen 14<br />
2.1 Zur Auswahl der Untersuchungsregionen 14<br />
2.2 Landkreis Oder-Spree 17<br />
2.2.1 Bevölkerung 17<br />
2.2.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 18<br />
2.2.3 Verkehrsanbindung 20<br />
2.2.4 Touristische Angebotsstruktur 21<br />
2.3 Landkreis Potsdam-Mittelmark 26<br />
2.3.1 Bevölkerung 26<br />
2.3.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 27<br />
2.3.3 Verkehrsanbindung 29<br />
2.3.4 Touristische Angebotsstruktur 30<br />
2.4 Landkreis Prignitz 33<br />
2.4.1 Bevölkerung 33<br />
2.4.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 34<br />
2.4.3 Verkehrsanbindung 36<br />
2.4.4 Touristische Angebotsstruktur 37<br />
3 Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs 41<br />
3.1 Zur Datenbasis und Methodik der Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte<br />
des Fremdenverkehrs 41<br />
3.2 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree 44<br />
3.3 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark 47<br />
3.4 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz 50<br />
3.5 Zur qualitativen Struktur der Arbeitsplätze im Fremdenverkehr 55<br />
4 Bisherige Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr 60<br />
4.1 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) 60<br />
4.2 Zu weiteren Maßnahmen der Arbeitsförderung in der<br />
Tourismuswirtschaft 65<br />
5
5 Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte 70<br />
5.1 Regionsübergreifende Ansatzpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung<br />
70<br />
5.2 Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung in den Landkreisen<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 77<br />
6 Anregungen zur weiteren Nutzung der Arbeitsförderung in der<br />
Tourismuswirtschaft 82<br />
6.1 Überlegungen zur weiteren Nutzung des Arbeitsförderungsinstrumentariums<br />
82<br />
6.2 Handlungsempfehlungen 86<br />
6.2.1 Hinweise für die programmatisch-konzeptionelle Arbeit 86<br />
6.2.2 Vorschläge für beschäftigungswirksame Projekte 87<br />
6.2.3 Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung relevanter<br />
Förderprogramme des Landes 88<br />
Tabellenanhang 89<br />
Literatur- und Quellenverzeichnis 96<br />
Verzeichnis der Abbildungen im Text<br />
Abbildung 1: Geographische Lage der Landkreise und kreisfreien<br />
Städte des Landes <strong>Brandenburg</strong> 14<br />
Abbildung 2: Bettendichte im Land <strong>Brandenburg</strong> 1996 16<br />
Abbildung 3: Ämter des Landkreises Oder-Spree 17<br />
Abbildung 4: Ämter des Landkreises Potsdam-Mittelmark 26<br />
Abbildung 5: Ämter des Landkreises Prignitz 33<br />
Abbildung 6: Saisonalität im Tourismus <strong>Brandenburg</strong>s 59<br />
Abbildung 7: Arbeitslose der Hotel- und Gaststättenberufe im Land<br />
<strong>Brandenburg</strong> März, Juni, September und Dezember<br />
der Jahre 1993 - 1997 59<br />
Abbildung 8: Arbeitsamt Neuruppin<br />
Gleitender Jahresdurchschnitt des Arbeitslosenbestandes<br />
im Vergleich zum gleitenden Jahresdurchschnitt der<br />
Gesamtzahl der Arbeitslosen und der über arbeitsmarktpolitische<br />
Instrumente geförderten Personen<br />
(Januar 1994 - Dezember 1997) 61<br />
Abbildung 9: Arbeitsamt Neuruppin<br />
Bestand an Teilnehmern in ABM/LKZ/FuU 64<br />
6
Verzeichnis der Tabellen im Text<br />
Tabelle 1: Beherbergungsstätten, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
unddurchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Land<br />
<strong>Brandenburg</strong> 1997 15<br />
Tabelle 2: Erwerbstätige des Landkreises Oder-Spree<br />
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 18<br />
Tabelle 3: Arbeitslosenquote im Landkreis Oder-Spree<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 19<br />
Tabelle 4: Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen des Landkreises Oder-Spree,<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 20<br />
Tabelle 5: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Landkreis Oder Spree 22<br />
Tabelle 6: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Kurort Bad Saarow-Pieskow 24<br />
Tabelle 7: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste in den Landkreisen Oder-Spree,<br />
Potsdam-Mittelmark und Prignitz 25<br />
Tabelle 8: Erwerbstätige des Landkreises Potsdam-Mittelmark nach<br />
Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 27<br />
Tabelle 9: Arbeitslosenquote im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 28<br />
Tabelle 10:<br />
Tabelle 11:<br />
Tabelle 12:<br />
Tabelle 13:<br />
Tabelle 14:<br />
Tabelle 15:<br />
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen des Landkreises Potsdam-Mittelmark,<br />
der Stadt <strong>Brandenburg</strong> und der Stadt Potsdam insgesamt,<br />
Juni 1995, August 1996 und August 1997 29<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Landkreis Potsdam-Mittelmark 31<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Luftkurort Belzig 32<br />
Erwerbstätige des Landkreises Prignitz nach<br />
Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 34<br />
Arbeitslosenquote des Landkreises Prignitz im August<br />
der Jahre 1995 - 1997 35<br />
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen des Landkreises Prignitz 36<br />
7
Tabelle 16:<br />
Tabelle 17:<br />
Tabelle 18:<br />
Tabelle 19:<br />
Tabelle 20:<br />
Tabelle 21:<br />
Tabelle 22:<br />
Tabelle 23:<br />
Tabelle 24:<br />
Tabelle 25:<br />
Tabelle 26:<br />
Tabelle 27:<br />
Tabelle 28:<br />
Tabelle 29:<br />
Tabelle 30:<br />
Tabelle 31:<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Landkreis Prignitz 38<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,<br />
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste im Kurort Bad Wilsnack 39<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des<br />
Landkreises Oder-Spree 45<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
1992/1993 Landkreis Oder-Spree 46<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
je Einwohner des Landkreises Oder-Spree 1992/1993 46<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des<br />
Landkreises Potsdam-Mittelmark 48<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
1992/1993 Landkreis Potsdam-Mittelmark 49<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe je<br />
Einwohner des Landkreises Potsdam-Mittelmark 1992/1993 50<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des<br />
Landkreises Prignitz 52<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
1992/1993 Landkreis Prignitz 53<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe je<br />
Einwohner des Landkreises Prignitz 1992/1993 53<br />
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Vollzeit- und<br />
Teilzeitkräfte im Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree,<br />
Potsdam-Mittelmark und Prignitz 57<br />
Inanspruchnahme von Arbeitsförderungsmaßnahmen<br />
durch befragte Betriebe des Gastgewerbes der Landkreise<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 65<br />
Informiertheit und Beratungsbedarf zu Arbeitsförderungsmöglichkeiten<br />
unter den befragten Betrieben des Gastgewerbes<br />
der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 67<br />
Beteiligung arbeitsloser Gästebetreuer des Landkreises Prignitz<br />
an Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung vor ihrer<br />
letzten Beschäftigung - Stand 13.01. 1998 68<br />
Beschäftigte und Arbeitslose der Berufsgruppe Gästebetreuer<br />
in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark<br />
und Prignitz, August 1997 82<br />
8
1 Einführung<br />
1.1 Problemstellung und Forschungshintergrund<br />
Die Erschließung von Beschäftigungspotentialen im Fremdenverkehr ist trotz generell<br />
steigender Nachfragetrends nach Urlaubsreisen hohen Wettbewerbsanforderungen ausgesetzt.<br />
Der heimische Reisemarkt in Deutschland partizipiert nur in begrenztem Maße<br />
an den dynamischen Entwicklungen der Wachstumsbranche Tourismus. Bereits gegenwärtig<br />
führt nur noch jede dritte Urlaubsreise zu inländischen Reisezielen.<br />
In den neuen Bundesländern sind die Fremdenverkehrspotentiale und damit die<br />
Möglichkeiten zur Schaffung tourismusrelevanter Arbeitsplätze trotz erfreulicher<br />
Wachstumsraten des Fremdenverkehrs (Land <strong>Brandenburg</strong> 1996 7,8 Prozent und 1997<br />
4,6 Prozent Steigerung der Gästeankünfte) noch nicht ausgeschöpft. Vergleichszahlen<br />
zu den alten Bundesländern zeigen in Bezug auf Fremdenverkehrsangebot und -<br />
aufkommen weiterhin deutliche Unterschiede. Die eigenständigen Grundlagen für eine<br />
nachhaltige Entwicklung des Tourismus sind besonders in den ländlichen Regionen der<br />
neuen Bundesländer noch nicht hinreichend ausgeprägt. Öffentliche Förderung bleibt<br />
daher auch in absehbarer Zeit unverzichtbar. Neben der Wirtschaftspolitik werden<br />
insbesondere von der Arbeitsförderung weitere gezielte Impulse zur Sicherung und<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen in der Tourismuswirtschaft erwartet.<br />
Mit der Reform des Arbeitsförderungsgesetzes und den nunmehr notwendigen<br />
Änderungen in der Nutzung der Arbeitsförderung fällt besonders ins Gewicht, daß<br />
bisher wenig analysiert ist, wie die Beschäftigungsentwicklung im Tourismus der<br />
neuen Bundesländer arbeitsmarktpolitisch begleitet wurde. So gibt es keine<br />
detaillierten Untersuchungen dazu, wie das Instrumentarium aktiver<br />
Arbeitsmarktpolitik in der Fremdenverkehrswirtschaft greift, welche Ergebnisse<br />
vorliegen und welche Erfahrungen bisher gesammelt werden konnten. Entsprechend<br />
offen ist auch die analytische Bestimmung von Handlungsbedarfen für eine wirksame<br />
Nutzung der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft.<br />
Diese Analysedefizite sind in hohem Maße den generell vorhandenen Schwierigkeiten<br />
geschuldet, Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs vollständig und systematisch<br />
zu ermitteln. Im Unterschied zu anderen Branchen wird die Tourismusbranche in<br />
der Statistik nicht <strong>als</strong> eigenständiger Wirtschaftszweig ausgewiesen. Eine Reihe von<br />
Daten, die für die Analyse ökonomischer Wirkungen des Tourismus erforderlich sind,<br />
können daher nur über grobe Schätzungen oder aufwendige Detailanalysen gewonnen<br />
werden. Dies trifft inbesondere auf Daten zu den Beschäftigungswirkungen zu. Sie<br />
sind nur für Teilbereiche des Tourismus (und auch hier nicht vollständig) verfügbar. In<br />
bezug auf die Ermittlung touristisch abhängiger Arbeitsplätze besteht erheblicher Forschungsbedarf.<br />
Für die alten Bundesländer liegt die 1991 veröffentlichte Grundlagenstudie<br />
"Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes" vor, die vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Institut für Fremdenverkehr (DWIF) im Auftrage des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft erarbeitet wurde. 1 Eine aktuellere, auf das gesamte<br />
Bundesgebiet bezogene Untersuchung fehlt bislang. Analysen zu den<br />
Arbeitsplatzeffekten des Fremdenverkehrs sind jedoch gerade in den neuen<br />
Bundesländern dringend erforderlich, da der Fremdenverkehr hier in besonderem Maße<br />
beschäftigungs- und einkommenspolitische Ausgleichsfunktionen erfüllen soll. Bisher<br />
ist nicht genügend geklärt, inwieweit und unter welchen Bedingungen der Tourismus<br />
diesen politischen Erwartungshorizont erfüllen kann.<br />
1<br />
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., Harrer, B., Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes,<br />
München 1991.<br />
9
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit<br />
Die vorliegende <strong>Studie</strong> wurde von der Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong><br />
(<strong>LASA</strong>) mit dem Ziel in Auftrag gegeben, in drei ausgewählten ländlichen Regionen<br />
des Landes <strong>Brandenburg</strong> eine empirische Untersuchung zu Umfang und Struktur<br />
bisher mit der Entwicklung des Tourismus geschaffener Arbeitsplätze durchzuführen,<br />
Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte zu analysieren und Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />
diese insbesondere unter Nutzung der Arbeitsförderung zu entwickeln.<br />
Neben der exemplarischen Bestimmung von Arbeitsplatzeffekten des Tourismus auf<br />
regionaler Ebene steht daher in der vorliegenden Arbeit vor allem die Identifikation<br />
von Schnittstellen für arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf in der<br />
Tourismuswirtschaft im Vordergrund. Die Begrenzungen in der Datenverfügbarkeit<br />
und die Ausstattung der Untersuchung lassen bei einigen Fragen nur die Analyse<br />
ausgewählter Teilaspekte bzw. das Aufzeigen der Problemzusammenhänge zu. Es<br />
bedarf weiterer empirischer Untersuchungen, um das Bild zu vervollständigen bzw. zu<br />
vertiefen und behandelte Fragen auch in andere räumliche Bezüge zu stellen.<br />
Im Rahmen der Untersuchung der Thematik in den drei ausgewählten Regionen<br />
standen insbesondere folgende Fragen im Vordergrund:<br />
- In welche Strukturen und aktuellen Entwicklungstendenzen des touristischen Angebotes<br />
ist der fremdenverkehrsrelevante Arbeitsmarkt eingebunden?<br />
- Wie groß ist die "Arbeitsplatzlücke" in der Tourismuswirtschaft? Welche fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen sind von der Arbeitslosigkeit besonders<br />
betroffen?<br />
- Welche quantitativen und qualitativen Arbeitsplatzeffekte hat der Tourismus?<br />
- Wo liegen Potentiale für höhere Beschäftigungseffekte des Tourismus?<br />
- Wie wurde das Arbeitsförderungsinstrumentarium bisher in der Fremdenverkehrswirtschaft<br />
genutzt und wo liegen Ansatzpunkte für eine wirksamere Nutzung der<br />
Arbeitsförderung?<br />
Der Aufbau der Arbeit wurde so gewählt, daß der Zusammenhang von touristischer<br />
Angebotsstruktur, Beschäftigungswirkungen des Tourismus und Arbeitsförderung<br />
deutlich wird.<br />
Zunächst werden (im zweiten Abschnitt) regionale Kontext- und Bestimmungsfaktoren<br />
für den arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf dargestellt. Neben Daten, die die<br />
wirtschaftsräumliche Struktur kennzeichnen, werden die touristische Angebotsstruktur<br />
sowie die arbeitsmarktliche Situation besonders in den fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufen der drei ausgewählten Landkreise aufgezeigt. In einem dritten Teil erfolgen<br />
Untersuchungen zur Bestimmung der Größenordnung und Qualität der<br />
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs in den drei ausgewählten Landkreisen.<br />
Dadurch werden erste Aussagen zu Umfang und Struktur der Beschäftigung auf dem<br />
touristischen Arbeitsmarkt dieser Landkreise möglich.<br />
Bisherige Erfahrungen in der Nutzung der Arbeitsförderung in der<br />
Tourismuswirtschaft werden im vierten Abschnitt untersucht. Dabei werden<br />
insbesondere Probleme herausgearbeitet, die eine wirksamere Nutzung<br />
arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen hemmen. Im anschließenden Teil folgt eine<br />
Analyse von Potentialen für höhere Beschäftigungswirkungen des Tourismus in den<br />
für diese Arbeit ausgewählten Landkreisen, wobei sowohl landkreisübergreifende <strong>als</strong><br />
auch landkreisspezifische Ansatzpunkte einer beschäftigungswirksamen<br />
Weiterentwicklung des touristischen Angebotes aufgezeigt werden. Im letzten<br />
Abschnitt werden konzeptionelle Anregungen und erste Handlungsempfehlungen für<br />
die weitere Nutzung der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft entwickelt.<br />
10
1.3 Zur Methodik und Datenbasis<br />
Zunächst eine Verständigung zur Definition des Begriffes Tourismus. Die Begriffe<br />
Tourismus und Fremdenverkehr werden in dieser Arbeit - wie allgemein üblich -<br />
synomym verwandt. 2 Inhaltlich wird hier in Anlehnung an die Definition der Welttourismusorganisation<br />
unter Tourismus/Fremdenverkehr ”die Gesamtheit der Beziehungen<br />
und Erscheinungen (verstanden), die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt<br />
von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder<br />
Wohn- noch Arbeitsort ist”. 3 Zum Tourismus gehören <strong>als</strong>o neben privaten Reisen auch<br />
Dienst- und Geschäftsreisen. Pendler sind dagegen nicht in die Tourismusdefinition<br />
einbezogen (Aufenthalt am dauernden Arbeitsort).<br />
Dieser Definition zufolge kann der Tourismus in die beiden Elemente<br />
<br />
<br />
Fremdenverkehr mit Übernachtungsaufenthalt und<br />
Tagesbesucherverkehr (ohne Übernachtung)<br />
aufgegliedert werden. Des weiteren sind Gliederungen üblich nach<br />
- Tourismusarten, beispielsweise:<br />
Urlaubs- und Erholungsfremdenverkehr/-tourismus, kulturorientierter Fremdenverkehr/-tourismus<br />
(u.a. Bildungstourismus), Sporttourismus, wirtschaftsorientierter<br />
Tourismus (u.a. Geschäftstourismus, Kongreßtourismus), politikorientierter Tourismus<br />
(u.a. Diplomaten- und Konferenztourismus) und<br />
- Tourismusformen, beispielweise nach:<br />
Zahl der Tourismusteilnehmer (u.a. Individualtourismus, Massentourismus), Alter<br />
der Tourismusteilnehmer (u.a. Jugendtourismus, Seniorentourismus), Dauer des<br />
Aufenthaltes (u.a. Kurzzeittourismus, Wochenendtourismus), Jahreszeit (u.a. Sommertourismus,<br />
Wintertourismus), Beherbergungsform (u.a. Hoteltourismus, Campingtourismus).<br />
4<br />
Die Untersuchung wurde regional am Beispiel der drei brandenburgischen Landkreise<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz durchgeführt. Es war abzusehen, daß<br />
der empirische Beleg sowohl für den Nachweis der Arbeitsplatzeffekte des Tourismus<br />
<strong>als</strong> auch für die Wirkungen von Arbeitsförderungsmaßnahmen in der<br />
Tourismuswirtschaft auf beträchtliche Grenzen der verfügbaren Statistik stößt. Auf der<br />
regionalen Ebene bestand die Möglichkeit, eigene Erhebungsergebnisse einzubringen<br />
und Erkenntnisse konkret vor Ort zu hinterfragen. Neben der Auswertung von<br />
Statistiken wurden Betriebe des Gastgewerbes schriftlich befragt und in den<br />
Landkreisen und auf Landesebene Expertengespräche geführt.<br />
Die Datenbasis zur Einschätzung der Arbeitsplatzeffekte des Tourismus ist - wie<br />
bereits eingangs erwähnt - trotz der Dringlichkeit entsprechender Untersuchungen vor<br />
allem aufgrund ungeklärter statistisch-methodischer Fragen noch nicht so verfügbar,<br />
daß sie den erforderlichen vollständigen und systematischen Einblick ermöglicht.<br />
Allein die Definition und die vielfältigen Strukturierungsmöglichkeiten des Tourismus<br />
lassen die enormen Schwierigkeiten erahnen, den Wirtschaftsfaktor Tourismus<br />
annähernd genau zu quantifizieren. Eine angebotsseitige Erfassung der<br />
Fremdenverkehrswirtschaft - sie ist die für die Analyse der Arbeitsplatzeffekte<br />
erforderliche Betrachtungsebene - ist mit erheblichen Abgrenzungsproblemen<br />
verbunden. Der touristische Anteil an der Leistungserstellung mehrerer<br />
Wirtschaftsbereiche (bspw. Verkehr, Handel, Agrar) wird nicht gesondert ausgewiesen.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Der Begriff Fremdenverkehr wird zunehmend durch den international verständlicheren Begriff<br />
Tourismus ersetzt. Diesen Begriffen liegt nicht eine unterschiedliche Definition zu Grunde.<br />
Vgl. Kaspar, C., Das System des Tourismus im Überblick. In: Haedrich, G., Kaspar, C., Klemm,<br />
K., Kreilkamp, E. (Hrsg.), Tourismus-Management: Tourismusmarketing und Fremdenverkehrsplanung,<br />
Berlin 1998, S. 17.<br />
Vgl. Kaspar, C., Das System des Tourismus im Überblick, a.a.O.<br />
11
Da sehr aufwendige eigene Erhebungen im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich waren,<br />
erfolgt die Untersuchung zu einigen Fragen auf der Basis der Auswahl repräsentativer<br />
Teilbereiche des Tourismus. Für die Mehrzahl der zu untersuchenden Fragen sind in<br />
diesem Sinne vorrangig das Gastgewerbe und die Berufsgruppe Gästebetreuer (Hotelund<br />
Gaststättenberufe) geeignet.<br />
Das Gastgewerbe ist der größte Anbieter touristischer Leistungen und damit der größte<br />
Bereich tourismusabhängiger Arbeitsplätze im jeweiligen Fremdenverkehrsort bzw. -<br />
gebiet. Das Gastgewerbe besteht aus den beiden Teilbereichen Beherbergungsgewerbe<br />
und Gaststättengewerbe. Über das Gaststättengewerbe wird auch ein wesentlicher Teil<br />
der Beschäftigungswirkungen des Tagesbesucherverkehrs erfaßt, obwohl über das<br />
Volumen des Tagesbesucherverkehrs im Unterschied zum übernachtenden Fremdenverkehr<br />
kein sekundärstatistisches Datenmaterial zur Verfügung steht. Über die<br />
Analyse der quantitativen und qualitativen Aspekte der Beschäftigungsentwicklung im<br />
Gastgewerbe können fundierte Erkenntnisse zu den Beschäftigungswirkungen des<br />
Fremdenverkehrs insgesamt gewonnen werden.<br />
Mit Hilfe von für das Gastgewerbe zur Verfügung stehenden Daten erfolgt in der<br />
vorliegenden Arbeit auch eine grobe Quantifizierung der Arbeitsplatzeffekte des<br />
Tourismus in den drei Untersuchungsregionen, da im Gastgewerbe rund zwei Drittel<br />
der tourismusabhängig Beschäftigten tätig ist. Die Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte<br />
des Fremdenverkehrs ist allerdings nur durch eine Kombination von Daten der nach<br />
Wirtschaftszweigen strukturierten Beschäftigtenstatistik, die die<br />
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze für das Gastgewerbe ausweist, mit Daten<br />
aus Primärerhebungen möglich. Letztere werden benötigt, um einerseits die nicht<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einzubeziehen und andererseits den nicht<br />
tourismusrelevanten Anteil der Beschäftigten auszuklammern. Erkenntnisse aus<br />
Primärerhebungen sind des weiteren erforderlich, um die Arbeitsplatzeffekte des<br />
Tourismus auch in anderen Branchen abschätzen zu können. Die Erläuterung der<br />
konkreten Schritte, die in dieser Arbeit zur Bestimmung der Beschäftigungswirkungen<br />
des Tourismus im Gastgewerbe angewandt werden, folgt im dritten Teil.<br />
Um die Beschäftigungssituation im Tourismusgewerbe untersuchen zu können, werden<br />
die von den zuständigen Arbeitsämtern zur Verfügung gestellten Daten der Arbeitslosenstatistik<br />
und der nach Berufsgruppen strukturierten Beschäftigtenstatistik genutzt.<br />
Im Vordergrund steht dabei die Berufsgruppe Gästebetreuer.<br />
Die Berufsgruppe Gästebetreuer repräsentiert den überwiegenden Teil der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten der Tourismuswirtschaft. Entsprechend der Klassifizierung<br />
der Berufe der Bundesanstalt für Arbeit sind in dieser Berufsgruppe die<br />
Berufsordnungen Gastwirte, Hoteliers, Gaststättenkaufleute, Kellner und übrige<br />
Gästebetreuer mit all ihren Untergruppierungen und einzelnen Berufen erfaßt. 5 Die<br />
Gästebetreuer sind die einzige Berufsgruppe, die vollständig dem Gastgewerbe und<br />
damit weitgehend der Tourismuswirtschaft zugeordnet werden kann. Die<br />
Beschäftigungsentwicklung dieser Berufsgruppe ist daher in hohem Maße repräsentativ<br />
für die Beschäftigungswirkungen des Tourismus.<br />
5<br />
Vgl. Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe - Systematisches und alphabetisches<br />
Verzeichnis der Berufsbenennungen, Nürnberg 1996.<br />
12
Die zweite größere Gruppe von Beschäftigten des Gastgewerbes sind die Köche. In der<br />
nur zweistellig geführten Beschäftigtenstatistik gehören sie zur Berufsgruppe Speisenbereiter.<br />
Da Köche bzw. Speisenbereiter aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen<br />
tätig sind (bspw. in Krankenhäusern), sind Daten über ihre Beschäftigungsentwicklung<br />
nicht in gleichem Maße wie die der Gästebetreuer für die Arbeitsplatzeffekte des<br />
Tourismus repräsentativ.<br />
Eine weitere, direkt auf den Tourismus zu beziehende Gruppe sind die Fremdenverkehrskaufleute.<br />
Im Unterschied zur Arbeitslosenstatistik sind jedoch für diese zahlenmäßig<br />
relativ kleine Gruppe von Beschäftigten in der Beschäftigtenstatistik keine separaten<br />
Daten verfügbar, da sie hier der Berufsgruppe Andere Dienstleistungskaufleute<br />
zugeordnet sind. In die vorliegende Arbeit werden des weiteren Daten zu Berufsgruppen<br />
einbezogen, deren Beschäftigungsentwicklung auch, aber nicht vorrangig<br />
durch touristische Nachfrage beeinflußt wird (bspw. Warenkaufleute, Bäcker,<br />
Fleischer, Gesundheitsdienstberufe). Obwohl der Anteil der Arbeitsplatzeffekte des<br />
Tourismus hier nicht quantifiziert werden kann, sollen diese Daten Tendenzen der<br />
Beschäftigungsentwicklung in weiteren fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen<br />
verdeutlichen.<br />
Die Datenbasis zur Einschätzung der Wirkungen der Arbeitsförderung im Tourismus<br />
ist ebenfalls nicht so verfügbar, daß sie für die Fragestellungen dieser Untersuchungen<br />
hinreichend genutzt werden kann. Die zur Arbeitsförderung verfügbaren Daten sind<br />
weder zu den Einzelmaßnahmen noch insgesamt so strukturiert, daß daraus der Einsatz<br />
und die Wirkung der Arbeitsförderungsmaßnahmen in der Tourismusbranche entnommen<br />
werden können. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher eine schriftliche<br />
Befragung von Betrieben des Gastgewerbes der drei Untersuchungsregionen mit Ziel<br />
durchgeführt, empirische Erkenntnisse zur Nutzung der Arbeitsförderung im<br />
Gastgewerbe zu gewinnen. Neben Angaben zur Beschäftigungssituation wurden die<br />
Betriebe zum Bekanntheitsgrad und zur Nutzung von Arbeitsförderungsmaßnahmen<br />
befragt.<br />
Es wurden 568 Betriebe des Gastgewerbes, darunter alle Beherbergungsstätten, der<br />
Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz angeschrieben. Die Auswahl<br />
erfolgte - zum Teil mit Unterstützung der Fremdenverkehrsvereine - auf der Grundlage<br />
der veröffentlichten Gastgeber- und Gaststättenverzeichnisse. 156 Betriebe haben<br />
geantwortet, davon 80 Betriebe aus dem Landkreis Oder-Spree (Rücklaufquote 29,7<br />
Prozent), 45 Betriebe aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark (Rücklaufquote 28,1<br />
Prozent) und 31 Betriebe aus dem Landkreis Prignitz (Rücklaufquote 22,3 Prozent).<br />
Dies ergibt insgesamt eine Rücklaufquote von 27,5 Prozent. Die Ergebnisse der Befragung<br />
können damit <strong>als</strong> repräsentativ eingestuft werden.<br />
Die Antwortgruppe setzt sich zusammen aus 44 Hotels (davon jeweils die Hälfte<br />
Hotels mit bis zu 10 Beschäftigten und Hotels mit mehr <strong>als</strong> 10 Beschäftigten), 33 Gaststätten/Restaurants,<br />
32 Pensionen, 9 Ferienhäuser, jeweils 8 Gasthöfe und Campingplatzbetriebe,<br />
7 Schankwirtschaften, 6 Hotels garnis, 5 Ferienheime sowie jeweils 2<br />
Cafè und Jugendherbergen. Diese Betriebe haben zusammen 1006 Beschäftigte, davon<br />
sind 662 Beschäftigte in Hotels, 98 Beschäftigte in Gaststätten und 75 Beschäftigte in<br />
Pensionen tätig.<br />
Eine weitere empirische Grundlage dieser Arbeit sind 36 leitfadengestützte Expertengespräche<br />
zu den Wirkungen der Arbeitsförderung sowie zu den<br />
Beschäftigungswirkungen und -potentialen in der Tourismusentwicklung der drei<br />
Landkreise. Gesprächspartner waren Vertreter von: 5 Arbeitsämtern, 8<br />
Fremdenverkehrsvereinen, dem HOGA-Verband (Vorsitzender des Landesverbandes<br />
und mehrere Kreisvorsitzende) und 5 weiteren gastgewerblichen Betrieben, dem<br />
Landestourismusverband, den Kreisverwaltungen der drei Landkreise, 6 Ämtern, dem<br />
Arbeitsförderungs- und Ausbildungsverein Belzig, der Kurklinik Bad Wilsnack, den<br />
Landesministerien für Wirtschaft und Technologie sowie für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Frauen.<br />
13
2 Kurzcharakteristik der Regionen<br />
2.1 Zur Auswahl der Untersuchungsregionen<br />
Für die Untersuchungen dieser Arbeit wurden drei ländlich geprägte Regionen ausgewählt.<br />
Die brandenburgischen Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und<br />
Prignitz entsprechen siedlungsstrukturell weitgehend dem Regionstyp Ländliche<br />
Räume. Nach dem Kriterium Bevölkerungsdichte gehören sie zum Kreistyp Ländliche<br />
Kreise geringerer Dichte (Kreise/Kreisregionen < 100 E/qkm). Dennoch unterscheiden<br />
sie sich in ihren Voraussetzungen für die Tourismusentwicklung bereits durch ihre<br />
räumliche Lage. Der Landkreis Prignitz befindet sich in peripherer geografischer Lage.<br />
Die Landkreise Oder-Spree und Potsdam-Mittelmark werden dagegen aufgrund ihrer<br />
Berlinnähe nach den Kriterien der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und<br />
Raumordnung 6 insgesamt <strong>als</strong> Ländliche Kreise in Agglomerationsräumen eingeordnet,<br />
obwohl dies eigentlich nur auf die zum engeren Verflechtungsraum gehörenden<br />
Gebiete beider Landkreise zutrifft. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark befindet sich<br />
zudem durch die direkte Nachbarschaft zur Landeshauptstadt Potsdam in einer für die<br />
Tourismusentwicklung günstigen geografischen Lage.<br />
Abbildung 1:<br />
Geografische Lage der Landkreise <strong>Brandenburg</strong>s<br />
6<br />
Vgl. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Neue siedlungsstrukturelle<br />
Regions- und Kreistypen, Mitteilungen der BfLR 1/97, S. 4-5.<br />
14
Ein wichtiger Ansatzpunkt für eine differenzierte Analyse der Beschäftigungsentwicklung<br />
in der Fremdenverkehrswirtschaft sollte die Beschäftigten-Intensität im Gastgewerbe<br />
sein. Entsprechend wurde die weitere Auswahl der Regionen nach den<br />
Kriterien einer hohen, mittleren und niedrigen Ausstattung mit gastgewerblichen<br />
Arbeitsplätzen vorgenommen. Die im dritten Teil dieser Arbeit enthaltenen Zahlen der<br />
Handels- und Gaststättenzählung von 1993 und der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten des Gastgewerbes im Juni 1996 zeigen eine deutliche Differenzierung<br />
zwischen den drei ausgewählten Landkreisen:<br />
Beschäftigte im Gastgewerbe je 10.000 Einwohner: 1993 1997<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark 110 94<br />
Landkreis Oder-Spree 80 67<br />
Landkreis Prignitz 60 47<br />
Mit den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Prignitz sind in dieser Dreiergruppe<br />
zugleich die beiden Landkreise vertreten, die am Volumen des Tourismusaufkommens<br />
gemessen im Land <strong>Brandenburg</strong> die größten Unterschiede aufweisen.<br />
Tabelle 1:<br />
Verwaltungsbezirk<br />
Kreisfreie Städte<br />
Landkreise<br />
Land<br />
Beherbergungsstätten, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen und durch<br />
schnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Land <strong>Brandenburg</strong> 1997<br />
Geöffnete<br />
B.stätten<br />
am<br />
31.07.<br />
Angebotene<br />
Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist<br />
am<br />
31.07.<br />
Auslastg.<br />
insgesamt<br />
Januar<br />
bis<br />
Dezember<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Jahresdurchschnitt<br />
Veränderung<br />
zum<br />
Vorjahr<br />
insgesamt<br />
Januar<br />
bis<br />
Dezember<br />
Veränderung<br />
zum<br />
Vorjahr<br />
Beherbergungsstätten<br />
Jahresdurchschnitt<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
<strong>Brandenburg</strong> a.d. H. 19 850 22,3 31.080 -12,3 64.895 -13,9 2,1<br />
Cottbus 25 2.484 27,4 118.292 6,2 248.698 4,9 2,1<br />
Frankfurt (Oder) 18 1.174 30,6 57.360 23,4 126.781 30,3 2,2<br />
Potsdam 22 2.326 31,8 127.169 8,2 260.919 11,1 2,1<br />
Barnim 80 6.291 38,1 191.849 4,8 783.572 3,3 4,1<br />
Dahme-Spreewald 110 7.006 32,1 226.298 12,7 692.181 16,9 3,1<br />
Elbe-Elster 55 1.725 30,5 49.012 -14,6 176.783 -17,7 3,6<br />
Havelland 61 2.078 29,4 72.365 -4,6 209.907 -4,8 2,9<br />
Märkisch-Oderland 92 4.704 36,3 155.578 12,7 599.438 -7,6 3,9<br />
Oberhavel 86 3.190 27,7 128.255 9,8 291.529 8,2 2,3<br />
Oberspreewald-Lausitz 63 2.326 30,1 105.993 -1,2 246.655 0,2 2,3<br />
Oder-Spree 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5<br />
Ostprignitz-Ruppin 102 4.297 33,1 134.347 4,6 436.302 8,2 3,2<br />
Potsdam-Mittelmark 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3<br />
Prignitz 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2<br />
Spree-Neiße 89 3.954 31,9 145.182 5,4 425.176 -3,4 2,9<br />
Teltow-Fläming 78 3.961 28,2 170.111 0,8 385.393 -6,0 2,3<br />
Uckermark 95 4.830 33,7 161.018 7,3 538.316 3,8 3,3<br />
Land <strong>Brandenburg</strong> 1.282 67.373 32,3 2.415.306 4,6 7.312.522 0,6 3,0<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Wesentlich für die Auswahl der drei Landkreise für die vorliegende exemplarische<br />
Untersuchung war des weiteren ihre unterschiedliche Ausstattung des abgeleiteten touristischen<br />
Angebotes - besonders der touristischen Wirtschaftspotentiale (touristische<br />
15
Suprastruktur). 7 Ein Kennzeichen für das abgeleitete touristische Angebot ist die Bettendichte<br />
je 1.000 Einwohner. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist sie mit 48<br />
gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner dreimal so hoch wie im<br />
Landkreis Prignitz (16 Gästebetten je 1.000 Einwohner). Der Landkreis Oder-Spree<br />
liegt mit 37 gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner im oberen<br />
Mittelfeld im Vergleich der brandenburgischen Landkreise (Stand 31.12.1997).<br />
Abbildung 2: Bettendichte im Land <strong>Brandenburg</strong> 1996<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Daten und Analysen 3/1997<br />
7<br />
Das touristische Angebot kann in das ursprüngliche und das abgeleitete Angebot gegliedert<br />
werden. Zum ursprünglichen Angebot werden die natürlichen Gegebenheiten (geografische<br />
Lage, Klima, Landschaftsbild, Vegetation etc.), soziokulturelle Verhältnisse (von Kultur bis<br />
Gastfreundschaft) und die allgemeine Infrastruktur für wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Aktivitäten gezählt, <strong>als</strong>o Faktoren, die keinen direkten Bezug zum Tourismus haben. Demgegenüber<br />
umfaßt das abgeleitete Angebot die touristische Infrastruktur (öffentlich benutzbare<br />
Einrichtungen, die touristische Aktivitäten ermöglichen) und die touristische Suprastruktur<br />
(Einrichtungen der Beherbergung und Verpflegung - Hotels, Pensionen, Restaurants etc.). Vgl.<br />
Kaspar, C., Das System Tourismus im Überblick, a.a.O.<br />
16
2.2 Landkreis Oder-Spree<br />
2.2.1 Bevölkerung<br />
Im Landkreis Oder-Spree 8 leben 195.032 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung zum<br />
Vorjahr auf 101,1 Prozent) auf einer Fläche von 2.242 qkm. Der Landkreis Oder-Spree<br />
ist der bevölkerungsreichste Landkreis des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Abbildung 3:<br />
Ämter des Landkreises Oder-Spree<br />
Die Bevölkerungsdichte entspricht mit 87 Personen je qkm dem Landesdurchschnitt,<br />
ist aber innerhalb des Landkreises sehr differenziert. Der mittlere, überwiegende Teil<br />
des Kreisgebietes weist eine dünne, teilweise sogar eine extrem geringe Besiedelung<br />
