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03.11.2013 Aufrufe

eine Kugel geben. Wir sind jetzt gekommen, dich zu holen. Wir werden euch auf eure Pferde binden, und ich rate euch, euch ja nicht etwa dagegen zu wehren, wenn ihr nicht unsre Messerklingen kosten wollt!« Die »Kleeblätter« stiegen von ihren Pferden und machten sich über die vier Indianer her, welche so bestürzt waren, daß es ihnen gar nicht einfiel, Widerstand zu leisten, der ihnen doch nichts gefruchtet hätte. Sie wurden auf ihre Tiere gebunden, welche bis jetzt angepflockt gewesen waren, und dann trat man den Rückweg an, auf welchem kein Wort gesprochen wurde, bis man bei dem Pueblo angekommen war. Dort mußten die vier Roten absteigen und wurden unter scharfe Bewachung genommen. Sie mußten trotz der Dunkelheit bald bemerken, daß alle ihre Gefangenen, keinen einzigen ausgenommen, sich in Freiheit befanden. Ihr Grimm darüber läßt sich leicht denken. Die Weißen, besonders die lebhafteren unter ihnen, hätten am liebsten die ganze Nacht durchplaudern mögen; aber Old Shatterhand gab das nicht zu. Er machte sie darauf aufmerksam, daß ihnen morgen ein jedenfalls scharfer und auch langer Ritt bevorstehe, und brachte sie soweit, daß sie, die sich stündlich ablösenden Wachen natürlich abgerechnet, sich zur Ruhe legten. Die Nacht verging, ohne daß die Roten wagten, das Pueblo zu verlassen und einen Angriff zu versuchen. Als der Tag graute, sah man, daß sie sich auf die oberen Plattformen zurückgezogen hatten. Die Mehrzahl von ihnen schlief, wurde aber, sobald es nur einigermaßen hell geworden war, von den Wächtern, welche auch sie ausgestellt hatten, geweckt. Sie versammelten sich oben und warfen den Weißen, welche sich ebenso vom Schlafe erhoben hatten, drohende Reden herab. Daß ihr Häuptling sich als Gefangener bei diesen befand, konnten sie nicht erkennen. Winnetou und Old Shatterhand waren entschlossen, sich auf keine langen Verhandlungen einzulassen. Man durfte keine Zeit verlieren, wenn es gelingen sollte, den Oelprinzen noch rechtzeitig einzuholen. Darum begaben sich beide zu Ka Maku, um mit ihm zu reden. Die andern bildeten einen Kreis um sie, um zuzuhören, oder, was diejenigen betraf, die das Gespräch nicht verstehen konnten, wenigstens zuzusehen. Da Winnetou sich lieber schweigend verhielt und nur dann zu sprechen pflegte, wenn es nicht unterlassen werden durfte, ergriff Old Shatterhand das Wort: »Ka Maku sieht wohl, daß alle seine Gefangenen sich in Freiheit befindenDer Häuptling antwortete nicht; darum ermahnte ihn der Westmann in drohendem Tone: »Ich pflege nicht gern in den Wind zu reden. Du sollst so mild wie möglich behandelt werden. Antwortest du nicht, so hast du es nur dir zuzuschreiben, wenn wir nur die Rache gelten lassen. Beantworte also meine Frage!« »Ich sehe, daß sie frei sind, « knurrte er ingrimmig. »Und daß deine Krieger nun unsre Gefangenen sind?« »Das sehe ich nicht.« »Nicht? Kann einer von ihnen das Pueblo verlassen, wenn wir es nicht wollen? Wir brauchen nicht einmal zu dulden, daß sie auf den Dächern stehen. Unsre Gewehre tragen bis zur obersten Terrasse, und wir können sie alle zwingen, in das Innere der Stockwerke zu flüchten. Wo nehmen sie zu essen und zu trinken her? Sie dürfen nicht dorthin herab, wo der Brunnen ist und die Vorräte liegen. Außerdem haben wir dich und deine drei Gefährten fest. Was meinst du wohl, was wir mit euch vornehmen werden?« »Nichts!« »Ah, wirklich?«

