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»Was verlangst du noch?« »Die Zeit, die uns verloren gegangen ist.« »Kann ich euch Zeit geben, Stunden schenken?« erwiderte Ka Maku. »Ja. Wir haben alle deinetwegen eine kostbare Zeit verloren, die wir unbedingt wieder einbringen müssen. Das ist mit den schlechten Pferden, welche einige von uns besitzen, nicht möglich. Ich habe gesehen, daß ihr in eurem Corral sehr schöne Tiere habt; wir werden unsre schlechten gegen eure guten umtauschen.« »Wage das!« rief Ka Maku, indem seine Augen zornig blitzten. »Pshaw! Was ist dabei zu wagen? Du glaubst doch nicht etwa, daß ich mich vor dir fürchte! Wer kann es uns verwehren, den Tausch vorzunehmen? Du bist in unsrer Gewalt, und deine Krieger dürfen sich nicht herunter wagen, um uns zu hindern. Unsre Gewehre tragen weiter als die ihrigen; wir würden sie treffen, nicht aber sie uns; das wissen sie recht gut und werden sich also hüten, uns nahe zu kommen.« »Es würde ein Raub, ein Diebstahl sein!« »Nur Vergeltung! Ihr seid Diebe; wir aber strafen euch. Sollt ihr alle diese Leute umsonst gefangen genommen und beraubt haben? Man muß euch zeigen, daß der Unehrliche stets dem Ehrlichen unterliegt. Also, dein Widerstreben hilft dir nichts. Winnetou, Sam Hawkens und Droll mögen kommen, um mit mir die Pferde auszulesen!« Er ging mit den drei Genannten nach dem Corral. Der Häuptling geriet in große Wut; er bäumte sich unter seinen Fesseln und gebärdete sich, als ob er den Verstand verloren hätte. Da trat Frau Rosalie zu ihm und fuhr ihn zornig an: »Willste gleich schtille sein, du Schreihals ewiger, du! Was biste denn eegentlich? Een Häuptling willste sein? Wennste denkst, daß ich das gloobe, da kommste schöne an! Een Lump biste, een langfingriger Galgenschtrick. Verschtehste mich? Klappse sollteste kriegen, Haue, tüchtige Prügel! Eingeschperrt haste uns, uns arme Würmer! Und nu, da das gerechte Schtrafgericht über dich kommt, wie der Pfeffer off die Suppe, da thuste grad, als obste die reene Unschuld wärscht. Nimm dich in acht und komm' mir nich etwa 'mal in meine Hände; ich reiß dir die Haare alle eenzeln 'raus! So, jetzt weeste, woran du bist und mit wem du es zu thun hast. Bessere dich! Jetzt is es vielleicht noch Zeit. Sonst kriegst du's noch mit der Polizei und dem Schangdarm zu thun!« Sie warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu und wendete sich dann von ihm ab. Ihre Worte blieben nicht ohne Wirkung, obgleich er keins derselben verstanden hatte. Desto verständlicher war ihm ihr Ton gewesen. Er sah ihr ganz erstaunt nach und schwieg, schwieg selbst dann, als kurze Zeit darauf die Pferde aus dem Corral gelassen und gesattelt wurden. Es befanden sich seine besten dabei. Aber wenn er auch nichts sagte, seine Blicke redeten um so deutlicher. Es war ihnen anzusehen, daß er auf Rache sann. Als die auf den obern Stockwerken befindlichen Roten sahen, daß die Weißen aufbrechen wollten, kamen sie mit Hilfe der ihnen gebliebenen Leitern herabgestiegen. Sie glaubten, dies wagen zu können, weil die Bleichgesichter aufgehört hatten, eine drohende Haltung zu zeigen. Hätte man ihnen den Willen gelassen, so wäre kein ruhiger Abzug möglich gewesen. Darum richtete Old Shatterhand seinen Stutzen auf sie und rief drohend: »Bleibt oben, sonst schießen wir!« Da sie dieser Aufforderung nicht Folge leisteten, so gab er zwei Warnungsschüsse ab, doch absichtlich ohne jemand zu treffen. Da erhoben sie ein Geheul und wichen nach oben zurück. Sie waren übrigens den

