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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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Aufsätze Philipp Scherer/Ina E. Bieber – Eintagsfliege oder Partei mit Zukunft? [...] MIP 2013 19. Jhrg.<br />

veau als auch der Erwerbstätigkeit nieder: Zum<br />

einen ist der Anteil der formal höher Gebildeten<br />

in der Wählerschaft vergleichsweise niedrig 7 , zum<br />

anderen gibt es unter den Piratenwähler/innen<br />

deutlich weniger Rentner und dafür mehr Auszubildende<br />

und Arbeitnehmer in Vollzeit. Mit 18<br />

Prozent ist der Rentneranteil bei den etablierten<br />

Parteien mehr als doppelt so hoch. Dagegen gibt<br />

etwa jede/r fünfte Piratenwähler/in an, sich noch<br />

in einer Ausbildung zu befinden. Unter der Wählerschaft<br />

der anderen Parteien ist dies nur bei<br />

12,6 Prozent der Fall. Unterschiede sind auch<br />

hinsichtlich der subjektiven Schichteinstufung<br />

auszumachen: Zwar ordnet sich in beiden Fällen<br />

die absolute Mehrheit der Befragten der Mittelschicht<br />

zu, allerdings gibt es hinsichtlich des Anteils<br />

an Mitgliedern der Unter- und Oberschicht<br />

deutliche Differenzen: Während sich bei den Piratenunterstützern<br />

38,9 Prozent zur Unterschicht<br />

zählen, sind es bei den Wähler/innen der anderen<br />

Parteien nur 25,6 Prozent. Bezüglich der Oberschicht<br />

ist es genau umgekehrt: Beträgt der Anteil<br />

der sich zur Oberschicht gehörig fühlenden<br />

Piraten 9,9 Prozent, sind es unter den Wähler/innen<br />

der anderen Parteien 16,8 Prozent.<br />

Da die Gründung der Piratenpartei aufs engste<br />

mit netzpolitischen Themen verknüpft war und<br />

das Internet als Informations- und Kommunikationsmedium<br />

in ihrer Vorstellung von einer bürgernahen<br />

und transparenten Politik eine zentrale<br />

Stellung einnimmt, sollte sich dies auch im Nutzungsverhalten<br />

ihrer Wähler/innen widerspiegeln.<br />

Es ist also anzunehmen, dass die Internetnutzung<br />

unter überzeugten Piratenwähler/innen<br />

vergleichsweise hoch ausfällt. Wie in der unteren<br />

Zeile von Tabelle 1 zu erkennen ist, liegt die<br />

Internetnutzung unter der Wählerschaft der Piraten<br />

mit 2,8 Tagen die Woche tatsächlich signifikant<br />

höher, als bei den Wähler/innen anderer<br />

Parteien (2,3 Tage pro Woche).<br />

Nun noch ein abschließender Blick auf die politische<br />

Identität der Wählerschaft: Sind unter den<br />

Piratenparteiwähler/innen tatsächlich wenige<br />

Personen mit einer Parteiidentifikation zu fin-<br />

7<br />

Der vergleichsweise hohe Anteil an Piratenwähler/innen,<br />

die einen niedrigen Abschluss haben, rührt daher,<br />

dass diese Gruppe auch Schüler/innen und Jugendliche<br />

in Ausbildung erfasst.<br />

den? Und wie lange identifizieren sich diese<br />

schon mit der Piratenpartei? Um diese Fragen zu<br />

beantworten, sind die Wähler/innen entsprechend<br />

ihrer Wahlentscheidung und Parteiidentifikation<br />

in drei Gruppen eingeteilt worden: (1)<br />

Wähler/innen, die keine Parteiidentifikation aufweisen,<br />

(2) Wähler/innen, bei denen die Parteiidentifikation<br />

der Wahlabsicht entspricht (z.B.<br />

Personen mit einer Piratenparteiidentität geben<br />

an, mit der Zweitstimme für die Piratenpartei zu<br />

stimmen) und (3) Personen, die für eine Partei<br />

stimmen, die nicht der angegebenen Parteiidentifikation<br />

entspricht (z.B. Personen, die Piraten<br />

wählen, sich aber mit einer anderen Partei identifizieren).<br />

In der Tat zeigt sich, dass im Vergleich<br />

zu den etablierten Parteien der Anteil an<br />

Wähler/innen mit einer Parteiidentifikation bei<br />

der Piratenpartei deutlich geringer ist. Stattdessen<br />

finden sich unter der Gruppe der Piratenwähler/innen<br />

überdurchschnittlich viele Personen,<br />

die entweder keine Parteiidentifikation aufweisen<br />

oder für die Piratenpartei stimmen, obwohl<br />

sie sich eigentlich mit einer anderen Partei identifizieren<br />

(Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Aufteilung der Piratenwähler/innen nach Parteiidentifikation<br />

im Vergleich zu anderen Parteien (in Prozent)<br />

Wähler/innen<br />

der Piratenpartei<br />

(n=132)<br />

Wähler/innen<br />

anderer<br />

Parteien 1<br />

(n=717)<br />

(1) keine Parteiidentifikation<br />

37,1 11,2<br />

(2) Wahlentscheidung<br />

entspricht Parteiidentifikation<br />

29,6 74,5<br />

(3) Wahlentscheidung<br />

entspricht nicht der 33,3 14,4<br />

Parteiidentifikation<br />

GESAMT 100% 100%<br />

Quelle: Eigene Berechnungen. Signifikante Unterschiede<br />

zwischen Piratenwähler/innen und Wähler/innen anderer<br />

Gruppen (Chi²-Test).<br />

1<br />

Union, SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und Die Linke.<br />

Wie im theoretischen Teil vermutet, besitzt die<br />

überwiegende Mehrheit der Menschen mit Parteiidentifikation<br />

der Piraten diese erst seit ein<br />

paar Wochen oder einigen Monaten (Tabelle 3).<br />

Wohingegen die Gruppe derer, die sich erst<br />

kurzfristig mit einer Partei identifizieren unter<br />

den Anhängern der etablierten Parteien nur einen<br />

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