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Informationszeitschrift von ForFarmers JUNI 2010

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<strong>Informationszeitschrift</strong> <strong>von</strong> <strong>ForFarmers</strong> <strong>JUNI</strong> <strong>2010</strong><br />

FUTTERPOST


Kolumne<br />

Doris Hankemeyer (44 Jahre) aus Bispingen-Hörpel ist unsere<br />

Kolumnistin. Doris ist mit Martin (53 Jahre) verheiratet und Mutter<br />

<strong>von</strong> Christoph (23), Marcus (20) und Stefan (19).<br />

Doris und Martin betreiben zusammen einen Milchviehbetrieb mit<br />

120 Milchkühen, 80 Rindern/Kälbern, 70 Mastbullen und 115 Hektar<br />

Ackerland, 45 Hektar Grünland und vier Hektar Wald.<br />

Generationswechsel: wer wohnt wo?<br />

Letztens hatte ich ein interessantes<br />

Gespräch mit zwei Freundinnen, die auch<br />

beide einen landwirtschaftlichen Betrieb<br />

zu Hause haben. Auf jedem Hof steht der<br />

„Nachfolger“ schon fest, was uns alle drei<br />

sehr freut. Aber dann heißt es: “Wie macht<br />

ihr denn das mit der Wohnung des jungen<br />

Mannes?“.<br />

„Bei uns ist das schon geregelt. Christoph<br />

wohnt auf unserem anderen Betrieb im<br />

Dorf und nimmt die Mahlzeiten, außer<br />

Abendbrot, bei uns ein. Dabei kann man<br />

über die anfallenden Arbeiten und andere<br />

wichtige Dinge sprechen. Aber der „Feierabend“<br />

gehört ihm und seiner Freundin.<br />

Falls abends mal „Not am Mann ist“,<br />

brauchen wir nur anzurufen und Christoph<br />

schwingt sich auf sein Rad und kommt.<br />

Da Christoph für einige schriftliche Dinge<br />

zuständig ist, hat er sein eigenes Büro bei<br />

sich zuhause. Etwas lästig ist es schon,<br />

dass man mal Unterlagen hin und her<br />

schleppen muss, aber es klappt ganz gut.<br />

„Nein“, sagt die eine Freundin, „so geht<br />

das bei uns nicht. Die Freundin unseres<br />

Sohnes hat einen Reiterhof und ist dort<br />

sehr eingebunden. Wir möchten die beiden<br />

gerne bei uns auf dem Hof haben, aber das<br />

wird wohl nicht möglich sein. Vielleicht findet<br />

sich für beide in halber Entfernung eine<br />

Wohnung, sodass sie mal zusammenziehen<br />

können. Schwierig ist das schon.“<br />

„Und siehst du“, sagt die dritte Freundin,<br />

„Bei uns ist es noch wieder anders. Unser<br />

Sohn möchte mit seiner Freundin bei uns<br />

einziehen. Aber baulich, obwohl das Haus<br />

eigentlich groß genug ist, ist es kaum hinzukriegen.<br />

Jeder möchte gern seinen eigenen<br />

Eingangsbereich und vielleicht auch seine<br />

eigene Küche haben. Auf das „Unter einem<br />

Dach“ möchten sie auch nicht verzichten.<br />

Die Umsetzung ist nun gar nicht einfach“.<br />

Es ist schon komisch, bei solchen Themen<br />

hat jeder seine eigenen Vorstellungen. Ein<br />

jeder muss da wohl seine eigene Lösung<br />

finden, aber ich sage immer: „Es gibt<br />

zwei Möglichkeiten: Eine richtige und eine<br />

falsche, aber für die man sich entscheidet,<br />

das ist immer die Richtige.“<br />

inhalt<br />

Kolumne: „Generationswechsel“ 2<br />

Einladung Tarmstedter Ausstellung 3<br />

Interview mit Nico de Vos über Nachhaltigkeit 4<br />

Wasserlinsen als Viehfutter 6<br />

Weiterentwicklung Super Kälber Vital 7<br />

Hitzestress bei Milchvieh vermeiden 8<br />

Reportage: 1.000 Liter pro Kuh und Jahr mehr 10<br />

Neues Mastschweine-Futtersortiment 12<br />

EPP-Kongress: Konkurrenzfähigkeit 14<br />

Reportage: „Der Eber ist die halbe Herde“ 16<br />

Räudemilben bei Schweinen bekämpfen 18<br />

Mit Alternativ-Haltung erfolgreich Eier erzeugen 20<br />

Nützliche Tipps Poultrycare ® -Scan 22<br />

Hubbard über Zukunft Mastgeflügelhaltung 24<br />

Hitzestress bei Geflügel vorbeugen 25<br />

Reportage Putenhaltung Bierman 26<br />

2<br />

Impressium<br />

Redaktionsanschrift: <strong>ForFarmers</strong>, Postfach 91, NL-7240 AB Lochem. Endredaktion: Abteilung Kommunikation<br />

Die nächste Ausgabe der Futterpost erscheint im August <strong>2010</strong>.


Landwirte treffen sich in Tarmstedt: Landwirtschaft<br />

und Tierzucht stehen vom 9. bis zum 12. Juli <strong>2010</strong> im<br />

Blickpunkt – <strong>ForFarmers</strong> lädt zum „WM-Brötchen“ ein<br />

Darauf freuen sich Norddeutschlands Landwirte:<br />

Vom Freitag, 9. Juli bis zum Montag, 12. Juli<br />

<strong>2010</strong>, findet die 62. Tarmstedter Ausstellung<br />

statt. <strong>ForFarmers</strong> ist dabei und lädt seine Kunden<br />

zum „WM-Brötchen ein. Den Gutschein dafür<br />

finden Sie unten auf dieser Seite.<br />

Rund 650 Aussteller auf 17 Hektar Fläche präsentieren sich auf der 62. Tarmstedter<br />

Ausstellung.<br />

Daneben gibt es auf dem <strong>ForFarmers</strong>-<br />

Stand im Freigelände, Block B8 in der<br />

Nähe des Tierschaubereiches viele<br />

Informationen und Gespräche. Ein Thema<br />

wird die neue Schweinefutter-Produktreihe<br />

sein. Die Fachberater aus den Regionen<br />

werden am Stand sein und freuen sich auf<br />

Ihren Besuch.<br />

Themen „Tier“ und „Erneuerbare<br />

Energien“<br />

Auch sonst lohnt sich für Landwirte der<br />

Weg nach Tarmstedt: Den größten Teil<br />

der inzwischen 17 Hektar großen Ausstellungsfläche<br />

und der elf Zelthallen belegen<br />

Firmen, Verbände und Institutionen aus<br />

der Landwirtschaft, den erneuerbaren<br />

Energien, der Garten- und Landschaftspflege<br />

sowie der Rindvieh- und Pferdezucht.<br />

In diesem Jahr wurden die Bereiche<br />

der Fachaussteller für die Themen „Tier“<br />

und „Erneuerbare Energien“ überarbeitet<br />

und erweitert, um den Besuchern so einen<br />

schnelleren und breiteren Überblick zu<br />

bieten.<br />

Top-Rindviehschauen<br />

Für Pferde- und Rindviehzüchter sind die<br />

hochkarätigen Zuchttierschauen stets ein<br />

ganz besonderer Höhepunkt der Tarmstedter<br />

Ausstellung. Die Rindviehzüchter freuen<br />

sich vor allem auf den Montag, an dem<br />

die international führende Zuchtorganisation<br />

„Masterrind“ hochkarätige Rindviehschauen<br />

mit Tieren aus Niedersachsen und<br />

Sachsen sowie die große Bezirksrindviehschau<br />

plant, und auf die 14. Landesschau<br />

der Fleischrinder am Samstag. Fleckvieh-<br />

Präsentationen richten sich an Rindviehbetriebe<br />

mit entsprechendem Zuchtschwerpunkt.<br />

Die Pferdezüchter nehmen die<br />

Stutenschau am Freitag, den Trakehnertag<br />

am Samstag und die Kreisfohlenschau am<br />

Montag ins Visier.<br />

Die Tarmstedter Ausstellung ist an allen<br />

Tagen <strong>von</strong> 9 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere<br />

Informationen über die Ausstellungs-<br />

GmbH, Hauptstraße 15, 27412 Tarmstedt,<br />

Telefon (04283) 329, Fax (04283) 8207<br />

oder im Internet unter der Adresse<br />

www.tarmstedter-ausstellung.de .<br />

<br />

Gutschein für ein WM-Brötchen<br />

WM <strong>2010</strong> & Tarmstedter Ausstellung:<br />

<strong>ForFarmers</strong> gibt einen aus: Kommen Sie nach Tarmstedt und feiern<br />

Sie mit uns die Fußball-WM. Wir laden Sie zu einem Snack-Brötchen<br />

in unser Zelt im Block B8 ein.<br />

Tarmstedter Ausstellung<br />

9. bis 12. Juli <strong>2010</strong><br />

Name<br />

Adresse<br />

Plz / Wohnort<br />

Telefon<br />

Betriebsart Kühe Rindermast<br />

Sauen<br />

Mastschweine<br />

Legehennen<br />

Masthähnchen<br />

Sonstiges<br />

3


„Wir müssen Nahrungsmittel<br />

künftig noch effizienter produzieren“<br />

Was unternimmt <strong>ForFarmers</strong>, um<br />

den Nachhaltigkeitsgedanken im<br />

Unternehmen praktisch umzusetzen?<br />

Futterpost-Interview mit<br />

Nico de Vos, Geschäftsführer<br />

der <strong>ForFarmers</strong> GmbH.<br />

Wir müssen alle erkennen, dass die<br />

Ernährung der Weltbevölkerung künftig<br />

eine ganz große Herausforderung sein<br />

wird. Wenn die Bevölkerung so wächst,<br />

wie das prognostiziert worden ist, dann<br />

müssen in Zukunft auf der gleichen Fläche<br />

viel mehr Menschen ernährt werden.<br />

Gleichzeitig sind die Wasser- und die<br />

Energievorräte nicht unendlich. Deshalb<br />

müssen wir Nahrungsmittel noch effizienter<br />

produzieren, also mit dem gleichen<br />

Einsatz mehr Produkte erzeugen. Außerdem<br />

müssen wir die Umweltbelastung<br />

verringern. Das sind die wesentlichen<br />

Aspekte hinter dem Nachhaltigkeitsgedanken.<br />

<strong>ForFarmers</strong> hat sich für den Weg<br />

der „ökonomischen Nachhaltigkeit“<br />

entschieden: Was unterscheidet<br />

diesen Weg <strong>von</strong> dem anderer<br />

Unternehmen?<br />

De Vos: Man muss das Thema „Nachhaltigkeit“<br />

<strong>von</strong> der weltweiten Betrachtung<br />

auf sein eigenes Geschäft herunter brechen.<br />

Was bedeutet das für uns? <strong>ForFarmers</strong><br />

sucht nach Wegen, die sich für die<br />

Kunden, die Umwelt und für ForFamers<br />

selbst auch wirtschaftlich auszahlen.<br />

Deshalb reden wir über „intensive<br />

Nachhaltigkeit“. Extensive Produktionsweisen<br />

werden bei knapper werdender<br />

Fläche nach unserer Meinung nicht die<br />

nötige Effizienz bringen, um dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />

gerecht werden zu<br />

können.<br />

Wir streben deshalb auf dem Acker nach<br />

einem höheren Ertrag pro Hektar und im<br />

Stall nach einem geringeren Kraftfuttereinsatz<br />

pro Tier. In der Tierernährung<br />

wird die Effizienz durch die Futterverwertung<br />

gemessen. Das ist ein für jeden<br />

Kunden greifbarer Maßstab der Nachhaltigkeit.<br />

Wenn wir die Futterverwertung<br />

verbessern, arbeiten wir nachhaltiger als<br />

vorher.<br />

In der Presse wird der Begriff<br />

„Nachhaltigkeit“ oft mit dem<br />

„CO 2<br />

-Fußabdruck“ verbunden. Ist<br />

das auch bei <strong>ForFarmers</strong> so?<br />

De Vos: Das ist ein wichtiger Teilpunkt<br />

des ganzen Themas. Wir haben hierfür<br />

bereits im vergangenen Jahr ein neues<br />

Reifenkonzept für Lastwagen umgesetzt<br />

und zusätzlich ein Projekt initiiert, mit<br />

dem wir die Erhöhung des Beladungsgrades<br />

der Fahrzeuge erreicht haben. Damit<br />

Nico de Vos<br />

senken wir im einen Fall den Ersatzbedarf<br />

bei Reifen, es müssen also weniger<br />

neue Reifen produziert werden.<br />

Ein höherer Ladungsgrad verringert die<br />

Zahl der nötigen Fahrten. Das spart<br />

auch Energie. Aber das Thema Energie<br />

ist eben nur ein Aspekt. Allein auf den<br />

Verbrauch zu blicken, greift zu kurz.<br />

Können Sie uns dazu konkrete Beispiele,<br />

an denen <strong>ForFarmers</strong> sonst<br />

noch arbeitet, nennen?<br />

De Vos: Ja. Die Palette reicht <strong>von</strong> der<br />

Einführung der „Care“-Konzepte in den<br />

einzelnen Tiersektoren, um eine gesündere<br />

und langlebigere Tierherde zu<br />

erreichen, bis hin zum Test neuer Futtermittelkomponenten<br />

wie der Wasserlinse.<br />

Gesunde Tiere sind effizienter und man<br />

kann auf Medikamente verzichten.<br />

Neue Futtermittelkomponenten, die nicht<br />

aus anderen Erdteilen importiert werden<br />

müssen, vermeiden Transporte und bieten<br />

über die regionale Erzeugung auch<br />

mehr Einfluss auf die Art und Weise der<br />

Produktion, zum Beispiel auf die Arbeitsbedingungen.<br />

4<br />

Gibt es Beispiele zur Umsetzung<br />

des Nachhaltigkeits-Gedankens in<br />

der gesamten Erzeugungskette?<br />

De Vos: Ja, auch in dieser Richtung<br />

sind wir aktiv. <strong>ForFarmers</strong> arbeitet mit<br />

Lieferanten, die nicht nur viel Energie in<br />

Qualitätssicherung und Lebensmittelsi-


cherheit investieren, sondern die auch<br />

Verantwortung in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />

übernehmen.<br />

Bei den Rohstoffen arbeiten wir gemeinsam<br />

mit anderen Verarbeitern und<br />

Institutionen daran, Nachhaltigkeitskriterien<br />

für die Produktion <strong>von</strong> Palmöl- und<br />

Sojaprodukten zu entwickeln und anzuwenden.<br />

Eine weitere Gruppe niederländischer<br />

Betriebe, an der wir beteiligt<br />

sind, kümmert sich um die Sojakette.<br />

Auch dort geht es darum, einen Beitrag<br />

zum nachhaltigen Sojaanbau zu leisten.<br />

Wie sind bei <strong>ForFarmers</strong> die Aktivitäten<br />

rund um das Thema „Nachhaltigkeit“<br />

organisiert?<br />

De Vos: Wir haben eine Arbeitsgruppe<br />

mit dem Namen „TaskForce Nachhaltigkeit“<br />

gebildet. Ziel der TaskForce ist es,<br />

Nachhaltigkeit innerhalb des eigenen<br />

Unternehmens und bei den anderen Gliedern<br />

der Nahrungsmittelproduktionskette<br />

tatsächlich umzusetzen. Wir holen die<br />

anderen Partner also mit ins Boot, wenn<br />

sie nicht schon selbst aktiv geworden<br />

sind. Wir wollen nicht mehr abwarten,<br />

sondern aktiv handeln.<br />

Gibt es diese Aktivitäten bei For-<br />

Farmers an allen Standorten oder<br />

bisher nur in den Niederlanden?<br />

De Vos: Wir haben das Thema „Nachhaltigkeit“<br />

für alle Standorte in Angriff<br />

genommen, auch wenn es regional unterschiedliche<br />

Ansätze gibt. Dabei lernen<br />

wir auch <strong>von</strong>einander. Es gibt Themen,<br />

die in den Niederlanden aktuell sind und<br />

in Deutschland noch keine große Bedeutung<br />

haben und umgekehrt. Nehmen Sie<br />

zum Beispiel die Nutzung <strong>von</strong> Photovoltaik<br />

auf dem Dach <strong>von</strong> Produktionsanlagen.<br />

Das ist in Deutschland der Renner<br />

und längst üblich, in den Niederlanden<br />

fangen wir jetzt damit an und sind ein<br />

Vorreiter.<br />

Wie sieht Ihr Fazit aus – ist Nachhaltigkeit<br />

nur ein weiterer Trend<br />

der Umweltaktivisten oder ein echter<br />

Weg nach vorn?<br />

De Vos: Ganz klar ist das Thema zwar<br />

„in Mode“, aber zu Recht. Der nachhaltigen<br />

Wirtschaftsweise gehört die Zukunft<br />

und wir zeigen bei uns, dass sich das<br />

auch für die so arbeitende Unternehmen<br />

lohnt. Nachhaltiges Wirtschaften ist effizienter,<br />

umweltschonender und rentabler<br />

– und da<strong>von</strong> haben auch unsere Kunden<br />

sehr viel. 5


Neu: Wasserlinsen als Viehfutter<br />

In den Niederlanden ist jetzt ein Großversuch gestartet, der zeigen soll, ob die<br />

