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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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gehört, daß das Petroleum in Amerika aus der Erde geloofen kommt, hab's aber nich gegloobt. Nu aber<br />

liegt's vor meinen eegenen und leibhaftigen Oogen. Ich bleibe hier; ich bleibe hier; mich bringt keen<br />

Mensch von dieser Schtelle fort.«<br />

»So? Was wollen Sie <strong>den</strong>n da?«<br />

»Ich fange eenen Petroleumhandel an. Da is ja een Geschäft zu machen, wie es gar nich größer sein kann.<br />

Hier kostet das Oel nich eenen Pfennig und drüben in Sachsen muß man fürs Liter beinahe zwee Groschen<br />

bezahlen. Es bleibt dabei: ich laß mich hier nieder und handle mit Petroleum!«<br />

Sie schlug die Hände sehr energisch zusammen, ein Zeichen, daß dieser Entschluß ein unerschütterlicher<br />

sei. Frank antwortete lachend:<br />

»Schön! Setzen Sie sich immer in <strong>den</strong> Besitz dieser schönen Gegend! Aber gleich schon am erschten Tage<br />

kommen die Indianer und roofen Ihnen die Haare alle eenzeln aus. Denken Sie <strong>den</strong>n, Sie können sich hier<br />

so gemütlich niederlassen wie derheeme off <strong>den</strong> Großvaterschtuhl oder off die Ofenbank? Handeln wollen<br />

Sie? Wer kooft Ihnen hier was ab? Wovon leben Sie? Und wonach riechen Sie? Wenn Sie nur drei Tage<br />

lang hier sitzen bleiben, hat Ihre ganze komparative Persönlichkeet eenen Duft angenommen, <strong>den</strong> Sie mit<br />

dem ganzen transatlantischen Ozean nich nunterwaschen können.«<br />

Diese Warnung hatte <strong>den</strong> Erfolg, daß Frau Rosalie ein be<strong>den</strong>kliches Gesicht machte und sich ihrem Manne<br />

zuwandte, um dessen Meinung zu hören. Die andern hatten sich indessen von ihrem Staunen erholt; sie<br />

knieten am Ufer, untersuchten das Oel und teilten sich in lauten Ausrufen ihre Bemerkungen mit. Am<br />

ruhigsten waren selbstverständlich Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand. Sie hatten sich von <strong>den</strong> andern entfernt,<br />

um einen Gang um <strong>den</strong> See zu machen und die Ufer desselben genauer abzusuchen, als es vorher von dem<br />

Apachen hatte geschehen können.<br />

<strong>Der</strong>jenige, auf welchen diese Petroleummasse <strong>den</strong> größten Eindruck machte, war der Kantor. Die andern<br />

waren schon längst von ihrem Staunen zurückgekommen, da stand er noch immer da und starrte mit<br />

weitgeöff<strong>net</strong>en Augen und ebenso offenstehendem Munde auf das Wasser. Als der Hobble-Frank dies<br />

bemerkte, trat er zu ihm, gab ihm einen Klaps auf <strong>den</strong> Rücken und sagte:<br />

»Ihnen is wohl der ganze menschliche Verschtand schtehen geblieben? Fassen Sie sich! Nehmen Sie sich<br />

zusammen und erinnern Sie sich daran, daß so een See voll Kaffee viel besser schmecken würde, als seine<br />

jetzigen Inhaltsbeschtandteele! Wahrhaftig, Sie scheinen Ihre ganze Mutterschprache verloren zu haben!<br />

Wenn Sie nich re<strong>den</strong> können, so versuchen Sie wenigstens, einige Töne zu singen, Herr Kantor!«<br />

Da kehrte dem musikalischen Herrn die Sprachfähigkeit zurück. Er holte tief, tief Atem und antwortete:<br />

»Kantor emeritus, wenn ich bitten darf, Herr Franke! Ich fühle mich ganz grandios berührt. Es ist ein ganz<br />

unbeschreiblicher Anblick. Mich überkommt ein Gedanke, ein Gedanke, ebenso grandios und<br />

unbeschreiblich wie dieser See, sage ich Ihnen.«<br />

»Welcher Gedanke, Herr Emeritikus?«<br />

»Emeritus, lieber Freund. Sie haben eine Silbe zu viel.«<br />

»Wie? Was? Eene Silbe hätte ich zu viel? Eene ganze Silbe? Wer Ihnen das weiß gemacht hat, der hat das<br />

A-B-C noch nich im Koppe. Ehe ich eene Silbe zu viel ausschpreche, gehn eher Sonne, Mond und Schterne<br />

zu Grunde. Ich habe mein Silbenmaß schtets bei mir; es is mir angeboren. Ich mach's ganz so wie die<br />

Pflaumenhändler: ich laß eher eene weg, als daß ich eene zu viel gebe; darauf können Sie sich verlassen.<br />

Das wollte ich nur so nebenbei bemerkt haben. Die Hauptsache war der grandezziose Gedanke, der Ihnen<br />

gekommen is. Darf ich <strong>den</strong> erfahren?«

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