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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Terrassen des Pueblo beim Näherkommen deutlich vor sich liegen sah, sagte er:<br />

»So een Bauwerk is mir noch nich vorgekommen. Was für een Bauschtiel mag das wohl sein? Ob<br />

byzantinisch-chloroformisch oder hebräisch-imperialisch? Vielleicht is es gotisch-objektivisch, vielleicht<br />

ooch griechisch-mixturalisch. Je<strong>den</strong>falls aber is es für so eenen Sachverschtändigen, wie ich bin, über alle<br />

Maßen interessant, zu sehen, mit welch eener regelmäßigen Treppenschtufenförmlichkeet sich diese<br />

Puebloindianer übereenander auf- und ansässig gemacht haben. Hast du, geliebter Sam, een<br />

architektonisches Verschtändnis für so eene amphidialektische Gebäudeförmlichkeet?«<br />

»Du meinst je<strong>den</strong>falls amphitheatralisch,« antwortete Hawkens.<br />

»Nee, das fällt mir nich im Troome ein. Ich gebe dir zu be<strong>den</strong>ken, daß du nich die nötigen Kenntnisse und<br />

Finessen besitzest, meinen gelehrten Verschtand petrefaktisch zu verbessern. Das Wort amphi is<br />

griechischer Dialekt und hat mit der Opernbühne<br />

und dem Theater nischt zu thun, und weil es Dialekt is, wird een derartiges Mauerwerk een<br />

amphidialektisches genannt. Als ich damals noch als Forschtgehilfe in Moritzburg amtifizierte, kam der<br />

berühmte Baumeester Gottfried Semper oft in unsern Wald schpaziert; ich habe ihn wohl zwanzigmal von<br />

weitem gesehen, und eenmal ging er so nahe an mir vorüber, daß ich "guten Tag" zu ihm sagte. Er nickte<br />

mir interimistisch zu und antwortete mit freundlichem Kontrapunkte: "Habe die Ehre" Wenn ich nun so<br />

eener Berühmtheet so nahe geschtan<strong>den</strong> habe, wirscht du doch nich wagen wollen, mir meine Bauschtile<br />

und geometrischen Schtandesverhältnisse abzuändern. Oder kannst du mir vielleicht sagen, off welchem<br />

Grundschteene die gesamte Baukunst errichtet is?«<br />

»Nun?«<br />

»Off dem Pythagoräischen Lehrsatz, welcher bekanntlich lautet: das Quadrat der Hypokonfuse sitzt off <strong>den</strong><br />

bee<strong>den</strong> Kathedern. Aber was nutzt der Kuh Muschkate! Ich kann euch zehn Wochen lang das höhere<br />

Tierreich predigen, ihr bleibt doch die niedrigen Regenwürmer, die nur als Maulwurfsfutter nütze sind.«<br />

Er machte bei diesen Worten eine wegwerfende Geste, die leider keinen andern Erfolg hatte, als daß die<br />

bei<strong>den</strong> andern sich heimlich und vergnügt zulächelten. Dann wurde schweigend weitergeritten, bis man am<br />

Fuße des Bauwerkes angekommen war.<br />

Die Leiter, welche zum Besteigen des Erdgeschosses diente, war aufgezogen. Auf <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Terrassen ließen sich außer <strong>den</strong> Frauen und Kindern nur einige Männer sehen. Das machte <strong>den</strong> Eindruck,<br />

daß die Krieger abwesend seien. <strong>Der</strong> Häuptling erwartete in stolzer, unbeweglicher Haltung die Ansprache<br />

der Reisen<strong>den</strong>. Sam Hawkens rief in dem dort gebräuchlichen, aus Englisch, Spanisch und Indianisch<br />

zusammengemischten Idiom zu ihm hinauf:<br />

»Bist du Ka Maku, der Häuptling dieses Pueblo?«<br />

»Ja,« antwortete er kurz.<br />

»Wir wollen hier rasten. Können wir Wasser für uns und unsre Pferde bekommen?«<br />

»Nein.«<br />

Diese Abweisung war eine scheinbare. Es lag in seinem Plane, sie festzuhalten; er mußte ihnen also Wasser<br />

gewähren; aber sie sollten nicht ahnen, daß er sich nur gar zu gern mit ihnen befassen wolle.<br />

»Warum nicht?« fragte Sam.

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