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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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MIP 2013 19. Jhrg. Nicole Berbuir – Das politische Selbstverständnis von Mitgliedern rechtspopulistischer Parteien [...] Aufsätze<br />

Selbstverständnis der Mitglieder deutlich vorhandene,<br />

Trennung zu erläutern. Im Vordergrund<br />

stehen dabei die von den Befragten als inhaltliche<br />

Schwerpunkte ausgemachten Themen der eigenen<br />

Partei. Sehr ausführlich erläutert Herr B<br />

seine Einstellung gegenüber dem Islam und seine<br />

damit verbundene Angst vor dem Verlust der<br />

eigenen nationalen Identität: „Wenn ich sage<br />

Volk, dann meine ich das nicht völkisch, ausdrücklich,<br />

sondern kulturell. Das wusste aber<br />

schon Cicero, dass Volk nicht eine einfache<br />

Menge ist, sondern sie müssen ein gemeinsames<br />

Verständnis haben von Dingen. Was ist Gerechtigkeit<br />

als erstes. Sie müssen sich über die<br />

Staatsform irgendwie einig sein. Wenn ich nun<br />

ein echter Anhänger des Koran bin, dann kann<br />

ich mich hier nicht integrieren und die Staatsform<br />

gut finden, dann muss ich ein anderes Gemeinwesen<br />

gut finden.(...) Wir wollen nicht entscheiden<br />

wie andere Völker leben, für uns ist da<br />

ganz klar, wir schauen was ist hier. (...) Wir sind<br />

weltoffen, aber gegen eine Form von Nullidentität<br />

und Multikulti und natürlich das Phänomen<br />

einer Überfremdung, einer Ghettobildung, Bilden<br />

von ethnischen Kolonien. Das sehen wir mit<br />

dem Islam verbunden. Wir sehen nämlich unter<br />

dem Deckmäntelchen des Islam jede Menge Nationalismus.<br />

Fremdnationalismus, den wir eigentlich<br />

auch nicht haben wollen. Wir sind für<br />

einen geläuterten Patriotismus, aber wir wollen<br />

keinen Nationalismus von Extremisten, links<br />

oder rechts, aber wir wollen den bitte auch nicht<br />

aus dem Ausland.“ In der hier als Patriotismus<br />

beschriebenen Einstellung liegt eine große Diskrepanz<br />

zwischen Eigenwahrnehmung und theoretischer<br />

Einordnung. Dabei handelt es sich um<br />

ein kennzeichnendes Merkmal rechtspopulistischer<br />

Parteien. Die nationalistische Einstellung<br />

beinhaltet den Schutz der eigenen Nation durch<br />

die klare Trennung von anderen Gruppen. Solche<br />

Einstellungen werden als objektive Tatsachen<br />

dargestellt, um eine Rechtfertigung für die gewünschte<br />

Ausgrenzung zu erhalten. Auch Herr A<br />

wählt den argumentativen Weg über die eigene<br />

Verbundenheit zu Deutschland. So stellt er, wie<br />

bereits Herr B, die Rettung der eigenen Nation in<br />

den Vordergrund: „Die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

bei ((...)) sind, dass wir eine Partei sind, die<br />

die Heimat liebt. Gerne die Identität unserer Nation<br />

unserer Kultur lebt und sich dafür einsetzt.<br />

Und schwerpunktmäßig natürlich die Islamisierung,<br />

die schleichende Islamisierung, die ja eigentlich<br />

schon gar nicht mehr schleichend ist,<br />

thematisiert. Wie gesagt auch gerne ein bisschen<br />

provokativ, damit man wirklich Gehör findet.<br />

Und alles was mit der Identität zusammenhängt.“<br />

Dabei werden die Vorurteile gegenüber<br />

dem Islam genutzt, um die Religion mit einer<br />

politischen Ideologie gleichzusetzen. 18 Diese<br />

fehlende Trennung wird als Tatsache hingenommen<br />

und bildet das Fundament für die Ausgrenzung.<br />

Die diffusen Ängste treten hier gebündelt<br />

auf und finden Ausdruck in der Aneinanderreihung<br />

von Schlagworten wie „Nullidentität“,<br />

„Multikulti“, „Überfremdung“, „Ghettobildung“,<br />

„Fremdnationalismus“. Es handelt sich dabei um<br />

eine subjektiv empfundene Bedrohung, die in allen<br />

Interviews zu finden ist, allerdings als kollektive<br />

Verantwortung gegenüber der Bevölkerung<br />

dargestellt wird. Dabei zeigen die schriftlichen<br />

Stellungnahmen der Parteien und die Parteiprogramme<br />

dasselbe Muster auf: „Ausgehend<br />

von dem Wissen, dass der Islam nicht nur eine<br />

Religion, sondern vor allem auch eine politische<br />

Ideologie ist, fordern wir eine Überprüfung aller<br />

in Deutschland aktiven islamischen Vereine und<br />

Verbände auf ihre Verfassungs- und Rechtstreue,<br />

auf ihren Einfluss auf die Integration und auf<br />

ihre Verbindungen zu islamischen Ländern, um<br />

den Missbrauch der Religionsfreiheit zur Durchsetzung<br />

politischer Ziele zu unterbinden.“ 19 Trotz<br />

dieser Positionierung sehen sich die Interviewten<br />

nicht als islamfeindlich, sondern als Verfechter<br />

von Grundrechten, die sie als bedroht ansehen,<br />

wie Herr C erklärt: „Da muss man erst einmal<br />

sehen was islamfeindlich ist, beziehungsweise<br />

ob wir überhaupt islamfeindlich sind. Wir kritisieren<br />

hier einige, sage ich mal Auswüchse will<br />

ich sie jetzt nicht nennen, sondern bestimmte<br />

Strömungen im Islam kritisieren wir. Unter anderem<br />

die Salafisten, Wahhabiten. Die kritisieren<br />

wir ganz stark, weil da einfach, das sind teilweise,<br />

in Saudi-Arabien sind die Wahhabiten an der<br />

Regierung und wie da der Staat aufgebaut ist, so<br />

18<br />

Häusler, Alexander (2008): Antiislamischer Populismus<br />

als rechtes Wahlkampfticket, Wiesbaden, S. 155f.<br />

19<br />

Grundsatzprogramm Die Freiheit, S. 17.<br />

69

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