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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Es gibt keinen Grund, die Sache geheim zu halten; es ehrt vielmehr <strong>den</strong> Häuptling und kennzeich<strong>net</strong> ihn<br />

als einen Mann, der <strong>den</strong> Bildungsgrad von seinesgleichen weit, weit überragt. Nämlich als er noch jung<br />

war, überfiel ein feindlicher Stamm einen Auswandererzug; es wurde alles niedergemetzelt und nur ein<br />

Mädchen verschont und mitgenommen, welches eine Deutsche war. <strong>Der</strong> Häuptling rettete sie und brachte<br />

sie zu seinem Stamme. Sie sollte sich dort zunächst von ihrem Unglücke und Leide erholen, und dann<br />

wollte er sie nach der nächsten weißen Ansiedelung bringen. Sie wurde gut gepflegt und noch besser<br />

behandelt; ihre Verwandten waren ermordet wor<strong>den</strong>; sie hatte nirgends Bekannte; die Ansiedelung, wohin<br />

sie gebracht wer<strong>den</strong> sollte, war ihr fremd; es gefiel ihr bei <strong>den</strong> Navachos, und sie gewann <strong>den</strong> Häuptling<br />

Nitsas-Ini (großer Donner) lieb, der sie gerettet hatte - sie blieb und wurde seine Frau. Sie hat es nie zu<br />

bereuen gehabt und lebte außeror<strong>den</strong>tlich glücklich mit ihm.«<br />

»Ist das die Möglichkeit!« rief der Kantor aus. »Ein roter Mensch mit einer weißen Frau!«<br />

»Ein roter Mensch, sagen Sie? Das klingt wie verächtlich! Ich sage Ihnen, daß Gott der Vater und Schöpfer<br />

aller Menschen ist; die Farbe der Haut macht keinen Unterschied. Ich habe Indianer kennen gelernt, vor<br />

<strong>den</strong>en sich tausend und hunderttausend Weiße schämen müßten. Nitsas-Ini war ein solcher. Seine weiße<br />

Frau war kein hochgebildetes Fräulein, sondern ein gewöhnliches Mädchen gewesen, aber als Deutsche<br />

überragte sie doch in jeder Beziehung alle roten Frauen und Mädchen. Das gereichte dem ganzen Stamme<br />

zum Segen. Sie wurde das Vorbild aller Squaws und Töchter. Es trat ein andrer Ton ein; es bildeten sich<br />

andre Formen; ihr Mann, der Häuptling, war ihr erster und ihr eifrigster Schüler und hatte später nichts<br />

dagegen, daß sie mit <strong>den</strong> Kindern, die sie ihm schenkte, deutsch sprach, sie unterrichtete und ihnen Bücher<br />

kaufte. Da lernten sie Win<strong>net</strong>ou, <strong>den</strong> großen Apachen kennen; mit ihm kam Old Shatterhand, der berühmte<br />

Freund und Beschützer aller gutgesinnten roten Männer. Sie sahen mit Freu<strong>den</strong>, was die weiße Squaw<br />

geleistet, welchen Segen sie gestiftet hatte; sie blieben längere Zeit bei dem Stamme und kehrten oft zu<br />

demselben zurück, um dem Werke Festigkeit und Ausbau zu geben. Nie hat dieser Stamm wieder Krieg<br />

geführt, sondern nur, wenn er sich verteidigen mußte, zu <strong>den</strong> Waffen gegriffen. Seine Angehörigen sind<br />

Freunde der Weißen, wur<strong>den</strong> infolgedessen von diesen nie vertrieben, sondern durften ihr Gebiet behalten,<br />

wenn sie sich auch in Beziehung auf die Abgrenzung und Einteilung desselben nach <strong>den</strong> vorgeschriebenen<br />

Gesetzen richten mußten. Diese Navachos befin<strong>den</strong> sich im Besitze fruchtbarer Weideländereien und<br />

ungeheurer Wälder; ihr Reichtum ist von Jahr zu Jahr gewachsen, und so sehnsüchtig die weißen Squatter<br />

und Landfresser nach demselben blicken, es ist für keinen dieser Männer etwas zu holen. Denn infolge von<br />

Old Shatterhands Bemühungen betrachtet die Regierung der Vereinigten Staaten das Gebiet nicht als<br />

Indianerreservation, sondern als in berechtigten Hän<strong>den</strong> befindliches Privateigentum, dessen Besitzer das<br />

Gesetz gegen je<strong>den</strong> Eingriff zu schützen hat. Man könnte sich bewogen fühlen, dieses Gebiet ein<br />

zivilisiertes zu nennen. <strong>Der</strong> "große Donner" war einsichtig genug, zu erkennen, daß er für die Zukunft nicht<br />

die nötigen Kenntnisse besitze, und daß sein Nachfolger mehr, viel mehr lernen müsse, als er selbst gelernt<br />

hatte. Er faßte, beeinflußt durch seine kluge weiße Frau, <strong>den</strong> Entschluß, seinen Erstgeborenen in eine<br />

Schule der Weißen zu schicken. Old Shatterhand kam und stimmte lebhaft bei. Er war ein Deutscher und<br />

die Squaw eine Landsmännin von ihm, und beide brachten <strong>den</strong> Häuptling dahin, <strong>den</strong> Sohn nach<br />

Deutschland zu sen<strong>den</strong>, um ihn dort einer berühmten Erziehungsanstalt anzuvertrauen. Old Shatterhand<br />

schlug eine solche vor, und sein Vorschlag wurde angenommen.«<br />

»Ich weiß, ich weiß,« fiel da der Kantor ein. »Ich kenne diese Anstalt.«<br />

»Wirklich? Nun, welche?«<br />

»Es ist die höhere Lehr- und Erziehungsanstalt, kurz und gut, das berühmte Institut Direktor Arno Kriegers<br />

in Kötzschenbroda bei Dres<strong>den</strong>.«<br />

»Woher wissen Sie das?«<br />

»Schi-So sagte es mir, und auch Adolf Wolf ist dort für die Tharandter Akademie vorgebildet wor<strong>den</strong>.«<br />

»So brauche ich nicht viel mehr hinzuzufügen, <strong>den</strong>n das weitere scheinen Sie besser zu wissen, als ich es

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