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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Während Old Shatterhand die Flamme mit Wasser aus der Quelle löschte, machte Win<strong>net</strong>ou noch einmal<br />

die Runde, um sich zu überzeugen, daß sie ohne Besorgnis schlafen konnten; dann streckten sie sich neben<br />

einander zur nächtlichen Ruhe im weichen Grase aus. Sie hielten es nicht für nötig, abwechselnd zu<br />

wachen; sie konnten sich auf ihr gutes Gehör und auf ihre Pferde verlassen, welche gewohnt waren, die<br />

Annäherung von Menschen oder Tieren durch Schnauben zu verraten.<br />

Am andern Morgen früh erwacht, ließen sie vor allen Dingen die Pferde tüchtig trinken, weil<br />

vorauszusehen war, daß dieselben wohl länger als einen Tag kein Wasser bekommen wür<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n am<br />

Pueblo konnten sie nicht getränkt wer<strong>den</strong>, weil die Bewohner desselben jetzt als Gegner zu betrachten<br />

waren. Die bei<strong>den</strong> so verschie<strong>den</strong>farbigen und doch so innigen Freunde genossen einen Teil des gestern<br />

Abend übrig gebliebenen Fleisches, sattelten dann und ritten mutig dem Tage entgegen, dessen Abend für<br />

sie ein sehr schwieriger zu wer<strong>den</strong> versprach.<br />

Von ihrem Lagerplatze bis zum Pueblo war es ein guter Tagesritt, ihre vortrefflichen Pferde aber brauchten<br />

sie gar nicht anzustrengen, um schon lange vor Abend an Ort und Stelle zu sein. Sie kannten die Gegend so<br />

genau, wie sie dem <strong>Oelprinz</strong>en bekannt gewesen war. Da dieser die gerade Richtung eingeschlagen hatte<br />

und sie dasselbe thaten, fiel ihr Weg mit dem seinigen zusammen. Die Fährte, welche er mit seinen vier<br />

Begleitern gestern zurückgelassen hatte, war für gewöhnliche Westmänner nicht zu sehen, für ihre scharfen<br />

Augen aber doch von Zeit zu Zeit zu erkennen. Sie ritten während des ganzen Vormittages und machten<br />

erst um die Mittagszeit einen Halt, um ihre Pferde ruhen zu lassen. Es war bis dahin nur davon die Rede<br />

gewesen, was sie seit ihrer letzten Trennung erlebt hatten; über ihr heutiges Vorhaben hatten sie nichts<br />

erwähnt. Jetzt aber, während sie ruhten, sagte Win<strong>net</strong>ou:<br />

»Mein Bruder sieht ein, daß wir uns nicht getäuscht haben: Ka Maku hat mit dem <strong>Oelprinz</strong>en im Bunde<br />

gestan<strong>den</strong>.«<br />

»Jawohl,« nickte Old Shatterhand, »Wäre das nicht der Fall, so hätte der Häuptling die Flüchtigen verfolgt<br />

und wir wären ihm entweder begeg<strong>net</strong>, oder müßten seine Fährte sehen. Und wie wir uns hier nicht geirrt<br />

haben, wer<strong>den</strong> wir uns auch in Beziehung auf das übrige nicht täuschen.«<br />

Dann ging es weiter, bis sie am Nachmittage soweit gekommen waren, daß sie bis zum Pueblo nur noch<br />

eine Stunde zu reiten hatten. Nun galt es, vorsichtig zu sein, wenn sie sich nicht sehen lassen wollten. Sie<br />

stiegen also abermals ab, um noch einige Zeit verstreichen zu lassen, da sie sich dem Pueblo erst kurz vor<br />

Abend nähern wollten.<br />

Die Gegend, in welcher sie sich befan<strong>den</strong>, war eben und sandig. Diese Ebene zog sich als immer schmaler<br />

wer<strong>den</strong>de, unfruchtbare Zunge in die Mogollonberge hinein. Hier und da sah man einen einzelnen<br />

Felsblock liegen. Sie hatten aus Berechnung sich hinter einen solchen Block niedergesetzt, hinter dessen<br />

Ecke hervor sie südwärts blicken konnten, wo das Pueblo lag. jemand, der von dorther kam, konnte sie und<br />

auch ihre Pferde nicht sehen.<br />

Sie hatten noch nicht lange dagesessen, so deutete Win<strong>net</strong>ou nach rechts hinüber und rief überrascht aus:<br />

»Teshi, tlao tchate!«<br />

Diese drei Worte der Apachensprache bedeuten: »Schau, viel Rehe,« oder »schau, ein Rudel Rehe!« Es<br />

sind aber nicht wirkliche Rehe gemeint, sondern eine Art der amerikanischen Antilope, welche in Arizona<br />

äußerst selten vorkommt.<br />

Daher die Ueberraschung des Apachenhäuptlings. Wie gern hätten er und Old Shatterhand die Jagd auf<br />

diese schnellfüßigen Tiere aufgenommen, die einen sehr zarten Braten geben; aber die Aufgabe, welche sie<br />

heut zu lösen hatten, verbot es ihnen.

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