Erzeugung <strong>von</strong> Wasserlinsen in großem Umfang als Komponente für Mischfutter<br />

wirtschaftlich sein kann. <strong>ForFarmers</strong> beteiligt sich an dieser, im Bereich<br />

„Nachhaltigkeit“ angesiedelte Initiative.<br />

Die Forscher wollen getrocknete Wasserlinsen<br />

(rechts) als Rohstoff für Mischfutter einsetzen.<br />

Wasserlinsen sind das Viehfutter der<br />

Zukunft, so meinen zumindest die Forscher<br />

im niederländischen Achterhoek. Diese<br />

schwimmende Wasserpflanzengattung<br />

ist reich an Proteinen. Leon Marchal,<br />

Leiter der Forschung und Entwicklung bei<br />

<strong>ForFarmers</strong>, berichtet: „Aktuelle Studien<br />

zeigen, dass Wasserlinsen 30 Prozent<br />

Protein enthalten. Wasserlinsen sind also<br />

eine gute Proteinquelle für Viehfutter.<br />

Ihre inhaltliche Zusammensetzung ist der<br />

<strong>von</strong> Soja sehr ähnlich. Deshalb könnten<br />

sie zumindest teilweise die Rolle <strong>von</strong><br />

Soja als Import-Rohstoff für Mischfutter<br />

übernehmen. Wasserlinsen könnten dann<br />

eingesetzt werden, um den Anbau <strong>von</strong><br />

Futterrohstoffen im Inland und auch in der<br />

Region zu ermöglichen.“<br />

nur einen geringen technischen Aufwand<br />

und ist damit recht billig. Dadurch könnten<br />

die Produktionskosten spürbar niedriger<br />

ausfallen.“<br />

Machbarkeitsstudie im Großversuch<br />

Der jetzt begonnen Großversuch soll zwei<br />

Jahre dauern und zeigen, ob die Wasserlinsenproduktion<br />

in großem Maßstab<br />

wirtschaftlich machbar ist. In einem Tunnelgewächshaus<br />

stehen zu diesem Zweck<br />

vier blaue Kinderschwimmbecken und dutzende<br />

mit Wasserlinsen gefüllte Eimer. Die<br />

Wasserlinsen wachsen dank des fermentierten<br />

Mists. Die Untersuchung wurde<br />

vom Biologen Hayo Canter Cremers (CC<br />

Advies), vom Fermentierer Groot Zevert,<br />

<strong>ForFarmers</strong> und anderen Partnern initiiert.<br />

Der Futterwert wird analysiert<br />

Die zu erforschende Frage ist in erster<br />

Linie, ob die Produktion <strong>von</strong> Wasserlinsen<br />

produktionstechnisch rentabel sein kann.<br />

Leon: „Deshalb suchen wir nach der idealen<br />

Wasserlinsensorte und nach den besten<br />

Wachstumsbedingungen für die optimale<br />

Kombination <strong>von</strong> pflanzlichen Proteinen und<br />

Aminosäuremustern. Derzeit führt <strong>ForFarmers</strong><br />

Futterwertanalysen der erzeugten<br />

Wasserlinsen durch. Jeder Pflanzentyp erfordert<br />

seine eigenen spezifischen Anbaubedingungen.<br />

Wir sind natürlich neugierig,<br />

ob die Pflanze zum Beispiel als Futter für<br />

alle Tierkategorien (Rinder, Schweine, Geflügel)<br />

geeignet ist. Ein Vorteil <strong>von</strong> Wasserlinsen<br />

im Vergleich zu anderen Alternativen<br />

ist, dass sich die Pflanze leicht <strong>von</strong> den<br />

Gärrückständen trennen lässt. Das Erntegut<br />

lässt sich leicht reinigen.“<br />

Nach Abschluss der Futterwertanalysen<br />

will <strong>ForFarmers</strong> Fütterungsversuche in<br />

der Praxis durchführen. <strong>ForFarmers</strong> wird<br />

das Produkt zuerst im biologischen Sektor<br />

einsetzen, denn dazu passt nachhaltig erzeugtes<br />

Futter sehr gut. Außerdem ist die<br />

Produktion <strong>von</strong> Wasserlinsen derzeit noch<br />

nicht hoch genug, um den konventionellen<br />

Sektor in ausreichendem Umfang damit zu<br />

versorgen.<br />

Der Großversuch wird zwei Jahre dauern.<br />

<strong>ForFarmers</strong> ist damit Vorreiter bei Erneuerungen<br />

im Futtermittelbereich. Außerdem<br />

bekommt damit der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

in der Futtermittelwirtschaft eine<br />

greifbare Gestalt.<br />

Arjan Prinsen, Betriebsleiter <strong>von</strong> Groot Zevert, und Forscher Hayo Canter Cremers.<br />

6<br />

Vorteile der Wasserlinsen-Produktion<br />

Die Wasserlinsen werden beim Biogasproduzenten<br />

und Fermentierer Groot Zevert in<br />

Beltrum (NL) angebaut. Dort fallen bei der<br />

Fermentierung <strong>von</strong> Mist für die Erzeugung<br />

<strong>von</strong> Wärme und Energie Gärrückstände<br />

an. Diese Reststoffe werden für den<br />

Anbau der Wasserlinsen genutzt. „Nicht<br />

der Boden, sondern die Wasserpflanzen<br />

nehmen nun die Reststoffe aus dem<br />

fermentierten Mist auf. Diese Reststoffe<br />

gelangen nicht mehr in den Boden. Außerdem<br />

kann die Wärme der Biogasanlage für<br />

die Zucht und Trocknung der Wasserlinsen<br />

verwendet werden. Darüber hinaus ist<br />

der Anbau <strong>von</strong> Wasserlinsen eine „lowtech“-Produktionsweise,<br />

erfordert also


Kälber wollen wachsen!<br />

Eine erfolgreiche Jungviehaufzucht ist die Grundlage für einen<br />

gesunden Milchviehbestand. Um die Aufzucht noch weiter zu verbessern,<br />

haben wir unser Super Kälber Vital weiterentwickelt.<br />

Für die Entwicklung guter und nachhaltiger<br />

Milchkühe ist der Frühstart des jungen<br />

Kalbes <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung.<br />

Ein guter Start beginnt mit einer optimalen<br />

Kolostrumversorgung. Es ist erstrebenswert,<br />

den Kälbern an den ersten drei<br />

Lebenstagen drei Kolostrumrationen zu<br />

geben. Sie nehmen in dieser Phase somit<br />

insgesamt 15–18 Liter Kolostrum auf. Wir<br />

empfehlen, die Vorteile der ersten Milch<br />

optimal zu nutzen. Bewahren Sie das<br />

Kolostrum in einem Kühlschrank auf oder<br />

säuern Sie es mit Buttermilch an.<br />

Hochwertige Milchaustauscher<br />

Nach der Kolostrumphase stellen Sie die<br />

Ration auf Milchaustauscher inkl. Trinkwasserversorgung<br />

um. <strong>ForFarmers</strong> hat<br />

zwei hochwertige Milchaustauscher im<br />

Programm: Unimel Royal und Unimel Classic.<br />

Diese Milchaustauscher tragen zu einem<br />

maximalen und gesunden Wachstum<br />

bei. Neben dem Wachstum des Kalbes ist<br />

die Entwicklung des Magendarmkanals<br />

einer der wichtigsten Aspekte der Milchphase.<br />

Unimel Classic und Unimel Royal<br />

fördern die Aufnahme festen Futters.<br />

Wenn die Kälber ein Kilo Kraftfutter pro<br />

Tag aufnehmen, kann die Milchration allmählich<br />

abgebaut werden.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Geben Sie den Kälbern in der ersten<br />

Lebenswoche mittags 1,5 Liter lauwarmes<br />

Wasser. Die Tiere können sich auf diese<br />

Weise allmählich an die Wasseraufnahme<br />

gewöhnen. Nach der Gewöhnungsphase<br />

folgt die Umstellung auf die unbegrenzte<br />

Trinkwasserversorgung (ad libitum).<br />

Neben der ersten Trinkwasserversorgung<br />

können Sie an den ersten Lebenstagen<br />

auch bereits mit der täglichen Fütterung<br />

einer kleinen Menge Spezial Kälberschlemmermix<br />

anfangen. Auf diese<br />

Weise gewöhnen sich die Kälber an die<br />

Aufnahme <strong>von</strong> festem Futter. Das Spezial<br />

Kälberschlemmermix wird <strong>von</strong> den Kälbern<br />

wegen des Geruchs, Geschmacks und der<br />

Struktur gern aufgenommen.<br />

Aufnahme <strong>von</strong> festem Futter<br />

Nachdem sich die Tiere an die Aufnahme<br />

festen Futters gewöhnt haben, können Sie<br />

auf das Spezial Kälbermix Komplett bzw.<br />

das Super Kälber Vital umstellen. Das<br />

neue Kälber Vital enthält einen speziellen<br />

Cowcare-Aufzucht-Prämix, der die<br />

Darmgesundheit der Kälber unterstützt.<br />

Das Futter hat eine konstante Qualität und<br />

kann dem Kalb unbegrenzt zur Verfügung<br />

gestellt werden. Sie sollten das Futter in<br />

Verbindung mit Heu oder einem anderen<br />

schmackhaften und strukturreichen Grundfutter,<br />

wie beispielsweise Luzerne oder<br />

gehäckseltem Stroh anbieten. Auch wenn<br />

die Aufnahme anfangs nur gering ist, diese<br />

Strukturaufnahme ist für eine optimale<br />

Pansenentwicklung <strong>von</strong> wesentlicher<br />

Bedeutung. Die Fütterung <strong>von</strong> Maissilage<br />

empfehlen wir erst im Alter <strong>von</strong> sechs<br />

Wochen, denn jüngere Kälber nehmen zu<br />

wenig Maissilage auf. Durch eine optimale<br />

Fütterung können Sie die Gesundheit der<br />

Tiere fördern. Vor allem durch den neuen<br />

Cowcare-Aufzucht-Prämix und der damit<br />

verbundenen Unterstützung der Darmgesundheit<br />

können Ihre Kälber gute Zunahmen<br />

realisieren! Als Alternative können<br />

Sie das Spezial Kälbermix Komplett füttern.<br />

Spezial Kälbermix Komplett ist eine<br />

besonders schmackhafte und komplette<br />

Mischung aus Kraft- und Grundfutter.<br />

Wachstum der Kälber<br />

Auf diese Weise wachsen die Kälber nach<br />

dem Absetzen ungehindert weiter und<br />

so kann eine Zunahme <strong>von</strong> mindestens<br />

800 g/Kalb und Tag in den ersten zwölf<br />

Lebenswochen problemlos erzielt werden.<br />

In mehreren <strong>von</strong> <strong>ForFarmers</strong> durchgeführten<br />

Untersuchungen werden Wachstumszahlen<br />

<strong>von</strong> ca. 850 g/Tier und Tag in den<br />

ersten zwölf Lebenswochen erzielt. Beim<br />

Absetzen (keine Milchration mehr geben)<br />

müssen die Kälber mindestens 1,5 kg<br />

Kraftfutter pro Tag fressen. Nach dem Absetzen<br />

wird eine Zunahme <strong>von</strong> >1.000 g/<br />

Tier und Tag erreicht. Das Ziel ist eine gut<br />

entwickelte Färse mit einem Gewicht <strong>von</strong><br />

mindestens 580 kg bei der Abkalbung.<br />

Fazit: Eine gute Jungviehaufzucht lohnt<br />

sich. Durch eine gute Jungviehaufzucht<br />

werden Färsen großgezogen, die in der<br />

Lage sind, sich in dem Milchviehbestand<br />

für mehrere Laktationsphasen gut zu<br />

behaupten.<br />

7


Hitzestress durch die richtige<br />

Ration vermeiden<br />

Kühe mögen gemäßigte Temperaturen und fühlen sich bei Außentemperaturen zwischen 5 und 15 °C<br />

am wohlsten. Wird es sehr viel wärmer und ist außerdem die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, belastet<br />

dieses Wetter die Tiere erheblich, die Kühe leiden dann unter Hitzestress. Hitzestress hat schwerwiegende<br />

Folgen für die Gesundheit, die Futteraufnahme und die Milchproduktion. Mit einer Änderung<br />

der Futterration kann der Milcherzeuger in diesem Fall wirkungsvoll gegensteuern und seinen<br />

