Linksliberale Enterhaken - PRuF
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MIP 2013 19. Jhrg. Philipp Scherer/Ina E. Bieber – Eintagsfliege oder Partei mit Zukunft? [...] Aufsätze<br />
Anteil von 1,2 Prozent ausmacht. Stattdessen<br />
identifizieren sich unter diesen 3 von 4 Personen<br />
schon immer oder seit vielen Jahren mit „ihrer“<br />
Partei. Es ist allerdings so, dass sich die Stärke<br />
der Parteiidentifikation von den Piratenwähler/innen<br />
gegenüber denen der anderen Parteien<br />
in keiner Weise unterscheidet.<br />
Tabelle 3: Dauer der Parteiidentifikation der Wähler/innen<br />
der Piratenpartei im Vergleich zu anderen Parteien (in<br />
Prozent)<br />
Parteiidentifikation<br />
Piratenpartei<br />
Parteiidentifikation<br />
andere<br />
Parteien 1<br />
(n=39) (n= 619/616)<br />
Dauer der<br />
Parteiidentifikation<br />
seit ein paar Wochen 15,4 0,2<br />
seit einigen Monaten 41,0 1,0<br />
seit ein paar Jahren 38,4 25,0<br />
seit vielen Jahren 2,6 50,4<br />
seitdem ich mich erinnern<br />
2,6 23,4<br />
kann<br />
Mittelwert 2,36 3,96<br />
signifikant<br />
Stärke der<br />
Parteiidentifikation<br />
sehr schwach 2,6 0,0<br />
ziemlich schwach 0,0 1,1<br />
mäßig 33,3 35,6<br />
ziemlich stark 53,8 53,1<br />
sehr stark 10,3 10,2<br />
Mittelwert 3,73 3,69<br />
nicht signifikant<br />
GESAMT 100% 100,00%<br />
Quelle: Eigene Berechnungen.<br />
1<br />
Union, SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und Die Linke.<br />
Zudem ist der Anteil an Wähler/innen, die sich<br />
entgegen ihrer längerfristig erworbenen Parteiidentifikation<br />
für die Stimmabgabe zugunsten<br />
der Piraten entscheiden, groß. Da aufgrund der<br />
fehlenden Koalitionsoptionen davon auszugehen<br />
ist, dass es sich dabei nicht um „Leihstimmen“<br />
einer anderen Partei handelt, kann dies als ein<br />
Indiz dafür betrachtet werden, dass ein erheblicher<br />
Teil der Piratenwähler/innen bei der Stimmabgabe<br />
dem Motiv der rationalen Protestwahl<br />
gefolgt ist. Inwieweit diese Vermutung zutrifft,<br />
wird im kommenden Abschnitt näher beleuchtet.<br />
4.2 Warum werden die Piraten gewählt?<br />
Die Antworten auf die offen gestellte Frage nach<br />
den Gründen der Wahlentscheidung lassen sich<br />
bei den Piratenwähler/innen in die drei im theoretischen<br />
Teil hergeleiteten zentralen Kategorien<br />
einteilen: Themenorientierung, Protestwahl und<br />
neuer Politikstil. So geben die Wähler/innen der<br />
Piratenpartei häufig an, dass die Piratenpartei<br />
„für das Thema 'Internet' sehr klare und gute<br />
Vorstellungen“ habe oder „Politik zum Urheberrecht“<br />
bieten würden. Diese Motive sind eindeutig<br />
als politikfeldbezogene Wahlentscheidung zu<br />
bezeichnen. Zahlreiche Antworten weisen auch<br />
auf den anderen, neuen Politikstil der Piratenpartei<br />
hin: Sie habe „gute Ansätze für eine moderne<br />
Politik“, denn „die Etablierten treten auf einer<br />
Stelle“. Zudem wird dargelegt, dass sie „frischen<br />
Wind“ in die Politik bringen und an der „Erneuerung<br />
des Demokratieprozesses“ arbeiten würden.<br />
Damit ist auch verbunden, dass die Piraten aus<br />
Sicht einiger Wähler/innen eine „gelebte Demokratie“<br />
mit „mehr Mitbestimmungsrechten“ und<br />
„transparente Entscheidungen“ fördern, die<br />
„Stärkung der Bürgerrechte“ propagieren und<br />
das Gefühl vermitteln „jeder Einzelne kann etwas<br />
bewirken“. Ferner wurde häufig als Grund<br />
für die Piratenwahl das Protestargument und die<br />
damit in Verbindung stehende „Unzufriedenheit<br />
mit den etablierten Parteien“ angegeben. Da die<br />
großen Parteien festgefahren seien, soll „diese<br />
Partei mit ihrem 'Chaos'“ Deutschland wieder<br />
wachrütteln. Die Stimmabgabe für die Piraten soll<br />
ferner ein „Denkzettel für andere“ sein. Das Protestargument<br />
wird häufig auch wörtlich genannt:<br />
„aus Protest, da unsere Politiker (egal aus welcher<br />
Partei) auf ganzer Linie versagen" bzw.<br />
„aus Protest, damit auch mal etwas für die Bürger<br />
getan wird“.<br />
Bei einem Vergleich der Antworten auf die offene<br />
Frage – eingeteilt in die drei Hauptdimensionen<br />
Themenorientierung, Protestwahl, neuer Politikstil<br />
sowie eine Restkategorie 8 – zwischen<br />
8<br />
Als Grundlage der Codierung der Gründe für die<br />
Wahlentscheidung wurde das Codierschema der GLES<br />
verwendet (Rattinger et al. 2011). Hinzugefügt wurden<br />
die Kategorien "neu, anders", "Denkzettel, Unzufriedenheit<br />
mit den etablierten Parteien", "junge Menschen",<br />
"Transparenz", "Mitbestimmung", "authentisch, Wahr-<br />
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