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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Danke für die Ehre; danke sehr! Lieber will ich doch wie Sie gefesselt an der Erde liegen, aber für einen<br />

vernünftigen Menschen gehalten wer<strong>den</strong>. Sagen Sie das dem Häuptling!«<br />

»Fällt mir nicht ein. <strong>Der</strong> Umstand, daß Sie sich frei bewegen dürfen, kann uns von außeror<strong>den</strong>tlichem<br />

Nutzen sein. Mißbrauchen Sie ihn aber nicht und kommen Sie ja nicht auf <strong>den</strong> Gedanken, sich zu<br />

entfernen! Man würde Sie auf der Stelle töten.«<br />

»Pah! Das fällt keinem Menschen ein. ich stehe unter dem Schutze der Kunst.«<br />

»Lassen Sie doch, zum Kuckuck, Ihre Kunst aus dem Spiele! Denken Sie von sich mei<strong>net</strong>wegen, was Sie<br />

wollen; aber <strong>den</strong>ken Sie dabei auch an diejenigen, <strong>den</strong>en Sie nützlich sein können! Sehen Sie, wie der<br />

Häuptling nach uns sieht, wie er uns beobachtet? Wir dürfen nicht zu viel miteinander re<strong>den</strong>, sonst schöpft<br />

er Verdacht. Passen Sie später ein wenig auf mich auf. Wenn ich Ihnen winke, so habe ich Ihnen etwas<br />

mitzuteilen. Da nähern Sie sich mir so unbefangen wie möglich, sehen mich gar nicht an und bleiben in<br />

meiner Nähe stehen, bis Sie gehört haben, was ich Ihnen mitteilen will. Es wird das von großem Nutzen für<br />

Ihre Freunde sein. Wollen Sie das?«<br />

»Ganz gern, Herr Poller. Wir Jünger der Kunst leben zwar in höhern Regionen und gehören später der<br />

Nachwelt und der Geschichte an; aber ich bin keineswegs stolz darauf, und wenn ich im gewöhnlichen<br />

Leben einem Menschen nützlich sein kann, so weigere ich mich keinesfalls, von meiner Höhe<br />

herniederzusteigen.«<br />

Poller wäre am liebsten recht grob gewor<strong>den</strong>, hielt es aber für geraten, sich zu beherrschen und sagte:<br />

»Man hat Sie entwaff<strong>net</strong>; sehen Sie doch zu, heimlich, recht heimlich zu einem Messer zu kommen! Ich<br />

hoffe doch, daß Sie pfiffig genug sind, mir diesen Wunsch zu erfüllen?«<br />

»Pfiffig? Na, und ob! Ein Komponist ohne Pfiffigkeit ist eine absolute Unmöglichkeit. Wozu aber wollen<br />

Sie <strong>den</strong>n das Messer haben?«<br />

Diese Frage war nun freilich kein Beweis von Pfiffigkeit, das hätte Poller ihm gar zu gern gesagt; aber er<br />

befürchtete, ihn damit zu beleidigen und gab ihm also die Auskunft:<br />

»Um mich und Ihre Gefährten zu befreien.«<br />

»Die sind doch nicht gefangen!«<br />

»Das weiß ich sehr wohl; aber man weiß doch nicht, was geschehen kann. Ich habe dem Häuptling<br />

vollständig falsch berichtet, <strong>den</strong>noch kann der kleinste Zufall seine Späher auf die richtige Spur bringen.<br />

Dann ist es sehr leicht möglich, daß Ihre Freunde ergriffen wer<strong>den</strong>,<br />

wenn nicht etwas noch Schlimmeres geschieht. In diesem Falle wür<strong>den</strong> sie nur dadurch zu retten sein, daß<br />

Sie mir heimlich ein Messer verschaffen. Ihnen zu erklären, wozu ich es haben will, dazu fehlt jetzt die<br />

Zeit. Wir dürfen nicht länger miteinander sprechen. Also wollen Sie?«<br />

»Ja. Wenn ich meinen Freun<strong>den</strong> damit nutzen kann, soll es mir nicht darauf ankommen, einmal <strong>den</strong><br />

Spitzbuben zu machen, indem ich <strong>den</strong> Roten ein Messer stehle.«<br />

Poller hatte recht gehabt, <strong>den</strong>n der Häuptling stand jetzt von dem Platze, an welchem er saß, auf, und kam<br />

herbei, die bei<strong>den</strong> auseinander zu treiben. Doch wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt, weil eben jetzt die<br />

Kundschafter zurückkehrten. Sie meldeten ihm, daß sich alles genau so verhalte, wie Poller sagte.

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