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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Natürlich haben sie es auf unser Eigentum abgesehen,« antwortete Sam.<br />

»Natürlich? Das finde ich gar nich so natürlich wie Sie. Mein Eegentum is eben mein Eegentum, an dem<br />

mir keen andrer Mensch herumzufispern hat. Wer die Hand nach meinen rechtmäßigen und gesetzlichen<br />

Habseligkeeten ausschtreckt, der is een Schpitzbube, verschtehn Se mich! Und da gibt's in Sachsen gewisse<br />

Paragraphen, welche von der Polizei schtreng gehandhabt wer<strong>den</strong>. Wer maust, der wird eingeschteckt oder<br />

ooch sogar ins Loch geschperrt!«<br />

»Das ist sehr richtig; aber leider befin<strong>den</strong> wir uns nicht in Sachsen.«<br />

»Nich in Sachsen? I was Se nich sagen! Ich bin noch lange keene Amerikanerin; ich befinde mich zwar<br />

gegenwärtig off der Auswanderung, aber meine gute, sächsische Schtaatsangehörigkeet habe ich trotzdem<br />

noch nich offgegeben. Ich bin immer noch eene Landestochter des schönen Sachsenlandes an der Elbe. Die<br />

Sachsen haben in mehr als zwanzig Schlachten gesiegt und wer<strong>den</strong> mich ooch hier herauszuhauen wissen.<br />

Verschtehn Se mich? Ich habe dreißig Jahre lang meine Abgaben, Schteuern und Schulanlagen pünktlich<br />

und ehrlich bezahlt, bin noch keenen einzigen Pfennig schuldig geblieben und kann also wohl verlangen,<br />

daß mein Heimatsschtaat sich tapfer meiner annimmt, wenn so een roter, indianischer Taugenischt und<br />

Thunichgut mich betrügen und beschtehlen will! Ich lass'mich nich berauben und dann ohne eenen Pfennig<br />

in der Tasche fortjagen.«<br />

Sam warf einen seiner eigentümlich funkeln<strong>den</strong> Blicke auf die erregte Frau und meinte:<br />

»Sie machen sich eine falsche Vorstellung, Frau Ebersbach. Man wird Sie nicht ausrauben und dann<br />

fortjagen.«<br />

»Nich? Was <strong>den</strong>n?«<br />

»Wenn der Indianer raubt, so tötet er auch. Nimmt er uns das Eigentum, so nimmt er uns auch das Leben,<br />

damit wir uns nicht später rächen können.«<br />

»Herr, meine Seele! Wollen Sie etwa sagen, daß wir ermordet wer<strong>den</strong> sollen?«<br />

»Ja.«<br />

»Wirklich? Na, da hört aber nu grad alles off! Und das haben Sie gewußt und uns trotzdem hierher geführt?<br />

Herr Hawkens, nehmen Sie es mir ja nich übel, aber Sie sind een Ungeheuer, een Molch, een Drache, wie<br />

es keenen zweeten geben kann!«<br />

»Entschuldigen Sie! Konnte ich wissen, was die Indianer vorhatten? Diese Pueblos sind als freundlich und<br />

zuverlässig bekannt; es war beinahe unmöglich, zu <strong>den</strong>ken, daß sie uns eine solche Falle stellen wür<strong>den</strong>.«<br />

»Mußten Sie <strong>den</strong>n hineinschpringen? Wir konnten draußen bleiben.«<br />

»Bei dem Wetter?!«<br />

»Ach was Wetter! Ich lasse mir doch lieber zehn Wasserbottiche in <strong>den</strong> Zopf regnen, als mich ausrauben<br />

und umbringen. Das können Sie sich doch so von ohngefähr selbst <strong>den</strong>ken. Du lieber Himmel! Ermordet<br />

wer<strong>den</strong>! Wer hätte das gedacht! Ich bin ausgewandert, um noch eene ganze Reihe von Jahren amerikanisch<br />

leben zu bleiben, und kaum habe ich meine Füße in dieses Land gesetzt, so tritt mir ooch schon der<br />

leibhaftige Tod entgegen. Ich möchte <strong>den</strong>jenigen sehen, der das aushalten kann!«<br />

Da trat der Kantor zu ihr heran, legte ihr die Hand auf <strong>den</strong> Arm und sagte in beruhigendem Tone:

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