Linksliberale Enterhaken - PRuF
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MIP 2013 19. Jhrg. Ani Smith-Dagesyan – Die Grüne Partei Libanons – eine Partei des Wandels in einem starren Parteiensystem Aufsätze<br />
Die Partei sieht in der Missachtung der Umweltfragen<br />
und der nachlässigen Verwaltung von Naturressourcen<br />
eines der entscheidenden sozialwirtschaftlichen<br />
Probleme des Landes und den<br />
Schutz der Natur als Grundstein für eine „blühende<br />
Zukunft und Langlebigkeit des Libanon“ 26 .<br />
Auf ihrem Internetportal erklären die Grünen die<br />
Notwendigkeit ihrer politischen Existenz im Libanon<br />
folgendermaßen 27 :<br />
• Die Partei ist eine nationale Notwendigkeit<br />
für die weitere Existenz des Libanons und seiner<br />
Bürger.<br />
• Die Partei ist eine nationale Notwendigkeit für<br />
den Schutz der Natur und die Gewährleistung<br />
der Gesundheit der zukünftigen Generationen,<br />
für den Stopp der Umweltzerstörung und die<br />
Reparatur der bisher zerstörten Umwelt.<br />
• Die Partei ist eine nationale Notwendigkeit<br />
für die Belebung des Umweltbewusstsein und<br />
der Priorisierung der Umweltfragen in der Gesellschaft.<br />
• Die Partei ist eine nationale Notwendigkeit,<br />
um eine wachsames Auge auf das Umweltministerium<br />
zu halten, sie in Umweltfragen zu<br />
unterstützen und, wenn notwendig, sie und<br />
andere Ministerien sowie die Regierung zur<br />
Rechenschaft zu zwingen.<br />
• Die Partei ist eine nationale Notwendigkeit<br />
für die nachhaltige Entwicklungs- und Umweltpolitik<br />
des Landes, so dass Umweltbelange<br />
zu einem integralen Bestandteil der politischen<br />
Programme der wichtigen Parteien werden<br />
und die energetisierende Rolle der Umwelt-NROs<br />
gesteigert wird. Die Partei ist eine<br />
nationale Notwendigkeit für die begleitende<br />
Starthilfe der Umwelt-Presse in Bezug auf Berichterstattung<br />
und Fragen des globalen Umweltschutzes.<br />
Die zehn Grundprinzipien der Grünen des Libanons<br />
stellen mehr oder weniger die politischen<br />
Positionen der Partei dar:<br />
1. Die Einheit von Mensch und Natur;<br />
2. Nachhaltige Entwicklung;<br />
26<br />
www.greenpartylebanon.org/aboutus.html.<br />
27<br />
www.greenpartylebanon.org.<br />
3. Respekt für die gesellschaftliche Vielfalt<br />
und Differenz;<br />
4. Gleiche Rechte und Pflichten für Männer<br />
und Frauen;<br />
5. Demokratie, Freiheit und Menschenrechte;<br />
6. Moderner Staat und Bürgerschaft;<br />
7. Administrative Dezentralisierung;<br />
8. Ein freies und geordnetes Wirtschaftssystem;<br />
9. Gewaltlosigkeit;<br />
10. Offenheit und Bereitschaft zur internationalen<br />
Zusammenarbeit.<br />
Unabhängig von den politischen Positionen und<br />
den Zielen der Grünen stellte sich die Frage nach<br />
der richtigen Strategie zur Umsetzung dieser<br />
Ziele. Schon vor Gründung der Grünen Partei<br />
hatte es in der Ökologie-Bewegung Auseinandersetzungen<br />
um das politische Vorgehen – auch<br />
um die Gründung einer Partei selbst – gegeben.<br />
Diese setzten sich nach der Gründung der Grünen<br />
in dem Konflikt zwischen einem fundamentalistisch-radikalen<br />
und realpolitisch-reformorientierten<br />
Lager fort. Da die Partei konfessionell relativ<br />
heterogen ist und noch über keine Sitze im<br />
Parlament verfügt, verfolgt sie im Gegensatz zu<br />
den jungen grünen Parteien in Westeuropa in<br />
den 60er Jahren einen explizit nicht konfrontativen<br />
Ansatz. Das heißt, dass sie nicht gegen regierende,<br />
dominante Parteien arbeitet, sondern<br />
mit diesen gemeinschaftlich versucht ihre Projekte<br />
zu realisieren und ihre Positionen durchzusetzen.<br />
„Wir sind auch auf die Parteien zugegangen und haben<br />
ihnen unsere Themen und Vorschläge nahegebracht und<br />
auf einer pragmatischen Ebene sind sie dafür auch<br />
durchaus empfänglich“ 28 .<br />
Diese Strategie scheint für die libanesische konfessionalisierte<br />
Parteienlandschaft absolut richtig<br />
zu sein, da gerade ökologische Themen auf einer<br />
nichtideologischen, pragmatischen Ebene einiges<br />
an Kooperation erlauben und die Grünen die<br />
Entscheidungsträger in der Verwaltung somit<br />
besser erreichen können.<br />
In weiteren Politikbereichen, wie zum Beispiel<br />
einzelner Teilbereiche der Wirtschaftspolitik,<br />
welche durchaus Auswirkungen auf die Themenfelder<br />
der Grünen haben, scheint die Partei noch<br />
28<br />
Interview mit Philip Skaff.<br />
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