Kühen im besten Sinne des Wortes das Leben erleichtern.<br />

In Nordwesteuropa gibt es in einem<br />

normalen Sommer ungefähr 90 Tage mit<br />

Temperaturen über 20 °C und ungefähr 30<br />

Tage, an denen es sogar über 25 °C warm<br />

wird. Ob diese Temperaturen auch jeweils<br />

zu Hitzestress führen, hängt <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Faktoren wie der Luftfeuchtigkeit<br />

sowie der Lüftung und der Sonneneinstrahlung<br />

im Stall ab. Die verschiedenen<br />

Hitzestressabstufungen sind in der Grafik<br />

abgebildet.<br />

Folgen <strong>von</strong> Hitzestress<br />

In der Praxis zeigt sich, dass sowohl die<br />

Tiergesundheit als auch die Milchleistung<br />

<strong>von</strong> Hitzestress beeinträchtigt werden. Da<br />

eine Kuh bei warmen Temperaturen weniger<br />

Grundfutter aufnimmt, sinkt allgemein<br />

der Milchfettgehalt. Außerdem gerät die<br />

Energieversorgung der Kuh in Bedrängnis,<br />

was auch Auswirkungen auf die Milchleistung,<br />

den Milcheiweißgehalt und die<br />

Fruchtbarkeit des Tieres hat. Eine hohe<br />

Temperatur und eine hohe Luftfeuchtigkeit<br />

(Umstände, unter denen Hitzestress auftreten<br />

kann) bieten zusätzlich auch ideale<br />

Bedingungen für (Euter-) Krankheitserreger.<br />

Oft steigen bei Hitzestress daher auch<br />

die Milchzellzahlen und die Anzahl der<br />

Kühe, die unter Mastitis leiden.<br />

Wärmeproduktion abhängig <strong>von</strong><br />

Ration<br />

Im Vergleich zu anderen Tierarten produzieren<br />

Kühe ständig viel Wärme. Hitzestress<br />

entsteht, wenn die Kuh ihre Wärme<br />

nicht in dem Umfang abgeben kann, wie<br />

es nötig wäre. Die Körpertemperatur der<br />

Kuh steigt dann, obwohl sie schneller atmet<br />

und mehr Wasser aufnimmt. Vor allem<br />

bei der Verdauung <strong>von</strong> Grundfutter im<br />

Pansen (Fermentation) entsteht sehr viel<br />

8


Wärme. Daher reagieren Kühe auf hohe<br />

Temperaturen auch mit einer geringeren<br />

Futteraufnahme. Dies hat entsprechende<br />

Auswirkungen auf die Milchleistung.<br />

Die Wasserversorgung spielt eine<br />

wichtige Rolle<br />

Die Wasseraufnahme kann sich im Sommer<br />

sogar verdoppeln. <strong>ForFarmers</strong> hat in<br />

Untersuchungen die individuelle Wasseraufnahme<br />

<strong>von</strong> Kühen gemessen. Manche<br />

Kühe haben in einem Zeitraum über eine<br />

Woche mehr als 200 Liter Wasser pro Tag<br />

getrunken! Das bedeutet, dass die Wasserversorgung<br />

in den Sommermonaten<br />

eine noch wichtigere Rolle einnimmt.<br />

pH-Wert sinkt: Höheres Risiko einer<br />

Pansenübersäuerung<br />

Beim Wiederkauen wird Speichel zum Panseninhalt<br />

hinzugefügt. Durch diese wichtige<br />

Funktion wird vermieden, dass der pH-Wert<br />

im Pansen zu sehr absinkt. Normalerweise<br />

ist strukturreiches Futter das beste Mittel<br />

zur Vermeidung einer Pansenübersäuerung.<br />

Bei Hitzestress sinkt die Futteraufnahme<br />

und damit auch die Wiederkauaktivität,<br />

wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Pansenübersäuerung<br />

steigt.<br />

Zur Gewährleistung der Pansengesundheit<br />

bei einer niedrigeren Grundfutteraufnahme<br />

hat <strong>ForFarmers</strong> Univit Puffer entwickelt.<br />

Diese Mineralienmischung ist eine komplette<br />

Mineralienmischung für Milchkühe<br />

und enthält eine Kombination aus mehreren<br />

Puffersorten. Der pH-Wert im Pansen<br />

wird mit Univit Puffer schnell neutralisiert<br />

und zudem hat diese Mischung eine höhere<br />

Pufferkapazität und -dauer im Vergleich<br />

Grafik: Auftreten <strong>von</strong> Hitzestress bei unterschiedlicher Witterung<br />

Temperatur (°C)<br />

20<br />

25<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

zum Natriumbicarbonat.<br />

Zu Beginn gibt man 125 Gramm Univit<br />

Puffer pro Kuh und Tag, aber an Tagen mit<br />

Temperaturen über 25 °C muss die Gabe<br />

auf 250 Gramm pro Kuh und Tag erhöht<br />

werden. So wird eine Pansenacidose verhindert<br />

und gleichzeitig werden die durch<br />

Schwitzen verlorenen Salze schnell wieder<br />

ergänzt.<br />

Luftfeuchtigkeit (%)<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Kein Stress<br />

Stress<br />

Großer Stress<br />

Extremer Stress<br />

Tod<br />

Hitzestress vermeiden<br />

Hitzestress kann durch die folgenden Maßnahmen<br />

vermieden werden:<br />

• ausreichend frisches Trinkwasser<br />

• Schatten oder Schutz vor direktem<br />

Sonnenlicht<br />

––<br />

Tagsüber Stallhaltung<br />

––<br />

Nachts Weidegang<br />

• zusätzlicher Luftstrom im Stall durch<br />

den Einsatz <strong>von</strong> Ventilatoren<br />

• Stimulation der Trockensubstanzaufnahme<br />

durch häufigere Fütterung und<br />

schnellere Entfernung <strong>von</strong> Futterresten<br />

• Angebot <strong>von</strong> konzentrierterem Futter als<br />

Ausgleich der niedrigen Futteraufnahme<br />

––<br />

Kraftfutter mit mehr Energie und<br />

Eiweiß pro kg<br />

––<br />

mehr Futtermais, weniger Grassilage<br />

(weniger Wärmeproduktion bei der<br />

Verdauung <strong>von</strong> Futtermais)<br />

––<br />

Grundrationen erhöhen<br />

• ab Sommerbeginn Univit Puffer füttern<br />

• Dosierung <strong>von</strong> Univit Puffer an warmen<br />

Tagen verdoppeln<br />

• Fortsetzen der Maßnahmen, auch einige<br />

Wochen nach der Wärmeperiode<br />

• Kontakt mit Ihrem <strong>ForFarmers</strong>-Berater<br />

aufnehmen<br />

9


REPORTAGE<br />

Stimmt die Struktur? Außendienstmitarbeiter Freddy Jonker (links) und Milchviehhalter Martin und Markus Gravelmann beurteilen es.<br />

Gezieltere Fütterung und aktuelle Daten<br />

bringen 1.000 Liter pro Kuh und Jahr mehr<br />

10<br />

„Im betrieblichen Alltag gehen einem auch mal schnell Kleinigkeiten<br />

durch“, erklärt der Wietmarscher Landwirt Martin Gravelmann,<br />

„deshalb ist das geübte Auge <strong>von</strong> außen sehr nützlich.“<br />

Damit meint er <strong>ForFarmers</strong>-Berater Freddy Jonker und seine<br />

Kollegen, die mit geschultem Blick und reichlich praktischer Erfahrung<br />

die Landwirtsfamilie Gravelmann in ihrem Betriebs- und<br />

Fütterungskonzept unterstützen.<br />

Durch die externe Beratung haben<br />

Gravelmanns buchstäblich bares Geld<br />

gewonnen, 1.000 Liter pro Kuh beträgt<br />

die durch Zahlen belegbare Leistungssteigerung<br />

nach der schrittweisen Umstellung,<br />

wie Martin Gravelmann erklärt. Die<br />

Ausgangslage kennen auch viele Kollegen:<br />

„Wir hatten Probleme mit der Fruchtbarkeit<br />

unserer Kühe und hatten viel stille<br />

Brunst im Stall. Die Tierarztkosten stiegen<br />

und die Gesamtkosten liefen uns da<strong>von</strong>.<br />

Wir haben viel zu teuer gefüttert: Obwohl<br />

wir eine vielfältige Ration fütterten,<br />

hatten die Tiere ein stumpfes Fell. Auch<br />

Kraftfutter haben wir viel zu viel gefüttert<br />

und hatten deswegen öfter Probleme mit<br />

Pansenübersäuerung.“<br />

Mit Gerrit Hidding, Jordi Berends und heute<br />

Freddy Jonker kamen erfahrene Milchvieh-<br />

und Kälberberater auf den Betrieb<br />

und die Betriebsstrategie wurde nach und<br />

nach verändert. Die Aufzucht wurde unterteilt<br />

und auch die trockenstehenden Kühe<br />

laufen heute in verschiedenen Gruppen.<br />

Durch die Einführung des <strong>ForFarmers</strong>-<br />

Programm Agroscoop ® sind die wirtschaftlichen<br />

Kennzahlen besser nachvollziehbar<br />

und geben wertvolle Entscheidungshilfen.<br />

Biertreber und Pülpe nicht mehr in<br />

der Ration<br />

Was wurde noch anders gemacht? Der<br />

Biertreber und die Pülpe aus der Stärke-


BETRIEBSDATEN<br />

fabrik fielen beispielsweise aus der Ration<br />

heraus, „man sieht, dass es auch ohne<br />

geht“, erklärt der Betriebsinhaber. Das<br />

Kraftfutter wird leistungsorientierter gefüttert<br />

und der Acidose wird wirkungsvoll<br />

mit Bicarbonat vorgebeugt. Die Kühe bekommen<br />

das Grundfutter plus Ausgleichsfutter<br />

mit dem Mischwagen vorgelegt.<br />

Die derzeitige Ration besteht jeweils zur<br />

Hälfte aus Gras- und Maissilage, dazu<br />

Weizen, Supplementen, Vitamin E, Futtersalz<br />

und Futterkreide, Natriumbicarbonat,<br />

Harnstoff und den Mineralstoffen Univit<br />

Booster und Univit Mobil. Die Grundration<br />

wird mit Kraftfutter über Transponderfütterung<br />

komplettiert. Aus der Totalration<br />

geben die Kühe im Moment durchschnittlich<br />

34,1 Liter Milch mit 3,97 % Fett und<br />

3,46 % Eiweiß.<br />

„Ich bin froh über die fundierte und kompetente<br />

Beratung der <strong>ForFarmers</strong>-Berater“,<br />

versichert Martin Gravelmann. Nicht<br />

der reine Futterpreis sei entscheidend,<br />

sondern die Rentabilität und das durchdachte<br />

Fütterungskonzept. „Das ganze<br />

System muss funktionieren“, umschreibt<br />

er das Ziel, „ich bin bereit, für gutes Futter<br />

gutes Geld zu zahlen, weil es sich rentiert.“<br />

Färsen laufen auf den Auktionen gut<br />

Die Jungrinder werden zu einem großen<br />

Teil verkauft, sie gehen über die Zuchtviehauktionen<br />

der Weser-Ems-Union. „Im<br />

Moment haben wir einen gut laufenden<br />

Rindermarkt, auf der letzten Auktion<br />

erzielten die abgekalbten Färsen einen<br />

Durchschnittspreis <strong>von</strong> 1.600 Euro“,<br />

berichtet Martin Gravelmann. Die Rentabilität<br />

ist gut, weil zum einen das Kalb<br />

dableibt und wir zum anderen bis zu vier<br />

Wochen Milch zusätzlich haben. Außerdem<br />

ist durch das Ergebnis aus der Milchleistungsprüfung<br />

eine weitere Selektion auf<br />

hohe Milchleistung möglich.<br />

Die richtigen Gräser werden besser<br />

verdaut<br />

Gravelmanns setzen auf die niederländische<br />

Grassorte, die man mit „Power<br />

mähen“ übersetzen kann. „Dieses Gras hat<br />

mehr Masse und eine bessere Verdaulichkeit“,<br />

betonen Martin und Markus Gravelmann.<br />

Am Hof befinden sich insgesamt fünf<br />

Hektar Wechselweide für die Kühe. Der<br />

Auslauf dient unter anderem zur Brunstbeobachtung,<br />

die mit der Besamung in den<br />

Händen <strong>von</strong> Gisela Gravelmann liegt.<br />

Auf regelmäßige und konsequente Klauenpflege<br />

alle vier bis fünf Monate wird<br />

ebenso Wert gelegt wie auf eine ständige<br />

Futtermittelanalyse durch das niederländische<br />

Labor BLGG. „Ich muss mich auf<br />

die Analysen und Berechnungen verlassen<br />

können, weil ich mich aufs lebende Tier<br />

konzentrieren möchte“, erklärt Martin Gravelmann.<br />

Tragbare Existenz für zwei Familien<br />

„Unser Betrieb soll langfristig eine tragbare<br />

Existenz für zwei Familien sein“, erklären<br />

Martin und Gisela Gravelmann.<br />

Nachhaltigkeit ist deshalb kein leeres Wort<br />

für das Ehepaar Gravelmann sondern ein<br />

Anspruch in ihrer täglichen Arbeit. Zwei<br />

der drei Kinder haben eine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung und Sohn Markus ist<br />

