Linksliberale Enterhaken - PRuF
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MIP 2013 19. Jhrg. Deniz Anan – Die Bayern-Ampel als Schnittmengenkoalition? [...] Aufsätze<br />
Die Bayern-Ampel als Schnittmengenkoalition?<br />
Die programmatische<br />
Nähe der drei potenziellen<br />
Koalitionspartner SPD, Grüne und<br />
Freie Wähler<br />
Deniz Anan 1<br />
1. Die Wahlprogramme von SPD, Grünen und<br />
Freien Wählern bei den bayerischen Landtagswahlen<br />
2008<br />
Bei den bayerischen Landtagswahlen 2013 könnte<br />
es zu einem historischen Machtwechsel kommen.<br />
Bereits die Landtagswahl 2008 stellte angesichts<br />
des Verlusts der absoluten Mehrheit der CSU eine<br />
historische Zäsur dar (Schultze/Grasnick 2009,<br />
James 2009). Seit 1966 hatte allein die CSU die<br />
Regierung gestellt, was nicht nur ein Unikum in<br />
der politischen Landschaft der Bundesrepublik<br />
darstellte, sondern auch zur Folge hatte, dass<br />
Bayern in den einschlägigen Demokratie-Indizes<br />
in puncto Häufigkeit des Machtwechsels gleichauf<br />
mit Ländern wie Botswana lag. Im Herbst<br />
2013 könnte es zu einem noch tiefgreifenderen<br />
Einschnitt kommen. Die SPD verfügt mit dem<br />
Münchner Oberbürgermeister Christian Ude<br />
über einen populären Spitzenkandidaten. Umfragen<br />
lassen eine Niederlage von Schwarz-Gelb<br />
als realistisches Szenario erscheinen. 2<br />
Auch in Bayern wirkt sich die Erosion sozialer<br />
Milieus aus, insbesondere in einer zuletzt überdurchschnittlich<br />
hohen Volatilität. 3 Um die CSU<br />
1<br />
Der Verfasser ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Fachgebiet Politikwissenschaft der Technischen Universität<br />
München.<br />
2<br />
In einer Forsa-Umfrage vom 04.07. kommen sowohl<br />
die CSU als auch ein Bündnis SPD/Grüne/FW auf je<br />
43 % (FDP 2 %, Piraten 6 %). http://www.wahlrecht.-<br />
de/umfragen/landtage/bayern.htm (04.12.2012).<br />
3<br />
Da diese Strukturveränderungen teils durch die von der<br />
CSU betriebenen Modernisierungen verstärkt wurden,<br />
spricht Heinrich Oberreuter davon, dass die „Modernisierung<br />
(…) ihre Väter [frisst].“ Die Welt, Die CSU ist<br />
ein Opfer ihres Erfolgs, 17.10.2011, http://www.welt.<br />
in die Opposition zu schicken, müsste die SPD<br />
allerdings eine Koalition mit Grünen und Freien<br />
Wählern (FW) bilden, die man nach Vorbild der<br />
Kieler Dänen- bzw. Schleswig-Holstein-Ampel<br />
(Horst 2012) als Bayern-Ampel bezeichnen<br />
könnte. Für diese Anti-CSU-Koalition gibt es<br />
mit dem von 1954 bis 1957 amtierenden Viererbündnis<br />
aus SPD, FDP, Bayernpartei und Heimatvertriebenen<br />
ein historisches Vorbild.<br />
Die Koalitionsforschung gilt innerhalb der Parteienforschung<br />
und der Politikwissenschaft als<br />
intensiv beackertes Forschungsfeld. Zur Erklärung<br />
von Koalitionsbildung und -verhandlungen<br />
anhand empirisch abgeleiteter oder a priori entwickelter<br />
Modelle, sind zahlreiche theoretische<br />
Ansätze herangezogen worden, insbesondere aus<br />
der kooperativen wie nichtkooperativen Spieltheorie<br />
(Laver 1998). Unterschieden werden<br />
Theorien, die Parteien bei der Bildung von Koalitionen<br />
in erster Linie das Interesse an der Bekleidung<br />
öffentlicher Ämter unterstellen (officeseeking)<br />
und solche, die das Interesse an der<br />
Durchsetzung politischer Inhalte in einer Regierungskoalition<br />
(policy-seeking) betonen (Müller<br />
2004, Kropp 2010). Insbesondere diejenigen<br />
Theorien, die ein primäres Interesse an politischen<br />
Inhalten unterstellen, gehen von einer Koalitionsbildung<br />
durch programmatisch-ideologisch<br />
kompakte Parteien aus (Leiserson 1966,<br />
De Swaan 1976, Axelrod 1978). Für die Regierungsbildung<br />
in den deutschen Bundesländern<br />
wurde die programmatische Nähe verschiedener<br />
Parteien als ein wichtiger Faktor bei der Entstehung<br />
und der Stabilität von Koalitionen identifiziert,<br />
welcher freilich im Zusammenspiel mit<br />
weiteren Erklärungsansätzen zu betrachten ist.<br />
Entscheidend ist auch, ob eine bereits bestehende,<br />
als erfolgreich wahrgenommene Koalition<br />
fortgesetzt wird oder ob eine Konstellation zumindest<br />
angestrebt wird (Wunschkoalition). Von<br />
der üblichen bipolaren Blockstruktur abweichende<br />
Koalitionen (z.B. SPD/FDP), neuartige Koalitionen<br />
wie Minderheitskoalitionen, schwarz-grüne<br />
Koalitionen, Ampel- oder Jamaikakoalitionen<br />
– auch die hier untersuchte Bayern-Ampel ist<br />
darunter zu fassen – sind eher in außerordentli-<br />
de/regionales/muenchen/article13665613/Die-CSU-ist-<br />
ein-Opfer-ihres-Erfolgs.html (04.12.2012).<br />
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