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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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darauf. Je weiter er kam, desto mehr wuchs seine Begierde, das Unternehmen zu Ende zu bringen.<br />

Zuweilen verlor er <strong>den</strong> Halt unter <strong>den</strong> Füßen und rutschte streckenweit hinab. Das geschah natürlich nicht<br />

ohne Geräusch; er aber hörte vor lauter Eifer das Rollen der losgetretenen Steine und das Knicken und<br />

Knacken der brechen<strong>den</strong> Zweige gar nicht.<br />

Jetzt sah der Emeritus die Lagerfeuer leuchten; er glaubte, das Spiel bereits gewonnen zu haben, und<br />

hastete weiter und weiter. Er kam <strong>den</strong> Feuern immer näher und näher. Er sah nicht, daß man dort<br />

aufmerksam wurde, daß fünf oder sechs Indianer, welche das Geräusch hörten, aufsprangen und ihm<br />

entgegenhuschten. Sie blieben dann stehen und warteten. Er atmete so laut, daß sie es ganz deutlich hören<br />

konnten.<br />

»Uff!« flüsterte einer von ihnen. »Das ist kein Tier, sondern ein Mensch!«<br />

»Ob mehrere?« fragte ein andrer.<br />

»Nein, nur einer. Ergreifen wir ihn, ohne ihn zu töten!«<br />

Jetzt war er ganz nahe bei ihnen. Sie bückten sich<br />

nieder, um ihn gegen die Feuer vor ihre Augen zu bekommen. Sie sahen ihn; sie überzeugten sich, daß er<br />

allein war, und streckten nun die Hände nach ihm aus. Als er sich so plötzlich ergriffen fühlte, erschrak er<br />

in der Weise, daß er keinen Laut hervorbrachte, obgleich er schreien wollte. Man rief ihm einige Worte zu,<br />

die er aber nicht verstand; desto besser aber verstand er die Sprache der Messer, deren Spitzen ihm, wie er<br />

fühlte, auf die Brust gesetzt wur<strong>den</strong>. Es fiel ihm gar nicht ein, sich zu wehren; er folgte, als er fortgezogen<br />

wurde, ohne allen Widerstand. Man kann sich <strong>den</strong>ken, welches Aufsehen sein Erscheinen im Lager erregte;<br />

aber dieses Aufsehen war kein lärmendes. Ein Weißer hatte sich herbeigeschlichen und war ergriffen<br />

wor<strong>den</strong>. Er konnte nicht allein hier in der Gegend sein; er mußte Gefährten bei sich haben, die sich in der<br />

Nähe befan<strong>den</strong>; man mußte also je<strong>den</strong> Lärm vermei<strong>den</strong>.<br />

Es hatte sich sofort ein Kreis von Roten um ihn gebildet; keiner von ihnen sprach ein Wort. Bei ihm, in der<br />

Mitte dieses Kreises, stand Mokaschi, der Häuptling. Dieser that vor allen Dingen das, was ein jeder<br />

umsichtige Anführer thun mußte: er schickte einige Späher aus, welche die Umgebung des Lagers<br />

absuchen mußten. Dann fragte er <strong>den</strong> Gefangenen nach seinem Namen und seinen Absichten. <strong>Der</strong> Kantor<br />

verstand kein Wort und sagte, was er sagen zu müssen glaubte, in deutscher Sprache. Da meinte der<br />

Häuptling:<br />

»Er kennt unsre Sprache nicht, und wir verstehen die seinige nicht. Wir wollen ihn <strong>den</strong> drei gefangenen<br />

Bleichgesichtern zeigen, vielleicht ist er ihnen bekannt.«<br />

<strong>Der</strong> Kreis öff<strong>net</strong>e sich und der Emeritus wurde nach dem Feuer geführt, an welchem die Gefangenen<br />

lagerten. Als diese ihn erblickten, rief Poller überrascht aus.-<br />

»<strong>Der</strong> deutsche Kantor! <strong>Der</strong> verrückte Kerl! Dieser hirnverbrannte Mensch muß aus dem Pueblo, wo er<br />

gefangen war, entkommen sein!«<br />

Er hatte das in einem Gemisch von Englisch und Indianisch gesagt, welches der Kantor nicht verstand.<br />

Doch bemerkte dieser, daß die Worte ihm galten, er erkannte <strong>den</strong> einstigen Führer der<br />

Auswandererkarawane und sagte in deutscher Sprache, deren Poller mächtig war:<br />

»Hallo! Das ist ja unser Wegweiser, der Dux, wie wir Komponisten sagen! Und gar mit gefesselten<br />

Extremitäten! Herr Poller, wie sind Sie <strong>den</strong>n in diese fatale Lage gekommen? Ich freue mich natürlich<br />

außeror<strong>den</strong>tlich, Sie wiederzusehen.«

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