auf (40 EW/qkm). Siedlungskerne sind hier Fürstenwalde (34.085 EW), die Kreisstadt<br />
Beeskow (9.398 EW) und Storkow (Mark) (6.340 EW). Über 70 Prozent aller<br />
Gemeinden des Landkreises haben eine Bevölkerungsdichte von weniger <strong>als</strong> 45<br />
EW/qkm. In dem nordwestlichen Verflechtungsraum zu Berlin verfügt der Landkreis<br />
über Verdichtungsansätze (175 EW/qkm). In dem Siedlungsband Erkner, Woltersdorf,<br />
Schöneiche erreicht die Siedlungsdichte sogar 340-700 EW/qkm. Verdichtungsansätze<br />
zeigt ebenfalls der zum Landkreis gehörende Grenzraum zu Polen (109 EW/qkm).<br />
Größere Orte sind hier: Eisenhüttenstadt - 45.697 EW, Brieskow-Finkenheerd - 2.643<br />
EW, Neuzelle - 1.949 EW.<br />
8<br />
Der Landkreis Oder-Spree entstand aus den ehemaligen Landkreisen Beeskow, Eisenhüttenstadt<br />
und Fürstenwalde.<br />
17
2.2.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation<br />
Die Wirtschaft des Landkreises Oder-Spree ist insbesondere durch einen hohen Anteil<br />
des Produzierenden Gewerbes gekennzeichnet. Mit rund 40 Prozent aller<br />
Erwerbstätigen des Landkreises liegt der Anteil dieses Wirtschaftsbereiches deutlich<br />
über den entsprechenden Landeswerten. Die Industrie- und Gewerbestandorte sind<br />
größtenteils in den Siedlungszentren konzentriert, besonders in den industriellen<br />
Schwerpunkten Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde sowie im Randgebiet zu Berlin.<br />
Tabelle 2:<br />
Erwerbstätige des Landkreises Oder-Spree<br />
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996<br />
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen<br />
Jahr insgesamt davon<br />
Produzier.<br />
Gewerbe<br />
Handel und<br />
Verkehr<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
Dienstleistungsunternehmen<br />
Staat, Org. o.<br />
Erw.-zweck<br />
priv. Haush.<br />
1000<br />
1991 78,2 7,4 31,5 12,3 8,2 18,8<br />
1992 72,1 4,5 29,8 10,1 8,7 18,9<br />
1993 69,7 3,8 28,6 11,4 9,4 16,5<br />
1994 67,7 3,8 27,5 10,7 10,1 15,6<br />
1995 68,9 3,6 27,4 10,3 11,1 16,5<br />
1996 68,0 3,3 27,1 9,7 11,9 15,9<br />
in Prozent<br />
1996 100 4,9 39,9 14,3 17,5 23,4<br />
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5<br />
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2<br />
Quelle:<br />
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Berechnungen SÖSTRA<br />
In der Fläche ist der Landkreis Oder-Spree vorwiegend durch Land- und<br />
Forstwirtschaft geprägt. Hier bildet teilweise auch Fremdenverkehr die ökonomische<br />
Grundlage. Die Flächenstruktur nach Nutzungsarten (Waldfläche 48 Prozent - höchster<br />
Anteil im Land <strong>Brandenburg</strong>, Landwirtschaftsfläche 39 Prozent, Siedlungsfläche 7<br />
Prozent, Wasserfläche 4 Prozent) zeigt, daß neben der Wirtschaftsentwicklung in den<br />
wenigen Siedlungszentren der Entwicklung von Land- und Forstwirtschaft sowie<br />
Tourismus ein hoher Stellenwert beigemessen werden muß.<br />
Im Wirtschaftsbereich Dienstleistungsunternehmen, zu dem auch das Gastgewerbe<br />
gehört, hat in den vergangenen Jahren die Beschäftigung im Unterschied zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung<br />
des Landkreises deutlich zugenommen. Im Zeitraum 1991<br />
- 1996 ist hier die Zahl der Erwerbstätigen auf 145,1 Prozent gestiegen. Es ist der<br />
einzige Wirtschaftsbereich des Landkreises, in dem die Beschäftigungsentwicklung<br />
positiv verlaufen ist. Dennoch liegt der Anteil der Erwerbstätigen dieses<br />
Wirtschaftsbereiches an der Gesamtzahl der Beschäftigten des Landkreises noch<br />
deutlich unter den entsprechenden Landesdurchschnittswerten.<br />
Unterdurchschnittlich sind im Landkreis auch die Anteilswerte der Erwerbstätigen des<br />
Wirtschaftsbereiches Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, der ebenfalls<br />
durch die Entwicklung des Fremdenverkehrs beeinflußt wird und zu dem auch die<br />
Beschäftigten von Reisebüros und Reisevermittlungsdiensten zählen.<br />
18
Der Rückgang der Anzahl der Erwerbstätigen führte zu einem Anstieg der<br />
Arbeitslosigkeit im Landkreis, darunter auch in den Saisonmonaten des<br />
Fremdenverkehrs. Im August 1997 waren im Landkreis Oder-Spree 15.895 Personen<br />
arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 18,4 Prozent. 9<br />
Tabelle 3: Arbeitslosenquote im Landkreis Oder-Spree*<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997<br />
Arbeitsamts-<br />
August<br />
bereich 1995 1996 1997<br />
Beeskow 13,6 14,7 17,5<br />
Eisenhüttenstadt 15,7 17,6 20,4<br />
Fürstenwalde 13,3 14,7 17,2<br />
* Das Gebiet des Landkreises Oder-Spree ist identisch mit den Dienststellenbereichen Beeskow,<br />
Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Berücksichtigt man die Minderung der Arbeitslosenzahl durch Kurzarbeit, allgemeine<br />
Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung, produktive Lohnkostenzuschüsse (§ 249h AFG),<br />
Vollzeitmaßnahmen der beruflichen Fortbildung und Vorruhestandsregelungen müssen<br />
schätzungsweise nochm<strong>als</strong> etwa 50 Prozent der Zahl der Arbeitslosen hinzugerechnet<br />
werden, um das Ausmaß der Unterbeschäftigung im Landkreis festzustellen. 10<br />
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen hat die Arbeitslosigkeit im Landkreis<br />
trotz steigenden Fremdenverkehrsaufkommens ebenfalls zugenommen, sowohl in den<br />
Berufsgruppen, die direkte Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs<br />
repräsentieren, <strong>als</strong> auch in den Berufsgruppen, die von sekundären und tertiären<br />
Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs beeinflußt werden.<br />
In der Berufsgruppe Gästebetreuer ist die Arbeitslosigkeit besonders in den Jahren<br />
1996 und 1997 stark angestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen lag im August 1996 um<br />
18,6 Prozent und im August 1997 um 17,4 Prozent über dem Stand des jeweiligen<br />
Vorjahresmonates. In der Untergruppe (Berufsordnung) Übrige Gästebetreuer, der vor<br />
allem Gehilfentätigkeiten im Gastgewerbe zugeordnet sind, betrug die Zahl der<br />
Arbeitslosen im August 1997 das Dreifache der Arbeitslosenzahl von August 1995.<br />
Auf diese Untergruppe entfallen 61 Arbeitslose der insgesamt 95 Arbeitslosen, die in<br />
der gesamten Berufsgruppe Gästebetreuer von August 1995 bis August 1997<br />
hinzugekommen sind.<br />
In der zur Berufsgruppe Andere Dienstleistungskaufleute gehörenden Untergruppe<br />
Fremdenverkehrskaufleute war die Zahl der Arbeitslosen 1996 zunächst zurückgegangen,<br />
1997 ist sie aber wieder angestiegen.<br />
Auch die Zahl der arbeitslosen Köche, Warenkaufleute, Bäcker und Fleischer hat in<br />
den vergangenen Jahren im Landkreis Oder-Spree zugenommen. Auf diese<br />
Entwicklung dürfte allerdings der Fremdenverkehr eher eine abschwächende Wirkung<br />
gehabt haben, da das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen vermutlich auch eine<br />
gestiegende Nachfrage nach Leistungen dieser Berufsgruppen zur Folge hatte.<br />
9<br />
10<br />
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig<br />
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).<br />
Vgl. Autorengemeinschaft: Der Arbeitsmarkt 1995 und 1996 in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung,(1996) 1, S. 5-35.<br />
19
Tabelle 4:<br />
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen<br />
des Landkreises Oder-Spree, im Monat August der Jahre 1995 -1997<br />
Berufsgruppen* August 1995 August 1996 August 1997<br />
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer<br />
(91) Gästebetreuer 197 45 240 47 283 54<br />
(911) Gastwirte, Hoteliers,<br />
Gaststät.kaufleute 61 21 67 20 72 20<br />
(912) Kellner 113 16 117 13 127 23<br />
(913) Übrige Gästebetreuer 23 8 66 14 84 11<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 41 16 45 17 50 15<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 30 30 30 41 35 47<br />
(41) Speisenbereiter 561 56 610 65 623 69<br />
(411) Köche 548 56 594 65 606 69<br />
(68) Warenkaufleute 1.193 118 1.171 145 1.440 175<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 90 21 75 15 127 21<br />
(702) Fremdenverkehrskaufleute 20 3 16 2 21 2<br />
(705) Vermieter 1 4 4 2 2 4<br />
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,<br />
Bootsvermiet. 1 2 1 - 1 -<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 159 9 166 10 177 20<br />
(90) Körperpfleger 43 1 40 1 49 2<br />
* Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)<br />
Besonders auffallend ist der hohe Frauenanteil an den Arbeitslosen der<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen. Im August 1997 betrug der Anteil der<br />
Frauen an den arbeitslosen Gästebetreuern 84 Prozent. Er liegt damit in dieser<br />
Berufsgruppe weit über dem durchschnittlichen Anteil der Frauen an den Arbeitslosen<br />
des Arbeitsamtsbezirkes Frankfurt (Oder) in Höhe von 58,5 Prozent (August 1997).<br />
2.2.3 Verkehrsanbindung<br />
Der Landkreis Oder-Spree verfügt über relativ günstige Anbindungen im Eisenbahnverkehr<br />
und im Straßenverkehr. Die ländlichen Teile des Kreisgebietes weisen eine<br />
überproportionale Ausstattung mit Eisenbahnstrecken auf, die teilweise weit über dem<br />
Landesdurchschnitt der ländlichen Gebiete liegt.<br />
Im Eisenbahnverkehr durchqueren zwei Linien im Stunden-Takt den Landkreis: die<br />
Regionalexpreß-Verbindung Berlin - Fürstenwalde - Frankfurt (Oder) -<br />
Eisenhüttenstadt - Cottbus und die Regionalbahn-Verbindung Königs Wusterhausen -<br />
Beeskow - Frankfurt (Oder). Das östliche Kreisgebiet ist außerdem gut über die in<br />
Frankfurt (Oder) haltenden EC- und IC-Verbindungen erreichbar. Die Strecke der<br />
Regionalbahn-Verbindung Fürstenwalde - Beeskow wird zur Zeit saniert. Neben der<br />
schnelleren Erreichbarkeit der Kreisstadt hat diese Linie besonders für den Tourismus<br />
Bedeutung, da mit ihr das Gebiet Bad Saarow-Pieskow/Scharmützelsee an die über<br />
Fürstenwalde führende Regionalexpreßlinie angeschlossen wird. In das nordwestliche<br />
Randgebiet des Landkreises führt die bis Erkner fahrende Berliner S-Bahn. Bis<br />
Fürstenwalde reicht der C-Tarifbereich des Berliner ÖPNV-Tarifsystems (Fahrzeit<br />
Berlin - Fürstenwalde 30 Minuten).<br />
20
Der Landkreis wird von der Bundesautobahn A12 (Berlin - Frankfurt (Oder)) auf einer<br />
Länge von 57 km durchquert. Sie ist die Hauptverbindungsstraße zum östlichen Nachbarland<br />
Polen, befindet sich allerdings in einem schlechten bautechnischen Zustand.<br />
Das im Landkreis sechsspurig ausgebaute Teilstück der Bundesautobahn A10 (Berliner<br />
Ring) verbindet den Kreis mit den in nördlicher Richtung verlaufenden Bundesautobahnen.<br />
Das Gebiet des Landkreises Oder-Spree ist außerdem sehr gut durch Bundes-,<br />
Landes- und Kreisstraßen erschloßen.<br />
2.2.4 Touristische Angebotsstruktur<br />
Der Landkreis Oder-Spree verfügt über mehrere traditionelle Fremdenverkehrsgebiete<br />
und hat aufgrund seines Potenti<strong>als</strong> an charakteristischen naturräumlichen und landschaftlichen<br />
Besonderheiten sowie seiner geografischen Lage sehr gute<br />
Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs. Das<br />
Fremdenverkehrspotential des Landkreises Oder-Spree wird <strong>als</strong> Reisegebiet "Oder-<br />
Spree-Land - Land zwischen Berlin und Frankfurt/Oder" vermarktet. Die gute<br />
Erreichbarkeit hat zu einem hohen Bekanntheitsgrad der traditionellen Ausflugs-und<br />
Erholungsgebiete geführt.<br />
Der Landkreis Oder-Spree ist der wasserreichste Landkreis der Bundesrepublik<br />
Deutschland mit der größten zusammenhängenden nutzbaren Wasserfläche. Ausgedehnte<br />
Kiefer- und Mischwälder prägen weite Teile der Landschaft. Im Landkreis gibt<br />
es ein breites Angebot an Wassersportmöglichkeiten und natürliche Voraussetzungen<br />
für den Wasserwandertourismus. In den Schwerpunktregionen findet man ein gut<br />
ausgebautes Wanderwegenetz vor. Ein Radwanderwegenetz ist noch im Aufbau.<br />
Weite Bereiche der Ausflugs- und Erholungsgebiete liegen im unmittelbaren Einflußbereich<br />
des Ballungsraumes Berlin, andere grenzen mit Teilbereichen an die größeren<br />
Städte Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt. Den touristisch bedeutsamen landschaftlichen<br />
Potentialen und Schwerpunktorten entspricht die naturräumliche Gliederung der<br />
Fremdenverkehrsgebiete:<br />
- Scharmützelsee mit Storkower Heide- und Seengebiet,<br />
- Beeskower Land mit Spreetal zwischen Drahendorf, Beeskow und Werder/<br />
Schwielochseegebiet,<br />
- Naturpark Schlaubetal,<br />
- Neuzeller Kulturlandschaft mit den Flußauen von Oder und Neiße,<br />
- Steinhöfel/Heinersdorfer Park- und Kulturlandschaft/Madlitz-Falkenhagener Seenkette<br />
(landkreisübergreifend).<br />
Gebiete um Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt, der Frankfurter Helenesee und die<br />
historische Wasserstraße Friedrich-Wilhelm-Kanal sowie das Grünau-Grünheider<br />
Wald-und Seengebiet dienen vorrangig der Naherholung.<br />
Ein reiches Potential an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten aktiviert den Städtetourismus,<br />
insbesondere für die Städte Beeskow, Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt.<br />
Eine enge Verknüpfung zum Städtetourismus Frankfurt (Oder) wirkt für den Landkreis<br />
Oder-Spree entwicklungsfördernd.<br />
21
Die ländlich peripheren Gebiete sind trotz ihrer beachtlichen naturräumlichen Ausstattung<br />
infrastrukturell noch wenig für den Tourismus erschlossen. Die Möglichkeiten für<br />
eine wirtschaftlich effiziente Tourismusentwicklung <strong>als</strong> Teilkompensation für die<br />
durch den Arbeitsplatzabbau in der Landwirtschaft verlorengegangenen<br />
wirtschaftlichen Grundlagen für weite Bevölkerungsteile sind noch nicht ausgeschöpft,<br />
zum Teil auch noch nicht erkannt. Im Gastgeberverzeichnis 1998 "Landurlaub in<br />
<strong>Brandenburg</strong>" sind im Gegensatz zu einer wesentlich größeren Anbieterzahl anderer<br />
Reisegebiete <strong>Brandenburg</strong>s nur wenig Anbieter aus dem Landkreis Oder-Spree zu<br />
finden. Anscheinend sind für die Urlaubsform "Urlaub auf dem Lande" im Landkreis<br />
noch Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden.<br />
Im Landkreis Oder-Spree hat sich die Zahl der geöffneten Beherbergungsstätten von<br />
68 im Juli 1992 auf 114 im Juli 1997 erhöht. Die Zahl der angebotenen Betten stieg<br />
von 5.377 auf 6.918 im gleichen Zeitraum. Mit einem Zuwachs von 404.880<br />
Gästeübernachtungen im Jahr 1996 gegenüber den Übernachtungen von 1992 folgt der<br />
Landkreis den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Spree-Neiße an dritter Stelle. Er<br />
liegt mit 37,3 Gästebetten je 1.000 Einwohner deutlich über der durchschnittlichen<br />
Bettendichte in <strong>Brandenburg</strong> (28,3 Gästebetten je 1.000 Einwohner).<br />
Die durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetriebe des Landkreises hat sich<br />
in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Sie ist von 22,7 Prozent im Jahr 1992<br />
auf 36,9 Prozent 1996 gestiegen. Im Jahre 1997 hat sie sich allerdings wieder auf 33,3<br />
Prozent verschlechtert. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 1997 im Landkreis<br />
mit 3,5 Tagen deutlich über dem Landesdurchschnitt von 3,0 Tagen.<br />
Tabelle 5:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Landkreis Oder-Spree<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 68 5.377 22,7 114.703 384.552 3,4<br />
1996 112 6.950 36,9 211.711 13,4 789.432 11,4 3,7<br />
1997 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5<br />
1997<br />
Januar 94 5.465 26,6 10.290 45,7 42.954 52,1 4,2<br />
Februar 91 5.498 30,8 11.272 44,3 47.254 61,6 4,2<br />
März 95 5.627 31,3 13.957 8,1 54.207 31,0 3,9<br />
April 109 6.233 37,4 20.316 15,3 69.386 10,3 3,4<br />
Mai 114 6.776 41,3 28.386 -3,2 86.737 -8,2 3,1<br />
Juni 117 7.063 39,7 26.092 1,3 83.756 -10,0 3,2<br />
Juli 114 6.918 42,8 19.788 -1,0 88.976 -13,8 4,5<br />
August 114 6.914 34,7 21.390 3,2 73.803 -10,0 3,5<br />
Sept. 114 6.926 32,6 22.496 -1,8 67.838 -17,2 3,0<br />
Oktober 114 6.659 31,0 19.256 -6,0 63.040 -16,4 3,3<br />
November 105 5.955 24,4 13.254 -11,5 42.731 -21,9 3,2<br />
Dezember 100 5.400 20,7 10.852 -10,5 33.095 -22,8 3,0<br />
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
22
Hinsichtlich der Fremdenverkehrsintensität und der Verteilung des Einkommens aus<br />
dem Tourismus gibt es im Landkreis starke Differenzierungen. Mit einem Anteil von<br />
42,0 Prozent an den geöffneten Beherbergungsbetrieben und 44,6 Prozent der<br />
angebotenen Bettenkapazität des Landkreises konzentriert sich ein beachtlicher Teil<br />
des Beherbergungsangebotes im Berliner Umland, namentlich in Erkner, Schöneiche,<br />
Woltersdorf und dem Amt Grünheide sowie im Amt Scharmützelsee. Die für die<br />
Auslastung entscheidenden Kapazitäten konzentrierten sich auf die Betriebe des<br />
Berliner Umlandes wie Erkner (44,7 Prozent), Woltersdorf (41,5 Prozent), Amt<br />
Grünheide (47,7 Prozent) und auf die Stadt Eisenhüttenstadt (48,0 Prozent).<br />
(Vgl.Tabelle A1)<br />
Wie die statistische Erfassung zeigt, ist besonders der Ballungsrandbereich um Berlin -<br />
und auch hier nur punktuell an einigen Orten mit großen Beherbergungskapazitäten -<br />
durch ein hohes Gästeaufkommen gekennzeichnet. Neben dem Wochenendtourismus<br />
ist hinsichtlich der Kapazitätsauslastung eine große Anzahl Geschäftsreisender wie<br />
auch Tagungs-, Konferenz- und Seminarteilnehmer aus dem Großraum Berlin zu<br />
vermuten. Die über dem Durchschnitt des Landkreises liegenden Ankünfte und<br />
Übernachtungen in Eisenhüttenstadt sind im wesentlichen auf den regen<br />
Geschäftstourismus zurückzuführen, der durch die industriellen Strukturveränderungen<br />
in der Stadt bedingt ist.<br />
Andererseits öffnen sich ländliche Regionen - verwaltungsmäßig durch die Ämter<br />
Steinhöfel/Heinersdorf, Odervorland, Glienicke/Rietz-Neuendorf, Tauche, Brieskow-<br />
Finkenherd und mit Einschränkungen Neuzelle bestimmt - noch zaghaft für den<br />
Tourismus. Eine Ausnahme bildet der Ort Neuzelle mit seinem kulturgeschichtlich<br />
bedeutsamen Potential und dem darauf aufbauenden Veranstaltungsangebot. Diese<br />
ländlichen Gebiete hatten im Jahr 1996 insgesamt nur einen Anteil von 9,2 Prozent der<br />
im Landkreis angebotenen Gästebetten. Der Anteil der Übernachtungen dieser Gebiete,<br />
ohne die Ämter Glienicke/Rietz-Neuendorf und Steinhöfel (Daten nicht ausgewiesen),<br />
an den Gesamtübernachtungen des Landkreises betrug nur 5,9 Prozent (vgl. Anhang<br />
Tabelle A 1).<br />
Als traditionelles Erholungsgebiet liegt das Amt Schlaubetal mit einer Auslastung der<br />
angebotenen Gästebetten von 39,1 Prozent über dem Durchschnittswert des<br />
Landkreises. Der Erholungsort Müllrose weist im Jahr 1996 bei den Ankünften eine<br />
Steigerung von 66,5 Prozent und bei den Übernachtungen einen Anstieg von 40<br />
Prozent gegenüber 1995 auf. Unter Einbeziehung der Anzahl der Ankünfte und<br />
Übernachtungen in den nicht gewerblich angebotenen Gästebetten betrug nach<br />
Berechnungen der Mitarbeiter der "Schlaubetal-Information" Müllrose die<br />
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Jahr 1996 5,3 Tage.<br />
Die Region um den Scharmützelsee mit dem Kurort und Heilbad Bad Saarow-Pieskow,<br />
den Fremdenverkehrsorten Wendisch-Rietz und Storkow (Storkower See) entwickelt<br />
sich zu einem Gebiet für intensive Erholungsnutzung. Mit dem in Bad Saarow errichteten<br />
Angebot des Sporting-Club Berlin an Golf, Reiten, Tennis und Segeln sind<br />
anspruchsvolle Freizeit- und Erholungskapazitäten entstanden. Wesentliche Defizite in<br />
der touristischen Infrastruktur werden in den nächsten Jahren beseitigt. Bis Ende 1998<br />
sollen alle zentralen Kur- und Fremdenverkehrseinrichtungen, wie das Sole-<br />
Thermalbad "Saarow-Therme", ein Haus des Gastes, der Kurpark und weitere<br />
infrastrukturelle Vorhaben fertiggestellt werden.<br />
23
Nachdem in Bad Saarow im Jahr 1996 die Ankünfte noch um 27,4 Prozent und die<br />
Übernachtungen sogar um 35,8 Prozent zurückgegangen waren, ist im Jahre 1997 wieder<br />
eine positive Entwicklung eingetreten und die Anzahl der Gästeankünfte um mehr<br />
<strong>als</strong> ein Drittel angestiegen. Trotz der seit 1997 gültigen gesundheitspolitischen<br />
Maßnahmen, die einschränkend auf den Kuraufenthalt wirken, sind aber die<br />
Möglichkeiten zur Auslastung der vorhandenen Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft.<br />
Die Auslastung der angebotenen Betten mit rund 33 Prozent betrug immer noch nur<br />
etwa die Hälfte der Auslastung in den anderen vier Mineral- und Moorbädern des<br />
Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Tabelle 6:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
im Kurort Bad Saarow-Pieskow<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1996 11 388 32,8 22.220 -27,4 71.594 -35,8 3,2<br />
1997 13 822 33,1 30.128 35,6 75.573 5,6 2,5<br />
1997<br />
Januar 11 400 22,2 733 -6,9 2.392 35,8 3,3<br />
Februar 10 350 30,3 893 -1,0 2.968 46,7 3,3<br />
März 11 404 27,4 958 -29,5 3.345 0,7 3,5<br />
April 12 473 31,7 1.465 -1,5 4.451 -4,6 3,0<br />
Mai 13 822 37,9 4.070 29,3 9.653 6,1 2,4<br />
Juni 13 822 40,0 3.999 46,7 9.865 0,9 2,5<br />
Juli 13 822 36,8 3.057 20,8 9.366 -30,3 3,1<br />
August 12 771 46,3 4.436 60,7 11.059 25,5 2,5<br />
Sept. 12 771 36,2 3.585 47,5 8.383 29,3 2,3<br />
Oktober 13 703 34,5 3.579 87,1 7.513 30,1 2,1<br />
November 13 669 18,3 1.940 57,3 3.400 -1,2 1,8<br />
Dezember 12 600 17,1 1.413 49,8 3.178 6,3 2,2<br />
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Die statistischen Angaben zur Anzahl der Gästebetten, der Gästeankünfte und Übernachtungen<br />
im Landkreis beziehen sich ausschließlich auf gewerbliche Betriebe und<br />
berücksichtigen nicht die Vermietung von Privatquartieren. Für 1993 wurden erstm<strong>als</strong><br />
und einmalig Daten zur Beherbergung in Privatquartieren und Kleineinrichtungen<br />
(Bettenkapazität unter 9) für das Land <strong>Brandenburg</strong> erhoben. Die Ermittlungen haben<br />
gezeigt, daß in den mit der amtlichen Statistik nicht erfaßten Privatquartieren und<br />
Kleineinrichtungen ein beachtliches Potential für den Fremdenverkehr besteht.<br />
Für den Landkreis Oder-Spree wurden bei 1.200 privat angebotenen Betten 29.030<br />
Gäste mit 154.952 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
betrug 5,3 Tage. 11 Wie die Gastgeberverzeichnisse der einzelnen Reisegebiete ausweisen,<br />
kann - bei Berücksichtigung der Tatsache, daß nicht alle Anbieter im<br />
Gastgeberverzeichnis aufgenommen sind - auch für 1997 von einer etwa gleich hohen<br />
11<br />
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Bettenkapazität und Beherbergungsleistungen<br />
in Privatquartieren und Kleinbetrieben im Land <strong>Brandenburg</strong> 1993.<br />
24
Anzahl privat angebotener Betten ausgegangen werden. Im Durchschnitt des Landes<br />
<strong>Brandenburg</strong> betrug der Anteil der Gäste in Privatquartieren und Kleineinrichtungen an<br />
den Gesamtankünften 23 Prozent. Der Anteil an den Gesamtübernachtungen betrug<br />
31,9 Prozent. Im Landkreis betrug der Anteil der privat angebotenen Gästebetten an<br />
der Gesamtbettenkapazität etwa 15 Prozent. Der entsprechende Anteil an den<br />
Übernachtungen dürfte deutlich höher liegen, da die Gäste der überwiegend von<br />
Erholungsurlaubern gebuchten Privatquartiere eine wesentlich über dem Durchschnitt<br />
liegende Aufenthaltsdauer aufweisen.<br />
Statistisch kaum erfaßbar sind Tagesausflügler, die insbesondere an Wochenenden in<br />
traditionellen Fremdenverkehrsgebieten zu einem hohen Gästeaufkommen führen.<br />
Der Landkreis Oder-Spree verfügte 1997 über 20 geöffnete Campingplätze mit 1.377<br />
Stellplätzen, nicht gerechnet den zur Stadt Frankfurt/Oder gehörenden, jedoch für das<br />
Tourismusaufkommen im Landkreis wichtigen Campingplatz Helene-See mit 650<br />
Stellplätzen. Im Jahr 1996 war in diesem Bereich ein Rückgang der Ankünfte auf<br />
16.838<br />
(-11,8 Prozent gegenüber 1995) und der Übernachtungen auf 53.352 (-19,2 Prozent<br />
gegenüber 1995) eingetreten. Das Jahr 1997 brachte dagegen sowohl bei den<br />
Ankünften <strong>als</strong> auch bei den Übernachtungen wieder eine deutliche Steigerung. Die<br />
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste auf den Campingplätzen des Landkreises<br />
verringerte sich allerdings weiterhin (vgl. Tabelle A 2).<br />
Tabelle 7:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in den Landkreisen<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
Landkreis Oder-Spree<br />
1992 68 5.377 22,7 114.703 384.552 3,4<br />
1996 112 6.950 36,9 211.711 13,4 789.432 11,4 3,7<br />
1997 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
1992 69 3.846 39,1 136.650 453.395 3,3<br />
1996 127 7.514 36,8 276.958 7,7 930.163 16,1 3,4<br />
1997 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3<br />
Landkreis Prignitz<br />
1992 8 497 55,8 18.879 105.525 5,6<br />
1996 37 1.338 38,9 44.647 10,1 185.346 8,1 4,2<br />
1997 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2<br />
* Jeweils am 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
25
2.3 Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
2.3.1 Bevölkerung<br />
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark 12 leben 192.300 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung<br />
zum Vorjahr auf 104,0 Prozent) auf einer Fläche von 2.691 qkm. Der Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark ist der Bevölkerungszahl und der Fläche nach der zweitgrößte<br />
Landkreis im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Abbildung 4:<br />
Ämter des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />
Die Bevölkerungsdichte liegt mit 71 Personen je qkm deutlich unter dem Landesdurchschnitt<br />
(87 EW je qkm). Innerhalb des Landkreises ist die Bevölkerungsdichte stark<br />
differenziert, 146 Personen je qkm im engeren Verflechtungsraum zu Berlin und 39<br />
Personen je qkm in dem zum äußeren Planungsraum gehörenden Teil des Landkreises,<br />
der ca. drei Viertel der Kreisfläche umfaßt.<br />
12<br />
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark entstand aus den ehemaligen Landkreisen Belzig, <strong>Brandenburg</strong><br />
- Land, Potsdam - Land sowie dem Amt Treuenbrietzen aus Teilen der Kreise Jüterbog<br />
und Luckenwalde.<br />
26
In dem nur ein Viertel des Kreisgebietes umfassenden engeren Verflechtungsraum lebt<br />
mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Einwohner und damit der erwerbsfähigen Bevölkerung des<br />
Landkreises. Hier befinden sich auch - mit Ausnahme der Kreisstadt Belzig (7.785<br />
EW) und der Kleinstadt Treuenbrietzen (6.228 EW) - alle größeren Orte des<br />
Landkreises: Teltow (16.021 EW), Werder (12.502 EW), Kleinmachnow (12.715 EW),<br />
Stahnsdorf (7.760 EW), Beelitz (6.225 EW). Mehrere Orte bzw. Ämter des engeren<br />
Verflechtungsraumes verzeichnen gegenwärtig eine rasche, durch Zuzug bedingte<br />
Zunahme ihrer Einwohnerzahlen (Bevölkerungsentwicklung 1996 zum Vorjahr: Amt<br />
Emster-Havel auf 104,4 Prozent, Amt Rehbrücke auf 111,7 Prozent, Amt Fahrland auf<br />
113,7 Prozent).<br />
2.3.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation<br />
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen<br />
Jahren stark zugenommen (von 1992-1996 auf 117,6 Prozent). Potsdam-Mittelmark<br />
wurde so im Land <strong>Brandenburg</strong> der Landkreis mit der höchsten Erwerbspersonenzahl.<br />
Tabelle 8:<br />
Erwerbstätige des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996<br />
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen<br />
Jahr insgesamt davon<br />
Produzier.<br />
Gewerbe<br />
Handel und<br />
Verkehr<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
Dienstleistungsunternehmen<br />
Staat, Org. o.<br />
Erw.-zweck<br />
priv. Haush.<br />
1000<br />
1991 68,2 9,3 25,8 7,9 8,2 17,0<br />
1992 63,1 5,7 18,9 11,2 10,8 16,7<br />
1993 67,5 4,9 21,6 10,8 11,4 18,8<br />
1994 71,9 4,6 25,7 11,7 13,1 16,9<br />
1995 75,0 4,3 28,5 12,9 13,9 15,4<br />
1996 74,2 4,1 27,4 13,2 14,4 15,1<br />
in Prozent<br />
1996 100 5,5 36,9 17,8 19,4 20,4<br />
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5<br />
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2<br />
Quelle:<br />
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Berechnungen SÖSTRA<br />
Beschäftigungszunahmen verzeichneten insbesondere die Wirtschaftsbereiche<br />
Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen. Der Anteil des<br />
Produzierenden Gewerbes ist deutlich höher <strong>als</strong> im Landesdurchschnitt, während der<br />
Anteil des Dienstleistungssektors trotz der positiven Beschäftigungsentwicklung 1996<br />
noch nicht den entsprechenden Landeswert erreichte. Dagegen liegt der Anteil des<br />
Wirtschaftsbereiches Land- und Forstwirtschaft auch nach dem<br />
Beschäftigungsrückgang der vergangenen Jahre noch über dem Landesdurchschnitt. 13<br />
13<br />
Die Wirtschaftsstruktur des Landkreises Potsdam-Mittelmark entspricht fast vollständig der<br />
statistischen Durchschnittsstruktur der Landkreise des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />
27
Tabelle 9:<br />
Arbeitsamts-<br />
Arbeitslosenquote im Landkreis Potsdam-Mittelmark*<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997<br />
August<br />
bereich 1995 1996 1997<br />
Belzig 12,4 12,1 14,3<br />
<strong>Brandenburg</strong>** 16,7 17,2 19,5<br />
Potsdam*** 8,9 9,0 11,4<br />
* Das Gebiet des Landkreises Potsdam-Mittelmark ist identisch mit den zum Arbeitsamt Potsdam<br />
gehörenden Dienststellenbereichen Belzig, <strong>Brandenburg</strong> - ohne die kreisfreie Stadt<br />
<strong>Brandenburg</strong> sowie Potsdam - ohne die kreisfreie Stadt Potsdam.<br />
** einschließlich <strong>Brandenburg</strong> Stadt<br />
*** einschließlich Potsdam Stadt<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Die gestiegene Erwerbstätigkeit hatte allerdings nicht in gleichem Maße einen Abbau<br />
der Arbeitslosigkeit im Landkreis zur Folge (1995 zu 1994: Zunahme der<br />
Erwerbstätigenzahlen um 3.100, Rückgang der Arbeitslosenzahlen um 1.036). Seit<br />
1996 ist im Landkreis die Zahl der Arbeitslosen und die Arbeitslosenquote wieder<br />
gestiegen (Arbeitslosenquote 1995 10,3 Prozent - 1996 11,6 Prozent), darunter auch in<br />
den Saisonmonaten des Fremdenverkehrs. Im August 1997 waren im Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark 10.720 Personen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 14,1<br />
Prozent. 14<br />
Auch hier gilt, daß die Arbeitslosenquote die quantitativen Arbeitsmarktungleichgewichte<br />
im Landkreis nur unvollkommen widerspiegelt. Die Minderung der Arbeitslosenzahlen<br />
durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente verdeckt das<br />
deutlich höher liegende Maß der Unterbeschäftigung im Landkreis.<br />
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen hat die Arbeitslosigkeit in den<br />
vergangenen Jahren trotz gestiegenen Fremdenverkehrsaufkommens ebenfalls<br />
zugenommen. Besonders 1997 erfolgte eine drastische Steigerung der Zahl der<br />
Arbeitslosen in der Berufsgruppe Gästebetreuer. Im August 1997 war die Zahl der<br />
arbeitslosen Gästebetreuer gegenüber dem Vorjahresmonat auf 121Prozent gestiegen.<br />
Dabei verzeichnete alleine die Untergruppe Gastwirte, Hoteliers, Gaststättenkaufleute<br />
innerhalb der Jahresfrist August 1996 bis August 1997 eine Zunahme von 38<br />
Arbeitslosen und erreichte damit den Bestand von 159 Arbeitslosen (Steigerung auf<br />
131 Prozent). Zugleich waren in der Saisonzeit des Fremdenverkehrs 228 Kellner<br />
arbeitslos. In der ausschließlich von der Tourismusentwicklung abhängigen<br />
Berufsgruppe Fremdenverkehrskaufleute waren im August 1997 in den drei<br />
Arbeitsamtsbereichen Belzig, <strong>Brandenburg</strong> und Potsdam 74 Fachkräfte arbeitslos.<br />
14<br />
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig<br />
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).<br />
28
Tabelle 10:<br />
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen<br />
des Landkreises Potsdam-Mittelmark, der Stadt <strong>Brandenburg</strong> und der Stadt<br />
Potsdam insgesamt*, Juni 1995, August 1996 und August 1997<br />
Berufsgruppen** Juni 1995 August 1996 August 1997<br />
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer<br />
(91) Gästebetreuer 330 94 356 96 414 132<br />
(911) Gastwirte, Hoteliers,<br />
Gaststät.kaufleute 91 30 112 47<br />
(912) Kellner 158 38 180 48<br />
(913) Übrige Gästebetreuer 107 28 122 37<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 117 28 112 31<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 47 48 35 64<br />
(41) Speisenbereiter 770 88 842 110<br />
(411) Köche 752 86 823 107<br />
(68) Warenkaufleute 1.847 277 1.863 326 2.164 396<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 201 56 144 67 172 65<br />
(702) Fremdenverkehrskaufleute 43 16 58 16<br />
(705) Vermieter 9 12 11 9<br />
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,<br />
Bootsvermiet. 3 3 9 2<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 348 36 369 47 539 59<br />
(90) Körperpfleger 74 5 68 4 82 2<br />
* Die Angaben zu den Arbeitslosen nach Berufsgruppen sind für den Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark nur zusammen mit den entsprechenden Angaben für <strong>Brandenburg</strong> Stadt und<br />
Potsdam Stadt verfügbar, da die Daten nur nach Dienststellenbereichen des Arbeitsamtes<br />
vorliegen.<br />
** Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Potsdam<br />
In den Berufsgruppen, deren Beschäftigungssituation zwar nicht vorrangig, aber durchaus<br />
auch von der Fremdenverkehrsentwicklung beeinflußt wird, hat die<br />
Arbeitslosigkeit ebenfalls weiter zugenommen. Besonders deutlich wird dies bei den<br />
Köchen und den Warenkaufleuten, bei denen zudem der Anteil der Frauen an den<br />
Arbeitslosen außerordentlich hoch ist.<br />
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen der Berufsgruppe<br />
Gästebetreuer. Er betrug im August 1997 75,8 Prozent, während der Anteil der<br />
Frauen an allen Arbeitslosen des Landkreises Potsdam-Mittelmark, <strong>Brandenburg</strong> Stadt<br />
und Potsdam Stadt zum gleichen Zeitpunkt bei 58 Prozent lag.<br />
2.3.3 Verkehrsanbindung<br />
Durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark führen die überregionalen Bahnstrecken<br />
Berlin - <strong>Brandenburg</strong> - Magdeburg und Berlin - Potsdam - Belzig - Dessau. Des weiteren<br />
führt eine Bahnstrecke von <strong>Brandenburg</strong> über Belzig und Treuenbrietzen nach<br />
Jüterbog. Die Kreisstadt Belzig - selbst ein wichtiger Fremdenverkehrsort des<br />