nach der Fachschule wieder zuhause auf<br />

den elterlichen Betrieb.<br />

Aus diesem Grund und auch aus Rentabilitätsgründen<br />

investierten Gravelmanns<br />

2007 in großem Umfang in die Bio-Legehennenhaltung<br />

und bauten einen Stall<br />

mit Auslauf für 15.000 Hennen. „Eine<br />

mehrgleisige Betriebsstrategie sichert das<br />

Einkommen besser ab als eine Konzentration<br />

auf nur einen Betriebszweig“, bringt<br />

es Martin Gravelmann auf den Punkt. Die<br />

Rentabilität der Hühner sei derzeit besser<br />

als die der Milchviehhaltung, aber „der<br />

Milchpreis wird wieder kommen, denn<br />

Milch ist knapp“, hofft der Landwirt sicher.<br />

Ein erfolgreiches Team: Gisela, Martin und Markus<br />

Gravelmann arbeiten eng mit <strong>ForFarmers</strong>-Berater<br />

Freddy Jonker (rechts) zusammen.<br />

Familie Gravelmann aus Wietmarschen in<br />

der Grafschaft Bentheim an der niederländischen<br />

Grenze bewirtschaftet einen Gemischtbetrieb<br />

mit Ackerbau, Milchvieh mit<br />

Nachzucht und Legehennenhaltung. Die<br />

66 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

teilen sich auf in 23 Hektar Mais da<strong>von</strong><br />

ca. vier Hektar Körnermais, 24 Hektar<br />

Wechselgrünland wo<strong>von</strong> sechs Hektar<br />

Auslauffläche für die Hühner, sechs Hektar<br />

Winterweizen und vier Hektar Triticale für<br />

die Vermehrung und neun Hektar Sommergerste<br />

zum Verkauf.<br />

Im Stall stehen 63 schwarzbunte Milchkühe,<br />

die einen Herdendurchschnitt <strong>von</strong><br />

9.900 kg/Kuh und Jahr abgelieferte Milch<br />

erbracht haben. Die weibliche Nachzucht<br />

wird aufgezogen, ein großer Teil geht über<br />

die Zuchtviehauktionen der Weser-Ems-<br />

Union in Lingen und Cloppenburg.<br />

Schon früh haben Gravelmanns auf mehrere<br />

Betriebszweige gesetzt: Der Mais, der<br />

nicht für die Kühe benötigt wird, geht an<br />

benachbarte Biogas-Anlagen. Auf dem<br />

Dach des Stalles ist eine Photovoltaikanlage<br />

installiert.<br />

Ein weiteres Standbein ist die Bioeiererzeugung.<br />

Insgesamt 15.000 Hühner in<br />

sechs Stallabteilen à 2500 Tieren mit<br />

insgesamt sechs Hektar Auslauf werden<br />

als EU-Ökobetrieb in einer Ehegatten-GbR<br />

geführt. Die Eier werden an einen niederländischen<br />

Großhändler verkauft.<br />

11


Die Stärken der Schweine<br />

gezielt ausfüttern<br />

12<br />

Neues <strong>ForFarmers</strong> Mastschweine-<br />

Futtersortiment wird ab<br />

September <strong>2010</strong> ausgeliefert.<br />

Betriebe können auf unterschiedliche<br />

Genetik besser reagieren.<br />

Ab September <strong>2010</strong> führt <strong>ForFarmers</strong><br />

GmbH ein neues Futtersortiment für<br />

Mastschweine ein. Die neuen Futtersorten<br />

geben dem Landwirt die Möglichkeit,<br />

auf unterschiedliche genetische und betriebliche<br />

Bedingungen jeweils gezielt mit<br />

einer optimalen Futtermischung eingehen<br />

zu können.<br />

Fünf unterschiedliche Konzepte<br />

Als Ergebnis der <strong>ForFarmers</strong>-Produktentwicklung<br />

stehen den Mästern künftig fünf<br />

unterschiedliche Konzepte zur Verfügung.<br />

Je nach betrieblicher Situation kann die<br />

Mast demnach zwei- oder dreiphasig<br />

gestaltet werden.<br />

Warum <strong>ForFarmers</strong> das neue Programm<br />

entwickelt hat<br />

Das Leistungsniveau heutiger Schweine-<br />

Herkünfte ist in den letzten Jahren<br />

Grafik: Energiebedarf für Erhaltung und Wachstum bei steigendem Gewicht.<br />

Energiebedarf, MJ ME/Tag<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

kontinuierlich gestiegen. Hohe Zunahmen<br />

verbessern die Futterverwertung, führen<br />

aber je nach Fütterung und Genetik der<br />

Schweine häufig bereits ab der Mittelmast<br />

zu höheren Speckmaßen. Die Wirtschaftlichkeit<br />

in der Schweinemast wird<br />

darum mehr denn je durch das richtige<br />

Zusammenspiel zwischen Wachstum und<br />

Muskelfleischanteil beeinflusst.<br />

Energieversorgung<br />

Neben einer bedarfsgerechten Aminosäuren-<br />

und Mineralstoffversorgung spielt die<br />

Energieversorgung für das Wachstum die<br />

entscheidende Rolle. Bei der Verwendung<br />

der mit dem Futter aufgenommenen Energie<br />

gibt es eine <strong>von</strong> der Natur festgelegte<br />

Prioritätenreihenfolge. Das heißt, dass<br />

erst dann Wachstum stattfindet, wenn die<br />

Energieaufnahme den Erhaltungsbedarf<br />

überschreitet. Wenn dies der Fall ist, wird<br />

diese zusätzliche Futterenergie für das<br />

Muskelwachstum verwendet. (sh. Grafik.)<br />

Fettansatz<br />

Proteinansatz<br />

Erhaltungsbedarf<br />

30 40 50 60 70 80 90 100 110 120<br />

Lebendmasse, kg<br />

Fettansatz sehr unterschiedlich<br />

Fettansatz wiederum wird erst dann realisiert,<br />

wenn die Energieaufnahme höher<br />

ist, als die Summe aus Erhaltungsbedarf<br />

und Proteinansatz. Weil der maximale,<br />

tägliche Proteinansatz genetisch vorgegeben<br />

ist und zwischen den Herkünften<br />

variiert, ist der Fettansatz zwischen<br />

Schweinen unterschiedlicher Herkunft<br />

auch bei gleicher Energieversorgung sehr<br />

unterschiedlich.<br />

Entscheidend für das optimale Zusammenspiel<br />

<strong>von</strong> Mast- und Schlachtleistung<br />

ist danach die Wachstumskurve<br />

der Schweine, die wiederum durch eine<br />

Vielzahl weiterer, zum Teil betriebsspezifischer<br />

Faktoren, beeinflusst wird (siehe<br />

Schaubild).<br />

Das neue <strong>ForFarmers</strong>-Fütterungskonzept<br />

Um die unterschiedlichen genetischen<br />

und betrieblichen Bedingungen berücksichtigen<br />

zu können wurde das Forfarmers<br />

Mastfutterprogramm neu überarbeitet.<br />

Den Mästern stehen nunmehr fünf<br />

unterschiedliche Konzepte zur Verfügung.<br />

Diese bestehen jeweils aus einem Vormast-,<br />

einem Mittel-Endmast- und einem<br />

Endmastfutter. Je nach betrieblicher Situation<br />

kann die Mast demnach zwei- oder<br />

dreiphasig gestaltet werden.<br />

<strong>ForFarmers</strong>-Fütterungskonzepte für<br />

die Schweinemast<br />

Im Rahmen der zweiphasigen Fütterung<br />

sind zwei Varianten möglich:<br />

1. Dem Vormastfutter folgt ab ca. 45<br />

kg bis zum Mastende ein Mittel-Endmastfutter.<br />

2. Das Vormastfutter wird bis zu einem<br />

Gewicht <strong>von</strong> 60kg eingesetzt und<br />

es folgt ein Endmastfutter bis zum<br />

Mastende.<br />

Im Rahmen einer dreiphasigen Fütterung<br />

wird das Vormastfutter bis ca. 45 kg, das<br />

MittelEndmastfutter bis ca. 80kg und anschließend<br />

das Endmastfutter eingesetzt.<br />

Die bewährte Unterteilung in die Standard<br />

Reihe (mit dem Ziel günstiger Futterkosten),<br />

die Super Reihe (für maximale<br />

Leistungen) und die Spezial Reihe (mit<br />

spezifischer Wirkung) bleibt bestehen.


Einflussfaktoren auf das Wachstum <strong>von</strong> Mastschweinen<br />

Wasserhygiene Umwelt (Aufstallung, Belegdichte, Lüftung,<br />

Tier/Fressplatzverhältnis)<br />

Gesundheit (Krankheiten kosten Energie und Aminosäuren)<br />

Fütterungstechnik (trocken,<br />

feucht, flüssig)<br />

Versorgung mit Aminosäuren<br />

Futterhygiene<br />

Geschlecht<br />

Futterform<br />

(Mehl, Pellets,<br />

Krümel, Vermahlung,<br />

Pellethärte)<br />

Genetik (Futteraufnahmekapazität,<br />

Proteinansatzvermögen)<br />

Verhältnis Energie zu Aminosäuren<br />

Schmackhaftigkeit des Futters<br />

Energieversorgung, Energiekonzentration<br />

Tabelle: Die drei Futterreihen im Detail<br />

Standard-Reihe Super-Reihe Spezial-Reihe<br />

In der Standard Reihe steht den Mästern<br />

neben der konventionellen, getreidebetonten<br />

Variante das Basiskonzept zur<br />

Verfügung. Je nach Marktlage werden in<br />

diesen Sorten auch alternative Energieträger<br />

eingesetzt, so dass die Futterkosten<br />

weiter optimiert werden können. Das<br />

Futter ist auch ökonomisch sehr interessant<br />

(billiger Preis).<br />

In der Super Reihe bietet <strong>ForFarmers</strong><br />

ebenfalls zwei komplette Konzepte an, die<br />

sich in ihren Energie- und Aminosäurengehalte<br />

<strong>von</strong> der Standard Reihe unterscheiden<br />

und auch bei durchschnittlicher<br />

Futteraufnahme maximale Leistungen<br />

erzielen lassen. Neben der getreidereichen<br />

Variante steht das einmalige Schmauskonzept,<br />

das sich durch seine besonders hohe<br />

Schmackhaftigkeit speziell bei Piétrain-<br />

Anpaarungen zur Steigerung der Futteraufnahme<br />

auszeichnet.<br />

Mit der Spezial Reihe bietet <strong>ForFarmers</strong><br />

ein Fütterungskonzept für Betriebe, die<br />

die Fütterungssicherheit groß schreiben.<br />

Die Auswahl seiner Rohwaren und<br />

Zusatzstoffe unterstützen eine problemlose<br />

Verdauung auch unter suboptimalen<br />

Bedingungen. Dies gilt vor allem vor dem<br />

Hintergrund einer potentiellen Salmonellenproblematik.<br />

13


Intensive und nachhaltige<br />

Schweinezucht hat eine Zukunft<br />

Die Konkurrenzfähigkeit der Agrarwirtschaft stand während des<br />

Kongresses der European Pig Producers (EPP) im Mai im Mittelpunkt.<br />

Beispielhaft wurde dabei die Wettbewerbsstärke speziell<br />

der niederländischen Schweinezucht diskutiert. Was macht deren<br />

besondere Triebkraft aus und wie entwickelt sich diese sich in der<br />

Zukunft? <strong>ForFarmers</strong>-Geschäftsführer Bert-Jan Ruumpol erzählt.<br />

damit, dass die Ankäufe der Ferkel für den<br />

Mastbetrieb nichts mit dem Verkauf der<br />

Tiere zu tun haben. Dem Schweinezüchter<br />

ist sowohl mit einem optimalen Ergebnis<br />

als auch mit minimalen Kosten geholfen.<br />

Es kommt noch hinzu, dass die Betreuung<br />

der Landwirte durch die Futtermittellieferanten<br />

sehr intensiv ist. Der Landwirt<br />

kann den Partner wählen, der am besten<br />

zu ihm passt. Eine einmalige Situation, die<br />

die Berufskollegen in anderen Ländern so<br />

nicht oder nur ansatzweise kennen.<br />

14<br />

“Die Produktionskosten der niederländischen<br />

Schweinezucht sind in den vergangenen<br />

Jahren eindeutig ein starker Punkt<br />

für die Wettbewerbsstärke gewesen. Und<br />

das bleibt auch in der Zukunft so“, sagt<br />

Bert-Jan Ruumpol, Geschäftsführer <strong>von</strong><br />

<strong>ForFarmers</strong>. „Die Selbstkosten liegen in<br />

unserem Land schon seit Jahren strukturell<br />

niedriger als in den anderen europäischen<br />

Ländern.“<br />

Der wichtigste Grund hierfür ist das<br />

fachliche Können des Viehhalters und die<br />

daraus hervorgehenden ausgezeichneten<br />

technischen Leistungen. Nur Dänemark<br />

erreicht ein vergleichbares Niveau <strong>von</strong><br />

€ 1,40 pro Kilo Schlachtgewicht, trotz der<br />

höheren Kosten auf manchen Ebenen in<br />

den Niederlanden. Außerhalb Europas<br />

laufen die Geschäfte anders. Die Selbstkosten<br />

<strong>von</strong> € 1,04 in Amerika und € 0,91 in<br />

Brasilien sind in Europa eine Utopie, denn<br />

Europa hat bei den Themen Tierwohlbefinden,<br />

Umwelt und zugelassene Rohstoffe<br />

mit ganz anderen Vorschriften zu tun als<br />

Amerika oder Brasilien.“<br />

Futterkosten: ein starker Punkt<br />

Die Hälfte der Selbstkosten in der europäischen<br />

Schweineproduktion bestehen aus<br />

Futterkosten. Wegen des hohen Futterkostenanteils<br />

an den Gesamtkosten sind<br />

die Entwicklungen der Futterkosten sehr<br />

entscheidend für die Kosten pro Kilogramm<br />

Fleisch. Die Niederlande können<br />

die Futterkosten niedrig halten und haben<br />

deshalb Erfolg bei der Senkung der Produktionskosten.“<br />

Die niedrigen Futterkosten haben verschiedene<br />

Ursachen. So sind sie unter<br />

anderem niedrig, weil die Rohstoffe relativ<br />

billig zugekauft werden können, denn die<br />

Niederlande haben eine günstige Lage für<br />

den Import aus Übersee per Schiff. Aber<br />

das ist nicht der einzige Faktor. Auch die<br />

Futterverwertung ist in den Niederlanden<br />

sehr niedrig. „Bei uns liegt die Futterverwertung<br />

bei 2,75. Danach folgt Dänemark,<br />

wo der Wert mit 2,9 schon erheblich höher<br />

liegt. Die übrigen europäischen Länder,<br />

die vom „Landbouw economisch instituut“<br />

(NL) betrachtet worden sind, erzielen alle<br />

Werte über 3,0.<br />

Technisch gesehen läuft es in den Niederlanden<br />

mit der Schweinezucht äußerst<br />

gut. Es gibt eine sehr gutes Niveau an<br />

Fachwissen im Bereich „Schweinefutter“<br />

das Wissensniveau der Schweinezüchter<br />

und der Berater ist ebenfalls hoch. “In<br />

den Niederlanden arbeiten wir mit Beratern,<br />

die sich auf den Ertrag des Bauern<br />

konzentrieren können und die nicht, wie in<br />

vielen anderen Ländern, immer auf den absoluten<br />

Preis des Futters im Auge haben<br />

müssen.“ <strong>ForFarmers</strong> stockt diese Rolle<br />

zusätzlich mit Angeboten wie Agroscoop ®<br />

auf. Das steigert den Fortschritt weiter.<br />

Diese intensive Betreuung trägt Früchte,<br />

die man im technischen Ergebnis sehen<br />

kann.<br />

Integrierte gegen freie Produktion<br />

Das hohe Wissensniveau in den Niederlanden<br />

ist nach Meinung Ruumpols entstanden,<br />

weil es die freie Produktion gibt. „Die<br />

Auswahl eines eigenen Partners führt zu<br />

besseren Ergebnissen als das Arbeiten<br />

mit Integrationen“, behauptet er. Er meint<br />

Nicht nur Vorteile<br />

Leider gibt es auch in den Niederlanden<br />

nicht nur Vorteile für Schweinefutter.<br />

Innerhalb Europa sind die Forderungen auf<br />

futtertechnischer Ebene nahezu gleich. Es<br />

gibt jedoch manche Unterschiede, z.B. in<br />

Bezug auf die Themen „Tierwohlbefinden“<br />

und „Produktionsrechte“. Die größten<br />

Unterschiede finden sich zwischen den<br />

Kontinenten. So sind Wachstumsförderer<br />

und Tiermehl in Ländern wie Brasilien und<br />

Amerika noch nicht verboten. Zudem haben<br />

die Betriebe dort mehr Möglichkeiten<br />

für die Verwendung genetisch modifizierter<br />

Rohstoffe im Futter.<br />

Größere Preisschwankungen, aber<br />

im Durchschnitt eine positive Zukunft<br />

Wie entwickeln die Futterkosten sich in<br />

der Zukunft? Das ist die große Frage, denn<br />

diese Frage bestimmt die Konkurrenzfähigkeit<br />

der Schweinezüchter in den Niederlanden.<br />

Die Rohstoffpreise schwankten in<br />

der Vergangenheit nicht besonders stark.<br />

Im Jahr 2008 gab es allerdings einen kleinen<br />

Vorgeschmack dessen, was uns noch<br />

bevorsteht, nämlich erhebliche Schwankungen<br />

der Rohstoffpreise. „Mit diesen<br />

Ausschlägen der Preise müssen wir leben<br />

lernen“, erklärt Ruumpol. “Es gibt nämlich<br />

immer mehr Marktteilnehmer, die sich für<br />

Rohstoffe interessieren.“<br />

In China stieg der Fleischkonsum <strong>von</strong> 15<br />

Millionen Tonnen im Jahr 1980 bis 65 Millionen<br />

Tonnen im Jahr 2009.<br />

Die Bevölkerung wird ausgehend <strong>von</strong><br />

den derzeit sechs Milliarden Menschen in<br />

den nächsten Jahren auf bis zu 9 Milliar-


<strong>ForFarmers</strong>-Geschäftsführer Bert-Jan Ruumpol: „Das Fachwissen im Bereich Schweinefutter ist sehr gut und das Wissensniveau der Schweinezüchter und ihrer<br />

Berater ist ebenfalls hoch. <strong>ForFarmers</strong> kann mit Angeboten wie Agroscoop ® den Fortschritt dann zusätzlich noch steigern.“<br />

den Menschen im Jahr 2050 anwachsen.<br />

„Dieses Wachstum findet vor allem in<br />

Asien und Afrika statt. Durch diesen drastisch<br />

steigenden Bedarf steigt auch die<br />

Nachfrage nach Rohstoffen. Aber dieser<br />

steigende Nahrungskonsum ist nicht der<br />

einzige rohstoffverschlingende Faktor.<br />

Biokraftstoffe fordern auch viel Energie<br />

aus aus Mais und anderen Ackerfrüchten.<br />

Weil die Schwankungen des Rohstoffmarktes<br />

zunehmen, stürzen sich Anleger<br />

immer öfter auf Rohstoffe. Das kommt<br />

der Preisstabilität nicht zugute. Eine Welt<br />

reicht für uns, um auf einer nachhaltigen<br />

Weise weiter zu leben, nicht. Wir schöpfen<br />

die Welt leer. Und wegen der zunehmenden<br />

Nachfrage droht das Problem weiter<br />

zu wachsen.“<br />

Mehr Rohstoffe erzeugen<br />

Ruumpol prophezeit, dass Europa auch in<br />

der Zukunft noch über genügend Rohstoffe<br />

für die Fleischproduktion verfügt.<br />

Abgesehen <strong>von</strong> den Preisschwankungen<br />

wird der Trend für den Rohstoffpreis auch<br />

mit der wachsenden Nachfrage zunehmen.<br />

Es gibt die Grund-Surplus Gebiete, wo<br />

immer noch zusätzliche Ackerflächen in die<br />

Nutzung genommen werden können, beispielsweise<br />

in Osteuropa und Südamerika.<br />

Zugleich wird man auch mehr Nahrung der<br />

gleichen Fläche ernten können (höhere<br />

Produktion pro Hektar). Das wird durch<br />

besseres Fachwissen, besseres Saatgut<br />

und vielleicht auch durch den Anbau <strong>von</strong><br />

genveränderten Sorten (GMO) möglich<br />

werden. Aber vor allem die ausreichende<br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> Wasser wird ein kritischer<br />

