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Linksliberale Enterhaken - PRuF

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Aufsätze Ani Smith-Dagesyan – Die Grüne Partei Libanons – eine Partei des Wandels in einem starren Parteiensystem MIP 2013 19. Jhrg.<br />

An der Besetzung politischer Posten und einer<br />

Repräsentierung in der Nationalversammlung<br />

wird auch gearbeitet. Bei der letzten Parlamentswahl<br />

am 6. Juni 2009 trat die Partei zum ersten<br />

Mal mit eigenen Kandidaten an. Zwar hatte die<br />

Partei keinen greifbaren Erfolg, wurde aber von<br />

der breiteren Gesellschaftsschicht akzeptiert.<br />

Auch die mediale Präsenz der Partei war nicht<br />

zu übersehen.<br />

„Es wurde sehr wohlwollend über unsere Agenda und<br />

unsere Projektarbeit berichtet. Aber wir hatten keine<br />

große Hoffnung, in unseren konfessionellen Gesellschaft<br />

bereits jetzt als ernstzunehmende Wahlalternative wahrgenommen<br />

zu werden und viele Stimmen der Wähler zu<br />

erhalten. Wir traten aus Prinzip an...“ 37<br />

Neben den gesellschaftlichen Projekten pflegen<br />

die Grünen im Libanon freundschaftliche Beziehungen<br />

zu anderen säkularen Parteien und sind<br />

in sehr engem Kontakt zu den europäischen Grünen,<br />

insbesondere in Frankreich und Deutschland.<br />

In den letzten Jahren haben einige Delegationen<br />

dieser Länder Libanon besucht. Man bemüht<br />

sich um Kooperationsmöglichkeiten. Im<br />

Falle der deutschen Grünen gibt es auch eine<br />

enge Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-<br />

Stiftung. Was die regionale Umgebung anbetrifft,<br />

kooperiert man mit diversen Gruppen umweltbewusster<br />

Aktivisten, da, mit Ausnahme der<br />

Türkei, der Libanon das einzige Land in der Region<br />

ist, in dem es eine grüne Partei gibt.<br />

Fazit<br />

Der Libanon ist in der arabischen Welt einzigartig<br />

hinsichtlich seiner kulturellen Vielfalt und<br />

seiner Offenheit zur Demokratie. Deshalb spielt<br />

das Land, mit seinen knapp vier Millionen Einwohnern<br />

und einer Fläche von 10.000 km², eine<br />

wichtige Rolle in der Politik der arabischen<br />

Welt. So ist das kleine Land sowohl ein Experimentierfeld<br />

für ein Zusammenleben von verschiedenen<br />

Religionen und für den Dialog zwischen<br />

Orient und dem Westen als auch ein<br />

fruchtbares Feld für die Entstehung neuer Ideologien<br />

und Bewegungen.<br />

Durch sein pluralistisches Parteiensystem förderte<br />

der Libanon bereits früh ein liberales politi-<br />

sches und gesellschaftliches Klima, welches die<br />

Entstehung der ersten Grünen Bewegung im Nahen<br />

Osten erst ermöglichte. Diese wurde einerseits<br />

von der Grünen Bewegung in Europa und<br />

andererseits von den ernsthaften Umweltproblemen<br />

nach dem Bürgerkrieg inspiriert. Des Weiteren<br />

wollte die Bewegung zur Dekonfessionalisierung<br />

der Politik und zu Reformen in der Gesellschaft<br />

beitragen.<br />

Trotz einer verhärteten konfessionellen Parteienstruktur<br />

konnte sich die junge Partei in der libanesischen<br />

konfessionell geprägten Gesellschaft<br />

leicht etablieren und ist als anerkannte laizistische<br />

Partei eine nicht mehr zu übersehende politische<br />

Entwicklung.<br />

Dieses Phänomen ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam<br />

für die libanesische Gesellschaft:<br />

1. Obwohl die Mehrheit der libanesischen Bevölkerung<br />

zur Abschaffung des reinen politischen<br />

Konfessionalismus tendiert und dies auch<br />

als nationales Ziel in Art. 95 der Verfassung<br />

festgeschrieben wurde, so wird die politische<br />

Macht auch noch 20 Jahre nach dem Ta’if Abkommen<br />

auf Grundlage der Zugehörigkeit zu einer<br />

Konfessionsgemeinschaft verteilt. In dieser<br />

Hinsicht kann die Partei als ein gelungenes Beispiel<br />

überkonfessioneller Zusammenarbeit zur<br />

Abschaffung des Konfessionalismus und zur libanesischen<br />

Versöhnung und Identitätsbildung<br />

beitragen.<br />

2. Die Partei appelliert an das Umweltbewusstsein<br />

der Libanesen und erweckt Interesse an Umweltproblemen<br />

und verschiedenen Projekten zur<br />

Erhaltung der Natur.<br />

3. Mit ihren Erfolgen kann die Partei auch anderen<br />

überkonfessionellen Parteien Mut machen,<br />

die politische Bühne zu betreten und zu versuchen,<br />

mit spezifischen Schwerpunktthemen<br />

Wähler zu interessieren und zu mobilisieren.<br />

4. Sie kann der neuen grünen Bewegung im Nahen<br />

Osten als Beispiel dienen und damit zur Parteienpluralität<br />

beitragen.<br />

37<br />

Ebd.<br />

116

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