Linksliberale Enterhaken - PRuF
Linksliberale Enterhaken - PRuF
Linksliberale Enterhaken - PRuF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MIP 2013 19. Jhrg. Deniz Anan – Die Bayern-Ampel als Schnittmengenkoalition? [...] Aufsätze<br />
strafcamps und Hochsicherheitsgefängnisse[n]<br />
als Heilmittel zur scheinbaren Sicherheit.“ (SPD<br />
2008: 40). Alternativ fordert die SPD Prävention<br />
und „gute Sozialpolitik“ und eine Reform des<br />
Strafvollzugs, die „dem Ziel der Resozialisierung<br />
(…) größeres Augenmerk schenken“ soll<br />
(SPD 2008: 44). Ferner bekennt sich die SPD zu<br />
den Beschäftigten im öffentlichen Dienst und zu<br />
den Bezirken. Die SPD kritisiert die Polizeiorganisationsreform.<br />
Die SPD will sich für Homosexuelle einsetzen,<br />
unter anderem durch eine Ausweitung der Rechte<br />
von eingetragenen Lebenspartnerschaften und den<br />
Abschluss von „Homo-Ehen“ auf dem Standesamt<br />
statt beim Notar. 6 Die SPD will sogar homosexuelle<br />
Wohnprojekte fördern und die lesbische<br />
und schwule Geschichte Bayerns aufarbeiten.<br />
Im Kapitel zur Frauenpolitik werden im Rahmen<br />
eines Aktionsprogramms Gleichstellungsgesetze<br />
und ein Ausbau der Kinderbetreuung gefordert.<br />
Aussagen zu gesellschaftlichen Minderheiten,<br />
wie etwa Migranten, zu Sexualethik, Drogenpolitik<br />
oder dem Verhältnis von Staat und Religion<br />
fehlen im SPD-Programm völlig.<br />
3.2.2. Grüne<br />
Die Grünen fordern im Abschnitt Selbstbestimmung<br />
und Vielfalt eine Absenkung des Wahlalters<br />
auf 16 Jahre und die Förderung von Jugendarbeit<br />
und -kultur, lehnen schärfere Gesetze gegen<br />
Jugendgewalt und ein Verbot bestimmter<br />
Videospiele ab. Die Grünen fordern ebenfalls die<br />
Abschaffung der Notarsregelung und weitere<br />
Verbesserungen für homosexuelle Paare (Adoptionsrecht,<br />
Beratungsstellen und Treffpunkte).<br />
Vom allgemeinen „Recht auf kulturelle Differenz“<br />
(Grüne 2008: 104) bis hin zu konkreten<br />
Forderungen (Sprachkurse, Wahlrecht, bevorzugte<br />
Einstellung im öffentlichen Dienst) werden<br />
umfangreiche Maßnahmen zugunsten von<br />
Migranten gefordert. Im Konflikt zwischen egalitär-emanzipativen<br />
Vorstellungen einerseits und<br />
Multikulturalität entscheiden sich die Grünen<br />
aber klar für individuelle, nicht kollektive Freiheitsrechte:<br />
6<br />
Diese auch von der FDP erhobene Forderung ist seit<br />
2009 umgesetzt.<br />
„Bei der Integrationspolitik kommt der Gleichheit der Geschlechter<br />
(…) eine herausragende Rolle zu. (…) Im öffentlichen<br />
Raum, besonders an den Schulen, darf es kein Zurückweichen<br />
vor solchen Diskriminierungen geben, auch<br />
wenn sie sich als kulturelle Eigenarten tarnen. Die gleichberechtigte<br />
Teilnahme von Jungen wie Mädchen am Sportund<br />
Schwimmunterricht und auch an Klassenfahrten muss<br />
selbstverständlich sein.“ (Grüne 2008: 107).<br />
Große Beachtung fand die auf Lehrer bezogene,<br />
aber missverständliche Forderung „Alle religiösen<br />
Symbole und religiös motivierten Kleidungsstücke<br />
haben unserer Auffassung nach (…)<br />
an der Schule nichts zu suchen.“ (Grüne 2008:<br />
107). Die Parteiführung um Sepp Daxenberger<br />
distanzierte sich von diesem Beschluss. 7<br />
Die Grüne fordern eine Liberalisierung in der<br />
Drogenpolitik: „Wir sind für eine Entkriminalisierung<br />
des Konsumverhaltens und auch in Bayern<br />
für eine 15 Gramm-Grenze beim Besitz von<br />
Cannabis.“ (Grüne 2008: 111).<br />
Die Grünen siedeln auch ihre frauenpolitischen<br />
Forderungen (Kinderbetreuung, Gleichstellungsgesetz,<br />
Förderprogramme, Quote, Mentoring,<br />
Gender Mainstreaming, bessere Finanzierung<br />
von Frauenhäusern und -projekten) in diesem<br />
Kontext an.<br />
In der Innen- und Rechtspolitik positionieren<br />
sich die Grünen im Kapitel Demokratie und<br />
Rechtsstaatlichkeit in Abgrenzung zur CSU-<br />
Staatsregierung als Bürgerrechtspartei und mahnen<br />
eine maßvolle Sicherheitspolitik an:<br />
„Das staatliche Vorgehen gegen Terror und Kriminalität<br />
muss wirksam und verhältnismäßig sein. Als Partei der<br />
Bürgerrechte erteilen wir allen Versuchen, terroristische<br />
Bedrohungen als Hebel zur Beschneidung der Bürgerund<br />
Freiheitsrechte zu missbrauchen, eine klare Absage.<br />
(…) Eine Atmosphäre des Verdachts und eine Politik der<br />
fortgesetzten Freiheitsbeschränkung, wie von Bundesund<br />
Staatsregierung betrieben, ist genau das, was beispielsweise<br />
islamistisch motivierte Terroristen erreichen<br />
wollen. (…) Unser Grundsatz lautet: im Zweifel für die<br />
Freiheit.“ (Grüne 2008: 116-17).<br />
Konkret gefordert werden ein weitgehender Verzicht<br />
auf Schleierfahndung und Telekommunikationsüberwachung<br />
und die Trennung von Polizei<br />
und Geheimdienst. Weitere Forderungen sind<br />
7<br />
Vgl. SZ, 17.05.2010, Sepp Daxenberger: Man sollte<br />
die Kirche im Dorf lassen, http://www.sueddeutsche.<br />
de/bayern/sepp-daxenberger-man-sollte-die-kirche-imdorf-lassen-1.702896<br />
(04.12.12).<br />
101