Faktor sein.<br />

Intensive Nachhaltigkeit nötig<br />

Der Markt ändert sich auch auf einer<br />

anderen Ebene. In ganz Europa gibt es immer<br />

mehr Aufmerksamkeit für das Thema<br />

„Nachhaltigkeit“, also dafür, nachhaltig<br />

Was ist EPP?<br />

wirtschaftlich vertretbar zu produzieren.<br />

Die Absatzmärkte für Schweinefleisch<br />

werden immer stärker nach nachhaltig<br />

produziertem Fleisch fragen. Man muss<br />

umweltbewusster und mit noch mehr<br />

Aufmerksamkeit für das Wohl der Tiere<br />

produzieren. Das ist mit Extensivierung<br />

nicht mehr möglich, denn die führt zu einer<br />

niedrigeren Produktion pro Fläche. Bei<br />

einer wachsenden Erdbevölkerung ist das<br />

Ernährungsziel nur mit einer intensiven<br />

Wirtschaftsweise erreichbar. Ruumpol ist<br />

da<strong>von</strong> überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein<br />

„muss“ sei, aber doch intensive Nachhaltigkeit.<br />

Die European Pig Producers (EPP) haben ein europäisches Netz<br />

für Bauern, Berater und Forscher für den Erfahrungsaustausch<br />

zwischen Praxis und Theorie gebildet. Der EPP Kongress hat in<br />

diesem Jahr zum zwanzigsten Mal stattgefunden und ist zum<br />

zweiten Mal in den Niederlanden organisiert worden. Ein derartiger<br />

Kongress mit hunderten <strong>von</strong> Teilnehmern aus mehr als<br />

fünfzehn verschiedenen Ländern ist arbeits- und kostenaufwändig.<br />

Der EPP-Dutch Branch ist deshalb <strong>von</strong> den Sponsoren Boehringer Ingelheim,<br />

Hypor und <strong>ForFarmers</strong> unterstützt worden.<br />

15


REPORTAGE<br />

Der Chargenmischer erlaubt einen stufenlosen Übergang beim Futterwechsel. v.l.n.r.: <strong>ForFarmers</strong>-Berater Gerhard Junge, Bernd Schmidt (Sohn) und Heinz<br />

Schmidt (Vater) im Stall am Chargenmischer<br />

Testeinsatz ist wichtige<br />

Vorarbeit für alle Ferkelerzeuger<br />

16<br />

„Der Eber ist die halbe Herde“ lautet eine alte Tierzüchterweisheit,<br />

„Gut gefüttert ist halb gemästet“ eine andere. Irmgard, Heinz und<br />

Bernd Schmidt aus Riepe bei Bad Fallingbostel beherzigen gleich<br />

beide Grundsätze. Die Schmidt GbR ist ein Eber-Testbetrieb für<br />

die BHZP GmbH und füttert <strong>ForFarmers</strong>-Futter, zwei Dinge, die<br />

sich gut ergänzen.<br />

<strong>ForFarmers</strong>-Berater Gerhard Junge kennt<br />

den Betrieb Schmidt schon seit langen<br />

Jahren. Als Schweineprofi weiß er, mit<br />

welchen Fragen sich die Ferkelerzeuger,<br />

Ferkelaufzüchter und Schweinemäster beschäftigen<br />

und welche Anforderungen an<br />

Genetik, Haltungsumwelt und Fütterung<br />

gestellt werden. Und wenn Fachwissen<br />

auf Fachwissen trifft, entstehen fruchtbare<br />

und nutzliche Diskussionen.


BETRIEBSDATEN<br />

Eber im Testeinsatz<br />

Die Schmidt GbR <strong>von</strong> Heinz, Irmgard<br />

und Sohn Bernd Schmidt ist ein Eber-<br />

Testbetrieb, der als Kombibetrieb geführt<br />

wird. Das bedeutet, dass die Genetik<br />

vom Ferkel bis zum Schlachtschwein „am<br />

Haken“ verfolgt und dokumentiert wird<br />

und erfordert eine enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Züchtungsunternehmen und der<br />

Besamungsstation. Ziel ist es, die Eber<br />

auf einer breiten genetischen Basis im<br />

Feld zu testen. Neben den Abferkeldaten<br />

wie Wurfgröße und Geschlecht wird bei<br />

den Ferkeln ein besonderes Augenmerk<br />

auf Anomalien gelegt. Durch zusätzliche,<br />

nummerierte Ohrmarken erfolgt eine<br />

Einzeltierkennzeichnung und somit eine<br />

Wurfzuordnung.<br />

Die Ferkel werden getrenntgeschlechtlich<br />

aufgezogen und gemästet. „Wir leisten sozusagen<br />

eine Vorarbeit als Dienstleistung<br />

für andere Ferkelerzeuger“ erklärt Bernd<br />

Schmidt. Voraussetzung für das Testprogramm<br />

sei die korrekte Datenerfassung<br />

sowie ein gewisses „Pflichtbewusstsein“,<br />

führt er weiter aus. So dürfe beispielsweise<br />

keine Überkreuzbelegung erfolgen, damit<br />

der Einfluss des Ebers immer eindeutig<br />

nachvollziehbar ist.<br />

Einzeltiererfassung am Schlachthof<br />

Die Ferkel werden nach dem Absetzen<br />

beim Umstallen in den Ferkelaufzuchtstall<br />

gruppenweise gewogen. Im Maststall<br />

werden die Gruppen halbiert und ebenfalls<br />

in der Gruppe gewogen. Am Schlachthof<br />

erfolgt dann die Einzeltiererfassung durch<br />

Mitarbeiter des Züchtungsunternehmens.<br />

Zusammen mit den einzelnen Mast- und<br />

Schlachtleistungsdaten des Schlachthofs<br />

wie Schlachtgewicht, Rückenmuskel- und<br />

Speckdicke sowie Magerfleischanteil<br />

wird eine individuelle Bewertung der Eber<br />

möglich.<br />

Eigenremontierung mit<br />

Wechselkreuzung<br />

Für die Ferkelerzeugung werden die db-<br />

Classic-Sauen mit einem Pietraineber<br />

besamt. Der komplette Betrieb wird im<br />

Drei-Wochen-Rhythmus gefahren. Zur<br />

Nachzucht führt Schmidt eine Eigenremontierung<br />

durch und arbeiten mit der<br />

Wechselkreuzung auf der Basis <strong>von</strong> zwei<br />

Linien auf Landrasse bzw. Large White-<br />

Basis.<br />

Es wird immer abwechselnd Sperma <strong>von</strong><br />

einer der beiden Ausgangslinien eingesetzt,<br />

so dass die Genanteile langfristig<br />

im Verhältnis <strong>von</strong> einem Drittel zu zwei<br />

Dritteln schwanken. Der Vorteil dieser Eigenremontierungsvariante<br />

ist, dass keine<br />

Zuchttiere <strong>von</strong> außen zugekauft werden<br />

müssen und damit die Herdengesundheit<br />

stabil bleibt. Der Zuchtfortschritt der Herde<br />

wird ausschließlich durch den Spermazukauf<br />

realisiert.<br />

Futterstrategie auf Produktionssicherheit<br />

ausgerichtet<br />

Schmidts setzen im ganzen Betrieb auf<br />

Trockenfütterung. „Uns ist es wichtig, dass<br />

wir eine gute Rohfaserstruktur haben, deswegen<br />

basieren die Sauenfuttersorten auf<br />

Gerste“, erklärt Bernd Schmidt. „Dies erhöht<br />

die Produktionssicherheit und mache<br />

die Tiere satter und damit ruhiger.“<br />

Das Ziel ist, zum Absetzen keinen Futterwechsel<br />

zu haben. Dieses Prinzip wird bis<br />

in die Mast fortgesetzt. Mit dem Chargenmischer<br />

lassen sich die Futtermischungen<br />

gut verschneiden. In der Ferkelaufzucht<br />

bekommen die Ferkel nach dem Absetzen<br />

ein Futter mit höheren Säurekonzentration<br />

zur Absicherung gegen Durchfall. Dieses<br />

wird dann mit dem Schmausfutter verschnitten.<br />

Berater Gerhard Junge erklärt:<br />

„Durch die hohe Schmackhaftigkeit und<br />

Verdaulichkeit des Schmausfutters haben<br />

die Tiere eine hohe Futteraufnahme.“<br />

Das Fütterungskonzept der Mastschweine<br />

ist: eine hohe Energiedichte in der Vormast<br />

zum Muskelaufbau und ein Energiereduziertes<br />

Futter in der Endmast, aktuell<br />

36 MJ/Tier und Tag. Dadurch erreichen<br />

Schmidts einen durchschnittlichen Magerfleischanteil<br />

<strong>von</strong> 57 Prozent. „Vorne Gas<br />

geben und hinten bremsen“, fassen Bernd<br />

und Heinz Schmidt und Gerhard Junge ihr<br />

gemeinsames Erfolgsrezept zusammen.<br />

Gruppenfoto mit v.l.n.r.: <strong>ForFarmers</strong>-Berater Gerhard<br />

Junge, Bernds Frau Susanne und Tochter Charlotte, Bernd<br />

und Heinz Schmidt.<br />

Familie Schmidt bewirtschaftet in Riepe<br />

bei Bad Fallingbostel einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit 21 Hektar Ackerbau und<br />

40 Hektar Wald. Aufgrund der geringen<br />

Fläche haben sich Heinz und Irmgard<br />

Schmidt schon früh auf die Schweineproduktion<br />

spezialisiert.<br />

1977 wurde der erste Schritt in die Jungsauenvermehrung<br />

gemacht. Seither haben<br />

Schmidts in mehreren Schritten <strong>von</strong> 65<br />

auf heute 170 db-Classic-Sauen und 1450<br />

Schweinemastplätze aufgestockt. Die<br />

Jungsauenvermehrung haben sie inzwischen<br />

wieder eingestellt und sind dafür<br />

Ebertestbetrieb.<br />

Heute wird das Unternehmen als Eltern-<br />

Sohn-GbR geführt. Die GbR macht<br />

die Ferkelproduktion und einen Teil der<br />

Ferkelaufzucht und Mast. Junglandwirt<br />

Bernd Schmidt betreibt einen weiteren<br />

Ferkelaufzucht- und Maststall. In naher<br />

Zukunft möchte er sein Energiekonzept<br />

auf dem Hof verändern, um unabhängiger<br />

zu werden. Er überlegt deshalb, in die<br />

Strom- und Wärmeproduktion mit Holzgas<br />

einzusteigen.<br />

Gefüttert wird im Sauenbereich ein 12,2<br />

MJ-Futter für die tragenden Sauen.<br />

Säugenden Sauen bekommen ein 13,4<br />

MJ-Futter und Jungsauen ein Futter mit<br />

12,2 MJ ME.<br />

In der Abferkelbucht wird der Prestarter<br />

„Ferkelgeil“ zum Anfüttern eingesetzt,<br />

über das Absetzen hinaus wird „Porvital<br />

Wean“ mit 14,2 MJ gefüttert. In der Ferkelaufzucht<br />

bekommen die Ferkel anschließend<br />

„Porvital Fit“. In der Endmast werden<br />

„MK extra“ und „Endmast HY“ eingesetzt,<br />

die beide 13,0 MJ haben.<br />

17


Damit das Fell nicht juckt:<br />

Räudemilben wirkungsvoll bekämpfen<br />

Die Sarcoptesräude zählt zu den wirtschaftlich bedeutsamsten Parasiten<br />

des Schweines. Minderleistungen <strong>von</strong> mehr als 10 Prozent sowohl<br />

