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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Müssen Sie das <strong>den</strong>n so notwendig wissen?«<br />

»Ja. Sie sollen doch die Haupthel<strong>den</strong> meiner Oper sein; also muß ich ihre Stimmlage wissen.«<br />

»Unsinn! Ihre Schtimmlage! Die Schtimme liegt allemal in der Kehle. Wo soll sie <strong>den</strong>n sonst liegen? Ich<br />

habe noch keenen Menschen gesehen, der mit dem Magen oder mit <strong>den</strong> Ellbogen gesungen hat. Das sollten<br />

Sie doch wissen, wenn Sie eene zwölfaktige Oper komprimieren wollen. Und ooch das muß ich an Ihnen<br />

rügen, daß Sie das vorher wissen wollen. Das is doch gar nich notwendig. Old Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou<br />

sollen offtreten und singen; gut; warten Sie das eenfach ab, so wer<strong>den</strong> Sie gleich hören, ob sie Tenor, Baß<br />

oder Bariton singen. Es is doch gar nich notwendig, sich schon vorher darum zu kümmern.«<br />

»Sie irren sich! Ich habe doch das, was gesungen wer<strong>den</strong> soll, vorher zu komponieren!«<br />

»Natürlich! Das is ja Ihre Schuldigkeet als Komponist.«<br />

»Also muß ich doch wissen, ob ich <strong>den</strong> Gesang in <strong>den</strong> Baß oder <strong>den</strong> Tenor legen soll.«<br />

»Legen Sie ihn in die Partitur; da gehört er hin! <strong>Der</strong> Kapellmeester wird ihn nachher fin<strong>den</strong>, wenn er sich<br />

off Musik verschteht, was ich doch hoffen will.«<br />

»Aber,« erklärte der Kantor eifrig, »eben bevor ich an der Partitur arbeite, muß ich doch wissen, in welcher<br />

Stimmlage - -«<br />

»So lassen Sie mich doch mit Ihrer Schtimmlage in Ruhe!« unterbrach ihn Frank, zornig wer<strong>den</strong>d. »Ich<br />

habe doch schon gesagt, daß die in der Gurgel liegt! Sie besitzen doch ooch so eene Art von<br />

Menschenverschtand; also is es doch eegentlich gar nich notwendig, daß Sie sich das zweemal sagen<br />

lassen. Merken Sie sich das, daß die wahre Weisheet nie wiederholt zu wer<strong>den</strong> braucht!«<br />

<strong>Der</strong> Kantor öff<strong>net</strong>e <strong>den</strong> Mund zu einer Gegenrede; darum fuhr Frank sehr schnell fort.<br />

»Schweigen Sie! Lassen Sie mich ausschprechen! <strong>Der</strong> Rat, <strong>den</strong> ich Ihnen gebe, is ausgezeich<strong>net</strong> und wird<br />

Ihnen sehr viel Zeit, Sorge und Arbeit erschparen. Komprimieren Sie immer Ihre Hel<strong>den</strong>oper; um Baß oder<br />

Tenor brauchen Sie sich dabei gar nich zu kümmern, <strong>den</strong>n wenn der Vorhang offgezogen wird und die<br />

Darschteller zu singen anfangen, wird es sich ganz von selber zeigen, ob sie für <strong>den</strong> Tenor geeig<strong>net</strong>, oder<br />

zum Kontrabaß geboren wor<strong>den</strong> sind. Es muß doch je<strong>den</strong>falls nur <strong>den</strong> Sängern ihre Sache sein, ob sie hoch<br />

oder niedrig singen wollen.<br />

Ich wenigstens ließe mir keenen Tenor vorschreiben, wenn ich eenen Violonbaß in der Gurgel hätte. Das<br />

können Sie mir glooben. Ich bin der richtige Mann, der das beurteelen kann, <strong>den</strong>n als ich damals in<br />

Moritzburg als Forschtgehilfe differierte, bin ich Mitglied des dortigen Gesangvereins gewesen und habe<br />

sogar <strong>den</strong> Vertrauensposten animiert, allemal nach der Uebungsschtunde die Notenbücher und <strong>den</strong><br />

Taktschtock einzuschließen, was doch 'was zu bedeuten hat.«<br />

Hobble-Frank wäre in seiner eifrigen Rede gern fortgefahren; aber da kehrten Win<strong>net</strong>ou und Old<br />

Shatterhand zurück, und der letztere gebot <strong>den</strong> Lagern<strong>den</strong>, sich zum Aufbruche zu rüsten; er teilte <strong>den</strong><br />

Westmännern mit:<br />

»Wir sind <strong>den</strong> Spuren der Nijoras eine Strecke weit gefolgt. Sie scheinen nach dem Chellyflusse zu wollen,<br />

was uns sehr lieb sein muß, da derselbe auch in unsrer Richtung liegt.«<br />

Als dann alle aufgestiegen waren, setzte sich der Trupp in Bewegung. Den Eingang der Höhle wieder<br />

zuzuschütten, hätte keinen Zweck gehabt; man ließ sie offen.

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