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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Frank hören:<br />

»Wir hätten nich durch die Decke, sondern hier unten durch die Mauer graben sollen. Off der Decke<br />

schtehen die Indianer und hören uns. Brechen wir aber durch die Mauer, so kann uns keen Mensch hören.«<br />

»Aber die Arbeit ist viel schwerer, « warf Sam ein.<br />

»Lieber eene schwere Arbeit, wobei man nich das Leben wagt, als eene leichte, bei der man erschossen<br />

wird. Das is meine unmaßgebliche Kompensation, mit welcher ich geflissentlicherweise recht haben<br />

werde.«<br />

Man stimmte ihm bei. Es wurde eine kurze Beratung gehalten, deren Ergebnis der Beschluß war, seinem<br />

Rate Folge zu leisten. Die in der Außenmauer befindlichen Luftlöcher waren so groß, daß man zwei<br />

Flintenläufe nebeneinander in eins derselben stecken und sie als Hebel benützen konnte. Auf diese Weise<br />

gelang es, allerdings erst nach stun<strong>den</strong>langer Anstrengung, das Bindematerial der Steine so zu lockern, daß<br />

man nun mit <strong>den</strong> Messern fortfahren konnte.<br />

Darüber verging der Nachmittag. Es war Abend gewor<strong>den</strong>, als endlich der erste Stein aus der Mauer fiel.<br />

<strong>Der</strong> erste! Und wie viele waren noch zu entfernen! Und wie stand es mit <strong>den</strong> Gefangenen! Sie hatten hier<br />

Rast machen und sich erholen wollen; aber es war nach ihrer Ankunft nur Zeit zum Trinken, nicht zum<br />

Essen gewesen. Nun waren sie schon über einen Tag gefangen, ohne etwas genossen zu haben. <strong>Der</strong> Hunger<br />

und der Durst stellten sich ein. Das hatte bei <strong>den</strong> Erwachsenen jetzt noch nicht viel zu sagen, aber die<br />

Kinder verlangten nach Speise und nach Trank und konnten nicht leicht beruhigt wer<strong>den</strong>.<br />

Indem immer je zwei und zwei sich ablösten, wurde die ganze Nacht hindurch an dem Loche gearbeitet; es<br />

ging äußerst langsam vorwärts, weil die Mauer so stark und der Mörtel fast noch fester als der Stein war.<br />

Endlich war man hindurch; ein Stein fiel nach außen, Das kleine Loch, welches dadurch entstan<strong>den</strong> war,<br />

ließ <strong>den</strong> fahlen Schein des anbrechen<strong>den</strong> Morgens hereinfallen. Nun ging es rascher; noch eine halbe<br />

Stunde und das Loch war so weit, daß ein Mann hinauskriechen konnte.<br />

»Gewonnen!« jubelte Frau Rosalie. »Dieses Loch is zwar keene bequeme Passage für eene anschtändige<br />

Dame, aber wenn es sich um die Freiheit handelt, krieche ich sogar durch eene Feueresse, wobei man sich<br />

doch schpäter wieder abwaschen kann. Jetzt vorwärts, meine Herren! Wer macht voran? Die Höflichkeet<br />

erfordert natürlich, daß wir Damen zu allererscht gerettet wer<strong>den</strong>. Darum mache ich <strong>den</strong> Vorschlag, daß ich<br />

<strong>den</strong> Anfang mache.«<br />

Sie bückte sich schon, um <strong>den</strong> Kopf in das Loch zu stecken; aber der Hobble-Frank zog sie zurück und<br />

sagte:<br />

»Sind Sie <strong>den</strong>n nich recht gescheit, Madame Eberschbach? Was fällt Ihnen <strong>den</strong>n ein? Das is nischt für<br />

Weiber. Hier müssen die Herren der Schöpfung <strong>den</strong> Anfang machen.«<br />

»Wer?« fragte sie. »Die Herren der Schöpfung? Zu <strong>den</strong>en rechnen Sie sich wohl ooch mit?«<br />

»Natürlich!«<br />

»Na, da thut mir aber die ganze liebe Schöpfung leed. Ich bin eene Dame, eene deutsche Dame vom<br />

zusammengeenten deutschen Kaiserreich. Und haben Sie etwa nicht gehört, daß man gegen Damen<br />

zuvorkommend sein soll?«<br />

»Ja, das weeß ich sehr genau und bin es ooch schtets gewesen.«

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