in der Futterverwertung als auch in den Tageszunahmen können<br />

die Folge sein. Im Interview mit der Futterpost gibt Dr. Michael Alt<br />

vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachen,<br />

Oldenburg, Tipps und Behandlungsoptiionen zur Bekämpfung<br />

der Räudemilben.<br />

Dr. Michael Alt, Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg.<br />

18<br />

Äußere Parasiten sind für das<br />

Schwein nicht nur lästig, sondern<br />

kosten auch Leistung und damit<br />

Geld. Welche Ektoparasiten spielen<br />

bei Mast- und Zuchtschweinen heute<br />

eine Rolle?<br />

Während die Haarbalgmilbe (Demodex<br />

suis) in Deutschland keine Rolle spielt und<br />

Befall mit der Schweinelaus (Hämatopinus<br />

suis) nur noch vereinzelt in extensiven<br />

Schweinehaltungen anzutreffen ist, kommt<br />

die durch Milben verursachte Räude immer<br />

noch in vielen Betrieben vor. Die Larven<br />

und Eier der Räudemilben (Sarcoptes suis)<br />

sind sehr widerstandsfähig, so dass auch<br />

regelmäßige Behandlungsmaßnahmen<br />

die Infektion im Bestand nicht auf Dauer<br />

beseitigen.<br />

Obwohl ältere Zuchtschweine eine Immunität<br />

ausbilden, sind Zuchtbestände<br />

stärker betroffen. Denn die Produktion<br />

läuft kontinuierlich, ständig können neue<br />

Ferkel angesteckt werden und nicht in allen<br />

Bereichen werden die Stallabteile im Rein-<br />

Raus-Verfahren belegt. In reinen Mastbetrieben<br />

mit Rein-Raus-Belegung dagegen<br />

kann die Milbenpopulation nach Leeren des<br />

Bestandes oder Abteiles mit nachfolgender<br />

Reinigung und Leerstand verschwinden. Sie<br />

kann allerdings mit der Neueinstallung auch<br />

wieder entstehen.<br />

Gibt es Haltungsformen, die eine<br />

Übertragung <strong>von</strong> äußeren Parasiten<br />

begünstigen?<br />

In sämtlichen Haltungsformen mit kontinuierlicher<br />

Belegung, unterbleibender<br />

Leerung und Reinigung oder eine Reinigung<br />

behindernden Rückzugsmöglichkeiten halten<br />

sich Milben leicht und können dadurch<br />

immer wieder neue Schweine befallen. Dies<br />

muss besonders bei Tiefstreuställen und<br />

Auslaufhaltungen bedacht werden.<br />

Wie lassen sich die Räudemilben<br />

behandeln?<br />

Es stehen eine Reihe <strong>von</strong> gut wirksamen<br />

Mitteln zur Verfügung. Sie sind entweder<br />

als Arzneimittelvormischung zur Herstellung<br />

eines Fütterungsarzneimittels<br />

vorgesehen, können aber auch äußerlich<br />

angewendet oder injiziert werden. Mit allen<br />

Anwendungsarten lassen sich gute Behandlungserfolge<br />

erzielen. Alle Mittel müssen<br />

vom behandelnden Tierarzt bezogen<br />

oder verschrieben werden.<br />

Für regelmäßige und planbare Behandlungen<br />

können Fütterungsarzneimittel mit dem<br />

Wirkstoff Ivermectin eingesetzt werden.<br />

Vorteile sind neben dem geringen Arbeitsaufwand<br />

die Wirkung gegen Würmer und<br />

die kurze Wartezeit <strong>von</strong> 12 Tagen. Die<br />

Injektionspräparate mit dem Wirkstoff<br />

Doramectin oder Ivermectin haben zwar<br />

Wartezeiten <strong>von</strong> 14 bis 56 Tagen, weisen<br />

aber auch eine tendenziell bessere Verteilung<br />

und längere Wirkungsdauer auf<br />

und sind deshalb zu bevorzugen. Bei den<br />

Injektionspräparaten werden auch die<br />

Larven miterfasst, die aus den in der Haut<br />

abgelegten Milbeneiern schlüpfen.<br />

Recht arbeitsaufwändig und nicht gegen<br />

Würmer wirksam ist die äußerliche Behandlung<br />

mit einem den Wirkstoff Phoxim enthaltenden<br />

Arzneimittel (Wartezeit 28 Tage).<br />

Bei starkem Befall sind die Ohren der Tiere<br />

zusätzlich mit dieser Waschlösung zu behandeln.<br />

Weil nach ca. einer Woche weitere<br />

Milbenlarven geschlüpft sind, muss für<br />

einen dauerhaften Erfolg die Behandlung<br />

nach ca. 7 bis 10 Tagen wiederholt werden.<br />

Einfacher und besser wirksam, aber teurer,<br />

ist der Einsatz eines „pour on“-Präparates<br />

mit 16 Tagen Wartezeit, welches nur über<br />

die Tiere gegossen werden muss.<br />

Sämtliche gegen Räude wirksame Verfahren<br />

wirken auch zuverlässig gegen Läusebefall.<br />

Um ein Wiederauftreten zu vermeiden,<br />

sollte ergänzend eine Reinigung und<br />

Besprühung <strong>von</strong> Ställen und der Stalleinrichtung<br />

mit einem entsprechenden Mittel<br />

erfolgen. Läuse und Milben überleben<br />

ohne Schweine ca. 5 bzw. 10 Tage.<br />

Was ist beim Zukauf bzw. beim Einstallen<br />

zugekaufter Tiere zu beachten?<br />

Zugekaufte Zuchttiere sollten spätestens in<br />

der Eingliederungsphase behandelt werden,<br />

sofern die Tiere nicht aus einem räudefreien<br />

Zuchtbetrieb stammen. Schweinezuchtorganisationen<br />

führen meist eine Gesundheitskontrolle<br />

durch, die Maßnahmen gegen<br />

Räude mit einschließt. In den so genannten<br />

SPF (Specific pathogen free) – Verfahren,<br />

welches das Vorkommen spezifischer<br />

Krankheitserreger ausschließt, ist die<br />

Räudefreiheit in aller Regel enthalten. Die<br />

Schweinegesundheitsdienste in Deutschland<br />

haben eine Arbeitsgruppe gebildet und<br />

eine Verfahrensweise festgelegt, nach der<br />

einheitlich die Räude-Unverdächtigkeit <strong>von</strong>


Schweinezuchtbetrieben zertifiziert wird.<br />

Gegebenenfalls sind diesbezüglich vor dem<br />

Zukauf <strong>von</strong> Zuchttieren entsprechende<br />

Informationen einzuholen. Beim Zukauf <strong>von</strong><br />

Mastferkeln können in Zweifelsfällen bei der<br />

Einstallung Behandlungen zusammen mit<br />

einer Entwurmung durchgeführt werden.<br />

Welche Hygienemaßnahmen versprechen<br />

Erfolg bei der nachhaltigen<br />

Bekämpfung der Parasiten?<br />

Beim Zukauf sollten die erwähnten Vorsichtsmaßnahmen<br />

eingehalten werden.<br />

Wenn im Bestand Räude vorliegt, sollte<br />

entweder der ganze Bestand mit dem Ziel<br />

einer Räudetilgung zweimal im Abstand <strong>von</strong><br />

14 Tagen behandelt werden. Als Minimalprogramm<br />

sollten Sauen vor dem Abferkeln<br />

behandelt werden, um die Saugferkel vor<br />

der Ansteckung zu schützen. Auch die<br />

Eber sollten mindestens zweimal jährlich<br />

in die Behandlung miteinbezogen werden,<br />

um eine Ansteckung der Sauen im<br />

Deckzentrum zu verhindern. Auch vor der<br />

Beschickung <strong>von</strong> Ausläufen oder schwer<br />

zu reinigenden Ställen sind entsprechende<br />

Maßnahmen zu treffen.<br />

Wie hoch schätzen Sie den wirtschaftlichen<br />

Schaden ein, den Ektoparasiten<br />

hervorrufen?<br />

Der Schaden kann je nach Befallsgrad <strong>von</strong><br />

minimal bis erheblich reichen. Bei Mastschweinen<br />

sind Einbußen bis zu 10 % bei<br />

der Futterverwertung beschrieben. Die<br />

Unruhe kann Beißereien und Kannibalismus<br />

begünstigen. Die Wurfgewichte abgesetzter<br />

Ferkel können deutlich reduziert sein,<br />

wenn die Milchleistung der Sauen beeinträchtigt<br />

ist. Die Kosten für die Behandlung<br />

mit Akariziden in Höhe <strong>von</strong> etwa 2 bis 3 € je<br />

Injektion sind also schnell wieder verdient.<br />

Verkaufstiere mit augenscheinlichem<br />

Räudebefall sind keine Werbung für den<br />

Herkunftsbetrieb und starker Befall wird<br />

zum Tierschutzproblem.<br />

Könnte ein besserer Informationsaustausch<br />

zwischen den einzelnen<br />

Erzeugungsstufen helfen, die Belastung<br />

der Tiere mit äußeren Parasiten<br />

zu verringern?<br />

Tiere mit Läusebefall sollten überhaupt<br />

nicht mehr auftreten bzw. gehandelt<br />

werden. Bezüglich Räude sollten alle<br />

Seiten grundsätzlich eine geringe Belastung<br />

anstreben. Sofern die Tiere nicht als<br />

unverdächtig verkauft werden, sollte in der<br />

Eingliederung eine sorgfältige Behandlung<br />

erfolgen unter Beachtung der Dosierung<br />

(Injektion), Anwendungsdauer (Fütterungsarzneimittel)<br />

und Häufigkeit (zweimal<br />

Waschen). Bei Ebern kann die Behandlung<br />

leicht im Zuchtbetrieb stattfinden. Eine<br />

Abstimmung der Betriebe in dieser ist ausgesprochen<br />

vorteilhaft.<br />

Behandlungsoptionen bei Räudemilben<br />

Hinweis: Alle Mittel sind verschreibungspflichtig. Bitte fragen Sie Ihren Tierarzt.<br />

Quelle: Dr. Michael Alt, Schweinegesundheitsdienst LWK Niedersachsen.<br />

Wirkstoff Art der Anwendung Wirkungsspektrum Wartezeit Vorteile/Nachteile<br />

Ivermectin Fütterungsarzneimittel Räudemilben u. Larven, 12 Tage geringer Arbeitsaufwand, planbare Behandlung<br />

Würmer<br />

Doramectin Injektionspräparat Räudemilben u. Larven, 56 Tage bessere Verteilung, längere Wirkungsdauer<br />

Würmer<br />

Ivermectin Injektionspräparat Räudemilben u. Larven, 14 Tage bessere Verteilung, längere Wirkungsdauer<br />

Würmer<br />

Phoxim Waschlösung Räudemilben 28 Tage arbeitsaufwändig, Wiederholung nach 7-10 Tagen<br />

(Larvenschlupf) notwendig<br />

Phoxim Pour-on Präparat Räudemilben 16 Tage bessere Wirkung als Waschlösung, Wiederholung<br />

nach 7-10 Tagen (Larvenschlupf) notwendig<br />

19


Mit Alternativ-Haltung erfolgreich<br />

Eier erzeugen und vermarkten<br />

Im Rahmen der Einweihung des neuen Legehennenstalls der Familie Trecksler in Lehe/Emsland, lud<br />

<strong>ForFarmers</strong> interessierte Landwirte zu einem Mini-Symposium rund um das Thema „Alternative Legehennenhaltung“<br />

ein. Das Symposium bot mit vier Vorträgen handfeste Informationen für die Neueinsteiger<br />

und zeigte, dass der Landwirt mit erfahrenen Partnern viele Stolpersteine <strong>von</strong> vornherein<br />

vermeiden kann.<br />

Der Vertreter der Niedersächsischen<br />

Landgesellschaft (NLG), die den Bauherrn<br />

Heinz Trecksler <strong>von</strong> der Planung bis<br />

zur Fertigstellung betreut hat, stellte den<br />

Ablauf der Realisierung des Vorhabens<br />

Schritt für Schritt vor. Da es in Deutschland<br />

seit Anfang <strong>2010</strong> untersagt ist,<br />

Legehennen in den altbekannten Käfigen<br />

zu halten, entschied sich Familie Trecksler<br />

für die Haltungsform „Bodenhaltung“. Hier<br />

können sich die Hennen frei im Stall bewegen.<br />

Der Aufbau ist im Gegensatz zur<br />

bisherigen Käfighaltung großzügig: Bis zu<br />

18 Hennen dürfen in drei übereinander angeordneten<br />

Sitzstangen pro Quadratmeter<br />

Stallfläche gehalten werden. Die Hühner<br />

werden in Gruppen zu jeweils maximal<br />

6.000 Tiere gehalten.<br />

Planung und Genehmigung<br />

in mehreren Schritten<br />

Der Planungsspezialist stellte den Ablauf<br />

des Planungs- und Genehmigungsverfahrens<br />

vor: „Ein 55.000er Legehennenstall<br />

bedeutet ein Genehmigungsverfahren<br />

nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

mit Öffentlichkeitsbeteiligung, aber im<br />

Normalfall ohne Umweltverträglichkeitsprüfung.“<br />

Erst nach dessen Abschluss<br />

kann es in die Detailplanung zur Art und<br />

Weise der Bauausführung und schließlich<br />

zur Baugenehmigung gehen. Dabei sind<br />

noch wichtige fachliche Details zu klären:<br />

„Ein wichtiger Bestandteil der Antragsunterlagen<br />

ist der Flächennachweis. Hier<br />

ist nachzuweisen, dass die anfallenden<br />

Trockenkot- und Güllemengen nach Nährstoffbilanz<br />

ordnungsgemäß auf dafür zur<br />

Verfügung stehenden Flächen als Dünger<br />

Bilder: Das Symposium zur Legehennenhaltung war sehr gut besucht. <strong>ForFarmers</strong> überreichte Familie Trecksler ein schmuckes Hofschild für den neuen Stall.<br />

20


verbracht werden können. Stehen nicht<br />

genügend eigene oder gepachtete Flächen<br />

zur Verfügung, muss die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung anderweitig durch Abgabe<br />

geregelt werden.“<br />

Schließlich folgten die Ausschreibung,<br />

die Erteilung der Aufträge und die Bauausführung.<br />

„Gerade im Geflügelbereich<br />

ist ein zügiger Bauablauf erforderlich, da<br />

die Tiere in der Regel bestellt sind, wenn<br />

mit der Baumaßnahme begonnen wird,<br />

d.h. dass die Tiere wachsen und zu einem<br />

Stichtag eingestallt werden müssen.<br />

Aufhalten lässt sich dies in der Regel dann<br />

nicht mehr, auch wenn uns das Wetter wie<br />

in diesem Winter und Frühjahr einmal zu<br />

schaffen macht.“<br />

Stallkonzept im Komplettpaket<br />

Im nächsten Vortrag stellte die Firma Big<br />

Dutchman den Stallneubau der Familie<br />

Trecksler ausführlich vor. Das Unternehmen<br />

hat den Stall als Komplettpaket <strong>von</strong><br />

der Außenhaut bis zum Volierensystem mit<br />

Zuluft- und Abluftführung und Kotbandbelüftung,<br />

dem kompletten Fütterungssystem<br />

einschließlich Silos und Schnecken sowie<br />

der Wasserführung, Eiersammelsystem<br />

und Entmistung geliefert. Hinzu kamen die<br />

Licht-Anlage und die EDV-Steuerung.<br />

Eiermarkt nach dem Ende<br />

der Käfighaltung<br />

In der Präsentation der Firma Kwetters,<br />

über die die Familie Trecksler die Eier<br />

vermarkten wird, ging es um das Thema<br />

„Eiermarkt und Eiqualität nach dem Ende<br />

der Käfighaltung“. Das Unternehmen vermarktet<br />

pro Woche 35 Millionen Eier, <strong>von</strong><br />

denen 60 Prozent aus der Bodenhaltung<br />

wie im Betrieb Trecksler kommen. Etwa<br />

45 Prozent der Eier werden im deutschen<br />

Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Die<br />

Höfe der Lieferanten stehen noch zu drei<br />

Viertel der erzeugten Eier in den Niederlanden<br />

und zu 15 Prozent in Deutschland,<br />

wobei das Volumen in Deutschland ständig<br />

wächst.<br />

Der Referent machte deutlich: „Der<br />

Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verkauft<br />

die meisten Eier und möchte nur alternative<br />

Eier verkaufen. In Deutschland ist<br />

die Umstellung im LEH jetzt erfolgt, aber<br />

erfahrungsgemäß stellen nur 25 Prozent<br />

der bisherigen Käfighalter auf alternative<br />

Haltung um. Die neuen Ställe bauen die<br />

Neueinsteiger und das sind Milchviehhalter,<br />

Ackerbauern und Putenfarmer.“<br />

Familie Trecksler in Lehe hat in einen 55.000er Legehennen-Stall investiert.<br />

Nach einer guten Marktperiode kommt<br />

immer eine Periode, in der der Landwirt zu<br />

Selbstkosten vermarkten müsse. „Dann<br />

ist der wichtigste Faktor die Schalenstärke.<br />

Diese Phase überstehen Sie am<br />

besten, wenn Sie dafür sorgen, dass das<br />

Huhn auch mit 60 Wochen noch eine gute<br />

Schale produziert. Hühner werden nur<br />

wegen schlechter Schalen ausgestallt.<br />

Wenn Sie das im Griff haben, brauchen<br />

Sie in zehn Jahren nur sieben Herden. Ein<br />

Huhn weniger sind allein schon vier Euro<br />

weniger Kosten.“ Abschließend machte<br />

der Kwetters-Berater deutlich: „Die Zahl<br />

der Eier und deren Schalenstärke ist sehr<br />

stark vom Futter abhängig. Achten Sie<br />

deshalb auf die Fütterung.“<br />

Fütterungsmanagement<br />

bringt viel Futter hinein<br />

<strong>ForFarmers</strong>-Geflügelspezialist Tobias<br />

Ferling informierte die Landwirte über den<br />

Einfluss <strong>von</strong> Futter und Fütterung auf die<br />

Tiergesundheit und die Herdenleistung.<br />

Er machte deutlich, dass das Fütterungsmanagement<br />

für den Legehennenhalter<br />

der entscheidende Erfolgsfaktor sei. „Sie<br />

müssen so viel Futter wie möglich in die<br />

Henne hineinbekommen, die Frage ist nur,<br />

wie. Die Bedarfsspitze liegt ab der Legereife<br />

bis zum Ende der Wachstumsphase<br />

der Henne. Dann dürfen Sie das Futter<br />

nicht beschränken. Fünf bis sechs Fütterungen<br />

pro Tag sind dann nötig, wobei die<br />

Kette einmal leer gefressen werden muss.<br />

Zu vermeiden ist ein zu hoher Füllstand<br />

der Kette, sonst suchen die Hühner das<br />

Maiskorn heraus und betreiben so Luxuskonsum.“<br />

Calcium-Versorgung der Tiere<br />

Ganz entscheidend ist laut Tobias Ferling<br />

die Calcium-Versorgung der Legehenne:<br />

„Das ist für die Eierschale und für das<br />

Skelett gleichzeitig wichtig, weshalb die<br />

Legereife zum Flaschenhals wird. Mit<br />

steigenden Eigengewichten der Henne<br />

erhöht sich entsprechend der Calcium-<br />

Bedarf. Produzieren Sie dann keine höheren<br />

Eigewichte, als ihr Vermarkter sie fordert.“<br />

Das Auffüllen des Calcium-Pools könne in<br />

Phasen des Spitzenbedarfs auch über das<br />

Trinkwasser erfolgen, informierte Tobias<br />

Ferling.<br />

Schließlich ist eine angepasste Fütterung<br />

für eine stabile Verdauung wichtig. Und<br />

trockener Kot ist laut Ferling wichtig für die<br />

Eiqualität, weil Schmutzeier Abzüge brächten,<br />

gleichzeitig aber auch ein wichtiger<br />

Hinweisgeber auf Mängel in der Fütterung<br />

oder im Gesundheitsstatus sind. Feuchter<br />

Kot kann auf eine Proteinüberversorgung<br />

und auf eine Dysbakteriose hindeuten.<br />

„Darauf müssen Sie achten und im Ernstfall<br />

eingreifen. Sie müssen immer angepasst<br />

füttern“, lautete der abschließende Rat des<br />

<strong>ForFarmers</strong>-Spezialisten.<br />

Legehennenstall Trecksler<br />

Betriebsform: 55.000 Legehennen in<br />

Bodenhaltung<br />

Stalltyp: Big Dutchman Natura<br />

Step Volierensystem<br />

Baugröße: 120 m Länge, 30 m Breite<br />

Aufstallung: 7 Reihen in Quer- und<br />

Längsrichtung mit diversen<br />

Abtrennungen für 10 Grupen<br />

und zeitweiser Absperung<br />

unter den Reihen<br />

Ausstattung: Stall komplett aus Sandwichpaneelen<br />

gebaut<br />

(Dach- und Seitenwände)<br />

Brücke über der Anlage als<br />

Fluchtweg (Brandschutz)<br />

Dachventilatoren (Big<br />

Dutchman-System)<br />

Eierpacken: Moba 100 Eierpacker<br />

21


Nützliche Tipps im Rahmen<br />

des Poultrycare ® -Scans<br />

Ende des letzten Jahres hat <strong>ForFarmers</strong> der Poultrycare ® -Scan<br />

