Linksliberale Enterhaken - PRuF
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MIP 2013 19. Jhrg. Axel Schwarz – Die Parteien, das Gemeinwohl und der oberste Wert Aufsätze<br />
Die Parteien, das Gemeinwohl und<br />
der oberste Wert<br />
Dr. Axel Schwarz 1<br />
I. Ausrichtung der Parteien<br />
Alle demokratischen Parteien sind in irgendeiner<br />
Form dem Gemeinwohl verpflichtet. Dass der<br />
Begriff des Gemeinwohls wohl etwas unscharf<br />
ist, schadet der Zielsetzung nicht. Zweck der<br />
Parteiprogramme ist es nicht, den Begriff wissenschaftstheoretisch<br />
zu begründen. Historisch<br />
und systematisch wirft das Gemeinwohl die Frage<br />
nach dem Ziel des Staates auf. 2 Im allgemeinen<br />
(und utilitaristischen) Sprachgebrauch versteht<br />
man darunter das größte Glück der größten<br />
Zahl, wobei die größte Zahl die Menschheit und<br />
die Mehrheit der im Staatsgebiet lebenden Menschen<br />
erfassen kann und hin und wieder sich auf<br />
Teilmengen davon bis hin zu den jeweiligen Parteianhängern<br />
beschränken mag. Die Parteiprogramme<br />
sind zwar schwer zu lesen, lassen aber<br />
doch die obersten Werte der Parteien erkennen.<br />
Das können die christlich geprägten Wertgrundlagen<br />
der freiheitlichen Demokratie sein, aus denen<br />
die Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit<br />
hergeleitet werden, die sich ihrerseits<br />
einander erfordern, begrenzen und ergänzen. 3 Im<br />
sozialdemokratischen Verständnis gilt im Wesentlichen<br />
dasselbe, wobei allerdings ein wenig<br />
konkretisierend hinzugefügt wird, dass Freiheit<br />
1<br />
Der Verfasser ist Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium<br />
für Soziales und Verbraucherschutz und<br />
dort u.a mit der Umsetzung der europäischen Dienstleistungsrichtlinie<br />
betraut.<br />
2<br />
So in Band 1 der von Jürgen Mittelstraß herausgegebenen<br />
Enzyklopädie „Philosophie und Wissenschaftstheorie“,<br />
unveränderte Sonderauflage Stuttgart 2004.<br />
3<br />
Grundsatzprogramm der CDU „Freiheit und Sicherheit.<br />
Grundsätze für Deutschland“, beschlossen vom 21.<br />
Parteitag in Hannover, 3.-4. Dezember 2007, Kurzfassung<br />
verfügbar unter http://www.cdu.de/doc/pdfc/<br />
080215-grundsatzprogramm-kurz.pdf, abgerufen am<br />
25.12.2012.<br />
nicht auf Freiheit des Marktes, Gerechtigkeit<br />
nicht auf den Rechtsstaat und Solidarität nicht<br />
auf Armenfürsorge zu reduzieren sei. 4 Die Liberalen<br />
hingegen wollen die Soziale Marktwirtschaft<br />
und die Grundlagen der Wirtschaftsordnung<br />
verteidigen und stärken. 5 Ganz explizit<br />
hingegen unterwerfen die Linken die Wirtschaft<br />
den Maßstäben des Gemeinwohls, damit diese<br />
sozial und ökologisch verträglich wirke. 6 Der<br />
Partei der Ökologie wiederum geht es um die<br />
Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen,<br />
die man durch industriellen Raubbau und überschießenden<br />
Ressourcenverbrauch gefährdet<br />
sieht. 7 Wie selbstverständlich und wohl auch ein<br />
wenig optimistisch gehen alle Parteien davon<br />
aus, dass das Gemeinwohl das höchste Ziel sei,<br />
dem man sich mit aller Kraft auf unterschiedlichen<br />
Wegen zu nähern suche. Aber genau darin<br />
liegt ein Trugschluss, dem die Parteien und ihre<br />
Wähler zum Opfer fallen.<br />
II. Gemeinwohl<br />
Der vielschichtige Begriff des Gemeinwohls<br />
stammt aus der Staats- und Sozialphilosophie<br />
und erscheint in den unterschiedlichsten Bezeichnungen,<br />
z.B. als gemeines bestes, als Wohl<br />
4<br />
„Hamburger Programm. Das Grundsatzprogramm der<br />
SPD“, beschlossen am 28. Oktober 2007, Kurzfassung<br />
verfügbar unter http://www.spd.de/linkableblob/1782/<br />
data/hamburger_programm_kurzfassung.pdf, abgerufen<br />
am 25.12.2012.<br />
5<br />
Nachzulesen in „Verantwortung für die Freiheit. Karlsruher<br />
Freiheitsthesen der FDP für eine offene Bürgergesellschaft“.<br />
Beschluss des 63. Ordentlichen Bundesparteitages<br />
der FDP. Karlsruhe, 22. April 2012, verfügbar<br />
unter http://www.fdp.de/files/408/Karlsruher_<br />
Freiheitsthesen.pdf, abgerufen am 25.12.2012.<br />
6<br />
S. 29 des Programms der Partei DIE LINKE. Beschluss<br />
des Parteitags der Partei DIE LINKE vom 21./22./23.<br />
Oktober 2011 in Erfurt, verfügbar unter http://www.<br />
die-linke.de/fileadmin/download/dokumente/programm_<br />
der_partei_die_linke_erfurt2011.pdf, abgerufen am<br />
25.12.2012.<br />
7<br />
„Die Zukunft ist grün. Grundsatzprogramm von BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN“. Das Grundsatzprogramm wurde<br />
auf der Bundesdelegiertenkonferenz am 15.-17. März<br />
2002 im Berliner Tempodrom beschlossen, verfügbar<br />
unter http://www.gruene-partei.de/cms/files/dokbin/68/<br />
68425.grundsatzprogramm_die_zukunft_ist_gruen.pdf,<br />
abgerufen am 25.12.2012.<br />
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