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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Nichts? Warum? Er muß doch etwas singen. Wenn der Vorhang aufgeht, will das Publikum doch etwas<br />

hören!«<br />

»Da wäre dieses Publikum schöne dumm! Win<strong>net</strong>ou - eenen Feind beschleichen - und dazu singen! Sehen<br />

Sie <strong>den</strong>n nich ein, daß der Feind das hören und also ausreißen würde?«<br />

»Ja, hier im wil<strong>den</strong> Westen, Aber wir re<strong>den</strong> doch von der Bühne. Er muß singen, unbedingt singen!«<br />

»Na, wenn er wirklich muß, wenn es so unbedingt notwendig is, daß er seine Schtimme erschallen läßt, so<br />

mag er also mei<strong>net</strong>wegen singen.«<br />

»Aber welche Worte? Das Publikum kennt ihn noch nicht; sein Gesang muß also sagen, wer er ist.«<br />

»Schön! Bin schon fertig. Er kriecht also an der Erde hin und singt dazu:<br />

Ich bin der große Win<strong>net</strong>ou, In Amerika geboren, Habe Oogen, aber nu! Rechts und links zwee scharfe<br />

Ohren, Krieche off dem Bauch im Grase, Rieche alles mit der Nase.«<br />

Als er diese Reime deklamiert hatte, richtete er auf <strong>den</strong> Kantor einen triumphieren<strong>den</strong> Blick, als ob er nun<br />

die höchste Anerkennung erwarte. Als der Emeritus aber schwieg, fragte er:<br />

»Na, was sagen Sie dazu? Sind Sie erschtaunt oder nich?«<br />

»Nicht,« gestand der Gefragte.<br />

»Nich? Ich hoffe doch, daß Sie das, was Sie gehört haben, hochachtungsvoll zu schätzen wissen? Geben<br />

Sie Ihr Urteil ab!«<br />

»Ich würde Sie kränken!«<br />

»Nee. Es gibt keen Geschöpf unter mir, welches mich kränken könnte. Ich schwebe geistreich oben<br />

drüber!«<br />

»Gut, so sollen Sie erfahren, daß Sie Knüttelverse gemacht haben. Daß Win<strong>net</strong>ou in Amerika geboren ist,<br />

daß er Augen hat, daß er alles mit der Nase, nicht aber mit <strong>den</strong> Ohren riecht, daß diese letzteren sich links<br />

und rechts an seinem Kopfe befin<strong>den</strong>, daß er nicht auf dem Rücken, sondern auf dem Bauche kriecht - - das<br />

ist ja so selbstverständlich, daß man es gar nicht zu sagen und noch viel weniger zu singen braucht. Also<br />

bitte, machen Sie einen andern Reim!«<br />

Als der Hobble dieses Urteil hörte, wur<strong>den</strong> seine Augen immer größer, seine Brauen stiegen empor; er<br />

räusperte sich, als ob er glaube, nicht richtig gehört zu haben, öff<strong>net</strong>e dann <strong>den</strong> Mund und brach los -<br />

»Was sagen Sie da? Was haben Sie geschprochen? Was für Zeug hätte ich gemacht? Knüttelversche<br />

meenen Sie?«<br />

»Ja; so pflegt man solche Verse zu nennen, Herr Franke,« antwortete der Kantor unbefangen.<br />

»Knüttelversche, Knüttelversche! Hat man schon jemals so 'was gehört! Ich, der berühmte Prairiejäger,<br />

Westmann und Hobble-Frank habe Knüttelversche gemacht! Da hört <strong>den</strong>n doch alles und verschie<strong>den</strong>es<br />

off! Das hat mir noch keen Mensch gesagt, keen eenziger Mensch! Erscht fordern Sie mich off, zu sagen,<br />

wer Win<strong>net</strong>ou is und was er will, und als ich es dann sage, sagen Sie, es wäre überflüssig gewesen, das zu<br />

sagen! Ich aber sage Ihnen, daß Sie sich sagen mögen, daß Sie selber überflüssig sind, een ganz

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