eingeführt. Der Scan ist in verschiedene Kategorien aufgeteilt. In<br />

den nächsten Auflagen der Futterpost möchten wir Ihnen aus jeder<br />

Kategorie die nützlichsten Tipps vorstellen. In dieser Ausgabe<br />

widmen wir uns dem Thema „Tierkontakte“.<br />

Anhand der ermittelten Kennzahl<br />

in verschiedenen Kategorien des<br />

Poultrycare ® -Scans kann der Hygienestatus<br />

des Betriebes bestimmt werden.<br />

Der Poultrycare ® -Scan reduziert, durch<br />

vorbeugende Hygienemaßnahmen, die<br />

Gesundheitsrisiken für Ihren Legehennenbetrieb.<br />

Der Poultrycare ® -Scan<br />

Der Poultrycare ® -Scan ist in verschiedene<br />

Kategorien aufgeteilt:<br />

• Tierkontakte<br />

• Ungeziefer und (Haus-)Tiere<br />

• Hygiene<br />

• Menschen<br />

• Luft und Klima<br />

• Materialien und Werkzeuge<br />

• Futter und Wasser<br />

• Freier Auslauf - extra Risikofaktoren<br />

Jede Kategorie stellt einen Risikofaktor<br />

dar, wodurch Krankheitserreger in einen<br />

Betrieb eingetragen werden können und<br />

sich über den ganzen Betrieb verbreiten<br />

können. Pro Kategorie stellt der Poultrycare<br />

® Spezialist einige Fragen, um beurteilen<br />

zu können, welche Kennzahl der<br />

Betrieb in dieser Unterkategorie erhält.<br />

Diese Punktzahl wird für die Bio-Sicherheitsmatrix<br />

benutzt. Von dieser Matrix<br />

kann abgelesen werden, wie hoch das<br />

Risiko ist, dass bestimmte spezifische<br />

Geflügelkrankheiten im Betrieb auftreten<br />

können.<br />

Übertragung <strong>von</strong> Geflügelkrankheiten<br />

Geflügelkrankheiten können auf verschiedene<br />

Weisen in den Betrieb gelangen<br />

und sich über den ganzen Betrieb<br />

verbreiten. Ein wichtiger Faktor ist der<br />

Kontakt zwischen den Tieren. Es handelt<br />

sich vor allem um den Kontakt der Legehennen<br />

untereinander, aber auch um den<br />

Kontakt zwischen den Legehennen und<br />

den anderen Tierarten des Betriebes.<br />

Es gibt nämlich bestimmte Krankheiten,<br />

die zum Beispiel auch <strong>von</strong> Schweinen<br />

auf Legehennen übergetragen werden<br />

können, wie beispielsweise Rotlauf. Deshalb<br />

ist es wichtig, die Krankheitserreger<br />

draußen zu halten und die Kontakte<br />

zwischen den Tieren auf ein Minimum zu<br />

reduzieren.<br />

22


Der Einschleppung der<br />

Krankheitserreger vorbeugen<br />

Um der Einschleppung <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />

so gut wie möglich vorzubeugen,<br />

ist es wichtig, dass Sie die jungen Hennen<br />

<strong>von</strong> nur einem Lieferanten bekommen<br />

und vorzugsweise <strong>von</strong> einer Elterntierherde.<br />

Im Hinblick auf die Hygiene ist<br />

es meistens ideal, dass alle Junghennen<br />

in einem Mal in alle Ställe gesetzt werden<br />

und nach der Lieferung nicht mehr<br />

umgestallt werden: 100 Prozent All-in/<br />

All-out-Prinzip für den ganzen Betrieb.<br />

Hiermit beschränken Sie die Zeitpunkte,<br />

zu denen Krankheitserreger in Ihren<br />

Betrieb eingetragen werden können.<br />

Falls Sie verschiedene Altersgruppen im<br />

Betrieb haben bedeutet dieses auch ein<br />

erhöhtes Risiko, da die älteren Hennen<br />

Krankheitserreger auf den jungen Hennen<br />

übertragen können.<br />

Kranke und tote Hennen entsorgen<br />

Kranke und tote Henne sind eine Quelle<br />

für Krankheitskeime. Wenn diese Tiere<br />

eine längere Zeit im Stall bleiben, können<br />

sie die Krankheit auch länger auf die<br />

anwesenden Hennen übertragen. Tote<br />

Tiere können <strong>von</strong> den gesunden Hennen<br />

angepickt werden und so die Krankheitskeime<br />

übertragen. Zur Vorbeugung einer<br />

weiteren Verbreitung <strong>von</strong> Krankheitskeimen<br />

ist es deshalb wichtig, dass kranke<br />

und tote Hennen so schnell wie möglich<br />

aus dem Stall entfernt werden.<br />

Getrennte Arbeitskleidung für<br />

verschiedene Tierarten / Ställe<br />

Um zu vermeiden, dass die Legehennen<br />

<strong>von</strong> bestimmten Krankheitserregern<br />

anderer Tierarten oder <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />

aus einem anderen Stall infiziert<br />

werden, ist es wichtig, dass es ausreichend<br />

Arbeitsbekleidung gibt. So sollen<br />

pro Stall ein Overall und Stiefel vorhanden<br />

sein, und zwar sowohl für Besucher,<br />

als auch für den Betreuer selbst.<br />

Auch ist es wichtig, sich die Hände zu<br />

waschen, bevor man in den Stall hineingeht<br />

und nachdem man den Stall<br />

verlässt. Diese Maßnahmen können das<br />

Verbreitungsrisiko <strong>von</strong> Krankheitserregern<br />

über einen Betrieb vermindern.<br />

Tabelle: Die Bio-Sicherheitsmatrix<br />

Durch Tierkontakte können viele Geflügelkrankheiten übertragen werden.<br />

Risiko Viren Bakterien Parasiten<br />

Krankheit 1 Krankheit 2 Krankheit 3 Krankheit 4 Krankheit 5 Krankheit 6<br />

Tierkontakte + + + + + +<br />

Ungeziefer und (Haus-)Tiere + + + +<br />

Hygiene + + + + + +<br />

Menschen + + + +<br />

Luft/Klima + +<br />

Materialien und Werkzeuge + +<br />

Futter und Wasser + +<br />

Freier Auslauf und extra<br />

Risikofaktoren<br />

+ +<br />

23


24<br />

Zukunft der Mastgeflügelhaltung nach Meinun<br />

Die Futterpost befragte Zuchtorganisationen<br />

in den Niederlanden<br />

nach ihren Erwartungen<br />

für die kommenden Jahre. In<br />

dieser Ausgabe <strong>von</strong> „Futterpost“<br />

ist Paul van Boekholt <strong>von</strong><br />

Hubbard an der Reihe. Dieses<br />

Interview ist das dritte und<br />

damit letzte Interview in der<br />

Reihe der Zuchtorganisationen.<br />

Bitte erzählen Sie uns kurz etwas<br />

über Hubbard.<br />

Hubbard wurde 1921 in Amerika gegründet<br />

und ist seit 2005 Teil der französischen<br />

„Groupe Grimaud“. Die Kerntätigkeit ist<br />

die Zucht. Weltweit arbeiten rund 1400<br />

Menschen bei der Gruppe, da<strong>von</strong> rund die<br />

Hälfte für Hubbard. Die Elterntiere werden<br />

aus den eigenen Produktionszentren<br />

in Europa, Amerika und Brasilien in rund<br />

einhundert Länder geliefert. Mithilfe eines<br />

ausgedehnten Netzwerkes kann Hubbard<br />

immer in der Nähe des Kunden sein. Das<br />

Team <strong>von</strong> Hubbard Nederland BV in Heerde<br />

ist für den Verkauf und die technische Unterstützung<br />

in Nordeuropa zuständig.<br />

Wie sieht Hubbard die Zukunft der<br />

Mastgeflügelhaltung in Nordwesteuropa?<br />

Wir erwarten eine Fortsetzung der Vergrößerungen<br />

bei Schlachthöfen und Brütereien<br />

und damit auch größere Mastgeflügel(-familien-)betriebe.<br />

Die Supermärkte werden<br />

dabei eine sehr wichtige Rolle spielen. Sie<br />

sind schließlich der Verkaufskanal, über<br />

den das meiste Geflügelfleisch abgesetzt<br />

wird. Gesundheit, Umwelt und der Einsatz<br />

<strong>von</strong> weniger Antibiotika werden immer<br />

wichtiger, weil die Konsumenten immer bewusster<br />

und mündiger werden. Außerdem<br />

sehen wir einen Fokus auf der „nationalen/<br />

regionalen“ Produktion, weil sich ein Produzent<br />

damit <strong>von</strong> der Masse abheben kann.<br />

Im Bereich der Zuchtbetriebe wird „Genomics”<br />

(eine neue und genaue Technik,<br />

mit der der Zusammenhang zwischen dem<br />

Genmuster und gewissen Selektionsmerkmalen<br />

festgestellt werden kann) in einigen<br />

Jahren als Ergänzung zur traditionellen<br />

Zucht eine wichtige Rolle spielen. Nur zur<br />

Klarstellung: Das hat überhaupt nichts mit<br />

einer Genmodifikation zu tun! Entwicklungen<br />

hinsichtlich der Produktionsmerkmale<br />

wie Futterverwertung, Wachstum, bessere<br />

Haltungsbedingungen, Fleischqualität und<br />

Produktivität können dann schneller gehen.<br />

Wo liegt in den kommenden Jahren<br />

der Akzent in Ihrem Selektionsprogramm?<br />

Der Akzent liegt (außer auf den üblichen<br />

technischen Parametern wie Wachstum,<br />

Futterverwertung, besseren Haltungsbedingungen<br />

und Schlachtausbeute bei Mastgeflügel)<br />

auf Stabilität und Vorhersagbarkeit.<br />

Daneben bekommen auch Qualitäts- und<br />

Gesundheitsmerkmale bei gleichzeitigem<br />

Erhalt der wettbewerbsfähigen technischen<br />

Leistungen viel Aufmerksamkeit.<br />

Werden auch die Gesundheit, die<br />

Widerstandsfähigkeit der Küken<br />

und der Antibiotikaeinsatz stärker<br />

berücksichtigt?<br />

Wir haben uns schon seit Jahren auf die<br />

genannten Punkte konzentriert und werden<br />

das auch sicher weiter fortsetzen. Ein gutes<br />

Beispiel dafür ist, dass alle Hubbard-<br />

Produkte eine ausgezeichnete Futterverdauung<br />

realisieren. Das bietet klare<br />

Vorteile, darunter eine trockenere Einstreu,<br />

geringere Prozentsätze an Fußsohleninfektionen<br />

und Fußballenproblemen durch<br />

nassen Kot und somit weniger Antibitotikaeinsatz.<br />

Aus gesellschaftlicher und politischer<br />

Perspektive werden diese Elemente<br />

immer wichtiger. Gleichzeitig bringen sie<br />

dem Mastbetrieb zusätzliches Geld, denn<br />

sie führen nicht nur zu einer Kosteneinsparung<br />

(weniger Nachstreuen und geringerer<br />

Antibiotikaverbrauch), sondern auch zu<br />

einem höheren Ertrag durch eine bessere<br />

Qualität des Endproduktes.<br />

Muss der Geflügelhalter mit anderen<br />

Küken rechnen?<br />

In den kommenden fünf Jahren wird die<br />

Verbesserung der Küken im Bereich des<br />

Wachstums und der Futterverwertung weitergehen.<br />

Das bedeutet, dass die Qualität<br />

des Managements auch mitwachsen muss.<br />

Ein Schwerpunkt auf richtigem Management<br />

und richtiger Fütterung (Verwendung<br />

optimaler Rohstoffe und die richtige Futterform)<br />

ist also sehr wichtig.<br />

Langsam wachsendes Geflügel<br />

Hubbard rückt daher ein gutes Gleichgewicht<br />

in den Mittelpunkt. Das führt zu viel<br />

weniger Verdauungsproblemen als bei den<br />

anderen verfügbaren Rassen. Das ist ein<br />

genetisches Element, das wir mit größter<br />

Sorgfalt hegen und pflegen!<br />

Erwarten Sie, dass es in der Zukunft<br />

einen größeren Markt für<br />

langsamer wachsende Küken geben<br />

wird? Wenden Sie sich auch an dieses<br />

Marktsegment?<br />

Hubbard ist mit rund achtzig Prozent<br />

Marktanteil in Europa Marktführer in<br />

diesem Segment und hat schon mehr als<br />

vierzig Jahre Erfahrung in der Zucht und im<br />

Verkauf langsam wachsender Küken.<br />

In Frankreich nimmt dieses Segment<br />

bereits ca. 35-40 Prozent des Marktes<br />

ein. Das „Label Rouge“-Geflügel (mindestens<br />

84 Tage, mit Freilandhaltung) und<br />

das „zertifizierte“ Geflügel (56 Tage, ohne<br />

Freilandhaltung) sind traditionell die wichtigsten<br />

Segmente in dieser „alternativen“<br />

Produktion. Aber die jüngsten Entwicklungen<br />

in Frankreich gehen immer mehr in<br />

Richtung „Qualität-plus“-Geflügel, das der<br />

Standardproduktion etwas nähersteht, aber<br />

dennoch langsamer wachsende Muttertiere<br />

verwendet, zum Beispiel Hubbard JA57<br />

oder Hubbard JA87.<br />

Aus dem Einzelhandel und <strong>von</strong> nichtstaatlichen<br />

Organisationen wird der Ruf nach


g <strong>von</strong> Hubbard<br />

differenziertem Geflügel auch immer lauter.<br />

In England, wo rund zehn Prozent des Geflügels<br />

alternatives Geflügel ist, lässt sich<br />

diese Tendenz bereits gut erkennen. Eine<br />

wichtige Voraussetzung für den Erfolg und<br />

das weitere Wachstum dieses Segmentes<br />

ist, es nachfrage- und nicht produktionsgesteuert<br />

zu organisieren.<br />

Gibt es noch Ergänzungen zu diesen<br />

Fragen, die interessant sein können?<br />

Hubbard ist schon seit jeher ein zuverlässiger<br />

Partner. Wir denken, dass wir sehr<br />

gut aufgestellt sind, um in der Zukunft eine<br />

noch wichtigere Rolle spielen zu können.<br />

Paul van Boekholt, Business Director & Global<br />

Marketing Director bei Hubbard<br />

Hitzestress vorbeugen<br />

Geflügel hat bei höheren Temperaturen<br />

(z.B. im Sommer)<br />

Schwierigkeiten, ihre Körperwärme<br />

abzugeben und ist deshalb<br />

hitzestressempfindlich. Mit angemessenen<br />

Maßnahmen können<br />

Sie jedoch größere Probleme vermeiden<br />

und Schäden reduzieren.<br />

Bei den Hähnchen äußert Hitzestress<br />

sich durch geringeres Wachstum, einer<br />

schlechteren Futterverwertung und<br />