Landkreises und zugleich wichtigste Bahnstation für das Reisegebiet Hoher Fläming -<br />
ist z.Z. von Berlin mit der Regionalbahn im Stundentakt zu erreichen (Fahrzeit ca. 60<br />
Minuten). Es fehlt ein Schnellverkehrsangebot nach Berlin und in den Raum<br />
Halle/Leipzig. Im engeren Verflechtungsraum bestehen z.T. gute Nahverkehrsanbindungen<br />
an Potsdam und Berlin.<br />
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark verfügt über sehr gute Anbindungen an das Bundesautobahnnetz.<br />
Auf den durch den Landkreis führenden Bundesautobahnen A2<br />
(Berlin - Hannover), A9 (Berlin - München) und A10 (Berliner Ring), die gegenwärtig<br />
29
sechsspurig ausgebaut werden, sind große Teile des Kreisgebietes schnell erreichbar.<br />
Auf diesen Strecken besteht ein hohes Aufkommen im Personenverkehr (Individualund<br />
Reisebusverkehr), das in gewissem Maße zugleich auch touristisches Potential für<br />
den Landkreis darstellt.<br />
2.3.4 Touristische Angebotsstruktur<br />
Mit der gegebenen naturräumlichen Ausstattung, mit den kulturhistorischen Gegebenheiten<br />
und mit der Nähe zu Berlin, Potsdam und <strong>Brandenburg</strong> sind im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
gute Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus vorhanden.<br />
Allerdings gilt bisher nur der nördliche Bereich des Landkreises, dessen<br />
naturräumliche Gliederung durch den Havelverlauf und die Havelseen bestimmt wird,<br />
<strong>als</strong> traditionelles Tourismusgebiet. Durch die Havel und ihre zahlreichen Seen gehört<br />
der nördliche Teil zu den wasserreichsten Regionen <strong>Brandenburg</strong>s. Die Region zählt<br />
zum Reisegebiet Havelland, das weit über die Landkreisgrenzen hinausreicht und <strong>als</strong><br />
attraktives Erholungsgebiet für Wassersportler und Naturliebhaber gilt. Diese Region<br />
ist vornehmlich auch Naherholungsgebiet für Berlin und Potsdam und hat ein hohes<br />
Aufkommen an Tagesbesuchern und Wochenendgästen.<br />
Der südliche Teil, dem Reisegebiet Fläming zugeordnet, war für den Tourismus<br />
bislang wenig erschlossen. Er ist mit seinen großen Waldgebieten und dem<br />
Burgendreieck Belzig, Raben und Wiesenburg sowie mit seinen handwerklichen und<br />
landwirtschaftlichen Traditionen ein interessantes Erholungsgebiet für Naturfreunde<br />
und Wanderer. Im Raum Zauche und Nuthe-Nieplitz-Niederung sind weite<br />
schützenswerte Auen und Auwälder anzutreffen.<br />
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat territorialen Anteil an den drei künftigen<br />
Naturparken Hoher Fläming, Nuthe-Nieplitz-Aue und Westhavelland. Die Eröffnung<br />
des ausschließlich auf dem Gebiet des Landkreises liegenden Naturparks "Hoher<br />
Fläming" erfolgte im Frühjahr 1998. 61,5 Prozent der Fläche des Landkreises sind <strong>als</strong><br />
Landschaftsschutzgebiete und weitere 5,3 Prozent <strong>als</strong> Naturschutzgebiete ausgewiesen.<br />
Naturlehrpfade bzw. Naturerlebnispfade ergänzen das Wanderwegenetz und geben<br />
Einblick in die naturräumliche Ausstattung der Region.<br />
Eine weitere natürliche Voraussetzung für den Tourismus im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
sind die guten luftklimatischen Daten. Sie waren Voraussetzung für den Umund<br />
Ausbau der Kurklinik in Belzig. Die vorläufige Anerkennung der Stadt Belzig <strong>als</strong><br />
Luftkurort ist allerdings nicht weiterbewilligt worden. Kur- bzw. Rehaeinrichtungen<br />
gibt es in Beelitz-Heilstätten, Neu Fahrland, Treuenbriezen, Kartzow und Teltow.<br />
Der Landkreis verfügt über zahlreiche attraktive kulturhistorische Anziehungspunkte<br />
wie Burgen (Belzig, Raben, Wiesenburg, Ziesar), ein Kloster (Lehnin), Schlösser,<br />
Herrenhäuser und Gutshöfe.<br />
Vorrangige Tourismusschwerpunkte im Landkreis sind:<br />
- Bereich der Havelseen, Seddiner See, westliches und nördliches Kreisgebiet,<br />
- Region um den Beetzsee, Wusterwitz, Götzer Berge und Lehnin,<br />
- Raum Belzig und südlich mit Raben/Rädigke, Wiesenburg, Hagelberg, Dippmannsdorf.<br />
Neben dem Internationalen Radwanderweg R 1 gibt es ein dichtes Netz von Radfernwanderwegen<br />
und lokalen Radwanderwegen, das dem Fahrradtouristen die<br />
landschaftliche und kulturhistorische Vielfalt der Region nahe bringen soll und dessen<br />
weiterer Ausbau vorgesehen ist. Das Netz der Reitwege und Wanderwege wird<br />
ebenfalls weiter ausgebaut.<br />
Gegenwärtige Schwerpunkte der Entwicklung des Tourismus bilden jene Gebiete des<br />
Landkreises, in denen andere Einkommensquellen für die Bevölkerung nicht<br />
30
ausreichend vorhanden sind. Diesem Anliegen soll insbesondere auch die weitere<br />
Förderung der Urlaubsform "Urlaub auf dem Lande" dienen. Die positive Entwicklung<br />
wird durch mehr <strong>als</strong> 30 Anbieter im Gastgeberverzeichnis Landurlaub des Landes<br />
<strong>Brandenburg</strong> von 1998 dokumentiert.<br />
Die Zahl der geöffneten gewerblichen Beherbergungsstätten hat sich im Zeitraum von<br />
Juli 1992 bis Juli 1997 von 69 auf 133 nahezu verdoppelt. Die Zahl der angebotenen<br />
Betten stieg ebenfalls auf das Doppelte und hat sich auch 1997 nochm<strong>als</strong> deutlich<br />
erhöht. Damit hatte der Landkreis nominal den höchsten Zuwachs an Gästebetten von<br />
allen Landkreisen des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Die durchschnittliche Auslastung aller Betriebe ging 1997 weiter deutlich zurück und<br />
lag damit nur noch geringfügig über dem Landesdurchschnitt. Bei der vergleichsweise<br />
guten Auslastung ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Durchschnittsauslastungen in<br />
den Ämtern Belzig und Fahrland von 57,9 Prozent bzw. 61,7 Prozent, bedingt durch<br />
die Kur-und Rehakliniken, das Gesamtergebnis positiv beeinflussen.<br />
Tabelle 11:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 69 3.846 39,1 136.650 453.395 3,3<br />
1996 127 7.514 36,8 276.958 7,7 930.163 16,1 3,4<br />
1997 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3<br />
1997<br />
Januar 108 6.670 24,4 13.752 2,3 48.765 -1,6 3,5<br />
Februar 110 6.813 26,6 15.251 10,8 50.504 -6,6 3,3<br />
März 115 6.961 28,1 17.815 -2,4 60.356 -6,3 3,4<br />
April 128 7.485 34,9 24.864 19,8 78.180 13,5 3,1<br />
Mai 137 7.924 41,6 31.918 1,7 102.212 5,4 3,2<br />
Juni 137 8.041 40,1 29.719 -1,1 96.396 2,4 3,2<br />
Juli 133 7.924 40,2 24.206 -1,6 98.461 0,8 4,1<br />
August 134 7.843 37,4 27.231 -3,2 90.917 -3,5 3,3<br />
Sept. 136 8.594 37,5 31.450 1,8 95.649 -1,9 3,0<br />
Oktober 135 8.505 33,2 26.580 1,4 87.416 3,0 3,3<br />
November 128 7.974 11,6 19.241 -11,6 63.530 -10,0 3,3<br />
Dezember 126 7.919 22,9 16.717 -4,7 53.477 -4,6 3,2<br />
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
31
Etwa drei Viertel der angebotenen Betten befinden sich im Reisegebiet Havelland,<br />
wobei einschränkend zu berücksichtigen ist, daß die Städte Kleinmachnow, Teltow und<br />
Werder (Havel) durch neue große Beherbergungsbetriebe überdurchschnittlich hohe<br />
Kapazitäten vorhalten, deren Auslastungsgrad im wesentlichen durch den<br />
Geschäftstourismus bestimmt wird. Eine besondere Konzentration gibt es in den<br />
Ämtern Schwielowsee und Werder sowie in der Stadt Werder (Havel), deren Betriebe<br />
zusammengenommen 31,8 Prozent aller Betten des Landkreises vorhalten und für 30,0<br />
Prozent aller Ankünfte im Jahr 1996 stehen. Zusammen mit den Angeboten in Teltow<br />
Stadt, Kleinmachnow und in den Ämtern Rehbrücke und Stahnsdorf wurden 1996 über<br />
60 Prozent der Ankünfte und mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Übernachtungen im engeren<br />
Verflechtungsraum realisiert.<br />
Dagegen stellen die Ämter Beelitz, Brück, Niemegk, Treuenbrietzen und Ziesar zusammen<br />
nur 10,1 Prozent des Bettenangebotes. Der Anteil der Übernachtungen an den<br />
Gesamtübernachtungen im Landkreis beträgt nur 5,6 Prozent. Das Reisegebiet Fläming<br />
und damit vornehmlich auch der ländliche Raum bleiben Schwerpunkt der Tourismusentwicklung<br />
(vgl. Tabelle A 3).<br />
Das Jahr 1997 zeigt aufgrund der Gesundheitsstrukturreform auch für Belzig<br />
gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen drastischen Rückgang der Gästeankünfte und<br />
-übernachtungen. Die Erschließung neuer Kurangebote, auch im ambulanten Bereich,<br />
könnte neue Impulse für den Gesundheitstourismus geben. Die Ende 1996<br />
aufgeschlossene Thermalquelle soll künftig für Heilzwecke genutzt und damit das<br />
Kurangebot erweitert werden.<br />
Tabelle 12:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
im Luftkurort Belzig<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1996 6 434 67,3 15.700 128,2 106.640 168,8 6,8<br />
1997 6 475 39,0 10.903 -30,6 66.170 -38,0 6,1<br />
1997<br />
Januar 6 434 48,2 1.414 73,3 6.486 -20,0 4,6<br />
Februar 6 434 41,1 893 13,3 4.993 -35,6 5,6<br />
März 6 434 48,6 1.130 69,2 6.534 -20,4 5,8<br />
April 7 477 37,5 964 -28,5 5.368 -38,7 5,6<br />
Mai 7 475 45,3 1.094 -46,9 6.666 -33,4 6,7<br />
Juni 7 475 39,5 829 -31,2 5.625 -36,3 6,8<br />
Juli 7 475 37,2 715 -34,6 5.485 -39,5 7,7<br />
August 7 475 35,7 850 -35,6 5.253 -42,5 6,2<br />
Sept. 7 475 32,2 862 -46,0 4.594 -50,6 5,3<br />
Oktober 7 475 35,4 822 -47,3 5.220 -44,3 6,4<br />
November 7 475 36,5 689 -56,8 5.203 -43,2 7,6<br />
Dezember 7 475 32,2 641 -61,2 4.743 -46,9 7,4<br />
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
32
Nach der statistischen Erhebung zur Beherbergung in Privatquartieren und<br />
Kleineinrichtungen (Bettenkapazität unter 9) für das Land <strong>Brandenburg</strong> 1993 wurden<br />
im Landkreis Potsdam-Mittelmark 921 Gästebetten mit 22.517 Gästeankünften und<br />
117.278 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 5,2<br />
Tage. Eine vom Landkreis zu den Privatquartieren durchgeführte Erhebung zeigt eine<br />
anhaltende Tendenz zur Erhöhung des Angebotes in diesem Bereich. Für den Zeitraum<br />
Oktober 1995 bis September 1996 wurden rund 123.000 Übernachtungen in<br />
Privatquartieren festgestellt.<br />
In dieser Erhebung wurden für den gleichen Zeitraum 2,14 Mill. Tagesbesucher für<br />
den Landkreis geschätzt.<br />
Im Landkreis gibt es 17 Campingplätze. Die Zahl der angebotenen Stellplätze ging bei<br />
gleichbleibender Anzahl der Campingplätze von 1.250 im Jahr 1992 auf 812 im Jahr<br />
1997 zurück. Die Zahl der Ankünfte von 21.163 im Jahr 1996 lag um 24,2 Prozent<br />
niedriger <strong>als</strong> im Vorjahr. Im Jahr 1997 konnte jedoch gegenüber dem<br />
Vorjahreszeitraum wieder ein leichter Anstieg von 0,4 Prozent erreicht werden. Die<br />
ohnehin stark saisonale Abhängigkeit des Urlaubscampings ist auch durch<br />
Witterungseinflüsse deutlichen Schwankungen unterworfen (vgl. Tabelle A 4).<br />
2.4 Landkreis Prignitz<br />
2.4.1 Bevölkerung<br />
Im Landkreis Prignitz 15 leben 99.024 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung zum Vorjahr<br />
auf 98,6 Prozent) auf einer Fläche von 2.123 qkm. Der Landkreis Prignitz ist<br />
bevölkerungsmäßig der kleinste Landkreis im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Abbildung 5:<br />
Ämter des Landkreises Prignitz<br />
Die Bevölkerungsdichte erreicht mit 47 Personen je qkm nur wenig mehr <strong>als</strong> die Hälfte<br />
des Landesdurchschnittes. Der Landkreis Prignitz gehört zu den am schwächsten besiedelten<br />
Landkreisen <strong>Brandenburg</strong>s. 60 Prozent der Bevölkerung leben in Städten. Die<br />
größten Orte sind die Kreisstadt Perleberg (14.141 EW), Pritzwalk (11.069 EW) und<br />
15<br />
Der Landkreis Prignitz entstand aus den ehemaligen Landkreisen Perleberg und Pritzwalk.<br />
33
Wittenberge (23.833 EW) sowie die Kleinstädte Karstädt (3.307 EW), Bad Wilsnack<br />
(2.666 EW), Lenzen (2.520 EW), Meyenburg (2.485 EW) und Putlitz (1.925 EW).<br />
2.4.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation<br />
Im Landkreis Prignitz hat sich nach einem starken Beschäftigungsabbau die Zahl der<br />
Erwerbstätigen im Zeitraum 1993-1996 auf dem Niveau von ca. 38.000 Personen stabilisiert.<br />
Innerhalb dieser Gesamtzahl an Erwerbspersonen ging aber der Strukturwandel<br />
im Landkreis weiter; nun wieder zugunsten der Beschäftigung im Wirtschaftsbereich<br />
Produzierendes Gewerbe sowie zugunsten des Dienstleistungssektors. Der Anteil des<br />
Produzierenden Gewerbes liegt aber noch erheblich unter dem Landesdurchschnitt,<br />
während der Anteil des Dienstleistungssektors dem durchschnittlichen Anteil der<br />
Landkreise des Landes <strong>Brandenburg</strong> entspricht.<br />
Obwohl im Landwirtschaftssektor in den vergangenen Jahren der stärkste Abbau von<br />
Arbeitsplätzen erfolgte, hat die Landwirtschaft weiterhin einen prägenden Einfluß auf<br />
die Wirtschaftsstruktur des Landkreises. Der Anteil der Erwerbstätigen dieses<br />
Bereiches an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen des Landkreises liegt immer noch<br />
deutlich über dem entsprechenden Landesdurchschnitt. Der Landkreis Prignitz ist<br />
zudem im Land <strong>Brandenburg</strong> der Landkreis mit dem höchsten Anteil<br />
Landwirtschaftsfläche am Kreisgebiet (68,3 Prozent, 31.12.1994).<br />
Tabelle 13: Erwerbstätige des Landkreises Prignitz<br />
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996<br />
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen<br />
Jahr insgesamt davon<br />
Produzier.<br />
Gewerbe<br />
Handel und<br />
Verkehr<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
Dienstleistungsunternehmen<br />
Staat, Org. o.<br />
Erw.-zweck<br />
priv. Haush.<br />
1000<br />
1991 42,2 6,3 12,9 8,6 4,8 9,6<br />
1992 39,8 4,6 11,1 9,5 5,0 9,7<br />
1993 37,7 3,8 10,6 9,2 5,9 8,2<br />
1994 38,2 3,5 10,8 9,1 6,9 7,9<br />
1995 38,1 3,3 11,4 8,9 6,9 7,6<br />
1996 37,9 3,1 12,3 7,8 7,1 7,6<br />
in Prozent<br />
1996 100 8,2 32,5 20,6 18,7 20,1<br />
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5<br />
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2<br />
Quelle:<br />
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Berechnungen SÖSTRA<br />
34
Die Arbeitsmarktsituation im Landkreis Prignitz ist vor allem durch den in den vergangenen<br />
Jahren erfolgten starken Beschäftigungsabbau mehrerer großer Industriebetriebe<br />
in Wittenberge (z.B. Nähmaschinenwerk, RAW), Perleberg und Pritzwalk sowie durch<br />
die enormen Arbeitskräftefreisetzungen in der Landwirtschaft gekennzeichnet. Im<br />
August 1997 waren im Landkreis Prignitz 10.084 Personen arbeitslos, die<br />
Arbeitslosenquote betrug 22,8 Prozent. 16<br />
Tabelle 14: Arbeitslosenquote des Landkreises Prignitz*<br />
im Monat August der Jahre 1995 - 1997<br />
Arbeitsamts-<br />
August<br />
bereich 1995 1996 1997<br />
Perleberg 17,3 17,5 22,0<br />
Pritzwalk 15,7 18,4 24,8<br />
* Das Gebiet des Landkreises Prignitz ist identisch mit den Dienststellenbereichen Perleberg und<br />
Pritzwalk des Arbeitsamtes Neuruppin.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Die Arbeitslosenquote zeichnet auch im Landkreis Prignitz nur ein unvollständiges<br />
Bild vom tatsächlichen Ausmaß der Unterbeschäftigung. Ohne den Einsatz<br />
arbeitsmarktpolitischer Instrumente wäre die Zahl der Arbeitslosen deutlich höher. Im<br />
Arbeitsamtsbezirk Neuruppin waren im August 1997 allein in ABM, LKZ und FuU<br />
Personen in einer Größenordnung untergebracht, die ca. 27 Prozent des<br />
Arbeitslosenbestandes dieses Monats entsprach (vgl. auch Abbildung 9).<br />
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen war die Zahl der Arbeitslosen 1996<br />
zunächst deutlich zurückgegangen, darunter in der Berufsgruppe Gästebetreuer von<br />
113 auf 71 Arbeitslose. 1997 ist die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich wieder<br />
drastisch angestiegen. In der Berufsgruppe Gästebetreuer hat sich die Zahl der<br />
Arbeitslosen innerhalb der Jahresfrist August 1996-August 1997 fast verdoppelt. Auch<br />
in weiteren fremdenverkehrsbeeinflußten Berufsgruppen war 1996 zunächst ein<br />
Rückgang bzw. nur moderater Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen, der<br />
1997 aber wieder von einer erheblichen Zunahme der Arbeitslosen abgelöst wurde.<br />
Diese Entwicklung steht in enger Relation zu dem drastischen Rückgang der<br />
Übernachtungszahlen im Fremdenverkehrsgewerbe des Landkreises Prignitz im Jahre<br />
1997 (-21 Prozent, vgl. Tabelle 16). Dabei zeigen die Übernachtungszahlen für den<br />
Kurort Bad Wilsnack (-30,9 Prozent, vgl. Tabelle 17), der bisher zwei Drittel des<br />
Übernachtungsaufkommens des Landkreises erbringt, daß dieser Einbruch vor allem<br />
durch die Entwicklung im Kurbereich bedingt ist. 1996 hatte die Zunahme der<br />
Übernachtungen im Landkreis um 11,4 Prozent, darunter in Bad Wilsnack um 17,4<br />
Prozent, noch zu einer spürbaren Abnahme der Zahl der arbeitslosen Gästebetreuer<br />
beigetragen.<br />
Die Entwicklung im Kurbereich hat nicht nur zu einer Steigerung der<br />
Arbeitslosenzahlen im medizinisch-therapeutischen Bereich des Kurbetriebes geführt<br />
(vgl. Berufsgruppe Übrige Gesundheitsdienstberufe Tabelle 15). Neben der Steigerung<br />
der Arbeitslosenzahlen bei den Gesundheitsberufen zeigen sich die negativen<br />
Arbeitsmarktwirkungen der durch die Gesundheitsstrukturreform bedingten<br />
Entwicklung des Kurwesens im Land<br />
16<br />
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig<br />
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).<br />
35
kreis Prignitz vor allem in der sprunghaften Steigerung der Arbeitslosenzahlen in der<br />
Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe und zwar in allen drei Untergruppen -<br />
Gastwirte/Hoteliers, Kellner und Übrige Gästebetreuer.<br />
Sehr hoch ist auch im Landkreis Prignitz der Anteil der Frauen an den arbeitslosen<br />
Gästebetreuern: 08/95 - 82 Prozent, 08/96 - 75 Prozent, 08/97 - 88 Prozent. Er liegt<br />
wesentlich über dem durchschnittlichen Anteil der Frauen an den Arbeitslosen des<br />
Landkreises (60,1 Prozent im August 1997). In der Berufsgruppe Gästebetreuer wirken<br />
sich Schwankungen in der Beschäftigungsentwicklung vor allem auf die Frauen aus.<br />
Sie üben die Tätigkeiten im Gastgewerbe aus, die am stärksten von<br />
Nachfrageschwankungen betroffen sind.<br />
Tabelle 15: Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen<br />
des Landkreises Prignitz, im Monat August der Jahre 1995 -1997<br />
Berufsgruppen* August 1995 August 1996 August 1997<br />
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer<br />
(91) Gästebetreuer 93 20 53 18 115 16<br />
(911) Gastwirte, Hoteliers,<br />
Gaststät.kaufleute 25 10 12 7 24 5<br />
(912) Kellner 60 8 35 11 77 10<br />
(913) Übrige Gästebetreuer 8 6 14<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 25 13 29 12 32 19<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 32 24 31 33 41 32<br />
(41) Speisenbereiter 399 24 344 23 414 31<br />
(411) Köche 397 24 343 23 412 31<br />
(68) Warenkaufleute 658 68 673 72 741 106<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 51 10 41 7 69 5<br />
(702) Fremdenverkehrskaufleute 7 5 5 26<br />
(705) Vermieter<br />
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,<br />
Bootsvermiet.<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 86 4 90 7 117 12<br />
(90) Körperpfleger 24 26 20<br />
* Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin<br />
2.4.3 Verkehrsanbindung<br />
Der Landkreis Prignitz verfügt über sehr günstige Fernverkehrsanbindungen im Eisenbahnverkehr.<br />
Vom Eisenbahnknoten Wittenberge bestehen im 2-Stunden-Takt<br />
InterCity-Verbindungen nach Berlin und Hamburg (Fahrzeit Berlin - Wittenberge ca. 1<br />
Std., Wittenberge - Hamburg 1,2 Std.) und ebenfalls im 2-Stundentakt InterRegio-<br />
Verbindungen nach Magdeburg/Leipzig und Schwerin/Lübeck. Zwischen Berlin und<br />
Wittenberge besteht außerdem im 2-Stundentakt eine RE-Verbindung. Sie hält auch in<br />
Bad Wilsnack (Fahrzeit von Berlin 90 Min.).<br />
Die Autobahn A 24 (Berlin - Hamburg) durchquert auf einer Länge von 27 km den<br />
nordöstlichen Teil des Landkreises.<br />
36
2.4.4 Touristische Angebotsstruktur<br />
Der Landkreis Prignitz kann fremdenverkehrlich nicht nur in seinen Gebietsgrenzen<br />
betrachtet werden. Als Fremdenverkehrsgebiet wird die Landschaftsregion Prignitz<br />
insgesamt vermarktet. Neben der Westprignitz, im wesentlichen identisch mit dem<br />
Landkreis Prignitz, schließt es einen Teil des Landkreises Ostprignitz-Ruppin mit dem<br />
Zentrum Wittstock/Dosse und dem südöstlich gelegenen Kyritz wie auch südlich das<br />
Gebiet um Havelberg im Landkreis Stendal (Land Sachsen-Anhalt) ein. Eine<br />
zufriedenstellende Fremdenverkehrsintensität ist nur durch die landkreisübergreifende<br />
Vermarktung aller Potentiale der Landschaftsregion möglich.<br />
Der Landkreis Prignitz zählt nicht zu den touristischen Schwerpunktregionen des<br />
Landes <strong>Brandenburg</strong>. Der dünnbesiedelte Landkreis ist mit seiner zuweilen herben, in<br />
Teilen dennoch romantischen Landschaft aber ebenfalls für eine touristische<br />
Entwicklung geeignet. Die weitgehend intakte Natur bietet besonders für Natur- und<br />
Wanderfreunde, für Wassersportinteressierte und für Familien mit Kindern<br />
Entspannung und Erholung. Kulturelle Zeugnisse aus mehreren Jahrhunderten findet<br />
man in den Städten und in ihrer unmittelbaren Umgebung, wie die Plattenburg - die<br />
älteste erhaltene Wasserburg Nordeutschlands - in der Nähe von Bad Wilsnack.<br />
Die für den Tourismus interessanten Landschaftsteile oder Städte/Gemeinden befinden<br />
sich vornehmlich im südlichen und westlichen Teil des Landkreises. Durch die in der<br />
Kreisentwicklungskonzeption festgelegten Gemeinden mit überörtlich bedeutsamer<br />
Fremdenverkehrsfunktion wird dieser Tatsache Rechnung getragen. Von diesen 23<br />
Gemeinden befinden sich 12 Gemeinden im Gebiet der Elbtalaue und den Ämtern Bad<br />
Wilsnack, Lenzen-Elbtalaue und Plattenburg zugehörig. Die sich hier entwickelnde<br />
touristische Infrastruktur wird nicht nur Kurzurlauber anziehen, sondern auch zu einem<br />
längeren Aufenthalt animieren.<br />
Ein touristischer Schwerpunkt ist der Naturpark <strong>Brandenburg</strong>ische Elbtalaue (70 km<br />
Elbelauf). Besonders bedeutsame Landschaftsteile der Prignitz wie die Elbtalaue und<br />
das Stepenitztal sind unter Schutz gestellt. Der Naturpark <strong>Brandenburg</strong>ische Elbtalaue<br />
ist seit Herbst 1997 von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat.<br />
Der nördliche Teil des Landkreises ist für den längeren Aufenthalt von Touristen weniger<br />
attraktiv. Das sich unmittelbar an die Landkreisgrenze anschließende Fremdenverkehrsgebiet<br />
um den Plauer See im Land Mecklenburg-Vorpommern zieht die<br />
Touristenströme an. Eine steigende Tendenz ist bei der Urlaubsform "Urlaub auf dem<br />
Lande" festzustellen. Es gibt eine Anzahl gut geführter Reiterhöfe und<br />
Beherbergungsbetriebe mit Angeboten heimischer landwirtschaftlicher Produkte. Das<br />
Angebot hat sich im Jahr 1998 gegenüber 1997 beachtlich erhöht. Mehr <strong>als</strong> 20 private<br />
und gewerbliche Anbieter stellen sich im Gastgeberverzeichnis Landurlaub des Landes<br />
<strong>Brandenburg</strong> vor.<br />
Die guterhaltenen historischen Stadtkerne mit ihrer norddeutschen Backsteingotik und<br />
die Vielzahl der Burgen, Schlösser, Kirchen und Herrenhäuser aus den<br />
unterschiedlichen Jahrhunderten bilden das Angebot für kulturinteressierte Besucher<br />
vornehmlich in den Städten Bad Wilsnack, Lenzen, Perleberg, Pritzwalk, Wittenberge<br />
sowie Wittstock/Dosse und Kyritz in den benachbarten Landkreisen. Diese Städte<br />
arbeiten im Städtenetz Prignitz zusammen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
der Prignitz-Städte soll die touristische Erschließung und Entwicklung gefördert<br />
werden. Sehenswerte Baudenkmale findet man in den Städten Putlitz und Meyenburg.<br />
Interessante touristische Angebote sind Radwanderungen besonders in der Elbtalaue<br />
zwischen Wittenberge und Lenzen, aber auch auf einer der 15 beschriebenen Routen<br />
durch den Landkreis. Angeboten werden weiterhin Deichwanderungen, Besuch des<br />
Storchendorfes Rühstädt, Wasserwandern auf Elbe und Stepenitz, Wassersport und<br />
Campingurlaub am Rudower See.<br />
Das Bemühen im Landkreis, den Fremdenverkehr in den landschaftlich attraktiven<br />
Teilgebieten und den bauhistorisch interessanten Städten und Gemeinden zu erweitern,<br />
37
zeigt sich in der bisherigen Entwicklung des Gastgewerbes. Gab es im Juli 1992<br />
lediglich 8 geöffnete Beherbergungsstätten mit einem Angebot von 497 Betten, so hat<br />
sich die Zahl der im Juli 1997 geöffneten Beherbergungsstätten verfünffacht, die<br />
angebotene Bettenanzahl ist nahezu auf das Dreifache gestiegen. Diese Entwicklung<br />
vollzog sich besonders in den landschaftlich attraktiven Gebieten im Süden und<br />
Westen des Landkreises. Als touristisches Zielgebiet profilieren sich die Gemeinden<br />
des Amtes Lenzen/Elbtalaue, in deren Bereich auch der Rudower See mit der einzigen<br />
Campingmöglichkeit des Landkreises liegt.<br />
Mit 15,6 gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner gehört der<br />
Landkreis Prignitz ebenso wie die Landkreise Elbe-Elster (13,2 Gästebetten) und<br />
Oberspreewald-Lausitz (15,9 Gästebetten) zu den Regionen mit der geringsten<br />
Bettendichte im Land <strong>Brandenburg</strong> (etwa 50 Prozent des Landesdurchschnittes). Die<br />
durchschnittliche Bettenauslastung lag im Landkreis im Jahre 1996 bei 38,9 Prozent,<br />
ging aber 1997, durch den drastischen Rückgang der Übernachtungen bei den Kuren<br />
bedingt, auf 29,7 Prozent zurück.<br />
Tabelle 16:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im<br />
Landkreis Prignitz<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 8 497 55,8 18.879 105.525 5,6<br />
1996 37 1.338 38,9 44.647 10,1 185.346 8,1 4,2<br />
1997 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2<br />
1997<br />
Januar 34 1.280 21,3 2.456 -9,5 8.300 -45,7 3,4<br />
Februar 35 1.305 20,1 2.386 -14,2 7.329 -51,0 3,1<br />
März 35 1.268 25,1 2.949 -12,9 9.879 -40,4 3,3<br />
April 38 1.315 28,4 3.735 -2,6 11.217 -37,9 3,0<br />
Mai 40 1.334 31,7 4.519 -12,7 13.123 -25,2 2,9<br />
Juni 41 1.378 32,6 4.194 -6,2 13.495 -14,7 3,2<br />
Juli 40 1.335 34,7 4.152 7,8 14.366 -11,9 3,5<br />
August 40 1.335 30,5 4.172 -3,0 12.613 -22,3 3,0<br />
Sept. 42 1.434 38,7 4.932 11,1 16.668 7,5 3,4<br />
Oktober 43 1.448 36,5 4.513 18,8 16.380 6,9 3,6<br />
November 42 1.419 28,6 4.072 21,3 12.159 -10,0 3,0<br />
Dezember 42 1.425 25,0 3.224 27,0 10.808 6,0 3,4<br />
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Im Bereich der Ämter Bad Wilsnack/Weisen, Karstädt, Lenzen/Elbtalaue und in der<br />
Stadt Perleberg befinden sich insgesamt 70 Prozent aller gewerblich angebotenen<br />
Betten des Landkreises. 57,4 Prozent aller Ankünfte und 79,3 Prozent aller<br />
Übernachtungen des Landkreises entfielen 1996 auf diese Zielgebiete (vgl. Tabelle<br />
A5).<br />
Eine besondere Stellung bezüglich des Fremdenverkehrsaufkommens im Landkreis<br />
nimmt die Stadt Bad Wilsnack mit ihrem Kurangebot ein. Bad Wilsnack hat eine lange<br />
Tradition im Kurwesen und verfügt über entsprechende, auch für ambulante Gäste<br />
zugängliche, kurörtliche Einrichtungen. Moderne Unterkünfte, eine leistungsfähige<br />
38
Gastronomie und die Möglichkeit einer naturnahen Erholung in der ländlichen Umgebung<br />
der Elbtalaue sowie die kurörtliche Grundausstattung prägen auch die wirtschaftlichen<br />
Strukturen der Stadt. Bad Wilsnack ist im Bäderplan des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
<strong>als</strong> ein zu entwickelnder Kurstandort eingeordnet.<br />
Die für den Landkreis ausgewiesenen Gästeankünfte, Übernachtungen und die Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste werden in hohem Maße von dem Kurbetrieb in Bad Wilsnack<br />
beeinflußt. Mit 501 Betten stellt die Stadt ein Drittel der gewerblichen Bettenkapazität<br />
des gesamten Landkreises. Hinzu kommen 18 private Zimmeranbieter mit insgesamt<br />
65 Betten. Im Bereich des Amtes Bad Wilsnack/Weisen wurden im Jahr 1996 13.866<br />
Ankünfte mit 118.430 Übernachtungen gezählt. Das sind 31,0 Prozent aller Ankünfte<br />
und 63,9 Prozent aller Übernachtungen im Landkreis. Die durchschnittliche<br />
Auslastung der gewerblich angebotenen Gästebetten des Amtsbereiches Bad<br />
Wilsnack/Weisen lag im gleichen Jahr bei 58,1 Prozent.<br />
Den hohen Steigerungsraten des Jahres 1996 folgten im Jahr 1997 Rückgänge bei den<br />
Ankünften und drastische Reduzierungen von teilweise über 50 Prozent bei den Übernachtungen,<br />
letztere vor allem infolge der Verringerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer<br />
bei den Kuren um 30 Prozent. Dementsprechend ging in Bad Wilsnack 1997<br />
auch die durchschnittliche Bettenauslastung um 30 Prozent zurück.<br />
Tabelle 17:<br />
Jahr<br />
Monat<br />
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen<br />
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
im Kurort Wilsnack<br />
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen<br />
Ist*<br />
Geöffnete<br />
Beherbergungsbetriebe*<br />
Durchschnittl.<br />
Auslastun<br />
g<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Insgesamt<br />
Veränderg<br />
. zum<br />
Vorjahreszeitraum<br />
Durchschnittl.<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1996 4 501 62,9 9.581 51,7 108.376 17,4 11,3<br />
1997 4 501 41,0 9.464 -1,2 74.927 -30,9 7,9<br />
1997<br />
Januar 4 501 32,1 520 11,8 4.952 -51,8 9,5<br />
Februar 4 501 28,3 411 -14,4 3.968 -59,4 9,7<br />
März 4 501 33,1 522 -5,6 5.142 -51,1 9,9<br />
April 4 501 34,2 712 -16,0 5.147 -52,3 7,2<br />
Mai 4 501 39,4 955 -8,4 6.124 -33,5 6,4<br />
Juni 4 501 46,2 890 -5,4 6.938 -9,9 7,8<br />
Juli 4 501 43,7 818 0 6.785 -18,6 8,3<br />
August 4 501 38,6 1.074 -2,0 5.997 -37,5 5,6<br />
Sept. 4 501 61,4 1.188 4,9 9.233 4,3 7,8<br />
Oktober 4 501 58,7 996 17,3 9.110 2,2 9,1<br />
November 4 501 38,2 652 -15,9 5.747 -31,6 8,8<br />
Dezember 4 501 37,2 726 25,0 5.784 -3,8 8,0<br />
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.<br />
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Diese für den Kurort Bad Wilsnack negative Entwicklung, die in ihren Auswirkungen<br />
über den Kurbereich hinaus das gesamte Gastgewerbe des Ortes ebenso wie Handel<br />
und Dienstleistungen berührt, spiegelt sich auch in der Tourismusbilanz des<br />
Landkreises wider. Die Übernachtungen im Landkreis Prignitz gingen 1997 um ein<br />
Fünftel zurück. Im Vergleich aller brandenburgischen Landkreise war dies der stärkste<br />
Rückgang der Übernachtungen (vgl. Tabelle 1).<br />
39
Ergänzt werden die gewerblichen Bettenangebote des Landkreises Prignitz durch rund<br />
300 Gästebetten von über 70 nichtgewerblichen Vermietern, die im Gastgeberverzeichnis<br />
des Fremdenverkehrs- und Kulturvereins Prignitz e. V. eingetragen sind. Im Gastgeberverzeichnis<br />
des Fremdenverkehrsvereins "Lenzen(Elbe)-Rudower See" werden<br />
weitere 165 Gästebetten in Privatunterkünften angeboten. Die Anzahl der nicht<br />
gewerblich angebotenen Kapazitäten im Landkreis dürfte weit höher liegen. Nach der<br />
statistischen Erhebung zur Beherbergung in Privatquartieren und Kleineinrichtungen<br />
für das Land <strong>Brandenburg</strong> 1993 wurden bei 536 privat angebotenen Betten 6.047<br />
Gästeankünfte mit 27.453 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer betrug 4,5 Tage.<br />
Zwei Campingplätze mit insgesamt 90 Stellplätzen verzeichneten im Jahr 1996 2.849<br />
Ankünfte mit 9.486 Übernachtungen. Im Jahr 1997 trat bei gleicher Stellplatzzahl ein<br />
Rückgang von 14,7 Prozent bei den Ankünften und von 10,4 Prozent bei den<br />
Übernachtungen ein (vgl. Tabelle A 6).<br />
40
3 Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs<br />
3.1 Zur Datenbasis und Methodik der Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte des<br />
Fremdenverkehrs<br />
In die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs werden generell hohe Erwartungen<br />
gesetzt. Sie sind das Hauptziel der Förderung dieser Branche. Auch in den Landkreisen<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz besteht die Hoffnung, mit der Entwicklung<br />
des Tourismus zumindest einen Teil der sinkenden Arbeitsplatzzahlen anderer<br />
Wirtschaftsbereiche kompensieren zu können. Die Arbeitsplatzeffekte des Tourismus<br />
werden leicht über-, oft aber auch unterschätzt, da sie aufgrund der Spezifik dieser<br />
Branche schwer abgrenzbar und nur zum Teil direkt quantifizierbar sind.<br />
"Eine exakte Bestimmung der im Bereich des Tourismus beschäftigten Personen ist<br />
letztlich nicht möglich, da dieser Bereich nicht klar definiert ist. Touristische<br />
Leistungen werden in einer Vielzahl von Bereichen erbracht, die nicht in vollem<br />
Umfang dem Tourismus zuzurechnen sind, da sie jeweils auch einen nicht<br />
unerheblichen Teil ihrer Leistungen an Nicht-Touristen abgeben. Für die<br />
Beantwortung der Frage, wieviele Arbeitsplätze insgesamt von der touristischen<br />
Nachfrage abhängen, ist man <strong>als</strong>o letztlich immer auf Schätzungen angewiesen." 17<br />
Die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs lassen sich nach folgenden Gesichtspunkten<br />
strukturieren:<br />
Primäre Effekte:<br />
Sekundäre Effekte:<br />
Tertiäre Effekte:<br />
Arbeitsplätze im Beherbergungs- und Gastgewerbe, in Kureinrichtungen,<br />
in der Reisevermittlung und -veranstaltung und in<br />
administrativen Fremdenverkehrsinstitutionen<br />
Beschäftigungseffekte durch Gästenebenausgaben (bspw. in<br />
den Bereichen Handel, Dienstleistungen, Transport), durch<br />
vom Gastgewerbe bezogene Zulieferungen und durch<br />
Ausgaben von Tourismus-Beschäftigten<br />
Beschäftigungseffekte durch Zulieferungen an die Zulieferer<br />
und Dienstleister des Fremdenverkehrs.<br />
Statistisch abgrenzbare Daten sind nur für Teilgebiete der den primären und<br />
sekundären Effekten zuzurechnenden Beschäftigungsbereiche verfügbar. Auf ihrer<br />
Grundlage können umfassendere Schätzungen zu den primären und sekundären<br />
Beschäftigungseffekten des Fremdenverkehrs erfolgen. Tertiäre Effekte sind durch<br />
abgeleitete Hochrechnungen schätzbar, die aber auf der hier zu betrachtenden<br />
Landkreisebene wenig sinnvoll erscheinen, da die Übertragung der entsprechenden<br />
volkswirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen zu stark von den jeweiligen<br />
konkreten regionalen Strukturen der Erwerbstätigkeit abweichen kann. 18<br />
17<br />
18<br />
Vgl. Statistisches Bundesamt, Tourismus in Zahlen 1997, Wiesbaden 1997, S. 198.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit kann nicht detailliert auf die verschiedenen Verfahrensschritte und<br />
deren einzelne Einflußfaktoren zur Quantifizierung der Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs<br />