Verhältnissen angemessen sehr gut weggekommen, denn außer den Fackelträgern, welche von Old Shatterhand in die Hände getroffen worden waren, hatte keiner von ihnen eine Verletzung davongetragen; Tote gab es gar nicht. Dennoch sagte der Häuptling zu Old Shatterhand, als dieser das Gewehr absetzte: »Warum schießest du auf meine Leute? Siehst du nicht, daß sie keine feindlichen Absichten mehr haben?« »Und hast du nicht gesehen, daß auch meine Absicht eine friedliche war?« antwortete der Jäger. »Oder glaubst du, ich hätte treffen wollen und doch Fehlschüsse gethan? Wenn ich will, trifft meine Kugel stets; ich habe sie nur warnen wollen.« »Aber siehst du nicht, daß einige mit verbundenen Händen oben stehen? Sie erheben dieselben, um mir zu zeigen, daß sie verwundet worden sind.« »Sie mögen es meiner Güte danken, daß ich nur auf ihre Hände, nicht aber auf ihre Köpfe gezielt habe. Eigentlich hättet ihr alle verdient, erschossen zu werden.« »Nennst du auch das Güte, daß du uns die Pferde weggenommen hast?« »Allerdings. Es ist das eine Strafe, mit der ihr sehr zufrieden sein könnt. Eigentlich habt ihr eine viel größere, viel strengere verdient.« »Das sagt du. Weißt du aber, was ich in Zukunft sagen werde?« Old Shatterhand machte eine geringschätzige Handbewegung, wendete sich ab und stieg, ohne zu antworten, auf sein Pferd. Die andern waren schon aufgesessen. Da rief Ka Maku, über diese Verachtung entrüstet, ihm zornig nach: »Ich werde jedem, der zu mir kommt, sagen: Winnetou und Old Shatterhand, die so stolz auf ihre Namen sind, sind unter die Pferdediebe gegangen, und Pferdediebe pflegen gehangen zu werdenDer Jäger that, als ob er diese Beleidigung gar nicht gehört habe; aber der kleine Hobble-Frank war so ergrimmt über dieselbe, daß er sein Pferd nahe zu dem Häuptling herantrieb und ihn zornig anfuhr: »Schweig, Halunke! So een inklusiver Spitzbube, wie du bist, muß froh sein, daß er nich selber an eenem kapitularen Schtricke offgehängt worden is. Dir wäre noch besser, du würdest mit eenem Mühlschteen am Halse ersäuft im Indischen Ozean, da wo er am tiefsten is. Da haste meine Meenung, nu adjes!« Er wendete sein Pferd und ritt davon, leider ohne sich zu sagen, daß Ka Maku diese deutsche Strafrede gar nicht verstanden haben konnte Drittes Kapitel. Am Petroleumsee. Wenn das Kriegsbeil zwischen zwei Indianerstämmen ausgegraben ist, was so viel heißt, daß nun auf Tod und Leben zwischen ihnen gekämpft werden soll, dann werden zunächst und vor allen Dingen von beiden Seiten Kundschafter ausgeschickt, welche zu erfahren suchen, wo der feindliche Stamm sich gegenwärtig befindet und wie viele erwachsene Krieger er zu stellen vermag. Den jetzigen Aufenthalt zu erkunden, ist deshalb schon notwendig, weil die sogenannten »wilden« Stämme gar nicht seßhaft sind, sondern, stets

Verhältnissen angemessen sehr gut weggekommen, <strong>den</strong>n außer <strong>den</strong> Fackelträgern, welche von Old<br />

