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03.11.2013 Aufrufe

für einige Zeit die Indianer jetzt nicht zu fürchten waren; sie wurden durch die beiden Namen Old Shatterhand und Winnetou in Furcht gehalten. Der Abstieg ging also ziemlich gemächlich von statten und zwar in der Weise, daß alle Leitern von oben mit hinuntergenommen wurden, um den Roten die Verfolgung zu erschweren. Als sie dann alle am Fuße des Pueblo im Freien beisammenstanden, sagte Old Shatterhand: »Es ist gelungen, und zwar viel leichter, als ich dachte. Nun gibt -« Er wurde von mehreren unterbrochen, die ihrer Dankbarkeit Ausdruck geben wollten, fiel ihnen aber schnell in die Rede: »Still! Nichts davon jetzt! Es muß zunächst das Notwendigste geschehen. Später, wenn wir von hier fort sind, könnt ihr reden, so viel ihr wollt. Wo sind eure Pferde?« »Dort im Corral, rechts hinter dem Mauerwerk,« antwortete Hawkens. »Habt ihr alle eure Waffen?« »Ja.« »Und euer Eigentum?« »Was wir einstecken hatten, konnte uns nicht genommen werden; aber was sich in den Satteltaschen befand, das werden die roten Spitzbuben wohl an sich genommen haben.« »Hattet ihr auch Packpferde bei euch?« »Yes. Die mußten die Sachen der Auswanderer tragen.« »Sind diese Gegenstände vorhanden?« »Weiß nicht; glaube es auch nicht. Das Wetter brach so rasch über uns herein, daß wir gar nicht Zeit hatten, abzuladen und die Tiere abzusatteln.« »Hm! Wäre alles da, was euch und ihnen gehörte, so könnten wir gleich fort von hier, sonst aber müssen wir die Roten zwingen, das Geraubte herauszugeben. Sam Hawkens mag mich nach dem Corral begleiten; die andern bleiben hier und passen auf die untersten Terrassen des Pueblo auf. Sobald ein Roter sich dort hören oder gar sehen läßt, wird nach ihm geschossen, doch ohne ihn zu treffen; verstanden! Es genügt vollständig, wenn er die Kugel neben sich einschlagen hört. Diese Leute sollen nur wissen, daß wir uns hier aufgestellt haben, um sie nicht herunter zu lassen. Mein Bruder Winnetou wird indessen gehen, um unsre beiden Rappen herbeizuholen.« Der Apache entfernte sich still, wie es so seine Weise war, und Old Shatterhand ging mit Hawkens nach der Umfriedigung, in welche die Pferde gebracht worden waren. Als diese drei sich entfernt hatten, sagte der Kantor, natürlich in deutscher Sprache: »Also das sind die beiden großen Helden, nach deren Anblick ich so begierig gewesen bin! Man kann sie nicht erkennen, weil es dunkel ist, aber schon ihr Auftreten imponiert mir ungeheuer. Sie werden sehr hervorragende Stellen in meiner Oper einnehmen.« »Na, sehen Sie sich die beeden nur erscht eemal bei Tage an!« antwortete der Hobble-Frank. »Schon

während man das erschte Ooge off sie wirft, muß man sich gleich hypothekarisch sagen, daß man keene gewöhnlichen Leute vor sich hat. Is es nich genau so, wie ich prophezeit habe? Diese beeden berühmten Leute brauchen nur zu erscheinen, so sind wir ooch schon frei!« »Sehr wahr!« stimmte Droll bei. »Es is een wahres Heldenschtück von ihne, uns herausgeholt zu habe, ohne daß uns nur een Haar gekrümmt worde is. Es wär sogar noch viel besser gegange, wenn Frau Eberschbach den Mund gehalte hätte.« »Ich?« fiel schnell Frau Rosalie ein. »Meenen Sie vielleicht, ich bin schuld, daß mir der Schrei entfahren is?« »Natürlich! Wer denn sonst?« »Der Kantor, aber doch nich ich!« »Bitte ergebenst!« verteidigte sich der von ihr Beschuldigte. »Sie wissen wohl, daß ich Emeritus bin! Wenn Sie das doch nicht immer auslassen wollen. Sie haben kein Recht, zu behaupten, daß ich die tiefe Stille, welche geboten war, gebrochen habe. Ueber meine Lippen ist kein Laut gekommen, kein einziger, und wenn er noch so pianissimo gewesen wäre. Sie sind es gewesen, Frau Ebersbach, die geschrieen hat.« »Das leugne ich gar nich. Aber weshalb habe ich geschrieen? Hätten Sie sich doch fester angehalten, Sie Emeritus! Wenn Sie wieder 'mal Lust haben, von der Leiter herabzupurzeln, so thun Sie es doch wenigstens nich grad dann, wenn eene reputierliche Dame drunter schteht! Wenn Sie Ihre Tonleitern ooch nich fester in die Hände nehmen, so kann mich Ihre schöne Heldenoper dauern. Verschtehn Sie mich!« »Ich verstehe Sie, Verehrteste; aber Sie verstehen etwas nicht, nämlich mit einem Sohne der Musen höflich umzugehen. Ich habe Ihnen versprochen, seiner Zeit an Sie zu denken, und hegte wirklich die Absicht, Ihnen eine Sopranarie in den Mund zu legen; da Sie aber in dieser Weise von meiner Kunst sprechen, sehe ich davon ab. Sie werden nicht die Ehre haben, in meiner Oper zu erscheinen!« »Nich? 1, was Sie nich sagen! Meenen Sie etwa, es liegt mir so sehr viel daran, off den Brettern zu erscheinen, die die Erde bedeuten? Das fällt mir gar nich ein. Und Sopran hab' ich singen sollen? Hören Sie, damit lassen Sie mich in Ruh! Wenn ich singen will, da laß ich mir gar nischt vorschreiben, da singe ich, was ich will, Fagott, Klarinette oder Rumpelbaß, ganz was mir beliebt. Und nu sind wir miteinander für dieses Leben fertig. Leben Sie wohl! Adjes off Ewigkeet!« Sie wendete sich höchst aufgebracht von ihm ab. Er wollte noch eine Bemerkung machen, doch der Hobble-Frank forderte ihn schnell auf - »Pst! Schweigen Sie schtille! Es is mir ganz so, als ob ich een lebendiges Wesen da oben off der erschten Etage hätte huschen sehen. Wahrhaftig, da schleicht es wieder! Jetzt bleibt es schtehen und neigt den Kopp herab. Das is een Indianer, der jedenfalls eene Okularkonstruktion beabsichtigt, um zu sehen, wo wir schtecken. Er soll es gleich erfahren!« Er hob sein Gewehr, zielte kurz und drückte ab. »Uff!« rief eine erschrockene Stimme gleich nach dem Knalle des Schusses. Soeben kehrte Old Shatterhand mit Sam Hawkens zurück. »Was gibt es? Wer hat geschossen?« fragte er.