eingegangen werden. Eine Reihe von Fragen ihrer Übertragbarkeit auf die regionale<br />
Ebene ist zudem noch offen und bedarf weiterer Untersuchungen. Neben den nur für einzelne<br />
Teilbereiche direkt verfügbaren Daten zu tourismusabhängig Beschäftigten können Beschäftigtenzahlen<br />
über Umsatz- bzw. Nettowertschöpfungsanteile errechnet und durch Primärerhebungen<br />
gewonnen werden.<br />
41
Eine Orientierungshilfe für das Gewicht der in Frage kommenden Wirtschaftsbereiche<br />
an dem Gesamtbereich Tourismus bietet eine Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) zur Ermittlung der tourismusabhängig<br />
Beschäftigten für das Jahr 1990 im früheren Bundesgebiet. 19 Obwohl<br />
in dieser Analyse die neuen Bundesländer noch nicht berücksichtigt werden konnten,<br />
wird sie hier <strong>als</strong> Orientierungshilfe für Größenordnungen herangezogen, da - wie<br />
bereits in der Einleitung hervorgehoben - bislang noch keine neuere Untersuchung auf<br />
dieser Breitenbasis vorliegt.<br />
In diese Untersuchung wurden Beschäftigungsbereiche einbezogen, die primäre und<br />
sekundäre Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs aufweisen. Von den ermittelten<br />
tourismusabhängig Beschäftigten entfallen rund zwei Drittel (68,7 Prozent) auf primäre<br />
Arbeitsplatzeffekte und rund ein Drittel (31,3 Prozent) auf sekundäre Arbeitsplatzeffekte<br />
des Fremdenverkehrs, wobei in der DWIF-Untersuchung die Bereiche<br />
sekundärer touristischer Beschäftigungswirkungen eher unterrepräsentiert sind.<br />
Betrachtet man die einzelnen fremdenverkehrsrelevanten Wirtschaftsbereiche hinsichtlich<br />
ihrer durch touristische Nachfrage ausgelösten Beschäftigungswirkungen, steht das<br />
Beherbergungs- und Gaststättengewerbe mit weitem Abstand vor allen anderen Bereichen.<br />
In der DWIF-Untersuchung entfallen allein auf diesen Bereich 62,6 Prozent der<br />
direkt tourismusabhängig Beschäftigten (Erwerbstätigkeit der ersten Umsatzstufe). Das<br />
Gastgewerbe wird daher - wie bereits in den einleitenden Hinweisen zur Methodik<br />
dieser Arbeit erläutert - bei den folgenden Überlegungen zur Bestimmung der<br />
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs in den Mittelpunkt gerückt.<br />
Als statistische Datenbasis zur Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe stehen auf Landkreisebene<br />
die Beschäftigtenstatistik und die Daten der Handels- und Gaststättenzählung<br />
von 1993 zur Verfügung. Beide Statistiken enthalten zwar Angaben zu den<br />
Beschäftigten in Form von absoluten Größen. Diese müssen aber ebenfalls durch<br />
Schätzungen ergänzt bzw. modifiziert werden, um die tourismusrelevante<br />
Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe zu bestimmen.<br />
Die Beschäftigtenstatistiken erfassen nur die sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten. In ihnen bleiben Selbständige und geringfügig Beschäftigte<br />
unberücksichtigt. Beide Erwerbstätigengruppen stellen jedoch im Gastgewerbe einen<br />
relativ hohen Anteil der Beschäftigten (bspw. tätige Pensionsinhaber, tätige<br />
Gaststätteninhaber, mithelfende Familienangehörige). Der Anteil der Selbständigen<br />
wird hier auf 20 Prozent und der Anteil der geringfügig Beschäftigten auf 25 Prozent<br />
geschätzt. 20 Daraus ergibt sich, daß der Anteil der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten des Gastgewerbes bei<br />
schätzungsweise 55 Prozent einzuordnen ist. 21<br />
Mittels Kombination dieser Anteilswerte kann mit der in der Beschäftigtenstatistik verfügbaren<br />
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten des Gastgewerbes eine<br />
grobe Schätzung der Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Gastgewerbes abgeleitet<br />
werden.<br />
19<br />
20<br />
21<br />
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., und Harrer, B.: Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes.<br />
Heft 42 der Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr<br />
an der Universität München (DWIF), München 1991.<br />
Der Anteil Selbständiger inclusive mithelfender Familienangehöriger an den Erwerbstätigen in<br />
den neuen Bundesländern wird für das Jahr 1995 auf 7,4 Prozent geschätzt (vgl. Semlinger, K.,<br />
Mittelständische Kleinbetriebe in Ostdeutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte - Beilage<br />
zur Wochenzeitung Das Parlament B 51/97).<br />
Der Anteil geringfügig Beschäftigter an den Erwerbstätigen in Ostdeutschland wird für das Jahr<br />
1996 auf 8,1 Prozent geschätzt (vgl. DIW Wochenbericht Nr. 38/97). Im Gastgewerbe sind beide<br />
Anteile schätzungsweise mindestens zwei- bis dreimal so hoch wie die Durchschnittswerte.<br />
Im Jahre 1987 hatte das Gastgewerbe im früheren Bundesgebiet folgende Erwerbstätigenanteile:<br />
Tätige Inhaber 24 Prozent, unbez. mithelf. Familienangehörige 12 Prozent, sozialvers.pflicht.<br />
Arbeitnehmer 64 Prozent (Ergebnisse der Betriebsstättenzählung 1987).<br />
42
Die Daten der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 geben vor allem Aufschluß<br />
über die Struktur der Beschäftigten des Gastgewerbes. 22 Hinsichtlich der absoluten<br />
Größenordnungen ist bei dieser Erhebung - ähnlich wie bei anderen Totalerhebungen -<br />
zu berücksichtigen, daß durch Defizite im Anschriftenmaterial und nachlassende Auskunftsbereitschaft<br />
der Betriebe Untererfassungseffekte in Kauf genommen werden<br />
müssen. 23<br />
Bei beiden Statistiken - der Beschäftigtenstatistik und der Handels- und Gaststättenzählung<br />
- muß allerdings berücksichtigt werden, daß nicht die gesamte<br />
Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe auf touristische Nachfrage zurückzuführen ist.<br />
Während im Beherbergungsgewerbe der Umsatz fast vollständig aus touristischer<br />
Nachfrage resultiert, ist der Umsatz in Kantinen hauptsächlich dem nichttouristischen<br />
Konsum zuzurechnen. Im Gaststättengewerbe beziehen sich dagegen die Umsätze<br />
sowohl auf touristische <strong>als</strong> auch auf nichttouristische Nachfrage. In der DWIF-<br />
Untersuchung wird der Anteil der Beschäftigten des Gastgewerbes, der nicht vom<br />
Tourismus abhängig ist, auf rund 37 Prozent geschätzt. Auf Grund des<br />
Ausgabeverhaltens im Gastgewerbe in den neuen Bundesländern wird dieser Anteil im<br />
Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch nur mit 30 Prozent berücksichtigt. 24<br />
In welchem Maße der Fremdenverkehr neben den Erwerbstätigen des Gastgewerbes<br />
auch in anderen tourismusrelevanten Berufsgruppen Beschäftigungseffekte bewirkt,<br />
kann im Rahmen dieser Arbeit nicht quantifiziert werden. Auf der Grundlage der für<br />
das Gastgewerbe ermittelten Erwerbstätigenzahlen erfolgt jedoch unter Zuhilfenahme<br />
der Gewichtung weiterer tourismusrelevanter Branchen der DWIF-Untersuchung (61<br />
Prozent Gastgewerbe, 5 Prozent weitere primäre Arbeitsplatzeffekte, 34 Prozent<br />
sekundäre Arbeitsplatzeffekte) eine Schätzung der Größenordnung der Beschäftigung<br />
im Fremdenverkehr der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz. Es<br />
muß aber ausdrücklich betont werden, daß dies nur eine grobe Schätzung der<br />
Größenordnung der tourismusabhängig Beschäftigten sein kann. Ihre Annäherung an<br />
die tatsächliche Größe in den drei Landkreisen kann nur durch empirische<br />
Fallerhebungen erreicht werden, mit denen die in die Schätzung einbezogenen<br />
Anteilswerte stärker der Vor-Ort-Struktur angepaßt werden.<br />
22<br />
23<br />
24<br />
Die Handels- und Gaststättenzählung wird in der Form einer totalen Bestandserhebung, wie sie<br />
im Jahre 1993 stattfand, im Regelfall alle zehn Jahre durchgeführt.<br />
Vgl. Krockow, A., Das statistische Berichtssystem im Handel und Gastgewerbe, in: Statistisches<br />
Bundesamt, Wirtschaft und Statistik 6/1997.<br />
Vgl. hierzu auch Zeiner, M., Harrer, B. und Scherr, S.: Die Ausgabenstruktur im übernachtenden<br />
Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern. Heft 45 der Schriftenreihe des Deutschen<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München<br />
(DWIF), München 1993.<br />
43
3.2 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree<br />
Im Gastgewerbe des Landkreises Oder-Spree gab es am 30. Juni 1997<br />
1.293 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.<br />
Davon entfielen<br />
494 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige<br />
Beherbergungsstätten<br />
799 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.<br />
25<br />
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1<br />
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des<br />
Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree möglich:<br />
2.350 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt<br />
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,<br />
geringfügig Beschäftigte)<br />
davon<br />
1.650 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.<br />
Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:<br />
135 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen<br />
Fremdenverkehrsinstitutionen<br />
920 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten<br />
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport<br />
etc.).<br />
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von<br />
2.700 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.<br />
Im Landkreis Oder-Spree bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche rund<br />
2.500 - 3.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche an der<br />
Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von 4 Prozent. Berücksichtigt<br />
man außerdem die hier noch nicht einbezogenen tertiären Beschäftigungswirkungen<br />
des Fremdenverkehrs, erreicht diese Branche hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzeffekte<br />
bereits einen der Land- und Forstwirtschaft des Landkreises vergleichbaren<br />
Stellenwert.<br />
Ein Vergleich der Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 mit denen<br />
der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 zeigt des weiteren, daß die<br />
tourismusabhängige Beschäftigung im Landkreis in den vergangenen Jahren<br />
zugenommen hat. Auch ein Vergleich der Zahlen der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten des Gastgewerbes von 1996 und 1997 weist eine<br />
Beschäftigungszunahme aus (von 1.219 auf 1.293 Beschäftigte). Im Jahre 1997 ist aber<br />
nur im Beherbergungsgewerbe die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
gestiegen (um 119). Im Gaststättengewerbe ging sie um 45<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zurück.<br />
25<br />
Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder).<br />
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses<br />
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.<br />
44
Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß im Gastgewerbe des Landkreises<br />
Oder-Spree ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten in Berufen tätig ist, die nicht zur<br />
Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören. Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (531) haben an der Gesamtzahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Gastgewerbes (1.219) nur einen Anteil<br />
von 44 Prozent (durchschnittlicher Anteil in Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen,<br />
Reinigungspersonal, Verwaltungs- und technischen Kräften, die stets einen erheblichen<br />
Teil der Beschäftigten des Gastgewerbes stellen, ist hier vermutlich der Anteil der<br />
Beschäftigten überdurchschnittlich hoch, der nicht der Berufsgruppe Gästebetreuer<br />
zugeordnet wird.<br />
Innerhalb der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe ist der Anteil von Beschäftigten<br />
mit abgeschlossener Berufsausbildung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen<br />
deutlich geringer. 1996 ist dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr weiter<br />
zurückgegangen.<br />
Tabelle 18:<br />
Berufsgruppen*<br />
( ) Nr. der Systematik<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten<br />
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen des Landkreises Oder-Spree<br />
(Arbeitsortprinzip)<br />
insgesamt<br />
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
(91) Gästebetreuer 485 57,1 531 52,9 570 60,4<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 233 70,4 210 72,4 213 71,8<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 177 85,9 201 88,6 196 92,3<br />
(41) Speisenbereiter 963 60,0 912 60,1 889 64,1<br />
(68) Warenkaufleute 3.581 75,5 3.628 77,0 3.704 76,0<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 290 76,9 295 74,9 277 70,4<br />
(71) Berufe des Landverkehrs 2.217 78,5<br />
(79) Dienst-, Wachberufe 967 67,9 880 75,0 905 76,6<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 2.766 80,4 2.961 80,9 3.018 81,0<br />
(90) Körperpfleger 483 84,3 505 81,0 570 60,4<br />
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)<br />
Tabelle 18 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen<br />
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des<br />
Fremdenverkehrs. Der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen<br />
Berufsgruppen dürfte sich ähnlich - allerdings mit geringerer Intensität - wie in der<br />
Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestalten.<br />
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des<br />
Landkreiseses befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des<br />
Gaststättengewerbes (durchschnittliche Arbeitsstättengröße 2,8 Beschäftigte). Nur im<br />
Beherbergungsgewerbe des Landkreises ist ein erheblicher Teil der Arbeitsplätze in<br />
überdurchschnittlich großen Betriebsstätten vorhanden.<br />
45
Obwohl eine deutliche Tendenz zu kleineren Betriebseinheiten erkennbar ist<br />
(Rückgang der durchschnittlichen Anzahl Gästebetten pro Betrieb von 79 in 1992 auf<br />
61 in 1997), liegt die Durchschnittsgröße der Beherbergungsbetriebe im Landkreis<br />
immer noch deutlich über dem Durchschnitt auf Landesebene (53 Gästebetten pro<br />
Betrieb) und auf Bundesebene (44 Gästebetten pro Betrieb).<br />
Tabelle 19: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993<br />
Landkreis Oder-Spree<br />
Wirtschaftszweig<br />
Arbeitsstätten<br />
Beschäftigte<br />
Beschäftigte<br />
je<br />
Arbeitsstätte<br />
Umsatz<br />
1992 je<br />
Arbeitsstätt<br />
e<br />
Umsatz 1992<br />
je<br />
Beschäftigten<br />
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM<br />
(55) Gastgewerbe 420 1.394 3,3 211 63.567<br />
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen<br />
u. Hotels garnis 27 256 9,5 549 57.884<br />
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe<br />
12 54 4,5 206 45.672<br />
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen<br />
u. Imbißhallen 267 824 3,1 188 60.881<br />
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe<br />
74 146 2,0 235 119.295<br />
(55.5) Kantinen und<br />
Caterer 40 114 2,9 94 32.852<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Handels- und Gaststättenzählung<br />
1993, Berechnungen SÖSTRA<br />
Rund drei Viertel (77,8 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises<br />
Oder-Spree waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. Die Dominanz dieses Bereiches<br />
in der Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes ist an der Anzahl der Arbeitsstätten<br />
gemessen sogar noch deutlicher ausgeprägt. Im Beherbergungsgewerbe ist der Anteil<br />
der nicht zur Hotellerie gehörenden Betriebsarten und großer Hotels rückläufig. Neben<br />
Hotels garnis hat vor allem die Anzahl der Pensionen zugenommen. Sie sind jedoch<br />
nicht so beschäftigungsintensiv wie große Hotels. Der Ausbau der<br />
Übernachtungskapazitäten ist daher nicht in gleichem Maße mit einer Zunahme von<br />
Arbeitsplätzen verbunden.<br />
Tabelle 20:<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
je Einwohner des Landkreises Oder-Spree 1992/1993<br />
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992<br />
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner<br />
Land Anzahl am 30.04.1993 DM<br />
Beeskow 33 83 558<br />
Eisenhüttenstadt 26 80 863<br />
Fürstenwalde 18 73 430<br />
Land <strong>Brandenburg</strong> 21 75 481<br />
Deutschland insges. 29 150 1.096<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Handels- und Gaststättenzählung 1993<br />
46
In Tabelle 20 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des<br />
Landkreises mit Arbeitsplätzen des Gastgewerbes deutlich. Auf die Zahlen für den<br />
ehemaligen Kreis Fürstenwalde wirkt sich aus, daß im Randgebiet zu Berlin sowie in<br />
Bad Saarow und Umgebung zu dieser Zeit noch ein besonders hoher Anteil an<br />
gastgewerblichen Arbeitsstätten wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse geschlossen<br />
war. Insgesamt entsprach 1993 das Gebiet des heutigen Landkreises Oder-Spree in der<br />
Ausstattung mit gastgewerblichen Arbeitsplätzen dem Landesdurchschnitt. Es erreichte<br />
aber erst die Hälfte des Bundesdurchschnittes.<br />
3.3 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
Im Gastgewerbe des Landkreises Potsdam-Mittelmark gab es am 30. Juni 1997<br />
1.758 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.<br />
Davon entfielen<br />
523 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige<br />
Beherbergungsstätten<br />
1.235 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.<br />
26<br />
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1<br />
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des<br />
Fremdenverkehrs im Landkreis Potsdam-Mittelmark möglich:<br />
3.200 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt<br />
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,<br />
geringfügig Beschäftigte)<br />
davon<br />
2.250 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.<br />
Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:<br />
190 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen<br />
Fremdenverkehrsinstitutionen<br />
1.250 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten<br />
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport<br />
etc.).<br />
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von<br />
3.700 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.<br />
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche<br />
rund 3.500 - 4.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche<br />
an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von 5 Prozent.<br />
Der Fremdenverkehr erreicht im Landkreis hinsichtlich seiner Arbeitsplatzeffekte<br />
einen der Land- und Forstwirtschaft vergleichbaren Stellenwert.<br />
26<br />
Angaben des Arbeitsamtes Potsdam.<br />
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses<br />
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.<br />
47
Das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen der vergangenen Jahre hat im Landkreis<br />
- wie ein Vergleich der Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 mit<br />
denen der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 zeigt - zu einer deutlichen<br />
Zunahme der tourismusabhängigen Beschäftigung geführt. Im Jahre 1997 ist allerdings<br />
die Beschäftigung im Gastgewerbe gegenüber 1996 wieder zurückgegangen (von<br />
1.846 auf 1.758 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte). Im Juni 1997 waren im<br />
Beherbergungsgewerbe 17 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und im<br />
Gaststättengewerbe 71 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger <strong>als</strong> im<br />
gleichen Vorjahresmonat gemeldet.<br />
Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß auch im Gastgewerbe des<br />
Landkreises Potsdam-Mittelmark ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten Tätigkeiten<br />
ausübt, die nicht zur Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören.<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (829)<br />
haben an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des<br />
Gastgewerbes (1.846) nur einen Anteil von 45 Prozent (durchschnittlicher Anteil in<br />
Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen und Küchenhilfen, die wahrscheinlich<br />
überdurchschnittlich vertreten sind, ist möglicherweise auch ein relativ hoher Anteil<br />
vielseitig einsetzbarer technischer, Reinigungs- und Verwaltungskräfte gemeldet (vgl.<br />
Abschnitt 3.5).<br />
Innerhalb der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe ist der Anteil von Beschäftigten<br />
mit abgeschlossener Berufsausbildung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen<br />
deutlich geringer. 1996 und 1997 ist dieser Anteil weiter zurückgegangen.<br />
Tabelle 21:<br />
Berufsgruppen*<br />
( ) Nr. der Systematik<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />
(Arbeitsortprinzip)<br />
insgesamt<br />
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
(91) Gästebetreuer 843 50,1 829 48,0 840 46,3<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 297 72,1 301 69,1 300 68,3<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 189 77,8 177 76,3 151 78,1<br />
(41) Speisenbereiter 1.219 64,8 1.290 63,4 1.321 62,5<br />
(68) Warenkaufleute 4.155 76,0 4.210 75,5 4.155 75,5<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 694 22,9 728 26,4 717 39,7<br />
(71) Berufe des Landverkehrs 3.380 73,3 3.588 74,0 3.967 74,4<br />
(79) Dienst-, Wachberufe 974 75,9 928 75,4 971 72,6<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 1.850 72,9 1.958 74,3 2.167 74,8<br />
(90) Körperpfleger 332 75,3 340 76,2 351 78,1<br />
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Potsdam<br />
48
Tabelle 21 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen<br />
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des<br />
Fremdenverkehrs. Trotz fehlender konkreter Zahlen kann weitgehend angenommen<br />
werden, daß sich der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen<br />
Berufsgruppen ähnlich wie in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestaltet,<br />
wenngleich mit geringerer Intensität.<br />
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des Landkreises<br />
befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des Gaststättengewerbes<br />
(durchschnittliche Arbeitsstättengröße 3,1 Beschäftigte). Dagegen ist ein erheblicher<br />
Teil der Arbeitsplätze des Beherbergungsgewerbes in relativ großen Betriebsstätten<br />
angesiedelt. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat die Durchschnittsgröße der Beherbergungsbetriebe<br />
in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen (von 56 Gästebetten<br />
in 1992 auf 60 in 1997). Diese Entwicklung dürfte vor allem auf die Inbetriebnahme<br />
einiger größerer Hotels im engeren Verflechtungsraum zu Berlin<br />
zurückzuführen sein.<br />
Tabelle 22: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
Wirtschaftszweig<br />
Arbeitsstätten<br />
Beschäftigte<br />
Beschäftigte<br />
je<br />
Arbeitsstätte<br />
Umsatz<br />
1992 je<br />
Arbeitsstätt<br />
e<br />
Umsatz 1992<br />
je<br />
Beschäftigten<br />
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM<br />
(55) Gastgewerbe 480 1.790 3,7 242 64.798<br />
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen<br />
u. Hotels garnis 43 444 10,3 648 62.741<br />
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe<br />
15 24 1,6 59 36.614<br />
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen<br />
u. Imbißhallen 339 1.106 3,3 222 67.949<br />
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe<br />
68 164 2,4 129 53.305<br />
(55.5) Kantinen und<br />
Caterer 15 52 3,5 224 64.580<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Ergebnisse der<br />
Handels- und Gaststättenzählung 1993, Berechnungen SÖSTRA<br />
Rund drei Viertel (73,9 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises<br />
Potsdam-Mittelmark waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. An der Anzahl der<br />
Arbeitsstätten gemessen dominiert dieser Bereich die Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes<br />
sogar noch deutlicher. Im Beherbergungsgewerbe ist der Anteil der nicht zur<br />
Hotellerie gehörenden Betriebsarten (Ferienheime etc.) rückläufig. Es nehmen die<br />
Anteile von Betriebsarten zu, die, wie Hotels garnis und Pensionen, nicht sehr<br />
beschäftigungsintensiv sind. Der Ausbau der Übernachtungskapazitäten ist daher nicht<br />
in gleichem Maße mit einer Zunahme von Arbeitsplätzen verbunden.<br />
49
Tabelle 23:<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
je Einwohner des Landkreises Potsdam-Mittelmark 1992/1993<br />
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992<br />
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner<br />
Land Anzahl am 30.04.1993 DM<br />
Belzig 27 102 653<br />
<strong>Brandenburg</strong> Land 32 105 587<br />
Potsdam Land 27 115 732<br />
Land <strong>Brandenburg</strong> 21 75 481<br />
Deutschland insges. 29 150 1.098<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Handels- und Gaststättenzählung 1993<br />
In Tabelle 23 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des<br />
Landkreises mit Arbeitsplätzen im Gastgewerbe deutlich. Der ehemalige Kreis<br />
Potsdam Land gehörte 1993 im Land <strong>Brandenburg</strong> zu den Gebieten mit der höchsten<br />
Dichte an gastgewerblichen Arbeitsplätzen. Auch die beiden Kreise Belzig und<br />
<strong>Brandenburg</strong> Land lagen über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt waren aber erst rund<br />
zwei Drittel des Bundesdurchschnittes erreicht.<br />
3.4 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz<br />
Im Gastgewerbe des Landkreises Prignitz gab es am 30. Juni 1997<br />
470 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Gastgewerbe.<br />
Davon entfielen<br />
131 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige<br />
Beherbergungsstätten<br />
339 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.<br />
27<br />
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1<br />
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des<br />
Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz möglich:<br />
850 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt<br />
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,<br />
geringfügig Beschäftigte)<br />
davon<br />
600 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.<br />
27<br />
Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin.<br />
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses<br />
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.<br />
50
Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:<br />
50 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen<br />
Fremdenverkehrsinstitutionen<br />
350 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten<br />
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport<br />
etc.).<br />
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von<br />
1.000 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.<br />
Im Landkreis Prignitz bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche rund<br />
1.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche an der<br />
Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von rund 2,5 Prozent. Hier<br />
wird offensichtlich, daß der Fremdenverkehr, auf den Landkreis Prignitz insgesamt<br />
bezogen, hinsichtlich seiner Arbeitsplatzeffekte noch keinen mit den anderen<br />
Landkreisen vergleichbaren Stellenwert hat.<br />
Dennoch hat auch im Landkreis Prignitz das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen<br />
der vergangenen Jahre zu einer Zunahme der tourismusabhängigen Beschäftigung<br />
geführt. Die Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 liegen deutlich<br />
über denen der Handels- und Gaststättenzählung von 1993. Die Zahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Berufsgruppe Hotel- und<br />
Gaststättenberufe war 1996 gegenüber dem Vorjahr sogar um 16 Prozent gestiegen.<br />
1997 trat aber ein Beschäftigungsabbau im Gastgewerbe des Landkreises ein. Im Juni<br />
1997 waren im Beherbergungsgewerbe 18 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
und im Gaststättengewerbe 15 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger <strong>als</strong> im<br />
gleichen Vorjahresmonat gemeldet.<br />
Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß auch im Gastgewerbe des<br />
Landkreises Prignitz ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten aus Berufen kommt, die<br />
nicht zur Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören.<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (246)<br />
haben an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des<br />
Gastgewerbes (506) nur einen Anteil von 49 Prozent (durchschnittlicher Anteil in<br />
Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen, Reinigungspersonal, Verwaltungs- und<br />
technischen Kräften ist auch hier - ähnlich wie bei den anderen Landkreisen - der<br />
Anteil der Beschäftigten überdurchschnittlich hoch, die nicht der beruflichen Gruppe<br />
Gästebetreuer zugeordnet werden.<br />
Im Landkreis Prignitz ist in der Beschäftigtengruppe der Hotel- und Gaststättenberufe<br />
der Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung relativ hoch. 1996<br />
und 1997 ist dieser Anteil aber deutlich zurückgegangen.<br />
51
Tabelle 24:<br />
Berufsgruppen*<br />
( ) Nr. der Systematik<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten<br />
Berufsgruppen des Landkreises Prignitz (Arbeitsortprinzip)<br />
insgesamt<br />
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
insgesamt<br />
davon mit<br />
abgeschl.<br />
Berufsausbildung<br />
(in Prozent)<br />
(91) Gästebetreuer 212 79,7 246 71,1 237 62,4<br />
(39) Back-, Konditorwarenherst. 140 72,9 140 69,3 132 66,7<br />
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 147 91,2 152 88,8 155 88,4<br />
(41) Speisenbereiter 504 70,8 492 67,3 484 69,8<br />
(68) Warenkaufleute 2.288 79,3 2.179 78,8 2.204 80,0<br />
(70) And. Dienstleistungskaufleute 155 53,5 161 64,0 141 65,2<br />
(71) Berufe des Landverkehrs 1.845 84,9 1.804 81,2 1.617 85,4<br />
(79) Dienst-, Wachberufe 365 81,4 326 81,9 290 80,0<br />
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 1.339 83,0 1.407 81,7 1.414 81,8<br />
(90) Körperpfleger 216 79,2 201 77,6 215 80,5<br />
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin<br />
Tabelle 24 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen<br />
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des<br />
Fremdenverkehrs. Obwohl nicht direkt meßbar, kann weitgehend angenommen<br />
werden, daß sich der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen<br />
Berufsgruppen zwar mit geringerer Intensität aber mit ähnlicher Wirkungsrichtung wie<br />
in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestaltet.<br />
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des Landkreises<br />
befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des Gaststättengewerbes<br />
(durchschnittliche Arbeitsstättengröße 2,2 Beschäftigte). Auch im Beherbergungsgewerbe<br />
sind inzwischen kleine Betriebseinheiten dominierend. Die durchschnittliche<br />
Größe der Beherbergungsbetriebe ging von 62 Gästebetten in 1992 auf 33 Gästebetten<br />
in 1997 zurück. Sie liegt damit unter den entsprechenden Landes- und Bundesdurchschnittswerten<br />
(53 bzw. 44 Gästebetten).<br />
52
Tabelle 25: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993<br />
Landkreis Prignitz<br />
Wirtschaftszweig<br />
Arbeitsstätten<br />
Beschäftigte<br />
Beschäftigte<br />
je<br />
Arbeitsstätte<br />
Umsatz<br />
1992 je<br />
Arbeitsstätt<br />
e<br />
Umsatz 1992<br />
je<br />
Beschäftigten<br />
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM<br />
(55) Gastgewerbe 220 612 2,8 178 66.721<br />
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen<br />
u. Hotels garnis 13 103 7,9 600 75.747<br />
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe<br />
2<br />
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen<br />
u. Imbißhallen 148 374 2,5 163 64.399<br />
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe<br />
57 96 1,7 115 67.985<br />
(55.5) Kantinen und<br />
Caterer 10<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Ergebnisse der<br />
Handels- und Gaststättenzählung 1993, Berechnungen SÖSTRA<br />
Rund drei Viertel (73,9 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises<br />
Prignitz waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. An der Anzahl der Arbeitsstätten<br />
gemessen dominiert dieser Bereich die Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes sogar<br />
noch deutlicher. Im Behergungsgewerbe ist der Anteil der nicht zur Hotellerie gehörenden<br />
Betriebsarten (Ferienheime etc.) rückläufig. Es nehmen die Anteile von Betriebsarten<br />
zu, die wie Hotels garnis und Pensionen nicht sehr beschäftigungsintensiv sind.<br />
Der Ausbau der Übernachtungskapazitäten ist daher nicht in gleichem Maße mit einer<br />
Zunahme von Arbeitsplätzen verbunden.<br />
Tabelle 26:<br />
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe<br />
je Einwohner des Landkreises Prignitz 1992/1993<br />
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992<br />
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner<br />
Land Anzahl am 30.04.1993 DM<br />
Perleberg 22 57 379<br />
Pritzwalk 24 65 426<br />
Land <strong>Brandenburg</strong> 21 75 481<br />
Deutschland insges. 29 150 1.096<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Handels- und Gaststättenzählung 1993<br />
In Tabelle 26 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des<br />
Landkreises mit Arbeitsplätzen im Gastgewerbe deutlich. Im ehemaligen Kreis<br />
Pritzwalk war 1993 eine höhere Dichte an gastgewerblichen Arbeitsplätzen <strong>als</strong> im<br />
Kreis Perleberg vorhanden, obwohl sich in diesem Gebiet mit Bad Wilsnack und den<br />
Elbtalauen mehr fremdenverkehrliche Schwerpunkte des Landkreises Prignitz<br />
befinden. Beide Teilräume lagen unter dem Landesdurchschnitt und erreichten nur<br />
wenig mehr <strong>als</strong> ein Drittel des Bundesdurchschnittes an Arbeitsplätzen im<br />
Gastgewerbe auf jeweils 10.000 Einw. bezogen.<br />
53
Die zusammenfassende Tendenz der Beschäftigungsentwicklung in der Tourismuswirtschaft<br />
der drei untersuchten Landkreise fällt für die vergangenen Jahre insgesamt<br />
positiv aus. Im Gastgewerbe, dem größten Bereich der Tourismuswirtschaft, sind in<br />
allen drei Landkreisen die Beschäftigtenzahlen im Zeitraum 1993-1996 deutlich<br />
gestiegen. Im Jahre 1997 ist allerdings die positive Beschäftigungsentwicklung der<br />
vorangegangenen Jahre nicht fortgesetzt worden. Gegenüber 1996 trat wieder ein<br />
leichter Rückgang in der tourismusabhängigen Beschäftigung ein. In der Summe der<br />