erhöhten Verlusten. Bei Legehennen /<br />

Elterntieren bemerken wir eine schlechtere<br />

Schalenqualität, niedrigere Eierproduktion<br />

und ein reduziertes Eigewicht. Es ist deshalb<br />

wichtig, dass Sie die Tiere während<br />

der warmen Perioden so gut wie möglich<br />

unterstützen, um möglichst geringe<br />

Produktionsverluste zu erleiden.<br />

Managementmaßnahmen<br />

Um dafür zu sorgen, dass die Tiere so wenig<br />

wie möglich unter der Hitze leiden, gibt<br />

es auch eine Reihe <strong>von</strong> Managementmaßnahmen,<br />

die getroffen werden sollten:<br />

Vor Hitzeperioden:<br />

• Gewöhnen Sie die Tiere tagsüber an<br />

eine Futterpause. Stellen Sie zum<br />

Beispiel ab dem 7. Tag das Futtersystem<br />

bei Masthähnchen ein Mal täglich<br />

(ab 11.00 Uhr) für vier Stunden aus.<br />

Wenn es sehr warm ist, sollte diese<br />

Periode verlängert werden, wie nachher<br />

beschrieben.<br />

• Wenn warmes Wetter vorhergesagt<br />

wird, lassen Sie die Temperaturen in<br />

den Ställen ansteigen, indem Sie den<br />

eingestellten Sollwert erhöhen. Dadurch<br />

ist der Temperaturunterschied<br />

nicht so groß.<br />

• Reinigen Sie oft die Ventilatoren,<br />

Einlassventile, Wasserkühlung und<br />

Luftschächte. Schmutzige Ventilatoren<br />

verlieren 10 - 20 % ihrer Kapazität.<br />

• Eine niedrige Besatzdichte bei Hähnchen<br />

sowie rechtzeitiges Ausstallen.<br />

muß so kühl wie möglich sein.<br />

• Sorgen Sie für ausreichende Ventilatoren,<br />

genügend Luftgeschwindigkeit und<br />

vorzugsweise für eine Luftströmung<br />

zwischen den Tieren. Testen Sie mit<br />

einer Rauchprobe, wie die Luftströmung<br />

in Ihrem Stall am besten funktioniert.<br />

• Kühlen Sie die hereinkommende Luft<br />

ab, indem Sie Wasser vernebeln.<br />

• Füttern Sie während der kühleren<br />

Tageszeit und/oder füttern Sie den<br />

Tieren öfter kleinere Portionen, wenn<br />

die Temperatur im Stall niedriger als 27<br />

Grad ist.<br />

Nach der Hitzeperiode:<br />

• Wenn es abkühlt ist es wichtig, dass<br />

Sie schnell reagieren und dafür sorgen,<br />

dass die Tiere nicht im Zug stehen.<br />

• Stellen Sie die Einlassventile rechtzeitig<br />

ein und sorgen Sie dafür, dass<br />

es keinen Temperaturunterschied <strong>von</strong><br />

mehr als sieben Grad an einem Tag gibt.<br />

Temperaturunterschiede führen zu extra<br />

Stress und können zu einer Erkältung<br />

führen und so einen Produktionsverlust<br />

verursachen.<br />

• Schalten Sie nach der Wärme auch wieder<br />

auf normale Fütterungszeiten um.<br />

Überlegen Sie mit Ihrem Geflügelspezialisten,<br />

welche Maßnahmen Sie für Ihren<br />

Betrieb treffen können, um Hitzestressproblemen<br />

vorzubeugen.<br />

Während der Hitzeperiode:<br />

• Sorgen Sie dafür, dass es genügend<br />

Trinkplätze gibt und dass das Trinkwasser<br />

gut erreichbar ist. Das Trinkwasser<br />

25


REPORTAGE<br />

26<br />

Putenhalter Markus Bierman und Putenspezialist Alex Kuhn (rechts) beurteilen die vitalität der jungen Puten.<br />

Permanente Kontrolle und hoher<br />

Hygienestatus bestimmen den Erfolg<br />

Hohes Leistungsniveau des Putenmastbetriebes <strong>von</strong> Markus<br />

Bierman erfordert gezielt optimiertes Futter – Reinigung und<br />

Desinfektion müssen perfekt betrieben werden.<br />

In Borken-Marbeck liegt inmitten in einer<br />

der stärksten deutschen Schweineregionen<br />

der Putenmastbetrieb <strong>von</strong> Markus<br />

und Birgit Bierman. Zum Ende seiner<br />

landwirtschaftlichen Ausbildung wagte der<br />

Landwirt 1992 den Einstieg in den neuen<br />

Betriebszweig, um dem Ackerbaubetrieb<br />

die für zwei Generationen nötige Größe zu<br />

geben. Angesichts des damals wie heute<br />

relativ niedrigen Selbstversorgungsgrades<br />

(derzeit 68%) fiel die Entscheidung für die<br />

Putenmast. Bei diesem Schritt wurde ein<br />

gesonderter Aufzuchtstandort mit einem<br />

Abstand <strong>von</strong> rund einem Kilometer zum<br />

Hof aufgebaut. Insgesamt werden jetzt<br />

drei Mastställe mit Hähnen und zwei Ställe<br />

mit Hennen (insgesamt 36.000 Tiere)<br />

erfolgreich betrieben. Im Vergleich mit anderen<br />

Betrieben zeichnet sich der Betrieb<br />

Bierman durch besonders hohe Zunahmen<br />

bei niedrigen Verlusten aus.<br />

In einem Schritt einstallen<br />

Zu den entscheidenden Erfolgskomponenten<br />

zählt Markus Bierman vor allem die<br />

Sauberkeit der Stallungen. Der Landwirt<br />

legt viel Wert auf einen hohen Hygienestatus.<br />

Hierfür muss man offensichtlich<br />

einiges tun. So wird als wichtigste Maßnahme<br />

keine kontinuierliche Neubelegung<br />

der Einzelställe betrieben, sondern es wird<br />

immer die Herde als Ganzes neu eingestallt.<br />

„Ich will bei der Einstallung nur eine<br />

Altersgruppe auf dem Hof haben. Nach<br />

dem Abliefern will ich grundsätzlich genug<br />

Zeit für die Reinigung der Ställe haben.<br />

Alles andere ist entweder Dauerstress für<br />

den Betriebsleiter oder die Reinigung läuft<br />

nicht so intensiv, wie ich mir das vorstelle.“<br />

Reinigung und Desinfizierung<br />

Wenn die ausgemästeten Puten den Hof<br />

verlassen haben, wird zunächst der Mist<br />

komplett rausgefahren. Dann werden<br />

alle inneren Gebäudeteile gereinigt und<br />

desinfiziert. Das gilt auch für die Silos,<br />

die ebenfalls <strong>von</strong> innen sauber gemacht<br />

werden. Die Reinigung der Ställe führt<br />

Bierman selbst gemeinsam mit einem<br />

Mitarbeiter durch.


BETRIEBSDATEN<br />

Markus: „Da bin ich sehr genau. Eine<br />

Fremdfirma würde das wohl schneller<br />

schaffen, aber das wäre mir zu unsicher.“<br />

Getrenntgeschlechtlich einstallen<br />

Danach können die Ställe wieder belegt<br />

werden. Die neuen Küken kommen<br />

zunächst nach Geschlechtern getrennt in<br />

die beiden Aufzuchtställe. Nach vier bis<br />

fünf Wochen werden die männlichen Tiere<br />

in die Stallgebäude am Hof umgesetzt,<br />

die weiblichen Tiere werden auf die beiden<br />

Aufzuchtställe aufgeteilt.<br />

In diesem Alter ist das Umstallen der Hähne<br />

auch noch unproblematisch, bei älteren<br />

Tieren würde Bierman das nicht mehr machen.<br />

Putenspezialist Alex Kuhn <strong>von</strong> Bela-<br />

Thesing erläutert: „Die dann folgenden<br />

Wochen sind für Puten eine schwierige<br />

Wachstumsphase, in der die Körpergröße<br />

und das Knochenwachstum nicht miteinander<br />

Schritt halten. Die Einlagerung <strong>von</strong><br />

Calcium und Phosphor braucht in dieser<br />

Bedarfsspitze einige Zeit, deshalb sind die<br />

Knochen empfindlicher als bei jüngeren<br />

Tieren.“ Die Mangelsituation kann bei Tieren<br />

mit höheren Gewichten zu Problemen<br />

mit Knochen- und Flügelbrüchen führen.<br />

Spezialfutter mit mehr<br />

Mineralstoffen und Vitaminen<br />

Um dieses Risiko zu verringern, hat Kuhn<br />

für den Hof Bierman ein spezielles dem<br />

Bedarf angepasstes Futter zusammenstellen<br />

lassen, das im Wechsel mit dem<br />

Standardfutter gegeben wird. Warum auf<br />

diesem Hof der Bedarf höher ist, macht<br />

der Putenspezialist deutlich: „Wir legen<br />

hier ein enormes Wachstum hin, das deutlich<br />

über den Durchschnittswerten anderer<br />

Betriebe liegt. Deshalb müssen wir durch<br />

eine entsprechend angepasste Fütterung<br />

alles tun, um eine Unterversorgung zu<br />

vermeiden.“<br />

Da die Futterlieferungen auf Grund der<br />

Betriebsgröße alle fünf Tage erfolgen,<br />

kann auch die Futtersorte in diesem Abstand<br />

zwischen den beiden Sorten hin und<br />

her gewechselt werden. Der Unterschied<br />

besteht ohnehin nicht in den Komponenten,<br />

sondern nur in höheren Vitamin- und<br />

Mineralstoffgehalten.<br />

Kontrolle der Leistung<br />

Für sehr wichtig halten Markus Biermann<br />

und Alex Kuhn die genaue Dokumentation<br />

der Mastdaten sowie der Futter- und Wasserverbräuche<br />

über die gesamte Mastdauer<br />

hinweg: „Das ist eigentlich für die<br />

Kontrolle der Leistung unabdingbar und es<br />

hilft auch, wenn ich bei Auffälligkeiten die<br />

Ursache finden will. Leider ist das ständige<br />

Wiegen der Tiere aber in vielen Betrieben<br />

nicht üblich. Bei Bierman erfolgt das<br />

Wiegen über eine pendelnd aufgehängte<br />

Waage. Die Tiere klettern spielerisch auf<br />

die wie eine Schaukel aussehende Konstruktion<br />

und werden dabei gewogen.<br />

Diese Daten notiert der Betriebsinhaber<br />

täglich. An deren Entwicklung erkennt er,<br />

ob die jeweilige Gruppe problemlos voran<br />

wächst oder ob er eingreifen muss.<br />

Erfolgreiche Vermarktung über die<br />

Erzeugergemeinschaft<br />

Entsprechend der hohen Zunahmen, der<br />

Mastdauer und der zweiwöchigen Servicezeit<br />

schafft Bierman 2,9 Durchgänge pro<br />

Jahr. Damit sind der Landwirt und der Berater<br />

sehr zufrieden. Vermarktet werden<br />

die ausgemästeten Puten über die Erzeugergemeinschaft<br />

Rheinland, der Markus<br />

Bierman seit drei Jahren angehört. „Ich<br />

bin <strong>von</strong> der Zusammenarbeit in der Form<br />

eines Rahmenmastvertrages überzeugt.<br />

Markus Bierman ist sich sicher, dass der<br />

Meinungs- und Erfahrungsaustausch unter<br />

den Putenmästern bei dieser Organisationsform<br />

intensiver ist. „Hier geht man<br />

offen miteinander um, dadurch verbreitert<br />

sich das Wissen schneller und das bringt<br />

alle weiter.“ Aber Wissen allein reicht<br />

nicht, die Umsetzung muss auch konsequent<br />

erfolgen. An dieser Stelle arbeiten<br />

Markus Bierman und Alex Kuhn eng und<br />

erfolgreich zusammen.<br />

Markus Bierman (l.) und Alex Kuhn kontrollieren die<br />

Leistungsdaten, die der Landwirt genau dokumentiert.<br />

Markus und Birgit Bierman aus Borken-<br />

Marbeck / Nordrhein-Westfalen bewirtschaften<br />

einen Putenmastbetrieb mit<br />

36.000 Puten, 80 Hektar Acker, 15 Hektar<br />

Grünland und 30 Hektar Wald.<br />

In 1992 fing der Landwirt an Puten zu<br />

masten. Die ersten Ställe wurden für 9.000<br />

Tiere gebaut. Der Betriebszweig gefiel<br />

dem jungen Landwirt immer besser und so<br />

setzte er auf weiteres Wachstum. Bereits<br />

1997 folgte die Verdopplung auf 18.000<br />

Tiere und 2001 die nächsten beiden Ställe<br />

und damit die nochmalige Verdopplung auf<br />

dann 36.000 Puten.<br />

Die Vermarktung läuft über die Erzeugergemeinschaft<br />

Rheinland. Die Hennen gehen<br />

nach 16 Wochen in die Schlachtung. Sie<br />

wiegen dann 10,5 bis 11 kg. Dann bleibt<br />

der Stall zwei Wochen lang leer und wird<br />

intensiv gereinigt. Anschließend wird im<br />

Aufzuchtstall bereits der nächste Durchgang<br />

eingestallt, während die Hähne auf<br />

dem Hof noch weiter gemästet werden. Sie<br />

gehen mit 20 bis 21 Wochen zum Schlachthof.<br />

Die Hähne sind dann etwa 21,5 bis 22<br />

kg schwer. Der Zeitversatz erlaubt auch<br />

hier immer noch eine gründliche Reinigung,<br />

bevor die vier bis fünf Wochen vorher im<br />

Aufzuchtstall bereits eingezogenen männlichen<br />

Tiere in den jetzt wieder sauberen<br />

Stall umziehen.<br />

Als Standardfutter werden die folgenden<br />

Produkte <strong>von</strong> Bela-Thesing gefüttert:<br />

PSK (P1) die ersten 14 Tage<br />

PS (P2) 2. bis 5. Woche<br />

PA (P3) 6. bis 9. Woche<br />

PM (P4) 10. bis 13. Woche<br />

PE1 (P5) 13. bis 17. Woche<br />

PE2 (P6) 17. Woche bis Ende.<br />

27


<strong>ForFarmers</strong> Bela GmbH<br />

Industriestraße 7, 49377 Vechta-Langförden, T: +49 (0)4447 80 80, F: +49 (0)4447 14 86<br />

info@bela.forfarmers.eu, www.forfarmers.eu<br />

Verkaufsleiter Rindvieh-/Schweinehaltung Michael Räther +49 (0)151 16794781<br />

Verkaufsleiter Geflügelhaltung Jan te Paske +49 (0)171 3333883<br />

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info@forfarmers.eu, www.forfarmers.eu<br />

Verkaufsleiter Geflügelhaltung Haiko Eberhard +49 (0)173 6190053<br />

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Verkaufsleiter Rindviehhaltung Henk van der Vegt +31 (0)6 51344325<br />

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Verkaufsleiter Geflügelhaltung Jan Tjassens +31 (0)6 53404046<br />

Verkaufsleiter Ackerbau/Lohnunternehmen Erik Schieven +31 (0)6 51640473<br />

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