Linksliberale Enterhaken - PRuF
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Aufsätze Deniz Anan – Die Bayern-Ampel als Schnittmengenkoalition? [...] MIP 2013 19. Jhrg.<br />
die Ausweitung der direkten Demokratie, die<br />
Stärkung der Städte und Gemeinden, ein freiheitliches<br />
Versammlungsgesetz, Datenschutz, Anti-<br />
Rechtsextremismus-Programme und eine Ersetzung<br />
des subventionierten privaten Lokalfernsehens<br />
durch Offene Kanäle.<br />
3.2.3. FW<br />
Die FW lehnen die Polizeireform ab und fordern<br />
eine gut ausgestattete, präsente Polizei; ihr Programm<br />
enthält aber kein eigenes innen- und<br />
rechtspolitisches Kapitel. Gefordert werden eine<br />
Stärkung der Kommunen und strikte Beachtung<br />
des Konnexitätsprinzips.<br />
Sonstige innenpolitische oder gesellschaftspolitische<br />
Fragen werden im FW-Programm kaum<br />
thematisiert. Die wenigen Äußerungen zeichnen<br />
sich durch eine große Widersprüchlichkeit aus,<br />
wenn etwa einerseits eine „[s]o gut wie kostenfrei[e]“<br />
Kinderbetreuung (FW 2008: 28) gefordert,<br />
andererseits das Bild der traditionellen Familie<br />
idealisiert wird:<br />
„[D]ie Leistungen, die bisher (…) Mütter und Hausfrauen<br />
(…) unentgeltlich erledigt haben, müssen plötzlich<br />
von kostenintensiven Einrichtungen aufgefangen werden.<br />
In diesen Einrichtungen arbeiten dann irgendwie wieder<br />
dieselben Personen gegen Bezahlung (…). Der Staat tut<br />
also gut daran, der Familie wenigstens eine Chance zu<br />
geben (…).“ (FW 2008: 28).<br />
3.2.4. Fazit<br />
In der Innen-, Rechts- und Gesellschaftspolitik<br />
zeigen sich große Schnittmengen zwischen SPD<br />
und Grünen, bis hin zur Deckungsgleichheit:<br />
SPD und Grüne lehnen Schleierfahndung, Telefonüberwachung<br />
usw. unisono und teils wortgleich<br />
ab. SPD und Grüne stehen sich in der<br />
scharfen Verurteilung der Sicherheitspolitik der<br />
CSU näher als in anderen Bundesländern, was<br />
sicher durch die Daueropposition der SPD zu erklären<br />
ist. Anderswo bildet die Innenpolitik üblicherweise<br />
ein Konfliktfeld zwischen den Grünen<br />
und den übrigen Parteien, zu denen, auch wegen<br />
ihrer Nähe zur Gewerkschaft der Polizei, auch<br />
die SPD zählt. Auch gesellschaftspolitisch stehen<br />
sich SPD und Grüne bis hin in kleinste Details<br />
wie die Förderung schwul-lesbischer Wohnprojekte<br />
äußerst nahe. Zu beachten ist, dass die<br />
Grünen in einer Reihe von Fragen (Religion,<br />
Drogen, Migration und Multikulturalität) Veränderungen<br />
anmahnen, zu denen sich die SPD<br />
nicht explizit positioniert.<br />
Das FW-Programm enthält, über strukturelle<br />
Fragen hinaus, wenige Aussagen zur Innen- und<br />
Rechtspolitik. Ein Abgleich ist so kaum möglich.<br />
Die FW kritisieren die CSU-Sicherheitspolitik<br />
nur punktuell, was eine weitere Bruchlinie<br />
zu SPD und Grünen darstellt. Die durchschimmernde<br />
Präferenz für traditionelle Familienstrukturen<br />
kontrastiert ebenfalls mit den Vorstellungen<br />
von SPD und Grünen.<br />
3.3. Bildungspolitik<br />
Die Bildungspolitik zählt zu den wenigen Politikfeldern,<br />
auf denen der Landesgesetzgeber nahezu<br />
unabhängig vom Bund gestaltend tätig werden<br />
kann. Die Schul- und Hochschulministerien<br />
zählen zu den wichtigsten Akteuren in der Landespolitik<br />
(Hepp 2006). Landtagswahlprogramme<br />
können hier ohne Rücksicht auf bundespolitische<br />
Gegebenheiten politische Visionen skizzieren.<br />
Speziell bei dieser Landtagswahl – in der<br />
vorangehenden Legislaturperiode wurden das G 8<br />
und die Studiengebühren eingeführt – spielte die<br />
Bildungspolitik eine große Rolle. Umfragen zufolge<br />
rangierte Bildung weit vor gesellschaftspolitischen<br />
Themen und dem viel diskutierten<br />
Rauchverbot. 8<br />
3.3.1. SPD<br />
Neben der sozialen Gerechtigkeit ist die Bildung<br />
eines von nur zwei Themen, bei denen der SPD<br />
und der CSU vergleichbare Kompetenzen zugeschrieben<br />
werden. 9 Im Kapitel Bildung – Der<br />
Schlüssel ins 21. Jahrhundert, dem zweitlängsten,<br />
erklärt die SPD die Bildung zum „zentralen<br />
politischen Handlungsfeld“ (SPD 2008: 20).<br />
Konkret gefordert werden, neben dem klassischen<br />
sozialdemokratische Postulat „Wir werden<br />
dafür sorgen, dass alle Menschen, unabhängig<br />
von ihrer Herkunft und unabhängig von ihrem<br />
8<br />
Infratest Dimap, Wahlreport, Landtagswahl in Bayern<br />
am 28. September 2008, Berlin 2008, S. 25-27.<br />
9<br />
Forschungsgruppe Wahlen, Landtagswahl in Bayern,<br />
Mannheim 2008, S. 2, abrufbar unter http://www.for<br />
schungsgruppe.de/Wahlen/Wahlanalysen/Newsl_Baye<br />
08.pdf (13.11.12).<br />
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