drei Untersuchungsregionen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
des Gastgewerbes von 3.568 auf 3.521 zurückgegangen.<br />
Dieser Entwicklung im Jahre 1997 liegt vor allem eine Verringerung der sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe (-131) zu Grunde, die in<br />
allen drei Landkreisen eintrat. Sie konnte durch den Zuwachs an Arbeitsplätzen im<br />
Beherbergungsgewerbe, der zudem auf den Landkreis Oder-Spree begrenzt blieb, nur<br />
zum Teil ausgeglichen werden. Da im Gaststättengewerbe sich rund zwei Drittel der<br />
Arbeitsplätze des Gastgewerbes befinden, betrifft dieser Rückgang ein relativ breites<br />
Segment der tourismusabhängigen Beschäftigung. Die touristisch abhängige Beschäftigung<br />
im Gaststättengewerbe wird besonders durch den Tagesausflugverkehr<br />
beeinflußt.<br />
Bei der Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung nach Berufsgruppen fällt auf, daß<br />
trotz reduzierter Gesamtzahl sozialversicherungspflichtiger gastgewerblicher Arbeitsplätze<br />
auch 1997 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotelund<br />
Gaststättenberufe in der Summe der drei untersuchten Landkreise weiterhin<br />
zugenommen hat. Sie stieg um 2,5 Prozent (41 Beschäftigte), nachdem sie bereits 1996<br />
um 4,3 Prozent (66 Beschäftigte) zugenommen hatte. Die Anzahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Berufsgruppe Köche hat sich 1997<br />
gegenüber 1996 nicht verändert. Der Abbau von Arbeitsplätzen muß sich daher vor<br />
allem in anderen im Gastgewerbe tätigen Berufsgruppen vollzogen haben (bspw.<br />
technische Bereiche, Verwaltung) und zwar - unter Berücksichtigung der vorgenannten<br />
Zunahme der Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe - doppelt so hoch, wie er<br />
für das gesamte Gastgewerbe ausgewiesen wird.<br />
Diesen Gesamttendenzen liegt eine differenzierte Entwicklung in den einzelnen Landkreisen<br />
zu Grunde. Der Rückgang der tourismusabhängigen Beschäftigung im Jahre<br />
1997 zeigt sich auch in der Bilanz der Landkreise Potsdam-Mittelmark und Prignitz, in<br />
denen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl im Beherbergungsgewerbe<br />
<strong>als</strong> auch im Gaststättengewerbe zurückging. Im Landkreis Potdam-Mittelmark<br />
vollzog sich der Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im<br />
Gaststättengewerbe am stärksten (-71) - bei gleichzeitiger Zunahme der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe. Im Landkreis Prignitz<br />
führte der drastische Einbruch bei den Kuren auch zu einer Verringerung der Anzahl<br />
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe. Hier<br />
war in dieser Berufsgruppe 1996 noch eine deutliche Steigerung um 34<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eingetreten. Der Landkreis Oder-Spree kann<br />
auch für 1997 eine insgesamt positive Entwicklung der tourismusabhängigen<br />
Beschäftigung verzeichnen, da dem Beschäftigungsrückgang im Gaststättengewerbe<br />
ein höherer Beschäftigungszuwachs im Beherbergungsgewerbe gegenübersteht. Die<br />
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe<br />
stieg 1997 um 7,3 Prozent (39 Beschäftigte), nachdem sie bereits 1996 um 9,5 Prozent<br />
(46 Beschäftigte) gestiegen war.<br />
Die Daten zu den Arbeitsplatzeffekten des Fremdenverkehrs lassen erkennen, daß der<br />
Tourismus in zwei der drei untersuchten ländlichen Räume bereits einen der Landwirtschaft<br />
vergleichbaren Stellenwert einnimmt. Die Tourismuswirtschaft ist damit hier<br />
auch ein wichtiger Bereich des regionalen Arbeitsmarktes geworden, der regionalen<br />
strukturpolitischen Aktivitäten ein relativ breites, zugleich aber differenzierte<br />
Anforderungen stellendes Handlungsfeld bietet.<br />
54
3.5 Zur qualitativen Struktur der Arbeitsplätze im Fremdenverkehr<br />
Die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs weisen eine Reihe qualitativer Spezifika<br />
auf, die auch die Möglichkeiten des Einsatzes von arbeitsmarktpolitischen<br />
Instrumenten in dieser Branche beeinflussen und in der Gestaltung der Beratung zur<br />
Arbeitsmarktförderung berücksichtigt werden müssen.<br />
Besonderheiten und Differenzierungen in den qualitativen Strukturen der Beschäftigungswirkungen<br />
des Fremdenverkehrs ergeben sich aus den verschiedenen<br />
touristischen Nachfragearten, bspw. der Urlaubs- und Erholungsnachfrage, der<br />
Kurnachfrage und den geschäftlich bedingten Reisen, aus den unterschiedlichen<br />
Fremdenverkehrsformen, bspw. Tagestourismus und übernachtender Tourismus mit<br />
den Varianten vom Camping bis zur hochpreislichen Hotellerie sowie aus den<br />
konkreten Zeit- und Raumkonstellationen, bspw. Saisonzeiten, regionalen<br />
Fremdenverkehrsattraktionen, Verkehrsinfrastruktur etc. Sie alle haben Einfluß auf die<br />
Herausbildung der Leistungsbereiche und entsprechenden Tätigkeitsfelder der Betriebe<br />
des Fremdenverkehrs. Spürbar werden sie insbesondere im Anforderungsprofil und im<br />
Arbeitszeitmodus der Arbeitsplätze des Gastgewerbes.<br />
<br />
Zum Anforderungsprofil gastgewerblicher Arbeitsplätze<br />
Das Gastgewerbe bietet sehr breit gefächerte Tätigkeitsbereiche mit starken<br />
Differenzierungen im Anforderungsprofil. Sie reichen von einfachen Arbeiten über<br />
multifunktionale Anforderungen bis zur qualifizierten Spezialistentätigkeit mit<br />
internationaler Erfahrung und Fremdsprachenkenntnissen. Neben gut ausgebildeten<br />
Fachkräften, von denen während ihrer Ausbildung und Entwicklung z.T. hohe<br />
Mobilitätsbereitschaft erwartet wird, ist auch ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten<br />
für einfache und Hilfstätigkeiten eingesetzt.<br />
Die Tabellen 19, 21 und 24 zeigen, daß besonders in den Landkreisen Oder-Spree und<br />
Potsdam-Mittelmark in den Hotel- und Gaststättenberufen der Anteil von<br />
Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung relativ niedrig ist. Nur jeder<br />
zweite Beschäftigte dieser Berufsgruppe verfügt hier über eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe nur eine Teilgruppe aller Beschäftigten<br />
des Gastgewerbes bilden und neben den Selbständigen dieser Berufsgruppe z.T. durch<br />
Berufsgruppen ergänzt werden, in denen der Anteil von Beschäftigten mit<br />
abgeschlossener Berufsausbildung eher noch niedriger ist.<br />
Hier wirkt sich der hohe Anteil von Klein- und Kleinstbetrieben aus. Besonders in<br />
Kleinbetrieben der Betriebsarten Gaststätten sowie Hotels garnis und Pensionen ist die<br />
Person<strong>als</strong>truktur sehr einfach und undifferenziert. Häufig besteht sie nur aus der Inhaberfamilie<br />
und ein oder zwei teilzeitbeschäftigten Aushilfen bzw. Hilfskräften. Kleinbetriebe<br />
des Gastgewerbes beschäftigen vorrangig Allround-Kräfte, die multifunktional<br />
anfallende Arbeiten übernehmen.<br />
Diese Multifunktionalität, die von den Beschäftigten Vielseitigkeit, Zuverlässigkeit<br />
und zeitlich flexible Verfügbarkeit fordert, ist zugleich ein Problembereich im<br />
Anforderungsprofil der Beschäftigten des Gastgewerbes. Sie öffnet Spielraum,<br />
Beschäftigungsverhältnisse und deren finanzielle Regelungen primär nach den<br />
einfacheren Arbeitsanteilen einzustufen und so Vollzeit- oder auch<br />
Teilzeitbeschäftigungen durch geringfügige Beschäftigung mit geringem<br />
Qualifikationsniveau zu ersetzen. Dadurch werden vor allem die Lohnkosten reduziert,<br />
das Arbeitsverhältnis aber noch im erlaubten legalen Rahmen gehalten. Diese<br />
multifunktionale Beschäftigung kann zudem auch genutzt werden, um gegenüber den<br />
Sozialversicherungsträgern Kosten zu sparen.<br />
Ein Teil dieser Beschäftigungsverhältnisse ist zumindest gesellschaftlich <strong>als</strong> prekär<br />
anzusehen und wird unter Nutzung der Arbeitsmarktlage nicht selten zu so problemati-<br />
55
schen Bedingungen vereinbart, daß sie auch individuell <strong>als</strong> prekär empfunden werden<br />
müssen. 28<br />
Der im vorhergehenden Abschnitt aufgezeigte unterdurchschnittliche Anteil von<br />
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe an den Beschäftigten des Gastgewerbes<br />
der drei Landkreise (44 Prozent, 45 Prozent und 49 Prozent gegenüber 65 Prozent in<br />
Deutschland insgesamt) findet möglicherweise seinen Erklärungsansatz in diesen mit<br />
den multifunktionalen Beschäftigungsverhältnissen entstehenden Spielräumen. Auch<br />
der rückläufige Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung im<br />
Gastgewerbe der drei Landkreise kann <strong>als</strong> ein Anzeichen dafür angesehen werden, daß<br />
diese Spielräume zunehmend genutzt werden. Vermutlich zwingt die wirtschaftliche<br />
Situtation der geringen Eigenkapitalausstattung und der relativ geringen Umsätze<br />
besonders Klein- und Kleinstbetriebe, die sich aus den multifunktionalen<br />
Beschäftigungsverhältnissen ergebenden Gelegenheiten der Lohnkostenreduzierung<br />
auszunutzen.<br />
Bei einem erheblichen Teil der Arbeitsplätze handelt es sich um schwere Arbeit, die<br />
zudem häufig mit hoher Verantwortung verbunden ist. Beispielsweise sind<br />
Einzelpersonen - größtenteils Frauen - für eine ganze Einrichtung bzw. Bereiche mit<br />
entsprechend breiter Zuständigkeit verantwortlich. Das Lohnniveau ist für das Gros der<br />
Beschäftigten niedrig. Ein Koch verdient zwischen 1.800 und 2.200 DM Brutto, der<br />
Durchschnitt liegt bei 1.900 DM. Viele Arbeitgeber zahlen noch weniger.<br />
Im Unterschied zu den einfachen Beschäftigungen gibt es teilweise Defizite in der Verfügbarkeit<br />
qualifizierter, den Besonderheiten des Gastgewerbes entsprechender<br />
Arbeitskräfte. Von Hoteliers der drei Landkreise wird die Schwierigkeit<br />
hervorgehoben, für anspruchsvolle Tätigkeiten genügend geeignete Fachkräfte zu<br />
finden, die bereit sind, sich voll (mit Leib und Seele) auf die Spezifik der<br />
Anforderungen des Gastgewerbes einzustellen. Insbesondere wird die mangelnde<br />
Bereitschaft von Beschäftigten beklagt, sich durch zeitweilige Tätigkeiten in anderen<br />
Regionen und Ländern die für gehobene Gastronomie erforderlichen Erfahrungen<br />
anzueignen. Bestätigt wird dieses Problem beispielsweise durch die Tatsache, daß die<br />
auch über die Arbeitsämter laufenden Angebote für Saisonarbeit in Österreich nicht in<br />
Anspruch genommen werden. Es wird deutlich, daß die Einstellung eines Teiles der<br />
Arbeitnehmer bzw. potentieller Arbeitnehmer auf die spezifischen<br />
Leistungsanforderungen des Gastgewerbes nicht genügend ausgeprägt ist.<br />
Eine weitere Spezifik der Beschäftigung im Gastgewerbe im ländlichen Raum sind die<br />
hohen Mobilitätsanforderungen. Die Kombination von ungünstigen Arbeitszeiten<br />
(bspw. bis Mitternacht) und schwachen bzw. fehlenden ÖPNV-Angeboten schränken<br />
besonders für Frauen im ländlichen Raum die Beschäftigungsmöglichkeiten im<br />
Gastgewerbe erheblich ein, wenn sich die Arbeitsstätten nicht am Wohnort befinden.<br />
Die dann erforderliche Anschaffung eines in der Regel zweiten Pkw in der Familie<br />
steht kaum in einem vernünftigen Verhältnis zu dem dadurch erzielbaren Einkommen.<br />
28<br />
Vgl. Schultheis, L., Simone, V., Formen, Entwicklungstendenzen und branchenspezifische<br />
Aspekte prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Land <strong>Brandenburg</strong>, <strong>LASA</strong>-<strong>Studie</strong> Nr. 27,<br />
Potsdam 1996.<br />
56
Zum zeitlichen Beschäftigungsmodus und -rhythmus der Arbeitskräfte<br />
im Gastgewerbe<br />
Das Gastgewerbe weist eine Reihe von Besonderheiten in den<br />
Arbeitszeitanforderungen auf, die den zeitlichen Beschäftigungsmodus und -rhythmus<br />
der Arbeitskräfte wesentlich beeinflussen und z.T. sogar entscheidend für Beginn und<br />
Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen sind. Auch hier bestehen betriebsgrößenund<br />
betriebsartenspezifische Differenzierungen.<br />
Das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe stellt hohe Anforderungen an die<br />
zeitliche Flexibilität der Beschäftigten. Bereitschaft zu Abend-, Wochenend- und<br />
Feiertagsarbeit sowie in Kleinbetrieben auch zu geteilten Schichten sind<br />
Selbstverständlichkeiten, die jedoch vor allem für Frauen im ländlichen Raum häufig<br />
schwer zu realisieren sind, besonders wenn zur Familie gehörende Personen betreut<br />
werden müssen. Zwei Probleme stehen aber hinsichtlich der zeitlichen<br />
Beschäftigungsanforderungen im Gastgewerbe ganz besonders im Vordergrund - die<br />
Teilzeitbeschäftigung und die Saisonbeschäftigung.<br />
Der zeitliche Beschäftigungsmodus der Arbeitskräfte im Gastgewerbe ändert sich<br />
gegenwärtig generell weiter zugunsten des bereits sehr hohen Anteils von Teilzeitbeschäftigung.<br />
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten des Gastgewerbes<br />
stieg in Deutschland von 45,5 Prozent im Jahre 1995 auf 46,4 Prozent im<br />
Jahre 1996. 29 Hierin eingeschlossen sind sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigte<br />
und geringfügig Beschäftigte. Im Jahre 1996 verlief der Beschäftigungsabbau im<br />
Gastgewerbe vor allem zu Lasten der Vollzeitbeschäftigung. Die konkreten Zahlen der<br />
Beschäftigtenentwicklung 1996 gegenüber 1995 belegen deutlich die Strukturverschiebung<br />
von den Vollzeitkräften hin zu den Teilzeitkräften: alle Beschäftigte -2,8 Prozent,<br />
Vollzeitbeschäftigte -4,5 Prozent, Teilzeitbeschäftigte -0,7 Prozent. Bei einigen<br />
Betriebsarten des Gastgewerbes gab es 1996 sogar eine Zunahme im Bereich der Teilzeitbeschäftigten<br />
(Cafe's +0,2 Prozent, Eisdielen +1,9 Prozent, Imbißhallen +4,9 Prozent,<br />
Caterer +7,1 Prozent - alle bei gleichzeitiger Verringerung der Zahl der Vollzeitkräfte).<br />
Die vom Statistischen Bundesamt auf der Basis von Teilerhebungen hochgerechneten<br />
Daten stehen auf Kreisebene nicht zur Verfügung. Hier sind nur die Zahlen für die<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Gastgewerbes verfügbar.<br />
Tabelle 27:<br />
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Vollzeit- und Teilzeitkräfte im<br />
Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Landkreise/ Beschäftigte davon<br />
kreisfreie Städte am 30.6.1996 Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte<br />
insgesamt absolut in v. H. absolut in v. H.<br />
Oder-Spree 1.219 1.138 93,4 81 6,6<br />
Potsdam-Mittelmark,<br />
<strong>Brandenburg</strong> Stadt,<br />
4.078 3.591 88,1 487 11,9<br />
Potsdam Stadt<br />
Prignitz 503 469 93,2 34 6,8<br />
Quelle: Angaben der Arbeitsämter Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam<br />
29<br />
Vgl. Spörel, U., Entwicklung im Gastgewerbe 1996, in: Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und<br />
Statistik 5/1997, S. 324.<br />
57
Zieht man zum Vergleich die entsprechenden Anteilswerte der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten des Gastgewerbes in Deutschland insgesamt - Vollzeitbeschäftigte<br />
86,1 Prozent, Teilzeitbeschäftigte 13,9 Prozent - heran, wird offensichtlich, daß<br />
die Teilzeitbeschäftigung unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des<br />
Gastgewerbes der drei Landkreise unterdurchschnittlich - und zwar teilweise nur halb<br />
so hoch wie im Bundesdurchschnitt - verbreitet ist. Hierfür gibt es zwei<br />
Erklärungsansätze: Entweder ist die Teilzeitbeschäftigung im Gastgewerbe der drei<br />
Landkreise generell unterdurchschnittlich ausgeprägt oder die Teilzeitbeschäftigung ist<br />
in den drei Landkreisen überdurchschnittlich <strong>als</strong> geringfügige Beschäftigung verbreitet.<br />
In beiden Fällen ergeben sich Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung einer stärkeren<br />
Ausprägung sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung.<br />
Dabei sind die betriebsartenspezifischen Bedarfsdifferenzierungen zu berücksichtigen.<br />
Vom DWIF wurden für die einzelnen Betriebsarten des Gastgewerbes im früheren<br />
Bundesgebiet im Jahr 1990 folgende Vollzeit-Teilzeitrelationen ermittelt: Hotels<br />
("echte Vollhotelbetriebe") 90/10 Prozent, Gasthöfe 80/15 Prozent (5 Prozent<br />
Beschäftigung nach Bedarf), Pensionen 64/30 Prozent (6 Prozent Beschäftigung nach<br />
Bedarf), Hotels garnis 60/35 Prozent (5 Prozent Beschäftigung nach Bedarf),<br />
Kurortunternehmen 83/15 Prozent (2 Prozent Beschäftigung nach Bedarf). 30<br />
Eine weitere Besonderheit des Gastgewerbes ist der jahreszeitliche Beschäftigungsrhythmus<br />
der Arbeitskräfte. Ein erheblicher Teil gastgewerblicher Leistungen ist<br />
saisonabhängig. Insbesondere die Nutzung der Beherbergungskapazitäten unterliegt<br />
sehr starken saisonalen Schwankungen. "In den neuen Bundesländern ist der relative<br />
Unterschied zwischen den einzelnen monatlichen Übernachtungswerten etwas größer<br />
<strong>als</strong> im früheren Bundesgebiet, wobei in <strong>Brandenburg</strong> der Saisoncharakter besonders<br />
ausgeprägt ist." 31 Im Tourismus <strong>Brandenburg</strong>s hat in den vergangenen Jahren die<br />
Saisonalität der Leistungen sogar noch zugenommen. Die Differenz zwischen dem<br />
Monat mit dem niedrigsten Übernachtungsaufkommen und dem Monat mit dem<br />
höchsten Übernachtungsaufkommen ist größer geworden. Die Bemühungen zur<br />
Ausdehnung und damit zur Entzerrung der Saison haben bisher noch keine<br />
Breitenwirkung.<br />
Diese Entwicklung ist auch in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und<br />
Prignitz nachvollziehbar. Die in den Tabellen 5, 11 und 16 enthaltenen Monatszahlen<br />
1997 der Gästeankünfte und Übernachtungen zeigen starke Schwankungen zwischen<br />
Haupt- und Nebensaison.<br />
Diese Schwankungen haben entsprechende Wirkungen auf die Leistungsanforderungen<br />
an das Gastgewerbe - bis hin zu der Konsequenz, daß einige gastgewerbliche Arbeitsstätten<br />
nur <strong>als</strong> Saisonbetriebe existieren können (in der Regel zwischen März und<br />
November geöffnet). Entsprechend gestaltet sich der jahreszeitliche Beschäftigungszyklus<br />
für einen erheblichen Teil der Arbeitskräfte des Gaststätten- und<br />
Beherbergungsgewerbes. Nach Betriebsarten differenziert schwanken die Anteile<br />
zwischen ganzjährig und saisonal beschäftigtem Personal. Im Rahmen der DWIF-<br />
Untersuchungsergebnisse überragte bei den Vollhotelbetrieben das ganzjährig<br />
beschäftigte Personal die anderen Beschäftigungsformen, während bei den<br />
Pensionen/Gästehäusern etwas mehr <strong>als</strong> die Hälfte des Person<strong>als</strong> nur saisonal<br />
beschäftigt war.<br />
30<br />
31<br />
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., Harrer, B.: Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes, a.a.O.<br />
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Daten und Analysen 3/1997, S. 15.<br />
58
Abbildung 6: Saisonalität im Tourismus <strong>Brandenburg</strong>s -<br />
Übernachtungsaufkommen nach Monaten<br />
900<br />
800<br />
700<br />
in Tausend<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
Apr.<br />
Mai<br />
Juni<br />
Juli<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Die Konsequenzen dieser jahreszeitlichen Schwankungen in den<br />
Arbeitsplatzwirkungen des Fremdenverkehrs sind zwangsläufig auf dem Arbeitsmarkt<br />
in einem jährlichen Auf und Ab-Rhythmus der Beschäftigten- und der<br />
Arbeitslosenzahlen des Gastgewerbes wiederzufinden. Die Abbildung 7 ist inhaltlich<br />
das Spiegelbild der Abbildung 6.<br />
Abbildung 7:<br />
Arbeitslose der Hotel- und Gaststättenberufe im Land<br />
<strong>Brandenburg</strong> März, Juni, September und Dezember der Jahre<br />
1993-1997<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
März Juni September Dezember<br />
Quelle:<br />
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong><br />
Hier wird ein strukturelles Problem des Arbeitsmarktes für Beschäftigte des<br />
Gastgewerbes deutlich: Der höchste Vermittlungsbedarf bzw. arbeitsmarktpolitische<br />
Handlungsbedarf besteht in Zeiten, in denen die Vermittlungschancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt am geringsten sind.<br />
59
4 Bisherige Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr<br />
4.1 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM)<br />
In den Kurzdarstellungen der Landkreise im zweiten Teil dieser Untersuchung wurde<br />
bereits hervorgehoben, daß die Arbeitslosenzahlen und -quoten nur eine<br />
eingeschränkte Beurteilung des faktischen Arbeitsmarktgeschehens ermöglichen. Die<br />
Differenz zur deutlich höher liegenden Unterbeschäftigung zeigt, wie wichtig aktive<br />
arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in den anhaltenden Umstrukturierungsprozessen<br />
sind.<br />
Der quantitative Rahmen für den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Förderungen ist allerdings<br />
seit 1996 deutlich schlechter geworden. Wie die Abbildung 8 am Beispiel des für<br />
den Landkreis Prignitz zuständigen Arbeitsamtes Neuruppin zeigt, steht den stark<br />
ansteigenden Arbeitslosenzahlen ein erheblich verringertes Quantum an arbeitsmarktpolitischen<br />
Förderfonds gegenüber. Die Zahl der über arbeitsmarktpolitische Instrumente<br />
geförderten Personen ist stark rückläufig.<br />
Im Fremdenverkehr konnten bereits wichtige beschäftigungs- und strukturpolitische<br />
Vorhaben mit Hilfe des öffentlich finanzierten Arbeitsmarktes wirksam gefördert werden,<br />
obwohl der Fremdenverkehr kein ausdrücklich genannter Förderschwerpunkt im<br />
arbeitsmarktpolitischen Instrumentarium ist. ӆber ABM konnte in den brandenburgischen<br />
Kommunen und Fremdenverkehrsverbänden der Aufbau von Fremdenverkehrsstrukturen<br />
intensiv unterstützt werden, in vielen Gemeinden bot ABM erst die<br />
Basis zur Entfaltung touristischer Aktivitäten. So wären beispielsweise die Einrichtung<br />
touristischen Infobüros, die Erstellung von Angeboten für touristische<br />
Serviceleistungen wie Gästeführer, Zimmervermittlung usw. ohne die Möglichkeiten<br />
des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) und die konstruktive Interpretation durch die<br />
zuständigen Arbeitsämter sicherlich nur schwer realisierbar-, weil nicht finanzierbar<br />
gewesen.<br />
Kommunen und Arbeitsfördergesellschaften nutzen auch jetzt ABM, um das Ortsbild<br />
zu verschönern, Radwege zu konzipieren und auszuschildern und aktuelle<br />
Kulturereignisse zu organisieren. Auch die Vielzahl der durch den § 249h ermöglichten<br />
Landschaftssanierungs- und -pflegemaßnahmen bieten noch immer für viele Männer<br />
und Frauen im ländlichen Raum Beschäftigung - oft in enger Verbindung zur<br />
Wirtschaft über das Instrument der öffentlichen Ausschreibung.” 32<br />
Diese Aussagen sind auch auf die Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und<br />
Prignitz bezogen zutreffend. Auch hier nutzen die Kommunen den öffentlich<br />
geförderten Arbeitsmarkt <strong>als</strong> wichtige Ressource - in manchen Kommunen <strong>als</strong> einzige<br />
Ressource - zur Umsetzung tourismusorientierter Strukturvorhaben. Die folgenden<br />
Erkenntnisse beruhen vor allem auf Gesprächen und einer schriftlichen Befragung in<br />
diesen drei Landkreisen.<br />
32<br />
Vgl. Simons, R., Erwartungen an die Wachstumsbranche Nummer Eins wachsen proportional zu<br />
den steigenden Arbeitslosenzahlen - auch in <strong>Brandenburg</strong>, in: Brandaktuell - Arbeitsmarktpolitischer<br />
Service der Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, special-Nr.<br />
3/1996, S. 10.<br />
60
65000<br />
Arbeitsamt Neuruppin<br />
Gleitender Jahresdurchschnitt des Arbeitslosenbestandes im Vergleich zum gleitenden Jahresdurchschnitt der Gesamtzahl der<br />
Arbeitslosen und der über arbeitsmarktpolitische Instrumente geförderten Personen<br />
(Januar 1994 - Dezember 1997)<br />
Abbildung 2.1<br />
60000<br />
Bestand (absolut)<br />
55000<br />
50000<br />
45000<br />
40000<br />
Gleitender Jahresdurchschnitt der Gesamtzahl aller arbeitslos<br />
gemeldeten, in ABM und nach LKZ § 249 AFG beschäftigten und in<br />
FuU-Maßnahmen geförderten Personen,<br />
die im Arbeitsamtsbezirk Neuruppin wohnen<br />
35000<br />
Gleitender Jahresdurchschnitt der<br />
Arbeitslosenbestandsentwicklung<br />
30000<br />
25000<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
Apr.<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Juni<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Arbeitsamt Neuruppin Pressesachbearbeitung/Statistik<br />
61
In allen drei Landkreisen gibt es Beispiele der wirksamen Nutzung von ABM für die<br />
Fremdenverkehrsentwicklung. Sie sind in der Regel Resultat einer gelungenen Kombination<br />
von engagierten Initiatoren, überzeugenden Vorhaben und kooperativer Arbeitsverwaltung.<br />
Im Landkreis Oder-Spree wurde Anfang 1997 im Amt Storkow (Mark) ein 20<br />
Millionen DM-Projekt zum Ausbau eines Radwegenetzes gestartet, bei dem die ABM-<br />
Förderung eine tragende Säule (20 Prozent der Kosten) bildet. Gemeinsam mit Mitteln<br />
aus der GA-Förderung (70 Prozent der Kosten) und einem kommunalen Eigenanteil<br />
(10 Prozent der Kosten) wird über Vergabe-ABM von 60 vorher Arbeitslosen,<br />
vorrangig Langzeitarbeitslosen und arbeitslosen Frauen, ein Schlüsselprojekt der<br />
Fremdenverkehrsinfrastruktur des Amtsbereiches durchgeführt. Neben den<br />
unmittelbaren materiellen und Beschäftigungseffekten hat das Projekt wichtige mentale<br />
Wirkungen. Es werden 60 "hiesige Leute" durch Fremdenverkehrsaktivitäten aus ihrer<br />
persönlichen Problemsituation herausgeholt. Dies wirkt positiv auf die weitere<br />
Einbeziehung von Bewohnern der Region in die Fremdenverkehrsentwicklung.<br />
Zugleich stärkt dieses Projekt der praktischen Verbindung von Arbeitsmarkt- und<br />
Strukturpolitik die Bindungen zwischen den Kommunen des Amtes. Es gehört<br />
gegenwärtig zu den wichtigsten Vorhaben gemeinsamer Aktivitäten der Kommunen<br />
des Amtsbereiches.<br />
In der Vorbereitungs- und Entscheidungsphase des Projektes wurden Lücken in den<br />
Verfahrensregelungen zur Verzahnung von Arbeitsförderung und GA-<br />
Strukturförderung offensichtlich, z.B. in der Anerkennung der zu leistenden<br />
Arbeitsstunden durch die ILB und im Nachweis der vom Amt zu erbringenden<br />
wirtschaftlichen Effekte. Hier sind Regelungen erforderlich, die relativ unabhängig<br />
sind von der Argumentationsstärke der beteiligten Akteure.<br />
Hohe Fremdenverkehrsrelevanz hat auch der im Landkreis Potsdam-Mittelmark bereits<br />
seit 1991 existierende Arbeits- und Ausbildungsförderungsverein Belzig e.V. Mit<br />
einem hohen Anteil an arbeitsmarktpolitischer Förderung werden vom Verein<br />
fremdenverkehrsrelevante Infrastrukturvorhaben umgesetzt (z.B. bisher 400 km<br />
Wanderwege angelegt) und Weiterbildungsaktivitäten im Bereich des Innenmarketing<br />
durchgeführt. Im Oktober 1997 war die Hälfte der 331 Beschäftigten direkt und<br />
indirekt mit fremdenverkehrswirksamen Aufgaben befaßt: 35 Beschäftigte in<br />
Fremdenverkehrsinfostellen, Denkmalpflege etc., 54 Beschäftigte im Bereich<br />
Naturpark (Landschaftssicherung <strong>als</strong> Attraktion für den Fremdenverkehr) und 77<br />
Beschäftigte im Bereich Ortsverbesserung und -gestaltung. 315 Mitarbeiter des Vereins<br />
wurden über unterschiedliche Arbeitsförderungsmaßnahmen finanziert: 209<br />
Beschäftigte in ABM, 52 Beschäftigte erhielten Lohnkostenzuschuß nach § 249h AFG<br />
ergänzt durch Zuwendungen des Landes entsprechend der Gemeinsamen Richtlinie zur<br />
Verbesserung der Umwelt, 54 Beschäftigte aus dem Landesprogramm ”Arbeit statt<br />
Sozialhilfe”.<br />
Aus diesem Verein sind bereits drei Betriebe hervorgegangen, die sich auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt behaupten. Neben einem Baubetrieb mit 27 Beschäftigten gehören dazu<br />
zwei Betriebe des Gastgewerbes - eine Gaststätte mit 8 Beschäftigten und eine Jugendherberge.<br />
Der Verein ist insofern auch Beleg für die realisierbare Brückenfunktion der<br />
Arbeitsförderung, auch in den spezifischen ersten Arbeitsmarkt Gastgewerbe.<br />
Die vom Verein ebenfalls betriebenen Fremdenverkehrsinfostellen zeigen aber auch,<br />
daß sich im Laufe der Zeit Grenzen für die Nutzung bestimmter Förderformen<br />
herausbilden können. In diesen Infostellen entwickeln sich zunehmend gewerbliche<br />
Aktivitäten (Verkauf von Publikationen und regionalen Produkten), die mit der ABM-<br />
Finanzierung der Beschäftigten in Konflikt geraten. Hier muß eine Umstellung auf<br />
LKZ-Regelungen erfolgen, die bisher aber nicht nach §249h AFG möglich sind und<br />
62
Kofinanzierungen erfordern - entweder aus dem kommunalen Haushalt der<br />
entsprechenden Fremdenverkehrskommunen, aus anderen Fördertöpfen, vom<br />
ortsansässigen Fremdenverkehrsgewerbe oder aus einer Kombination aller drei<br />
Finanzquellen.<br />
Im Reisegebiet Prignitz (Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin) wurde 1996 und<br />
1997 ein Projekt zur Förderung des Urlaubs auf dem Lande mit Mitteln aus dem Programm<br />
Integrierte Ländliche Entwicklung und mit ABM-Mitteln finanziert. Über den<br />
Projektträger - Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande in <strong>Brandenburg</strong><br />
e.V. - wurden 19 Beschäftigte in 4 Beratungsstellen eingesetzt, die aktiv in<br />
Vor-Ort-Gesprächen Bewohner <strong>als</strong> Anbieter für Landurlaub gewonnen und beraten<br />
haben. Die Projektteilnehmer wurden in Bildungsmaßnahmen auf diese Tätigkeit<br />
vorbereitet. Der spezifische Wert dieser Beratungen bestand darin, daß sie besonders<br />
intensiv an der Schnittstelle von Planung und Implementation und damit vor allem an<br />
der kritischsten Stelle des Beginns gastgewerblicher Aktivitäten durchgeführt und mit<br />
praktischer Hilfe bei den Antragsverfahren verbunden wurden. Der deutliche Anstieg<br />
der Zahl der Anbieter von Urlaub auf dem Lande im Reisegebiet Prignitz - eine<br />
wichtige strukturpolitische Wirkung in diesem ländlichen Raum - bestätigt die<br />
Richtigkeit dieses Ansatzes. Von den 19 Projektteilnehmern fanden nach Auslaufen<br />
des Projektes 12 Teilnehmer eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.<br />
Im diesem Zusammenhang wird klar, daß die fehlende Förderung für Beratungen im<br />
Fremdenverkehrsgewerbe ein besonders im ländlichen Raum spürbares Defizit der<br />
gegenwärtigen Förderkulisse ist.<br />
Die vorgenannten wie auch weitere Beispiele von ABM-Aktivitäten in den drei Landkreisen<br />
zeigen, daß für den Fremdenverkehr eine hohe Wirksamkeit der ABM-<br />
Förderung erreicht wird, wenn sie direkt mit Strukturförderung verbunden und so von<br />
Anfang in strukturpolitische Vorhaben eingebunden ist. Zugleich hat ABM in diesen<br />
Fällen nicht nur den Beteiligten Beschäftigung gebracht, sondern überhaupt erst die<br />
Realisierung der für den Fremdenverkehr wichtigen strukturpolitischen Vorhaben<br />
ermöglicht. Mit den anderen Förderfonds allein wären die Vorhaben nicht zustande<br />
gekommen. Angesichts der Finanzmisere der Kommunen bleibt die ABM-Ressource in<br />
der Entwicklung der Fremdenverkehrsinfrastruktur noch unverzichtbar. Bei einem<br />
weiteren starken Rückgang der ABM-Förderung wird sich der dringend erforderliche<br />
Ausbau der Fremdenverkehrsinfrastruktur, der inzwischen in der<br />
Fremdenverkehrsentwicklung höchste Priorität hat und wichtiger geworden ist <strong>als</strong> der<br />
Ausbau der Beherbergungskapazitäten, nicht im notwendigen Tempo vollziehen.<br />
Die Beispiele belegen aber auch, daß die ausschließliche ABM-Finanzierung von fremdenverkehrsrelevanten<br />
Infrastrukturmaßnahmen durch Verzahnung verschiedener<br />
Kofinanzierungen ablösbar ist. Mit kreativem Engagement kann daher auch den<br />
veränderten Anforderungen und Möglichkeiten der Arbeitsförderung entsprochen<br />
werden. Hierzu ist allerdings eine enge konstruktive Zusammenarbeit von Kommune<br />
und Arbeitsamt erforderlich, die im Bereich der Fremdenverkehrsentwicklung auch in<br />
den drei Landkreisen noch nicht immer optimal verläuft. Der Hinweis mancher<br />
Kommunalpolitiker darauf, daß der Fremdenverkehr nicht zu den kommunalen<br />
Pflichtaufgaben gehört, womit quasi erklärt wird, der Fremdenverkehr könne nur über<br />
ABM-Finanzierung entwickelt werden, ist keine hinreichende Ausgangsbasis für eine<br />
wirksame Verzahnung aller Potentiale.<br />
Gemeinsam sind Kommunalpolitik und Arbeitsamt auch gefordert, für die Vergabe-<br />
ABM, die sich nunmehr zur Hauptform der ABM entwickeln, bei den lokalen Firmen<br />
eine höhere Akzeptanz erreichen.<br />
63
Abbildung 2.2<br />
18000<br />
16000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
Arbeitsamt Neuruppin<br />
Bestand an Teilnehmern in ABM /LKZ/FuU<br />
65<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
Apr.<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Jun.<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Jan.<br />
Feb.<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Juni<br />
Jul.<br />
Aug.<br />
Sept.<br />
Okt.<br />
Nov.<br />
Dez.<br />
Arbeitsamt Neuruppin<br />
Pressesachbearbeitung*Statistik<br />
1993 1994 1995 1996 1997<br />
ABM-Teilnehmer einschl. Sonderprogramm<br />
FuU-Teilnehmer<br />
LKZ-Teilnehmer<br />
Zeitraum Janunar 1993 bis Dezember 1997<br />
Bestand (absolut)
4.2 Zu weiteren Maßnahmen der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft<br />
Eine noch nicht ausgeschöpfte Ressource der Förderung der Tourismusentwicklung in<br />
den drei Landkreisen sind die direkt an die Wirtschaftsunternehmen gerichteten Maßnahmen<br />
der Arbeitsförderung. Sie fördern primär die Beschäftigung auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt, sind im Bereich des Fremdenverkehrs <strong>als</strong>o ein Förderungsinstrument,<br />
das sich vor allem an die Arbeitgeber des Gastgewerbes richtet und von ihnen bei der<br />
Einstellung von Arbeitslosen genutzt werden kann. Dieses Förderangebot wird ergänzt<br />
durch das Landesprogramm ”Qualifizierung und Arbeit für <strong>Brandenburg</strong>”.<br />
Im Jahre 1997 hat - wie die Daten für das Arbeitsamt Neuruppin zeigen - die Zahl der<br />
durch Eingliederungszuschüsse geförderten Beschäftigten generell deutlich zugenommen.<br />
Auf diesem Wege war zumindest ein teilweiser Ausgleich des Rückgangs an<br />
ABM-Beschäftigten möglich. Im Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-<br />
Mittelmark und Prignitz werden die Fördermöglichkeiten dieses Instrumentariums<br />
bisher erst von einem relativ kleinen Teil der Betriebe genutzt.<br />
Die von SÖSTRA im Rahmen dieser Analyse durchgeführte Befragung im<br />
Gastgewerbe der drei Landkreise ergab unter 156 Betrieben (1.006 Beschäftigte)<br />
folgendes Resultat:<br />
Tabelle 28:<br />
Inanspruchnahme von Arbeitsfördermaßnahmen durch befragte Betriebe des<br />
Gastgewerbes der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Inanspruchnahme Betriebe Geförderte Beschäftigte<br />
von Arbeitsförderung % von 156 Anzahl % von 1.006<br />
