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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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MIP 2013 19. Jhrg.<br />

Rezensionen<br />

Marc Henschel: Die Partei als Marke – Marketing<br />

in der politischen Kommunikation am<br />

Beispiel des Bundestagswahlkampfs 2002 von<br />

Bündnis 90/Die Grünen und FDP, Akademiker<br />

Verlag (inhaltlich unveränderte Neuauflage),<br />

Saarbrücken, 2012, 91 S., ISBN 978-3.639-<br />

43721-8, 49,00 €.<br />

Im ersten Teil seine Buchs befasst sich der Autor<br />

mit den theoretischen Grundlagen politischen<br />

Marketings. Hierbei stellt er zunächst zusammenfassend<br />

die gängigen Beschreibungen dessen<br />

dar, was im Bereich der Wirtschaft als Marketing<br />

verstanden wird und welche Instrumente<br />

eingesetzt werden. Sodann untersucht Henschel<br />

die Kompatibilität einzelner Marketing-Instrumente<br />

mit den spezifischen Bedingungen der Politik<br />

und stellt anhand des Standes der Wissenschaft<br />

Gemeinsamkeiten, aber auch grundlegende<br />

Unterschiede heraus, wie sie sich etwa aus<br />

der binnendemokratischen Verfasstheit der Parteien<br />

ergeben. Die Perspektive wird dabei deutlich<br />

aus Sicht des Marketings eingenommen.<br />

Henschel arbeitet deskriptiv und aus Sicht der<br />

Notwendigkeiten eines erfolgreichen Marketings.<br />

Insoweit ist es vielleicht etwas weitgehend<br />

formuliert, wenn er zusammenfassend resümiert,<br />

dass politisches Marketing eine Ökonomisierung<br />

der Politik bedeute, welche die Interaktion zwischen<br />

politischen Wählern und Akteuren auf ein<br />

Tauschverhältnis reduziere. Zentrale Bedingung<br />

eines erfolgreichen Einsatzes von Marketinginstrumenten<br />

sei dabei eine Forcierung eines Top-<br />

Down Ansatzes bei der Willensbildung und eine<br />

Auslagerung des Wahlkampfmanagements, da<br />

die innerparteiliche Demokratie unter ökonomischen<br />

Gesichtspunkten hinderlich sei. Dies sollte<br />

vielleicht um „aus Sicht des Marketings betrachtet“<br />

ergänzt werden. Denn hieraus Schlussfolgerungen<br />

über prinzipiellen Sinn und Unsinn der<br />

Übertragung von Marketinginstrumenten in die<br />

Politik zu ziehen, überlässt Henschel anderen.<br />

Aus Sicht des Juristen läuft Henschel dabei anhand<br />

seiner Formulierung womöglich Gefahr,<br />

von jenen als Kronzeugen (miss-?) verstanden<br />

zu werden, die die Übertragung von Marketinginstrumenten<br />

aus normativen Gründen ablehnen.<br />

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dann der<br />

Betrachtung der dargestellten Mechanismen anhand<br />

des Wahlkampfes von Bündnis 90/Die<br />

Grünen und FDP im Jahr 2002. Dabei wird aufgezeigt,<br />

dass tatsächlich Bottom-Down Ansätze<br />

in die Tat umgesetzt wurden, vor allem, was die<br />

Strukturierung der internen Kommunikation angeht.<br />

Dabei werden auch die Schwierigkeiten<br />

selbst kleinerer Parteien deutlich, ein geschärftes<br />

Profil mit einem Allgemeinvertretungsanspruch<br />

in Einklang zu bringen. Auch die Limitierungen,<br />

die das Feld der Politik den Mechanismen des<br />

Marketings auferlegt, werden sichtbar. Insgesamt<br />

liefert die Arbeit einen kompakten und<br />

kurzweiligen Einstieg in die Funktionalitäten<br />

von Marketing im politischen Bereich in Theorie<br />

und Praxis. Der Ansatz ist dabei vorwiegend deskriptiv<br />

und liefert als solcher eine hilfreiche und<br />

griffige Grundlage für weitere Betrachtungen,<br />

die sich auch Fachfremden gut erschließt.<br />

Felix Terlinden<br />

Eckart Klein: Ein neues NPD-Verbotsverfahren?<br />

Rechtsprobleme beim Verbot politischer<br />

Parteien, Nomos Verlag, Baden-Baden 2012,<br />

30 S., ISBN 978-3-8329-7571-5, 14 €.<br />

Nach der Aufdeckung der Serienmorde der NSU-<br />

Terrorzelle keimte erneut eine öffentliche Diskussion<br />

um ein Verbot der NPD auf. Beflügelt wurde<br />

diese Diskussion durch die Bekanntgabe der Festsetzungen<br />

der staatlichen Mittel für die politischen<br />

Parteien. Danach hat die NPD für das Jahr<br />

2012 einen Anspruch auf etwa 1,4 Mio. Euro.<br />

Klein greift in seiner kurzen Schrift von gerade<br />

einmal 30 Seiten die Möglichkeit eines erneuten<br />

Verbotsverfahrens gegen die NPD aus juristischer<br />

Sicht auf und wagt an der einen oder anderen<br />

Stelle einen Ausflug in die rechtspolitische<br />

Perspektive.<br />

Eingangs gibt Klein einen kurzen Überblick über<br />

die Regelungen des Parteiverbots und die bisherigen<br />

Erfahrungen mit diesem besonderen Verfahren<br />

in der Bundesrepublik Deutschland. Breiter<br />

wird dann das „Grundsatzdilemma“ (S. 10 ff.) erörtert.<br />

Kann in einer liberalen Demokratie überhaupt<br />

eine Partei, eine politische Organisation,<br />

die von Verfassung wegen an herausragender<br />

Stelle an der politischen Willensbildung des<br />

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