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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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Rezensionen<br />

MIP 2013 19. Jhrg.<br />

Volkes mitzuwirken hat, verboten werden? Hier<br />

erläutert Klein, nach einem kurzen Ausflug in<br />

die Geschichte, die Wehrhaftigkeit der Verfassung,<br />

die den Feinden der Freiheit keine unbedingte<br />

Freiheit gewährleiste (S. 12). Hiernach<br />

wagt Klein, unter Hinweis auf Ulrich K. Preuß,<br />

einen Ausflug in die rechtspolitischen Sphären<br />

und führt eine veränderte politische Kultur und<br />

schwindende Parteibindungen ins Feld. Da sich<br />

heute die Menschen nicht mehr von Parteien mobilisieren<br />

ließen, sei, so Ulrich K. Preuß, ein Parteiverbot<br />

in Frage zu stellen. Klein ordnet demgegenüber<br />

politische Parteien immer noch als<br />

mächtige Organisationen ein. Im nächsten Abschnitt<br />

wendet sich Klein kurz den materiellen<br />

Voraussetzungen eines Parteiverbots zu (S. 16 ff.).<br />

Dabei spricht er die durch das gescheiterte Parteiverbotsverfahren<br />

gegen die NPD im Jahre<br />

2003 offenkundig gewordene V-Leute-Problematik<br />

und die durch die schrecklichen Terrortaten<br />

des NSU aufgekommene Zurechnungsfrage<br />

kurz an. Hingewiesen wird an dieser Stelle auch<br />

schon auf die Notwendigkeit von umfangreichen<br />

Beweisaufnahmen und Tatsachenermittlungen,<br />

die exklusiv in dieser Verfahrensart notwendig<br />

werden. Klein wirft hier erstmalig die Frage auf,<br />

ob das Bundesverfassungsgericht dafür ausreichend<br />

gerüstet sei.<br />

Die Diskussion um die internationale Dimension<br />

eines Parteiverbotsverfahrens greift Klein ebenfalls<br />

auf. So unterscheiden sich die vom Bundesverfassungsgericht<br />

in seinen frühen Entscheidungen<br />

in den 50er Jahren entwickelten Prüfungskriterien<br />

deutlich von den Prüfkriterien des Europäischen<br />

Gerichtshofs für Menschenrechte.<br />

Auch der mit dem Parteiverbot über die Wahlgesetze<br />

gekoppelte Mandatsverlust sei konventionswidrig.<br />

Klein mahnt eine genaue Analyse an:<br />

„Das Fiasko wäre wohl noch größer, wenn eine<br />

internationale Instanz das Verbot einer politischen<br />

Partei durch das Bundesverfassungsgericht<br />

wegen Verstoßes gegen menschenrechtliche<br />

Verpflichtungen beanstanden würde und darum<br />

rückgängig machen müsste“ (S. 20 f.).<br />

Abschließend spricht der Autor noch verfahrensrechtliche<br />

Probleme an und verweist dabei teilweise<br />

auf ein für das Bundesministerium der<br />

Justiz im Jahre 2006 erstelltes Gutachten 4 . Er<br />

schlägt wegen des sehr komplizierten und langwierigen<br />

Verfahrensprozesses die Bildung eines<br />

eigenen besonderen Spruchkörpers in Form eines<br />

Staatsschutzsenats vor. In seinen bilanzierenden<br />

Schlussbemerkungen gibt Klein die Antwort<br />

auf die Frage nach einem neuen Parteiverbotsverfahren<br />

gegen die NPD: „Fragt man mich,<br />

riete ich ab“ (S. 30).<br />

Auch für rechtsunkundige Leser gibt der schmale<br />

Band einen gut verständlichen Überblick zu den<br />

Problemkreisen eines erneuten Parteiverbotsverfahrens<br />

gegen die NPD. Allerdings verbleibt die<br />

Diskussion oftmals an der Oberfläche, was wohl<br />

der Kürze der Abhandlung geschuldet ist. So<br />

wird zwar auf die internationale Dimension aufmerksam<br />

gemacht, wie genau aber die Prüfung<br />

von Art. 11 EMRK verläuft und wo die Unterschiede<br />

zum Prüfprogramm des Bundesverfassungsgerichtes<br />

liegen bleibt im Dunkeln. So bleibt<br />

dem Leser verschlossen, dass für den EGMR die<br />

gesellschaftspolitische Relevanz einer verbotenen<br />

Partei erheblich ist. Verlangt wird eine dringende<br />

gesellschaftliche Notwendigkeit des Parteiverbots<br />

in einer demokratischen Gesellschaft. Dies wird<br />

bejaht, wenn die Partei eine unmittelbare Gefahr<br />

für die Demokratie darstellt. Sie muss demnach<br />

auch eine realistische Chance haben, ihre Ziele zu<br />

verwirklichen. Ferner wird geprüft, ob das Verbot<br />

angemessen ist.<br />

Der Band von Klein ermöglicht einen schnellen<br />

Einstieg in die rechtlichen Probleme des Parteiverbots<br />

und ist nicht zuletzt wegen seiner verfahrensrechtlichen<br />

Ausführungen sehr lesenswert.<br />

Dr. Heike Merten<br />

Josef Mühlbauer: Schatzmeisterfibel. Ein<br />

Handbuch für die Rechnungslegung einer politischen<br />

Partei, epubli Verlags GmbH, Berlin<br />

2012, 166 S., ISBN 978-3-8442-2653-9, 16,90 €.<br />

Gute, umfassende und aktuelle Werke zur Rechnungslegung<br />

der politischen Partei sind selten.<br />

4<br />

E. Klein/St. Schmahl, Möglichkeiten einer Neustrukturierung<br />

der Verfahren nach Artikel 21 (Parteiverbotsverfahren)<br />

und Art. 18 (Grundrechtsverwirkung), Gutachten<br />

vom 26.6.2006.<br />

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