Bereits erfolgt 20,5 65 6,5<br />
Erfolgt gegenwärtig 16,0 65 6,5<br />
Möglich bzw. zusätzlich möglich 28,2 81 8,1<br />
Quelle: SÖSTRA-Befragung Herbst 1997<br />
Nur 16 Prozent der Betriebe nutzten zum Zeitpunkt der Befragung das Arbeitsförderungsinstrumentarium.<br />
Unter Einbeziehung bereits vorher erfolgter Inanspruchnahmen<br />
hat bisher rund ein Drittel der Betriebe aktiv Arbeitsförderungsmaßnahmen genutzt<br />
(32,7 Prozent bei Ausklammerung erfolgter möglicher Mehrfachnennungen). Von den<br />
Betrieben, die zum Befragungszeitpunkt AFG-geförderte Mitarbeiter beschäftigten,<br />
gehörten 60 Prozent zur Betriebsart Hotel und 20 Prozent zur Betriebsart Gaststätte/Restaurant.<br />
Die übrigen 20 Prozent gehörten zu den Betriebsarten Ferien-<br />
/Schulungsheim und Campingplatz. Betriebe der Betriebsarten Pension, Gasthof, Hotel<br />
garni und Ferienhaus hatten vorher, aber nicht zum Befragungszeitpunkt arbeitsmarktpolitische<br />
Fördermaßnahmen in Anspruch genommen.<br />
Der Anteil der zum Befragungszeitpunkt oder vorher geförderten Beschäftigten an der<br />
Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt 13 Prozent. Die Betriebe, die zum Zeitpunkt der<br />
Befragung Förderung in Anspruch nahmen, beschäftigten durchschnittlich pro Betrieb<br />
zwei geförderte Beschäftigte, wenn man einen Betrieb aus dieser Durchschnittsermittlung<br />
ausklammert, der alleine für 22 Mitarbeiter arbeitsmarktpolitische Förderung<br />
erhielt.<br />
66
Relativ hoch ist der Anteil der Betriebe, die eine Beschäftigungszunahme durch Inanspruchnahme<br />
bzw. zusätzliche Inanspruchnahme von Arbeitsförderungsmaßnahmen<br />
für möglich hält. Darunter ist die Gruppe von Betrieben, die Arbeitsförderung<br />
erstmalig in Anspruch nehmen würde, fast genauso groß wie die Gruppe, die zum<br />
Befragungszeitpunkt Arbeitsmarktförderung nutzte. Mit anderen Worten, seitens der<br />
Betriebe ist die Bereitschaft zu einer Verdopplung der Anzahl der in<br />
arbeitsmarktpolitische Förderung einbezogenen Betriebe gegeben. Allein die bereits<br />
konkret genannten Zahlen für zusätzlich Beschäftigte (nicht alle Betriebe dieser<br />
Gruppe haben schon konkrete Zahlen angegeben) würden eine Beschäftigungszunahme<br />
um 8,1 Prozent ergeben.<br />
Auf die Frage, warum keine Arbeitsförderung in Anspruch genommen wird,<br />
antworteten<br />
21,2 Prozent der Betriebe - kein Bedarf<br />
30,1 Prozent der Betriebe - nicht bekannt<br />
18,6 Prozent der Betriebe - Antragsverfahren zu kompliziert.<br />
Etwa die Hälfte der Betriebe, die die Rubrik ”kein Bedarf” ankreuzte, gehört zur<br />
Betriebsart Pension. Von dieser Betriebsartengruppe wurde von jedem zweiten Betrieb<br />
”kein Bedarf” angegeben Die nächste größere Gruppe von Betrieben, die keinen<br />
Bedarf an arbeitsmarktpolitischer Förderung haben, gehört zur Betriebsart Gaststätte/Restaurant.<br />
Von den Betrieben, denen die arbeitsmarktpolitischen Förderungen nicht bekannt sind,<br />
gehörten jeweils fast ein Viertel zu den Betriebsarten Hotel, Pension und Gaststätte/Restaurant.<br />
Betriebe, die wegen zu komplizierter Antragsverfahren die Arbeitsförderungsmaßnahmen<br />
nicht nutzen, gehören vor allem zu den Betriebsarten Hotel, Gaststätte, Ferienhaus<br />
und Pension.<br />
Beide Betriebsgruppen ("nicht bekannt" und "Antragsverfahren zu kompliziert") - sie<br />
bilden die Hälfte aller Betriebe - sind potentiell für eine aktive Einbeziehung in die<br />
Arbeitsmarktförderung zu gewinnen. Sie sind das gastgewerbliche Potential einer<br />
stärkeren Ausrichtung der Förderung auf den ersten Arbeitsmarkt.<br />
Auf die Frage nach dem Bekanntheitsgrad arbeitsmarktpolitischer Instrumente 33 sowie<br />
nach dem entsprechenden Informations- und Beratungsbedarf antworteten die Betriebe<br />
wie folgt:<br />
33<br />
Aufgrund der Befragung im Jahre 1997 werden hier im Folgenden die alten Bezeichnungen der<br />
BA-Förderung verwendet.<br />
67
Tabelle 29:<br />
Informiertheit und Beratungsbedarf zu Arbeitsförderungsmöglichkeiten unter<br />
den befragten Betrieben des Gastgewerbes der Landkreise Oder-Spree,<br />
Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Arbeitsförderungsregelungen bekannt nicht genügend<br />
bekannt<br />
Informations- u.<br />
Beratungsbedarf<br />
Anteil der Betriebe in Prozent<br />
Änderungen des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG)<br />
(ab 01.04.1997 bzw. 01.01.1998 gültig),<br />
18,6 38,5 21,2<br />
insbesondere die Neuregelungen zu:<br />
- Trainingsmaßnahmen (Art. 11 §§ 53a-53b), 10,9 41,7 25,0<br />
- Eingliederungsvertrag (Art 11 §§ 54a-c), 14,1 39,1 24,4<br />
- Einstellungszuschuß bei Neugründungen (§§ 55b) 17,9 37,2 21,8<br />
Lohnkostenzuschuß (AFG § 249h Abs. 4b) 30,8 36,5 19,9<br />
Landesprogramm „Qualifizierung und Arbeit für<br />
<strong>Brandenburg</strong>“, insbesondere die Teile: 12,8 35,3 20,5<br />
- A:Förderung der Arbeitsaufnahme Erwerbsloser<br />
(z.B. Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit) 21,2 35,3 16,7<br />
- Q:Förderung der Qualifizierung<br />
(z.B. Q. in kleinen und mittleren Unternehmen) 13,5 39,1 23,1<br />
Quelle: SÖSTRA-Befragung Herbst 1997<br />
Bei der Interpretation der Tabelle 29 muß berücksichtigt werden, daß die Spalten<br />
”nicht genügend bekannt” und ”Informations- und Beratungsbedarf” in der Regel<br />
alternativ angekreuzt wurden. Das Informationsdefizit zu den<br />
Arbeitsförderungsmöglichkeiten ergibt sich <strong>als</strong>o aus der Summe beider Spalten. Ein<br />
Teil der Betriebe hat zu diesem Fragenblock keine Angaben gemacht, darunter<br />
vermutlich die Betriebsgruppe, die bereits bei der vorangegangenen Frage zur<br />
Inanspruchnahme von Förderungen ”kein Bedarf” angegeben hatte (21,2 Prozent).<br />
Die Arbeitsförderungsregelungen sind nur einem kleinen Teil der Betriebe bekannt.<br />
Lediglich die Lohnkostenzuschußmöglichkeit nach AFG § 249h ist rund einem Drittel<br />
der Betriebe bekannt. Das Informationsdefizit betrifft etwa 60 Prozent der Betriebe.<br />
Berücksichtigt man zudem die Betriebe, die zu dieser Frage keine Antwort gegeben<br />
haben, sind rund drei Viertel der Betriebe des Gastgewerbes zumindest nicht genügend<br />
mit dem reformierten Arbeitsförderungsinstrumentarium vertraut. In die Bemühungen,<br />
die Arbeitsförderung stärker auf den ersten Arbeitsmarkt auszurichten, sollten daher<br />
intensive Aktivitäten zum Abbau dieses Informationsdefizites eingebunden werden.<br />
Im Gastgewerbe zeigen sich starke Differenzierungen in der Nutzung der einzelnen<br />
Arbeitsförderungsinstrumente.<br />
Der bisherige Lohnkostenzuschuß nach § 249h Abs.4b des AFG (LKZ Ost) wird im<br />
Gastgewerbe gut angenommen, weil er praxisgerecht gestaltet ist:<br />
- Er ist einfach handhabbar.<br />
- Er enthält keine Nachbeschäftigungspflicht.<br />
- Es sind keine unbefristeten Arbeitsverhältnisse erforderlich.<br />
- Der Zuschuß ist hoch.<br />
- Die Ehegattenförderung ist möglich - besonders für Kleinstbetriebe wichtig.<br />
- Ein höheres Entgelt ist möglich.<br />
68
Da zudem die Arbeitsämter die Auflage der Nichtverringerung beschäftigter<br />
Arbeitnehmer flexibel handhaben und nicht auf die Saisonkräfte anwenden, bereitete<br />
der LKZ Ost wenig Konfliktstoff in der Anwendung. Der LKZ Ost wird im<br />
Gastgewerbe vorrangig von Gaststätten in Anspruch genommen.<br />
Dagegen wird der Eingliederungsvertrag wenig angenommen, weil er<br />
- mit sehr aufwendigen Verfahren (Fehlzeiten feststellen) verbunden ist und<br />
- der finanzielle Anreiz gering ist.<br />
Der Einstellungszuschuß bei Neugründungen wird wenig bzw. nicht in Anspruch<br />
genommen. Für Arbeitgeber, die die Wahl haben, ist der LKZ Ost günstiger gestaltet.<br />
Die Trainingsmaßnahmen, die im Gastgewerbe primär im Winter und z.T. mit<br />
Auslandspraktika angeboten werden, wurden bisher ebenfalls wenig angenommen,<br />
weil die Ausbildung zu allgemein ist.<br />
Zu den Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung konnten für diese Analyse nicht<br />
genügend Daten und Informationen ermittelt werden, um verallgemeinerungsfähige<br />
Aussagen treffen zu könnnen. Ausschnittartige Informationen lassen jedoch erkennen,<br />
daß FuU-Maßnahmen im Gastgewerbe ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches<br />
Instrument sind. Das folgende Beispiel der Arbeitslosen der Hotel- und<br />
Gaststättenberufe (Gästebetreuer) des Landkreises Prignitz zeigt, daß fast ein Viertel<br />
(22,2 Prozent) der arbeitslosen Gästebetreuer vor der letzten Beschäftigung an einer<br />
Maßnahme der Fortbildung oder Umschulung teilgenommen hatte.<br />
Tabelle 30:<br />
Beteiligung arbeitsloser Gästebetreuer des Landkreises Prignitz an Maßnahmen<br />
der Fortbildung und Umschulung von ihrer letzten Beschäftigung - Stand<br />
13.01.1998<br />
Berufsgruppe Arbeitslose dar. Beteiligung an Maßnahmen der<br />
Anzahl Fortbildung Umschulung<br />
(91) Gästebetreuer 108 10 14<br />
(911) Gastwirte, Hoteliers, Gaststät.kaufleute 28 4 7<br />
(912) Kellner 67 5 3<br />
(913) Übrige Gästebetreuer 13 1 4<br />
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin<br />
Von diesen Arbeitslosen ist jedoch keiner direkt aus einer FuU-Maßnahme in die<br />
gegenwärtige Arbeitslosigkeit gekommen. An der obigen Übersicht ist aber besonders<br />
der hohe Anteil von FuU-Teilnehmern an der Gruppe Gastwirte, Hoteliers,<br />
Gaststättenkaufleute auffallend. 11 von 28 Arbeitslosen (39,3 Prozent) dieser Gruppe<br />
hatten bereits an FuU-Maßnahmen teilgenommen. Es ist die unter dem Aspekt<br />
Existenzgründer wichtigste Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe. Dieser hohe<br />
Anteil muß <strong>als</strong> Indikator für deutliche Defizite in den FuU-Maßnahmen gewertet<br />
werden.<br />
69
In der praktischen Nutzung stoßen die genannten Förderinstrumente, wie auch arbeitsmarktpolitische<br />
Förderaktivitäten des Landes (bspw. “Arbeit statt Sozialhilfe”) durch<br />
ihre beschäftigungspolitische Zielgruppenorientierung z.T. an spezifische Grenzen des<br />
Gastgewerbes. Arbeitgeber des Gastgewerbes suchen bspw. primär junge<br />
Arbeitnehmer. Die Förderorientierung auf die Vermittlung älterer Arbeitnehmer ist hier<br />
nur eingegrenzt realisierbar. Von den in Tabelle 30 genannten Arbeitslosen gehören 2<br />
zur Altersgruppe 15-20 Jahre, 27 zur Altersgruppe 20-30 Jahre, 27 zur Altersgruppe<br />
30-40 Jahre, 22 zur Altersgruppe 40-50 Jahre und 20 zur Altersgruppe 50-60 Jahre. Die<br />
von Beschäftigten des Gastgewerbes in der Regel geforderte hohe Mobilität und<br />
zeitliche Flexibilität setzt auch Vermittlungsgrenzen vor allem für Frauen, besonders<br />
wenn sie alleinstehend sind und Kinder haben.<br />
Zugleich sind auch nicht alle Arbeitnehmer bereit, eine geförderte Tätigkeit im Gastgewerbe<br />
aufzunehmen, da aufgrund der relativ geringen Bezahlung häufig der Unterschied<br />
zum Arbeitslosengeld nicht erheblich ist und zudem die Basis für mögliche folgende<br />
Lohnersatzleistungen abgesenkt wird. Des weiteren entstehen Einschränkungen<br />
durch die Schwere der Arbeit in Teilbereichen des Gastgewerbes, durch die z.T.<br />
vorhandenen schlechten Arbeitsbedingungen und auch nicht selten durch unseriöse<br />
Arbeitgeber. Junge Leute finden das einheimische Gastgewerbe nicht attraktiv genug<br />
und versuchen oft auch die Region zu verlassen.<br />
Diese Begrenzungen haben zur Folge, daß trotz Förderungsmöglichkeiten nur ein Teil<br />
der Arbeitskräfte für das Gastgewerbe vermittelbar ist. Da auch im Bereich der Vergabe-ABM<br />
zielgruppenorientierte Vermittlung schwieriger wird, bleibt für bestimmte<br />
Zielgruppen das arbeitsmarktpolitische Instrument der Regie-ABM eine wichtige Möglichkeit<br />
zumindest zeitweiliger Beschäftigung.<br />
70
5. Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte<br />
5.1 Regionsübergreifende Ansatzpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung<br />
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark<br />
und Prignitz hat 1997 nach hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre -<br />
darunter einer Verdopplung der Übernachtungszahlen zwischen 1992 und 1996 - einen<br />
Stand erreicht, der einerseits gute Grundlagen für die weitere, auch<br />
beschäftigungswirksame Entwicklung des Tourismus bietet, aber andererseits auch<br />
neue, besonders qualitative Anforderungen offenbart. Die Auslastung der vorhandenen<br />
Kapazitäten ist zurückgegangen, die Wachstumsraten haben sich abgeschwächt und im<br />
Landkreis Prignitz ist es bei den Übernachtungen zu massiven Einbrüchen gekommen.<br />
Stärker <strong>als</strong> in den vergangenen Jahren werden nun noch bestehende Defizite spürbar,<br />
wie z.B. die vielerorts noch nicht den heutigen Ansprüchen und Bedürfnissen der<br />
Gäste entsprechende Infrastruktur hinsichtlich der Freizeitangebote, einer intakten und<br />
sauberen Umwelt, touristischer Informations- und Leitsysteme, der gastronomischen<br />
und anderer Serviceleistungen.<br />
Der Abbau dieser Defizite kann zu höheren Beschäftigungseffekten im<br />
Fremdenverkehr beitragen. Wachstumschancen der Fremdenverkehrswirtschaft der<br />
drei Landkreise liegen vor allem in der weiteren Ausprägung der<br />
Fremdenverkehrsaufgeschlossenheit und Gastgebermentalität, in der Erhöhung der<br />
Qualität des Angebotes und in wirksameren Marketingaktivitäten.<br />
<br />
Weitere Ausprägung eines aufgeschlossenen Fremdenverkehrsbewußtseins<br />
Tourismus kann sich nur in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung entwickeln.<br />
Dem Gast muß neben einem entsprechenden materiellen Service das Gefühl<br />
vermittelt werden, daß er am Urlaubsort erwünscht ist. Dazu sind eine positive Einstellung<br />
zum Gast und ein kundenorientiertes Gastgeberbewußtsein in der Bevölkerung<br />
unerläßlich. 34 In Gesprächen mit DEHOGA-Verantwortlichen und Gastronomen wurde<br />
hervorgehoben, daß diese Aufgeschlossenheit vielerorts noch nicht genügend<br />
entwickelt ist. Besonderes in ländlichen Gebieten gibt es Abwehrhaltungen gegenüber<br />
neuen touristischen Einrichtungen, Beherbergungsstätten und Gastronomie. Gäste und<br />
der damit auch verbundene individuelle Autoverkehr werden häufig noch <strong>als</strong> störend<br />
empfunden.<br />
Eine Aufklärung der Bevölkerung über die wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs<br />
auch für das kommunale Steueraufkommen und damit für kommunale Infrastrukturmaßnahmen<br />
kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn die teilweise noch mangelnde<br />
Akzeptanz des Tourismus <strong>als</strong> entwicklungsfähiger Wirtschaftszweig auch bei Kommunalpolitikern<br />
und in Verwaltungen überwunden wird. Hierzu gehört auch, daß der<br />
Fremdenverkehr in den Landkreisen, Ämtern und Gemeinden einen seiner<br />
wirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Stellenwert in den kommunalen Aufgaben<br />
und funktionalen Kompetenzen erhält und im Rahmen der jeweiligen Haushalte<br />
entsprechende Mittel für die Verbesserung der touristischen Infrastruktur und des<br />
personellen Managements sowie für die Vermarktung gegebener Potentiale eingeräumt<br />
werden.<br />
34<br />
Vgl. hierzu auch Heuschmid, W., Innenmarketing - eine der Voraussetzungen für den Erfolg,<br />
Vortragsmanuskript, Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband Berlin 1997.<br />
71
Bisher noch nicht voll erschlossene Potentiale der Fremdenverkehrsentwicklung liegen<br />
auch in der wirksameren Koordinierung und Vernetzung der verschiedenen Aktivitäten<br />
der Ämter und der lokalen und regionalen Fremdenverkehrsvereine. Eine engere<br />
Kooperation ist insbesondere erforderlich, um trotz knapper werdender Finanzmittel<br />
durch zielgerichtete Verknüpfung aller in Frage kommenden Fördermittel des Landes,<br />
des Bundes und der EU und der erforderlichen Eigenmittel zumindest für wichtige<br />
touristische Projekte die finanziellen Grundlagen zu sichern. Mögliche<br />
Abstimmungsbereiche sind:<br />
- Erhöhung des Gästeaufkommens insgesamt, aber vor allem außerhalb der<br />
gesicherten Schwerpunktgebiete;<br />
- Erschließung der vorhandenen touristischen Qualitäten, die abseits der<br />
traditionellen touristischen Reiseströme liegen;<br />
- Verlängerung der Aufenthaltsdauer der Erholungsreisenden;<br />
- Erhöhung der durchschnittlichen Tagesausgabensätze der Gäste durch regionaltypische<br />
und hochwertige Produktangebote;<br />
- Verlängerung der Saison.<br />
Bei der Abstimmung zu diesen Fragen sollte die Erhöhung der Qualität des Angebotes<br />
in den Mittelpunkt gerückt werden.<br />
<br />
Erhöhung der Angebotsqualität<br />
Die erforderliche Erhöhung der Angebotsqualität schließt sowohl Beherbergung,<br />
Gastronomie und fremdenverkehrsbezogene Dienstleistungen <strong>als</strong> auch die<br />
Umweltbedingungen, Freizeiteinrichtungen und Ortsbilder ein.<br />
Aus den im Rahmen dieser Untersuchung geführten Experteninterviews muß geschlußfolgert<br />
werden, daß die Qualität eines erheblichen Teils des Gastgewerbes noch zu<br />
wünschen übrig läßt. Dies hat direkte Wirkungen auf die Arbeitsbedingungen und<br />
bildet - wie bereits in Abschnitt 3.5 angeführt - nicht selten den Nährboden für das<br />
Entstehen prekärer Beschäftigungsverhältnisse.<br />
Einige Arbeitgeber des Gastgewerbes, häufig Existenzgründer aus branchenfremden<br />
Berufen, haben enorme betriebswirtschaftliche Probleme, denen sie auch durch besonders<br />
ungünstige Arbeitsregelungen und Bezahlungen sowie durch überhöhte Arbeitsanforderungen<br />
an Beschäftigte zu begegnen versuchen. Bei einigen Gewerbetreibenden<br />
wird die Rentabilität nicht erreicht, deshalb besteht bei ihnen kaum Nachfrage nach<br />
Fachkräften. Ungünstige Arbeitsverhältnisse sind häufig auch die Ursache dafür, daß<br />
es in manchen gastgewerblichen Betrieben Probleme gibt, den Personalbedarf an<br />
Saisonkräften abzudecken.<br />
Mangelnde Qualifikation von Arbeitgebern hat auch unzureichende fachliche Führung<br />
von Arbeitnehmern zur Folge. Die Qualifizierung und Motivierung der Beschäftigten<br />
des Gastgewerbes ist noch nicht durchgehend zufriedenstellend und wirkt sich<br />
ebenfalls negativ auf die Qualität gastgewerblicher Leistungen aus. Die Qualität des<br />
Gastgewerbes bestimmt auch die Möglichkeiten der Arbeitsvermittlungen durch die<br />
Arbeitsämter.<br />
Ein weiteres Qualitätsproblem ist das in vielen gastgewerblichen Betrieben nicht stimmige<br />
Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt in allen Landkreisen noch zu wenig Selbstversorgerunterkünfte,<br />
die vor allem von Familien mit Kindern in Anspruch genommen<br />
werden können. Die Mehrzahl der Gaststätten orientiert sich auf die Versorgung der<br />
einheimischen Bevölkerung. Mit der Erweiterung der Erlebnisgastronomie im<br />
72
touristischen Sinne können auch außerhalb der Saison Tagesbesucher angesprochen<br />
werden. Es fehlt noch ein breiteres Angebot einer regionaltypischen Küche wie auch<br />
Angebote für Ernährungsbewußte oder Gäste mit Ernährungsproblemen. Im Bereich<br />
der Spezialitäten- und Erlebnisgastronomie bestehen Angebotslücken, die<br />
Beschäftigungsfelder und damit Chancen für Arbeitsplätze bieten.<br />
Ein qualitativ und strukturell breites Spektrum im Gast- und Beherbergungsgewerbe,<br />
das sich primär auf klein- und mittelständische Unternehmen stützen sollte, kann nur<br />
im Rahmen einer touristischen Infrastruktur bestehen, die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit<br />
bietet.<br />
Wie in den Entwicklungskonzeptionen der Landkreise Oder-Spree und Potsdam-<br />
Mittelmark festgestellt wird, ist im unteren Preissegment das Angebot an gewerblichen<br />
Beherbergungsmöglichkeiten mit entsprechender Qualität noch nicht zufriedenstellend,<br />
während es im oberen und mittleren Preissegment <strong>als</strong> weitgehend ausreichend<br />
betrachtet werden kann. 35 Der Trend bei längeren Familienaufenthalten ist der<br />
Aufenthalt in einer Ferienwohnung bzw. in einem Ferienhaus. Hier wird ein Komfort<br />
gefordert, der dem privaten häuslichen entspricht oder darüber hinausgeht. Die<br />
vorwiegend nichtgewerblichen Anbieter derartiger Beherbergungsmöglichkeiten<br />
müssen sich, ungeachtet des oft hohen Kapitaleinsatzes, diesem Wettbewerb stellen.<br />
Dem Image des Fremdenverkehrsortes ist es geschuldet, wenn die Fremdenverkehrsorganisationen<br />
nur diejenigen Vermieter in ihr Beherbergungsverzeichnis aufnehmen<br />
und vermarkten, die den entsprechenden Qualitätskriterien gerecht werden.<br />
Die Umweltfreundlichkeit eines Reisegebietes beeinflußt immer häufiger die Entscheidung<br />
für einen Erholungsurlaub. Natur- und Landschaftserlebnisse sind die<br />
vorrangigen Motive für einen Naherholungs- oder Urlaubsaufenthalt in <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Die weitere Verbesserung der Qualität sowie die naturverträgliche und<br />
umweltfreundliche Entwicklung des Tourismus sind Rahmenbedingungen für die<br />
Sicherung von Beschäftigung, wie auch Aktivitäten auf diesem Gebiet zusätzliche<br />
Arbeitsplätze schaffen können.<br />
Ausgewählte Tätigkeitsbereiche können sein:<br />
- Erhaltung bzw. Wiedereinrichtung einer natürlichen Landschaft durch<br />
entsprechende landschaftspflegerische Maßnahmen. Ihre weitere Durchführung<br />
sollten auch künftig durch arbeitsmarktpolitische Fördermaßnahmen wirksam<br />
unterstützt werden.<br />
Für die Landwirtschaft ist sie eine ergänzende Funktion ihrer Existenzgrundlage.<br />
- Beseitigung von ökologischen Altlasten und Renaturierung von<br />
Konversionsflächen;<br />
- Sanierung von Uferzonen;<br />
- Maßnahmen zur Besucherlenkung in ökologisch sensiblen oder bereits überlasteten<br />
Regionen;<br />
- Naturparkführungen;<br />
- Herausnahme des individuellen Fahrzeugverkehrs aus Erholungsgebieten durch<br />
Einrichtung von gebührenpflichtigen Parkplätzen. Angebote von Busshuttle-<br />
Service, Kutschfahrten und Fahrradverleih.<br />
Ein wichtige Rolle für die Mobilität der Touristen spielt dabei die Vernetzung der<br />
Stadt-Umland-Beziehung unter Einschluß aller in Betracht kommenden öffentlichen<br />
35<br />
Vgl. Landkreis Potsdam-Mittelmark, Tourismusentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />
(Entwurf 16.3.1997), Belzig 1997.<br />
73
Transport- und Verkehrsmittel , der Fahrgastschiffahrt, unter Berücksichtigung der<br />
Radwanderwege, Fahrrad- und Bootsausleihstationen und der touristischen Ausflugsziele.<br />
Der Beitritt des Landkreises Potsdam-Mittelmark zur Umweltcharta der Europäischen<br />
Städte und Gemeinden und die daraus schlußfolgernde Erarbeitung eines detaillierten<br />
Konzeptes zum Umwelt- und Naturschutz wird sich förderlich auf die Entwicklung<br />
eines naturnahen, sanften Tourismus im Landkreis auswirken.<br />
Die Umstellung auf neue Energiesysteme, die Vermeidung von Immissionen und<br />
Lärmbelästigungen können wichtige Vorleistungen für die Verbesserung des<br />
Standortimages erbringen.<br />
In der Gastronomie, die sich an den Gewässern befindet, führt die jährlich auftretende<br />
Mückenplage zu spürbaren Umsatzeinbußen. Die Bekämpfung mit vorhandenen<br />
unschädlichen Mitteln sollte in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des Naturschutzes<br />
an ausgewählten Orten vorgenommen werden.<br />
Qualitätsverbesserungen sind trotz aller Fortschritte immer noch im äußeren Erscheinungsbild<br />
mancher Urlaubsorte und vor allem im Bereich der sinnvollen Freizeitgestaltung<br />
am Urlaubsort erforderlich. Die Beseitigung dieser Defizite sollte auch weiterhin<br />
<strong>als</strong> wichtiges Gebiet arbeits- und strukturfördernder Maßnahmen gesehen. Besondere<br />
Aufmerksamkeit benötigen dabei<br />
- der Schutz, die Pflege, die Erhaltung und die in Einzelfällen erforderliche Sanierung<br />
der historisch gewachsenen Kulturlandschaft sowie die Unterhaltung und Erweiterung<br />
des Wander- und Radwegenetzes mit einem integrierten landschafts- und<br />
naturbezogenen Bildungsangebot in den Naturparks und anderen schützenswerten<br />
Landschaftsräumen;<br />
- die Pflege des kulturhistorischen Potenti<strong>als</strong> durch den Erhalt historischer Ortsbilder,<br />
Bauten, Denkmale und Gedenkstätten bedeutsamer Persönlichkeiten, die Förderung<br />
und Darstellung von traditionellem Handwerk ebenso wie die Förderung von<br />
Volks- und Heimatfesten und von Brauchtumsgruppen;<br />
- eine behutsame Stadtentwicklung und Städtebaupolitik, die bei Bewahrung der<br />
unverwechselbaren Städtebilder die Anziehungskraft der Städte erhöht und im Einklang<br />
mit den Erfordernissen der Geschäfts-,Tagungs- und Individualansprüche<br />
einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Städtetourismus leistet;<br />
- die Erweiterung von Sport- und Freizeiteinrichtungen mit einem, auch wetterunabhängigen<br />
Unterhaltungs-, Bildungs-, Sport- und Fitnessangebot in hoher Qualität in<br />
den Räumen mit überwiegend Fremdenverkehrs- und Erholungsaufgaben und unter<br />
Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessenlagen und Bedürfnisse von Senioren,<br />
Singles und Familien mit Kindern. (Der Landkreis Potsdam-Mittelmark, flächenmäßig<br />
größer <strong>als</strong> das Saarland, verfügt beispielsweise über kein öffentlich<br />
zugängiges Hallenbad).<br />
Zur Qualitätsentwicklung gehört die weitere Ausprägung zielgruppenspezifischer<br />
Angebote. In allen drei Landkreisen gibt es noch zu wenig Angebote für "Urlaub auf<br />
dem Lande" um einer vorhandenen und sich vergrößernden Zielgruppe mit<br />
regionstypischen Angeboten die Kulturlandschaft zu erschließen und zusätzliche<br />
Einkommen in landwirtschaftlich strukturierten Räumen zu erzielen.<br />
74
Erhöhung der Wirksamkeit der Marketingaktivitäten<br />
Der Erfolg einer Fremdenverkehrsregion hängt entscheidend von der Vermarktungsstrategie<br />
und den regionalen Marketingaktivitäten ab. Rückgänge im Gästeaufkommen<br />
sind auch auf mangelndes Marketing zurückzuführen.<br />
Die professionelle Vermarktung der vorhandenen Potentiale der einzelnen Reisegebiete<br />
krankt oft an der zögerlichen Haltung kommunaler Entscheidungsträger, finanzielle<br />
Mittel für entsprechendes Fachpersonal bereitzustellen, wie auch der Leistungsträger<br />
im Reisegebiet, mit finanziellen Beiträgen die Entwicklung des Tourismus in ihrem<br />
eigenen Interesse zu fördern. Die notwendigen Mittel für Marketing “müssen künftig in<br />
verstärktem Maße durch wirtschaftliche Aktivitäten und Kooperation mit Dritten<br />
gewonnen werden.” Dazu sind Sponsoringpartner zu suchen und Kooperationsmodelle<br />
zu entwickeln. 36<br />
Die untersuchten Landkreise werden jeder durch landschaftlich und kulturell unterschiedliche<br />
Teilräume geprägt, die einerseits mit einer differenzierten Angebotsstruktur<br />
spezielle touristische Zielgruppen ansprechen, andererseits aber auch das touristische<br />
Angebotspotential durch gegenseitige Ergänzung erheblich erweitern können. Das vielfach<br />
noch anzutreffende diffuse Image der Gebiete muß überwunden werden. In der<br />
Vernetzung der unterschiedlichen sich ergänzenden Angebotsfaktoren liegt ein erhebliches<br />
touristisches Entwicklungspotential der Landkreise bzw. der Reisegebiete. Noch<br />
fehlt es weitgehend an dem einmaligen, unverwechselbaren, einzigartigen<br />
Verkaufsangebot (USP - Unit Selling Proposition), bei dem Natur, Gastronomie,<br />
Freizeit und Kultur sowohl einzeln <strong>als</strong> auch zielgruppenorientiert in ihrer Kombination<br />
vermarktet werden. Das erfordert u. a., eine ämterübergreifende Identität zu<br />
entwickeln, die über die formale Zugehörigkeit zu einem Reisegebiet hinausgeht und<br />
damit typische und unverwechselbare Besonderheiten und Einmaligkeiten in den<br />
Vordergrund der Vermarktungsstrategie stellt.<br />
Bei Gesprächen in Fremdenverkehrsvereinen und Tourismusinformationsstellen wurde<br />
die vielfach noch vorhandene Unterbesetzung von Informationsstellen beklagt, die sich<br />
hemmend auf die Ausschöpfung vorhandener Tourismuspotentiale auswirkt. Auch<br />
befristete geförderte Arbeitsplätze sind bei aller Motivation der Beschäftigten<br />
ineffizient, wenn die im Förderzeitraum erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten in den Folgejahren nicht wirksam werden können, da das<br />
Arbeitsverhältnis beendet wurde. Es fehle oft eine vor der Einstellung bereits<br />
erworbene praxisnahe fachliche Ausbildung.<br />
Ein positives Beispiel bietet die Großgemeinde Seddiner See, die mit der Auflösung<br />
der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG), die ihre Aufgabe erfüllt hatte, die<br />
freiwerdenden Mittel unter anderem für die Einstellung eines Mitarbeiters für<br />
Tourismus verwenden wird. In gleicher Weise reagierte auch das Amt Storkow (Mark),<br />
das einen Tourismus-Manager beschäftigt, der für eine professionelle Vermarktung des<br />
Reisegebietes und eine bessere Koordinierung der Übernachtungsangebote zuständig<br />
ist.<br />
Das noch weitgehend fehlende einheitliche elektronische Informations- und Buchungssystem<br />
zwischen den Tourismusbüros der Reisegebiete eines Landkreises erschwert<br />
ebenfalls eine zielgerichtete Vermarktung. Im Auf- bzw. Ausbau eines entsprechenden<br />
Systems liegen erhebliche Vermarktungsreserven und in gewissem Umfang auch direkt<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />
36<br />
Tourismusverband Land <strong>Brandenburg</strong> e.V., Mittelfristiges Strategiekonzept, 1996 S. 30.<br />
75
Der Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>, <strong>als</strong>o auch in den untersuchten<br />
Landkreisen, ist vorrangig ein Sommer-Saison-Geschäft, wie auch die Abbildung 6<br />
zeigt. Es bietet für einen Großteil der im Gastgewerbe beschäftigten regionalen<br />
Bevölkerung kaum ganzjährig durchgehende Beschäftigungs- und<br />
Einkommenssicherheit. Ausgenommen die etablierte Hotellerie, die jahreszeitlich<br />
unabhängig ohnehin fast ausschließlich Geschäftsreisende beherbergt. Die vorrangig<br />
saisonale Abhängigkeit sollte durch Angebote für den Tagungs- und<br />
Schulungstourismus sowie durch einmalige Spitzenangebote für Naherholungs- und<br />
Wochenendausflügler abgeschwächt werden.<br />
Ein erhebliches Potential liegt in einer stärkeren Ausrichtung der Marketingaktivitäten<br />
auf Zielgruppen. Dies schließt ein, die große Gruppe der wirtschaftlich motivierten<br />
Reisenden, die in manchen Orten und Gebieten der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-<br />
Mittelmark und Prignitz die größte Nachfragegruppe touristischer Leistungen ist und<br />
sich bisher auch in diesen Landkreisen <strong>als</strong> stabilisierender Faktor für das<br />
Beherbergungsgewerbe erwiesen hat, stärker <strong>als</strong> Zielgruppe intensiver<br />
Marketingaktivitäten zu behandeln.<br />
Die bisherige überwiegend positive Entwicklung von Gästeübernachtungen an einigen<br />
touristischen Standorten darf nicht überschätzt werden. Ein Blick auf die Gästestruktur<br />
zeigt, daß ein relativ hoher Anteil an Übernachtungen, vornehmlich in mittleren und<br />
kleinen Betrieben, in Pensionen und Privatzimmern durch Arbeitskräfte erfolgt, die im<br />
Rahmen lokaler oder regionaler Investitionsvorhaben beschäftigt sind. Erhebungen des<br />
Fremdenverkehrsverbandes Dahmeland (Landkreis Dahme-Spreewald) für das 1. Halbjahr<br />
1997 beziffern den Anteil von Geschäftsreisenden, Bauarbeitern und Monteuren<br />
an allen Übernachtungen auf 60 Prozent. Urlauber, Zufallsgäste und Durchreisende<br />
sind dagegen nur mit 40 Prozent an den Übernachtungen beteiligt. Von regionalen<br />
DEHOGA Verantwortlichen werden ähnliche Proportionen für alle drei Landkreise<br />
bestätigt. Die Übernachtungen dieser Gästegruppe werden wahrscheinlich mit<br />
nachlassender Baukonjunktur rückläufig sein und zu einem Anstieg nicht ausgelasteter<br />
Kapazitäten führen. Es ist daher notwendig, den Geschäftsreisemarkt in seiner<br />
gesamten Breite zielgerichteter zu bearbeiten.<br />
Spontane Reiseentscheidungen, Zunahme der Reiseintensität und von<br />
Kurzurlaubsreisen werden auch zu einer ansteigenden Besucherzahl in den<br />
Reisegebieten führen. Wachsendes Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein, steigendes<br />
Interesse an sportlicher Betätigung und wachsende Qualitätsanforderungen stellen neue<br />
Herausforderungen an alle Akteure der Tourismuswirtschaft. Die starke Zunahme<br />
besonders konsumfreudiger Singles sowie jüngerer Senioren eröffnet neue<br />
Dimensionen in der Vielfältigkeit des Produktangebotes wie auch in seiner Qualität.<br />
Die Bemühungen zur Anpassung der Marketingstrategien an die sich verändernden<br />
Rahmenbedingungen müssen intensiviert werden. In der Summe orientieren sich die<br />
Landkreise bereits gegenwärtig generell auf<br />
- Tagesgäste, Wochenendgäste, Kurzurlauber und Erholungssuchende aus dem<br />
Ballungsraum Berlin und naheliegenden urbanen Zentren,<br />
- familienorientierte Urlauber, Senioren und Naturliebhaber,<br />
- Bildungsurlauber für den Städtetourismus,<br />
- gesundheitsbewußte Gäste und Urlauber <strong>als</strong> besondere Zielgruppe, die die therapeutischen<br />
Einrichtungen der Kurorte nutzen,<br />
- Geschäfts- und Tagungstouristen für Schulungen, Seminare und Kongresse, insbesondere<br />
auch für die saisonschwachen Zeiten.<br />
76
Diese Zielgruppen müssen noch spezifischer auf der Grundlage der jeweils<br />
regionaltypischen Angebote angesprochen werden. 37<br />
Die Vielzahl der Veranstaltungen in den Reisegebieten der einzelnen Landkreise findet<br />
sich nur partiell im Veranstaltungsverzeichnis des Landes <strong>Brandenburg</strong> wieder. Die<br />
Angebote konzentrieren sich auf nur wenige bekannte Veranstaltungsorte und zumeist<br />
auf traditionelle musikalische oder literarische Veranstaltungen. Damit wird die überregionale<br />
Aufmerksamkeit für spezielle lokale oder regionale touristisch relevante<br />
Erlebnisformen eingeschränkt. 38<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Marketingaktvitäten sollte auch die Einbeziehung der<br />
öffentlichen Verkehrsmittel in die Vermarktung der Reisegebiete sein. Es gilt weit<br />
intensiver <strong>als</strong> bisher, die zum Teil sehr guten Möglichkeiten der Anreise in die<br />
touristischen Zielgebiete mit dem Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG zu<br />
propagieren. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG sollten Marketing-<br />
Konzepte entwickelt werden, die eine stärkere Nutzung der Bahntrassen in die<br />
Ausflugs- und Erholungsgebiete fördern, wie auch die Gestaltung der noch von der<br />
Deutschen Bahn AG genutzten Bahnhöfe in Zusammenarbeit mit dem<br />
Fremdenverkehrsort <strong>als</strong> attraktives und informatives ”Eingangstor” und <strong>als</strong><br />
Erlebnisbereich für den Touristen gestaltet werden können. Das schließt die<br />