Shatterhand in die Hände getroffen wor<strong>den</strong> waren, hatte keiner von ihnen eine Verletzung davongetragen;<br />

Tote gab es gar nicht. Dennoch sagte der Häuptling zu Old Shatterhand, als dieser das Gewehr absetzte:<br />

»Warum schießest du auf meine Leute? Siehst du nicht, daß sie keine feindlichen Absichten mehr haben?«<br />

»Und hast du nicht gesehen, daß auch meine Absicht eine friedliche war?« antwortete der Jäger. »Oder<br />

glaubst du, ich hätte treffen wollen und doch Fehlschüsse gethan? Wenn ich will, trifft meine Kugel stets;<br />

ich habe sie nur warnen wollen.«<br />

»Aber siehst du nicht, daß einige mit verbun<strong>den</strong>en Hän<strong>den</strong> oben stehen? Sie erheben dieselben, um mir zu<br />

zeigen, daß sie verwundet wor<strong>den</strong> sind.«<br />

»Sie mögen es meiner Güte danken, daß ich nur auf ihre Hände, nicht aber auf ihre Köpfe gezielt habe.<br />

Eigentlich hättet ihr alle verdient, erschossen zu wer<strong>den</strong>.«<br />

»Nennst du auch das Güte, daß du uns die Pferde weggenommen hast?«<br />

»Allerdings. Es ist das eine Strafe, mit der ihr sehr zufrie<strong>den</strong> sein könnt. Eigentlich habt ihr eine viel<br />

größere, viel strengere verdient.«<br />

»Das sagt du. Weißt du aber, was ich in Zukunft sagen werde?«<br />

Old Shatterhand machte eine geringschätzige Handbewegung, wendete sich ab und stieg, ohne zu<br />

antworten, auf sein Pferd. Die andern waren schon aufgesessen. Da rief Ka Maku, über diese Verachtung<br />

entrüstet, ihm zornig nach:<br />

»Ich werde jedem, der zu mir kommt, sagen: Win<strong>net</strong>ou und Old Shatterhand, die so stolz auf ihre Namen<br />

sind, sind unter die Pferdediebe gegangen, und Pferdediebe pflegen gehangen zu wer<strong>den</strong>!«<br />

<strong>Der</strong> Jäger that, als ob er diese Beleidigung gar nicht gehört habe; aber der kleine Hobble-Frank war so<br />

ergrimmt über dieselbe, daß er sein Pferd nahe zu dem Häuptling herantrieb und ihn zornig anfuhr:<br />

»Schweig, Halunke! So een inklusiver Spitzbube, wie du bist, muß froh sein, daß er nich selber an eenem<br />

kapitularen Schtricke offgehängt wor<strong>den</strong> is. Dir wäre noch besser, du würdest mit eenem Mühlschteen am<br />

Halse ersäuft im Indischen Ozean, da wo er am tiefsten is. Da haste meine Meenung, nu adjes!«<br />

Er wendete sein Pferd und ritt davon, leider ohne sich zu sagen, daß Ka Maku diese deutsche Strafrede gar<br />

nicht verstan<strong>den</strong> haben konnte<br />

Drittes Kapitel.<br />

Am Petroleumsee.<br />

Wenn das Kriegsbeil zwischen zwei Indianerstämmen ausgegraben ist, was so viel heißt, daß nun auf Tod<br />

und Leben zwischen ihnen gekämpft wer<strong>den</strong> soll, dann wer<strong>den</strong> zunächst und vor allen Dingen von bei<strong>den</strong><br />

Seiten Kundschafter ausgeschickt, welche zu erfahren suchen, wo der feindliche Stamm sich gegenwärtig<br />

befindet und wie viele erwachsene Krieger er zu stellen vermag. Den jetzigen Aufenthalt zu erkun<strong>den</strong>, ist<br />

deshalb schon notwendig, weil die sogenannten »wil<strong>den</strong>« Stämme gar nicht seßhaft sind, sondern, stets

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