03.11.2013 Aufrufe

Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

in <strong>den</strong> Schoß legen wird.«<br />

»Well, <strong>den</strong>ke das auch. Aber warum hat man sich unser bemächtigt? Das ist es, was ich wissen möchte.<br />

Vielleicht eines Lösegeldes halber?«<br />

»Schwerlich. So etwas wäre die Artweißer Banditen, aber nicht diejenige der Indianer.«<br />

»Also einfach uns ausrauben?«<br />

»Auch nicht, wenigstens nicht allein. Wäre es nur das, so hätte man uns sogleich die Taschen geleert,<br />

anstatt uns nur die Waffen abzunehmen. Ich bin kein Westmann und kann also nichts Sicheres sagen, aber<br />

ich vermute, das Verhalten der Roten ist eine Folge der zwischen ihnen und <strong>den</strong> Weißen ausgebrochenen<br />

Streitigkeiten.«<br />

»All devils! Dann hätten wir nichts zu hoffen, <strong>den</strong>n dann wären wir, sozusagen, Kriegsgefangene, und es<br />

wird uns wohl an <strong>den</strong> Kragen gehen!«<br />

»Wenigstens wird das die Absicht der Roten sein.«<br />

»Schöne Aussicht! Am Marterpfahle braten und skalpiert zu wer<strong>den</strong>!«<br />

»So weit sind wir noch nicht! Ich hoffe, wie gesagt, bis zum letzten Augenblicke. Wollen zunächst einmal<br />

versuchen, ob wir aus <strong>den</strong> Fesseln kommen können.«<br />

Sie gaben sich alle Mühe; sie strengten ihre Kräfte bis auf das Aeußerste an, doch ohne je<strong>den</strong> Erfolg; die<br />

Riemen waren zu fest. Freilich, wenn Old Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou sich an ihrer Stelle befun<strong>den</strong> hätten,<br />

die wären wohl schon nach einigen Minuten ihrer Ban<strong>den</strong> ledig gewor<strong>den</strong>; aber diese bei<strong>den</strong> hier waren<br />

unerfahren, und es fehlte ihnen derjenige Scharfsinn, welcher selbst aus der übelsten Lage noch einen<br />

Ausgang findet. Sie gaben ihre Bemühungen, die Riemen zu zersprengen, auf; sie einander aufzuknoten,<br />

daran dachten sie nicht, und doch hätten sie, selbst mit gefesselten Hän<strong>den</strong>, wenigstens einen Versuch dazu<br />

machen können.<br />

Sie lagen nun still neben einander und warteten - - eine lange, lange Zeit, wie ihnen dünkte. Da hörten sie<br />

über sich ein Geräusch. <strong>Der</strong> Deckel wurde entfernt. Sie erblickten <strong>den</strong> blauen Sternenhimmel. Das<br />

Unwetter hatte sich also verzogen' und es war Abend gewor<strong>den</strong>. Sie sahen, daß die Leiter herabgelassen<br />

wurde und der Häuptling an derselben herniederstieg. Er bückte sich nach ihnen und betastete sie mit<br />

seinen Hän<strong>den</strong>. Als er sich überzeugt hatte, daß sie noch gefesselt waren und still gelegen hatten, sagte er:<br />

»Die weißen Hunde sind dümmer wie die heulen<strong>den</strong> Koyoten. Sie kommen in die Wohnung der roten<br />

Krieger, ohne zu be<strong>den</strong>ken, daß jetzt das Messer zwischen uns und ihnen ausgegraben ist. Sie haben uns<br />

unser Land, unsre heiligen Orte genommen und uns vertrieben; sie verfolgen und betrügen uns fort und<br />

fort. Sie kamen zu Wenigen und schwellen zu Millionen an; wir aber waren Millionen und müssen<br />

verschwin<strong>den</strong> wie die Mustangs und Bisons auf der Savanne. Aber wir sterben nicht, ohne uns zu rächen.<br />

Das Kriegsbeil ist ausgegraben, und alle Bleichgesichter, welche in unsre Hände fallen, sind verloren. So<br />

auch ihr. Morgen früh, sobald der Tag graut, wer<strong>den</strong> die Marterpfähle errichtet wer<strong>den</strong>, und euer<br />

Schmerzgeheul wird so laut in die Lüfte schallen, daß die Geier in Scharen kommen wer<strong>den</strong>, um euch das<br />

blutige, vor Schmerz dampfende Fleisch vom lebendigen Leibe zu reißen. So wird es geschehen, <strong>den</strong>n Ka<br />

Maku, der Häuptling, hat es gesagt!«<br />

Nach diesen Worten stieg er wieder empor, zog die Leiter nach sich und legte <strong>den</strong> Deckel auf die<br />

Oeffnung.<br />

Seine Drohung war <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> durch Mark und Bein gegangen; sie nahmen dieselbe ernst, <strong>den</strong>n sie wußten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!