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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Deutschen alles, was während ihrer Abwesenheit geschehen war, auf das genaueste erfahren hatten. Auch<br />

der Kantor hörte sehr aufmerksam zu, doch nicht, indem er still am Feuer saß wie die andern, sondern er<br />

befand sich dabei in fortwährender Bewegung. Er machte sich mit <strong>den</strong> Gefesselten zu schaffen, deren Lage<br />

ihm nicht zu passen schien. Er schob und zerrte bald an dem einen, bald an dem andern herum, zerrte und<br />

schob wieder und immer wieder, so daß Sam ihn endlich fragte:<br />

»Was thun Sie <strong>den</strong>n da? Liegen diese Leute nicht richtig, Herr Kantor?«<br />

<strong>Der</strong> Gefragte drehte sich zu ihm und antwortete in wichtigem Tone:<br />

»Kantor emeritus, wenn ich bitten darf, Herr Hawkens! Es ist das nur der Vollständigkeit halber und damit<br />

keine Verwechselung vorkomme. Ja, Sie haben es erraten: die Gefangenen müssen ganz anders liegen.«<br />

»Warum?«<br />

»Ihre Gruppierung macht nicht <strong>den</strong> richtigen Effekt.«<br />

»Effekt? Was haben wir hier mit Effekt zu schaffen?«<br />

»Mehr als Sie <strong>den</strong>ken. Es scheint Ihnen entweder noch nicht bekannt oder schon wieder entfallen zu sein,<br />

womit ich umgehe?«<br />

Ohne augenblicklich an die sonderbare Manie des Kantors zu <strong>den</strong>ken, fragte Sam unvorsichtig:<br />

»Was könnte das sein?«<br />

»Nichts andres als meine Oper. Ich gehe damit um, eine große Hel<strong>den</strong>oper von zwölf Akten zu<br />

komponieren und reise nur deshalb in dieser Gegend, um mir <strong>den</strong> Stoff zu derselben zu suchen. Eine Scene<br />

dazu, eine ganz vortreffliche Scene, habe ich hier gefun<strong>den</strong>, nämlich <strong>den</strong> "Chor der Mörder". Sie liegen am<br />

Bo<strong>den</strong> und singen ein doppeltes Sextett. Dazu ist aber eine ganz andre Gruppierung notwendig, als<br />

diejenige, welche Sie ihnen gegeben haben. Ich studiere dieselbe jetzt und werde sie mir notieren, sobald<br />

ich sie gefun<strong>den</strong> habe. Sie dürfen versichert sein, daß ich mich in acht nehme, <strong>den</strong> Leuten dabei nicht wehe<br />

zu thun!«<br />

»Was das betrifft, so stoßen Sie nur immer herzhaft zu. Kerls, wie diese sind, braucht man nicht mit<br />

sei<strong>den</strong>en Handschuhen anzugreifen.«<br />

Daraufhin fuhr der Hel<strong>den</strong>komponist in seiner Beschäftigung fort und zwar so energisch und nachhaltig,<br />

daß Buttler endlich das bisher beobachtete Schweigen brach und zornig zu Sam hinüberrief:<br />

»Sir, was hat nur dieser Mann immer und fortwährend mit uns zu schaffen? Sorgt doch endlich dafür, daß<br />

er uns in Ruhe läßt! Wir sind keine Spielpuppen, an <strong>den</strong>en man nach Belieben zerren und ziehen kann!«<br />

Sam hielt es nicht der Mühe wert, zu antworten, darum fuhr Buttler nach einer Weile fort:<br />

»Ich muß überhaupt fragen, mit welchem Rechte ihr uns überfallen und niedergeschlagen habt!«<br />

»Fragen?« lachte der Kleine. »Ich <strong>den</strong>ke, ihr braucht da keine Auskunft und könnt euch die Antwort selbst<br />

erteilen.«<br />

»Wieso? Wir haben keine Ahnung eines Grundes, in dieser Weise behandelt zu wer<strong>den</strong>. Wir sind als<br />

friedliche Reisende gekommen und haben euer Feuer gesehen. Da wir nicht wußten, wer an demselben

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