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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Herr Schi-So, haben Se vielleicht eenmal die Geschichte von der verzauberten Prinzessin gelesen?«<br />

»Welche?« antwortete er. »Es gibt sehr viele Geschichten, welche diesen Titel haben.«<br />

»Ich meene nämlich diejenigte Prinzessin, die in eenen Kirchturmknopf hineingezaubert war.«<br />

»Die kenne ich nicht.«<br />

»<strong>Der</strong> Kirchturm war hundertundelf Ellen hoch; darum mußte derjenige, der die Prinzessin erlösen wollte,<br />

hundertundelf Hel<strong>den</strong>thaten verrichten, uff jede Elle eene. Viele tausend Jahre hat das arme Wurm im<br />

Knopfe geschteckt, ohne daß es jemand nur bis zur dritten oder vierten Hel<strong>den</strong>that gebracht hat, bis endlich<br />

een junger Rittersmann aus Schleswig-Holschteen kam und alle hundertundelf Hel<strong>den</strong>thaten, eene nach der<br />

andern, mit dem Schwerte um das Leben brachte. Da schprang der Kirchturmknopf uff und entzwee und<br />

die erlöste Prinzessin trat holdselig heraus, reichte dem Erretter die rechte Hand und führte ihn hinunter in<br />

die Sankristei.«<br />

»So!« lächelte Schi-So. »Und die Nutzanwendung dieser ebenso schönen wie rühren<strong>den</strong> Geschichte?«<br />

»Nutzanwendung? Was meenen Sie damit? Was soll das heeßen? Wen<strong>den</strong> Se <strong>den</strong> Nutzenwenigstens nich<br />

zu Ihrem Scha<strong>den</strong> an! Ich habe Ihnen von diesem Turmknopf erzählt, weil ich sehe, daß Sie ooch so een<br />

tapferer Schleswig-Holschteener sind.<br />

Gibt es bei <strong>den</strong> Indianern ooch verzauberte Prinzessinnen?«<br />

»Nein.«<br />

»Jammerschade! Ich gloob, Sie brächten's ooch bis hundertundelf. Rechnen Sie uff meine Hochachtung<br />

und uff meine Dankbarkeet!«<br />

Sie wollte noch weiter sprechen, wurde aber von jemand fortgeschoben, der sich zwischen sie und ihn<br />

drängte. Es war der Kantor, welcher, seine Hand ergreifend, sagte:<br />

»Teurer Freund und junger Mann, Sie wissen, daß ich im Begriffe stehe, eine große Hel<strong>den</strong>oper zu<br />

komponieren?«<br />

»Ja; Sie haben uns das oft und wiederholt gesagt.«<br />

»Und daß diese Oper zwölf Akte haben wird?«<br />

»Ich glaube allerdings, daß es zwölf waren, von <strong>den</strong>en Sie sprachen.«<br />

»Schön! In welchem Akte wollen Sie erscheinen?«<br />

»Warum ich?«<br />

»Weil Sie ein Held sind, wie ich ihn für meine Komposition brauche. Sie wer<strong>den</strong> auftreten, indem Sie <strong>den</strong><br />

Verräter zu Pferde am Lasso über die Bühne schleppen. Also bitte, in welchem Akte?«<br />

Ueber das sonst so ernste Gesicht des Mestizen glitt ein fröhliches Lächeln, als er antwortete:<br />

»Sagen wir im neunten.«

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