»Ja, denn es ist keinem von euch ein Leid geschehen.« »Das haben sie nicht euch, sondern Winnetou und mir zu verdanken. Ihr hattet es anders mit ihnen vor. Ich will es kurz mit dir machen. Es fehlen ihnen noch viele Sachen, welche sich im Pueblo befinden. Wenn ihnen alles, was verloren gegangen ist, ersetzt wird, geben wir euch frei und reiten fort; weigerst du dich aber dessen, so wirst du erschossen, und wir verbrennen deine Skalplocke, daß du in den ewigen Jagdgründen ohne sie erscheinen mußt. Ebenso wird es deinen drei Mitgefangenen ergehen. Entscheide dich! Sieh, eben jetzt geht die Sonne auf. Wenn sie eine Hand breit über dem Horizonte steht, will ich deine Antwort haben. Länger warte ich nicht. Ich habe gesprochen!« Er stand auf und ging mit Winnetou fort, zum Zeichen, daß er kein weiteres Wort verlieren wolle. Ka Maku starrte finster vor sich hin. Er kannte die Humanität seiner Sieger und glaubte nicht, daß sie ihre Drohung wahr machen würden. Die ganze Beute hergeben, das schien ihm zu viel verlangt. Als die Sonne soweit, wie angegeben, vorgerückt war, kamen die beiden zurück, und Old Shatterhand fragte: »Was hat Ka Maku beschlossen? Soll die Ersetzung stattfinden?« »Nein!« stieß er hervor. »Well! Ich habe dir gesagt, daß ich gesprochen habe; wir sind fertig. Schafft die Kerls fort, nach jenem Felsen hinüber; schneidet ihnen die Skalplocken ab und gebt nachher jedem eine Kugel in den Kopf! Ich habe keine Lust, meine Worte unnötig zu verlieren.« Sam, Dick und Will, Frank und Droll griffen zu und schleppten die vier Roten nach dem bezeichneten Felsen. Ein Indianer, welcher ohne Skalplocke stirbt und begraben wird, geht der Freuden der ewigen Jagdgründe verloren. Darum schrie der Häuptling, als Hawkens mit der Linken ihn an der Locke ergriff und mit der Rechten das Messer schwang: »Halt, halt! Ihr sollt alles haben!« »Gut!« nickte Old Shatterhand. »Es war grad die höchste Zeit; widerrufe aber ja nicht, denn dann gibt es keine Gnade! Ich verlange, daß alles, bis auf den geringsten Gegenstand, ausgeliefert wird. Eure Squaws mögen uns diese Sachen heraus- und herunterbringen; sollten Männer es wagen, zu erscheinen, würden wir sie niederschießen. Bist du einverstanden?« »Ja,« knirschte Ka Maku. »So mag dieser Mann hier es den Deinen melden; aber wenn die Auslieferung nicht binnen fünf Minuten beginnt, bist du verloren!« Er deutete auf einen der Gefangenen; es wurden ihm die Fesseln abgenommen, und dann erhielt er eine Leiter, um auf das Pueblo zu steigen. Erst durch ihn erfuhren die Indianer, daß ihr Häuptling gefangen war. Sie erhoben ein großes Geheul und rannten unter drohenden Gebärden oben hin und her, doch schien der Bote ihnen ernstlich zuzusprechen, und nach den festgesetzten fünf Minuten kamen schon die ersten Squaws mit Lasten herabgestiegen, die sie unten abgaben. Jeder Beraubte nahm das in Empfang, was ihm gehörte und gab an, was ihm noch fehlte. Es wurde scharf darauf gedrungen, daß selbst der kleinste Gegenstand zurückerstattet wurde; das machte freilich viele Mühe, endlich aber war doch alles vorhanden und verteilt. Darum rief der Häuptling: »Es ist geschehen, was ihr wolltet. Nun bindet mich los und packt euch fort!« »Du irrst,« antwortete Old Shatterhand ihm ruhig, »ihr habt noch nicht alles ersetzt.«

»Ja, <strong>den</strong>n es ist keinem von euch ein Leid geschehen.«<br />

»Das haben sie nicht euch, sondern Win<strong>net</strong>ou und mir zu verdanken. Ihr hattet es anders mit ihnen vor. Ich<br />

will es kurz mit dir machen. Es fehlen ihnen noch viele Sachen, welche sich im Pueblo befin<strong>den</strong>. Wenn<br />

ihnen alles, was verloren gegangen ist, ersetzt wird, geben wir euch frei und reiten fort; weigerst du dich<br />

aber dessen, so wirst du erschossen, und wir verbrennen deine Skalplocke, daß du in <strong>den</strong> ewigen<br />