während man das erschte Ooge off sie wirft, muß man sich gleich hypothekarisch sagen, daß man keene<br />

gewöhnlichen Leute vor sich hat. Is es nich genau so, wie ich prophezeit habe? Diese bee<strong>den</strong> berühmten<br />

Leute brauchen nur zu erscheinen, so sind wir ooch schon frei!«<br />

»Sehr wahr!« stimmte Droll bei. »Es is een wahres Hel<strong>den</strong>schtück von ihne, uns herausgeholt zu habe,<br />

ohne daß uns nur een Haar gekrümmt worde is. Es wär sogar noch viel besser gegange, wenn Frau<br />

Eberschbach <strong>den</strong> Mund gehalte hätte.«<br />

»Ich?« fiel schnell Frau Rosalie ein. »Meenen Sie vielleicht, ich bin schuld, daß mir der Schrei entfahren<br />

is?«<br />

»Natürlich! Wer <strong>den</strong>n sonst?«<br />

»<strong>Der</strong> Kantor, aber doch nich ich!«<br />

»Bitte ergebenst!« verteidigte sich der von ihr Beschuldigte. »Sie wissen wohl, daß ich Emeritus bin! Wenn<br />

Sie das doch nicht immer auslassen wollen. Sie haben kein Recht, zu behaupten, daß ich die tiefe Stille,<br />

welche geboten war, gebrochen habe. Ueber meine Lippen ist kein Laut gekommen, kein einziger, und<br />

wenn er noch so pianissimo gewesen wäre. Sie sind es gewesen, Frau Ebersbach, die geschrieen hat.«<br />

»Das leugne ich gar nich. Aber weshalb habe ich geschrieen? Hätten Sie sich doch fester angehalten, Sie<br />

Emeritus! Wenn Sie wieder 'mal Lust haben, von der Leiter herabzupurzeln, so thun Sie es doch wenigstens<br />

nich grad dann, wenn eene reputierliche Dame drunter schteht! Wenn Sie Ihre Tonleitern ooch nich fester<br />

in die Hände nehmen, so kann mich Ihre schöne Hel<strong>den</strong>oper dauern. Verschtehn Sie mich!«<br />

»Ich verstehe Sie, Verehrteste; aber Sie verstehen etwas nicht, nämlich mit einem Sohne der Musen höflich<br />

umzugehen. Ich habe Ihnen versprochen, seiner Zeit an Sie zu <strong>den</strong>ken, und hegte wirklich die Absicht,<br />

Ihnen eine Sopranarie in <strong>den</strong> Mund zu legen; da Sie aber in dieser Weise von meiner Kunst sprechen, sehe<br />

ich davon ab. Sie wer<strong>den</strong> nicht die Ehre haben, in meiner Oper zu erscheinen!«<br />

»Nich? 1, was Sie nich sagen! Meenen Sie etwa, es liegt mir so sehr viel daran, off <strong>den</strong> Brettern zu<br />

erscheinen, die die Erde bedeuten? Das fällt mir gar nich ein. Und Sopran hab' ich singen sollen? Hören<br />

Sie, damit lassen Sie mich in Ruh! Wenn ich singen will, da laß ich mir gar nischt vorschreiben, da singe<br />

ich, was ich will, Fagott, Klari<strong>net</strong>te oder Rumpelbaß, ganz was mir beliebt. Und nu sind wir miteinander<br />

für dieses Leben fertig. Leben Sie wohl! Adjes off Ewigkeet!«<br />

Sie wendete sich höchst aufgebracht von ihm ab. Er wollte noch eine Bemerkung machen, doch der<br />

Hobble-Frank forderte ihn schnell auf -<br />

»Pst! Schweigen Sie schtille! Es is mir ganz so, als ob ich een lebendiges Wesen da oben off der erschten<br />

Etage hätte huschen sehen. Wahrhaftig, da schleicht es wieder! Jetzt bleibt es schtehen und neigt <strong>den</strong> Kopp<br />

herab. Das is een Indianer, der je<strong>den</strong>falls eene Okularkonstruktion beabsichtigt, um zu sehen, wo wir<br />

schtecken. Er soll es gleich erfahren!«<br />

Er hob sein Gewehr, zielte kurz und drückte ab.<br />

»Uff!« rief eine erschrockene Stimme gleich nach dem Knalle des Schusses.<br />

Soeben kehrte Old Shatterhand mit Sam Hawkens zurück.<br />

»Was gibt es? Wer hat geschossen?« fragte er.

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