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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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Aufsätze Deniz Anan – Die Bayern-Ampel als Schnittmengenkoalition? [...] MIP 2013 19. Jhrg.<br />

mulation, Legimitation, Herrschaft) im Vordergrund<br />

(Kaack 1971). Neben wertenden Aussagen<br />

und Sachaussagen enthalten Parteiprogramme<br />

präskriptive Aussagen, also die aus dem Vergleich<br />

zwischen Realität und Idealität abgeleiteten<br />

Forderungen. Der Forderungskatalog basiert zumeist<br />

auf einer Realanalyse, also einer Interpretation<br />

der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

aus der Sicht der Partei (Stammen u.a.<br />

1996).<br />

Wahlprogramme werden vornehmlich qualitativ<br />

analysiert, insbesondere im Rahmen des<br />

Comparative Manifesto Project (Volkens 1996,<br />

Klingemann/Volkens 1997, Budge/Klingemann<br />

2001). Die hier erhobenen Daten liefern interessante<br />

Erkenntnisse zum programmatisch-ideologischen<br />

Wandel von Parteien. Das gleichbleibende<br />

Kodierschema erschwert aber den Einbezug<br />

neuer Politikfelder (Mair/Mudde 1998). Die<br />

Analysen beschränken sich zudem meist auf nationale<br />

Wahlen, weshalb qualitative Analysen<br />

der Programme subnationaler Wahlen wie im<br />

vorliegenden Falle eine in doppelter Sicht wertvolle<br />

Ergänzung dieser Forschung darstellen.<br />

3. Die Wahlprogramme von SPD, Grünen und<br />

FW im Vergleich<br />

SPD und Grüne zeigen sich stärker als früher bereit,<br />

das Erfolgsmodell Bayern unter Hinweis auf<br />

dessen Defizite grundsätzlich zu bejahen. Deutlich<br />

wird dies etwa am Titel des SPD-Programms,<br />

das sich mit Bayern, aber gerechter<br />

deutlich von früheren Titeln wie Das andere<br />

Bayern unterscheidet. Dem Programm der FW<br />

merkt man an, dass es von einem außerparlamentarischen<br />

Akteur ohne professionellen Apparat<br />

und ohne klare Ideologie als programmatischer<br />

Quelle verfasst wurde. Es fällt insbesondere<br />

durch seine kritische Analyse der Gegenwart,<br />

seinen holprigen Stil (Passivformulierungen,<br />

Suggestivsätze) und seine teils emotionale Sprache<br />

auf.<br />

3.1. Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialpolitik<br />

3.1.1. SPD<br />

Die SPD fordert in den beiden Kapiteln Soziale<br />

Gerechtigkeit als Maßstab – Würde als Auftrag<br />

und Finanz- und Wirtschaftspolitik für Bayern<br />

einen umfassenden Sozialstaat, die Gleichstellung<br />

von Zeitarbeitern, die Beteiligung von Arbeitnehmern<br />

am Betriebsvermögen, unbefristete<br />

Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst, Mindestlöhne,<br />

Arbeitszeitverkürzungen, „spürbare<br />

Lohn- und Gehaltssteigerungen“ (SPD 2008: 6),<br />

ein Tariftreuegesetz und die Einführung der<br />

„Bürgerversicherung“ in der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

Abgelehnt werden Lohnsenkung,<br />

„Zwei-Klassen-Medizin“ und eine „Überprüfung<br />

und deutliche Erhöhung der Regelsätze<br />

beim Arbeitslosengeld II“ (SPD 2009: 8). Landespolitisch<br />

werden die bessere finanzielle Ausstattung<br />

von Jugendzentren und Aids-Beratungsstellen<br />

und „gleiche Rahmenbedingungen für<br />

Menschen mit Behinderung“ (SPD 2008: 8) gefordert.<br />

Die SPD versucht die Schattenseiten der weithin<br />

als erfolgreich rezipierten Modernisierungspolitik<br />

der CSU strategisch auszunutzen, etwa die<br />

geografisch ungleiche Verteilung der wirtschaftlichen<br />

Prosperität:<br />

„Mit einer ausreichenden finanziellen Ausstattung aller<br />

Kommunen gelingt es uns, die ländlichen Räume, (…)<br />

[und die] strukturschwachen Gebiete Bayerns, wirtschaftlich<br />

zu entwickeln.“ (SPD 2008: 9).<br />

Der Vorwurf, das Land saniere seinen Haushalt,<br />

etwa durch Zuweisung neuer Aufgaben, auf Kosten<br />

der untersten Ebene, ist bei Opposition und<br />

Kommunen weit verbreitet.<br />

Natürlich entsprechen zahlungskräftige Kommunen<br />

auch der von der Idee der Globalsteuerung<br />

inspirierten wirtschaftspolitischen Gesamtkonzeption:<br />

„Die Investitionen der Gebietskörperschaften (…) sichern<br />

und schaffen damit Arbeits- und Ausbildungsplätze.<br />

Solche Investitionen setzen aber eine bessere Finanzausstattung<br />

der Kreise und Kommunen voraus. (…)<br />

Wir werden den Anteil von Umweltprogrammen und<br />

Förderprogrammen (…) erhöhen.“ (SPD 2008: 10).<br />

Die öffentliche Hand soll also durch eine expansive<br />

Ausgabenpolitik Wachstum und Beschäfti-<br />

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