Sauberkeit, wegegerechte und gärtnerische Gestaltung des Bahnhofvorgeländes ein.<br />
Impulse für die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs sind auch vom weiteren<br />
Ausbau Berlins zu einer schienenorientierten Metropole und der Verknüpfung<br />
<strong>Brandenburg</strong>s durch schnelle Züge, insbesondere der weiter entfernten Städte wie<br />
Cottbus, Frankfurt (Oder), Belzig und Wittenberge mit Berlin und untereinander zu<br />
erwarten.<br />
Marketingaktivitäten müssen über die teilräumlichen Angebotsstrukturen hinaus die<br />
Möglichkeiten und die Erfordernisse einer landkreisübergreifenden Zusammenarbeit<br />
berücksichtigen und einbeziehen. Die Zusammenarbeit von Verbänden, Vereinen und<br />
Kommunen bei der Entwicklung von Angeboten und bei deren gemeinsamer Vermarktung<br />
sollte sowohl innerhalb der Landkreise <strong>als</strong> auch über Landkreisgrenzen hinweg<br />
intensiviert werden. F<strong>als</strong>cher Lokalpatriotismus beschränkt vor allem die eigenen<br />
Marktchancen.<br />
Auf eine engere Zusammenarbeit und eine zukünftig bessere gemeinsame<br />
Vermarktung des Reisegebiets Fläming, das sich auf die Landkreise Potsdam-<br />
Mittelmark, Teltow-Fläming und Anhalt-Zerbst erstreckt, orientieren die für dieses<br />
Gebiet tätigen Fremdenverkehrsvereine, die sich bereits in dem<br />
landkreisübergreifenden Fremdenverkehrsverein Fläming-Tourismus e.V.<br />
zusammengeschlossen haben. In gleicher Weise werden die vornehmlich<br />
wassertouristischen Potentiale des Reisegebietes Havelland, das sich über den<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark bis zur Stadt Rathenow im Landkreis Havelland<br />
erstreckt, durch den Fremdenverkehrsverein vermarktet. Das Fremdenverkehrsgebiet<br />
Prignitz wird ebenfalls über Landkreisgrenzen hinweg insgesamt vom<br />
Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e. V. vermarktet. Neben der Westprignitz,<br />
die im wesentlichen mit dem Landkreis Prignitz identisch ist, schließt dieses<br />
Reisegebiet einen Teil des Landkreises Ostprignitz-Ruppin mit dem Zentrum<br />
Wittstock/Dosse und dem südöstlich gelegenen Kyritz wie auch südlich das Gebiet um<br />
Havelberg im Landkreis Stendal (Land Sachsen-Anhalt) ein.<br />
37<br />
38<br />
Vgl. Tourismusverband Land <strong>Brandenburg</strong> e.V., Mittelfristiges Strategiekonzept, 1996 S. 5-6.<br />
Vgl. Tourismusverband Land <strong>Brandenburg</strong> e.V., Veranstaltungsverzeichnis Land <strong>Brandenburg</strong><br />
1997.<br />
77
Eine besondere Chance entsteht für <strong>Brandenburg</strong> auch durch die Grenzlage zu Polen.<br />
Dem fortschreitenden Reformprozeß und der wirtschaftlichen Entwicklung in dem östlichen<br />
Nachbarland sollte daher auch durch eine grenzüberschreitende Tourismusplanung<br />
Rechnung getragen werden. Mittel- und langfristig sollten insbesondere für den<br />
Landkreis Oder-Spree mit seiner verkehrsgünstigen Achse nach Berlin die Marketingaktivitäten<br />
auch auf polnische Zielgruppen - im Segment Familienurlaub, mittlere Einkommensschichten,<br />
Senioren- ausgedehnt werden. Denkbar sind Arrangements von<br />
Unterkunft, Natururlaub und zwei bis drei organisierten Besichtigungsfahrten u. a.<br />
nach Berlin. Gleiches gilt für das Fremdenverkehrsgebiet Havelland im Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark mit der zusätzlichen Orientierung auf die Zielgruppe der<br />
Wassersportler.<br />
5.2 Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung in den Landkreisen<br />
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
<br />
Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis Oder-Spree<br />
In der räumlichen Entwicklungskonzeption des Landkreises wird darauf orientiert, daß<br />
sich die ländlichen Siedlungen mit dörflichem Charakter für neue Funktionen<br />
(Handwerk, Kleingewerbe, Dienstleistungen, Fremdenverkehr) öffnen. Mit der<br />
integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) sollen mögliche Entwicklungschancen<br />
ressortübergreifend und zielgruppenorientiert gebündelt zum Einsatz gebracht werden.<br />
Hierbei sollen insbesondere die Möglichkeiten der Landwirtschaft für die<br />
Landschaftspflege sowie für Fremdenverkehr und Erholung auf dem Lande genutzt<br />
werden.<br />
Eingeschränkter erscheinen die Entwicklungsmöglichkeiten für die ländlich peripheren<br />
Gebiete (südlich von Storkow und südwestlich von Beeskow). Hier lassen sich Entleerungstendenzen<br />
in der Siedlungsentwicklung selbst nur dann teilweise kompensieren,<br />
wenn die Vorzüge der naturräumlichen Ausstattung günstige Voraussetzungen für<br />
Naherholung und Fremdenverkehr bieten. Als Handlungsfelder für die Entwicklung im<br />
ländlich geprägten Raum werden in der Räumlichen Entwicklungskonzeption unter<br />
anderem vorgesehen:<br />
"Stärkung von Naherholung und Fremdenverkehr in den dafür geeigneten Gebieten,<br />
Entwicklung der auf den Fremdenverkehr bezogenen Infrastruktur, Einbindung der<br />
örtlichen Landwirte in den Fremdenverkehr." 39<br />
In diesem Sinne wurden für die weitere Fremdenverkehrsentwicklung in der<br />
Konzeption für Naherholung und Fremdenverkehr des Landkreises die Orte Bad<br />
Saarow, Grünheide und Wendisch-Rietz <strong>als</strong> Schwerpunktorte für Naherholung und<br />
Fremdenverkehr sowie <strong>als</strong> potentielle Schwerpunkte die Orte Beeskow, Müllrose,<br />
Neuzelle und Storkow (Mark) festgelegt. Weitere 34 Orte, von denen eine<br />
beträchtliche Zahl in den bevölkerungsarmen ländlichen Gebieten gelegen ist, haben<br />
eine besondere Funktion für Naherholung und Fremdenverkehr.<br />
Eine "wichtige Bedeutung für Naherholung und Fremdenverkehr" wird in diesem<br />
Zusammenhang dem Scharmützelseegebiet mit seinen beiden Polen Bad Saarow-Pieskow<br />
und Wendisch-Rietz zugesprochen. Die schon bisher überregionale Bedeutung<br />
dieser Funktionen wird zukünftig den engeren Raum um den Scharmützelsee noch<br />
stärker prägen.<br />
39<br />
Landkreis Oder-Spree Planungsamt, Räumliche Entwicklungskonzeption für den Landkreis<br />
Oder-Spree, Schlußbericht, Beeskow Dezember 1995, S. 16.<br />
78
Die Fremdenverkehrsorte Grünheide, Neuzelle und Wendisch-Rietz streben die<br />
Prädikatisierung <strong>als</strong> Erholungsorte an.<br />
Ein zukunftweisendes Projekt ist die Gestaltung des Regionalparks Müggelspree durch<br />
die Ämter Grünheide und Spreenhagen und die Kommunen Erkner, Schöneiche,Woltersdorf<br />
und Rüdersdorf in Zusammenarbeit mit dem Berliner Stadtbezirk<br />
Köpenick im Laufe der nächsten Jahre. Dieses Regionalparkkonzept Müggelspree zielt<br />
auf die Entwicklung sowohl der Wirtschaft und der Verkehrsinfrastruktur <strong>als</strong> auch auf<br />
den Schutz der Kulturlandschaft und der Förderung von Naherholung und Tourismus.<br />
So wird zur Erhöhung der Gästezahlen aus dem Berliner Raum unter anderem an<br />
einem Konzept für den Ausbau und die überregionale Vernetzung von Rad-, Wanderund<br />
Reitwegen zu dem Berliner Nachbarbezirk gearbeitet.<br />
Ein wesentliches Potential des Landkreises Oder-Spree ist der bedeutsame Reichtum<br />
an natürlichen Gewässern, die direkt und indirekt den Schiffs-oder Bootsverkehr aus<br />
den haupstädtischen Seengebiet und dessen Einzugsbereichen ermöglicht. Die Hotelund<br />
Gastronomiebranche setzt zunehmend auch auf die auf dem Wasserweg<br />
ankommenden Gäste. Derzeit sind die Anlegemöglichkeiten wie auch das Angebot an<br />
speziellen Dienstleistungen in Quantität und Qualität noch nicht ausreichend, um aus<br />
der starken Zunahme des Segel- und Motorbootverkehrs aus dem Berliner Raum auch<br />
künftig ein attraktives und imageprägendes touristisches Zielgebiet für<br />
Wassersportfreunde zu entwickeln. Dieses Potential gilt es weiter zu stärken,<br />
Hemmnisse abzubauen und die Qualität zu erhöhen. Ansatzpunkte dafür sind:<br />
- Weitestgehende Öffnung und Instandsetzung der Uferbereiche für Fuß-und<br />
Radwanderungen,<br />
- Verbesserung der qualitativen Bedingungen auf Campingplätzen hinsichtlich des<br />
Natur- und Umweltschutzes, der Versorgung, der sanitären Einrichtungen<br />
(Duschen, Waschmaschinen) und des Freizeitangebotes,<br />
- Gleiche qualitativ gute Bedingungen sind auch für Marinas und Bootsanlieger<br />
erforderlich, die auch die Versorgung mit Treibstoff einschließen,<br />
- Instandsetzung und eventuell Neubau von Anlegern mit entsprechenden Serviceeinrichtungen,<br />
- Abstellplätze sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten für den Caravan- und<br />
Wohnmobiltourismus.<br />
Die durch den Gewässerreichtum vorhandenen Bademöglichkeiten werden in den<br />
Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Oder-Spree noch nicht hinreichend genutzt.<br />
Fortschritte können erreicht werden, wenn eine Infrastruktur geschaffen wird, die<br />
neben einer urlauberfreundlichen Versorgung einen hohen Standard der<br />
Sanitärausrüstung und der Umweltvorsorge gewährleistet. Des weiteren kann eine<br />
bessere Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten unterstützt werden, wenn aktuelle<br />
Informationen zu den Bädern und Naturbadestellen in überregionales Kartenmaterial<br />
aufgenommen werden.<br />
Zentrale Freizeitangebote erhöhen die Attraktivität der im Einzugsbereich liegenden<br />
touristischen Zielgebiete. Mit dem in Fürstenwalde eröffneten Spaß- und Freizeitbad<br />
ist über den Naherholungsverkehr in der Region um Fürstenwalde hinaus ein Angebot<br />
geschaffen, das für die Erholungsurlauber in den Fremdenverkehrsgebieten Scharmützelsee<br />
und Storkower Heide- und Seenlandschaft den Erlebniswert wesentlich erhöht.<br />
(Schlechtwetterangebot).<br />
Die fehlende Infrastruktur in der Region um Storkow (Mark) mit ihren herrlichen<br />
Seenketten und weitläufigen Waldgebieten hat zu einem einmaligen Projekt geführt:<br />
der Ausbau eines Radwegenetzes bis zum Jahre 1999, mit dem die landschaftlichen<br />
79
Schönheiten erschlossen und alle 13 amtsangehörigen Gemeinden miteinander<br />
verbunden werden. Damit wird ein ländlicher Raum für den Radtouristen erschlossen,<br />
dessen Akzeptanz jedoch von einem Komplex weiterer infrastruktureller Maßnahmen,<br />
wie dem Angebot preiswerter Beköstigungen in gepflegten Dorfgaststätten, von<br />
sauberen und sicheren Badestellen, Fahrradausleih- und Reparaturdiensten und anderen<br />
Dienstleistungen abhängen wird.<br />
Das Storkower Projekt "Wasserstadt" sieht den Bau eines Jachthafens und über 200<br />
Ferienhäuser am Kanal vor. Ein Projekt dieser Größenordnung stellt jedoch einen<br />
erheblichen Eingriff in gewachsene kommunale Strukturen dar und ist deshalb nur im<br />
Konsens mit der Mehrheit der Bürger der Stadt zu verwirklichen. Zweifellos könnte<br />
die Realisierung dieses Projektes auf lange Sicht der Stadt Storkow (Mark) und seinem<br />
Seengebiet neue Impulse für die Entwicklung des Tourismus geben und zu einem Zielund<br />
Aufenthaltsgebiet für Berliner und nichtberliner Wassersportfreunde werden<br />
lassen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Fremdenverkehrsentwicklung des Landkreises Oder-<br />
Spree ist die Stärkung der Erholungsfunktion des Naturparks Schlaubetal. Durch<br />
Besucherlenkung, geführte Wanderungen auf Naturlehrpfaden und der Schaffung von<br />
einmaligen Naturerlebnissen kann ein Beispiel für die Symbiose von Naturschutz und<br />
Tourismus demonstriert werden.<br />
Die Vielfalt der kulturellen Potentiale des Landkreises werden noch nicht genügend <strong>als</strong><br />
touristische Angebote genutzt beziehungsweise können ob ihres schlechten baulichen<br />
Zustandes noch nicht genutzt werden. Hier sollten alle Fördermöglichkeiten<br />
erschlossen werden, um denkm<strong>als</strong>geschütze bauliche Zeugnisse der Vergangenheit zu<br />
restaurieren und diese in das touristische Angebot einzubringen.<br />
Weitere Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich bei der Stärkung der regionalen<br />
Identität durch ein besseres Angebot an regionalen Produkten, der Verbesserung des<br />
Sport-und Freizeitangebotes in den Naherholungsgebieten, der Erstellung und<br />
Vermarktung von Pauschalangeboten und dem Ausbau der Koordinierungs- und<br />
Kooperationsfähigkeit mit den Reisegebieten Spreewald, Lebuser Land und Dahme-<br />
Seengebiet wie auch der Verknüpfung mit dem kulturellen Angebot der Hauptstadt<br />
Berlin.<br />
<br />
Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis<br />
Potsdam-Mittelmark<br />
Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark liegen neben den traditionellen<br />
Tourismusstandorten die Schwerpunkte der weiteren Entwicklung des Tourismus da,<br />
"wo einerseits bestimmte natürliche Voraussetzungen gegeben sind und andererseits<br />
Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft <strong>als</strong> Erwerbsquelle für die Bevölkerung nicht<br />
oder nicht mehr gegeben sind." 40<br />
Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf der Entwicklung des ländlichen Raumes,<br />
dem Entgegensteuern von Abwanderungs- und Entleerungstendenzen durch Schaffung<br />
neuer Beschäftigungsmöglichkeiten für einen Teil der Bevölkerung. Die rückläufige<br />
Bevölkerungs-entwicklung vollzieht sich besonders im südlichen Teil des Landkreises,<br />
in den Ämtern Niemegk, Treuenbrietzen und Wiesenburg, aber auch Belzig, Groß<br />
Kreutz und Ziesar sind davon betroffen. Mit Ausnahme von Belzig ist in den<br />
vorgenannten Ämtern der Fremdenverkehr nahezu bedeutungslos. Die guten<br />
40<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark, Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark,<br />
Belzig Januar 1997, S. 82.<br />
80
naturräumlichen Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus in diesen<br />
ländlichen Gebieten sollen auch durch die Inanspruchnahme der Fördermöglichkeiten<br />
des Programmes der Integrierten Ländlichen Entwicklung genutzt werden.<br />
Ein vorrangiges Ziel ist es, mit noch besseren Angeboten die Zahl der Erholungstouristen<br />
mit gewöhnlich längerer Aufenthaltsdauer zu erhöhen. Hier ist zu prüfen, wie im<br />
Reisegebiet Fläming ausgewählte Tourismusstandorte entwickelt und gefördert werden<br />
können, die mit speziellen und untereinander abgestimmten Angeboten beispielsweise<br />
für Naturerlebnisse, kulturelle Traditionen, regionale Küche und sportliche Betätigung<br />
die Zahl der Gäste erhöhen und neue Zielgruppen ansprechen.<br />
81
Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark ergeben sich aus dem unterschiedlichen<br />
Angebot der Reisegebiete Havelland und Fläming folgerichtig auch unterschiedliche<br />
Zielgruppen im Erholungstourismus:<br />
- Wassersportler, die in den Landschaften der Havel und ihres Seengebietes Erholung<br />
und sportliche Betätigung suchen wie auch Gäste, die die Seenlandschaft für einen<br />
längeren Erholungsurlaub wählen und die in diesem Gebiet vorhandene große<br />
Anzahl der Campingplätze nutzen;<br />
- Natur- und Wanderfreunde in dem Naturpark "Hoher Fläming" und in den Auengebieten<br />
der Nuthe-Nieplitz Niederung sowie Reitsportinteressierte;<br />
- Gäste, die mit ihrem Aufenthalt einen Besuch der Hauptstadt Berlin oder/und der<br />
Landeshaupstadt Potsdam verbinden.<br />
Für Belzig wird der Schwerpunkt auf der Erweiterung des Kurangebotes und auf neuen<br />
Formen des Gesundheitstourismus und des Kururlaubes liegen. Impulse für einen Aufschwung<br />
des Kurwesens erhofft sich der Ort durch die künftige Nutzung der<br />
erschlossenen Thermalquelle und der hierfür geplanten Errichtung eines Kur- und<br />
Bäderhauses. Der Ort strebt auf dieser Basis den Status eines Heilbades an.<br />
Priorität bei der Entwicklung der Infrastruktur haben die Erholungsorte. Eine Prädikatisierung<br />
<strong>als</strong> Erholungsort streben die Gemeinden Ferch, Neu Fahrland, Treuenbrietzen<br />
und Wusterwitz an, <strong>als</strong> Erholungsgebiet das Amt Werder. Für den Erholungsort Caputh<br />
gilt es, das Prädikat zu sichern. 41<br />
Als eine wesentliche Zielrichtung sieht der Landkreis die Erweiterung des kulturorientierten<br />
Tourismus. Die aus dem Gebiet des Landkreises heraus bestehenden kurzen<br />
Verbindungen zu den Städten Berlin, Potsdam, <strong>Brandenburg</strong> und Wittenberg, das<br />
unmittelbare Kulturangebot des Landkreises selbst sowie die erhalten gebliebenen oder<br />
wiederbelebten Traditionen, Sitten und Bräuche sind Potentiale, die zu Produktpaketen<br />
geschnürt <strong>als</strong> attraktive Angebote auf dem touristischen Markt bestehen können.<br />
Mit dem Naturpark "Hoher Fläming" bekommt ein reizvolles Gebiet im südwestlichen<br />
<strong>Brandenburg</strong> ein neues und werbewirksames Image. Bei der Erschließung dieses vornehmlich<br />
ländlichen Gebietes für den sanften Tourismus sollten bei der touristischen<br />
Vermarktung die beschäftigungs- und einkommenswirksamen Aspekte für die im<br />
Naturpark lebenden Menschen nicht übersehen werden (bspw. Entwicklung<br />
entsprechender lokaler touristischer Dienstleistungen).<br />
Die Tatsache, daß ca. 50 Bahnhofsgebäude im Landkreis leerstehen und von der Deutschen<br />
Bahn AG zum Verkauf angeboten werden, sollte zu Überlegungen führen, wie<br />
- ähnlich wie bereits mit den Bahnhöfen Caputh-Geltow und Beelitz erfolgt - ausgesuchte<br />
Objekte in die touristische Entwicklungskonzeption mit einbezogen werden<br />
können. Bei Vorliegen eines überzeugenden Nutzungskonzeptes sollte das Land<br />
<strong>Brandenburg</strong> zu einer Förderung bereit sein.<br />
Die im Jahre 2001 in Potsdam stattfindende Bundesgartenschau bietet dem Landkreis<br />
eine einmalige Chance, mit interessanten und unverwechselbaren Produktangeboten<br />
und einem hohen Service für die Gäste seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen und sich<br />
langfristig überregionale Marktanteile zu sichern.<br />
41<br />
Landkreis Potsdam-Mittelmark, Tourismusentwicklungskonzeption (Entwurf 16.03.1997),<br />
Belzig 1997.<br />
82
Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis Prignitz<br />
Im Landkreis Prignitz liegen die Schwerpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung<br />
in der Sicherung und im Ausbau des Kurwesens, in der naturverträglichen Erholungsnutzung<br />
der Elbtalaue und in der Erweiterung der Möglichkeiten für den Landurlaub.<br />
Im Rahmen der Kurentwicklungskonzeption wird die in jüngster Zeit erkundete Thermalquelle<br />
in Bad Wilsnack das Kurangebot erweitern. Das dafür zu errichtende Mehrzweckgebäude<br />
soll auch für Veranstaltungen und <strong>als</strong> Spaßbad genutzt werden. Die<br />
Bewilligung durch das Land steht noch aus. Baubeginn soll noch 1998 sein, Inbetriebnahme<br />
1999. Schrittweise werden die Konzepte für die weitere Gestaltung des Kurparkes<br />
und die Errichtung eines Freizeit- und Erholungsparkes mit Unterstützung der<br />
Arbeitsförderung umgesetzt. Gleichzeitig sollen mit der Entwicklung qualitativ neuer<br />
Angebotsformen in den Bereichen Medizin, Ernährung, Fitness, Sport, Wellness und<br />
Beauty Voraussetzungen für eine Erweiterung der Zielgruppen und damit für<br />
zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden.<br />
In Lenzen wurde ebenfalls eine Thermalquelle erkundet. Ihre Erschließung und der<br />
Bau eines Thermalbades befinden sich ebenfalls in der Planungs- und<br />
Genehmigungsphase. Am Rudower See ist der Aufbau eines Aquaparks vorgesehen.<br />
Der Landkreis hat natürliche Voraussetzungen für die Entwicklung eines sanften Tourismus.<br />
Dazu sollten für den ländlichen Raum die infrastrukturellen Voraussetzungen<br />
wie Rad-, Wander- und Reitwege und Freizeitangebote erweitert oder in ihrer Qualität<br />
den Erfordernissen angepaßt werden. Der vornehmlich durch die Landwirtschaft<br />
geprägte Landkreis bietet ideale Bedingungen für den ökologischen Landbau, die<br />
bereits auch vielfach genutzt werden. Mit der Entwicklung des Tourismus auf dem<br />
Lande kann die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und - für einen<br />
immer größer werdenden Interessentenkreis - das Angebot von Produkten aus dem<br />
ökologischen Landbau in der Kombination mit gepflegten Ferienhäusern oder -<br />
wohnugen zu einem imagebildenden Standortvorteil werden.<br />
Das EU-LIFE-Projekt zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Auen im Naturpark<br />
Elbtalaue wird die Attraktivität der Region künftig deutlich erhöhen. Dazu wird eine<br />
ämterübergreifende naturverträgliche touristische Nutzung des Gebietes entwickelt.<br />
Als weitere Schwerpunkte der Entwicklung eines naturnahen Tourismus sind in der<br />
Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Prignitz die Fließsysteme von Stepenitz,<br />
Dömnitz und Karthane, die Flachlandspeicher von Sadenbeck und Preddöhl, das Hainholz<br />
bei Pritzwalk und <strong>als</strong> Gebiet von landesübergreifender Bedeutung die<br />
Jännersdorfer Heide genannt. 42<br />
Der schrittweise Neubau beziehungsweise die Erneuerung der Eisenbahnstrecke von<br />
Hennigsdorf (S-Bahn Anschluß) über Neuruppin nach Wittstock und nach dem Jahr<br />
2000 bis Wittenberge wird für die weitere Akzeptanz der Region - vor allem auch für<br />
die Besucher aus dem Ballungsraum Berlin - von großer Bedeutung sein. Die bereits<br />
<strong>als</strong> "Prignitz-Expreß" bezeichnete Verbindung wird die landschaftlich reizvollen<br />
Gebiete der Ost- und Westprignitz für neue Gäste erschließen.<br />
42<br />
Landkreis Prignitz, Kreisentwicklungskonzeption, Stand 15.8.1996, S. 38.<br />
83
6 Anregungen zur weiteren Nutzung der Arbeitsförderung in der<br />
Tourismuswirtschaft<br />
6.1 Überlegungen zur weiteren Nutzung des Arbeitsförderungsinstrumentariums<br />
In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz ist ein großes<br />
Arbeitskräftepotential für den Fremdenverkehr vorhanden. In Erwartung der stark propagierten<br />
Tourismusentwicklung im Lande wurde von den Arbeitsämtern in den<br />
vergangenen Jahren in dieser Branche ein chancenreiches Vermittlungsfeld gesehen<br />
und dementsprechend der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen orientiert. Der<br />
Tourismusaufschwung ist eingetreten, aber er ist nicht flächendeckend und mit<br />
geringeren Beschäftigungswirkungen verbunden <strong>als</strong> erwartet.<br />
An der Gegenüberstellung der in Abschnitt 3.5 enthaltenen Abbildungen 6<br />
(Saisonalität im Tourismus <strong>Brandenburg</strong>s) und 7 (Arbeitslose der Hotel- und<br />
Gaststättenberufe) wird deutlich, daß trotz der stark angestiegenen<br />
Übernachtungszahlen des Fremdenverkehrs des Landes <strong>Brandenburg</strong> die Zahl der<br />
Arbeitslosen in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe seit Jahren unverändert<br />
hoch geblieben ist. Die Linien der Jahreszahlen der arbeitslosen Gästebetreuer in<br />
Abbildung 7 zeigen im Vergleich der Jahre 1992-1996 nur relativ geringe<br />
Abweichungen voneinander. Sie sind fast deckungsgleich. Im Gastgewerbe hat sich in<br />
den vergangenen Jahren ein Grundstock an Arbeitslosen herausgebildet, der<br />
anscheinend nicht abbaubar ist. 1997 ist die Zahl der arbeitslosen Gästebetreuer sogar<br />
stark angestiegen.<br />
In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz zeigt sich diese<br />
Situation in einer hohen Relation von Arbeitslosen zu Beschäftigten in den Hotel- und<br />
Gaststättenberufen.<br />
Tabelle 31:<br />
Landkreis,<br />
Beschäftigte und Arbeitslose der Berufsgruppe Gästebetreuer in den<br />
Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz<br />
Juni/August 1997<br />
Beschäftigte<br />
Gästebetreuer<br />
Arbeitslose Gästebetreuer<br />
Anzahl der Arbeitslosen<br />
kreisefreie Stadt Juni 1997 August 1997 in % der Beschäftigten<br />
Oder Spree 570 337 59,1<br />
Potsdam-Mittelmark 840 546* 65,0<br />
Prignitz 237 131 55,3<br />
* einschließlich arbeitslose Gästebetreuer der kreisfreien Städte <strong>Brandenburg</strong> und Potsdam<br />
Quelle: Angaben der Arbeitsämter Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam<br />
Die Zahl der Arbeitslosen der Hotel- und Gaststättenberufe ist bereits größer <strong>als</strong> die<br />
Hälfte der gegenwärtig Beschäftigten dieser Berufsgruppe. Das heißt, es ist eine<br />
Beschäftigungszunahme von über 50 Prozent erforderlich, um die gegenwärtig Arbeitslosen<br />
dieser Berufsgruppe in Beschäftigung zu bringen. Unter Einbeziehung der Gästebetreuer,<br />
die z.Z. in ABM beschäftigt sind oder an Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen<br />
teilnehmen, ist der auf dem ersten Arbeitsmarkt erforderliche Beschäftigungszuwachs<br />
sogar noch wesentlich höher.<br />
Das Arbeitskräftepotential für künftige Tourismus-Zuwachsraten ist bereits vorhanden.<br />
Arbeitskräftefreisetzungen anderer Branchen können gegenwärtig von der Tourismus-<br />
84
anche nicht kompensiert werden. Die Orientierung auf den Fremdenverkehr <strong>als</strong><br />
größte Beschäftigungsreserve mag langfristig richtig sein, ist aber aktuell nicht<br />
umsetzbar.<br />
Der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sollte dieser Situation<br />
entsprechen und in der Tourismusbranche vor allem die Beschäftigung des bereits<br />
verfügbaren Arbeitskräftepotenti<strong>als</strong> fördern.<br />
<br />
Betriebe des Gastgewerbes <strong>als</strong> aktive Kooperationspartner der<br />
Beschäftigungspolitik gewinnen<br />
Ein wichtiges Resultat der SÖSTRA-Umfrage ist die Erkenntnis, daß das Arbeitsförderungsinstrumentarium<br />
im Gastgewerbe - dem Hauptleistungsträger des gesamten touristischen<br />
Angebotes - wirksamer zur Geltung kommen muß. Hier ist nicht nur der<br />
größte Teil der gegenwärtigen Beschäftigung der Tourismusbranche konzentriert, hier<br />
befinden sich auch die wichtigsten Potentiale für den erforderlichen<br />
Beschäftigungszuwachs der Branche.<br />
Dabei stehen zwei Fragen im Vordergrund:<br />
- die wirksamere Information und Beratung der Arbeitgeber des Gastgewerbes über<br />
die Möglichkeiten und Leistungen der aktiven Arbeitsförderung und<br />
- die Stärkung der Betriebe des Gastgewerbes durch aktive betriebsbezogene<br />
Beschäftigungspolitik<br />
Die bereits dargestellten Informations- und Beratungsdefizite zum arbeitsmarktpolitischen<br />
Instrumentarium sind enorm und eine Hauptursache für den noch zu geringen<br />
Einsatz der aktiven Arbeitsförderung. Es ist eine wesentlich intensivere, an die Arbeitgeber<br />
des Gastgewerbes gerichtete Informations- und vor allem Beratungstätigkeit zum<br />
Arbeitsförderungsinstrumentarium erforderlich.<br />
Das umfangreiche Paket arbeitsmarktpolitischer Instrumente und Programme ist in seiner<br />
verwirrenden Vielfalt, seiner Detaillierheit, häufigen Aktualisierung, fachspezifischen<br />
Sprache, der Abhängigkeit von Durchführungsverordnungen und anderen<br />
Rechtsvorschriften und vor allem in seiner Anwendbarkeit auf die konkrete<br />
Einzelsituation für bspw. den Inhaber eines gastgewerblichen Kleinbetriebes nicht<br />
durchschaubar. Die Publikation der Bundesanstalt für Arbeit mit den für 1997 gültigen<br />
Arbeitsförderungsgesetzen und -vorschriften umfaßt 689 Seiten im DIN A4 Format. 43<br />
Hinzugezogen werden muß hier in <strong>Brandenburg</strong> eine Broschüre mit dem<br />
Landesprogramm für Arbeit und Qualifizierung im dagegen immerhin bescheidenen<br />
Umfang von 66 DIN A5 Seiten. 44 Der Erklärungsbedarf ist alleine daran erkennbar, daß<br />
zu dieser Thematik eine ganze Flut von Broschüren mit für den Laien verständlicheren<br />
Darstellungen der Arbeitsförderung produziert wird. Nach Kenntnisnahme und<br />
Auswahl geeigneter Förderbestimmungen folgt dann das in der Regel komplizierte<br />
Antragsverfahren.<br />
Auf Grund der vorrangig kleinbetrieblichen Strukturen des Gastgewerbes zeichnet sich<br />
bereits ab, daß eine wirksamere Information und Beratung zur Arbeitsförderung nicht<br />
in erster Linie durch ein Mehr bisher zuständiger Stellen zu bewältigen sein wird.<br />
Wahrscheinlich werden auch erweiterte Strukturen erforderlich. Hierbei kann durchaus<br />
43<br />
44<br />
Bundesanstalt für Arbeit, Arbeitsförderungsgesetz mit angrenzenden Gesetzen, Verordnungen<br />
und BA-Regelungen, 44. Ausgabe Stand: 1. April 1997, Nürnberg 1997.<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Landesprogramm<br />
“Qualifizierung und Arbeit für <strong>Brandenburg</strong>” Stand: Juli ‘97, Potsdam 1997.<br />
85
auch das finanzielle Interesse der Arbeitgeber an der Nutzung der Arbeitsförderung<br />
aktiviert werden. Lohnkostenzuschüsse aus der Arbeitsförderung reduzieren die<br />
Lohnkosten des Betriebes.<br />
86
Neben der aktiveren Nutzung vorhandener Infrastrukturen des Gastgewerbes wie Verbände<br />
(DEHOGA) und Kammern etc. können auch komplementäre Informations- und<br />
Beratungsangebote gegen Entgelt zu einer intensiveren Vermittlung der Arbeitsförderungsmöglichkeiten<br />
beitragen.<br />
Neben einer wirksameren Informations- und Beratungstätigkeit könnte ein zweiter<br />
Ansatz für eine höhere Beschäftigungswirkung der Arbeitsförderung darin bestehen,<br />
die Betriebe des Gastgewerbes stärker <strong>als</strong> aktive Kooperationspartner der<br />
Beschäftigungspolitik zu gewinnen. In den vorangegangenen Abschnitten wurde<br />
mehrfach auf die z.T. gravierenden Existenzprobleme von Betrieben des Gastgewerbes<br />
und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigungsverhältnisse hingewiesen. Andere<br />
Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes haben z.T. Schwierigkeiten, geeignete<br />
Fachkräfte zu gewinnen. Dem stehen die Arbeitsämter <strong>als</strong> Vermittler eines großen<br />
Arbeitskräftepotenti<strong>als</strong> mit Fonds zur Beschäftigungsförderung gegenüber. Beide<br />
Akteure des Arbeitsmarktes sollten mit Unterstützung der Kommunalpolitik wirksamer<br />
zusammenkommen, um die Betriebe des Gastgewerbes zu stärken und zugleich mehr<br />
und bessere Beschäftigungverhältnisse zu initiieren. Die vielen nützlichen Aktivitäten,<br />
die von den Arbeitsämtern der drei Landkreise bereits in diese Richtung entwickelt<br />
werden und zu einer Vielzahl von Beschäftigungsverhältnissen geführt haben, die nur<br />
auf diese Initiativen zurückzuführen sind, sind in Relation zum anstehenden<br />
Beschäftigungsproblem erst Anfänge, die auf eine breitere Basis gestellt werden<br />
sollten.<br />
Dabei liegen die Reserven - und damit die Beschäftigungspotentiale - vor allem darin,<br />
die Betriebe stärker <strong>als</strong> aktive Kooperationspartner zu gewinnen. Arbeitsförderung ist<br />
nicht nur eine Sozialmaßnahme. Sie bietet, wie in der Industrie in vielen Einzelfällen<br />
immer wieder praktiziert, auch erhebliche Möglichkeiten der Bestandspflege von<br />
Betrieben. Auch im Gastgewerbe der drei Landkreise besteht entsprechender Bedarf<br />
und die Möglichkeit, dies nicht nur in Einzelfällen im Interesse des Erhalts und der<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen zu praktizieren. Es sollte generell ein stärkerer<br />
Betriebsbezug der Arbeitsförderungaktivitäten angestrebt werden. Erforderlich ist<br />
insbesondere eine beschäftigunswirksamere Annäherung zwischen betriebsbezogenen<br />
Beschäftigungsinteressen und dem Bestreben, arbeitsmarktpolitische Zielgruppen in<br />
die Betriebe zu bringen. "Will man jedoch weg von ad hoc-Reaktionen in betrieblichen<br />
Einzelfällen und lokalen Schwerpunkten, wird eine systematische betriebsbezogene<br />
Beschäftigungspolitik zu entwickeln und institutionell zu betreiben sein" 45<br />
Die Reform des AFG bietet hierfür mit ihrer stärkeren Ausrichtung auf die aktive<br />
Arbeitsförderung und den ersten Arbeitsmarkt trotz mancher problematischer Einzelregelung<br />
insgesamt günstigere Voraussetzungen. Gleichwohl bleiben gerade viele<br />
Fragen der Verzahnung der Arbeitsförderung mit den Förderzielen und -instrumenten<br />
strukturpolitischer Verantwortlichkeiten offen. Die Arbeitsämter haben aber mit dem<br />
Eingliederungstitel auch Spielraum erhalten, selbst vor Ort arbeitsmarktpolitische<br />
Schwerpunkte zu setzen und deren praktische Umsetzung zu erproben.<br />
Das Gastgewerbe sollte aufgrund seiner steigenden beschäftigungspolitischen Bedeutung<br />
in allen drei Landkreisen ein Bereich sein, in dem die neuen Möglichkeiten<br />
arbeitsmarktpolitischer Schwerpunktsetzung praktisch umgesetzt werden. Hier bietet<br />
sich ein breites Handlungsspektrum zur Entwicklung einer betriebsbezogenen<br />
Beschäftigungspolitik an. Dringender, an den Problemen des Gastgewerbes orientierter<br />
Handlungsbedarf besteht bspw. zu den Fragen der Existenzgründung, der Aus- und<br />
45<br />
Vgl. Kühl, J., Bestandspflege und Rekonstruktion von Betrieben <strong>als</strong> aktive Beschäftigungspolitik,<br />
WSI-Mitteilungen 9/1997, S. 606.<br />
87
Fortbildung und den Fragen von Beschäftigungsmodus und -zyklus im Gastgewerbe<br />
(vgl. Abschnitt 3.5).<br />
Die hohen Zahlen von Gewerbean- und -abmeldungen im Gastgewerbe der drei Landkreise<br />
zeigen, daß die Existenzgründungsphase ein neuralgischer Punkt der Schaffung<br />
und vor allem der Sicherung von Arbeitsplätzen im Gastgewerbe ist, der auch mit Hilfe<br />
der Arbeitsförderung stabilisierend beeinflußt werden sollte. Der Existengründungsprozeß<br />
hat - wie in den Abschnitten 3.5 und 5.1 dargestellt - erheblichen Einfluß auf<br />
die Qualität der Arbeitsplätze und auf die Qualität des Leistungsangebotes im Gastgewerbe.<br />
Die Bildungs- und Trainingsaktivitäten brauchen eine wirksamere Orientierung und<br />
Einstellung auf die spezifischen Anforderungen des Gastgewerbes. Die<br />
Arbeitsförderung kann wesentlich dazu beitragen, die paradoxe Situation der<br />
gleichzeitigen Existenz einer großen Gruppe von Arbeitslosen der Hotel- und<br />
Gaststättenberufe und eines Mangels an Fachkräften für das Hotel- und<br />
Gaststättengewerbe aufzulösen. Des weiteren besteht erheblicher Bedarf, die Aus- und<br />
Weiterbildungsmaßnahmen mit intensiverer Vermittlung zu kombinieren.<br />
Der hohe Anteil an geringfügig Beschäftigten und der unterdurchschnittliche Anteil an<br />
sozialversicherungspflichtg Teilzeitbeschäftigten im Gastgewerbe signalisieren<br />
dringenden Bedarf, auf diese Situation mit den Möglichkeiten der Arbeitsförderung<br />
intensiver einzuwirken. Hier besteht ein besonders großer Bedarf, durch praktische<br />
Erprobung gangbare Wege zu entwickeln, mehr sozialversicherungspflichtige<br />
Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse mit Hilfe der Arbeitsförderung zu schaffen. Mehr<br />
Initiativen zu sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung im Gastgewerbe<br />
sind vor allem erforderlich, weil inzwischen offensichtlich ist, daß<br />
Tourismuswachstum alleine die Arbeitlosigkeit nicht beseitigen kann.<br />
<br />
Aktivere Mitwirkung der Kommunen dringend<br />
