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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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umherstreifend, ihren Aufenthaltsort, allerdings innerhalb gewisser Grenzen, je nach ihren Bedürfnissen<br />

und Absichten immerwährend verändern.<br />

Damit ist die Aufgabe der Kundschafter aber noch nicht erfüllt; sie müssen, und das ist das Schwierigere,<br />

auch zu erforschen suchen, in welcher Weise der Feind <strong>den</strong> Krieg zu führen beabsichtigt, ob er gut<br />

verproviantiert ist, wenn er aufbricht, welchen Weg er einzuschlagen und an welchem Orte er auf <strong>den</strong><br />

Gegner zu treffen ge<strong>den</strong>kt. Dazu gehören erfahrene Männer, welche neben der unbedingt notwendigen<br />

Tapferkeit auch die nötige Umsicht, Vorsicht und List besitzen.<br />

In Fällen, welche von keiner großen Bedeutung sind und dabei weniger Gefahr bieten, bedient man sich als<br />

Kundschafter jüngerer Krieger, damit dieselben Gelegenheit fin<strong>den</strong>, ihren Mut und ihre Geschicklichkeit zu<br />

zeigen und sich einen Namen zu machen. Handelt es sich aber um mehr als das, so wer<strong>den</strong> ältere, bewährte<br />

Männer auserwählt; ja, es kann sogar vorkommen, daß der Häuptling selbst auf Kundschaft geht, wenn er<br />

die Angelegenheit für dem entsprechend wichtig hält.<br />

Da, wie ganz selbstverständlich, von bei<strong>den</strong> Seiten Späher ausgesandt wer<strong>den</strong>, so kommt es vor, daß<br />

dieselben aufeinander treffen. Dann heißt es, alles aufzubieten, was Verschlagenheit und Kühnheit<br />

vermögen, um die feindlichen Kundschafter unschädlich zu machen, also sie zu töten. Wenn das gelingt, so<br />

bleibt der Gegner ohne Nachricht, wird also durch <strong>den</strong> Angriff überrascht und mit größerer Leichtigkeit<br />

besiegt.<br />

Es läßt sich da leicht <strong>den</strong>ken, daß bei einem solchen Zusammentreffen der beiderseitigen Späher oft weit<br />

mehr List, Gewandtheit und Verwegenheit aufgeboten wird, als bei dem späteren eigentlichen Kampfe. Es<br />

geschehen dabei Thaten, deren Erzählung noch später, nach langen Jahren, von Mund zu Munde geht.<br />

Wie schon mehrfach erwähnt, waren gerade in gegenwärtiger Zeit zwischen einigen Stämmen sehr ernste<br />

Feindseligkeiten ausgebrochen, nämlich zwischen <strong>den</strong> Nijoras und <strong>den</strong> damals nördlich von ihnen<br />

hausen<strong>den</strong> Navajoindianern. <strong>Der</strong> Chellyarm des Rio Colorado bildete die Grenze zwischen diesen bei<strong>den</strong><br />

Stämmen. Die Gegend, welche er durchfließt, war also das sehr gefährliche Gebiet, in welchem die Gegner<br />

voraussichtlich aufeinander treffen wür<strong>den</strong>, und das also vorher von <strong>den</strong> Kundschaftern durchspäht wer<strong>den</strong><br />

mußte.<br />

Die Gefährlichkeit dieser Gegend betraf nicht etwa nur die Indianer, sondern auch die Weißen, <strong>den</strong>n die<br />

Erfahrung lehrt, daß, sobald Rote gegeneinander kämpfen, die Bleichgesichter von bei<strong>den</strong> Seiten als Feinde<br />

betrachtet wer<strong>den</strong>. Sie befin<strong>den</strong> sich dann, um ein Bild zu gebrauchen, wie zwischen <strong>den</strong> Klingen einer<br />

Schere, welche in jedem Augenblicke sich zusammenziehen können.<br />

Das Gloomy-water, nach welchem der <strong>Oelprinz</strong> wollte, lag am Chellyflusse. Grinley kannte die Gefahr,<br />

welche je<strong>den</strong> Weißen, der gerade jetzt dorthin wollte, erwartete, glaubte aber, <strong>den</strong> Ritt doch riskieren zu<br />

können, weil er bisher von Angehörigen beider Stämme nie feindlich behandelt wor<strong>den</strong> war. Vielleicht<br />

hätte er trotzdem davon abgesehen, wenn er nicht durch die Zeit und die Verhältnisse dazu gedrängt<br />

wor<strong>den</strong> wäre. Wenn er seinen Zweck erreichen wollte, mußte er sich beeilen; er durfte <strong>den</strong> Bankier weder<br />

zur Besinnung kommen, noch irgend welchen Umstand eintreten lassen, durch <strong>den</strong> dieser etwa gewarnt<br />

wer<strong>den</strong> konnte.<br />

Was Rollins und seinen Buchhalter betrifft, so hatten diese zwar gehört, daß ein Bruch zwischen <strong>den</strong><br />

Nijoras und Navajos stattgefun<strong>den</strong> habe, besaßen aber nicht die nötigen Erfahrungen und Kenntnisse, um<br />

zu wissen, was auch ihnen dadurch drohte. Und der <strong>Oelprinz</strong> hütete sich gar wohl, sie darüber aufzuklären.<br />

Die fünf Männer befan<strong>den</strong> sich vielleicht noch einen Tagesritt vom Chelly entfernt, als sie, über eine<br />

offene, grasige Prairie reitend, welche zuweilen durch Buschwerk unterbrochen wurde, sich plötzlich einem<br />

Reiter gegenüber sahen, <strong>den</strong> sie nicht eher hatten bemerken können, weil sich ein solches Gesträuch<br />

zwischen ihm und ihnen befun<strong>den</strong> hatte. Er war ein Weißer, hatte ein Felleisen hinter sich aufgeschnallt<br />

und ritt einen kräftigen indianischen Pony, welchem man es aber ansah, daß er tüchtig angestrengt wor<strong>den</strong>

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