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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Erst waren, wie schon erzählt, die Frauen und Kinder von der dritten Terrasse in das zweite Stockwerk<br />

hinabgestiegen. Als sie da angelangt waren, sahen sie sich in einem ungefähr fünf Ellen hohen, fensterlosen<br />

Raume. Es war außer dem Loche oben in der Decke, durch welches sie herabgestiegen waren, nicht die<br />

kleinste Maueröffnung vorhan<strong>den</strong>. Dieses Stockwerk wurde von vier Querwän<strong>den</strong> in fünf Räume geteilt,<br />

deren mittelster der größte war; in diesem befan<strong>den</strong> sie sich. In einer Nische desselben brannte ein kleines<br />

Thonlämpchen, dessen matter Schein nur wenige Schritte weit zur Geltung kam.<br />

Frau Rosalie sah sich kopfschüttelnd um. Als sie in dem ganzen Raume außer der Leiter und der Lampe<br />

nicht <strong>den</strong> geringsten Gegenstand entdeckte, sagte sie entrüstet:<br />

»Na, so was habe ich ooch noch nich gesehen und erlebt! Schteckt man <strong>den</strong>n seine Gäste in so een Loch,<br />

wo es keen Kanapee und keenen eenzigen Schtuhl nich gibt! Das is ja grad wie in eenem Keller! Wo setzt<br />

man sich hin? Wo hängt man seine Sachen off? Wo macht man das Feuer? Wo kocht man <strong>den</strong> Kaffee?<br />

Keen Fenster is zu sehen, und keen Ofen is da! Das muß ich mir wirklich sehr verbitten! Wir sind Damen,<br />

und Damen schteckt man nich in - - - Dunner Sachsen!« unterbrach sie sich erschrocken, als sie <strong>den</strong> ersten<br />

Donnerschlag hörte, welcher bis in diesen Raum herabklang. »Ich gloobe gar, das hat eingeschlagen!<br />

Nich?«<br />

»Ja, das war een Schlag, und was für eener!« antwortete Frau Strauch. »Ich guckte grad in das Loch hinauf<br />

und habe es deutlich blitzen sehen.«<br />

»Na, dann stellt euch nur gleich alle mit 'nander dort in die hinterschte Ecke! Die Männer schprachen<br />

unterwegs davon, daß die Gewitter hier ganz andersch offtreten als bei uns derheeme. Wenn so een rabiater<br />

amerikanischer Blitz durch das Loch herunterkommt, sind wir bei lebendigem Leibe off der Schtelle<br />

mausetot. Da is es freilich gut, daß es hier keen Heu, keen Schtroh und überhaupt keene brennbaren Sachen<br />

gibt. Verschteht ihr mich? Hört ihr's, wie der Regen da oben auftrappst? Du meine Güte, unsre guten<br />

Männer wer<strong>den</strong> durchweecht bis off die Haut! Nachher gibt's Erkältung, Schnupfen, Leib- und<br />

Magenschmerzen, und wer hat die Sorgen und die Angst? Natürlich wir Weiber, wir Frauen, wir Damen,<br />

wie sich ganz von selbst verschteht! Wenn sie nur bald kämen!«<br />

Ihr Wunsch wurde augenblicklich erfüllt, <strong>den</strong>n soeben kam der erste herabgestiegen, Hobble-Frank, dem<br />

nach und nach die andern folgten. Unten angekommen, schüttelte er die Nässe möglichst von sich ab, sah<br />

sich um und sagte enttäuscht:<br />

»Was is <strong>den</strong>n das für een konfernalisches Loch hier unten? Das soll doch nich etwa eene aggregate<br />

Wohnung für provisorische Menschen sein? Ich danke für Pflaumenkuchen zu Weihnachten! Nich 'mal das<br />

liebe Tageslicht will hier herunter! Wenn diese roten Gentlemen keenen bessern Aufenthaltsort für uns<br />

haben, werde ich ihnen nächstens eenen königlich sächsischen Baumeester herüberschicken. <strong>Der</strong> mag<br />

ihnen zeigen, was für een Unterschied is zwischen meiner brillanten "Villa Bärenfett" an der Elbe und<br />

dieser unterirdischen Hekatombe unter der Erde. Wo setzt man sich <strong>den</strong>n da eegentlich hin, wenn man<br />

müde is und een Mittagsschlummerchen riskieren will?«<br />

»Ueberall hin, Herr Franke,« antwortete Frau Rosalie. »Platz is genug.«<br />

»Wie? Was sagen Sie?« fragte der Hobble gereizt. »Ueberall hin? Warum setzen <strong>den</strong>n Sie sich nich? Wohl<br />

weil es Ihnen nich paßt? Und was Ihnen nich gefällt, das is wohl für mich gut genug? Da kommen Sie<br />

freilich an <strong>den</strong> Unrichtigen. Bei meinen vestibulen Anlagen und Talenten habe ich es nich nötig, mit dem<br />

fürlieb zu nehmen, was andern Leuten nich in die Suppe und in <strong>den</strong> Kaffee paßt!«<br />

»Still, Frank!« forderte ihn Sam auf. »Es ist hier nicht der Ort und die Zeit zu solchen Häkeleien. Wir<br />

haben mehr und Besseres zu thun.«<br />

»So? Was <strong>den</strong>n?«

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