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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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nicht sprechen.«<br />

»O, von uns muß grad ooch geschprochen wer<strong>den</strong>, « fiel da der Hobble-Frank ein. »Wir sind einstweilen<br />

noch keene unschterblichen Seelen, sondern Menschen, deren Schterblichkeet een erwiesenes Faktotum is.<br />

jedes schterbliche Wesen aber muß Wasser haben, und ich geschtehe der Wahrheet gemäß ein, ich habe<br />

eenen solchen Durscht, daß ich für een paar Schlucke Wasser oder een Glas Lagerbier gern drei Mark<br />

bezahlen würde.«<br />

Da konnte sich der Kantor nicht enthalten, ihm in bedauerndem Tone zu versichern:<br />

»Das thut mir außeror<strong>den</strong>tlich leid, Herr Franke. Wenn ich Wasser hätte, würde ich es gern mit Ihnen<br />

teilen.«<br />

Er war ein sehr gutmütiger Mensch und er bereute es schon seit langem, <strong>den</strong> Hobble-Frank heut geärgert zu<br />

haben. Diesem aber, der nicht weniger gutmütig war, erging es ebenso. Er sagte sich im stillen, daß er<br />

eigentlich doch wohl zu grob gegen <strong>den</strong> Kantor gewesen sei; er war also versöhnlich gestimmt, hielt es<br />

aber nicht für seiner Würde gemäß, dies merken zu lassen, und antwortete also auf die Versicherung des<br />

Emeritus:<br />

»Wissen Sie <strong>den</strong>n, ob ich es von Ihnen annehmen würde?«<br />

»Ich hoffe es!«<br />

»Hoffen Sie das nich! So groß mein Durscht is, mein Charakter is noch viel größer. Wenn Sie mir das<br />

ganze Weltmeer hierher brächten, ich rührte doch keenen Tropfen an. Wissen Sie, mit <strong>den</strong><br />

"Knüttelverschen" haben Sie sich ihren besten Freund vor <strong>den</strong> Kopp geschtoßen. Das is een sehr schwerer<br />

Verlust für Sie, und Sie können die feste, pekuniäre Ueberzeugung haben, daß ich Ihnen für Ihr ganzes<br />

Leben unersetzlich bleiben werde. Es is traurig für Sie, aber wahr, und ich kann Ihnen beim besten Willen<br />

nich helfen.«<br />

Das ging dem Kantor so nahe, daß er <strong>den</strong> Gedanken daran nicht wieder los wurde. Er konnte, als gegessen<br />

wor<strong>den</strong> war und man sich zur Ruhe gelegt hatte, nicht einschlafen. Er fragte sich, auf welche Weise es<br />

möglich sei, Frank zu versöhnen, und da kam ihm eine Idee, die er für ganz vorzüglich hielt, obgleich er<br />

auf eine unklugere gar nicht hätte kommen können. Frank hatte über Durst geklagt und drei Mark für ein<br />

paar Schlucke Wasser zahlen wollen. Wie nun, wenn er ihm <strong>den</strong> Durst stillte? Das mußte ihn doch sicher<br />

rühren, zumal das Herbeischaffen des Wassers nicht nur schwierig, sondern auch wohl nicht ganz gefahrlos<br />

war. Unten im Thale war der Fluß, und er, der Kantor, hatte einen ledernen Trinkbecher. Aber es war<br />

je<strong>den</strong>falls verboten, da hinabzusteigen. Wenn er es thun wollte, mußte es heimlich geschehen. Er richtete<br />

sich halb auf und lauschte, Sie schliefen alle außer Dick Stone, welcher jetzt die Wache hatte; er befand<br />

sich in diesem Augenblicke bei <strong>den</strong> Pfer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Emeritus hatte <strong>den</strong> Sattel als Kopfkissen unter sich liegen. In der Satteltasche steckte der Becher. Er<br />

nahm <strong>den</strong>selben heraus und kroch leise fort, zwischen die Bäume hinein. Was er beabsichtigte, that er aus<br />

zwei Grün<strong>den</strong>, nämlich Franks wegen und sodann weil er selbst auch einmal »ein Held des Westens« sein<br />

wollte. <strong>Der</strong> Gedanke, da hinunter zu <strong>den</strong> Fein<strong>den</strong> zu steigen und Wasser heraufzuholen, mutete ihn stolz<br />

an. Wie würde man sich wundern, wenn er ihn glücklich ausführte. Glücklich? Konnte er überhaupt<br />

unglücklich sein? Gewiß nicht, wenn er nur die nötige Vorsicht beobachtete.<br />

Er kroch also weiter und weiter, bis er dachte, daß Dick Stone ihn nun weder mehr hören noch sehen<br />

könne. Da erhob er sich und tastete sich fort. Da ging der ebene Bo<strong>den</strong> zu Ende; der Wald senkte sich in<br />

das Thal hinab. Nun begannen erst die Schwierigkeiten. Er drehte sich um und begann hinabzuklettern,<br />

verkehrt, auf allen Vieren, mit <strong>den</strong> vorsichtig tasten<strong>den</strong> Füßen voran. Das ging langsam, außeror<strong>den</strong>tlich<br />

langsam. Er konnte erst dann einen Fuß weitersetzen, wenn er vorher mit dem andern <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> untersucht<br />

hatte. Es gab scharfe Steine und dornige Ranken, an <strong>den</strong>en er sich die Hände verletzte. Er achtete nicht

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