Eine betriebsorientierte Beschäftigungspolitik kann nur wirksam werden, wenn sie in<br />
eine engere Verzahnung von Struktur- und Arbeitsmarktpolitik eingebunden ist. Sie<br />
braucht die direkte Einbindung in die lokalen Problemlagen und Entwicklungsambitionen,<br />
um die nunmehr vor Ort mögliche arbeitsmarktpolitische Schwerpunktsetzung auf<br />
die drängendsten lokalen Erfordernisse zu orientieren und sie zugleich <strong>als</strong> aktiven Beitrag<br />
regionaler Strukturpolitik einbringen zu können. Obwohl und weil viele Fragen<br />
der praktischen Verflechtung von Struktur- und Arbeitsmarktpolitik und damit beider<br />
Verantwortungsbereiche offen sind, ist kommunale Initiative und Kompetenz gefragt.<br />
Selbst in Kommunen, die über Fremdenverkehrspotentiale verfügen, wird die<br />
Fremdenverkehrsentwicklung noch nicht immer auch <strong>als</strong> beschäftigungs- und<br />
dementsprechend strukturpolitischer Schwerpunkt praktiziert wird. Die<br />
Fremdenverkehrsbranche wird häufig <strong>als</strong> Selbstläufer eingestuft, der keiner besonderen<br />
kommunalpolitischen Aufmerksamkeit bedarf. Die bisherige weitgehende Entlastung<br />
durch ABM Vorhaben hat diese Einstellung gefördert.<br />
Der gegenwärtige, zumindest teilweise Rückzug der Arbeitsförderung aus der direkten<br />
Finanzierung strukturpolitischer Aufgabenstellungen im Fremdenverkehr zwingt zu<br />
mehr Eigenintiative und -leistungen und einer entsprechenden Einordnung der<br />
Fremdenverkehrsentwicklung in die kommunalen Aufgabenstellungen. Hierbei werden<br />
die Kommunen im Vorteil sein, die es verstehen, ihren Eigenanteil durch kombinierte<br />
Inanspruchnahme verschiedener Fördertöpfe zu vergrößern. Der Weg der<br />
projektbezogenen Erschließung von Finanzierungen wird künftig eine größere Rolle<br />
88
spielen. Die Kommunen müssen sich stärker <strong>als</strong> Initiatoren von<br />
beschäftigungswirksamen Projekten profilieren.<br />
6.2. Handlungsempfehlungen<br />
6.2.1 Hinweise für die programmatisch-konzeptionelle Arbeit<br />
Die wichtigsten Beschäftigungspotentiale der Tourismusbranche liegen im<br />
Gastgewerbe. Die Stärkung der Betriebe des Gastgewerbes mit den Möglichkeiten der<br />
Arbeitsförderung sollte in den Mittelpunkt gerückt werden und keinen geringeren<br />
Stellenwert <strong>als</strong> der weiterhin dringend erforderliche Ausbau der touristischen<br />
Infrastruktur einnehmen. Die Stabilität und Qualität der Arbeitsplätze im Gastgewerbe<br />
kann durch eine wirksamere Betriebsbezogenheit der Arbeitsförderung unterstützt<br />
werden. Die Betriebe des Gastgewerbes sollten <strong>als</strong> aktive Kooperationspartner der<br />
Arbeitsförderung gewonnen werden.<br />
Ein Schlüsselproblem der Schaffung und vor allem der Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
im Gastgewerbe ist die fachliche Kompetenz der Gewerbetreibenden. Es bestehen zum<br />
Teil erhebliche Defizite zu betriebswirtschaftlichen Fragen wie auch zu<br />
Fachkenntnissen, die insbesondere für die Herausbildung qualitativ höherwertiger bzw.<br />
lokal und regional differenzierter Angebote und deren offensive Vermarktung<br />
erforderlich sind (angefangen bei nicht genügend ausgeprägter Gastgebermentalität<br />
über Fachkenntnisse für bspw. Spezialitäten- und Erlebnisgastromomie bis zu<br />
modernen Marketingmethoden). Die Defizite sind besonders bei den sogen.<br />
Seiteneinsteigern, <strong>als</strong>o bei Existenzgründern aus branchenfremden Berufen, zu spüren.<br />
Sie sind eine (möglicherweise sogar die) Hauptursache gegenwärtiger<br />
Beschäftigungsprobleme bzw. nicht ausgeschöpfter Beschäftigungspotentiale des<br />
Gastgewerbes. Hier ist daher ein breiter Ansatzpunkt gegeben, mit<br />
arbeitsmarktpolitischen Mitteln die Beschäftigungswirksamkeit des Gastgewerbes zu<br />
fördern.<br />
Das mögliche Handlungsspektrum reicht von der beruflichen Ausbildung über die Existenzgründervorbereitung<br />
bis zur Weiterbildung. In der Lehrlingsausbildung werden<br />
die zu theoretische Ausbildung einiger Träger überbetrieblicher Ausbildung, fehlende<br />
regionale Möglichkeiten theoretischer Ausbildung (bspw. in Wittenberge für den<br />
Landkreis Prignitz), der Zeitfonds für die theoretische Ausbildung und von der IHK<br />
vorgeschriebene Reglementierungen (bspw. Tarifgebundenheit) beklagt. Des weiteren<br />
sind Überlegungen erforderlich, wie die Arbeitsförderung gemeinsam mit der<br />
Wirtschaftsförderung und den Berufsverbänden wirksamer die branchenspezifische<br />
Qualifikation der Existenzgründer beeinflußen kann. Ein besonderer Schwerpunkt<br />
sollte dabei die begleitende Beratung nach der Existenzgründung sein. Der Bereich der<br />
Weiterbildung (Fortbildung und Umschulung) im Gastgewerbe braucht dringend einen<br />
abgestimmten Orientierungsrahmen, mit dem die Einzelaktivitäten wirksamer auf die<br />
Spezifik des Gastgewerbes ausgerichtet werden können und der dazu beiträgt, die<br />
fehlenden Fachkräfte aus dem großen vorhandenen Arbeitskräftepotential zu<br />
gewinnen.<br />
Viel wird in der weiteren Entwicklung des Fremdenverkehrs davon abhängen, wie sich<br />
der Prozeß der kommunalen Meinungsbildung und Strategiebildung zu Fremdenverkehrsfragen<br />
weiterentwickelt. Mit ihm werden auch die Schwerpunkte und Größenordnungen<br />
der Arbeitsförderung bis hin zu den Arbeitsvermittlungsmöglichkeiten im<br />
Bereich des Fremdenverkehrs beeinflußt. Die Arbeitsförderung kann diesen Prozeß<br />
unterstützen, indem sie ihre Ressourcen vor allem in kommunale Vorhaben einbringt,<br />
die durch Verzahnung von Eigenintiativen der Kommunen, Arbeitsförderung und<br />
89
andere Fördermöglichkeiten auch hohe Beschäftigungseffekte der<br />
arbeitsmarktpolitischen Instrumente ermöglichen.<br />
90
6.2.2 Vorschläge für beschäftigungswirksame Projekte<br />
1. In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz sollten beispielhaft<br />
für das Land <strong>Brandenburg</strong> jeweils differenzierte Varianten regionaler Marketingverbünde<br />
aufgebaut und erprobt werden, die auf der Basis eines EDV-gestützten<br />
Informations- und Reservierungssystems das lokale und regionale Angebote<br />
bündeln und ständig den aktuellen Veränderungen anpassen. Diese Verbünde<br />
könnten <strong>als</strong> Kooperationspartner des neuen Tourismus-Marketingsystems auf<br />
Landesebene fungieren und ihre Angebote in dieses System eingespeisen.<br />
Trotz EDV-Basis ist der Aufbau und die ständige Pflege eines solchen Systems<br />
arbeitsaufwendig. Es würde zu dauerhaften Arbeitsplätzen führen und besonders im<br />
Gastgewerbe die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen.<br />
2. Zur Unterstützung der Fremdenverkehrsentwicklung im ländlichen Raum sollten in<br />
Auswertung des Projektes, das mit dem Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit<br />
auf dem Lande in <strong>Brandenburg</strong> e.V. in der Prignitz durchgeführt wurde (vgl.<br />
Abschnitt 4.1), weitere ähnliche Projekte zur Entwicklung des Urlaubs auf dem<br />
Lande initiiert werden, um dem großen praktischen Beratungsbedarf, der besonders<br />
an der Schnittstelle von Projektplanung zu Projektdurchführung besteht, zu entsprechen.<br />
Dabei könnte auch noch stärker versucht werden, mehr Anbieter aus dem Kreise<br />
von Genossenschaften, Betrieben und Agrarvereinigungen zu gewinnen. Sie haben<br />
noch bessere Möglichkeiten, die vielen alten Ziegelbauten, die verlassen sind, zu<br />
Ferienwohnungen mit Freizeitbereich u.ä. auszubauen.<br />
3. Der Kurbereich sollte besonders durch Projekte gefördert werden, die die<br />
Einstellung auf neue Formen des Kurangebotes unterstützen. Das Projekt zur<br />
Gestaltung des Kurparkes in Bad Wilsnack, das mit GA-Mitteln und der<br />
Arbeitsförderung unterstützt wird, sollte durch weitere geförderte Vorhaben im<br />
Freizeitbereich ergänzt werden.<br />
4. Im Landkreis Prignitz sollte zunächst im Rahmen einer Regie-ABM eine fundierte<br />
Untersuchung über die Potentiale und Voraussetzungen einer gezielteren Einbeziehung<br />
der Bahnverbindungen in die Vermarktung touristischer Reiseziele des Landkreises<br />
und über die Gestaltung der Bahnhöfe <strong>als</strong> attraktive und informative<br />
„Eingangstore“ für Touristen erarbeitet werden. Daraus resultierende beschäftigungswirksame<br />
Handlungsvorschläge könnten im Rahmen von Vergabe-ABM<br />
umgesetzt werden.<br />
5. Zur Erhöhung der Akzeptanz des Fremdenverkehrs in der Bevölkerung sollte die<br />
Möglichkeit geprüft werden, einzelne Fremdenverkehrsvereine um die Bereiche<br />
Freizeit und Kultur zu erweitern und so auch Aktivitäten für die Bevölkerung zu<br />
entwickeln. Diese Fremdenverkehrs-, Freizeit- und Kulturvereine würden zugleich<br />
eine breitere Basis für Fördermöglichkeiten erhalten (darunter auch entsprechend<br />
der MASGF-Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen<br />
nach § 249h im Bereich der Jugendhilfe, der sozialen Dienste, der freien<br />
Kulturarbeit und des Breitensports).<br />
91
6.2.3 Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung relevanter Förderprogramme des<br />
Landes<br />
In der weiteren Ausgestaltung von Förderprogrammen des Landes sollte den<br />
praktischen Verfahrensfragen der Verzahnung von Wirtschafts- und Arbeitsförderung<br />
besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Sie werden zunehmend wichtiger<br />
sowohl für die Durchführung von Vorhaben <strong>als</strong> auch generell für die Akzeptanz von<br />
Förderprogrammen. Besonders die Kombination der GA-Förderung mit den<br />
Arbeitsförderungen nach dem bisherigen § 249 h AFG und der Vergabe-ABM wird<br />
sich zur Hauptform des Fördermix entwickeln. Für sie werden klare und einfach<br />
handhabbare Regelungen gebraucht, damit die Kommunen sie zur Streckung ihrer<br />
Eigenmittel nutzen können.<br />
Die Projekte zur Entwicklung sowie zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur<br />
sollten angesichts der immer noch bestehenden Defizite weiterhin hohe Priorität haben.<br />
Die eigenständigen Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus sind<br />
besonders in ländlichen Räumen bei weitem noch nicht gegeben. Eine Förderung ist<br />
daher auch künftig noch erforderlich. Es stellt sich eigentlich sogar die Frage, warum<br />
der Tourismus nicht klarer <strong>als</strong> Förderschwerpunkt definiert ist und häufig nur durch<br />
großzügige Interpretation anderer Schwerpunkte gefördert kann.<br />
Angesichts der großen Informations- und Beratungsdefizite sollten<br />
Beratungsleistungen für den Fremdenverkehr förderfähig sein. Ohne einen qualitativen<br />
und quantitativen Schritt nach vorn in den Beratungsleistungen wird es immer<br />
schwieriger, neue Fremdenverkehrspotentiale zu erschließen. Insbesondere im<br />
ländlichen Raum sind die Motivation zu touristischen Angeboten und die Fachberatung<br />
und Begleitung zur Entwicklung touristischer Strukturen der Schlüssel in der weiteren<br />
Fremdenverkehrsentwicklung.<br />
92
Tabellenanhang<br />
93
Tabelle A 1:<br />
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste<br />
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Oder-Spree<br />
Geöffnete Beherbergungsbetriebe<br />
Angebotene<br />
Gästebetten<br />
Auslastung der angebotenen<br />
Gästebetten<br />
Ankünfte<br />
Übernachtungen<br />
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner<br />
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996<br />
Amt Anzahl v. H. Anzahl<br />
Oder-Spree 68 112 6.950 36,9 211.711 789.432 4,1<br />
Beeskow, Stadt 3 6 212 31,6 9.782 26.297 2,8<br />
Eisenhüttenstadt, Stadt 3 6 707 48,0 23.215 122.081 2,6<br />
Erkner 1 4 505 44,7 11.540 54.464 4,6<br />
Fürstenwalde/Spree, Stadt 2 3 238 26,0 8.797 17.884 0,5<br />
Schöneiche b. Berlin 1 4 130 27,5 5.372 12.600 1,3<br />
Woltersdorf 2 5 230 41,5 10.786 27.541 5,5<br />
Brieskow-Finkenheerd - 3 83 13,4 1.317 3.793 0,5<br />
Friedland/Niederlausitz 6 7 349 33,7 9.852 34.987 10,4<br />
Glienicke-Rietz-Neuendorf 1 2 32<br />
Grünheide (Mark) 11 12 1.169 47,7 30.833 190.543 30,7<br />
Neuzelle 2 5 190 34,3 12.292 24.240 3,6<br />
Odervorland 2 3 127 25,4 4.324 11.966 2,2<br />
Scharmützelsee 14 22 1.069 30,8 26.818 84.383 10,6<br />
Schlaubetal 6 10 595 39,1 17.016 62.685 8,2<br />
Spreenhagen 4 3 332 26,9 11.767 32.671 4,7<br />
Steinhöfel-Heinersdorf 1 2 126<br />
Storkow/Mark 7 11 776 28,2 19.892 60.247 6,4<br />
Tauche 2 4 80 26,2 2.047 6.706 1,5<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong> Heft 3/1997<br />
94
Tabelle A 2:<br />
Geöffnete<br />
Campingpl<br />
.<br />
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Oder-Spree<br />
Angebotene<br />
Stellplätze<br />
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche<br />
Insgesamt<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Aufenthalts<br />
dauer<br />
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 21 1.465 24.524 84.946 3,5<br />
1996 19 1.222 16.838 -11,8 53.352 -19,2 3,2<br />
1997 20 1.377 22.890 35,9 64.473 20,8 2,8<br />
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);<br />
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
96
Tabelle A 3:<br />
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste<br />
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
Geöffnete Beherbergungsbetriebe<br />
Angebotene<br />
Gästebetten<br />
Auslastung der angebotenen<br />
Gästebetten<br />
Ankünfte<br />
Übernachtungen<br />
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner<br />
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996<br />
Amt Anzahl v. H. Anzahl<br />
Potsdam-Mittelmark 69 127 7.514 36,8 276.958 930.163 5,1<br />
Kleinmachnow 3 5 877 32,6 42.419 104.278 9,1<br />
Seddiner See 5 8 359 42,2 15.081 47.673 11,0<br />
Teltow, Stadt 3 5 524 47,1 30.223 87.907 5,7<br />
Werder (Havel), Stadt 6 11 888 36,7 34.283 112.773 9,7<br />
Beelitz 1 2 25<br />
Beetzsee 3 7 460 23,6 14.447 37.100 5,0<br />
Belzig 2 13 617 57,9 20.867 124.636 10,7<br />
Brück 3 8 185 27,0 8.045 17.169 1,9<br />
Emster-Havel 2 6 271 17,3 4.972 13.225 2,3<br />
Fahrland 6 7 473 61,7 13.382 131.874 19,2<br />
Groß Kreutz - - - - - - -<br />
Lehnin 6 5 232 32,1 9.691 26.168 2,4<br />
Michendorf 1 1 30 - -<br />
Niemegk 1 3 116 32,4 5.842 12.412 2,3<br />
Rehbrücke 2 3 256 35,0 8.010 20.315 3,4<br />
Schwielowsee 13 17 602 43,7 34.873 83.991 12,2<br />
Stahnsdorf 1 5 180 35,7 3.147 22.050 2,3<br />
Treuenbritzen 1 1 20<br />
Werder 7 12 898 20,0 13.961 49.781 5,7<br />
Wiesenburg/Mark 1 4 391 16,9 8.874 22.705 4,1<br />
Wusterwitz 2 3 88 19,8 2.187 5.658 1,2<br />
Ziesar - 1 22<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong> Heft 3/1997<br />
97
Tabelle A 4:<br />
Geöffnete<br />
Campingpl<br />
.<br />
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
Angebotene<br />
Stellplätze<br />
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche<br />
Insgesamt<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Aufenthalts<br />
dauer<br />
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 17 1.250 38.244 106.521 2,8<br />
1996 17 847 21.163 -24,2 68.552 -27,6 3,2<br />
1997 17 797 21.252 0,4 70.491 2,8 3,3<br />
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);<br />
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
98
Tabelle A 5:<br />
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste<br />
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Prignitz<br />
Geöffnete Beherbergungsbetriebe<br />
Angebotene<br />
Gästebetten<br />
Auslastung der angebotenen<br />
Gästebetten<br />
Ankünfte<br />
Übernachtungen<br />
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner<br />
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996<br />
Amt Anzahl v. H. Anzahl<br />
Prignitz 8 37 1.338 38,9 44.647 185.346 1,8<br />
Perleberg, Stadt 1 6 166 26,9 7.211 15.300 1,0<br />
Pritzwalk, Stadt - 3 46 38,5 2.958 5.360 0,5<br />
Wittenberge, Stadt - 2 79<br />
Bad Wilsnack/Weisen 2 8 578 58,1 13.866 118.430 16,1<br />
Groß Pankow/Prignitz 2 2 51 19,2 1.641 4.356 0,9<br />
Gumtow - 2 35<br />
Karstädt 2 3 119 12,8 2.283 5.814 0,7<br />
Lenzen/Elbtalaue - 5 74 27,8 2.269 7.482 1,4<br />
Meyenburg 1 - - -<br />
Plattenburg - 2 52<br />
Pritzwalk-Land - 3 111 31,1 7.206 12.616 2,2<br />
Putlitz-Berge - 1 27<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong> Heft 3/1997<br />
99
Tabelle A 6:<br />
Geöffnete<br />
Campingpl<br />
.<br />
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste<br />
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Prignitz<br />
Angebotene<br />
Stellplätze<br />
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche<br />
Insgesamt<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Aufenthalts<br />
dauer<br />
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage<br />
1992 - - - - - - -<br />
1996 2 90 2.849 5,6 9.486 7,2 3,3<br />
1997 2 90 2.431 -14,7 8.503 -10,4 3,5<br />
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);<br />
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
100
Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
Amt Lehnin: Tourismuskonzept für das Amt Lehnin, Lehnin, Juni 1997<br />
Bundesinstitut für Berufsbildung: Tourismus auf dem Land. Entwicklungen und<br />
Herausforderungen, Auskünfte über modellhafte Erprobung von<br />
Weiterbildungskonzepten im ländlichen Tourismus, Wissenschaftliche<br />
Diskussionspapiere des BIBB, Heft 27, Berlin und Bonn 1997<br />
Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsförderungsgesetz mit angrenzenden Gesetzen, Verordnungen<br />
und BA-Regelungen, 44. Ausgabe Stand: 1. April 1997, Nürnberg 1997<br />
Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V.: Prignitzer Gastgeber, Perleberg<br />
1997<br />
Fremdenverkehrsverein Grünheider Wald- und Seengebiet e.V.: Gastgeberverzeichnis<br />
‘97, Erkner 1997<br />
Fremdenverkehrsverein Schlaubetal und Umgebung e.V.: Gastgeberverzeichnis<br />
1997, Müllrose 1997<br />
Fremdenverkehrsverein Schwielowsee e.V.: Gastgeberverzeichnis 1997, Caputh<br />
1997<br />
Haedrich, Günther; Kaspar, Claude; Klemm, Klemm, Kristiane; Kreilkamp,<br />
Edgar (Hrsg.): Tourismus-Management: Tourismusmarketing und Fremdenverkehrsplanung,<br />
Berlin 1998<br />
Heuschmid, Wolfgang: Innenmarketing - eine der Voraussetzungen für den Erfolg,<br />
Vortragsmanuskript, Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin 1997<br />
Koch, Alfred; Zeiner, Manfred; Harrer, Bernhard: Strukturanalyse des<br />
touristischen Arbeitsmarktes, Schriftenreihe des Deutschen<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität<br />
München, Heft 42, Müchen 1991<br />
Kühl, Jürgen: Bestandspflege und Rekonstruktion von Betrieben <strong>als</strong> aktive Beschäftigungspolitik.<br />
In: WSI-Mitteilungen 9/1997<br />
Kur- und Fremdenverkehrsverein Scharmützelsee e.V.: Beherbergungsverzeichnis,<br />
Wendisch-Rietz 1997<br />
Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>: Die <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Arbeitsplatzstrategie, Brandaktuell special Nr. 1/1997<br />
Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>: Tourismusentwicklung<br />
- Wege zum Arbeitsmarkt, Brandaktuell special Nr. 3/1996<br />
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>: Fremdenverkehr im<br />
Land <strong>Brandenburg</strong>. Daten und Analysen 3/1997, Potsdam, August 1997<br />
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik <strong>Brandenburg</strong>: Gäste und<br />
Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land <strong>Brandenburg</strong>, Statistische Berichte,<br />
Potsdam lfd. Jg.<br />
Landkreis Oder-Spree: Räumliche Entwicklungskonzeption für den Landkreis Oder-<br />
Spree. Schlußbericht, Beeskow, Dezember 1995<br />
Landkreis Potdam-Mittelmark: Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark,<br />
Belzig, Januar 1997<br />
101
Landkreis Potdam-Mittelmark: Tourismusentwicklungskonzeption des Landkreises<br />
Potdam-Mittelmark (Entwurf 16.3.1997), Belzig 1997<br />
Landkreis Prignitz: Landkreis Prignitz Kreisentwicklung, Perleberg, August 1996<br />
Landtag <strong>Brandenburg</strong>, Bericht der Landesregierung: Strategie der<br />
Landesregierung zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Senkung der<br />
Arbeitslosigkeit (Arbeitsplatzstrategie), Potsdam, Januar 1996<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes <strong>Brandenburg</strong>:<br />
Arbeitsmarktbericht für das Land <strong>Brandenburg</strong> 1996, Potsdam, Juli 1997<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes <strong>Brandenburg</strong>:<br />
Landesprogramm „Qualifizierung und Arbeit für <strong>Brandenburg</strong>“ Stand Juli 1997,<br />
Potsdam 1997<br />
Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes <strong>Brandenburg</strong>:<br />
Förderprogramme für den Fremdenverkehr, Potsdam, September 1995<br />
Märkische Tourismus-Zentrale Beeskow e.V.: Gastgeberverzeichnis, Beeskow 1997<br />
Rabenhorst, Antje; Radic, Christine: Fremdenverkehrskonzeption unter<br />
Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte für die Stadt<br />
Treuenbrietzen/<strong>Brandenburg</strong>. Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades<br />
Diplom Betriebswirtin (FH), Fachhochschule Heilbronn Fachbereich Touristik-<br />
Betriebswirtschaft, Berlin, Januar 1997<br />
Regionaler Fremdenverkehrverband Potsdam-Havelland-Fläming e.V.:<br />
Havelland-Wasser und mehr..., Potsdam 1996<br />
Slawinski, Ursula: Urlaub auf dem Lande - Einkommens- und Beschäftigungseffekte<br />
in strukturschwachen ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns. In:<br />
Arbeitsmarkt in ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, Rostocker Beiträge<br />
zur Regional- und Strukturforschung, Heft 4, Rostock 1996<br />
Statistisches Bundesamt: Tourismus in Zahlen 1997, Wiesbaden 1997<br />
Tourismus-Information Neuzelle: Gastgeber- und Gaststättenverzeichnis, Neuzelle<br />
1997<br />
Tourismusverband Land <strong>Brandenburg</strong> e.V.: Mittelfristiges Strategiekonzept,<br />
Potdam 1996<br />
Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande in <strong>Brandenburg</strong><br />
e.V.: Landurlaub in <strong>Brandenburg</strong> 1998, Potdam 1997<br />
Zeiner, Manfred; Harrer, Bernhard; Scherr, Silvia: Die Ausgabenstruktur im übernachtenden<br />
Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern, Schriftenreihe des<br />
Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der<br />
Universität München, Heft 45, München 1993<br />
102
<strong>LASA</strong>-<strong>Studie</strong>n<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Nr. 6<br />
Nr. 7<br />
Nr. 8<br />
Nr. 9<br />
Nr. 10<br />
Eine erste Analyse zu 55 Arbeitsförderungsgesellschaften im Land<br />
<strong>Brandenburg</strong>. Stand Oktober 1991.<br />
Angela Wagener (GEKAS): Dezember 1991; 29 Seiten; DM 5,--<br />
Die gemeinnützige Gesellschaft für Qualifizierung und produktive Berufsund<br />
Arbeitsförderung der Region Eisenhüttenstadt mbH (GEM).<br />
Uwe Kühnert: Juli 1992; 2. unveränderte Auflage Jan. 1993; 44 Seiten;<br />
DM 10,-- (vergriffen)<br />
<strong>Brandenburg</strong>ische Arbeitsförderungsgesellschaften. Ergebnisse einer<br />
Befragung von März - Mai 1992.<br />
Angela Wagener: Juli 1992; 84 Seiten; DM 12,-- (vergriffen)<br />
Aktion 'Theodor Fontane'. 10.000 km Radwege für <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Handlungsleitfaden für die Praxis.<br />
Edzard Hildebrandt, Sigrid Stöhr, Arne Lüers (PGW): August 1992;<br />
122 Seiten; DM 20,--; ISBN 3-929756-03-X (vergriffen)<br />
Der maritime Sektor im Umbruch. Wirtschaftsstrukturelle und<br />
beschäftigungspolitische Vorschläge für Rostock.<br />
Heiner Heseler, Rudolf Hickel (PIW): November 1990; 97 Seiten;<br />
DM 10,-- (vergriffen)<br />
Arbeitsmarkt und Strukturwandel im Gebiet der ehemaligen DDR.<br />
Schwedische Erfahrungen des sozialen Managements. Dokumentation eines<br />
Deutsch-Schwedischen Symposiums am 18. und 19. April in Berlin.<br />
Uwe Kühnert (Red.)(GEKAS): April 1991; 81 Seiten; DM 10,-- (vergriffen)<br />
Kommunale/regionale Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Ein<br />
Leitfaden für die Praxis.<br />
Hildegard Kaluza, Bernhard Pollmeyer, Gerd Tehler (PIW): Mai 1991;<br />
178 Seiten; - kostenlos - (vergriffen)<br />
Das Umstellungsdilemma. Der Strukturwandel in der Bauwirtschaft in den<br />
neuen Bundesländern am Beispiel der Region Frankfurt/Oder.<br />
Gerd Syben, Annegret Tügel, Bert Warich, Dietmar Zoll (PIW):<br />
Mai 1991; 92 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-04-8 (vergriffen)<br />
Nachwachsende Rohstoffe - Eine regenerative Energiequelle für<br />
<strong>Brandenburg</strong>? Ein Diskussionsbeitrag zu den Möglichkeiten, nachwachsende<br />
Rohstoffe <strong>als</strong> ein alternatives Beschäftigungsfeld im ländlichen Raum zu<br />
nutzen.<br />
P. Haschke, Hans-Joachim Plath, Otto Storkan, Horst Stüber, Willi Bleske<br />
(ÖBBB), Matthias Vogel (<strong>LASA</strong>): September 1993; 80 Seiten; DM 12,--;<br />
ISBN 3-929756-07-2 (vergriffen)<br />
Zur beschäftigungs- und strukturpolitischen Relevanz von Arbeitsförderungsgesellschaften<br />
in ländlichen Räumen. Eine Analyse der gemeinnützigen<br />
'Milmersdorfer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH' im<br />
Norden <strong>Brandenburg</strong>s.<br />
Michaela Baur: Januar 1993; 45 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-00-5<br />
103
Nr. 11<br />
Nr. 12<br />
Nr. 13<br />
Nr. 14<br />
Nr. 15<br />
Nr. 16<br />
Nr. 17<br />
Nr. 18<br />
Nr. 19<br />
Nr. 20<br />
Nr. 21<br />
Aktive Arbeitsmarktpolitik in Frankfurt (Oder). Eine Untersuchung der<br />
'Beschäftigungs- Qualifizierungs- und Strukturfördergesellschaft Frankfurt<br />
(Oder)'.<br />
Uwe Kühnert: März 1993; 58 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-01-3<br />
Teilzeit-Offensive: Weniger Arbeitslose durch Teilzeitarbeit. Vorschläge zur<br />
Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung in <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Dagmar Saschewag, Friedhart Hegner (Dr. Hegner ISMV): Juli 1992; 306<br />
Seiten; 2. unveränderte Auflage Juni 1993; DM 20,--<br />
Arbeitsplätze durch ambulante Dienste. Zur Situation und zur Perspektive im<br />
Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Dietmar Freier, Friedhart Hegner, Monika Kohnert, Marina Lewkowicz,<br />
Rainer W. Wieschollek (Dr. Hegner ISMV): Juli 1992; 206 Seiten; 3.<br />
unveränderte Auflage September 1993; DM 30,--<br />
Stand und Perspektiven von Teilzeitarbeit im Land <strong>Brandenburg</strong>. Ergebnisse<br />
einer empirischen Untersuchung.<br />
Joachim Eisbach, Karsten Schuldt (PIW): März 1993; 41 Seiten; DM 10,--;<br />
ISBN 3-929756-02-1<br />
Existenzgründung durch Arbeitsförderung. Eine empirische Untersuchung zu<br />
Weiterbeschäftigung, Aus- und Existenzgründungen aus Arbeitsförderungsgesellschaften<br />
im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Michaela Baur, Gerhard Buck: Juli 1993; 57 Seiten; DM 10,--;<br />
ISBN 3-929756-05-6 (vergriffen)<br />
ABS-Gesellschaften in <strong>Brandenburg</strong>. Analysen zur Förderung durch die<br />
Treuhandanstalt.<br />
Uwe Kühnert: Juli 1993; 40 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-06-4<br />
Arbeitspendler im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Karsten Schuldt (PIW): Oktober 1993; 64 Seiten; DM 10,--;<br />
ISBN 3-929756-08-0<br />
Frauen in Arbeitsförderungsgesellschaften. Eine Untersuchung zur<br />
quantitativen und qualitativen Beteiligung von Frauen in neun<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsförderungsgesellschaften.<br />
Michaela Baur: März 1994; 70 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-09-9<br />
Kürzer arbeiten, mehr Beschäftigung? Vorschläge zur Verkürzung der<br />
Arbeitszeit in Ostdeutschland.<br />
Gerhard Bäcker, Claus Schäfer, Hartmut Seifert unter Mitarbeit von Brigitte<br />
Scholz-Willig (WSI): März 1994; 84 Seiten; DM 12,--;<br />
ISBN 3-929756-10-2<br />
Aktive Arbeitsmarktpolitik und Humankapitalressourcen des öffentlich finanzierten<br />
Arbeitsmarktes in der Region Prignitz. Vorbereitende Untersuchung<br />
für ein regionales Strukturförderprogramm.<br />
Heidemarie Hermann, Jan Nadolny (ISA Consult): August 1994; 74 Seiten;<br />
DM 10,--; ISBN 3-929756-11-0<br />
Strukturmerkmale von Aus- und Existenzgründungen aus branden-burgischen<br />
Arbeitsförderungsgesellschaften. Eine Analyse von Beratungsfällen der<br />
<strong>LASA</strong>.<br />
Gerhard Buck: Oktober 1994; 51 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-12-9<br />
104
Nr. 22<br />
Nr. 23<br />
Nr. 24<br />
Nr. 25<br />
Nr. 26<br />
Nr. 27<br />
Nr. 28<br />
Nr. 29<br />
Nr. 30<br />
Nr. 31<br />
Künstler, Kultur und Arbeitsmarkt im Land <strong>Brandenburg</strong>. Bestandsaufnahme<br />
und Perspektiven.<br />
Rüdiger Mangel: Januar 1995; 67 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-13-7<br />
Arbeitsmarkttendenzen in der Wirtschaftsregion Oder-Spree. Analyse der<br />
Strukturen der Humanressourcen der registrierten Arbeitslosen und des<br />
öffentlich finanzierten Arbeitsmarktes.<br />
Steffen W. Groß: Januar 1995; 185 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-14-5<br />
Aktuelle Tendenzen der Arbeitspendelwanderung im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Karsten Schuldt: Februar 1995; 54 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-15-3<br />
Mobilität auf dem <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsmarkt.<br />
Pendlerströme 1994.<br />
Karsten Schuldt: Februar 1996; DM 15,--; ISBN 3-929756-21-8<br />
Aktive Arbeitsmarktpolitik im ländlichen Raum. Integration ehem<strong>als</strong> in der<br />
Landwirtschaft beschäftigter Frauen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.<br />
Vera Dahms, Monika Putzing, Frank Schiemann (SÖSTRA): April 1996;<br />
111 Seiten; DM 18,--; ISBN 3-929756-22-6<br />
Formen, Entwicklungstendenzen und branchenspezifische Aspekte prekärer<br />
Beschäftigungsverhältnisse im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Ludwig Schultheis, Simone Vintz (ARTUS Analyse Berlin): Mai 1996;<br />
72 Seiten; DM 18,--; ISBN 3-929756-23-4<br />
Alternative Arbeitszeitmodelle im privaten und öffentlichen Sektor des<br />
Landes <strong>Brandenburg</strong> - Möglichkeiten und Grenzen der Entlastung regionaler<br />
Arbeitsmärkte durch Umverteilung des Arbeitsvolumens.<br />
Wolfgang Kühn, Karsten Schuldt (PIW): Februar 1997; 82 Seiten; DM 15,--;<br />
ISBN 3-929756-24-2<br />
Fortbildung und Umschulung zwischen Langzeitarbeitslosigkeit und<br />
wirtschaftlicher Entwicklung. Qualitative Analysen zur Entwicklung von<br />
Bildungsträgern und beruflicher Weiterbildung in <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Werner Koop, Conny Heyne, Karen Möller (Interventio): April 1997;<br />
70 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-25-0<br />
Die Mühen der Ebene. ABS-Gesellschaften in <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Ergebnisse einer Erhebung zum Jahresende 1996.<br />
Uwe Kühnert: November 1997; 46 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-26-9<br />
Betroffen - nicht zuständig - aber gefordert! Kommunale Arbeitsförderung in<br />
ausgewählten Regionen des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Karsten Schuldt (PIW): Juni 1998; 48 Seiten; DM 12,--;<br />
ISBN 3-929756-28-5<br />
105
<strong>LASA</strong>-Dokumentationen<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Arbeitsförderung und Abwasserentsorgung in ländlichen Räumen.<br />
Matthias Vogel: 2. überarbeitete Auflage, Juli 1995; 119 Seiten; DM 15,--;<br />
ISBN 3-929756-19-6<br />
Arbeitsförderung und Arbeitsvermittlung im internationalen Vergleich.<br />
Dokumentation einer Fachtagung am 06. Oktober 1994 in der<br />
Landesakademie für Struktur und Arbeit Genshagen (<strong>Brandenburg</strong>).<br />
Uwe Kühnert: Mai 1995; 46 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-17-X<br />
Werkstattbericht der <strong>LASA</strong>-Info-Tour "Qualifizierung und Arbeit für<br />
<strong>Brandenburg</strong>". Projektzeitraum 1. März 1993 bis 31. August 1994.<br />
Heide Dendl, Karin Friedrichs: Mai 1995; 29 Seiten; DM 10,--;<br />
ISBN: 3-929756-18-8<br />
Arbeit und Bau.<br />
Ergebnisse der Fachtagung vom 2. November 1994 in der Landesakademie<br />
für Struktur und Arbeit in Genshagen (<strong>Brandenburg</strong>).<br />
Gerhard Buck: Juli 1995; 82 Seiten; DM 15,--, ISBN: 3-929756-20-X<br />
Arbeitsplätze schaffen mit umweltschützenden Biotechnologien - Ein Beispiel<br />
der Umsetzung innovativer Projekte. Bericht aus einem Workshop am<br />
22.10.1997 in Großbeeren.<br />
Matthias Vogel: Februar 1998; 48 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-27-7<br />
<strong>LASA</strong>-Praxishilfen<br />
Nr. 1 Nachbarschaftsladen: Handlungsanleitung zur Selbsthilfe und Initiative -<br />
Eine Chance zur Existenzgründung.<br />
Januar 1995; 24 Seiten; kostenlos (vergriffen)<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Nr. 6<br />
Nr. 7<br />
Zuwendungsrecht: Ein Ratgeber für die Projektpraxis.<br />
November 1995; 48 Seiten; kostenlos<br />
Arbeit und Bau: Ein Ratgeber für Projektträger in der Baubranche.<br />
Juni 1996; 64 Seiten; kostenlos<br />
Mit Innovation zur Existenzgründung. Impulsgeber für technologieorientierte<br />
ExistenzgründerInnen.<br />
Juli 1996; 32 Seiten; kostenlos (vergriffen)<br />
Innovative Tradition: Lehmbau. Ein Leitfaden für Projektträger, Planer und<br />
Unternehmen in der ökologischen Baubranche.<br />
April 1997; 104 Seiten; kostenlos (vergriffen)<br />
Verknüpfung von Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe mit der<br />
Arbeitsförderung. Ein Ratgeber für kommunale Projekte.<br />
Februar 1998; 32 Seiten; kostenlos<br />
Vergabe ABM: Damit behalten Sie die Fäden in der Hand. Ein Leifaden<br />
für Projektträger, Berater und Unternehmen.<br />
März 1998; 64 Seiten; kostenlos<br />
106
Buchveröffentlichungen<br />
Zauberformel ABS? Entwicklungen und Perspektiven von Arbeitsfördergesellschaften.<br />
Das Beispiel <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Michaela Baur, Gerhard Buck, Uwe Kühnert, Wolfgang Schwegler-Rohmeis, Hrsg.:<br />
Hans Böckler-Stiftung (Graue Reihe - Neue Folge 82); April 1995;<br />
179 Seiten; DM 12,80; ISSN 0932-1586<br />
Neue Arbeitsplätze und „industrielle Kerne“ in der Region.<br />
Michael Dietrich, Kristine Dreyer, Uwe Kühnert, Hrsg.: Hans-Böckler-Stiftung<br />
(Graue Reihe - Neue Folge 121); Mai 1997; 169 Seiten; DM 14,90;<br />
ISBN 3-928204-44-0<br />
Förderinfos<br />
Übersicht: Förderprogramme zur Existenzgründung.<br />
Hrsg.: <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>; erscheint monatlich in aktualisierter Fassung;<br />
Einzelheft: DM 6,50; Jahresabonnement (12 Ausgaben): DM 58,-- (incl.<br />
Versandkosten)<br />
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