Jagdgrün<strong>den</strong> ohne sie erscheinen mußt. Ebenso wird es deinen drei Mitgefangenen ergehen. Entscheide<br />

dich! Sieh, eben jetzt geht die Sonne auf. Wenn sie eine Hand breit über dem Horizonte steht, will ich deine<br />

Antwort haben. Länger warte ich nicht. Ich habe gesprochen!«<br />

Er stand auf und ging mit Win<strong>net</strong>ou fort, zum Zeichen, daß er kein weiteres Wort verlieren wolle. Ka Maku<br />

starrte finster vor sich hin. Er kannte die Humanität seiner Sieger und glaubte nicht, daß sie ihre Drohung<br />

wahr machen wür<strong>den</strong>. Die ganze Beute hergeben, das schien ihm zu viel verlangt. Als die Sonne soweit,<br />

wie angegeben, vorgerückt war, kamen die bei<strong>den</strong> zurück, und Old Shatterhand fragte:<br />

»Was hat Ka Maku beschlossen? Soll die Ersetzung stattfin<strong>den</strong>?«<br />

»Nein!« stieß er hervor.<br />

»Well! Ich habe dir gesagt, daß ich gesprochen habe; wir sind fertig. Schafft die Kerls fort, nach jenem<br />

Felsen hinüber; schneidet ihnen die Skalplocken ab und gebt nachher jedem eine Kugel in <strong>den</strong> Kopf! Ich<br />

habe keine Lust, meine Worte unnötig zu verlieren.«<br />

Sam, Dick und Will, Frank und Droll griffen zu und schleppten die vier Roten nach dem bezeich<strong>net</strong>en<br />

Felsen. Ein Indianer, welcher ohne Skalplocke stirbt und begraben wird, geht der Freu<strong>den</strong> der ewigen<br />

Jagdgründe verloren. Darum schrie der Häuptling, als Hawkens mit der Linken ihn an der Locke ergriff<br />

und mit der Rechten das Messer schwang:<br />

»Halt, halt! Ihr sollt alles haben!«<br />

»Gut!« nickte Old Shatterhand. »Es war grad die höchste Zeit; widerrufe aber ja nicht, <strong>den</strong>n dann gibt es<br />

keine Gnade! Ich verlange, daß alles, bis auf <strong>den</strong> geringsten Gegenstand, ausgeliefert wird. Eure Squaws<br />

mögen uns diese Sachen heraus- und herunterbringen; sollten Männer es wagen, zu erscheinen, wür<strong>den</strong> wir<br />

sie niederschießen. Bist du einverstan<strong>den</strong>?«<br />

»Ja,« knirschte Ka Maku.<br />

»So mag dieser Mann hier es <strong>den</strong> Deinen mel<strong>den</strong>; aber wenn die Auslieferung nicht binnen fünf Minuten<br />

beginnt, bist du verloren!«<br />

Er deutete auf einen der Gefangenen; es wur<strong>den</strong> ihm die Fesseln abgenommen, und dann erhielt er eine<br />

Leiter, um auf das Pueblo zu steigen. Erst durch ihn erfuhren die Indianer, daß ihr Häuptling gefangen war.<br />

Sie erhoben ein großes Geheul und rannten unter drohen<strong>den</strong> Gebär<strong>den</strong> oben hin und her, doch schien der<br />

Bote ihnen ernstlich zuzusprechen, und nach <strong>den</strong> festgesetzten fünf Minuten kamen schon die ersten<br />

Squaws mit Lasten herabgestiegen, die sie unten abgaben. Jeder Beraubte nahm das in Empfang, was ihm<br />

gehörte und gab an, was ihm noch fehlte. Es wurde scharf darauf gedrungen, daß selbst der kleinste<br />

Gegenstand zurückerstattet wurde; das machte freilich viele Mühe, endlich aber war doch alles vorhan<strong>den</strong><br />

und verteilt. Darum rief der Häuptling:<br />

»Es ist geschehen, was ihr wolltet. Nun bindet mich los und packt euch fort!«<br />

»Du irrst,« antwortete Old Shatterhand ihm ruhig, »ihr habt noch nicht alles ersetzt.«

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